Wenige Arbeiten werden so stark mit Freiheit und wilder Natur in Verbindung gebracht wie das Holzfällen. Es ist, vor allem im Herbst und Winter, die wichtigste Aufgabe von Forstwartinnen und Forstwarten, von Forstpraktikerinnen und Forstpraktikern. Sie beurteilen die Bäume nach Art, Grösse und Lage im Gelände. Damit können sie die genaue Fällrichtung bestimmen und die Umgebung absperren. Mit Motorsägen - und wenn nötig mit Seilwinden - fällen sie den Baum. Im Frühling und Sommer ist vor allem Jungwaldpflege angesagt: Die Forstwartinnen und Forstwarte entfernen Unkraut, Büsche und störende Bäume, damit die vitalsten Bäume genug Platz und Licht zum Wachsen erhalten. Ausserdem schützen sie die Jungbäume mit speziellen Zäunen vor Wildtierverbiss. Doch damit nicht genug: Die Berufsleute pflegen Waldränder und Wege, sichern Hänge und Bäche und errichten Lawinenverbauungen. Das ist harte körperliche Arbeit bei Wind und Wetter. Viele dieser Tätigkeiten sind nicht ungefährlich. Darum haben das Einhalten der Sicherheitsbestimmungen und eine äusserst aufmerksame Arbeitsweise höchste Priorität. FORSTWART/IN FORSTPRAKTIKER/IN EFZ EBA Porträt Baumriesen fällen, Jungbäume pflegen Batja-Lynn Kübler, 20 Forstwartin im 3. Lehrjahr Batja-Lynn Kübler steht vor einer 90 Jahre alten und fast 30 Meter hohen Buche und analysiert den Baum genau: Ist der Stamm gerade? Könnte er innen faul sein? Doch er ist normal gebaut und scheint gesund zu sein – also kann die angehende Forstwartin ihn auf die gewohnte Art fällen. Batja-Lynn Kübler sägt mit der Motorsäge eine tiefe Kerbe in den Stamm – genau in die Richtung, in die der Baum später fallen soll. Der Winkel der Kerbe muss mindestens 45 Grad betragen – «sonst besteht die Gefahr, dass der Baum später nicht sauber fällt». Nachdem die Kerbe herausgesägt ist, stellt sich die Lernende mit dem Rücken zum Baum und kontrolliert ein letztes Mal die Fällrichtung. Sägen mit Köpfchen Nun setzt Batja-Lynn Kübler auf der anderen Seite des Baumes zum Schnitt an. Sie achtet darauf, nicht bis zur Kerbe durchzudringen. Das wäre viel zu gefährlich. Endgültig gefällt wird der Baum mit einem hydraulischen Keil, den die angehende Forstwartin mit Pumpbewegungen immer tiefer in den Schnitt treiben kann. «So arbeiten wir aber nur bei grossen Bäumen. Bei kleineren schlagen wir einen ganz normalen Aluminiumkeil mit einem grossen Hammer in den Schnitt», erklärt sie. Sobald der Keil tief genug im Schnitt versenkt ist, fällt der Baum mit lautem Getöse, und zwar genau in die Richtung, welche die Lernende vorgesehen hat. Immer zu zweit Sofort beginnen sie und ihr Arbeitskollege, den Stamm mit ihren Motorsägen von den Ästen zu befreien: «aufrüsten» nennt man das. Überhaupt, der Kollege: Er war die ganze Zeit dabei, überwachte die Strasse unterhalb des Baumes und stand in ständigem Funkkontakt mit Batja-Lynn Kübler. «Beim Fällen von Bäumen sind wir immer mindestens zu zweit, da gibt es keine Ausnahmen», erklärt sie. Nun wird der Stamm mit einer Seilwinde an einen provisorischen Lagerplatz gebracht. «Er wird wohl in Form von Holzschnitzeln oder Brennholz verheizt werden», vermutet Batja-Lynn Kübler. Die Sägereien haben kaum Interesse: «Buchenholz erzielt keinen hohen Preis, die ausländische Konkurrenz ist zu gross.» Auch deshalb musste sich der Staatsforstbetrieb, in dem die angehende Forstwartin arbeitet, neue Wege überlegen. Und so stellt sie manchmal auch Holztische oder Zäune her, oder baut an einer Holzbrücke für einen kleinen Bach. Wer soll gross werden? Wer einen Wald wirtschaftlich nutzen will, muss die richtigen Jungbäume gross werden lassen. Darum stehen Batja-Lynn Kübler und ihr Arbeitskollege nun mitten im Stangenholz – junge Bäume mit Stämmen, die dünner als 20 cm sind. Sie beurteilen die Wuchsqualität – gefragt sind Bäume, die erst weit oben am Stamm Äste bilden – und den Standort. Dann entscheiden sie, welche Jungbäume stehen bleiben können und welche wegmüssen. Aber auch das Fällen grosser Bäume gehorcht den Gesetzen der Jungwaldpflege. «Wir ernten vor allem solche Bäume, welche dem Nachwuchs zu viel Licht wegnehmen», erklärt die angehende Forstwartin. Batja Lynn Kübler ist mit ihrer Berufswahl zufrieden. Sie würde sich höchstens die eine oder andere weitere Frau in ihrer Berufsfachschulklasse wünschen. «Denn eigentlich ist mein Beruf für Frauen, die körperlich fit sind, problemlos machbar.» Porträt «Ich pflanze den Schutzwald für die nächste Generation» Matthias Lauber ist Forstwart in einem Hochgebirgstal. Dort herrschen andere Bedingungen als im Flachland. Auch die Aufgaben sind zum Teil anders: Die Berufsleute arbeiten oft an der touristischen Infrastruktur und am Lawinenschutz. Bis zu dieser felsigen Stelle hatte Matthias Lauber keine grossen Schwierigkeiten, den Gebirgswanderweg mit einem kleinen Bagger und mit Handwerkzeug zu verbreitern. Doch jetzt geht es ohne Sprengung nicht mehr weiter. «Wir werden Löcher in den Fels bohren, um dort den Sprengstoff platzieren zu können», erklärt der Forstwart. Dazu brauchen er und seine Kollegen den Kompressor – ein schweres Gerät, das im Moment auf der anderen Talseite steht. Um die Maschine im unwegsamen Gelände zu transportieren, gibt es nur eine Lösung: den Helikopter. Warten auf den Heli Aber tiefliegende Wolken und Regen machen den Anflug des Helis im Moment unmöglich. Die Forstwarte nutzen die Zeit mit weiteren Ausbesserungen am Wegstück hinter ihnen. Gerade als sie diskutieren, ob sie den Helitransport für heute absagen und in den Werkhof zurückkehren sollen, beginnt es zu knattern und zu dröhnen. Der Heli ist da, holt den Kompressor und transportiert ihn zur gewünschten Stelle. Rasch helfen Matthias Lauber und seine Kollegen dem Flughelfer, den Kompressor vom Seil zu nehmen. Nach zwei Minuten ist das Spektakel vorbei, der Heli ist weg. Auch Matthias Lauber muss weiter. Er überlässt die Sprengung den anderen – denn der Jungwald ruft. Winzlinge mit grosser Mission Auf dem Weg zum nächsten Einsatzort steuert der Forstwart seinen Geländewagen über enge Gebirgssträsschen. Dann folgt ein 20-minütiger Fussmarsch auf einem Wald- Matthias Lauber, 29 Forstwart EFZ sagt Matthias Lauber. Für den Baum ist das kurzfristig kein Problem: «Die Nährstoffe werden sowieso nur in den äussersten Holzschichten transportiert. Doch die Stabilität leidet darunter, und der Baum kann eines Tages umfallen.» Werkhof und Ausbildung pfad, bis die Lawinenverbauungen auftauchen. Mitten unter diesen riesigen Holzgattern pflanzt Matthias Lauber winzige Bäumchen – jedes in einer schützenden kleinen Mulde. Das wirkt vielleicht komisch, ist aber ein genialer Kniff: «In etwa 80 Jahren werden diese Lawinenverbauungen anfangen zu zerfallen. Dann aber werden die Bäume, die ich heute hier pflanze, gross genug sein, um die Dörfer im Tal vor Lawinen zu schützen», erklärt Matthias Lauber. Den Rest des Tages wird der Forstwart in einem Holzschlaggebiet verbringen, um dort grosse Rottannen zu fällen. Die Bäume werden ganz bewusst ausgewählt. «Diese Tanne hier zum Beispiel war innen bereits hohl», An manchen Tagen arbeitet Matthias Lauber im Werkhof. «Dort produzieren wir Brennholz, Holztische, Bänke, Brunnen oder Klettergerüste. Wir haben sogar einen Spezialisten in unseren Reihen, der grosse Schaukeltiere für Spielplätze und Holzskulpturen schnitzt.» Allerdings stellt der Forstwart klar: «Meistens bin ich draussen unterwegs, der Werkhof ist der Bereich meiner älteren Berufskollegen.» Matthias Lauber ist in seinem Betrieb für die Lernenden verantwortlich. Vor allem im Winter ist er deshalb oft unterwegs. «Wenn hier meterweise Schnee liegt, haben wir nicht so viel Arbeit. Dann arbeiten unsere Lernenden in einem Partnerbetrieb im Mittelland und wohnen auch dort. Ich besuche sie aber regelmässig und schaue, ob es ihnen gut geht und ob sie berufliche Fortschritte machen.» Dem Forstwart gefällt dieser Aspekt seiner Arbeit sehr. Er verrät: «Ich werde nächstens eine Weiterbildung zum Instruktor für überbetriebliche Kurse absolvieren.» Perspektiven Harter Job mit viel Entwicklungspotenzial Forstbetriebe werden meistens von Kantonen oder Gemeinden betrieben. Es gibt aber auch einige private Forstunternehmen, die Aufträge von Gemeinden und Privaten annehmen. Die Betriebe beschäftigen in der Regel zwischen drei und zehn Mitarbeitende. Pro Jahr werden etwas mehr als 300 Forstwartinnen und Forstpraktiker ausgebildet. Lehrstellen gibt es in allen Regionen der Schweiz. In den meisten Regionen sind die Lehrstellen sehr begehrt und schnell besetzt. Es gibt Betriebe, die sich zu Lehrbetriebsverbünden zusammenschliessen und die Lernenden gemeinsam ausbilden. Das hat beispielsweise für Betriebe in Gebirgslagen den Vorteil, dass ihre Lernenden die nötige Praxis im Holzfällen in Talbetrieben sammeln können, wenn in der Höhe zu viel Schnee liegt. werden die Bäume im Frühling gefällt, wenn weniger Schnee liegt. Die Anzahl der Beschäftigten in der Branche ist seit einiger Zeit leicht rückläufig – unter anderem wegen der sinkenden Holzpreise. Trotzdem sind die Entwicklungsmöglichkeiten für Forstwarte vielfältig. Die am häufigsten gewählte Weiterbildung ist jene zum Förster HF. Daneben gibt es einige forstspezifische Berufsprüfungen (siehe Rubrik Ausbildung/Weiterbildung). Der Bedarf nach solchen spezialisierten Arbeitskräften im Forstbereich ist höher als das aktuelle Angebot, so dass Forstwartinnen mit einer spezifischen Weiterbildung sehr gesucht sind. Die Berufsleute können darüber hinaus Weiterbildungen in den Bereichen Gartenbau, Landwirtschaft oder Baumpflege absolvieren. Mit der Berufsmaturität sind Fachhochschulstudien in Forstwirtschaft oder Holztechnik möglich. Gesuchte Spezialisten Forstwarte führen zu verschiedenen Jahreszeiten unterschiedliche Arbeiten aus. Der Holzschlag steht vor allem während des Winters im Zentrum, wenn die Bäume nicht wachsen. Im Sommer widmen sich die Berufsleute der Jungwaldpflege, dem Unterhalt von Wegen und weiteren Arbeiten im Wald. Im Gebirge sieht das anders aus: Hier Im Einklang mit der Natur Gute Gesundheit, körperliche Belastbarkeit und einwandfreies Sehvermögen sind auch aus Sicherheitsgründen unerlässlich. Deshalb verlangen die Lehrbetriebe vor dem Beginn der Ausbildung eine ärztliche Eignungsabklärung. Die Unfallgefahr ist höher als in anderen Berufen. Während des Holz- schlags sind Konzentration und das Einhalten der Sicherheitsregeln von grösster Bedeutung. Bei allen Waldarbeiten gibt es klare Angaben, wie bei einem Unfall die Rettung alarmiert und erste Hilfe geleistet wird. Das Tragen von Helm, Gehörschutz und Schnittschutzkleidung sind bei Arbeiten mit der Motorsäge obligatorisch. Forstwart/innen arbeiten selbstständig, sind aber immer in Rufweite zu Arbeitskollegen. Schwere Arbeiten sind meist nur im Team zu bewältigen. Nicht nur untereinander, sondern auch mit den Führern von Forstschleppern und Seilkränen sowie mit den Helikopterpiloten ist die Zusammenarbeit eng. Der Funk ist dabei das gängige Kommunikationsmittel. Der Frauenanteil im Beruf liegt unter fünf Prozent. Etwa zehn Prozent aller Lernenden sind Quereinsteigende aus anderen Berufen – wobei sie oft das naturnahe Arbeitsumfeld als Motivation nennen. Tatsächlich arbeiten Forstwarte und Forstwartinnen zu allen Jahreszeiten und bei jedem Wetter draussen in der Natur. Ihre Arbeit dient nicht nur der wirtschaftlichen Nutzung des Waldes. Sie gewährleistet auch dessen Funktion als Lebens- und Erholungsraum und erhält das ökologische Gleichgewicht. Mehr als nur Holz fällen Frédéric Hayoz, 18 Porträt EBA Forstpraktiker EBA im 1. Lehrjahr Das Team, in dem Frédéric Hayoz arbeitet, trifft sich jeden Morgen im Forstzentrum. Bevor die Arbeit im Wald beginnt, wird der Tagesablauf festgelegt: Wer geht wohin, wer macht was? bestimmten Höhe. Wir schützen die frisch gepflanzten Bäume mit Gittern gegen Schäden, die durch Wildtiere verursacht werden. Rehe zum Beispiel fressen gerne die Knospen oder reiben sich an der Baumrinde, um ihr Territorium zu markieren.» «Das Waldrevier umfasst 24 Wälder mit einer Fläche von insgesamt 800 Hektaren. Unser Team zählt sieben Personen: ein Förster, ein Vorarbeiter, drei Forstwarte und zwei Lernende. Im Winter fällen wir die Bäume, die zur Ernte bereit sind. Oftmals zählen sie 100 oder 150 Jahre. Im Sommer hingegen pflanzen wir junge Bäume und pflegen den Wald und die Wege», erklärt der Lernende. Waldpflege Mehr Zeit für Fragen Frédéric Hayoz hat sich schon immer für die Natur und die Arbeit an der frischen Luft interessiert. «Nach der Schule habe ich eine berufliche Grundbildung als Forstwart EFZ angefangen, konnte aber im erstes Lehrjahr die Anforderungen nicht erfüllen. Deshalb habe ich mich für die zweijährige Ausbildung entschieden.» Die Berufsfachschule findet für die angehenden Forstpraktiker als zweiwöchiger Blockunterricht statt. Darauf folgen jeweils zehn Wochen Praxis im Betrieb. «Bei der Ausbildung zum EFZ hat- ten wir weniger Zeit, um bei einem Thema zu bleiben. Jetzt schätze ich es, dass im Unterricht mehr praktische Übungen stattfinden und mir mehr Zeit bleibt, um Fragen zu stellen, wenn ich etwas nicht begriffen habe.» Anpassen an Wetter und Gelände Dieses Jahr ist der Frühling einige Wochen früher gekommen als üblich, und mit der aufkommenden Wärme mussten einige Bepflanzungen rasch erledigt werden. «Kürzlich haben wir Kirschbäume, Douglasien und Tannen gepflanzt. Manche Bäume benötigen mehr Wasser, andere viel Licht, und gewisse wachsen nur auf einer «Im Wald wählen wir die schönsten Bäume aus. Sie müssen genügend hoch und gerade gewachsen sein, nicht zu viele Äste, aber dafür feste Wurzeln aufweisen und nicht zu dicht bei anderen Bäumen stehen. Diese werden dann zu Kandidaten für die spätere Holzernte, und wir lassen sie wachsen. Der Unterhalt des Walds ist auch aufwändig: Wege ausbessern, Gestrüpp entfernen, Brombeersträucher mähen.» Vor kurzer Zeit hat Frédéric Hayoz bei der Erstellung eines Waldlernpfads mitgeholfen. Dank diesem sollen Schülerinnen und Schüler sowie Spaziergänger den Wald besser kennenlernen. Den Wald pflegen heisst eben auch die Öffentlichkeit informieren und sensibilisieren. Forstpraktiker/in EBA Wenn du beim Lernen etwas mehr Zeit brauchst oder deine Leistungen für eine 3-jährige berufliche Grundbildung nicht ausreichen, hast du die Möglichkeit, die 2-jährige Ausbildung zur Forstpraktikerin/zum Forstpraktiker EBA zu absolvieren. Die Anforderungen sind in etwa dieselben wie die an den Beruf Forstwart/in EFZ. Der Schulstoff an der Berufsfachschule ist jedoch etwas einfacher und wird in zweiwöchigen Blockkursen vermittelt. Nach Abschluss der Ausbildung bist du im Besitz des in der ganzen Schweiz anerkannten Berufsattests. Mit diesem Attest kannst du entweder als Forstpraktiker/in arbeiten – oder in das zweite Jahr der 3-jährigen EFZ-Ausbildung einsteigen. Forstwartin, Forstwart EFZ – ein Beruf für mich? Hier einige Aussagen, um das zu überprüfen. Anforderungen/Ausbildung, Weiterbildung Ich arbeite gerne im Freien – bei jedem Wetter. Bei den Arbeiten im Wald gibt es kein Dach über dem Kopf. Arbeitsweise und Bekleidung müssen den Wetterbedingungen angepasst werden. Nur falls die Witterung zum Sicherheitsproblem wird – beispielsweise bei aufziehenden Gewittern –, werden Arbeiten abgebrochen. Ich bin körperlich sehr robust. Nicht selten müssen die schweren Motorsägen zu Fuss in unwegsamem Gelände zum Holzschlag transportiert werden. Auch das Bewegen des Holzes und das Entasten der Bäume ist anstrengend – trotz vieler technischer Hilfsmittel. Ich bin verantwortungsbewusst. Forstwartinnen und Forstwarte arbeiten mit lebendem Material und mit potentiell gefährlichen Gerätschaften. Sie tragen die Verantwortung für die eigene Sicherheit – und für jene ihre Arbeitskolleginnen und -kollegen. Ich kann gut beobachten und urteile sicher. In welche Richtung soll der Baum idealerweise fallen? Hängt er in eine bestimmte Richtung, so dass eine andere Fälltechnik nötig ist? Könnte der Baum innen hohl sein? Solche Beobachtungen – und die richtigen Folgerungen daraus – beeinflussen die Qualität und die Sicherheit der Arbeit wesentlich. Ich habe ein ausgezeichnetes praktisches und technisches Verständnis. Die Berufsleute arbeiten oft mit schwerem Gerät, bedienen verschiedenste Maschinen und führen handwerkliche Präzisionsarbeiten aus. Ich arbeite gern selbstständig und im Team. Für manche Arbeiten sind die Berufsleute allein in der Natur unterwegs. Schwere Arbeiten wie das Fällen von Bäumen sind hingegen nur im Team zu bewältigen. Damit die Sicherheit gewährleistet ist, müssen sich die Teammitglieder hundertprozentig aufeinander verlassen können. Berufliche Grundbildung Informationen zur zweijährigen beruflichen Grundbildung Forstpraktiker/in EBA siehe Seite «Porträt EBA» Voraussetzungen: Abgeschlossene Volksschule, berufsbezogenes Arztzeugnis Dauer: 3 Jahre Bildung in beruflicher Praxis: In einem öffentlichen oder privaten Forstbetrieb Schulische Bildung: In der Regel 1 Tag pro Woche an der Berufsfachschule Berufsbezogene Fächer: Holzernte und Holzmessen, Holzkunde, waldbauliche Grundlagen, Standortskunde, Waldbau, Ökologie, Forstschutz, Wald/Jagd und Wildtiere, Bauwesen, Mensch und Arbeit, Aufgaben und Bedeutung des Waldes, Forstrecht und forstliche Planung, Betriebsorganisation und Arbeitsrecht Überbetriebliche Kurse: Praktisches Erlenen und Üben der beruflichen Grundlagen Abschluss: Eidg. Fähigkeitszeugnis «Forstwart EFZ/Forstwartin EFZ» Berufsmaturität Bei sehr guten schulischen Leistungen kann während oder nach der beruflichen Grundbildung die Berufsmaturitätsschule besucht und die eidgenössische Berufsmaturität erworben werden. Die Berufsmaturität ermöglicht das Studium an einer Fachhochschule, je nach Studienrichtung prüfungsfrei oder mit Aufnahmeverfahren. Weiterbildung Kurse: Angebote von forst- und landwirtschaftlichen Bildungszentren, von Waldwirtschaft Schweiz WVS, von Umweltorganisationen, von Fachschulen und Fachhochschulen. Eine Kursübersicht bietet die Codoc. Verkürzte Grundbildung: Obstfachmann/-frau EFZ Berufsprüfung (BP) mit eidg. Fachausweis: Forstwart-Vorarbeiter/in, Forstmaschinenführer/in, Seilkran-Einsatzleiter/in, Baumpflegespezialist/in, Holzfachmann/-frau, Natur- und Umweltfachmann/-frau Höhere Fachschule HF: Dipl. Förster/in Fachhochschule FH: Bachelor of Science (FH) in Forstwirtschaft, Bachelor of Science (FH) in Holztechnik IMPRESSUM 1. Auflage 2014 © 2014 SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten. Herausgeber: Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB SDBB Verlag, www.sdbb.ch, [email protected] Projektleitung: Regula Luginbühl, Véronique Antille, Alessandra Truaisch, SDBB Recherche und Texte: Peter Kraft, Coralia Gentile, Alessandra Truaisch, SDBB Übersetzung: Myriam Walter, Zürich; Yvonne Gaug, Zürich Fachlektorat: Franziska Büchler, Bern; Rolf Dürig, Codoc, Lyss Fotos: Frederic Meyer, Zürich; Thierry Porchet, Yverdon-les-Bains; Alessandra Rime, Roveredo Grafik: Viviane Wälchli, Zürich Umsetzung: Roland Müller, SDBB Druck: Haller + Jenzer AG, Burgdorf Artikelnummer: FE-3199 (Einzelexemplar), FB1-3199 (Bund à 50 Ex.) Dieses Faltblatt gibt es auch in Französisch und Italienisch. Weitere Informationen Vertrieb, Kundendienst: SDBB Vertrieb, Industriestrasse 1, 3052 Zollikofen Telefon 0848 999 001, Fax + 41 (0)31 320 29 38, [email protected], www.shop.sdbb.ch www.berufsberatung.ch: Allgemeine Informationen zu Berufswahl und Laufbahnplanung, Lehrstellen und Weiterbildung Wir danken allen beteiligten Personen und Institutionen herzlich für ihre Mitarbeit. Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. www.codoc.ch: Informationen zu Aus- und Weiterbildung in der Waldwirtschaft Jungwaldpflege Grosse Bäume mit geradem Wuchs: Das ist das Ziel. Schlecht wachsende Bäume oder solche, die anderen das Licht nehmen, werden markiert und entfernt. Arbeitssituationen Holzschlag vorbereiten Umgebung, Beschaffenheit des Baumes, Fällrichtung: All das gilt es zu berücksichtigen, bevor die Berufsleute die Motorsäge ansetzen. Unterhalt von Wegen Würden die Berufsleute Forststrassen und Wanderwege nicht jedes Jahr frei machen, würden sie bald einmal zuwachsen. Umgebung absperren Während des Holzschlags wäre es sehr gefährlich, wenn Passanten in der Nähe wären. Darum wird die Umgebung grossräumig abgesperrt. Hänge und Bäche sichern Lawinen, Erdrutsche und Überschwemmungen stellen grosse Gefahren dar. Die Berufsleute sichern das Gelände, mit Pflanzungen oder mit Verbauungen. Bäume fällen Forstwartinnen und Forstpraktiker sägen nicht einfach den Baumstamm durch. Sie befolgen strikt ein mehrstufiges Fällverfahren. Arbeit im Werkhof Die Berufsleuten warten im Werkhof ihre technische Ausrüstung und stellen Holzschnitzel, Brennholz, Gartenmöbel oder Klettergerüste her. Bäume verarbeiten und transportieren Bevor sie die Baumstämme mit der Seilwinde abtransportieren oder auf Lastwagen laden, entfernen die Berufsleute die Äste und oft auch die Rinde. Laufbahnen Stéphane Bigler arbeitet bei einem grossen Forstunternehmen mit ungefähr 30 Mitarbeitenden. Er ist für den Transport des Holzes aus dem Wald bis zur Strasse verantwortlich. Dort wird das Volumen ermittelt, und die Stämme werden mit dem Lastwagen abtransportiert. «Ich arbeite mit verschiedenen Fahrzeugen, zum Beispiel mit Traktoren für Langholz, mit Holzlastwagen für Kurzholz oder mit Holzernte-Maschinen, die selber Bäume fällen.» Stéphane Bigler besitzt auch den Führerausweis als Gabelstapler- und Lastwagenfahrer. «Meine Hauptaufgabe ist die Holzernte, entweder im Team mit den Patrizia Acquistapace, 26 Dipl. Försterin HF und Ausbilderin «Ein Jahr nach meinem Abschluss als Forstwartin EFZ erhielt ich eine Anstellung in einem Forstbetrieb im Engadin. Eigentlich wollte ich dort nur meinen Erfahrungshorizont erweitern. Mein Chef hat mich dann aber überzeugt, die interkantonale Försterschule in Maienfeld zu besuchen. Es ist eine Vollzeitausbildung, die auch verschiedene Praktika beinhaltet. Nach dem Diplom ging ich zurück zu meinem früheren Arbeitgeber, wo ich einen Teil der Verwaltungsaufgaben übernahm.» Dank ihrer Ausbildung kann Drinnen und Draussen Patrizia Acquistapace heute sowohl im Freien mit den Forstwarten zusammenarbeiten als auch leitende und administrative Aufgaben im Büro übernehmen. So legt sie fest, welche Bäume gefällt werden, arbeitet mit den Forstingenieuren zusammen, kontrolliert den Holzverkauf oder kümmert sich um die Fakturierung. «Auf die bearbeiteten Baumstämme werden Barcodes angebracht», erklärt die Försterin. «Die Codes enthalten zum Beispiel Informationen über die Grösse oder die Holzart. Die Palette reicht vom gewöhnlichen Holz für Zimmermannsarbeiten bis hin zum wertvollen Arvenholz für die Möbelschreinerei.» Patrizia Acquistapace unterrichtet zusätzlich an der Berufsfachschule und erteilt überbetriebliche Kurse. «Die Tätigkeit als Ausbilderin sagt mir sehr zu. So kann ich viele theoretische Aspekte zusammen mit den Lernenden in die Praxis umsetzen.» Vom Wald auf die Strasse Forstwarten, wenn ich den Traktor steuere, oder alleine, wenn ich mit der HolzernteMaschine arbeite. Damit kann man pro Tag 100 bis 120 m3 Holz produzieren, das entspricht fünf Lastwagen-Ladungen. In der Kabine befindet sich ein komplexes Armaturenbrett, dessen Bedienung eine schnelle Reaktion voraussetzt. Die Arbeit mit Forstmaschinen verlangt maximale Konzentration. Man muss die Augen überall haben. Ich kümmere mich auch um forsttechnische Arbeiten. Dies kann zum Beispiel das Stabilisieren eines Gebiets mit eingegrabenen Holzkasten, das Abstützen einer Böschung, das Kanalisieren eines Bachs oder das Ausbessern eines Waldweges sein. Es gibt auch viele Unternehmen aus dem Bauingenieurwesen, die uns mit Rodungs- und Fällarbeiten beauftragen.» «Als Mitarbeiterin Führungsunterstützung beim Berner Amt für Wald erarbeite ich Referate für den Amtsvorsteher, organisiere Fachtagungen und stelle Infos für die Öffentlichkeit zusammen – etwa über die Eschenwelke. Das ist eine Pilzkrankheit, die sehr viele Eschen in der Schweiz befallen hat. Ich bin auch in der internen Kommunikation tätig und informiere unsere Mitarbeitenden beispielsweise über Umstrukturierungen. Ein Projekt, das mir besonders am Herzen liegt, ist der ‹Treffpunkt Berner Wald›. Jede Schulklasse hat das Recht auf einen Waldtag mit dem Förster pro Jahr. Ich bin für die Positionierung des Angebots zuständig, koordiniere die Ausbildung der Förster, motiviere die Schulen zum Mitmachen und erstelle einen jährlichen Abschlussbericht. Meine Bilden und informieren Stéphane Bigler, 40 Forstmaschinenführer BP SWISSDOC 0.120.6.0, 0.120.17.0 Mirjam Richter, 30 Forstingenieurin FH berufliche Grundbildung als Forstwartin öffnet mir in meiner jetzigen Position viele Türen: Ich weiss, was die Waldfachleute beschäftigt. Darum kann ich ihnen meine Anliegen besser begreiflich machen, ob es nun um das Mitmachen bei den Waldtagen oder um die Infotafel bei einer Totholzinsel geht. Ich habe direkt nach dem EFZ die Berufsmaturität und mein Studium als Forstingenieurin absolviert. Nach Forschungs praktika in Davos und Freiburg hatte ich eine Stelle als Projektleiterin für Waldpädagogik inne und habe dann meine jetzige Stelle angetreten. In Zukunft könnte ich mir vorstellen, im Bereich Personal- und Organisationsentwicklung weitere Aufgaben zu übernehmen.» © 1. Auflage 2014, SDBB, Bern
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