S ta d t E sch b o rn Rede von Bürgermeister Mathias Geiger zur

Stadt Eschborn
Rede von Bürgermeister Mathias Geiger zur Einbringung des Haushaltsplan-Entwurfes für
das Jahr 2016 – Stadtverordnetenversammlung am 24.09.2015
Es gilt das gesprochene Wort!
Sehr geehrte Frau Stadtverordnetenvorsteherin, sehr geehrte Damen und Herren der
Stadtverordnetenversammlung, liebe Bürgerinnen und Bürger der Stadt Eschborn, sehr
geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Presse,
ich lege Ihnen heute den Entwurf des Haushaltsplans für das Jahr 2016 vor, wie ihn der
Magistrat in seiner traditionellen Haushaltssitzung am 25.8.15 verabschiedet hat. Ich
persönlich wünsche mir eine spannende, faire und konstruktive Diskussion zum Wohle
unserer Stadt.
Im Zuge der Beratung des Haushalts 2015 habe ich versprochen, den Haushalt 2016 zu
einem weit früheren Zeitpunkt als sonst üblich vorzulegen, weil der Wunsch der
Stadtverordnetenversammlung nach mehr Beratungszeit bestand. Dieses Versprechen löse
ich hiermit ein.
Das hat eine große Kraftanstrengung in unserer Verwaltung bedeutet. Unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben den ganzen Sommer über alles in Bewegung gesetzt,
damit wir Ihnen heute den Entwurf vorlegen konnten. Ich danke den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern dafür ausdrücklich.
Wir haben auch bereits auf der politischen Ebene begonnen, den Haushalt bzw. wesentliche
Fragestellungen zu diskutieren. Es herrscht hier völlige Transparenz. Alle Beteiligten sind
von Beginn an eingebunden und können konstruktiv und sachlich ihre Vorstellungen äußern.
Es ist mein Herzensanliegen, dass sich das in unserer anstehenden Diskussion fortsetzt. Wir
haben in einem ersten Arbeitstreffen Modellrechnungen insbesondere zu den Auswirkungen
des neuen KFA vorgelegt und durchgerechnet.
Die Frage war und ist, wie wir die zusätzlichen 28 Mio. € durch den neuen KFA aufbringen
können, ohne unser Haushaltsdefizit –im letzten Jahr waren es 8 Mio. €- zu vergrößern.
Unsere Fachleute standen dabei ausgiebig für Fragen zur Verfügung. Schließlich habe ich
meine Vorstellungen als Kämmerer vorgestellt und in den Magistrat eingebracht.
Der Magistrat hat in seiner Haushaltssitzung mehrheitlich große Veränderungen am
ursprünglichen Entwurf beschlossen, deren Einarbeitung in den Haushalt wiederum einen
großen zeitlichen Aufwand in der Verwaltung bedeutet hat. Wie es meine Pflicht ist, setze ich
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natürlich den mehrheitlichen Magistratsbeschluss um und lege Ihnen heute den
Haushaltsentwurf in der veränderten Form vor.
Gleichzeitig werbe ich als Bürgermeister und Kämmerer der Stadt Eschborn ausdrücklich für
meinen ursprünglichen Vorschlag weil ich überzeugt bin, dass so manche Weichenstellung
und mancher Eckpunkt im ursprünglichen Vorschlag besser für das Wohl unserer Stadt und
unserer Bürger ist.
Die Alternativen werde ich Ihnen aufzeigen. Meine Damen und Herren Stadtverordnete, sie
haben die Wahl und entscheiden frei, was das Beste für Eschborn ist. Lassen Sie uns noch
einmal darüber reden!
Zunächst möchte ich Ihnen einen Überblick über die konkreten, aktuellen Eckdaten des
Haushaltes 2016 geben:
Im nächsten Jahr rechnen wir insgesamt mit ordentlichen Erträgen in Höhe von rd. 184,4
Mio. €. (Im Vorjahr waren dies knapp 157 Mio. €) und ordentlichen Aufwendungen in Höhe
von rd. 187,5 Mio. € (2015: 165,3 Mio. €).
Insgesamt schließt der Gesamtergebnishaushalt für das Jahr 2016 mit einem Defizit von rd.
3,0 Mio. € (2015: 8,2 Mio. €) ab.
Im Finanzhaushalt werden Auszahlungen für den Erwerb von Grundstücken mit 2,5 Mio. €
(2015 2,4 Mio. €) geplant. Weitere 7,4 Mio. € (2015: 21,1 Mio. €) sind für Baumaßnahmen
bereitgestellt. Darüber hinaus sind 6,2 Mio. € für Investitionen in das Sachanlagevermögen
und immaterielle Vermögen vorgesehen.
Für Investitionen in das Finanzanlagevermögen sind 90.000 € geplant, gegenüber 495.000 €
in 2015. Im Bereich der investiven Einnahmen werden 150.603 € erwartet. Hinzu kommen
Tilgungszahlungen aus dem Konjunkturprogramm von noch 53.540 €.
Verpflichtungsermächtigungen werden 2016 in Höhe von 6.000.000 € festgesetzt.
Kassenkredite werden nicht veranschlagt.
Im Bereich der Steuererträge erwarten wir einen Anteil an der Einkommensteuer von 18,9
Mio. €. Unseren Umsatzsteueranteil haben wir mit 7,14 Mio. € errechnet. Die Einnahmen aus
der Grundsteuer A und B planen wir mit 3,3 Mio. €.
Nun zum wichtigsten Teil unserer Einnahmen: Die Gewerbesteuer haben wir mit 138 Mio. €
angesetzt.
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Meine Damen und Herren,
es ist kein Geheimnis, dass dieser Haushalt anders ist und anders sein muss, als alle
Haushalte der vergangenen Jahre. Er wird nämlich ganz entscheidend von einem externen
Faktor bestimmt: Dem neugeordneten Hessischen kommunalen Finanzausgleich.
Ich möchte diesem Thema daher größeren Raum in meiner Rede widmen. Der neue KFA
hat für uns dramatische Folgen. Nach den Vorgaben dieses neuen KFA hat die Stadt
Eschborn unabhängig von dem tatsächlich von ihr festgelegten Gewerbesteuerhebesatz
Umlagen auf Basis eines sogenannten Nivellierungshebesatzes von 357 Prozentpunkten zu
leisten.
Unter Zugrundelegung der gegenwärtigen Haushaltssituation würde die neue Gesetzeslage
gegenüber dem aktuellen KFA insgesamt eine Mehrbelastung von ca. 21 Mio. € zum jetzigen
Zeitpunkt bedeuten. Die neuen Berechnungen vom Finanzministerium liegen bis dato noch
nicht vor. Es erscheint nahezu unmöglich, dies bei Beibehaltung der derzeitigen Hebesätze
zu kompensieren.
Die Neuordnung des KFA ist überhaupt erst nach dem sogenannten „Alsfeld-Urteil“ des
Hessischen Staatsgerichtshofs notwendig geworden. Dort erklärten die Richter die bisherige
Gesetzeslage für verfassungswidrig und machten der Landesregierung die Vorgabe, die
Bedarfe der Kommune zunächst korrekt zu ermitteln, bevor ein Ausgleichssystem
geschaffen wird. Das war eigentlich die zentrale Aussage des Urteils.
Häufig wird nämlich versucht, den neuen KFA als zwingende Folge des Urteils darzustellen.
Das ist schlichtweg falsch. Nun wurden also die Bedarfe der Hessischen Kommunen
aufgeteilt und in unterschiedliche Klassifizierungen ermittelt.
Am Ende kam heraus, dass das Land genau den Betrag an Mitteln für die Kommunen aus
dem Landeshaushalt bereitstellen muss, den sie auch nach dem alten KFA schon zu
erbringen hatte. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt… Allerdings wurden gleich diverse
andere gesetzliche Grundlagen, sprich Mechanismen zum kommunalen Ausgleich,
mitgeändert.
Die Berechnung der Finanzkraft erfolgt nach dem sogenannten „Thüringer Korridormodell“,
eine Solidaritätsumlage wird eingeführt, die Nivellierungshebesätze angehoben und so
weiter. Die Details erspare ich Ihnen hier und heute. Entscheidend ist letztendlich der für uns
zu Grunde gelegte Nivellierungshebesatz.
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Uns wird immerhin nicht vorgeschrieben, welche Steuersätze wir zu erheben haben. Aber
auf welcher Basis wir das Geld dann an dritte Stellen weiterreichen müssen, das gibt man
uns schon vor.
So wird aus einem indirekten Zwang schnell ein sehr direkter! Wie sich das mit dem
Grundrecht der Gemeinde auf kommunale Selbstverwaltung vereinbaren lassen soll,
erschließt sich mir nicht.
Diese neue Gesetzeslage ist nach unserer Auffassung klar rechtswidrig. Die Möglichkeit
einer Klage wird geprüft. Es gibt in diesem Verfahren durchaus Grund zum Optimismus. Nun
aber müssen wir uns erst einmal auf die neue Rechtslage einstellen, denn aufschiebende
Wirkung hat unsere Klage nicht.
Ich habe mich, und in der Folge natürlich vor allem unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in
der Finanzverwaltung, sehr darum bemüht, Ihnen auch unter diesen veränderten
Rahmenbedingungen einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.
Mein ausdrücklicher Dank gilt daher natürlich insbesondere Frau Czeka und ihrem Team. Ich
glaube, dass dieser Haushalt uns allen mehr Kopf- und Bauchschmerzen bereitet hat als die
meisten Haushalte der vergangenen Jahre zusammen…
Immer wieder haben wir alle Bereiche auf Einsparpotential abgeklopft, haben alle Mitarbeiter
in den Fachbereichen dazu aufgefordert, doch ihren jeweiligen Bereich nochmals
durchzusehen. Wir haben auch nicht davor zurückgeschreckt Dinge zu streichen, die uns
lieb und teuer geworden sind.
Alles, nur um unserer Verantwortung gerecht zu werden. Das wird sehr deutlich, wenn man
sich die Haushaltsansätze der Sachgebiets- bzw. Teambudgets von 2015 und 2016
nebeneinander ansieht. Aber ein ausgeglichener Haushalt ist kein Selbstzweck. Anders
ausgedrückt: Man darf nicht alles dem Ziel eines ausgeglichenen Haushalts opfern.
Um nämlich unter den Rahmenbedingungen des neuen KFA einen ausgeglichenen Haushalt
vorzulegen, hätten wir es uns auch einfacher machen können: Wir hätten schlichtweg die
Steuerhebesätze extrem erhöhen können. Letztlich war es ja auch genau das, was der
Hessische Finanzminister gewollt hat, wie er in Interviews immer wieder deutlich macht.
Dadurch wäre der „Schwarze Peter“ sogar einfach auf die Schwarz-Grüne Landesregierung
abzuschieben gewesen. Ich als Kämmerer hätte Ihnen, liebe Vertreter der hiesigen
Schwarz-Grünen Koalition, ja einfach vorhalten können, dass es ihre eigenen Vertreter sind,
die uns zu den für die Bürger und Unternehmen schmerzhaften Steuererhöhungen zwingen.
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Dazu hätte ich alle angestammten Groß-Ausgaben einfach im Haushalt belassen können. So
hätte ich keinem Geldempfänger wehgetan und andere, vor allem hätten Sie, liebe
Koalitionäre, die Verantwortung. So einfach habe ich, so einfach haben wir es uns jedoch
nicht gemacht.
Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis. Ich hatte auch aus diesem Grund die Hoffnung, dass wir
vielleicht recht einvernehmlich diesen Haushaltsentwurf beschließen können oder zumindest
in wesentlichen Punkten einen großen Konsens erzielen.
Leider hat das Magistratskollegium unter anderem genau diese ganz wesentlichen
Grundsätze umgekehrt. Meine Damen und Herren der Stadtverordnetenversammlung, und
insbesondere der Mehrheitskoalition von Schwarz-Grün:
Wenn Sie diese Änderungen des Magistrats übernehmen, übernehmen Sie ganz allein die
Verantwortung für Steuererhöhungen in für uns bislang unbekanntem Ausmaß und jeglichen
Folgen, die das für unsere Stadt noch haben wird.
Sie stehen in der Verantwortung, im Land und hier in der Stadt. Ich habe einen anderen
Vorschlag gemacht, der unserer Verantwortung für das Wohl unserer Stadt Rechnung trägt.
Nun haben Sie, meine Damen und Herren, die Wahl zwischen zwei sehr unterschiedlichen
Weichenstellungen. Ich bitte Sie, hier sorgfältig abzuwägen.
Ich verstehe die gute Absicht, die aus dem Magistratsbeschluss herauszulesen ist. Meine
Damen und Herren, ich unterstelle Ihnen allen in dieser Frage nur die besten Absichten. Wir
alle wollen doch das Beste für Eschborn. Bloß: Inhaltlich ergibt der soeben beschriebene
Weg der Steuererhöhung „auf Ausgleich zu den bisherigen Einnahmen“ keinen Sinn:
Meine Damen und Herren, machen Sie sich bitte folgendes bewusst: Es ist eine
Milchmädchenrechnung, wenn man annähme, man könnte einfach die Steuern erhöhen, es
ergäben sich dadurch automatisch höhere Einnahmen und ansonsten bliebe alles beim
Alten. Nein! Das System funktioniert nicht hydraulisch!
Wir werden für Einwohner und Wirtschaft weniger attraktiv. Es ziehen Unternehmen, es
ziehen wichtige Gewerbesteuerzahler weg. Kurzfristig, Mittelfristig, Langfristig. Geplante
Neuansiedlungen werden verhindert.
Auf diese Weise können höhere Steuersätze sogar zu einem „Weniger“ an Einnahmen
führen. Und das vielleicht schneller, als uns lieb ist… Dafür wären Sie, meine Damen und
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Herren, dann ganz allein verantwortlich. Bitte bedenken Sie dabei auch, dass viele
Unternehmen im internationalen Wettbewerb stehen. So geht es uns auch.
Die Standortfrage lautet dann nicht mehr „Eschborn oder Frankfurt“, sondern „Rhein-Main
oder Amsterdam“, oder gar noch weiter. Mir ist unbegreiflich, wie die Hessische
Landesregierung diesen Zusammenhang derart verkennen kann.
Im Ergebnis, und ich stelle das hier einmal ganz bewusst überspitzt dar, basiert der
Vorschlag des Magistrats zum Etatausgleich darauf, dass wir Unternehmen und Bürgern
einfach mehr abknöpfen. Bitte fragen Sie sich: Ist es das, was Sie wollen? Ich habe aber die
Hoffnung, dass wir hier gemeinsam unserer Verantwortung gerecht werden und noch zu
einem guten Ergebnis für Eschborn kommen.
In meinem Entwurf plädiere ich für eine möglichst behutsame Anpassung unserer
Hebesätze. So wenig wie möglich, so viel wie unbedingt nötig. Das sollte das Motto sein. Wir
wollen weiter ein verlässlicher Partner unser Eschborner Bürgerinnen und Bürger, aber auch
der hier ansässigen Unternehmen sein.
Das hat bei uns eine lange Tradition, weit mehr als in allen anderen Kommunen um uns
herum. Diese besondere Politik wurde immer von fast allen politischen Kräften getragen.
Ganz konkret schlage ich daher eine moderate Anpassung unserer Realsteuerhebesätze um
30 Prozentpunkte von 280 auf 310 bei der Gewerbesteuer und bei der Grundsteuer B eine
Anpassung an diejenigen der Grundsteuer A mit 170 Prozentpunkten vor.
Auf der einen Seite kommen wir um eine Erhöhung in Anbetracht der enormen
Mehrbelastungen durch den KFA nicht herum. Das kann sich niemand, das kann sich auch
Eschborn nicht leisten.
Auf der anderen Seite wäre eine enorme Steuererhöhung auf die Höhe der
Nivellierungshebesätze fatal für die Zukunft unserer Stadt. Wir vergeben uns große
Chancen.
Die Bürger müssten sehr viel stärker belastet werden, als Konsequenz bei der
Gewerbesteuer wäre eine Wegzugtendenz von Unternehmen wohl unvermeidbar.
Machen Sie sich bitte bewusst, dass wir auch bisher bereits ein Delta zwischen dem
Nivellierungshebesatz und unseren individuellen Hebesätzen ganz bewusst in Kauf
genommen haben, um unsere Wettbewerbsfähigkeit und Verlässlichkeit zu erhalten. Das
können, ja, das müssen wir meiner Meinung nach auch in Zukunft leisten!
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Jetzt habe ich ein ganz persönliches Anliegen:
Uns allen ist bewusst, dass wir diesen Haushalt in unmittelbarem Vorfeld der anstehenden
Kommunalwahlen diskutieren und beschließen. Es ist klar, dass das Haushaltsrecht
sozusagen das „Königsrecht“ des Parlaments ist und auch stets eine Generaldebatte über
die jeweilige Politik der verschiedenen Fraktionen oder Parteien darstellt. Dabei soll es auch
bleiben.
Ich erhoffe mir eine anregende Diskussion über die Zahlen, vor allem aber über die Zukunft
unserer Stadt, die sich in ihnen ausdrücken. Insbesondere bin ich gespannt auf Ihre Ideen
und Schwerpunkte.
Meine Damen und Herren,
ich bitte Sie dennoch inständig, das Wohl unserer Stadt Eschborn bei allem Wahlkampf stets
im Auge zu behalten. Ich sage das ganz bewusst im Hinblick darauf, dass zu so manchem
Thema bereits die bloße Diskussion schaden kann.
Schon eine Diskussion kann ganz konkrete Folgen haben und mitunter Realitäten verändern!
Bitte machen Sie sich das selbst bewusst. Genau deshalb bin ich über die Beschlüsse des
Magistrats und der einen oder anderen bereits zu vernehmenden Äußerung in der Presse so
enttäuscht.
Konkret: Unabhängig von Ihrer Meinung zur „korrekten“ Höhe unserer Steuersätze: Bitte
übertreiben Sie es nicht! Bereits die Schlagzeile „Eschborn erhöht die Steuern“, die ja ohne
jeden Beschluss so in der Presse zu lesen war, hat ganz konkret Folgen:
In Ansiedlungsgesprächen ist das mitunter ein „K.O.-Kriterium“. Glauben Sie es mir, ich
erfahre es ganz direkt. Unser Ruf leidet unter solchen Diskussionen. Es ist nun einmal nicht
so, dass nur knallhart auf Heller und Pfennig kalkuliert wird. Ein verlässliches Umfeld und
wirtschaftsfreundliches Klima ist enorm wichtig für eine erfolgreiche Stadt. Dafür sind auch
Sie verantwortlich, meine Damen und Herren.
Wie bereits erwähnt: Es gibt für Sie keine Ausrede bei den Kommunalwahlen, wenn Sie die
Änderungen des Magistrats übernehmen. Dann müssen Sie den Menschen in Eschborn
erklären, warum manches für sie teurer wird. Ich hätte DIESE Diskussion in diesem Ausmaß
und mit dieser konkreten Benennung der Verantwortlichkeit zum Wohle unserer Stadt gerne
vermieden.
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Bei allem berechtigten Schwerpunkt auf unseren Hebesätzen: Wir haben auch andere
Stärken. Hier ist vor allem unsere Lage zu nennen. Ein Makler sagt immer: „Für den Wert
einer Immobilie sind 3 Faktoren entscheidend: Erstens: Die Lage, Zweitens: die Lage,
Drittens: die Lage“.
Ähnlich ist es bei einer Stadt. Wir liegen günstig in einem international bedeutsamen
Ballungsraum, am Schnittpunkt zweier großer Autobahnen, wenige Minuten vom Frankfurter
Flughafen entfernt und haben eine passable Anbindung an den öffentlichen
Personennahverkehr.
Wenn andere Standortvorteile vielleicht in Zukunft schrumpfen, so müssen wir genau diesen
Standortvorteil der günstigen Lage und Verkehrsanbindung ausbauen. Ich plädiere daher
dafür, auch große Verkehrsprojekte weiter zu verfolgen. Hier sollten wir uns nicht aufgrund
der beeindruckenden, manchmal vielleicht auch abschreckenden Zahlen von vorneherein
verschließen.
Das wird immer mehr eine Existenzfrage für uns! Sehr wohl plädiere ich aber natürlich dafür,
alles im Hinblick auf den Kosten-Nutzen-Faktor abzuklopfen. Deshalb lege ich Ihnen eine
deutlich effizientere Planung zur Süd-Ost-Verbindung vor, als ich sie bei meinem Amtsantritt
vorgefunden habe bzw. die Überprüfung des Ist-Standes ergeben hat.
Das soeben Gesagte gilt noch mehr für die neue Abfahrt in die Düsseldorfer Straße. Diese
lange Zeit nicht bearbeitete Maßnahme habe ich –bei aller Bescheidenheit- entscheidend
vorangebracht. Leider schien auch hier bei der mit-entscheidenden Stelle HessenMobil noch
nicht vollends durchgedrungen zu sein, wo in Hessen die Steuereinnahmen generiert
werden.
Dennoch werden wir die Verwaltungsvereinbarung im Magistrat jetzt endlich unterzeichnen
können, so dass es jetzt zügig losgehen kann. Viele Pendler warten darauf.
Wir unterstützen natürlich auch den ÖPNV. Die Regionaltangente West wird von der
Verwaltung gemäß dem Stadtverordnetenauftrag vorangetrieben. Wir sind bekanntlich
mittlerweile Mitglied der Gesellschaft. In diesem Jahr hat es eine Betroffenheitsanalyse
gegeben, um die individuelle Auswirkungen auch der hiesigen Landwirte vom Trassenverlauf
verbindlich zu klären.
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Bei unserer diesjährigen Gemarkungsfahrt haben wir uns alles vor Ort angesehen und
standen mit Vertretern der Landwirte und Grundstückseigentümer im Dialog. Wie Sie wissen,
ist mir deren Einbindung sehr wichtig.
Bei allen Veränderungen, auf die wir uns in diesem Jahr einzustellen haben, sollten wir
dennoch nicht vergessen, dass ich Ihnen hiermit noch immer einen Haushalt vorlege, um
den uns viele andere Kommunen beneiden. Wir sind handlungsfähig und können Projekte
stemmen. Viele solcher Projekte haben wir weiter betrieben, vieles haben wir endlich
begonnen.
Unser „neuer“ Haushalt und die sich aus ihm ergebenden Veränderungen bergen nach
meiner festen Überzeugung auch Chancen. Wir alle sind gezwungen, uns Gedanken zu
machen, wie unser Eschborn in Zukunft aussehen soll. Manche nennen es „eine Vision“. Zur
Verlässlichkeit und Wirtschaftsfreundlichkeit habe ich bereits vieles gesagt. Aber es geht um
mehr:
Ich wünsche mir ein Eschborn, dass etwas bodenständiger und bürgernäher auftritt, als es
vielleicht in der Vergangenheit empfunden wurde. Politik und das Spiel um die Macht ist kein
Selbstzweck, sondern muss Ergebnisse für die Menschen vor Ort liefern.
Die Projekte, die wir fest im Haushalt verankert haben und die wir –sofern Sie es mit Ihrer
Mehrheit zulassen- im nächsten Jahr angehen werden:
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Wiesenbad: Hier könnten wir schon weiter sein, wenn die Gremien dem von mir
vorgelegten Vorschlag zum Neubau einer Schwimmhalle einschl. eines 50-MeterBeckens bereits vor Monaten gefolgt wären. Nun stimmen wir in der heutigen
Stadtverordnetenversammlung über die endlich anzugehende Planung ab.
Im Entwurf des Haushalt 2016 haben wir, neben den bereits zur Verfügung
stehenden 500.000 €, eine weitere Millionen eingestellt. Die Gesamtkosten für diese
Maßnahme werden sich voraussichtlich auf 11,3 Mio. € belaufen.
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Für das „heiß ersehnte“ Notfallzentrum
stehen bereits 10,38 Mio. € aus
Veranschlagungen der Vorjahre zur Verfügung. Wir haben zunächst auf die
Einstellung weiterer Beträge verzichtet, weil dieser Betrag zum Start des Projekts
ausreicht.
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Für den Neubau der Ganztagsschule Süd-West planen wir, neben einem
Betriebskostenzuschuss in Höhe von 1 Mio. €, einen Investitionszuschuss an den
Main-Taunus-Kreis von 4 Mio. €.
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Die Erschließung des Gewerbegebietes Ost soll weiter vorangetrieben werden. Dafür
sollen im Jahr 2016 ein weiterer Betrag von 1,5 Mio. € sowie
Verpflichtungsermächtigungen in Höhe von 4,5 Mio. € bereitgestellt werden.
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Darüber hinaus sind für den Bau der Kreisverkehrsplätze Sossenheimer / Berliner /
Hamburger Straße sowie Sossenheimer / Haupt- und Götzenstraße jeweils weitere
1,5 Mio.€ vorgesehen.
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Selbstverständlich arbeiten wir auch mit Hochdruck an den Planungen für den
Neubau der Stadthalle, wobei wir hier zunächst lediglich weitere Planungskosten in
Höhe von 350.000 € eingestellt haben. Ich gehe jedoch davon aus, dass wir zu den
Haushaltsplanungen 2017 genaue Zahlen für den geplanten Stadthallen-Neubau
vorlegen können.
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Die Verwaltungsvereinbarung für den Umbau Bahnhof Mitte steht kurz vor dem
Abschluss.
Darüber hinaus stehen wir natürlich vor vielen weiteren Herausforderungen. Als Beispiel
nenne ich nur die Unterbringung von Flüchtlingen.
Ich erwarte daher von Ihnen, meine Damen und Herren Stadtverordneten, dass Sie für jeden
Wunsch, den Sie mittels Änderungsliste in diesen Haushalt noch einbringen, auch
Finanzierungsvorschläge konkret benennen.
Ein Beispiel: Der Magistrat hat gegenüber meinem Entwurf nachträglich hohe Summen für
Sponsoring und Kultursponsoring Frankfurt in den Entwurf eingebracht, die bekanntlich
ursprünglich als wohlwollender Ausgleich für unseren „zu niedrigen Gewerbesteuerhebesatz“
gedacht waren.
Gleichzeitig wird der Steuersatz erhöht. Das erscheint mir schwerlich nachvollziehbar.
Zudem werden per Mehrheitsbeschluss des Magistrats oftmals viele Vereinsanliegen in
Eschborn gestrichen.
Den Entwurf habe ich als Kämmerer unter dem Gesichtspunkt einer anzustrebenden
sparsamen Haushaltsführung gefertigt, selbstverständlich ohne die größeren wichtigen
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Projekte Notfallzentrum, Schwimmbad und Stadthalle
schnellstmöglich unter Beachtung der Vorschriften anzugehen.
zu
verzögern,
sondern
Natürlich auch mit Blick auf die Leistungsfähigkeit der Verwaltung. Sie tragen die
Verantwortung für die Ausgaben, die Sie beschließen. Ich sage auch ausdrücklich, dass ich
kein Gegner so mancher Veranstaltung bin. Allerdings bleibt das Budgetrecht das
Königsrecht des Parlaments.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe Ihnen jetzt die Alternativen für die Zukunft
unseres Haushalts und der Politik in unserer Stadt vorgestellt. Alle Fakten liegen jetzt auf
dem Tisch.
Bitte denken Sie in Ruhe darüber nach und entscheiden Sie dann in den Ausschüssen, was
das Beste für unsere Stadt ist. Ich wünsche mir und uns konstruktive Beratungen.
Ich appelliere nochmals an Sie alle, darüber nachzudenken, ob der Gewerbesteuerhebesatz
tatsächlich auf 330 %-Punkte angehoben werden muss, oder ob wir nicht zu den von mir
vorgeschlagenen 310 %-Punkten zurückkehren sollten.
Der Entwurf des Haushaltsplans 2016 ist hiermit eingebracht.
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