Gastzugang: Leseumfang auf eine Seite begrenzt. Weitergabe sowie Online-Angebot dieses Dokuments verboten. copyright by hpsmedia GmbH 2015 Pflegewissenschaft. Einzelbeitrag | ISSN 1662-3029 | Verlag hpsmedia GmbH | D-63667 Nidda Pflegewissenschaft www.pflege-wissenschaft.info Gastzugang: Leseumfang auf eine Seite begrenzt. Weitergabe sowie Online-Angebot dieses Dokuments verboten. copyright by hpsmedia GmbH 2015 PFLEGEPÄDAGOGIK Subjektive Theorien als Basis für Wissen und Handeln Pflegedidaktische Folgerungen für einen lernfeldund problemorientierten Unterricht Renate Schwarz-Govaers Renate Schwarz-Govaers Dipl.-Päd., Dr. phil. Normannenweg 146 D-88090 Immenstaad Tel.: 07545 6496 [email protected] Was passiert, wenn in der Berufsausbildung subjektive Theorien auf wissenschaftliche prallen? Mit dieser Frage beginnt meine Forschungsarbeit zum oben genannten Thema. Zum Einen geht es mir in diesem Beitrag um ein Verständnis von „Subjektiven Theorien“, die als implizites Wissen unser Leben und Handeln bestimmen und damit auch unseren Berufsalltag. Werden sie während der Berufsausbildung nicht bewusst gemacht, bleiben sie unhinterfragt bestehen. Die in der Ausbildung gelernten Theorien und Konzepte sind damit wenig handlungsleitend. Es bleibt eine Kluft zwischen Wissen und Handeln. Zum Anderen möchte ich pflegedidaktische Ansätze aufzeigen, wie durch lernfeld- und problembasiertes Lernen die Subjektiven Theorien bewusst gemacht, durch neues Wissen angereichert und so gesichert (verdichtet) werden, dass sie als verändertes und nicht als „träges“ Wissen unser Handeln bestimmen. Ausgangslage Lernende kommen mit ziemlich festen, eigenen Theorien in die Pflegeausbildung Ich gehe von der These aus, dass Lernende schon mit ziemlich festen eigenen (subjektiven) Theorien zum Pflegen in die Pflegeausbildung kommen. Sei es zum Thema „Schmerz“ oder „Schlaf“, zum Essen oder Ausscheiden, sind wir von Geburt an durch Erziehung und Umwelt geprägt. Auch Lehrpersonen bringen ins Studium eigene Theorien mit, die sich durch jahrelange Erfahrung in der Schule tief im Gedächtnis eingeprägt haben und gar nicht mehr bewusst wahrgenommen werden. Nun ist durch vielfache Forschungsergebnisse bei Lehrpersonen nachgewiesen, dass ihre alten Theorien über das Studium hinaus unkorrigiert bestehen bleiben. Sie bestimmen ihr Handeln im Unterricht, auch wenn sie Anderes oder Gegenteiliges gelernt haben und in Prüfungen gekonnt wiedergaben. Diese Ergebnisse waren Auslöser für die Studie, die ich mit dem Titel „Subjektive Theorien als Basis von Wissen und Handeln“ im letzten Jahr abgeschlossen habe. Sie wurde mit Lernenden einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule an deren Praktikumsorten durchgeführt (vgl. Schwarz-Govaers, 2001). Ein Vergleich zwischen dem Handeln von AnfängerInnen und von Examensschülerinnen sollte aufzeigen, ob sich die „Subjektiven Theorien“ während der vierjährigen Ausbildung verändern und wenn ja, in welche Richtung. Eigene (subjektive) Theorien treten in der Pflegeausbildung häufig in Konkurrenz mit erlernten (wissenschaftlichen) und erfahrenen (Praxis-)Theorien Schlüsselwörter Subjektive Theorien Berufsausbildung Pflegedidaktik PBL (Problembasiertes Lernen) Obwohl sich die Pflegeausbildung in der Regel zur Hälfte in der Schule abspielt, prägt die Praxis sehr viel stärker das pflegerische Verständnis und Handeln. Die gelernten Theorien zum Pflegen decken sich häufig nicht mit den in der Praxis erfahrenen. Auch stehen sie zuweilen im Widerspruch zu den mitgebrachten (subjektiven) Theorien. Die durchgeführte Untersuchung nach dem „Forschungsprogramm Subjektive Theorien“ kann das Dilemma zwischen Theorie und Praxis bei beiden Gruppen aufzeigen. Während sich die Anfängerinnen häufig zwischen eigenen (subjektiven) Alltagstheorien und den ersten schulisch erlernten wissenschaftlichen oder „objektiven“ Theorien entscheiden müssen, befinden sich die Fortgeschrittenen vermehrt im Entscheidungsdruck, also Dilemma zwischen gelernter (objektiver) Theorie und Praxistheorie. Dabei scheint sich unter Handlungsdruck häufig die Praxistheorie zur eigenen, subjektiven Theorie verdichtet zu haben; z.B. wird dem „Helfen-Wollen“ zu Beginn der Ausbildung große Bedeutung beigemessen, das sich häufig nicht mit dem pflegetheoretischen Ziel der „größtmöglichen Unabhängigkeit“ oder „Selbstpflegekompetenz“ in Einklang bringen lässt, aber in der Praxis sich manchmal mit dem „schneller Arbeiten“ deckt. 38 PRINTERNET 01/05
© Copyright 2025 ExpyDoc