Pflege - Mamas & Papas - Das Magazin für Pflegeeltern

Ausgabe /2015
pflege
pflege
mamas&papas
Das Magazin für Pflegeeltern.
Alle Jahre
wieder?
Warum Feste wie Weihnachten nicht jedes Jahr gleich funktionieren müssen und wie wir mit Klischees brechen können – wenn wir es wollen.
Christkindl, wie feierst du Weihnachten?
Interview mit dem Wiener Christkindl 2014 (2)
Klischee ist nicht gleich Wirklichkeit
Prof. Dr. Peter Kampits über Realität, Erwartungen und Klischees (4)
Was wäre, wenn wir Weihnachten
heuer neu erfänden?
Gedanken darüber, zu Weihnachten etwas anders zu machen (6)
Foto: © vectorfusionart - Fotolia.com
Alltagsgeschichten
Pflegeeltern erzählen (7)
MAG ELF ­ Kinder Jugend Familie, 1030 Wien, Rüdengasse 11
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Foto: © Ludwig Schedl
Editorial
Liebe Pflegeeltern,
wir alle haben Idealvorstellungen von Weih­
nachten, Geburtstagsfeiern oder sonstigen
Anlässen. Die Familie versammelt sich in
perfekter Harmonie und wir erleben unver­
gessliche gemeinsame Momente. In der
Realität funktioniert dann aber selten alles so,
wie wir es uns ursprünglich ausgemalt haben.
Dann heißt es kühlen Kopf bewahren und
das Beste aus der Situation zu machen. Na­
türlich kann das Magazin für pflegemamas
und -papas kein Patentrezept gegen Pannen
unter dem Christbaum oder eine Anleitung
für die perfekte Familienfeier liefern. Aber wir
möchten uns in dieser letzten Ausgabe im
Jahr 2015 mit der Thematik auseinanderset­
zen. Was denkt sich das Christkind, was sagt
ein Philosoph dazu? Und wie feiern andere
Pflegefamilien Festtage wie Weihnachten?
Natürlich ist hier auch ein bisschen Augen­
zwinkern im Spiel – aber das braucht es
auch, damit sich Pannen nicht zu Problemen
auswachsen und man später gemeinsam
darüber lachen kann.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihrer
ganzen Familie einen schönen Jahresausklang
und alles Gute für das neue, kommende
Jahr 2016!
Ihr
Christian Oxonitsch,
Jugendstadtrat
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pflege mamas&papas
Christkindl,
wie feierst du Weihnachten?
Das Wiener Christkindl ist Botschafter der
Freude in der Weihnachtszeit. Sechs Wochen lang
taucht es mal hier, mal da auf dem Wiener Advent­
zauber auf und bringt Kinderaugen zum Strahlen.
Wir haben das Wiener Christkindl 2014 alias
Irene zum Gespräch gebeten.
Als Kind konnte sich Irene noch nicht vorstellen, einmal Christkindl zu sein – wie auch, lag doch
solch ein Zauber über der Weihnachtszeit und das Christkindl, ja, das war nun mal das Christkindl…
Erhalten hat sich das besondere Gefühl für die 19-Jährige bis heute. „Ich liebe Weihnachten,
die Stimmung, die Dekoration und die Lichter. Von der Suche nach dem Wiener Christkindl
2014 habe ich aus der Zeitung erfahren. Meine Mama hat mich ermutigt, mitzumachen – und
ich bin es geworden“, erzählt Irene – und die Begeisterung ist immer noch aus ihrer Stimme zu
hören. Dabei war das Christkindl bei ihr daheim nicht der alleinige Weihnachtsakteur: „Bei
uns zuhause gab es immer das Christkindl und den Weihnachtsmann. Das Christkindl ist für
mich mit meiner Oma verbunden – ich sah es immer vor mir als blonden Engel, so wie man es
aus den Bilderbüchern kennt. Dann war da aber auch der Weihnachtsmann. Denn die besten
Freunde meiner Eltern sind Finnen. Wir feiern Weihnachten immer gemeinsam im großen
Kreis, und da haben sowohl das Christkindl als auch der Weihnachtsmann Platz.“
Erster Tag als Christkindl
Als die Wahl als Wiener Christkindl auf sie fiel, war die Freude natürlich groß. Die tatsächliche „Arbeit“ begann mit einer großen Pressekonferenz: „Die Tür ging auf, da waren viele
Journalisten. Sie stellten Fragen, machten Fotos. Das war alles sehr überwältigend.“ Nervo sität schwang natürlich auch beim ersten Tag auf dem Christkindlmarkt mit: „Aber das war
dann alles nicht so schlimm. Ich hatte ja die ganze Zeit über einen Schutzengel, der mich begleitete.“ Der Schutzengel – er hat
bereits Erfahrung in dieser Position – flüsterte dem Christkindl
dann und wann auch zu, was jetzt zu tun sei. Aber alles in allem
klappte es mit dem Christkindl-Sein ganz rasch.
noch das Friedenslicht. „Das war sehr schön, aber auch ein ko misches Gefühl, dass jetzt alles vorbei ist.“ Den Weihnachtsabend
selbst verbrachte sie entspannt, aber auch erschöpft. Schließlich
hatte das Christkindl sechs anstrengende Wochen hinter sich –
die würde es aber jederzeit wieder auf sich nehmen.
Steigende Weihnachtsfreude
Dieses Jahr wird es Irene ruhiger angehen. Sie freut sich auf die
Zeit mit ihren Freunden und mit der Familie. Den Christkindlmarkt wird sie auch besuchen, denn der gehört für sie einfach zur
Vorweihnachtszeit dazu. Zwar ist sie nicht mehr Christkindl, das
macht ihr aber nichts. Denn die Freude an der Weihnachtsstimmung stellt sich jedes Jahr aufs Neue ein.
Die Weihnachtsfreude ist Irene in den sechs Wochen, die sie als
Christkindl beim Wiener Adventzauber Weihnachtsstimmung
versprühte, etwa, indem sie auf der Himmelsbühne las oder sich
mit großen und kleinen Besuchern ablichten ließ, nicht vergangen. „Ganz im Gegenteil. Der Christkindlmarkt beginnt Mitte
November. Je näher Weihnachten rückt, desto kälter wird es und
auch weihnachtlicher.“ Und so hatte sie jedes Mal aufs Neue Spaß
daran, sich unter der blonden Perücke von Irene in das Christkindl zu verwandeln. „Meine Freunde haben mich schon darauf
angesprochen, dass ich eine andere Stimmfarbe bekomme, sobald
ich die Perücke trage. Und ich hatte auch das Gefühl, dass ich
ständig grinse.“
Brigitte Krizsanits
Fotos: © kreitner & partner, Background: © Vjom - Fotolia.com
Besondere Momente
Die Arbeit als Christkindl hat sich dabei jedoch nicht nur auf den
Adventmarkt beschränkt. „Die vielen Besuche in Altenheimen,
aber vor allem auch in den integrativen Kindergärten waren für
mich eine Bereicherung. Besonders in Erinnerung geblieben ist
mir jedoch ein Bub im St. Anna Kinderspital. Er kam gerade von
der Chemotherapie und man merkte, es ging ihm nicht gut. Aber
als er das Christkindl sah, bekam er ein Leuchten in den Augen –
und dieses Leuchten war etwas ganz Besonderes.“
Briefe an dasChristkindl
Auch andere Erinnerungen hat Irene mitgenommen. Briefe an sie –
also das Christkindl: Zeichnungen, Geschichten, Wunschbriefe,
die ihr die Kinder zu der Himmelsbühne gebracht haben, wo sie
Weihnachtsgeschichten vorlas. Auch ihre Eltern und Freunde besuchten sie dort, um sie als Christkindl lesen zu hören. Mit dem
24. Dezember 2014 endete ihr Amt. Am Vormittag übergab sie
Einmal Christkindl sein!
Ein Traum, der sich für Irene in der
Vorweihnachtszeit 2014 erfüllt hat.
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Klischee ist nicht gleich Wirklichkeit
Die Vorstellung von Weihnachten als Fest der Familie hält sich ebenso hartnäckig wie jene vom Urlaub als der schönsten Zeit im Jahr. Umso schlimmer ist es, wenn alles anders kommt, als geplant. Wir sprachen mit dem Philosophen Prof. Dr. Peter Kampits über Realität, Erwartungen und Klischees.
» „Ich denke, Menschen bilden sich Klischees, weil sie da­
durch Orientierung und Halt im Leben erwarten. Weihnachten,
Geburtstage oder auch Urlaube gelten im Dahinfluss des Jahres
als Höhepunkte – und rufen Enttäuschung hervor, wenn sie im
Desaster enden“, erklärt Prof. Dr. Peter Kampits. „Klischees wie
jenen vom ‚Fest der Liebe‘ oder von der ‚schönsten Zeit im Jahr‘
liegt meist ein traditionelles Bild zugrunde, ein Abbilden der
Wirklichkeit, das sich immer mehr von der Wirklichkeit selbst
entfernt. Das entspricht auch der ursprünglichen Bedeutung des
Begriffs ‚Klischee‘, der eigentlich aus der Drucktechnik stammt
und das Herstellen eines zweiten, eines dritten und immer wei­
teren Abdrucks beschreibt“, – wodurch sich auch die wörtliche
Bedeutung des aus dem Französischen stammenden Begriffs er­
gibt: Abklatsch.
Positive und negative Wirkung
Dabei können Klischees sowohl positive als auch negative Wir­
kung haben: „Positiv geprägt sind sie dadurch, dass sie bestimmte
Vorstellungen wiedergeben. Wenn sie jedoch allzu sehr mit Er­
wartungshaltungen gekoppelt werden und dadurch der Bezug
zur Realität verloren geht, dann zeigen sich auch negative Seiten.
Weihnachten ist da ein schönes Beispiel: Es ist mit dem Klischee
‚Fest der Familie und des Friedens‘ behaftet. Unsere Erfahrung
lehrt uns jedoch, dass das nicht so ist: Vor allem vor Weihnachten
machen sich Stress und Hektik breit“, sagt Dr. Kampits. Und es
zeige sich, wie weit das Abbild von der Realität entfernt sei, ob zu
Weihnachten, bei einem besonderen Anlass oder im Urlaub: „Es
ist so, dass man den Eindruck hat, in dieser gewissen Zeit alles tun
zu müssen, denn sie ist bald wieder vorbei. Dabei kann es passie­
ren, dass zwischen dem Klischee und der Wirklichkeit ein tiefer
Riss entsteht.“
Vorgespiegelte Realität
Für den Philosophen ist der Begriff „Klischee“ dabei auch eng
mit Simulation und Simulakrum – virtuellen Scheinbildern, die
der Wirklichkeit nachempfunden sind – verwandt. Letzteres ist
stark von Zeichen geprägt, als anschauliches Beispiel dafür nennt
Dr. Kampits die Veränderung des Geldes: „Wert wurde ursprüng­
lich in Gold oder Münzen angegeben, später wurde die Bankno­
te eingeführt und schließlich wurde ‚Wert‘ zu einem abstrakten
Foto: © ZVG
Prof. Dr. h.c. Dr. Peter Kampits war Vorstand des Instituts für
Philosophie der Universität Wien und Dekan der Fakultät für
Philosophie und Bildungswissenschaft der Universität Wien.
Er ist Mitglied der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt
sowie Universitätsprofessor für Ethik in der Medizin und Leiter des
Zentrums für Ethik in der Medizin an der Donau-Universität Krems.
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Zeichen. So haben sich auch andere Werte verschoben. Die Si­
mulation erzeugt zunächst eine Kopie oder ein Bild der Wirk­
lichkeit, wovon geglaubt wird, dass es die Wirklichkeit reflektiert.
Dadurch erfolgt jedoch eine Entfernung von der Realität, die zu­
nehmend verblasst. Das Simulakrum ersetzt die Wirklichkeit, es
entsteht eine Hyperrealität“, – ein Abbild, das es in Wirklichkeit
nicht gibt.
sen selbst entscheiden. Die Konsequenz daraus ist, dass wir damit
anecken können. So sind beispielsweise Familien enttäuscht, wenn
die Jungen sagen, sie gehen zu Weihnachten noch aus und treffen
sich mit ihren Freunden. Das ist ein Ausbrechen aus dem Klischee,
aus dem Konflikte entstehen können, die aber auch Chancen bieten,
Klischees aufzubrechen“, meint Dr. Kampits. „Denn wenngleich
Klischees Anhaltspunkte oder Orientierungsbojen bilden, sollte
ein Ausbruch daraus durchaus möglich sein.“ So kann ein Zurück­
schrauben der Erwartungen an ein perfektes Fest oder den perfekten
Urlaub ein erster Schritt in diese Richtung sein. Denn es kann durch­
aus auch reizvoll sein, mit alten Klischees zu brechen – und einen
neuen Abdruck zu hinterlassen.
Ausbrechen aus Klischees
So haben sich auch beim Weihnachtsfest Bilder in unseren Köpfen
festgesetzt: „‘Man‘ feiert mit Weihnachtsbaum und Geschenken –
aber wir sollten uns über dieses ‚man‘ klar werden und als freie We­
Foto: © MAG ELF
Brigitte Krizsanits
Alles, was Recht ist.
Mag.a Petra Stögerer, Rechtsexpertin der MAG ELF
AUFTRITTSGENEHMIGUNGEN
Damit ein Kind, das das 15. Lebensjahr noch nicht vollendet hat,
bei Musikaufführungen, Theatervorstellungen und sonstigen Auf­
führungen sowie bei Foto-, Film-, Fernseh- und Tonaufnahmen
beschäftigt werden kann, bedarf es einer Bewilligung.
Wann darf eine Bewilligung erteilt werden?
Eine Bewilligung darf erteilt werden, wenn ein besonderes Inte­
resse der Kunst, der Wissenschaft oder des Unterrichts vorliegt
oder es sich um Werbeaufnahmen handelt und die Beschaffen­
heit und Eigenart der betreffenden Beschäftigung es rechtferti­
gen. Überdies dürfen die Gesundheit, die körperliche, geistige
und sittliche Entwicklung nicht gefährdet werden und keine Nach­
teile für den Schulbesuch eintreten.
In welchen Betrieben ist die Beschäftigung
von Kindern verboten?
Die Beschäftigung von Kindern in Varietés, Kabaretts, Bars,
Sexshops, Tanzlokalen, Diskotheken und ähnlichen Betrieben
ist verboten.
Weitere Voraussetzungen:
Die Bewilligung darf nur erteilt werden, wenn der gesetzliche
Vertreter des Kindes schriftlich zustimmt. Bei erwerbsmäßigen
Aufführungen muss die körperliche Eignung des Kindes für die
Beschäftigung amtsärztlich oder durch Ärzte für Allgemeinmedizin
oder Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde festgestellt sein.
Im Falle der Beschäftigung bei Film- und Fernsehaufnahmen
oder vergleichbaren Aufnahmen darf die Bewilligung nur erteilt
werden, wenn das Gutachten eines Facharztes für Augenheil­
kunde bescheinigt, dass gegen eine solche Beschäftigung keine
Bedenken bestehen. Handelt es sich um erwerbsmäßige Auffüh­
rungen, bedarf es zusätzlich einer positiven Stellungnahme des
Arbeitsinspektorates sowie der Arbeiterkammer.
Wann bedarf es keiner Bewilligung?
Werden Musikaufführungen, Theatervorführungen und sonstige
Aufführungen von der Schule veranstaltet, ist nur die schriftliche
Zustimmung des gesetzlichen Vertreters des Kindes erforderlich.
Die Bewilligung wird vom Amt der Wiener Landesregierung erteilt.
Zuständige Stelle:
MAG ELF – Amt für Jugend und Familie
Gruppe Recht, Referat Auftrittsgenehmigungen
3., Rüdengasse 11
Telefon: +43 1 4000-90923
E-Mail: [email protected]
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Was wäre,
wenn wir heuer
Weihnachten neu
erfänden?
Die Kinder in der Schule haben auch über ihr Weihnachtsfest zu
Hause erzählt und Barbara hat gehört, dass es nicht immer für alle
so schön ist, wie sie es sich wünschen würden. Georg meinte, es
störe ihn, dass zu Weihnachten alle zu allen lieb sein müssten, auch
wenn sie das gar nicht wollten und er viermal hintereinander feiern
müsse. Susanne mag es nicht, wenn ihre Mama nach Weihnachten
immer ganz erschöpft ist und Peter hasst es, wenn seine Oma immer
wieder versucht, ihn mit Essen vollzustopfen. Barbaras Lehrerin hat
die Kinder gefragt, was wäre, wenn alle in der Familie Vorschläge
machen könnten, wie sie das Weihnachtsfest feiern möchten – viel­
leicht gleich schön, noch schöner oder ganz anders?
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Barbara findet die Idee gut und es fällt ihr gleich etwas ein. Sie
fragt nicht nur Mama und Papa, was sie davon halten, sie fragt
auch noch ihre Omas und Opas und ihren Bruder Paul. 100 Pro­
zent Zustimmung – wer hätte das gedacht!
Schon neugierig auf das Ergebnis? Barbaras Familie wird einen Nachmittagsspaziergang in den nahe
gelegenen Wald machen, dort einen Baum aussuchen, ihn mit Vo­
gelringen, Karotten und anderen Köstlichkeiten für die Tiere des
Waldes schmücken. Vielleicht werden sie dabei ein Weihnachts­
lied singen, eine Geschichte erzählen, vielleicht etwas ganz ande­
res oder nichts von dem machen. Zu Hause wird es danach Tee,
Brot mit Omas köstlichen Aufstrichen und einen lustigen Spiele­
abend geben. Weihnachten einmal ganz anders – ohne Geschen­
ke, aber mit viel Zeit füreinander. Barbara findet, dass sie eine
ganz tolle Familie hat und ihr Bruder Paul beginnt bereits jetzt
schon nachzudenken, was er nächstes Jahr vorschlagen könnte.
Sie glauben nicht, dass so etwas möglich ist? Lassen Sie Ihre Fami­
lie mitbestimmen, lassen Sie andere Ideen zu, probieren Sie Neues
aus und genießen Sie ein schönes Miteinander ganz ohne Stress!
Dr.in Belinda Mikosz
Klinische- und Gesundheitspsychologin
Fotos: © fotogestoeber - Fotolia.com, MAG ELF
» Barbara kommt ganz aufgeregt von der Schule nach Hause
und berichtet, dass sie heute über das bevorstehende Weihnachts­
fest gesprochen hätten und sie jetzt wisse, wie man Weihnachten
anderswo auf der Welt feiert. In Irland isst man Christmas-Pudding
und der Weihnachtsmann bekommt Köstlichkeiten auf einem Ta­
blett vor dem Haus angerichtet, damit er nur ja nicht vorbeifährt.
In Norwegen gibt es einen Weihnachtsgnom, der „Julenissen“ heißt
und Haferbrei bekommt, damit er auch noch im nächsten Jahr
friedlich bleibt. In Island sind gar 13 Weihnachtsmänner unterwegs
und in Portugal entzündet man Weihnachtsfeuer. Barbara hat sich
fast alles gemerkt, auch dass die Kinder in Mexiko erst am 6. Jän­
ner Geschenke bekommen und ihre Kerzen an einen großen Kak­
tus stecken. Die Geschenke bringt in Italien die gute Fee „Befana“
– sie kommt aber auch erst am 6. Januar. Zu Weihnachten ziehen
Kinder in Griechenland singend von Haus zu Haus. Sie bekommen
Feigen, Rosinen und süßes Gebäck. Einen Christbaum gibt es ganz
selten. Weihnachten ist in Spanien ein lärmendes, fröhliches Fest.
Am Weihnachtsabend gibt es ein großes, buntes Feuerwerk, die
ganze Nacht wird gegessen, getrunken, getanzt und mit Trommeln
Krach gemacht. In Australien ist zu Weihnachten Sommer und viele
Familien feiern Weihnachten am Strand. Barbara ist ganz aus dem
Häuschen, sie stellt sich vor, wie sie am Strand herumhüpft und
Weihnachtslieder singt und muss dabei herzlich lachen.
ALLTAGSGESCHICHTEN
Besuch aus Tradition
„Es ist der 24. Dezember und es sind nur noch wenige Stunden bis zur Bescherung. Die lange Wunschliste
unserer Pflegetochter Hanna ist abgearbeitet. Damit das Christkind zuhause alles vorbereiten kann, haben
wir schon seit Jahren eine schöne Tradition. Papa und Hanna besuchen die leibliche Mutter, die Oma und
den Stiefopa. Dabei wird ein Fotokalender mit Fotos von Hanna und ihrer leiblichen Familie geschenkt,
die während des Jahres bei den Besuchskontakten geknipst wurden. Auch Hanna bekommt von ihrer Fami­
lie ein Geschenk und nach eineinhalb Stunden kommen Hanna und Papa nach Hause, wo das Christkind
inzwischen fleißig war.“
Viel Zeit miteinander
„Zu Weihnachten ist die Welt voller Wunder, das möchten wir auch unseren beiden Pflegekindern weiterge­
ben und auch die leiblichen Eltern mit einbinden. Daher verdichten sich vor Weihnachten die Besuchskon­
takte. Wir treffen uns alle zum Laternenumzug und auch rund um den Nikolo wird ein Termin vereinbart.
Knapp vor Weihnachten, meist am 21. oder 22. Dezember, kommen die leiblichen Eltern dann auch zu
uns nach Hause zu einer stimmungsvollen Weihnachtsjause. Am 24. Dezember besuchen wir gemeinsam
mit den leiblichen Eltern am Nachmittag einen Gottesdienst, während das Christkind daheim die letzten
Vorbereitungen trifft. Wir spazieren nach der Messe noch durch die festlich beleuchtete Innenstadt, ehe wir
uns verabschieden – denn irgendwann drängen die Kinder dann nach Hause. Den Weihnachtsabend selbst
verbringen wir nur im kleinen Kreis, aber meist sehen die Kinder die leiblichen Eltern dann noch einmal
nach den Feiertagen, ehe sich im Jänner wieder die monatlichen Besuchskontakte einstellen.“
Illustration: © KatyaKatya - Fotolia.com
Warum keine Kugeln?
„Unsere Kinder wachsen mit unterschiedlichen Traditionen auf. Für uns gehört da auch der Christbaum mit
seinen leuchtenden Kugeln dazu. Das jüdische Weihnachten – Chanukka – kennt hingegen keine Kugeln,
keinen Christbaum. Weil aber die Tochter meiner jüdischen Freundin so begeistert von den Christbaum­
kugeln war, hat sie für die Kleine welche aufgehängt. Tradition hin oder her. Der Dank waren strahlende
Kinderaugen, die sich in den Kugeln gespiegelt haben.“
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Mit Jänner 2016 erwartet Sie, liebe Pflegefamilien, das
zweite Pflegekinderzentrum der Stadt im Süden Wiens.
Das Team mit 6 Sozialarbeiterinnen wird in neuen
Räumlichkeiten die Betreuung der Pflegekinder und
Pflegeeltern, die in den Bezirken 1, 3, 4, 5, 10, 11 und
23 wohnen, aufnehmen. Ebenso sind die Sozialarbeite­
rinnen Ansprechpersonen für die Anliegen und Wünsche
der Eltern und Familien der Pflegekinder.
Für Besuchskontakte stehen drei freundlich eingerichte­
te Räume zur Verfügung, in denen sich die Pflegekinder
wohlfühlen werden. Die Sozialarbeiterinnen werden die
Die MAG ELF versorgt aktuell rund 200 unbegleitete
minderjährige Flüchtlinge. Mit dem anhaltenden Flücht­
lingsstrom kommen laufend Kinder nach Österreich, die
entweder ihre Eltern verloren haben oder von der Familie
„in einen sicheren Hafen“ geschickt wurden.
Kontakte der Kinder zu ihren Eltern nach Bedarf be­
gleiten und unterstützen. Ebenso werden in den neuen
Räumlichkeiten Fallverlaufskonferenzen, Beratungsge­
spräche, Pflegekindergruppen und Informationsabende
stattfinden. Wir werden Sie über die Angebote und ge­
nauen Termine gesondert informieren.
Die Adresse des Pflegekinderzentrums lautet:
1100 Wien, Favoritenstraße 211, 1. Stock
Telefon: 01 605 34 10840
Im Jahr 2017 hält die U1 vor der Türe. Dann wird das
Pflegekinderzentrum noch leichter für Sie erreichbar sein.
Das Pflegekinderzentrumsteam freut sich auf Ihren Besuch.
Die MAG ELF sucht für diese Kinder im Alter zwischen
8 und 14 Jahren Familien oder Einzelpersonen aus
Wien, die sich vorstellen können, ein Kind bei sich auf­
zunehmen.
Kontakt:
[email protected]
Telefon: 01 4000 90770
Das Redaktionsteam wünscht Ihnen einen
angenehmen Jahresausklang und alles Gute für 2016!
Machen Sie sich eine schöne Zeit!
IMPRESSUM: Medieninhaber und Herausgeber: Stadt Wien, MAG ELF - Amt für Jugend und Familie, 1030 Wien,
Rüdengasse 11; Tel.: 01-4000-8011 • Für den Inhalt verantwortlich: Herta Staffa, www.kinder.wien.at Redaktion und Gestaltung: Mag.a Brigitte Krizsanits (www.deutsch-korrekt.at), Herta Staffa, Elisabeth Köpl (Zeichnungen und Text Seite 1 „Pflegekids“)
Konzept, Layout, Grafik: DI Gernot Steindorfer (MEDIAPROJECTS.) • Druck: repro tangente – Wograndl Druck