FOTOS: MARBOS Pflastertechnik Eine sehr hoch belastete Pflasterfläche. Der sogenannte Schneeballtest. Oft unterschätzt: der Bettungsmörtel Dr. Albrecht Henn von der Marbos GmbH & Co. KG hat sich Gedanken zum Bettungsmörtel gemacht. Er diskutiert die Fragen nach den Festigkeiten und der Wasserdurchlässigkeit. Die gebundene Bauweise mit gebundener Tragschicht, Bettungsmörtel, Haftvermittler und gebundener Fuge, hat in den letzten Jahren kontinuierlich um ca. 3% jährlich zugenommen. Einer der Gründe ist die Wartungsfreundlichkeit dieser Flächen, andererseits auch, dass die Unternehmen und beratenden Sachverständigen in der Handhabung und Ausführung immer sicherer werden. Ein weiterer Grund ist, dass in Einzelfällen Flächen – auch über die Belastungsklasse Bk 3,2 hinaus – in gebundener Bauweise nachhaltig ausgeführt wurden. Die stetig zunehmende Verkehrsdichte in den Städten und Ballungsgebieten führt zu einer ständig wachsenden Belastung der Pflasterflächen. Das Belagselement muss die zahlreichen einwirkenden Kräfte und entstehenden Spannungen sicher in die darunter liegenden Schichten abführen, die sich mit zunehmender Tiefe auf einer definierten Fläche verringern. Dies hat zur Folge, dass die höchsten Kräfte in der Schicht unterhalb des Belagselementes, also dem Bettungsmörtel, auftreten, und dem müssen die Produkte in dem System gewachsen sein. Die an den Regelwerken beteiligten Gremien sind dem soweit gerecht geworden, als dass mit zunehmender Erfahrung auch die Anforderungen an die Produkte bei Lieferung und im eingebauten, erhärteten Zustand formuliert worden sind. Derzeit ist als Regelwerk das Arbeitspapier der Forschungsgesellschaft (2007), wenn auch nur 78 als „W2“ klassifiziert, durchaus als „Stand der Technik“ maßgebend. Festigkeiten 100 BIS 125 mm sollte der Durchmesser des Bohrkerns sein, der direkt auf der Baustelle geprüft wird. Es fragt sich jedoch, ob die dort genannten Angaben zu den Festigkeiten des Bettungsmörtels, tatsächlich erforderlich sind. Legt man zu Grunde, dass eine Dränbetontragschicht im eingebauten Zustand 8 N/mm² im Mittel (DBT-Merkblatt) bzw. bei entsprechender Belastung und Anwendung des Merkblattes MVV mit Beton C16/20 eine Festigkeit von ca. 14 bis 17 N/mm² aufweist, ist es sicher nicht hilfreich, für die Nachhaltigkeit einen Bettungsmörtel mit einer Druckfestigkeit von >30 N/mm² oder auch < 10 N/mm² einzubauen. Der gesamte Aufbau sollte möglichst homogen sein und zur Vermeidung zusätzlicher Spannungen keine größeren Differenzen in Bezug auf die technischen Werte haben. Daher besteht derzeit die Forderung nach einer Festigkeit von ≥ 17 N/mm² für jeden geprüften Einzelwert des erhärteten Bettungsmörtels. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass dies auch sicher erreicht werden kann. Wasserdurchlässigkeit Eine weitere und zentrale Forderung ist die Wasserdurchlässigkeit des Bettungsmörtels und dies in Abstimmung auf das System zur Vermeidung von Frostschäden. Wenn in der Tragschicht eine Wasserdurchlässigkeit von 270 l/(sec x ha) bzw. ein kf-Wert von 2,7 x 10-5 (MVV) gefordert wird, Straßen- & Tiefbau 05/2015 Pflastertechnik erscheint es nicht sinnvoll, einen deutlich höheren kf-Wert z.B. 1 x 10-3 für die Bettung zu fordern oder gutzuheißen. Es ist unstrittig, dass das Belagselement die Kräfte weiterleiten muss. Daher ist der Verbund zwischen Belagselement und Bettungsmörtel von zentraler Bedeutung für die gebundene Bauweise. Immer häufiger wird dieses Kriterium (Haftzugfestigkeit) als Kontrolle für die Erfüllung des Vertrages herangezogen, wobei hier ein Bohrkern aus der Fläche entnommen wird und dieser im Labor zur Prüfung weiterbearbeitet werden muss. Hinsichtlich dieses Verfahrens müssen einige Anmerkungen gemacht werden. Nach der Entnahme des Bohrkerns an der Baustelle wird jede weitere Bearbeitung im Labor zu einer Verringerung der Werte führen. Das Produkt besteht nicht aus einem monolithischen Baustoff, sondern wegen der erforderlichen Wasserdurchlässigkeit aus einem haufwerksporigen Gefüge. Haftzugfestigkeit zwischen Stein und Bett Geprüft werden soll die Haftzugfestigkeit zwischen Stein und Bett und nicht die Scherfestigkeit des Bettungsmörtels in sich. Daher sollte die Bohrung einen Durchmesser von 100 bis 125 mm aufweisen und ungefähr bis in die Mitte der Bettungsschicht gebohrt werden. Der Bohrkern wird dann direkt auf der Baustelle mit einem entsprechenden Gerät abgezogen. Erreicht der Wert nicht die Forderung, der Bettungsmörtel hängt jedoch annährend bis zur Bohrtiefe am Belagselement fest, wurde die Scherfestigkeit gemessen und nicht die Haftzugfestigkeit, die dann deutlich höher ist. Eine nachlässige Verdichtung oder zu trocken eingebauter Bettungsmörtel lassen selten einen messbaren Wert erwarten. Grundsätzliche Voraussetzung eines brauchbaren Ergebnisses sind saubere Belagselemente und eine ausreichende Rauigkeit der mit Mörtel in Kontakt kommenden Flächen. Der Bettungsmörtel hat also vielfältige Aufgaben zu erfüllen. Er muss wasserdurchlässig und frostsicher sein, Druckfestigkeit und Haftzugfestigkeit müssen die aus der Belastung resultieren Spannungen aufnehmen und ableiten. Auch zur Erfüllung des Vertrages wird verstärkt vor allem dieser Baustoff, spezifisch die „Nur ein fachgerecht hergestelltes und eingebautes Produkt kann die Anforderungen der Baustelle erfüllen.“ Haftzugfestigkeit, überprüft. Zur Vergabe einer Maßnahme, bei der eine gebundene Ausführung vorgesehen wird, sind Prüfzeugnisse des vorgesehenen Produktes vorzulegen. Diese Zeugnisse sollten stets von einer öffentlichen und zertifizierten Prüfstelle kommen. Liegen zu dem Baustoff unterschiedliche Prüfzeugnisse vor, z.B. für die Druckfestigkeit und für die Wasserdurchlässigkeit, sind diese darauf zu überprüfen, ob sich beide Aussagen auf denselben Stoff und denselben Verdichtungsgrad im eingebauten Zustand beziehen. Als zuverlässigstes Kriterium hat sich hier die Rohdichte erwiesen und nicht die Bezeichnung des Baustoffes. Weichen die Angaben zur Rohdichte markant ab, ist eine Aussage nicht möglich, da mit dem Ziel, die erforderlichen Werte zu erreichen oder zu überbieten, die Prüfkörper unterschiedlich stark verdichtet wurden. Auch wenn das Gesamtbild deutlich besser geworden ist, zeigen sich aufgrund der Vergabepraxis doch mitunter Schwierigkeiten bei der Ausführung. Hier sind vor allem zwei Kriterien zu nennen, die für das Erreichen der technischen Werte unerlässlich sind: die Wasserzugabe und die Verdichtung des Bettungsmörtels. Ein hydraulisch abbindender Baustoff benötigt die ausreichende Wassermenge, um seine technischen Eigenschaften zu erbringen. Hier hat sich der sogenannte Schneeballtest auf der Baustelle als einfache und gut handhabbare Methode erwiesen. Es wird aus dem gemischten Material in den Händen eine Kugel geformt. Diese sollte mattfeucht glänzen, Zementleim muss an den Händen sein, und beim Durchstoßen der Kugel mit dem Finger darf diese maximal in drei gleiche Teile zerfallen. Die Verdichtung kann nur im Rahmen des Setzens des Steins oder Verlegens der Platte in den frischen Bettungsmörtel erfolgen. Die Dicke des Bettungsmörtels sollte im Anforderungskatalog stets im verdichteten Zustand genannt werden. Dabei ist seitens des Ausführenden das Setzmaß zu berücksichtigen. Gern wird die Wichtigkeit des Bettungsmörtels für die gebundene Bauweise unterschätzt. Er W muss eine höhere Wertschätzung erfahren. Web-Wegweiser www.marbos.de
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