Myopathie - Universität Münster

Myopathie
Bianca Dräger
Klinik für Schlafmedizin und neuromuskuläre Erkrankungen
Neuromuskuläres Zentrum Münster/Westfalen/Osnabrück
Department für Neurologie
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Anamnese
•40jähriger Pat, Anästhesiepfleger
•Erste Symptome 3 Jahre vor 1. Vorstellung im NMZ
Münster/Westfalen/Osnabrück
•„ in den letzten Monaten fällt es immer schwerer bei
längerer Narkose aufzustehen und Zugange zu prüfen“
• „Recken und auf Zehenspitzengehen fällt schwer“
•Treppensteigen und zügiges Gehen fällt bes. abends schwer
(Befreiung vom Einsatz als „Herzalarm“ ),
•Muskelkrämpfe: Oberschenkel
•Belastungsdyspnoe beim Treppensteigen
Untersuchungsbefund
Klinisch-neurologisch:
• Paresen OE: keine alle 5/5
• Paresen UE: KG 4/5,Hüftstrecker KG 4/5,
Oberschenkelabduktion KG 4/5, distal
Fußsenkung 4/5
• Sensibilität ungestört
• Koordination ungestört
• Fazial keine Paresen, Sprechen, Schlucken opB
Labor:
• CK 1420 U/l, Leberparameter opB, BB opB,
CRP opB
• Kontroll CK nach 4 Wochen 3120 U/l
sonstige Parameter opB
• Laktatischämie Test unauffällig
• Ruhe BGA opB
TED
Was könnte jetzt weiterhelfen?
1. Frage nach B-Symptomatik (Nachtschweiß, Fieber,
Gewichtsverlust)
2. Frage Familienangehörige mit vergleichbaren Symptomen
3. Frage nach tageszeitabhängige Doppelbilder
4. Frage Atemnot und Kurzatmigkeit in Ruhe und Belastung
5. Frage nach Hautveränderungen an den Händen
Familienanamnese
• Mutter gesund, Vater an Bronchial-CA
verstorben
• Schwester Jahre 3 älter, gesund,
Bruder 14 Jahre jünger, “geht
komisch” (1x CK sehr erhöht
gemessen)
• 1 Onkel väterlicherseits “früh” im
Rollstuhl nach Schlaganfall
• über Großeltern keine Informationen
?
?
Autosomal rezessiver Erbgang
oder X-chromosomal
Bildgebung
MRT: T1 und T2 STIR mit
insbesondere fettigem und
bindegewebigem Umbau
Welche Bildgebung bei welcher Frage?
Konventionelles MRT:
- axiale T1 Wichtung
(turbo/fast) spin echo
- axiale T2 Wichtung mit
Fett Suppression
(mit short tau inversions
recovery = STIR)
- Schichtdicke 5-8mm
- KM nicht sicher belegt
von zus. diagnostischem
Wert neben T2 STIR, ggf.
für fokale Inflammation
Fett
T1
T2
T2-STIR
hell
hell
dunkel
hell
hell
Flüssigkeit dunkel
Akut/subakute Polymyosits
T1
T2 STIR
Chronische Polymyositis
T1
T2 STIR
Histologie
Zitat auswärtiger Brief
• In einer Muskelbiopsie aus dem Jahr 2009 hatte sich die
Skelettmuskulatur mit chronisch myopathischen Veränderungen
gezeigt. Die immunhistochemischen Untersuchungen zum
Nachweis verschiedener muskulärer Strukturproteine verliefen
alle regelrecht. Eine Dystrophinopathie, eine Myopathie aufgrund
einer Mutation im Emerin oder Merosin-Gen sind hierdurch
unwahrscheinlich, ebenso erscheint das Vorliegen einer LGMD
aufgrund einer Caveolino-, Dysferlino- und Sarkoglykanopathie
unwahrscheinlich. Für eine entzündliche Genese ergab sich
ebenfalls kein Anhalt. Elektronenmikroskopisch hatten sich nur
geringgradig myopathische Veränderungen, welche auch
ultrastrukturell nosologisch unspezifisch blieben, gezeigt.
Insbesondere ergab sich kein Anhalt für eine Mitochondriopathie,
Glykogen- oder Fettspeicherkrankheit.
• Ebenso hatte sich biochemisch kein Anhalt für einen Morbus Pompe
ergeben.
TED
Wie bewerten Sie das diagnostische Verfahren?
1. Die Muskelbiopsie ist durch für die MolekulareDiagnostik für Myopathien entbehrlich geworden
2. Die Muskelbiopsie ist für die Myopathien
unentbehrlich
3. Die Muskelbiopsie sollte vor der Erwägung
genetischer Diagnostik durchgeführt werden
4. Die genetische Diagnostik sollte auf Grund der
hohen Kosten am Ende des diagnostischen Pfades
von Myopathien stehen
5. Der Stellenwert der Muskelbiopsie ist im Einzelfall
abzuwägen
Genetik
Einzelgensequenzierung CAPN3 und FKRP vorbefundlich negativ
DYSF: unklare Varianten
c.1731G>A, p.Ala577Ala-heterozygot, synonymer Austausch
c.3065G>A, p.Arg1022Glu-heterozygot, MAF: 1,4%, konserviert
c.3992G>T, p.Arg1331Leu-heterozygot, MAF: 1,6%, konserviert
Einschätzung der beiden Varianten:
SIFT: Tolerated, Mut Pred: non calculated, Polyphen: variable, LRT:
Deleterious, MT, Disease causing, Mut Assessor Low impact
Gliedergürteldystrophien – autosomal dominant
Nirgo und Savarese, Acta Myologica 2014
Gliedergürteldystrophien – autosomal rezessiv
Nirgo und Savarese, Acta Myologica 2014
Zusammenfassung
Dysferlinopathie
• Autosomal rezessiv
• Gliedergürteldystrophie Typ 2B und Myoshi Myopathie
Manifestation junges Erwachsenenalter
CK häufig >5000U/l
Elektrophysiologie unspez. (path möglich SpA., Zeichen chron. Schädigung)
MRT kein spezifisches Schädigungsmuster (ventrale und dorsale Muskeln
betroffen)
• Selten Beteiligung der Atmungsmuskulatur
• Selten Beteiligung des Herzen
• Genetik Direktsequenzierung Dysferlin-Gen oder Gen-Chip Diagnostik
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Weitere Myopathien mit proximalen Paresen:
• LGMD, IBMPFD, Polymyositis, PROMM, M. Pompe
[email protected]
Neuromuskuläre Ambulanz
Terminvergabe 0251-8344470