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Vortrag von Rainer Stadelmann Oberstleutnant a.D. 28. Oktober 2015.
Dassault/Dornier ALPHA JET - ein deutsch-französisches Rüstungskooperationsprojekt
In diesem Vortrag gab Herr Stadelmann einen Rückblick auf seinen persönlichen Werdegang als
Offizier und Flugzeugführer der Deutschen Luftwaffe mit den Stationen Ausbildung, Einsatzpilot und
Fluglehrer auf Lockheed F-104G „Starfighter“ und Dassault/Dornier ALPHA JET.
Die Laufbahn auf dem ALPHA JET bei der Deutschen Luftwaffe führten Herrn Stadelmann OLT a.D.
von 1979 bis 1989 in folgende Positionen und Dienststellen:
1979 – 1983
Jagdbombergeschwader 49, Fürstenfeldbruck mit Truppenversuch ALPHA JET,
Fliegerhorst Leipheim
1983 – 1985
Luftflottenkommando, Köln / Wahn1983
1985 – 1988
Taktisches Ausbildungskommando der Luftwaffe, Beja, Portugal
1988– 1989
Jagdbombergeschwader 49, Fürstenfeldbruck
Entstehung des ALPHA JET
Juni 1968
Unterzeichnung eines Rüstungskooperationsabkommens der Regierungen
Deutschlands und Frankreichs mit dem Ziel der gemeinsame Entwicklung eines
Schulflugzeugs zur Lieferung an 14 Staaten
23.07.1970
Auswahl der Konzeptstudie TA 501 von Breguet-Dassault-Dornier
23.10.1973
Erstflug französischer Prototyp Istres, Frankreich
09.01.1974
Erstflug deutscher Prototyp Oberpfaffenhofen, Deutschland
20.03.1980
Indienststellung ALPHA JET, JaboG 49, Fürstenfeldbruck
In Frankreich verwendete man den ALPHA JET E (Ecole) als Trainingsflugzeug. Bei der Deutschen
Luftwaffe wurde der ALPHA JET A (Appui Tactique) primär als leichter Jagdbomber und als
Trainingsflugzeug geflogen.
Die Serienfertigung des ALPHA JET (A u. E) erfolgte zwischen 1973 und 1981. Es wurden 508
Maschinen produziert.
Technische- und Leistungsdaten Daten des ALPHA JET:
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Flügelfläche: 17,5 m² Flügelstreckung: 4,8 Flächenbelastung: 285,0 kg/m²
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Hochdecker mit 28° Flügelpfeilung, tief liegendem Höhenleitwerk und großes 45° gepfeiltes
Seitenleitwerk, ungeteilte Landeklappen
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Tandem Sitzanordnung mit sehr guten Sichtverhältnissen von beiden Cockpit Positionen aus
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Triebwerke leicht zugänglich und in Schwerpunktnähe
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Robustes niederdruckbereiftes Bug- und Hauptfahrwerk mit breiter Spurbreite
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Bewaffnung: in den Rumpf einschwenkbar Außenlastträger für Bomben u. Raketen, sowie eine
externe Bordkanone
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Besatzung: Jagdbomber: 1, Besatzung: Trainer 2
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Leergewicht: 3.515 kg, Startgewicht: 5.000 kg, max. Startgewicht: 7.500 kg
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Treibstoff Kapazität (intern): 1.900 Ltr, Treibstoff Kapazität (extern): 895 Ltr
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Max. Geschwindigkeit (SL): 1.000 km/h (540 kn), Stall Speed: 167 km/h (90 kn), Lastvielfaches: +
8,6 G / - 6,4 G, Rollstrecke Start : 410 m, Rollstrecke Landung : 610 m
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Einsatzradius: 610 km (330 NM) mit Bewaffnung, Überführungsreichweite mit 2 Außentanks:
2.940 km (1.590 NM)
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Dienstgipfelhöhe: 14.630 m (48.000 ft), Steigrate: 57 m/s (11.220 ft/min), Einsatzdauer (max.):
3,5 Std.
Der ALPHA JET ist sehr gut zu fliegen (Pilots Aircraft), hat herausragende Kurveneigenschaften und
Luftkampffähigkeiten und eine exzellente Überziehwarnung (Stall) / Recovery. Durch das HUD (HeadUp Display) gibt es keine unnötige Aufmerksamkeitsverteilung im Cockpit.
Herausragende technische Merkmale des ALPHA JET sind Wartungsfreundlichkeit und eine hohe
Zuverlässigkeit. Möglich ist autonomes Anlassen durch Starter-Generatoren und eine Bordbatterie.
Die Maschine hat einen geringen Kraftstoffverbrauch. Das ermöglicht ohne Zwischenlandung Ziele in
ganz Europa zu erreichen. Ein präziser Waffenrechner (Basis: Doppler Radar) ermöglicht eine hohe
Treffergenauigkeit im Luft-Bodeneinsatz. Die Triebwerke Larzac 04 der Hersteller Snecma,
Turbomeca und KHD entwickeln einen max. Schub von 2 x 1.350 kp (13,24 kN).
Nach Einführung des ALPHA JET in die deutsche Luftwaffe bestand Mitte der 1980 ziger Jahre die
Notwendigkeit einer Kampfwertsteigerung dieser Maschinen. Daher plante man die Umrüstung mit
leistungsstärkeren Triebwerken, einem Radar, Abstandswaffen an den Tragflächenenden und die
zusätzliche Auslegung der Innenlastträger für Außentanks.
Wegen der Restrukturierung der Bundeswehr, der bevorstehenden Einführung des Euro Fighters und
der knappen Finanzen wurde das Flugzeug 1993 außer Dienst gestellt. Die Flugzeuge wurden ins
Ausland verkauft.
Die französische Luftwaffe und befreundete Staaten fliegen den ALPHA JET noch heute.
Der Vortrag fand ein sehr reges Interesse bei rund 35 Gästen und endete mit einer lebhaften 20
minütigen Diskussion und kräftigem Beifall.
Thomas Poitner und Oliver Harten