Sehr geehrter Herr Kardinal Woelki, sehr geehrte Damen und

Sehr geehrter Herr Kardinal Woelki, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde.
Vielen Dank. Wir sind dankbar für die Würdigung unserer Arbeit. Dieser Preis motiviert
uns zum Weitermachen. In unserem Kampf für Flüchtlingsrechte fühlen wir uns von
Seiten der katholischen Kirche und besonders von Kardinal Woelki unterstützt.
Wir nutzen an dieser Stelle die Gelegenheit um Sie, verehrte Damen und Herren, über
Kernanliegen
unserer
Arbeit
zu
informieren.
In Deutschland leben Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder oft über Jahre hinweg in
Sammelunterkünften.
Sie sind gleichsam von rassistischer als auch von sexistischer Unterdrückung betroffen. Dies
durch weitere Abhängigkeiten, die durch ein Leben in Sammelunterkünften entstehen, zu
verstärken ist unverantwortlich. Mitarbeiter der Sammelunterkünfte verletzen unsere
Privatsphäre, indem sie die Zimmer während unserer Abwesenheit betreten. Früher sogar
ohne anzuklopfen und ohne zu beachten, ob die Bewohnerinnen bekleidet sind oder nicht. In
Brandenburg haben wir inzwischen erkämpft, dass das Ministerium in einem Erlass klar
gestellt
hat,
dass
dies
illegal
ist.
Die Entscheidung, Flüchtlingsfrauen in abgelegenen Sammelunterkünften unterzubringen,
macht uns zum Objekt stereotyper Zuschreibungen. Wir sind konfrontiert mit der
Überzeugung von Männern, die Flüchtlingsfrauen stünden ihnen zur Verfügung, wir werden
durch
ihre
respektlosen
Angebote
diskriminiert
und
belästigt.
Deshalb fordern wir: Frauen raus aus den Sammelunterkünften! Alle Lager
abschaffen!
Wenn Flüchtlingsfrauen es schaffen, nach Deutschland zu kommen, finden sie Gesetze vor,
die ein selbstbestimmtes Leben unmöglich machen. Es ist eine Anstrengung, in diesem
System den eigenen Weg zu gehen.
Viele von uns haben keine Möglichkeit Deutsch zu lernen. Und: Viele finden nie einen Job.
Oder nur einen, den niemand sonst machen will und der unserer Ausbildung nicht entspricht.
Deshalb fordern wir: Weg mit allen Arbeitsverboten für Flüchtlinge!
Wenn wir krank sind müssen wir zuerst dem Sozialamt erzählen, das wir einen Arzt
brauchen und warum. Dann bekommen wir eventuell einen Krankenschein.
Deshalb fordern wir: Asylbewerberleistungsgesetz abschaffen! Gleiche Medizinische
Versorgung für alle!
Wir kämpfen für unsere Rechte als Frauen. Wir sind eine Gruppe von Flüchtlingsfrauen, die
sich mit Flüchtlingsproblematiken aus Frauensicht identifiziert und Gesetze bekämpft, die
gegen Emanzipation von Frauen und Kindern gerichtet sind.
Es ist oft schwer als eigenständige Flüchtlingsfrauengruppe wahrgenommen und gehört zu
werden. Wir brauchen eure Solidarität, um gemeinsam zu kämpfen.
Deshalb: Lasst uns gemeinsam gegen rassistische Gesetze und sexistische
Strukturen kämpfen, denen Flüchtlingsfrauen in ihrem Alltag ausgesetzt sind!
In Bezug auf diese grundsätzlichen Menschenrechte für Flüchtlinge wissen wir die
Katholische Kirche auf unserer Seite und sind dafür dankbar.
Gleichwohl möchten wir als feministische Organisation die Möglichkeit nutzen, um
unser Missfallen über einige die Rechte von Frauen verletzende Reglements
auszudrücken. Die immer noch von der katholischen Kirche öffentlich betriebene
Missbilligung von Antibabypillen und Kondomen zur Geburtenkontrolle und
besonders das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über den Fortbestand einer
Schwangerschaft muss überdacht werden. Wir würden uns freuen, wenn hier
Offenheit und die Bereitschaft zum Diskurs bestünde.
Zum Schluss noch einmal vielen Dank, dass Sie uns mit dem Preis ehren. Danke für
Ihre Aufmerksamkeit. Wir wünschen uns allen noch einen schönen Abend.
Delphine Dusuinyuy von Women In Exile