Beruf klasse, aber polysportiv genug. Jeder und jede kann sich die Sport-Praxisfächer aussuchen, die sie oder ihn ansprechen. Einzig denjenigen, die das Lehrdiplom Sport machen wollen, wird vorgeschrieben, welche Praxisfächer sie absolvieren müssen. Wie gelang Ihnen der Einstieg in die Berufswelt? Er ist mir leicht gefallen, weil ich schon während des Studiums Praktika absolviert und während des Masters bereits auf dem Beruf gearbeitet habe. Es ist definitiv von Vorteil, die Praktika sorgfältig zu wählen: Sie sind auf dem Weg in die Berufswelt entscheidend. Für Noten interessiert sich ein Arbeitgeber kaum. Mein erstes Praktikum habe ich bereits nach zwei Wochen abgebrochen, weil die Arbeit in der Forschung nichts für mich war. Solche Erfahrungen sind für die eigene berufliche Zukunft wertvoll. Sie helfen einem herauszufinden, was man eigentlich will. Vor allem bei einem Studium wie den Bewegungswissenschaften ist das entscheidend, denn die Möglichkeiten sind vielfältig. Man hat die Qual der Wahl; der Weg ist nicht wie in anderen Studiengängen (z. B. Medizin) vorgezeichnet. Claudia Rey, Redaktorin Sport, Neue Zürcher Zeitung, Zürich «PRAKTIKA SIND ENTSCHEIDEND FÜR DEN BERUFSEINSTIEG» Claudia Rey (27) arbeitet als Sportredaktorin bei der NZZ. Ursprünglich studierte sie Bewegungswissenschaften und Sport an der ETH Zürich. Weshalb haben Sie sich für ein Sportstudium entschieden? Ich suchte ein vielseitiges Studium – ein Studium, bei dem man nicht gelangweilt im Hörsaal sitzt, sondern bei dem auch persönliches Engagement gefordert ist. Bewegungswissenschaften und Sport bot mir die Möglichkeit, mich weiter mit unterschiedlichsten Themengebieten wie Naturwissenschaften, Sport, Psychologie usw. zu beschäftigen. Welcher Stellenwert kam der Praxis zu? Es standen viele sportpraktische Fä- cher auf dem Programm; ausserdem Praktika in Sportphysiologie, Physik, Trainingslehre, Chemie usw. Ich empfand diese praktischen Lektionen als grosse Bereicherung neben den theoretischen Vorlesungen. Was braucht es, um dieses Studium erfolgreich zu bestehen? Für ein ETH-Studium ist ein starkes Interesse für Naturwissenschaften grundlegend. Viele unterschätzen den Anteil an naturwissenschaftlichen Fächern (Organische Chemie, allgemeine Chemie, etliche Biologie-Fächer, Physik, Mathematik). Wer sich nur für Sport interessiert, für den ist dieses Studium nicht geeignet. Falls man sportpraktische Fächer wählt, sollte man einigermassen sportlich sein – zwar nicht gerade in der Spitzensport- Haben Sie noch weitere Praktika absolviert? Ich absolvierte ein Journalismus-Praktikum bei einem Pressebüro in Basel. Nach einem solchen bei SRF (RadioRegionalredaktion Aargau/Solothurn) wurde ich für ein Jahr angestellt. Der Journalismus ist ein beliebtes Berufsfeld mit viel Konkurrenz. Wie kamen Sie zum jetzigen Job? Konventionell: Ich bewarb mich auf eine Ausschreibung der NZZ. Seit No vember 2013 arbeite ich als Sportredaktorin bei der NZZ mit Fokus o nline – sprich 80 Prozent im Online-Bereich, zu 20 Prozent für das Printmedium. Wie sieht ein typischer Arbeitstag einer Sportredaktorin aus? Ich starte ca. um 7.30 Uhr. Als Erstes ergänze ich den Online-Auftritt von NZZ.ch/sport, redigiere Agenturtexte, suche Fotos heraus und bearbeite diese. Dann gehe ich auf Themensuche: Was Sport- und Bewegungswissenschaften | PERSPEKTIVEN 51 52 Beruf könnte den Leser oder die Leserin interessieren? Ist das Thema ausgewählt, recherchiere ich und schreibe den Artikel. Parallel überarbeite und ergänze ich den Online-Auftritt entsprechend. Um 8.30 Uhr findet die Tagessitzung statt. Hier diskutieren alle Ressorts gemeinsam, was wann, wie und wo auf NZZ.ch ausgespielt werden soll. Manchmal muss auch geklärt werden, welches Ressort ein Thema abdeckt, weil die Themen manchmal ressortübergreifend sind. Ein Beispiel: Hooligan-Probleme betreffen die Ressorts Sport, Inland und Zürich. Sind Sie auch öfters unterwegs? Ja, es gibt Tage, an denen treffe ich Sportlerinnen oder Funktionäre für Interviews oder realisiere mit unserem Videoteam eine Produktion über eine Sportlerin oder über Sportthemen – dann auch als Moderatorin. Sind Ihre Arbeitstage lang? Arbeitsende ist normalerweise um 16.30 Uhr, dann ist Schichtwechsel, und ich übergebe an den Spätdienst. Ein- bis zweimal pro Woche übernehme ich auch den Spätdienst. Dann beginne ich um 16 Uhr und arbeite, bis alle Texte redigiert, alle Wettkämpfe und Spiele vorbei und die Agenturmeldungen bearbeitet sind. Meist endet ein solcher Tag zwischen 23.15 und 23.45 Uhr. Wenn Grossanlässe wie Olympische Spiele stattfinden, können Arbeitstage sehr früh beginnen und länger dauern. Können Sie das Wissen aus dem Studium bei Ihrer Arbeit einsetzen? Nicht direkt, ausser bei Texten oder Videos zu sportwissenschaftlichen Themen. Ich profitiere eher von überfachlichen Fähigkeiten wie selbstständiges Arbeiten, dem Erkennen, was wichtig ist usw. Diese Skills eignet man sich im Studium nebenbei an. Zudem ist es für eine Sportredaktorin sicher von Vorteil, wenn man Grundtechnik und Regelwerk verschiedenster Sportarten im Studium bereits mitbekommen hat. Interview Nadine Bless Nico Sturzenegger, Mittelschullehrer für Sport und Englisch, Kantonsschule Wil «STETE WEITERBILDUNG IST EIN MUSS» Nico Sturzenegger (41) arbeitet als Mittelschullehrer an der Kantonsschule Wil SG. Im Rahmen der bilingualen Maturität unterrichtet er Sportunterricht auf Englisch – eine gute Möglichkeit, seine beiden Unterrichtsfächer zu verbinden. «Ich war in der Schule ein Zappelphi lipp und wollte unbedingt ‹etwas mit Bewegung› machen. Gleichzeitig interessierten mich diverse Themen und Fachbereiche. Mit der Interdisziplinarität des Sportstudiums konnte ich den Grossteil davon abdecken. Es ermöglichte mir Einblicke in Biologie, Psychologie, Medizin, Didaktik, Ma thematik, Physik, Biomechanik, Soziologie, Pädagogik und vieles mehr. Das PERSPEKTIVEN | Sport- und Bewegungswissenschaften kam mir sehr entgegen – von allem etwas und trotzdem nirgends so viel, dass man es satt hat. So traf ich damals meine Studienwahl und absolvierte das Sportstudium an der ETH. Das dritte Studienjahr verbrachte ich dabei als Austauschstudent an der Uni Lausanne. Nach einem kurzen Abstecher in ein Zusatzstudium der Geografie an der Uni Zürich musste ich diese Idee nach einem Jahr aufgeben, da ich damals bereits als Sportlehrer tätig war und der Job sich nicht mit dem Vollzeitstudium vereinbaren liess. DER SPRUNG INS KALTE WASSER Meine erste Stelle trat ich als Oberstufenlehrer in Ebnat-Kappel an – pädagogisch betrachtet war der Start ein Sprung ins kalte Wasser, denn meine
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