Praxis rollt zu den Flüchtlingen - Praxisnetz Herzogtum Lauenburg eV

24.11.2015
Seite: 11
Auflage 103260
Praxis rollt zu den Flüchtlingen:
Medibus soll Hausärzte enüasten
Pilotprojekt des
Landes im Kreis:
Mobile Sprechstunde
soll Perspektiven für
Ärztemangel auf dem
Lande eröffnen.
Von Florian Grombein
Mölln/Kiel. Das gab es in Schleswig-Holstein noch nie: Ein umgebauter Transporter soll kreisweit
Patienten versorgen, die auf dem
Lande keinen Zugang zur hausärztlichen Versorgung haben. Die
DB Regio Bus und das Praxisnetz
Herzogtum Lauenburg sehen das
als Möglichkeit, dem durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft bedingten Ärztemangel im
ländlichen Raum zu begegnen. Der
feuerrote Medibus, der gestern im
Möllner Stadthaus präsentiert wurde, soll zunächst Flüchtlinge im
Kreis versorgen. Damit will das Praxisnetz der wachsenden Zahl der
Asylbewerber in den Arztpraxen
begegnen. Finanziert wird das Projekt von der Damp-Stiftung.
„Wir haben in der Versorgung
der Fläche ein erhebliches Pro-
Markus Knöfler (Praxisnetz) in der
rollenden Arztpraxis.
blem. In Skandinavien oder Australien ist die mobile medizinische Versorgung bereits etabliert", erklärte
Dr. Renee Buck, Abteilungsleiterin
Gesundheit im Kieler Ministerium
für Soziales, Gesundheit, Familie
und Gleichstellung, gleich zu Beginn der Präsentation. Das Ministerium versucht seit Jahren unter
dem Begriff „Doc-Mobil", den
Hausarzt zum Patienten auf dem
Lande zu bringen. Ein Versuch in
Dithmarschen war gescheitert.
„Wir möchten Schwachstellen
und Brüche in der medizinischen
Versorgung von Asylbewerbern
und Schutzsuchenden verbessern", sagte Markus Knöfler, Geschäftsführer des Praxisnetzes im
Kreis. Insbesondere sollten die Notwendigkeit der Behandlung durch
Mediziner festgestellt, Arztpraxen
des Kreises entlastet sowie die Risiken durch fehlende Sprachkenntnisse gemindert werden.
So weit die Theorie. Erst im Februar 2016 soll die Arztpraxis wirklich durch den Kreis rollen. Viele
Unwägbarkeiten müssen noch beseitigt werden. Zumindest die Finanzierung scheint gelöst. Die
Damp-Stiftung wird das Projekt unterstützen. Das Fahrzeug selbst,
ein mit medizinischen Geräten ausgestatteter und umgebauter VW
Crafter, steht bereit und war ges-
tern auf dem Parkplatz des Stadthauses zu besichtigen. Die DB Regio Bus wird sich darum kümmern,
dass das Fahrzeug läuft und dass
ein Fahrer zur Verfügung steht.
Die Ärzte, die später im Medibus
behandeln, sollen sich voll auf die
Patienten konzentrieren können.
„Dieses Projekt ist für uns der Auftakt für mehrere Aktivitäten rund
um Mobilitätsleistungen im Gesundheitsbereich", so Michael
Hahn, Vorstand der DB-Regio.
„Die Kommunen sind die Nutznießer diese Projektes", erklärt
Möllns Bürgermeister Jan Wiegels.
Er hofft, „ dass dieses Mobil die medizinische Versorgung verbessern
wird". Wichtiger als in Mölln, wo
auch weiterhin zentral gelegenen
Arztpraxen von Flüchtlingen genutzt werden, sei j edoch die Versorgung an der Peripherie. Wiegels:
„ Zum Beispiel in Schretstaken."
Viele alte Ärzte im Kreis
Im Lauenburgischen liegt das Durchschnittsalter der Hausärzte bei 54 Jahre. 15 Prozent der Hausärzte im Kreis
sind über 65 Jahre alt. In Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum
Schleswig-Holstein soll evaluiert werden, wie die neue mobile Praxis den bedenklichen Trend kompensieren kann.
Dr. Renee Buck aus dem Gesundheitsministerium gestern in Mölln.
Nur zum internen Gebrauch!
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Der „Medibus " soll künftig kreisweit Flüchtlinge versorgen. Es geht darum, die Hausarztpraxen zu entlasten
und die medizinische Versorgung in schlecht angebundenen Gemeinden zu gewährleisten.
Foto: Grombein
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