Nr. 7/8 Juli/August 2015 Bad Segeberg 68. Jahrgang Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein Mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein Allein in Deutschland: Flüchtlinge sind auf Unterstützung angewiesen. MIGRATION T H E M E N 12 Klinikproteste gegen die geplante Reform 16 Ärzte helfen geflüchteten Ärzten bei der Integration Begleitung wird von Flüchtlingen dankbar angenommen. Hoher Bedarf. W er als Flüchtling nach Schleswig-Holstein kommt, soll sich willkommen und anerkannt fühlen. Dies gilt natürlich auch für die Mediziner aus Krisenregionen. Sie kämpfen bei uns Ärztegenossen mit den gleichen Problemen erfinden sich neu wie alle Flüchtlinge: Sprachbarrieren, Anerkennung als Flüchtling, Anerkennung der beruflichen Qualifikation, Suche nach medizinischer Behandlung. Personalisierte Viele kommen bei der ÜberwinMedizin zur dung dieser Hürden nur langsam voran. Kieler Woche Oft ist es von Zufällen und persönlichen Kontakten abhängig, ob Flüchtlinge die Probleme lösen und damit ihre Integration beschleunigen können. Dies zeigen Dermatologie: die Beispiele von zwei Ärzten aus Syrien Innovatives und Afghanistan und einer Zahnärztin Jahrzehnt aus dem Irak, die alle im vergangenen Medizinischer Fakultätentag in Kiel 19 21 40 Jahr nach Schleswig-Holstein gekommen sind und sich unter unterschied lichen Voraussetzungen um ihre Inte gration bemühen. Eine Begleitung durch deutsche Kollegen kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein. So helfen Ärzte aus Mölln derzeit dem Chirurgen Saeed Albuhtari aus Damaskus erfolgreich, bei uns Fuß zu fassen. Zum Jahresende will er seine Sprachprüfung ablegen und dann möglichst schnell als Arzt in unserem Bundesland arbeiten. Zahnärztin Zane Al Lame aus Bagdad dagegen hat diese Begleitung lange Zeit vermisst. Das Engagement der Lübecker Gemeindediakonie, aber auch das ihrer Haus- und einer Amtsärztin lassen die Zahnärztin nun wieder Hoffnung auf eine Zukunft in Schleswig-Hol- stein und in ihrem Beruf schöpfen. Externe Unterstützung hat auch Orthopäde Ajmal Khan Arifi aus Afghanistan erfahren. Mit der Hilfe u. a. des Patienten ombudsvereins wurde dem von den Taliban bedrohten Arzt, der in seiner Heimat für die Bundeswehr gearbeitet hatte, der Flüchtlingsstatus in Deutschland zuerkannt. Inzwischen absolviert er ein Praktikum an einem Lübecker Krankenhaus, um in seinem Beruf tätig sein zu können. Nun braucht er weitere Unterstützung, um seine Familie, die noch unter großer Gefahr in Kabul lebt, in Sicherheit bringen zu können. Die drei Fälle zeigen: Ohne Begleitung und Unterstützung ist es auch für die Mediziner unter den Flüchtlingen schwer, sich bei uns zu integrieren. W EI T ER AUF SEI T E 6 n Die neue rke we z n e r e f e R aus der e! Chirurgi Bildatlas Meniskuschirurgie Lidchirurgie Operative Zugangswege Probeseiten und Bestellung unter www.kvm-medizinverlag.de Anzeige AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 E D I T O R I A L // 3 Für Vernunft ist es nie zu früh ... Liebe Kolleginnen und Kollegen, „Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert, wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll.“ Dieses Zitat von Oscar Wilde klingt im ersten Moment provokativ und überzogen – vor allem natürlich mit Blick auf die eigene Person. Beim zweiten Hinsehen allerdings erweist sich diese These ganz häufig als zutreffender als man es selbst gerne wahrhaben möchte. Denn der Umsetzung dieser Erkenntnis verdankt ein ganzer und nicht unbedeutender Wirtschaftszweig seine Existenz. Die Werbebranche lebt einzig davon, Kauf- und Konsumentscheidungen eben nicht nach dem tatsächlichen Bedarf und ökonomischer Vernunft, sondern am Konformitätsbedürfnis und gefühlten Defiziten auszurichten. Und dennoch: Die Möglichkeit zum vernunftbedingten Handeln hat Fähigkeiten in uns mobilisiert, die uns im Extremfall in die Lage versetzen, den eigenen Lebensraum nachhaltig zu zerstören, aber auch dazu, uns neue Lebensräume außerhalb unserer Galaxie zu erschließen – letzteres nennt man dann „Utopie“. Die tägliche Realität ist banaler, gleichwohl von der gleichen Ambivalenz geprägt. Die Düngung mit künstlichen Nitraten und der großflächige Einsatz von Insektiziden haben zu einer nahezu gigantischen Erhöhung der Erträge in der Landwirtschaft geführt, andererseits tauchen jetzt eben diese Substanzen zunehmend und potenziell gesundheitsgefährdend mit großer zeitlicher Verzögerung im Grundwasser auf. Und die Entdeckung des Penicillins und des antimikrobiellen Behandlungsprinzips hat den Schrecken früherer Epidemien in die Vergangenheit verbannt. Das Auftauchen multiresistenter Keime nach allzu leichtfertigem und unprofessionellem Einsatz sieht uns im Moment in mancherlei Hinweis noch ratlos – aber keineswegs planlos. Regional ist in Schleswig-Holstein dieses Problem auf der Landesebene klar adressiert im Austausch zwischen allen akademischen Heilberufen, inklusive der Tierärztekammer im Rahmen der IdH (Interessengemeinschaft der Heilberufe). Unter dem Schlagwort Antibiotic Stewardship bemühen sich darüber hinaus die Anwender vor Ort seit der Kopenhagener Konferenz von 1998 um den möglichst rationalen (vernünftigen!) Einsatz von Antiinfektiva. Die Überwindung der Impfmüdigkeit und Impfverweigerung im Kampf gegen fast überwunden geglaubte virale Infektionskrankheiten hatten wir bereits in einer unserer letzten Ausgaben thematisiert. Was in diesem medizinischen Kontext noch überschaubar scheint, hat in gesellschaftlichen Dimensionen mittlerweile ein Stadium erreicht, das vernunftgeleitetes Handeln zwingender und dringender denn je erscheinen lässt. Gewaltige Flüchtlingsströme aus bevölkerungsstarken und gleichzeitig wirtschaftlich unvorstellbar armen Regionen stellen uns vor Herausforderungen, denen wir lange vor den Katastrophen auf den Reiserouten und der Versorgung hier bei uns begegnen müssten. Diese Herausforderungen sind von einigen gesehen, von der saturierten Gesellschaft aber nicht ernst genommen und damit viel zu spät als solche erkannt worden. Dass katastrophale Fehlentwicklungen aber durchaus auch nach langer Zeit noch korrigierbar sind, zeigt das Beispiel der späten Approbation von Frau Prof. Dr. Ingeborg Syllm-Rapoport im Alter von 102 Jahren. In der Zeit des kollektiven Massenwahns des Nationalsozialismus an der Verteidigung ihrer wissenschaftlichen Doktorarbeit aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verhindert, wird sie durch die Enkel der damaligen Entscheidungsträger spät – aber nicht zu spät – in dieser Hinsicht rehabilitiert. Das ihr zugefügte Leid und das Leiden können damit aber auch nicht annähernd ungeschehen gemacht werden. Illustration: Bernd Schifferdecker ...und selten zu spät. Mit freundlichen kollegialen Grüßen Ihr Dr. med. Franz Joseph Bartmann Präsident Schreiben Sie uns gerne Ihre Meinung – wir freuen uns über Kritik und Anregungen: [email protected] 4 // N A C H R I C H T E N J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 Inhalt 4 Impfaktion in Lübeck Promotion mit 102 Jahren Durchbruch in der Tuberkuloseforschung Warnung vor Eintrag in Register Kurz notiert 4 4 5 5 5 TI TE LTHEM A 6 Flüchtende Ärzte finden in Schleswig-Holstein Unterstützung Gesundheitskarte für Flüchtlinge Lübeck: Toleranz hat viele Seiten 6 9 10 GES UN DHEIT S P OLIT IK 12 Klinikreform: Proteste in Schleswig-Holstein Sozialmedizinisches Kolloquium in Lübeck Abgeordnetenversammlung der KVSH Medizinischer Fakultätentag in Kiel UKSH nach der Keim-Krise Ärztegenossen wollen Versorgung neu denken Präventionsgesetz: „Kein großer Wurf “ 12 14 15 16 18 19 20 IM NOR DEN 21 Personalisierte Medizin: Veranstaltung zur Kieler Woche Versorgungsforschung bietet Fakten statt Mythen Zehn Jahre Praxisklinik in Travemünde Kieler Ärzte helfen den Kollegen am Kilimandscharo Ärztliche Karriere ohne Kassenzulassung Widersprüchliche Diagnose: ADHS und Asperger Serie: Neue Mitglieder der Kammerversammlung Nicht alle waren Nazis 21 22 23 24 25 26 27 28 P ERS ON A LIA 32 MEDIZ IN & W IS S ENS C H A F T 34 Schwerer Verlauf : Warnung vor Vibrio vulnificus „Mother‘s little Helper“: Benzodiazepine 34 35 ARZT & REC HT 36 Kleine Ursache – große Wirkung Offener Umgang hilft bei der Fehlervermeidung 36 37 FOR TB ILDU NGEN/ A K A D E M I E / E C S 38 Dermatologie: Innovatives Jahrzehnt 40 K AS S ENÄ RZT LIC HE V ER E I N I G U N G 41 ANZEIG EN 46 IMPR ES S UM / T ELEFONVE R Z E I C H N I S 50 Prof. Werner Solbach (hinten Mitte) und sein Team der „Impfzentrale“. Studierende impfen Älteste Promovendin D I as Audimax am Lübecker UKSHStandort wurde am 3. Juni zur „Impfzentrale“ für Studierende und Beschäftigte der Universität, des UKSH und der Medizinischen Hochschule sowie der Fachhochschule Lübeck. Das Gesundheitsamt der Hansestadt hatte in Zusammenarbeit mit dem Uni-Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene zur Impfberatung eingeladen. Wenn nötig wurden Auffrischungsimpfungen angeboten. Dazu wurden Studierende der Medizin ausgebildet, die unter Aufsicht mit Engagement bei der Sache waren. „Die Durchimpfungsraten gegen Mumps, Masern und Röteln sind zwar in den letzten Jahren gestiegen. Wir sind aber noch entfernt von den 95 Prozent, die für eine robuste Gemeinschaftsimmunität nötig sind. Deshalb gehen wir vor Ort zu den Menschen, um Impfungen durchzuführen“, sagt Kaschlin Butt vom Gesundheitsamt. Die Resonanz war gut: Innerhalb weniger Stunden wurden 170 Interessierte beraten und 113 Impfungen vorgenommen. „Das große Interesse zeigt, dass die meisten Menschen vom Nutzen der Impfung für sich selbst und die Allgemeinheit überzeugt sind. Durch die gute Aufklärung des Gesundheitsamtes konnten einige Menschen überzeugt werden, die zunächst der Impfung skeptisch gegenüberstanden“, sagte Prof. Werner Solbach, Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Solbach hat schon in der Vergangenheit mehrfach Medizinstudenten in Lübeck zu Aktionen motiviert, mit denen sie breitere Patientenschichten ansprechen. So entwarfen sie wie berichtet bereits Plakate, um Besucher und künftige Mitarbeiter auf die Bedeutung der Händedesinfektion aufmerksam zu machen. (PM/Red) hre Promotionsfeier beschäftigte Medien aus aller Welt: Prof. Ingeborg Syllm-Rapoport erhielt im Juni im Alter von 102 Jahren in Hamburg ihre Promotionsurkunde überreicht. Damit ist sie vermutlich die älteste Promovendin weltweit. Im Mai hatte sie ihre mündliche Prüfung vor einer dreiköpfigen Kommission abgelegt, unter ihnen auch UKE-Dekan Prof. Uwe Koch-Gromus. „Nicht nur unter Berücksichtigung ihres Alters war sie einfach brillant. Wir waren beeindruckt von ihrer intellektuellen Wachheit und sprachlos über ihr Fachwissen – auch im Bereich moderner Medizin“, sagte Koch-Gromus anschließend. Die 102-Jährige schloss ihr Studium mit der Gesamtnote magna cum laude ab. Ingeborg Syllm hatte in den 30er-Jahren in Hamburg Medizin studiert und war von 1937 bis 1938 Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. In dieser Zeit fertigte sie auch ihre Dissertationsschrift über Diphterie an. Die Einreichung der fertiggestellten Doktorarbeit und als Folge daraus die Zulassung zur mündlichen Prüfung wurden ihr aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von den nationalsozialistischen Hochschulbehörden unter Bezug auf die geltenden „Rassengesetze“ verweigert. Noch im gleichen Jahr emigrierte sie in die USA – ohne Titel. In Philadelphia bekam sie die Möglichkeit, ihren Abschluss nach zwei zusätzlichen Studienjahren erneut abzulegen. 1950 zog sie mit ihrer Familie in die DDR. 1969 übernahm sie an der Charité den ersten Lehrstuhl für Neonatologie in Deutschland. Sie lebt noch heute in Berlin. Koch-Gromus hörte anlässlich ihres 100. Geburtstages von ihrem Fall, setzte sich für Aufklärung ein und sorgte damit für die späte Prüfung. (PM/Red) Titelbild: istockphoto Silvia Jansen/Foto: UKSH NAC HRIC HT EN N A C H R I C H T E N // 5 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 KURZ NOTIERT In eigener Sache Mit dieser Ausgabe halten Sie erstmals eine Doppelausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes für die Monate Juli und August in den Händen. Die nächste Ausgabe erhalten Sie im September, wie gewohnt zur Monatsmitte. Den sonst im Sommer veröffentlichten Tätigkeitsbericht der Ärztekammer finden Sie neben aktuellen Themen der Sommerwochen in der Septemberausgabe. (Red) Online-Portal der KVSH Thomas Kohl vom Forschungszentrum Borstel bei der Vorbereitung für die Genomsequenzierung. Durchbruch in der Tuberkuloseforschung W issenschaftlern des Forschungszentrums Borstel, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, des Oxford Biomedical Research Centre und des South African National Institute for Communicable Diseases haben eine neue genetische Methode entwickelt, mit der sie voraussagen können, gegen welche Antibiotika Resistenzen bestehen und welche Präparate gegen den jeweiligen Tuberkulose (Tb-)Erreger wirksam sind. Dazu untersuchte das Team mittels Gesamtgenomsequenzierung das Erbgut von rund 3.500 Tb-Stämmen. Die Forscher konzen trierten sich dabei auf Veränderungen im Erbgut, die sie mit Antibiotikaresistenzen und -empfindlichkeit in Verbindung bringen können. Ergebnis ist eine Art Lexikon für Mutationen im Erbgut der Tb-Erreger. Findet man nun Ver- änderungen im genetischen Code eines Erregers, sind bestimmte Medikamente nicht mehr wirksam und sollten nicht für die Therapie verwendet werden. Der Stagnation bei Organspenden Nachweis von Tb-Erregern und die ErIn Schleswig-Holstein stagniert die Zahl der Organspender. mittlung von Antibiotikaresistenzen erNach Angaben der AOK Nordwest gab es in den ersten fünf folgt bisher in Kulturverfahren. Diese Monaten des Jahres nur neun Organspenden in unserem BunMethode benötigt bis zu sechs Wochen, bis ein Ergebnis vorliegt – wertvolle Zeit, desland – genauso wenig wie im Vorjahr. Bundesweit zählte die häufig eine effektive Behandlung ver- die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) dagegen zögert. Zudem sind die Kulturverfahren im gleichen Zeitraum 375 Organspenden, dies entspricht einem Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitvergleichsweise fehleranfällig. Sie müssen präzise sein, um verlässliche und ver- raum. „Es ist noch zu früh, von einer positiven Trendwende zu sprechen“, sagte dazu der geschäftsführende Arzt in der DSOgleichbare Ergebnisse zu erhalten. SolRegion Nord, Dr. Matthias Kaufmann. Aus den niedrigen Zahche optimalen Laborbedingungen sind jedoch insbesondere in Ländern mit ho- len in Schleswig-Holstein wollte er keinen Trend ablesen. Er verwies auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kliniken. Die hen Tuberkuloseraten oft nicht vorhanden, gab das Forschungszentrum zu be- AOK will die Bevölkerung erneut über das Thema informieren und kündigte umfassende Aufklärung über Organspenden an. denken. Bis zur Anwendung der neuen Mehr als 570.000 Versicherteninformationen zum Thema solMethode im praktischen Arbeitsalltag len verschickt werden. Ziel sei, dass die Menschen eine „souvedauert es aber noch. (PM/Red) räne Entscheidung“ treffen können. (PM/Red) Warnung vor Gewerberegistrat Foto: Deutsches Zentrum für Infektions forschung/scienceRELATIONS D Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) hat ein Online-Portal freigeschaltet, über das Patienten niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten finden können. Unter www.arztsuche.kvsh.de sind Namen, Adressen und Kontaktdaten eingestellt. Außerdem kann die Suche verfeinert werden, um Informationen über Spezialisierungen wie Kardiologie oder Gastroenterologie zu erhalten. Auch Fremdsprachenkenntnisse oder rollstuhlgerechte Praxen sind dort zu finden. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der Ärzte und Psychotherapeuten, die sich für das Online-Portal registriert haben. Die Arztsuche kann auch mobil mit einem Smartphone oder einem Tablet-PC genutzt werden. (PM/Red) Pflegetrainerinnen sind gefragt er Verband Sozialer Wettbewerb e. V. hat sich entschlossen, gegen die Firma GES Registrat GmbH ein Unterlassungsverfahren einzuleiten. Über den Ausgang des Eine erste Bilanz nach sechswöchiger Arbeit von drei Pflegetrainerinnen an der Schön Klinik in Neustadt fällt positiv aus. Verfahrens war bis Redaktionsschluss noch nichts bekannt. Nach Angaben des Die im Projekt „Familiale Pflege“ geschulten MitarbeiterinVerbandes, dem auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein angehört, sind innen unterstützen die Angehörigen pflegebedürftiger Patienzwischen viele Adressaten – darunter auch Ärzte – auf eine Eintragungsofferte der ten kostenlos. Das Angebot stößt nach Angaben der Klinik auf Firma hereingefallen, „in Verkennung der Kostenpflichtigkeit des Angebotes“. Das positive Resonanz. Die Pflegetrainerinnen bieten den Angein amtlicher Aufmachung verfasste Schreiben fordert dazu auf, ein „Eintragungsangebot zur Empfehlung Ihres Betriebes“ anzunehmen. Das „Leistungspaket“ bein- hörigen schon vor der Entlassung aus dem Krankenhaus Unhaltet einen Standardeintrag im „Gewerberegistrat“, Texte, Logos und Bilder soll der terstützung an und zeigen ihnen etwa Lagerungs- und Bewegungstechniken, üben mit ihnen den Einsatz von HilfsmitKunde selbst hochladen. Nur kleingedruckt sind die Kosten ersichtlich. Das „Leistungspaket“ kostet jährlich 588 Euro und wird mit Zurücksenden des Schreibens für teln, geben praktische Tipps zum Waschen, Essen und Ankleiden. Zu ihren Beratungsleistungen zählen auch Hinweise, wo zwei Jahre verbindlich bestellt. finanzielle Leistungen und Hilfsmittel beantragt werden könDer Verband Sozialer Wettbewerb bittet Ärzte, die diese Offerte angenommen hanen und wie die häusliche Umgebung für den Patienten geben, sich per Fax (030 324 9803) an die Verbands-Geschäftsstelle in Berlin zu wenstaltet sein sollte. Wie berichtet haben weitere Krankenhäuden. Zu vergleichbaren Aufforderungen von Adresseinträgen kommt es seit Jahren von Firmen immer wieder. Häufig wechseln die Anbieter ihre Namen, wenn vor ih- ser im Land nach diesem Projekt Mitarbeiterinnen zur Unren Einträgen gewarnt wurde. Wiederholt haben auch ärztliche Institutionen vor der terstützung Angehöriger geschult, insgesamt sind es 47 Kliniken. (PM/Red) Annahme solcher Angebote gewarnt bzw. auf die Folgen einer Zurücksendung dieser Offerten aufmerksam gemacht. (PM/Red) 6 // T I T E L T H E M A J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 MIGRATION Ärzte helfen Flüchtlingen Zahnärztin Zenea Al Lame aus dem Irak wird in Lübeck von Migrationsberater Abdullah Mehmud unterstützt. I n Schleswig-Holstein haben 352.000 Menschen einen Migrationshintergrund. Die Landesregierung sieht darin keine Gefahr, sondern betont die damit zusammenhängenden Chancen. Allen Zugewanderten, heißt es auf den Seiten des Landesportals, soll eine gelebte Anerkennungsund Willkommenskultur begegnen. Das gilt auch für die Flüchtlinge, deren Zahl in den vergangenen Monaten wegen der aktuellen Krisen in vielen Ländern zugenommen hat und in den nächsten Monaten weiter steigen wird. Die Willkommenskultur gelingt in vielen Fällen, aber nicht immer. Oft hängt es vom Engagement einzelner ab, ob sich Flüchtlinge in Schleswig-Holstein integrieren können. Dies gilt auch für die Mediziner unter ihnen. Drei Beispiele zeigen, mit welchen Problemen sie in Schleswig-Holstein zu kämpfen haben und wie ihnen vor Ort geholfen wird. Info Arzt hilft Arzt: Die ses Motto hilft dem syrischen Chirurgen Saeed Albuhtari bei einer schnellen Inte gration. Die Initiative von Möllner Ärzten ermöglicht ihm einen Deutschkurs. Saeed Albuhtari ist Chirurg in Damaskus gewesen. Seine Familie lebt dort, er hätte gerne weiter in seiner Heimat gelebt und gearbeitet. Aber der Bürgerkrieg machte die Bedrohung auch für ihn immer realer. Es waren nicht nur die Kämpfe selbst. Im vergangenen Jahr traute er sich kaum noch auf die Straße, weil er ständig damit rechnen musste, von Polizei oder Armee selbst zum Kampf verpflichtet zu werden. Im Oktober entschied er sich, seine Heimat und seine Eltern zu verlassen. Der heute 30-Jährige zahlte viel Geld für eine abenteuerliche Flucht, die ihn schließlich nach Deutschland führte. In Süddeutschland hörte er, dass die Anerkennung im Norden angeblich schneller gelingen soll. Er landete schließlich zunächst in Neumünster, von dort wurde er nach einigen Wochen nach Gudow im Herzogtum Lauenburg geschickt. Dort hörte er vom Café international, einem Treffpunkt für Helfer und Flüchtlinge in Mölln, wo er den Pädiater Dr. Hans-Dieter Frahm kennenlernte. Seitdem macht seine Integration Fortschritte. Frahm hörte von Albuhtaris Problemen, einen Deutschkurs zu belegen, und reagierte schnell. Er machte einen geeigneten Kurs an der Volkshochschule (VHS) in Lübeck ausfindig, übernahm die Kosten für das erste Modul und für die Fahrten von Mölln in die Hansestadt. Dann setzte Frahm weitere Hebel in Bewegung: Die Ärztekammer SchleswigHolstein übernahm aus Drittmitteln die Kosten für weitere drei Module des Sprachkurses. Frahm und sein Kollege Dr. Ulrich Berghof trugen weitere Fahrtkosten und gehen nun auch auf andere Kollegen in ihrem Ort zu, um Albuh tari auch die Fahrten für weitere Module des Sprachkurses zu ermöglichen. In der zweiten Junihälfte begann das vierte der jeweils rund fünfwöchigen Module, Ende August wird Albuhtari die A2-Prüfung ablegen und am 17. Dezember wird er nach jetziger Planung die B2-Prüfung machen. Schon im Juni aber war Albuhtari in der Lage, sich mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt auf deutsch über seine Situation zu unterhalten. „Ohne die Unterstützung von Herrn Frahm hätte ich länger auf den Deutschkurs warten müssen“, sagt Albuhtari dankbar. Frahm bescheinigt seinem Kollegen aus Syrien große Fortschritte und ist froh, dass nun auch dessen offizielle Papiere aus Syrien eingetroffen sind. Aus ihnen geht hervor, dass Albuhtari sechs Jahre an der Universität von Damaskus Medizin studiert und anschließend dort drei Jahre als Allgemeinchirurg gearbeitet hat. Seine Prüfung hat er mit dem Prädikat „gut“ bestanden. Frahm weiß erst seit dem Eintreffen der Papiere, dass Albuhtaris Angaben stimmen, ist aber Foto: di Drei Mediziner, drei Schicksale: Wie zwei Ärzte und eine Zahnärztin bei uns aufgenommen wurden. T I T E L T H E M A // 7 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Foto: di Die Möllner Ärzte Dr. Hans-Dieter Frahm (links) und Dr. Ulrich Berghof (rechts) unterstützen ihren Kollegen Saeed Albuhtari, der aus Syrien geflohen ist. froh, ihm schon zu Jahresbeginn zum Deutschkurs verholfen und damit seine Integration vorangetrieben zu haben. „Das war auf Treu und Glauben“, sagt Frahm. Warum er so bereitwillig dem ihm vorher nicht bekannten Kollegen unter die Arme gegriffen hat, beantwortet Frahm schlicht mit: „Es war notwendig.“ Außerdem verweist er darauf, dass er ja nicht allein ist. Gemeinsam mit seiner Frau, anderen Mitgliedern der Kirchengemeinde und eben den Kollegen in seinem Heimatort ist er tätig geworden. Dass die Unterstützung dort vorhanden ist, führt Berghof auf eine Sensibilisierung breiter Schichten in dem Ort zurück, die nach dem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim im Jahr 1992 eingesetzt hat. Albuhtari zeigt nach Beobachtung Berghofs großen Einsatz. Nun hoffen die Ärzte aus Mölln, dass der Kollege aus Syrien weitere bürokratische Hürden nehmen kann, damit er zunächst zumindest als Aushilfe in einem Krankenhaus arbeiten und später seine Aus- und Weiterbildung so forcieren kann, dass ihm eine bezahlte Arbeit als Facharzt in Deutschland möglich ist. So weit ist Zenea Al Lame noch lange nicht. Die 34-jährige Zahnärztin aus Bagdad ist zwar schon länger als ein Jahr in Deutschland, hatte aber nicht das Glück, so früh wie Albuhtari auf Unterstützer zu treffen. Deutschkenntnisse sind kaum vorhanden. Warum sie ihre Heimat Irak verlassen musste, kann sie nur über einen Dolmetscher erklären. In Bagdad und später in Basra arbeitete Al Lame unter großen Repressalien, regelmäßig 14 Stunden täglich. Die Ärzte stehen dort nach ihren Angaben un- ter großem Druck der politischen und administrativen Leitung. Ein weiteres großes Problem für die Schiitin: Wenn sie Patienten aus der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit behandelte, lief sie stets Gefahr, für Fehler zur Rechenschaft gezogen zu werden, die sie nicht zu verantworten hatte. Nachdem die Lage in der Hauptstadt für sie zu gefährlich geworden war, wurde sie als Zahnärztin in Basra eingesetzt. Bedingung: Sie sollte mit Schleier Patienten behandeln, was ihre Arbeit schwer beeinträchtigte und zum Teil unmöglich machte. „Viele Ärzte gehen trotz der Repressalien zur Arbeit, denn sonst hilft den Menschen keiner“, lässt sie über ihren Dolmetscher berichten. Dennoch: Irgendwann nahmen die Repressalien für die junge Zahnärztin überhand. Die vielen mit einer Flucht verbundenen Hürden waren für sie weniger abschreckend als die Vorstellung, weiterhin in ständiger Angst vor Verfolgung leben zu müssen. Damit ist sie kein Einzelfall in ihrer Heimat. „Alle Ärzte, die ich kannte, haben das Land inzwischen verlassen“, sagt sie. Zunächst führte ihr Weg sie nach Spanien, im März 2014 kam sie mit großen Erwartungen nach Deutschland. Es folgten jedoch viele Monate, in denen ihre Hoffnungen enttäuscht wurden. Gesetzliche Hürden verhindern bis heute, dass sie in ihrem Beruf arbeiten darf. Ärzte und Zahnärzte Was jedoch mindestens genauso schwer im Irak arbeiten un wiegt: Es gab zu wenig Menschen, die ihr ter großen Repressa lien. Die Zahnärztin in ihrer Situation helfen konnten. Ohne Zenea Al Lame muss eine Entscheidung über ihren Status, der te als Schiitin stets be gerichtlich noch nicht geklärt ist, und fürchten, von Sunni ohne ausreichende Deutschkenntnisse ten bedroht zu wer fühlt sie sich allein. Die Lübecker Geden. meindediakonie versucht, ihr über Mi Info grationsberater Abdulla Mehmud zu helfen. Er dolmetscht, unterstützt bei Behördengängen und hilft ihr, soweit es ihm möglich ist. Erschwerend kommen für die Zahnärztin gesundheitliche Probleme hinzu. Nur: Solange sie keinen Status als anerkannter Flüchtling hat, sind die me- MEDIZIN FÜR MIG R A N T EN Die medizinische Versorgung von Mi granten wird durch Sprachbarrieren, in terkulturelle Verständigungsschwierig keiten und gelegentlicher Unsicherheit im Umgang mit Zuwanderern erschwert. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein lädt zu einer Fortbildungsveranstaltung ein, bei der ärztliche und juristische Aspekte im Zusammenhang mit Migration durch die Referentin für Infektionsschutz im Kie ler Gesundheitsministerium, Dr. Anne Marcic, und den Leiter des Landesam tes für Ausländerangelegenheiten in Neu münster, Ulf Döring, diskutiert werden. Dr. Christian Herzmann stellte eine mul tilinguale Smartphone-App für die Auf klärung von Tuberkulosepatienten vor, die am Forschungszentrum Borstel entwickelt wurde und Dr. Uwe Denker berichtet über seine „Praxis ohne Grenzen“ in Bad Sege berg, in der er Menschen in Not auch ohne Honorar behandelt. Folgende Themen werden erörtert: Erstaufnahme, Asylver fahren, Illegalität, juristische Aspekte; Öf fentlicher Gesundheitsdienst, Tuberkulo seaufklärung für Migranten, Medizinische Behandlung von Migranten. Termin: 9. September 2015 (gebührenfrei); Info: 04551 8813 144 (Susanne Müller) 8 // T I T E L T H E M A J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 richtet Hettwich, muss Arifi das Geld für die Tickets zusammenbringen. Wer helfen möchte, kann sich an den Heimleiter wenden (0172 539 5802). Hettwich trifft auch in Lübeck auf einige Ärzte, die wie Frahm und seine Kollegen in Mölln Unterstützung angeboten haben. „Sie helfen, bürokratische Hürden zu meistern und vermitteln bei Bedarf Kontakte zu Kollegen, die eine Behandlung auch schon vor der Unterschrift unter eine Kostenübernahmeerklärung leisten“, berichtet Hettwich. Der oft langwierige Weg unter eine solche Unterschrift verhindert nach seinen Erfahrungen in vielen Fällen die gebotene medizinische Hilfe. Hettwich ist deshalb froh um Angebote von Ärzten, unbürokratisch zu helfen. Er sagt aber auch: „Der Bedarf ist größer. Ich würde mir wünschen, dass sich noch mehr engagieren.“ Das würde sich auch die LandesreAjmal Khan Arifi ist anerkannter Flüchtling, jetzt will er seine Familie holen. gierung wünschen. „Die Etablierung einer Willkommenskultur ist eine gemeindizinischen Behandlungsmöglichkeiten jmal Khan Arifi war Arzt in Afghasame zentrale Aufgabe“, heißt es auf für sie stark eingeschränkt. Der Status nistan. Das Schleswig-Holsteinische den entsprechenden Seiten des Landesbei Al Lame ist ungeklärt, weil sie über Ärzteblatt berichtete schon im Febportals. Die öffentliche Verwaltung sei Spanien nach Deutschland kam. Vorgeruar über seine Geschichte. Als Arzt dazu genauso gefordert wie Wirtschaft schrieben ist, dass das Ersteinreiseland und Dolmetscher arbeitete er einst für und Zivilgesellschaft. Ziel müsse immer über einen Asylantrag zu entscheiden die Bundeswehr in seiner Heimat. Nach eine schnelle Integration sein. „Je früher hat. Aus persönlichen Gründen kann Al deren Rückzug versuchten die Taliban, Ausländer Integrationskurse besuchen, Lame aber nicht zurück nach Spanien. den Orthopäden für ihre Zwecke zu gedesto schneller verbessern sie ihre eigeMehmud erwirkte, dass bei der Zahnwinnen, was Arifi stets ablehnte. Als ne Lebenssituation und das Zusammenärztin eine Reisefähigkeitsuntersuchung die Drohungen immer offener wurden, leben mit den Einheimischen“, sagte Invorgenommen werden muss. Über diemusste Arifi von einem Tag auf den annenminister Stefan Studt. sen Weg lernte sie schließlich Ulrike deren Afghanistan verlassen. Die überDie Ärztekammer Schleswig-HolTietz vom Lübecker Gesundheitsamt stürzte Flucht führte dazu, dass er nicht stein begrüßt es, dass Ärzte Flüchtlinkennen. Von ihr sagt Al Lame: „Sie ist den für einheimische Helfer der Bunge und speziell geflüchtete Kollegen unneben meiner Hausärztin und Herrn deswehr vorgeschriebenen Weg mit Anterstützen. Der humanitäre Aspekt steht Mehmud eine der Personen, die mich trag über die deutsche Botschaft gehen hierbei an erster Stelle, wichtig ist aber unterstützen.“ konnte und schließlich mit einem franauch: Ärzte werden in unserem BunTietz, stellvertretende Leiterin des zösischen Visum in Deutschland landesland gebraucht – auch für die VerSozialpsychiatrischen Dienstes am Gedete. Es folgte eine lange Zeit der Aussorgung der neu ins Land gekommenen sundheitsamt in der Hansestadt, hat einandersetzung mit Behörden. Arifi Menschen. Dass die Integration gelinschon häufiger beobachtet: „Es ist oft kämpfte mit Unterstützung des Patiengen kann, haben Bevölkerung und Ärzvon Zufällen abhängig, ob ein Flüchtling tenombudsvereins, des früheren Probsteschaft in der Zeit nach dem Zweiten so begleitet wird, dass eine Integration tes Niels Hasselmann und des Leiters Weltkrieg bewiesen. Vor 70 Jahren – algelingt. Die Betroffenen wissen oft nicht, seiner Lübecker Unterbringung, Daniel lerdings vor einer deutlich anderen Veran wen sie sich wenden können.“ Hettwich, am Ende erfolgreich um seisorgungslage und in ganz anderen DiEin weiteres wichtiges Problem ist nen Flüchtlingsstatus und die Erlaubnis, mensionen – war die Zahl der schlesnach ihrer Erfahrung, dass für die oft seine ebenfalls von den Taliban bedrohwig-holsteinischen Bevölkerung deuttraumatisierten Flüchtlinge keine mutte Familie nach Deutschland holen zu lich angestiegen. Auch unter den damatersprachlichen Therapeuten vorhandürfen. Diese Erlaubnis ist ihm wie beligen Flüchtlingen, die aus den östlichen den sind. Sie hat auch beobachtet, dass richtet inzwischen erteilt worden. Arifis Regionen Deutschlands nach Schleswigder Beruf des Flüchtlings zwar offiziell Frau und seine fünf Kinder warten seitHolstein gekommen waren, gab es Ärzte, registriert wird, daraus aber nicht imdem in Kabul auf ihre Ausreise. Die Kosdie integriert werden mussten. Erst mit mer Konsequenzen folgen. Sie hält es ten dafür muss Arifi selbst aufbringen. ihrer Hilfe konnte, wie in unserer Junizum Beispiel für wichtig, dass Ärzte reDas Geld für die rund 4.000 Euro teuAusgabe berichtet, die Versorgung gelativ schnell eine Zulassung beantragen, ren Tickets für die Familie hat er nicht. sichert werden. „Die Probleme von dakostet es, die Familie von Flüchtling Ajmal damit nicht mehrere Anträge nacheinAuch deshalb nicht, weil ihm noch keimals sind nicht die gleichen, vor denen Khan Arifi nach ander, sondern parallel laufen können. ne Arbeit gegen Gehalt erlaubt ist. Der wir heute stehen. Aber die schleswigDeutschland zu ho Tietz sprach Al Lame auf ihren Beruf an Arzt macht derzeit ein Praktikum in der len. Sie wird von den holsteinische Ärzteschaft hat gezeigt, und ermunterte sie, eine Zulassung zuSana Klinik Lübeck. Auch in seinem dass sie in der Lage ist, neue Kollegen zu Taliban bedroht, weil mindest schon zu beantragen. Durch Wohnheim, wo er derzeit als einziger der Arzt sich weigerte, integrieren. Ich bin sicher, dass uns das mit ihnen zusammen auch jetzt mit den Kollegen aus den Kriden Kontakt zwischen Zahnärztin und Arzt lebt, bringt er nach wie vor unentzuarbeiten. Wer hel Ärztin schöpfte Al Lame zumindest wie- geltlich seinen medizinischen Sachversenregionen dieser Welt gelingt“, sagt fen möchte, kann sich der Hoffnung, doch noch irgendwann in stand ein und entlastet damit die Heim- an Daniel Hettwich der ärztliche Geschäftsführer der ÄrzteDeutschland als Zahnärztin arbeiten zu leitung. Seinem Ziel, Geld für die Flugkammer Schleswig-Holstein, Dr. Carswenden: Telefon 0172 539 5802 können – auch wenn dafür noch zahlrei- tickets anzusparen, kommt er damit alten Leffmann. che Hürden zu nehmen sind. lerdings nicht näher. Bis zum 25. Juli, beDirk Schnack A Foto: Di 4.000 € T I T E L T H E M A // 9 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 GESUNDHEITSKARTE „Ärzte sollen entscheiden“ Gesundheitskarte für Flüchtlinge: Debatte in SchleswigHolstein läuft, noch viele Fragen offen. B ei Schmerzen oder akuter Krankheit – fragen Sie Ihren zuständigen Sozialamtsmitarbeiter: Bislang müssen Flüchtlinge vor dem Gang zum Arzt eine Genehmigung einholen. Künftig sollen Asylbewerber in Schleswig-Holstein „medizinische Hilfe ohne bürokratische Hürden“ erhalten, so hat es Sozialund Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) versprochen. Das Mittel dazu ist die sogenannte Gesundheitskarte. Das Verfahren ist aus Bremen und Hamburg bekannt, aber im Detail sind noch viele Fragen offen. „Die Karte ist natürlich richtig und wichtig, aber es geht nun darum, wie sie ausgestaltet wird“, sagt Martin Link vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein. Flüchtlingsorganisationen wie auch Mediziner fordern die Karte seit Langem, denn es gibt eine Reihe praktischer Vorteile: Sie erleichtert den Alltag von Flüchtlingen, mindert die Bürokratie und spart damit Kosten in der Verwaltung. Vor allem aber sorgt die Karte dafür, dass Kranke schneller und fachkundig begutachtet werden. „Die Behörden machen redlich ihre Arbeit“, sagt Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein und Vertreter der Ärzteschaft im Arbeitskreis „Migration und Gesundheit“. „Aber für uns ist wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte über eine Behandlung entscheiden, nicht ein Sachbearbeiter.“ Allein weil die Hürde zwischen dem Kranken und dem Arzt entfällt, begrüßt die Ärzteschaft die Karte. Auch auf Bundesebene gibt es ein klares Votum dafür, so Leffmann: „Es haben sich Ärztetage damit beschäftigt, und die Richtung ist deutlich: Die deutsche Ärzteschaft will eine verlässliche Versorgung für alle kranken Menschen. Das schließt übrigens Flüchtlinge ein, die ohne Papiere in Deutschland leben.“ Entsprechend nennt das „Medibüro Kiel“, eine Stelle, in der vor einer Behandlung niemand Pass oder Unterlagen zeigen muss, die Gesundheitskarte „nur einen ersten Schritt“. Denn sie schließt Papierlose weiter aus. Zudem Modell Informationen zum Bremer Modell: Der Vertrag über die Gesundheitskarte für Flüchtlinge wurde zwischen dem Land Bremen und der AOK geschlossen. Er gilt seit Oktober 2005. Leistungsberechtig te – also Asylbewerber im Bereich der Städte Bremen und Bremer haven – werden an die AOK gemeldet. Die Kosten für Be handlungen trägt die Stadt. Dazu er hält die Kasse für jede Person eine monat liche Abschlagszahl, ursprünglich waren 100 Euro vereinbart. Enthalten sind neben den reinen Behand lungskosten auch Ver waltungsgebühren für die Kasse. Verein bart wurde eine Ma ximal-Ausgabe pro Leistungsberechtigten von rund 20.450 Euro im Jahr. Werden Kosten stark unterschritten, behält die Kasse einen Teil der Minderaus gabe. Der Bonus wird als „ergänzende Ver waltungskosten“ be zeichnet. Er ist nach oben begrenzt. sind die medizinischen Leistungen begrenzt, die ein Flüchtling durch die Gesundheitskarte erhält. Behandelt werden laut Asylbewerberleistungsgesetz „akute Erkrankungen und Schmerzzustände“ sowie ansteckende Krankheiten. „Es werden die Spitzen abgefangen“, sagt Leffmann. Aber schwierig, auch für die Ärzte, sei der Umgang mit Patienten mit chronischen Leiden: „Diabetes, Rheuma, Asthma“, nennt Leffmann als Beispiele: „Eigentlich müssten die Patienten in dauerhafte Behandlung, über die Ärztinnen und Ärzte entscheiden.“ Das ist aber laut dem Gesetz nicht vorgesehen. Martin Link formuliert die Folgen drastisch: „Es wird eher ein Zahn gezogen als geheilt – es ist ein unhaltbarer Zustand, dass Menschen aus einer Arztpraxis kränker herauskommen, als sie hineingegangen sind.“ Dass es aus Kostengründen Grenzen der Behandlung geben muss, hält Leffmann für grundsätzlich nicht ungewöhnlich: „Das ganze System ist gedeckelt, für alle von uns.“ Dennoch hätten Kranke ein Recht auf Versorgung und Therapie. Dieser Konflikt sei aber nicht von Schleswig-Holstein allein zu lösen: „Es ist ein bundesweites, sogar ein europäisches Thema.“ Durch die dramatische Lage in Bürgerkriegsstaaten wie Syrien und die zahlreichen Todesfälle von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer „herrscht zurzeit großer politischer Druck“, so Leffmann: „Das Thema ist auf dem Schirm.“ Doch die Lage in den Kriegsgebieten und die langen Fluchtwege sorgen auch dafür, dass Flüchtlinge in körperlich und vor allem psychisch schlechtem Zustand in Deutschland ankommen – ob sie deswegen behandelt werden, ist häufig ein Streitpunkt. „Fünf Mal zehn Minuten im Quartal Gespräch ist für Traumatisierte absurd“, sagt Ulrich Kruse, bei der Psychotherapeutenkammer SchleswigHolstein zuständig für Migration und Flüchtlingsthemen. „Und dieses Problem löst die Gesundheitskarte nicht.“ Verhandeln müssen über die Gesundheitskarte die Geldgeber – also Land und Kommunen – mit einer oder mehreren Krankenkassen, die sich bereit erklären, die Karten auszustellen und die Finanzierung abzurechnen. Wie es geht, zeigen die Beispiele Bremen, wo das Verfahren im Oktober 2005 eingeführt wurde, und Hamburg, das vor gut zwei Jahren nachzog. Dabei erhalten die Kassen ein monatliches Budget für jede gemeldete Person plus Verwaltungskosten (siehe Info). Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Christian Kohl, nennt aber einen gravierenden Unterschied: Die Stadtstaaten Bremen und Hamburg sind gleichzeitig Land und Kommune; in Flächenländern dagegen sind beide eigenständigen Ebenen an der Finanzierung beteiligt. Das Land trägt dabei 70 Prozent der Kosten, die Kreise oder kreisfreien Städte 30. In einer Stellungnahme der Kommunen im April forderten Gemeindetag, Landkreistag und Städteverband, das Land solle die Kosten der Gesundheitskarte zu 100 Prozent übernehmen, falls der Bund es nicht tue. Das Geld solle aus Bundesmitteln aufgebracht werden, heißt es in dem Papier. Wann es in Schleswig-Holstein zu einer Lösung kommt, sei unklar. Kohl verweist auf die Pläne der Bundesregierung, die Gesetze zu ändern. „Wir gehen aber davon aus und erwarten, dass die Bundesregierung ihre Zusagen einhält und bis September eine Regelung schafft“, so der Sprecher. Die Landesregelung, an der das Ministerium gemeinsam mit Krankenkassen und Kommunen arbeitet, soll dann im Einklang mit dem Bundesvorhaben umgesetzt werden. Aber während die Politik über Weichenstellungen verhandelt, sind in den Praxen und Kliniken die Patienten längst da. Für die Ärzte ist der Umgang mit ihnen oft nicht einfach – wegen der Sprachhürde, wegen schwieriger Krankheitsbilder und wegen möglicher Traumata, die somatische Krankheiten überlagern. „Die Kollegen tun sehr viel und drücken manchmal alle Augen zu, um Menschen helfen zu können“, sagt Leffmann. Bisher gelang es oft, in Einzelfällen mit den Sozialämtern Einigungen zu erreichen – manchmal aber auch nicht: „Zurzeit sagt das eine Sozialzentrum Ja, das andere bei einem identischen Fall Nein“, beschreibt Ulrich Kruse die Lage. Er glaubt, dass die Verhandlungen mit einer Kasse über die Bewilligung einer Therapie einfacher werden: „Dafür müssen Therapeuten und Ehrenamtliche vor Ort aber Kommunikation aufbauen – das ist ein langfristiger Prozess.“ Martin Link vom Flüchtlingsrat fürchtet, dass die Kasse ein noch schwierigerer Partner sein wird als die Ämter. Aber sein Rezept ist dasselbe wie Kruses: „Es kommt auf die Stärke der Zivilgesellschaft an und auf Ärzte, die bereit sind, für ihre Patienten einzutreten.“ Esther Geisslinger 1 0 // T I T E L T H E M A J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 Z Info Die Lübecker Nach richten (LN) wollen auf ihrer FacebookSeite vorerst nicht mehr auf Berichte zum Thema Flücht linge in Lübeck ver linken. Grund: „Die Masse der justitiablen Anfeindungen und die Folgen wie Belei digungsklagen sind einfach nicht mehr zu handhaben. Diese po lemischen Exzesse wi dersprechen unserer netiquette und auch der ansonsten freund lichen und sachlichen Gesprächskultur auf diesem Kanal, die wir weiter pflegen wol len“, so die LN-Redak tion auf ihrer Face book-Seite. u einem „anstößigen“ Abend im Sinne von neuen Denkanstößen luden die Universität zu Lübeck, die Fachschaft Medizin und der Allgemeine Studierendenausschuss in Zusammenarbeit mit dem St. Petri Kuratorium in die gleichnamige Universitätskirche auf der Altstadtinsel in Lübeck ein. Unter dem Titel „Im Focus: Toleranz – vom Wert der Werte“ fand eine zweistündige Performance aus Wort- und Klangfragmenten, untermalt vom Universitätschor Lübeck und dem Ensemble Kammerpop, in dem sehr gut besuchtem Gotteshaus statt. Nach der Begrüßung durch Pastor Dr. Bernd Schwarze warf Prof. Cornelius Borck vom Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung gleich die Frage auf, ob die Kirche wohl der richtige Ort für das Thema Toleranz sei: „Ausgerechnet im Namen der Religion erleben wir heute die erbittertsten Auseinandersetzungen. Menschen müssen aus ihrer Heimat flüchten, mörderische Anschläge werden im Namen eines Gottes verübt, der irgendwie auch der unsere ist. Und auch die christlichen Kirchen waren nicht nur Friedensapos tel. Sie haben sich schwergetan mit der Toleranz gegenüber Andersdenkenden und anderen Glaubensrichtungen.“ Stefan Schmidt, Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein, erwidert in seinem Vortrag, dass nicht die Religion an sich das Problem darstelle, sondern dass fälschlicherweise in ihrem Namen Gewalt ausgeübt werde: „Die Frage, woran wir glauben, darf niemals dazu dienen, uns auseinanderzudividieren. Das Problem am islamistischen Terror ist ja nicht, dass er von Moslems ausgeführt wird, sondern dass er die Werte des Islam verrät. Denn auch der Islam ist eine Friedensreligion.“ Er selbst möge keine Toleranz: „Ich will nicht tolerant sein gegenüber jenen, die damit fortfahren, sämtliche Ressourcen auf unserem Planeten auszubeuten und zu verschwenden. Ich will nicht nachsichtig darüber hinwegsehen, wie Menschen systematisch diskriminiert, gedemütigt und gequält werden. Ich habe keinen Ermessensspielraum, wenn Flüchtlingen Schutz und Hilfe verweigert wird. Ich kann nicht anders, ich bin zornig, oft traurig, und das motiviert mich, aktiv zu sein.“ Schmidt hat an der Seefahrtsschule in Lübeck sein Steuermanns- und Kapitänspatent absolviert und war u. a. Reedereiinspektor und Supercargo sowie Leiter einer Seemannsschule im Südpazifik. Einige Jahre war er auch Honorarkonsul für den Inselstaat Tuvalu. Im Sommer 2004 hat er als Kapitän des Hilfsschiffs „Cap Anamur“ 37 afrikanische in Seenot geratene Flüchtlinge aufgenommen. Aufgrund dieser Hilfsaktion mussten er und andere Beteilig- UNIVERSITÄT LÜBECK Toleranz hat viele Seiten Toleranz wird als Ideal angesehen, doch was verstehen wir eigentlich darunter? Ein Abend in der Unikirche lieferte Denkanstöße. te sich einem jahrelangen Prozess wegen Schlepperei unterziehen und wurden erst 2009 freigesprochen. Schmidt wies in seinem Vortrag ebenfalls darauf hin, dass das Wort Toleranz nicht immer positiv besetzt sei. Er habe seit jeher ein gewisses Unbehagen bei diesem Wort, so gut es auch gemeint sei. Denn es schwinge darin mit, dass eine Mehrheit eine Minderheit dulde, es aber im Grunde falsch finde, wie die Minderheit sei. „Die Duldung ist die sehr deutsche Schwester der Toleranz. Und wer wie ich mit Ausländern und Asylrecht zu tun hat, der kann den Begriff Duldung nur hassen. Wer sich selbst als tolerant bezeichnet, der will damit vielleicht eigentlich sagen, dass er selbst im Recht ist und der andere eben nicht.“ Die Sozialpädagogin Sabriye Bükücüler, eine türkischstämmige Kurdin, die in den 70er-Jahren nach Deutschland kam, bringt Toleranz ebenfalls zunächst mit Duldung in Verbindung: „Toleranz ist erst mal Duldung, die Steigerung davon wäre Akzeptanz.“ Sie selbst war im Laufe ihres Lebens häufig Diskriminierungen ausgesetzt. Diese Erfahrungen hätten sie dazu bewegt, sich kritisch und sozialpolitisch für Menschen zu engagieren, die gesellschaftlich oder sozial benachteiligt sind. „Aus beruflicher Erfahrung kann ich aber sagen, dass sozial und gesellschaftlich benachteiligte Menschen durchaus bereit sind, sich mit Toleranz auseinanderzusetzen, wenn ihnen eine menschliche Wertschätzung entgegengebracht wird und sie ansatzweise die Möglichkeit der Teilhabe in der Gesellschaft bekommen“, so Bükücüler. Zwei Erlebnisse aus ihrem Berufsleben, in denen es ihr möglich war, Vorurteile abzubauen und Toleranz zu schaffen, sind ihr im Gedächtnis geblieben. In der Familienhilfe sollte sie die Urlaubsvertretung bei einer jungen deutschen Familie mit Säugling übernehmen. Es war bekannt, dass es sich um eine Familie mit nationalistischer und fremdenfeindlicher Gesinnung handelte. Bükücüler sah die Situ- ation als Möglichkeit und Herausforderung für die Familie, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Die Familie habe zwar große Schwierigkeiten gehabt, sie anzunehmen, aber schlussendlich habe es funktioniert. In ihrer Tätigkeit im Jugendamt kam sie erneut in eine schwierige Situation, in der Feingefühl und Mut gefragt waren. Eine junge nationalistische Familie mit türkischem Migrationshintergrund wollte in keinem Fall eine Kurdin in der Familie. Doch Bükücüler bestand darauf und schaffte es, die Achtung der Familie zu erreichen und arbeitete lange und gut mit ihnen zusammen. „Wenn ich was gelernt habe, dann dass die meisten ungeachtet ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, ob deutsche oder nicht deutsche Familien, nicht besonders gravierende unterschiedliche Erziehungsziele haben und hinter den Erziehungszielen stehen ja Werte. Diese scheinen so unterschiedlich nicht zu sein.“ Mit Werten hatte sich auch Prof. Hendrik Lehnert, Präsident der Universität Lübeck, im Zuge der Leitbildentwicklung der Hochschule auseinandergesetzt: „Für uns ist dieses Leitbild von immenser Wichtigkeit und Bedeutung. Denn es definiert die Universität als einen Ort, an dem wir in die Pflicht genommen worden sind und uns ständig in die Pflicht nehmen, Werte zu definieren und Werte zu Papier zu bringen, um einen gesellschaftlichen Konsens auch in der Universität zu haben.“ So wurde in dem fünf Abschnitte umfassenden Leitbild u. a. unter der Überschrift „Weltoffener Dialog und gesellschaftliche Verantwortung“ festgehalten, dass sich die Universität „kommenden Generationen unabhängig von ihrer Herkunft in einer freiheitlichen Welt verpflichtet fühlt. Sie erwartet Offenheit gegenüber dem Neuen und Andersartigen. Eigenverantwortung und die Verantwortung für die Gemeinschaft sind Grundlage unseres Wertekanons.“ Lehnert betonte, dass man in den vergangenen Monaten bereits sehr deutlich gemacht habe, und T I T E L T H E M A // 1 1 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 1.700 Flüchtlinge erwarten die Hansestadt Lübeck und die Gemeindediakonie in diesem Jahr, die in den Gemeinschaftsunterkünften der Gemeindediakonie betreut werden. 3 Projekte von Studie renden, die sich für mehr Toleranz einset zen, wurden an die sem Abend vorge stellt: 1. Das „Café Wel come“, in dem Lübe cker mit Geflüchteten zusammentreffen. 2. Das Medibüro Lü beck, in dem Studie renden Flüchtlingen bei der Suche nach ärztlicher Behand lung unterstützen. 3. Die „Interkulturel le WG des AStA“, die Geflüchtete in Lübe cker Studenten-WGs vermitteln. das auch unverändert tun werde, wann immer nötig, dass die Uni Lübeck zu den festgelegten und festgeschriebenen Leitbildern stehe. Dass die Studierenden der Universität Lübeck dieses Leitbild bereits leben, bewies die Vorstellung von drei studentischen Projekten an diesem Abend: Das „Café Welcome“ bietet seit Dezember 2014 einen Treffpunkt für in Lübeck lebende Geflüchtete und alle in Lübeck lebenden Menschen, die Interesse am wechselseitigen Austausch und gegenseitigem Kennenlernen haben. Seit einigen Monaten haben die Flüchtlinge auch die Möglichkeit, dort an einem Deutschkurs teilzunehmen. Ziel der Studierenden ist es, dass die Lübecker die Geflüchteten als Individuen wahrnehmen und nicht als große Menge Unbekannte. Die Treffen finden jeden Mittwoch von 17:00 bis 23:00 Uhr im Blauen Engel auf der Altstadtinsel statt. Im „Medibüro Lübeck“ beraten Studierende in wöchentlichen Sprechstunden Geflüchtete, die in Deutschland keinen Aufenthaltsstatus oder aus anderen Gründen keine Krankenversicherung haben. Sie vermitteln Menschen zu Ärzten, die sich bereit erklärt haben, sie ehrenamtlich zu behandeln. Das dritte vorgestellte Projekt ist die „Interkulturelle WG des AStA“. Studierende vermitteln mit Unterstützung der Gemeindediakonie Geflüchtete aus Asylbewerberunterkünften in Lübecker Wohngemeinschaften. Dabei handelt es sich in der Regel um junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren, die ihr Deutsch verbessern und mit Leuten in ihrem Alter in Kontakt kommen wollen. Die Studierenden unterstützen sie bei der Suche nach WGs, begleiten sie zu Besichtigungsterminen und helfen beim Aufsetzen der Mietverträge. „Diese Art des Wohnens in einer Gemeinschaft von Menschen unterschiedlicher Herkunft halten wir für die beste Voraussetzung eines respektvollen und toleranten Miteinanders“, so eine der Initiatorinnen. Navid Zaland ist einer der ersten, der von dem Integrationsprojekt profitierte. Der 27-jährige Afghane lebt seit knapp einem Jahr in einer Lübecker Studenten-WG, die er mithilfe seiner Kommilitonen gefunden hat. Seine Geschichte ist bewegend: 2013 nimmt er an der afghanischen Variante von „Deutschland sucht den Superstar“ teil und wird Runde für Runde von den Zuschauern weiter gewählt. Laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung bekommt er irgendwann eine SMS von seinem Vater, der ihn davor warnt, nach Hause zu kommen. Dort warteten die Taliban auf ihn, denen nicht gefallen habe, dass er die Mädchen zum Tanzen bringe. Navid flüchtet nach Deutschland und schafft es schließlich bis nach Norddeutschland, wo er nach der Erstaufnah- dokrinologie in ihrem Beitrag. Die gebürtige Amerikanerin zitierte Passagen von der Website der Vereinten Nationen, wo geschrieben steht, dass Intoleranz sehr häufig in Ignoranz und Angst verwurzelt ist, Angst dem Unbekannten gegenüber, und dass Intoleranz sehr eng mit einem übertriebenen Gefühl von Selbstwert und Stolz, ob persönlich, national oder religiös verknüpft ist. Genau dagegen, gegen Intoleranz und Diskriminierung, sei er als Jude vielleicht etwas überempfindlich, gab Prof. Rolf Verleger, Psychologe an der Klinik für Neurologie, zu. In seinem Beitrag trug er einen von ihm verfassten Leserbrief vor, der vor drei Jahren in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mestelle für Flüchtlinge in Neumünsveröffentlicht wurde. Darin thematisiert ter und der Asylbewerberunterkunft in er die Beschneidung von jüdischen JunSiems nun in seiner WG in Lübeck ein gen, die damals im Mittelpunkt der öfneues Zuhause gefunden hat. An diefentlichen Diskussion stand. Juristen sem Abend im Juni lebt Navid seine un- wollten eine unwiderrufliche Körpergetrübte Liebe zur Musik aus und erfüllt verletzung vermeiden, Professoren der mit seinem Harmonium das ganze KirPsychosomatik seelische Traumata verchenschiff mit exotischen Klängen. hindern. Zusätzlich spendeten gebildeDie unterschiedlichen Ausprägunte, differenzierte Menschen dem Kölgen von Toleranz thematisierte der Viner Urteil im Namen der Vernunft Beizepräsident der Universität, Prof. Enno fall, denn Beschneidung passe nun einHartmann. So gebe es die rechtlich ermal wirklich nicht mehr in unsere aufzwungene Toleranz: „Ich muss die Hegeklärte Gesellschaft und moderne Welt, cken des Nachbarn dulden, aber nur bis so Verleger in dem Brief. Doch gebe das zwei Meter Höhe.“ Toleranz aus Überdeutsche, moderne Bürgertum mit diezeugung: „Der Nachbar kann die Heser Ablehnung den deutschen Muslicke auch bis auf vier Meter wachsen las- men und Juden zu verstehen, dass sie sen und ich fordere mein Recht nicht aufhören sollten, ihre Religion zu befolein.“ Und schließlich auch die Toleranz gen. Das Bestürzende am dem Urteil sei, auf Kosten anderer: „Wenn mich die dass das Ziel der Vermeidung von Körhohe Hecke nicht stört, warum muss der perverletzung und Traumata bei dieandere Nachbar sich darüber beschwesem einfachen Eingriff als schwerwieren? Wo ist die Grenze zwischen Tolegender angesehen werde als der Wert ranz und Gleichgültigkeit, Faulheit oder der Toleranz. „Am Ende dieser verfehlgar Feigheit?“, so fragte Hartmann in die ten Wertung ist dann nicht nur das Leid Stille der Kirche. Viele behaupteten von aus Deutschland vertrieben, sondern sich, tolerant zu sein, seien jedoch vor auch die Menschen, die vor diesem Leid allem konfliktscheu oder positionslos. geschützt werden sollten.“ Toleranz sei „Wenn es nicht Überwindung und Mühe keine Einbahnstraße, so Verleger. Tolekostet, Toleranz auszuüben, ist sie nicht ranz bedeute auch Verständnis von aufviel Wert“, schloss der Uni-Vizepräsigeklärten, modernen Menschen für altdent seinen Vortrag. modische, unaufgeklärte religiöse LeMit Intoleranz beschäftigte sich Prof. bensformen. Lisa Marshall von Institut für NeuroenAnne Mey „Toleranz ist erst mal Duldung, die Steigerung davon wäre Akzeptanz.“ UNIVERSITÄTSLEITBILD Im Februar 2015 veröffentlichte die Universität Lübeck ihr neues Leitbild auf ihrer Homepage. Im Vorfeld wurden alle Mitglieder der Uni dazu aufgerufen, sich mit eige nen Beiträgen an der Erstellung zu beteiligen. Auf der Website wird das Leitbild folgendermaßen definiert: „Ein Leitbild ist eine schriftliche Erklärung einer Organisation über ihr Selbstverständnis und ihre Grund prinzipien. Es schafft eine Arbeitsgrundlage und zeigt den Weg auf, den die Hochschu le als Lehr- und Lernort, als Forschungseinrichtung, als öffentliche Institution und als Arbeitsstätte einschlagen will. Es nimmt Bezug auf Werte und Standards, an denen sich die Mitglieder der Hochschule in verbindlicher und allgemeingültiger Weise orientieren können. Ein Leitbild sollte aber nicht nur eine Wunschvorstellung sein, sondern auch aussagekräftige oder profilbildende Hinweise zur Ausgestaltung der Forschung und Lehre enthalten.“ Das Leitbild der Uni Lübeck kann unter www.uni-luebeck.de/universitaet/im-ueber blick/profil/leitbild.html eingesehen werden. 1 2 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 KRANKENHAUSSTRUKTURGESETZ Klinikreform und Proteste Dr. Ivo Heer, Ärztlicher Direktor des FEK in Neumünster, informierte Patienten vor der Klinik über die Probleme der Krankenhäuser im Norden. Foto: di So wie im Entwurf nützt die Klinikreform den Kliniken im Norden wenig. Sie klären auf und setzen auf Änderungen. G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 3 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 So wie Beschäftigte des Klinikums Itzehoe zeigten Klinikmitarbeiter Nummern für jeden Kollegen, der bundesweit in den Krankenhäusern fehlt – insgesamt 162.000. Foto: di/Klinikum Itzehoe D as neue Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) soll am 1. Januar 2016 in Kraft treten. Seit Bekanntwerden des ersten Entwurfs setzen sich die einzelnen Kliniken im Land, die Krankenhausgesellschaft und die Allianz für die Krankenhäuser in Schleswig-Holstein für Änderungen am Entwurf ein. Bundesweit machen sich die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) und die Gewerkschaft ver.di für Änderungen stark. Eine erste Protestwelle gab es in der letzten Juniwoche in den Kliniken des Landes. In Neumünster war die gesamte Führungsriege des Friedrich-EbertKrankenhauses (FEK) zusammen mit Personalvertretern am 29. Juni vor die Tür gegangen, um mit Besuchern und Angehörigen von Patienten ins Gespräch zu kommen. PD Dr. Ivo Markus Heer, Ärztlicher Direktor, Pflegedirektor Christian de la Chaux, Verwaltungschef Alfred von Dollen und Betriebsratsvorsitzender Jörg Klaenhammer nutzten die wenigen Minuten, die die meisten Menschen für das Gespräch aufbringen konnten, um auf Ursachen der Personalknappheit und die Allianz-Aktion „Frag doch mal den Gröhe“ aufmerksam zu machen. Die Reaktionen waren überwiegend positiv. Aber von Dollen weiß auch: „Wer krank ist oder Angehörige im Krankenhaus hat, den interessieren Versorgungsfragen. Die Gesunden interessieren sich für ihren Krankenkassenbeitrag.“ Von Dollen vermisst am aktuellen Reformentwurf der Bundesregierung zwei Punkte: Eine Verpflichtung der Länder für eine stärkere Finanzierung der Investitionskosten. Eine Berücksichtigung der Tarifsteigerungen in den Fallpauschalen, um Lohnerhöhungen auffangen zu können. Ohne Berücksichtigung dieser beiden Kernforderungen ist nicht nur von Dollen enttäuscht von der Klinikreform. Landesweit machten Ende Juni zahlreiche Kliniken auf die nach ihrer Ansicht 600 Mio. Euro müssen die Kostenträger im Jahr 2016 für die Reformauswirkungen aufbringen, bis 2020 steigt dieser Betrag laut Bundesregierung auf 1,7 Milliarden Euro. Zugleich sollen Strukturänderungen Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe bringen. bestehenden Defizite aufmerksam. „Es kann nicht sein, dass wir mit dem gleichen Personal immer mehr Bürokratie bewältigen müssen und uns dadurch die Zeit am Patienten fehlt. Hier werden wir nicht ausreichend unterstützt, das muss sich ändern“, sagte die Geschäftsführerin der Westküstenkliniken (WKK) Brunsbüttel und Heide, Dr. Anke Lasserre. Zeitgleich mit Neumünster informierten dort Beschäftigte Patienten und Angehörige. Wenige Tage zuvor hatten sich WKK-Beschäftigte auch an der bundesweiten Protestaktion mit Nummernkarten für mehr Personal beteiligt. Nach einer Berechnung der Gewerkschaft ver.di fehlen bundesweit 162.000 Beschäftigte in den Krankenhäusern, allein 70.000 davon in der Pflege. Um Politik und Öffentlichkeit für diesen Umstand zu sensibilisieren, beteiligten sich am 24. Juni – Anlass war die Gesundheitsministerkonferenz der Länder in Bad Dürkheim – zahlreiche Kliniken in ganz Deutschland an der Aktion. Darunter waren neben dem WKK im Norden u. a. auch die Regio Kliniken, die Sana Kliniken in Lübeck und Ostholstein, das Klinikum Itzehoe und das St. Adolf Stift in Reinbek. „Wir fordern von der Gesundheitspolitik ausreichend zusätzliche Mitarbeiter, um deutschlandweit und trägerunabhängig die optimale Pflege von Patienten und die Zufriedenheit und langfristige Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu gewährleisten“, sagte etwa Reinbeks Mitarbeitervertreter Andreas Hein. Der vorliegende Reformentwurf würde nach Meinung vieler Klinikvertreter die Personalknappheit an vielen Standorten aber nicht entschärfen, sondern verschärfen. Die DKG erwartet stärkere Belastungen durch die neu vorgesehenen Fixkostendegressionsabschläge, durch neue Qualitätssicherungsmaßnahmen, die weiteres Personal erfordern, und durch Preisabschläge für zusätzliche Leistungen, die aber aufgrund von Demografie und Morbidität auf die Kliniken zukommen. In der Landespolitik ist man wegen des nied- Klinikmitarbeiter und Bevölkerung im Gespräch: So wie hier in Neumünster sprachen wenige Tage später Kollegen in Kiel mit Passanten. rigen Landesbasisfallwertes für Schleswig-Holstein zwar schon seit Jahren für die Probleme der Kliniken sensibilisiert, auf entschiedene Ablehnung stößt der Entwurf aber nicht, wie das diesjährige Gespräch am Wasser der vdek Landesvertretung am 25. Juni in Kiel zeigte. Die gesundheitspolitischen Sprecher von CDU, SPD und Grünen, die hierzu Stellung bezogen, sprachen sich für Änderungen aus. Dr. Marret Bohn (Grüne) hätte sich beim Pflegestellenförderprogramm (bundesweit sind 660 Millionen Euro geplant) mehr Mittel gewünscht. Karsten Jasper (CDU) erinnerte die Klinikvertreter daran, dass sie bei einer früheren Förderung die entsprechenden Mittel nicht für Pflegestellen verwendet haben. Bernd Heinemann (SPD) erkennt nicht, dass das Gesetz Probleme in Schleswig-Holsteins Kliniken lösen könnte, das Pflegestellenförderprogramm sei aber „besser als nichts“. Dirk Schnack 1 4 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K D ie Krankenhausversorgung der Zukunft war Thema des 122. Sozialmedizinischen Kolloquiums, zu dem Silke Seemann, Leiterin des Referats Krankenhauswesen und -finanzierung, ambulante und sektorenübergreifende Versorgung und Rettungswesen im Sozialministerium Schleswig-Holstein, in der DRV Nord in Lübeck referierte. „Wir haben in Schleswig-Holstein eine sehr bunte und vielfältige Krankenhauslandschaft“, stellte Seemann gleich zu Beginn fest. Dabei profitiert Schleswig-Holstein auch von der Nähe zu Hamburg, da dies die einzigen beiden Bundesländer seien, die eine übergreifende Krankenhausplanung haben. So hat Schleswig-Holstein in seinem Krankenhausplan auch 150 Betten in Heidberg. „Demnächst werden wir dort auch noch eine psychiatrische Tagesklinik eröffnen, die ebenfalls im Krankenhausplan Schleswig-Holstein angesiedelt ist“, kündigte Seemann an. „Hamburg ist ein ganz wichtiger Versorger für das Land Schleswig-Holstein. Wir haben etwa 60.000 Patienten jährlich, die sich in Hamburg behandeln lassen. Wir sind ganz froh darüber, dass das so gut läuft, da die Hamburger auch mehr Möglichkeiten der Investitionsfinanzierung haben.“ Dafür hätten die Hamburger auch Betten im nördlichsten Bundesland, so etwa in Großhansdorf. Als aktuelle positive Entwicklung sieht Seemann das Traumanetzwerk in Schleswig-Holstein, insbesondere, da es nur ein übergreifendes Netz, welches von Prof. Andreas Seekamp von der Universitätsklinik Schleswig-Holstein in Kiel koordiniert wird, und nicht mehrere gibt. Die Zertifizierung als Traumanetzwerk bedeute, dass das jeweilige Krankenhaus bestimmte einheitliche Strukturqualitätsmerkmale erfüllen müsse, z. B. technischer, personeller und organisatorischer Art. Wesentlich sei auch, dass alle Häuser zusammenarbeiten müssen. Es gebe definierte Kriterien zur Aufnahme und Weiterverlegung eines Patienten vom Unfallort in ein Traumazentrum sowie präklinische und klinische Telekommunikationssystemen, die es den Rettungsdiensten und den teilnehmenden Kliniken ermöglichen, bereits an der Unfallstelle oder in der Notaufnahnahme wesentliche Befunde zu übermitteln, um die notwendigen Konsequenzen für die Einleitung lebenserhaltender Maßnahmen ohne Zeitverzögerung ziehen zu können. „Das Traumanetzwerk ist für unsere Krankenhausplanung ein gutes Beispiel, wie sich Strukturqualität verankern kann“, so Seemann. Ab Herbst kündigte Seemann Diskussionen um einen neuen Krankenhausplan an. Der aktuelle Plan läuft nach fünf Jahren Ende 2015 aus. Als einer der J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 SOZIALMEDIZINISCHES KOLLOQUIUM Qualität im Fokus Im Herbst steht die neue Krankenhausplanung an. Über die Herausforderungen berichtete Silke Seemann in Lübeck. aktuellen Herausforderungen an die Krankenhausplanung führte Seemann u. a. die Sicherstellung der Investitionsfinanzierung an. Derzeit würden 82 Millionen Euro für die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser im Land aufgewendet. „Daneben haben wir aktuell auch noch ein kleines Sonderprogramm von 30 Millionen Euro, das wir derzeit umsetzen“, so die Referentin. Ein Thema, das auch in der Öffentlichkeit sehr stark diskutiert werde, sei die Transparenz der Qualität für die Patienten. „Wie kann ich als Patient erfahren, dass in einem Haus eine bestimmte Qualität vorgehalten wird? Wie können Patienten erfahren, dass es z. B. Traumanetzwerke gibt? Die Qualitätsberichte, die die Krankenhäuser erstellen müssen, halte ich persönlich für überhaupt nicht geeignet“, bringt Seemann die Problematik auf den Punkt. Damit im Zusammenhang steht, dass krankenhausplanerische Entscheidungen zukünftig auch aufgrund von Qualitätsaspekten erfolgen sollen. So sieht es jedenfalls das neue Krankenhausstrukturgesetz vor. „Das ist auch ein Punkt, wo noch einige Diskussionen anstehen, wie wir das bewerten sollen“, so Seemann. Laut dem umstrittenen Gesetz, das zügig verabschiedet und nach Plan am 1. Januar 2016 in Kraft treten soll, soll der GeKrankenhäuser und 113 Betriebsstätten hat meinsame Bundesausschuss (G-BA) mit einem neuen Institut planungsreSchleswig-Holstein. levante Indikatoren hinsichtlich Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität entwickeln. „Das ist ein Punkt, wo wir gerade sehr intensiv überprüfen, wie man Betten/Plätze hält das das in der Krankenhausplanung umnördlichste Bundessetzen kann. Wir diskutieren das im land derzeit vor. Moment in der Frage der Geburtshilfe. Kann ich an irgendwelchen Kriterien erkennen, ob ein Pränatalzentrum besser ist als die anderen oder der Bundesdurchschnitt? Das ist unheimlich Euro werden aktuell schwierig. Wir sind schon sehr lange mit für die Investitionsfidem Aqua Institut dabei, Daten zu erhenanzierung der Kranben und gemeinsam zu definieren. Rikenhäuser im Land sikoadjustierung zu machen ist ein zenaufgewendet. trales Thema. Die Ergebnisse sind aber 74 16.453 82 Mio. im Moment noch unbefriedigend“, erläutert Seemann. Als „riesige Herausforderung“ sieht sie auch die Sicherstellung der stationären Versorgung im ländlichen Raum. Die gesetzliche Neuformulierung der Regelungen von Sicherstellungszuschlägen sei ein heißes Thema in Schleswig-Holstein. Bisher gebe es weder auf Bundes- noch auf Landesebene eine Richtlinie, was eine wohnortnahe Versorgung sei. Die Überlegungen derzeit gingen dahin, dass der G-BA Vorgaben machen soll, wie viele Minuten oder Kilometer zumutbar für bestimmte Versorgungsbereiche seien. Seemann: „Im Moment ist die gesetzliche Regelung so: Wenn ein Sicherstellungszuschlag gezahlt wird, kann der auf den Landesbasisfallwert angerechnet werden, d. h. im Ergebnis eine Umverteilung über alle Krankenhäuser. Zukünftig soll es so sein, dass das nach Vorgaben der G-BA nicht mehr auf den Landesbasisfallwert angerechnet werden kann.“ Was ihr Referat außerdem beschäftige, sei die Planung von Versorgungsbereichen mit besonderen Herausforderungen: Aufgrund des demografischen Wandels sind das die Geburtshilfe und die Pädiatrie mit sinkendem Bedarf, die aber an verschiedenen Standorten aufrecht erhalten werden müssen, und das Gegenteil in der Geriatrie mit steigenden Fallzahlen. Erste Überlegungen ihres Referates, was man in der anstehenden Krankenhausplanung stärker berücksichtigen sollte, gehen u. a. dahin, die Zentrumsstruktur in Form von Netzwerken weiter auszubauen und so eine höhere Verbindlichkeit zu schaffen. Allgemeinversorgende Krankenhäuser und Kliniken mit 24-Stunden-Notfallversorgung sollen gestärkt werden. Seemann will auch die Konzentration von ambulanter und stationärer Versorgung an einem Standort vorantreiben sowie Versorgungsaufträge konkretisieren (z. B. Geburtshilfe). Außerdem sollen neue Versorgungsmodelle für bestimmte chronische Erkrankungen entwickelt werden. Anne Mey G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 5 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 ABGEORDNETENVERSAMMLUNG wenige Programme, dennoch müsse man bereits jetzt eine Regelung finden, wie mit der Bereinigung umzugehen sei. Diese erfolge zu 100 Prozent bei den Fachärzten, egal um welches Thema und welche Indikation es gehe. Wenn kein Vertragsarzt teilnehme, gab Ennenbach zu bedenken, nehmen nur Krankenhäuser teil. Die Bereinigung der KV finde aber trotzdem statt – auch wenn kein Vertragsarzt teilnehme. „Das heißt, der Schaden, den wir bei Stillstand haben, ist größer als zu sagen, ich beteilige mich“, so Ennenbach. Die bereits im November angekündigte ASV-Gesellschaft zusammen mit der KV Hamburg soll die Markt- und Organisationsberatung, Vertragsanbahnung und die ASVAnmeldung von Vertragsärzten umfassen. Die Abrechnung der Leistungen wird die Gesellschaft nach dem Versorgungsstärkungsgesetz nicht vornehmen dürfen. Ennenbach rechnet im Jahr mit Anlaufkosten von 50.000 Euro, auf fünf Jahre gesehen also mit 250.000 Euro, die sich beide KVen teilen. „Für jedes abgeschlossene ASV-Team wird sich dieses Defizit reduzieren. Ab dem Moment, wo man 20 Fälle bearbeitet, wäre man plötzlich in der Null“, rechnete Ennenbach vor. Ein konkretes Konzept wird erst im September in Bad Segeberg und Hamburg zur Abstimmung gebracht. Einer anderen Dienstleistungsgesellschaft wurde in der Sitzung bereits zugestimmt: Das „Institut für Ärztliche Qualität Schleswig-Holstein“ soll als gGmbH am Ende um Mehrheiten geht, und das von KV, Ärztekammer und Krankenmacht die Sache so brandgefährlich.“ hausgesellschaft zu gleichen Teilen geRückendeckung erhielt Schliffke u. a. gründet werden. Nur die Träger sollen vom Abgeordneten Eckhardt Kibbel, entscheiden, welche Projekte am InstiAllgemeinmediziner aus Bosau, der bei tut angenommen werden. Die inhaltlider KBV-Vertreterversammlung dabei che Gestaltung bestimme ein Lenkungswar. Er sprach von „machtpolitischen ausschuss mit Fachleuten nur aus den Spielchen“ in Berlin: „Das sind nicht undrei beteiligten Organisationen. „Wir sere Vertreter. Es geht nur um Macht. müssen und wollen unseren Ärzten in Ein Geklüngel, das unvorstellbar ist. Wer der Qualitätssicherung die Option zur nicht dabei war, kann sich das nicht vorSelbstbeurteilung erhalten, indem wir stellen.“ Der Landesvorsitzende der Allihnen diese eigene Rückspiegelung im gemeinmediziner im Norden, Dr. ThoVergleich mit anderen Ärzten ermöglimas Maurer, forderte einen Appell an chen. Das Institut soll das Instrument Berlin, dass es so nicht weitergehen könsein, um dies zu sichern“, so Schliffke. ne. Für die anstehende HonorarverAnlass sei die neue sektorenübergreifenhandlung 2016 fordert Schliffke von der In der LAG haben de Qualitätssicherung ab 2016, für die in KBV Verhandlungen „um die big points, die KV, die Krankenden nächsten sechs Monaten eine Lanhausgesellschaft, die die wir regional nicht verhandeln köndesarbeitsgemeinschaft sektorenüberKassenzahnärztlinen“, so z. B. die Zusatzpauschale für die che Vereinigung und greifende Qualitätssicherung (LAG) pro Hausärzte und die Pauschale zur FörBundesland aufgebaut werden muss. Die die Kassen Sitz und derung der fachärztlichen GrundverDaten der Qualitätssicherung kommen Stimme. Dazu kommen Beteiligte ohne sorgung (PFG). Basisleistungen dürfdann nicht nur zum Absender zurück, Stimmrecht: die Ärzten nicht dauerhaft budgetiert sein. Die sondern werden nach G-BA-Vorgaben tekammer, PsychoKV-Chefin äußerte in diesem Zusamauch der LAG vorgelegt, die sich ärztlitherapeutenkammer, menhang die Sorge, Schleswig-Holsteins Zahnärztekammer, cher Fachkommissionen bedienen muss. Hausärzte könnten „wie im letzten Jahr Pflegeberufe, Patien- „Im ersten Schritt können die Kassen die tenvertreter und PKV. Infrastruktur des Instituts als Rundumabgehängt werden“. Die Ärztekammer hat Sorglos-Paket für die LAG bei uns einDer stellvertretende Vorstandsvorkeine Stimme, obwohl sitzende Dr. rer. nat. Ralph Ennenbach kaufen“, so Schliffke. Zur Finanzsitzung bei ihr bereits kliniplädierte für die Teilnahme an der amim November soll es einen ersten Haussche Fachkommissionen angesiedelt sind. bulanten spezialfachärztlichen Versorhaltsplan geben. gung (ASV). Derzeit gebe es zwar nur Anne Mey Wettbewerb aufnehmen Ennenbach stellt ASV-Gesellschaft vor und ruft Fachärzte zur Teilnahme auf. Dr. Monika Schliffke thematisierte erneut die KBV-Streitigkeiten. Foto: di D ie internen Differenzen der KBV beschäftigten die Abgeordnetenversammlung der KV SchleswigHolstein auch auf ihrer jüngsten Sitzung im Juni. Die Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke bemühte sich in ihrem Lagebericht um eine „analytische Draufsicht“ der jüngsten Ereignisse, die sich zwischenzeitlich gar nicht mehr um inhaltliche Fragen drehten, sondern „um Positionskämpfe, die öffentlich in einer die KBV-Spitze diffamierenden Form ausgetragen werden, in der Sache unangemessen und im Ton völlig intolerabel“. KBV-Vorstandsmitglied Regina Feldmann verfolge ihre Strategie „zielstrebig und unbeirrt“ und die hieße nun mal Trennung in eine Hausarzt- und eine Facharzt-KBV. Die Querelen behinderten allerdings die Sacharbeit in Berlin, politisch sei die KBV momentan fast handlungsunfähig, ein Spielball, und könne froh sein, dass das Versorgungsstärkungsgesetz durch sei. „Wir müssen das Theater nicht haben und beteiligen uns auch nicht an diesen Debatten“, so Schliffke. Man teile in SchleswigHolstein die Sicht der Dinge mit den KVen von Hamburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz und „einzelnen, die das wohl nur in geheimer Abstimmung ankreuzen würden. Das ist nicht viel, wenn es Info 1 6 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K Nicht nur Versorgung 76. Medizinischer Fakultätentag in Kiel: Fokus auf Versorgung droht Probleme in Forschung und Lehre in den Hintergrund zu drängen. „Ganz wichtiger Partner“: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unterstrich in Kiel die Bedeutung der Hochschulmedizin. D ie Bedeutung der Hochschulmedizin ist bei der Politik angekommen. Dies zeigt die große politische Aufmerksamkeit, die der 76. Medizinische Fakultätentag (MFT) in Kiel erhalten hat. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) stellte an der Förde eine bessere Vergütung in Aussicht. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) stärkte den über 250 Teilnehmern aus allen 37 deutschen Medizinfakultäten den Rücken, als er die Qualität der an den Unikliniken geleisteten Arbeit würdigte. Als „Motor für den medizinischen Fortschritt“ und „ganz wichtigen Partner im Gesundheitswesen“ bezeichnete Gröhe die Universitätsmedizin und hob zugleich deren Bedeutung für den Arbeitsmarkt und die Gesundheitsversorgung hervor. Nach seinen Angaben behandeln die Universitätskliniken rund zehn Prozent aller stationären Patienten in Deutschland, darunter zahlreiche schwer erkrankte Menschen, denen viele andere Kliniken nicht helfen könnten. In diesem Zusammenhang brach Gröhe eine Lanze für die „Apparatemedizin“, die er häufig zu Unrecht in der Kritik sieht. Zugleich begrüßte er aber auch die zunehmende Bedeutung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen. Nach solch umfassendem Lob von politischer Seite erwarten die Fakultätsvertreter nun auch konkrete und zügige Hilfe. „Wir fühlen uns ernst genommen. Aber das muss nun auch in schnelle Lösungen münden und nicht erst in fünf Jahren“, sagte Gastgeber Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen Fakultät in Kiel, am Rande des Fakultätentages. Nach Beobachtung des Neuropädiaters benötigt die Universitätsmedizin in Deutschland dringend mehr Geld, um die von der Gesellschaft erwartete Qualität auch erfüllen zu können. Er berichtete von einer Verschärfung der Personalsituation in den vergangenen Jahren. „Ein brennendes Thema“, wie Stephani sagte. Zuvor hatte MFT-Präsident Prof. Heyo Kroemer schon bei der Eröffnung des MFT eine unzureichende Vergütung des klinischen Tagesgeschäfts in der Universitätsmedizin angeprangert. In Kombination mit den ebenfalls unzureichenden Investitionen der Länder ergebe dies den „perfekten Sturm“, wie Kroemer sich ausdrückte. Wie stark die Uniklinika bei manchen Behandlungen unterfinanziert sind, hatte der MFT zusammen mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) schon im Vorwege deutlich gemacht. Laut einem „Extremkostenbericht“ des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) entstehen durch den hohen Anteil an besonders aufwendigen Behandlungen Finanzierungslücken, die es Foto: MFT/Kerber HOCHSCHULEN J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 7 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 bei anderen Krankenhäusern in diesem Maße nicht gibt. Die bei der Behandlung solcher Patienten anfallenden Zusatzkosten bildet das Vergütungssystem bislang nicht ab. „Extremkostenfälle tragen zur aktuellen wirtschaftlichen Notlage der Universitätsklinika bei“, stellten MFT und VUD gemeinsam fest und forderten als Konsequenz Änderungen im Fallpauschalen-Katalog. Zugleich warnten sie aber davor, die Komplexität dieses Kataloges weiter zu erhöhen. Parallel hatten VUD und MFT erheben lassen, wie stark die Hochschulambulanzen in der Versorgung nachgefragt werden. Die Ergebnisse wurden auf dem MFT noch einmal genannt: Fast zwei Drittel der Bevölkerung kennen die Hochschulambulanzen und fast jeder fünfte Deutsche hat sich dort schon einmal behandeln lassen und dabei gute Erfahrungen gemacht. Daraus ziehen VUD und MFT den Schluss, dass die Hochschulambulanzen, die bislang auf Zwecke von Forschung und Lehre begrenzt sind, eine zunehmende Rolle für die Patientenversorgung spielen und dass dies auch entsprechend bezahlt werden muss. Kroemer lobte in diesem Zusammenhang das abgestimmte Vorgehen mend in den Hintergrund gedrängt. Der MFT reagierte darauf: Prof. Hans-Jochen Heinze, Vorsitzender des Medizin ausschusses im Wissenschaftsrat, verwies auf politische Überlegungen, schon im Studium die Weichen etwa für eine Tätigkeit in der Versorgung zu stellen. Er mahnte: „Das Medizinstudium ist kein Instrument der Bedarfssteuerung und muss alle Optionen offen halten.“ Bedarf an Ärzten bestehe schließlich nicht nur in der Versorgung, sondern auch in Wissenschaft und Forschung – doch da lauere ein Problem. Ein immer verschulteres Studium führt dazu, dass den Studenten immer weniger Zeit für wissenschaftliche Arbeit bleibt, beklagt der Wissenschaftsrat. Heinze sieht in einer verpflichtenden Forschungsarbeit ein Instrument, mit dem das wissenschaftliche Arbeiten wieder gestärkt werden könnte. Tatsächlich zeigen die Medizinstudenten unter dem Lerndruck der vergangenen Jahrzehnte weniger Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten. Die Promotionsintensität von Absolventen des Medizinstudiums hat innerhalb von 15 Jahren von 80 auf 60 Prozent abgenommen – 40 Prozent verlassen also heute die Hochschule, ohne wissenschaftlich gearbeitet zu haben. „Wissen- „Das Medizinstudium ist kein Instrument der Bedarfssteuerung und muss Optionen offen lassen.“ Prof. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages, wies auf die unzureichende Finanzierung der Hochschulmedizin hin. schungsergebnisse lesen und interpretieren zu können“, sagt auch Jan Werner aus der Fachschaft Medizin in Köln. Die Umfrage zeigt aber auch, dass sich viele Kommilitonen nicht ausreichend vorbereitet fühlen auf wissenschaftliches Arbeiten. Sie wünschen sich mehr Unterschaftliches Denken ist aber Grundstützung im Zeitmanagement, um ihre von Universitätskliniken und Medizinlage für Diagnose und Therapie“, sagt Fähigkeiten in der Statistik zu verbesfakultäten, um die problematische Lage Heinze. Auch MFT-Präsidiumsmitsern, um Publikationen schreiben zu in der Politik deutlich zu machen. „Das glied Prof. Josef Pfeilschifter (Frankkönnen und in der Kommunikation. war hilfreich“, stellte er fest. Von der Pofurt/Main) hat beobachtet, dass immer Werner hält es für unerlässlich, dass litik wurden insgesamt 265 Millionen mehr Medizinstudierende nur danach alle Medizinstudierenden ein „KerncurEuro an Mitteln für die Hochschulamfragen, wie sie ihren Pflichtkatalog abriculum Forschung“ durchlaufen: „Wisbulanzen in Aussicht gestellt. Für den arbeiten müssen. senschaftlich interessierte StudierenVUD ist das von der Politik geschnürWas sie jenseits davon in ihrem Stude brauchen Möglichkeiten, nötige ,Rete Hilfspaket zwar „durchaus ein Fortdium noch lernen können und dürfen, search-Skills‘ für ihre Promotion und schritt“, wie VUD-Generalsekretär Ralf gerät zunehmend aus dem Blickfeld, obweitere wissenschaftliche Tätigkeiten in Heyeder in Kiel sagte. Er verwies aber ihrem Studium zu erlernen.“ auch darauf, dass Zuschläge für Univer- wohl der Arzt für Pfeilschifter ein „BotNeben zahlreichen Vortragenden sitätsklinika international Standard sind. schafter der Wissenschaft“ sein sollte. Bei den Studierenden stoßen die Wisaus anderen Fakultäten war auch die In welchem Ausmaß die einzelnen Amsenschaftler mit ihrem Ansinnen aber gastgebende Fakultät mit UKSH-Chef bulanzen das zur Verfügung gestellte Studiengänge für die trotz der Entwicklung keineswegs auf Prof. Jens Scholz mit einem Vortrag Geld am Ende abfragen können, hängt Ausbildung von rund über das bundesweit beachtete Modell nach seiner Darstellung von zahlreichen Ablehnung. Mehr Unterstützung im 93.000 Studierenden der Human- und Zeitmanagement ist erwünscht. Eine für den baulichen Masterplan vertreFaktoren ab. Fest steht für ihn: „Die BeZahnmedizin gibt es in Kiel präsentierte Umfrage zeigt, dass ten. Scholz stellte besonders heraus, dass darfe sind sehr unterschiedlich in den an den 37 Medizinfadas UKSH das Risiko weitgehend an Regionen.“ Weil die Mengenkomponen- Medizinstudierende die konkrete Auskultäten in Deutschte ein entscheidender Faktor für die Mit- einandersetzung mit wissenschaftlichen land. Der MFT ist der das Konsortium, das mit Planung, Bau Publikationen als wichtige Kernkompe- Zusammenschluss und Betrieb aus einer Hand beauftragt telverteilung ist, könnte diese regional dieser Medizinischen ist, übertragen konnte. „Gezahlt wird tenz eines Arztes ansehen. „Um unsestark schwanken. Ausbildungs- und ren künftigen Patienten eine Therapie erst bei Übernahme“, stellte Scholz fest – Doch in Kiel wurde nicht nur über Forschungsstätten. Er auf dem neuesten Stand anbieten und Versorgungsfragen diskutiert. Der öfist ein gemeinnütziger ein wichtiger Punkt für das verschuldete sie adäquat darüber informieren zu kön- eingetragener Verein Land als Träger der Hochschulmedizin fentliche Fokus darauf, kritisierten Teilnen, brauchen wir das Rüstzeug, um me- mit Sitz in Berlin. in Schleswig-Holstein. nehmer des MFT, habe Probleme in dizinische Fachliteratur und neue ForDIRK SCHNACK Wissenschaft und Forschung zuneh- Foto: MFT/Kerber 70 1 8 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 HYGIENE Nach der Keim-Krise Ein halbes Jahr nach Acinetobacter baumannii: Die Aufarbeitung läuft. A lle zwei Tage eine Pressekonferenz, Fernsehteams und Fotografen drängten sich um UKSH-Chef Prof. Jens Scholz und die Leiterin der Hygiene-Abteilung Dr. Bärbel Christiansen. Vor dem Eingang des Campus buchstabierten sich Reporter durch Fachbegriffe wie Acinetobacter baumannii und 4-MRGN. Im Februar waren 31 Patienten, die in zwei Intensivbereichen des UKSH in Kiel lagen, positiv auf den multiresistenten Keim getestet worden. 16 dieser Patienten starben an ihren Grunderkrankungen. Bei dreien von ihnen könnte laut Angaben des Krankenhauses der Acinetobacter-Befall zur Verschlechterung ihres Zustandes beigetragen haben. Ein Vierteljahr lang kämpfte das UKSH gegen den winzigen Eindringling, der von einem 74-Jährigen aus dem Türkei-Urlaub mitgebracht wurde. Inzwischen ist Acinetobacter baumannii besiegt – was hat sich am UKSH geändert? „Eigentlich kaum etwas“, sagt Kliniksprecher OIiver Grieve. „Schließlich haben uns schon während der Krise alle Fachleute bestätigt, dass wir es richtig machen. Da wäre es ziemlich seltsam, wenn wir nun etwas anderes tun.“ Drei Ratschläge allerdings erteilte das um Hilfe gebetene Expertenteam des Universitätsklinikums Frankfurt, „und alle drei setzen wir jetzt um“, so Grieve. So wird nun ein Mensch, der einmal als positiv auf einen multiresistenten Keim getestet wurde, lebenslang weiter als Risikopatient geführt. Statt an zwei Tagen, wie vorgeschrieben, werden mögliche Keimträger an drei Tagen hintereinander getestet. Und: Der Abstrich wird nicht anal, sondern rektal vorgenommen. „Nichts davon basiert auf exakten wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber die Frankfurter machen es, also machen wir es in Zukunft ebenso“, erklärt Grieve. Nichts Neues also? Immerhin gibt es einen aktuellen Ablaufplan, der in neun Schritten detailliert beschreibt, wie künftig Risikopatienten ermittelt werden und wie mit ihnen umgegangen werden soll. Der Plan wurde Mitte April erstellt, Anfang Juni von Hygiene-Fachfrau Christiansen geprüft und einige Tage später von Scholz in Kraft gesetzt. Laut Auskunft des Sprechers beschreibt dieser Plan aber kein grundsätzlich anderes Vorgehen, sondern fasst nur bewährte Praxis zusammen: In einem großen Unternehmen wie dem UKSH sei es normal, Ablaufpläne zu überprüfen und zu aktualisieren. Der aktualisierte Plan sieht u. a. vor, anhand eines Fragebogens festzustellen, ob ein Kranker Keimträger sein könnte. Gibt es ein Risiko oder steht jemand bereits in der Kartei, weil er früher mit einem multiresistenten Keim infiziert war, muss ein Einzelzimmer her – „Isolierung mindestens bis zum Erhalt des Ergebnisses“, heißt es in Schritt sieben. Doch eben an diesem Punkt ging es im vergangenen Dezember schief: In der internistischen Intensivstation mit ihren 16 Betten stehen nur drei in Einzelzimmern. Als der Urlauber im UKSH eintraf, war keines frei. Der Mann kam in ein Dreibettzimmer – mit den bekannten Folgen. Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) kündigte Anfang Februar an: „Wir müssen jetzt parallel die Weichen stellen.“ Der erste Punkt im Maßnahmenpaket: Das UKSH, das seit Jahren unter einem Bau- und Sanierungsstau leidet, soll um einen „Erweiterungsbau in Modulbauweise“ ergänzt werden. Patienten waren im Entstehen sollen zwölf Intensivbetten in Winter in Kiel positiv auf AcinetobacEinzelzimmern, dazu Lager- und Umter baumannii geteskleideräume; dass diese fehlten, hattet worden. Bei drei ten die Frankfurter Fachleute bemänvon ihnen könnte der gelt. Zurzeit laufen die Planungen für Befall zu einer Verden Bau sowie die „Freimachung des schlechterung ihres Zustands beigetragen Baufeldes“, teilt das Ministerium mit: haben. Derzeit befin- „Der Kampfmittelräumdienst sondiert det sich kein Patient das Gelände.“ Die Eröffnung des über mehr am UKSH, bei 1.000 Quadratmeter großen Anbaus dem der Keim nachsoll im Frühjahr 2016 erfolgen. Zudem gewiesen ist. will das Ministerium künftig schnel- 31 ler über Keimausbrüche informiert werden. Alheit wie auch die Krankenhausleitung waren kritisiert worden, weil sie Öffentlichkeit und Abgeordnete erst lange nach dem ersten Auftreten des Keims informierten. Formal waren die Meldewege korrekt eingehalten, sie wurden durch den Erlass verkürzt. Außerdem wird überprüft, ob die seit 2011 geltende „Landesverordnung über die Infektionsprävention“ eingehalten wird und greift; Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2016 vorliegen. Teil der Verordnung, die MedIpVO abgekürzt wird, sind verpflichtende Fortbildungen und Schulungen in medizinischen Einrichtungen; ein solcher Fachtag fand u. a. Mitte Juni am UKSH statt. Ob genug und die richtigen Schulungen, etwa im Bereich Hygiene, angeboten werden, fragt das Land im Rahmen der Evaluation über die Gesundheitsämter ab. Eine weitere Fortbildungsreihe, die sich speziell an niedergelassene Ärzte wendet, startet die Ärztekammer Schleswig-Holstein unter dem Titel „Antibiotika – rational und rationell, aber wie?“ Die Auftaktveranstaltung am 23. September in der Akademie der Ärztekammer in Bad Segeberg beschäftigt sich mit Harnwegsinfektionen. Auch politisch bewegt sich etwas: Der Bundesrat bittet die Bundesregierung um ein Extrabudget für mehr Screening in Kliniken. Reicht dieser Maßnahmenkatalog aus, um das UKSH vor einem Ausbruch zu schützen? Grieve: Das UKSH könne keinen Kranken abweisen – wenn mehr Notfälle eingeliefert werden, als Einzelbetten frei sind, würden auch potenzielle Risikopatienten aufgenommen, so wie im vergangenen Dezember. Die Landtagsabgeordnete und Ärztin Dr. Marret Bohn, die für die Grünen im Gesundheitsausschuss sitzt, sieht ein grundsätzliches Problem: „Wir sind eine ganze Generation zu spät bei der Frage, wie mit multiresistenten Keimen umgegangen werden soll.“ Besondere Vorsicht sei nun geboten, damit Keime nicht auch noch Resistenzen gegen die Reserveantibiotika entwickeln: „Angeblich werden diese Stoffe teilweise schon in der Landwirtschaft eingesetzt – das geht gar nicht“, so Bohn. Ex-Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) lobt seine Nachfolgerin Alheit zwar für den „kleinen, aber richtigen Schritt“ für verbesserte Screeningmaßnahmen, fordert aber ein „Gesamtpaket, das Kliniken in die Lage versetzt, die Anforderungen an die Standardhygiene einhalten zu können; dazu gehören mehr Zeit und mehr Personal.“ An den Ernst der Lage erinnert auch der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Frank Ulrich Montgomery, der Eile anmahnt: „Nur wenn wir jetzt handeln, können wir eine drohende Antibiotika krise verhindern.“ Esther Geisslinger G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 9 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Foto: di E ine Aufbruchsstimmung wie bei der Gründung vor 15 Jahren war bei der Generalversammlung im vergangenen Monat in Rendsburg unter den Ärztegenossen nicht zu spüren, wohl aber das Bewusstsein, dass man neue Modelle benötigt – Modelle für die ambulante Versorgung, Modelle für die Ansprache junger Kollegen und für eine auch künftige solide wirtschaftliche Basis. Für die Ansprache junger Kollegen forderte der neu bestellte zweite Sprecher Dr. Svante Gehring, dass man sich auf die genossenschaftlichen Grundwerte zurückbesinnt und zugleich den Mut aufbringt, neue Versorgungsmodelle auszuprobieren. Der hausärztliche Internist aus Norderstedt erinnerte an die Grundwerte Gleichheit, Solidarität, Selbsthilfe und Stärkung der Selbstverantwortung und an die demokratische Unternehmensform der Genossenschaft. Gehring, der auch Vorstandsmitglied der Ärztekammer Schleswig-Holstein ist, will nicht gegen ökonomische Prinzipien ankämpfen. Aber: „Wir stemmen uns gegen die Industrialisierung der Medizin, die Gesundheit oder Krankheit zur Ware deklariert und Patienten in Wertschöpfungsketten ausnehmen möchte.“ Zur Ansprache neuer, junger Kollegen können auch die beiden neuen Vorstandsmitglieder beitragen. Der in Großhansdorf niedergelassene Allgemeinmediziner Dr. Marcus Jünemann und die in der Rendsburger Augenklinik angestellte Anästhesistin Dr. Eefje Barber gehören nun dem Vorstandsteam an, zu dem neben dem ersten Sprecher Dr. Klaus Bittmann auch Allgemeinmediziner Christoph Meyer und Urologe Dr. Axel Schroeder zählen. Damit hat sich die Genossenschaft, die den schmerzhaften Verlust des tödlich verunglückten Dr. Andreas Rinck verarbeiten musste, personell aufgestellt. Bittmann zeigte mit seiner Rede, dass die Genossen auch weiterhin den Finger in die Wunde legen werden, wenn sie mit Entwicklungen im Gesundheitswesen nicht einverstanden sind. Entsprechend kritisch setzte sich Bittmann mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auseinander. Den Zustand der Körperschaft bezeichnete er wegen der anhaltenden Konflikte in der Vorstandsspitze, aber auch wegen der undifferenzierten Kritik am Versorgungsstärkungsgesetz als verheerend. Bittmann sprach von Intrigen und einem „missratenen System“. „Die KBV hat keine Glaubwürdigkeit mehr“, sagte Bittmann, der die Krankenkassen und die Ärzteverbände auf Bundesebene weitaus besser aufgestellt sieht. Das Verhältnis zur KV in Schleswig-Holstein betrachtet er als intakt. Ein Thema, bei dem Genossen und KV in Schleswig- ÄRZTEGENOSSENSCHAFT NORD Versorgung neu denken Die Ärztegenossenschaft Nord will sich neu erfinden. Frisches Personal im Vorstand. Im kommenden Jahr erwarten die Genossen ein Verlustgeschäft. Der neue zweite Sprecher Dr. Svante Gehring und der erste Sprecher Dr. Klaus Bittmann (rechts). 1.951 Mitglieder hatte die Ärztegenossenschaft Nord zum Jahresende 2014. Damit ist sie die größte unter den Ärzteorganisationen, die keinen Mitgliedsbeitrag erheben. Allerdings erwerben Mitglieder bei Eintritt Anteile. Holstein an einem Strang ziehen, ist das lung dieser Verträge im vergangenen in Büsum im Aufbau befindliche Ärzte Jahr 433.000 Euro. Hier erwartet Ramhaus in kommunaler Trägerschaft – ein poldt nun aber einen Rückgang. Beispiel dafür, wie die Genossen sich an Wichtigster Umsatzträger für die Versorgungsmodellen beteiligen. Organisation sind Provisionserlöse Die Geschäftsführung für Model(550.000 Euro), u. a. für die Vermittlung le wie in Büsum ist eines von mehrevon Dienstleistungen. Potenzial sieht ren wirtschaftlichen Standbeinen für Rampoldt für die kommenden Jahre die Genossen, die im abgelaufenen Jahr auch in einem anderen Dienstleistungsrund 8.000 Euro Verlust bei einem Um- bereich: Das Management-Know-how satz von rund 1,3 Millionen Euro erwirt- der Genossenschaft wird zunehmend schafteten. Das leichte Minus wird sich von Ärztenetzen nachgefragt. In eininach Einschätzung Rampoldts im laugen Netzen im Schleswig-Holstein hat fenden Jahr eher erhöhen. Grund ist u. a. die Organisation bereits die Geschäftsdas erschwerte Geschäft in der Abwickführung übernommen. Angesichts steilung von Selektivverträgen. Ersatzkassen gender Anforderungen an die Netze, die haben bereits angekündigt, sich aus eisich zunehmend professioneller aufnem von der Genossenschaft betreuten stellen, hält Rampoldt weitere ManageVertrag mit Augenärzten zurückzuziementverträge für möglich. hen, was zu Einbußen führen wird. InsMit rund 1.950 Mitgliedern ist die gesamt hatte sich das Geschäft mit Selek- Ärztegenossenschaft die größte ärztlitivverträgen in den vergangenen Jahren che Organisation ohne Mitgliedsbeiaber kontinuierlich nach oben entwiträge. Vom Höchststand vor vier Jahren ckelt. 1.534 Ärzte nehmen inzwischen an (rund 2.250) hat sich die Genossenschaft den von der Genossenschaft betreuten entfernt, weil viele Mitglieder der GrünVerträgen teil. Sie haben 28.650 Patiendungszeit inzwischen ihre Praxen abgeten eingeschrieben und erhalten ein Ho- ben und vielen Nachfolgern die Genosnorarvolumen von 25,4 Millionen Euro. senschaftsidee nicht präsent ist. Die Genossen erhielten für die AbwickDirk Schnack 2 0 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 PRÄVENTIONSGESETZ Kein großer Wurf Experten sind sich einig: Das Präventionsgesetz bringt trotzdem Fortschritte. N ach mehreren Anläufen in vergangenen Legislaturperioden hat der Deutsche Bundestag am 18. Juni das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention verabschiedet. Ziel ist eine Stärkung der Gesundheitsförderung im Lebensumfeld wie Kita, Schule, Arbeitsplatz und Pflegeheim. Zugleich sollen die Grundlagen der Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger, der Länder und Kommunen gestärkt werden. „Prävention und Gesundheitsförderung sollen dort greifen, wo Menschen leben, lernen und arbeiten. Mithilfe des Gesetzes werden außerdem die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen weiterentwickelt und wichtige Maßnahmen ergriffen, um Impflücken in allen Altersstufen zu schließen“, warb das Bundesgesundheitsministerium für das neue Gesetz. Eine Veranstaltung der Barmer GEK in Hamburg zeigte, dass viele Akteure im Norden das Gesetz überwiegend begrüßen – allerdings fand die Veranstaltung auch kurz vor der Verabschiedung statt, als Änderungen nicht mehr möglich waren. Auch die Krankenkassen haben sich trotz einiger Kritikpunkte damit arrangiert. „Kein großer Wurf, kann man aber mit arbeiten.“ So urteilte die Vorsitzende der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG), Prof. Corinna Petersen-Ewert, über das Präventionsgesetz. Sie betrachtet das Gesetz als „Startpunkt für die Verminderung sozialer und geschlechtsbezogener Ungleichheiten von Gesundheitschancen“. Kritisch sieht sie Empfehlungen für Maßnahmen mit ungeklärter Wirksamkeit und die Aufzählung konkreter Gesundheitsziele. Mit ihrer Einschätzung traf die Präventionsexpertin den Tenor auf der Veranstaltung. Hamburgs Barmer-Chef Frank Liedtke etwa bemängelte, dass die Länder und Kommunen nicht stärker in die Pflicht genommen werden, dass der Etat der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung auf fast das Doppelte aufgestockt werden soll, dass Budgets von Beginn an festgelegt werden, bevor Strukturen für die Gesundheitsförderung überhaupt entstanden sind und dass die Maßnahmen insgesamt die Versichertengemeinschaft stärker belasten. Unter dem Strich aber kann er sich mit dem Präventionsgesetz anfreunden, obwohl die positiven Wirkungen erst in einigen Jahrzehnten zu spüren sein werden. Positiv sieht Liedtke die Mitsprachemöglichkeiten der Krankenkassen, die stärkeren Bemühungen um Gesundheitsförderung in den Betrieben und den Setting-Ansatz, mit dem die Prävention in die Lebenswelten der Menschen getragen wird. „Man muss den Rahmen so setzen, dass man sich einer gesunden Lebensführung nur schwer entziehen kann“, sagte Liedtke dazu. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) betonte ebenfalls den Setting-Ansatz, weil nach ihrer Beobachtung die Ansätze für eine individuelle Verhaltensänderung an Grenzen gestoßen sind. Nun ist nach ihrer Ansicht die Zeit gekommen, die Mittel anders einzusetzen. Die Kritik an der damit verbundenen Kostensteigerung wies sie zurück: „Das Geld kommt von den Versicherten und geht zu den Versicherten.“ Und sie verkniff sich nicht den Seitenhieb auf bislang nicht immer vernünftig eingesetzte Beitragsgelder: „Wir geben den Kassen die Möglichkeit, ihr Geld dort zu investieren, wo es sinnvoll ist.“ Auch Dr. Klaus Schäfer, Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg, hob hierauf ab. Er hält das Präventionsgesetz für erforderlich, damit Krankenkassen Euro sollen die Kran- Investitionen, deren Wirkung sich erst ken- und Pflegekaslangfristig zeigt, nicht länger scheuen. sen künftig für GeHamburg sehen die Akteure in der Hansundheitsförderung sestadt schon jetzt in der Prävention gut und Prävention invesaufgestellt, andere Bundesländer sind tieren. nach ihrer Beobachtung stärker darauf 500 Mio. angewiesen, dass das Präventionsgesetz in Kraft tritt. Die in Hamburg bestehenden Strukturen – etwa der Pakt für Prävention – sollten nach Ansicht der Senatorin mit den zusätzlichen Mitteln gestärkt werden. Sie warb für die Einrichtung einer Landespräventionskonferenz, die Empfehlungen für die Hansestadt entwickelt. Die wichtigsten Punkte des Präventionsgesetzes im Überblick: Zusammenarbeit: Neben der gesetzlichen Krankenversicherung werden auch die gesetzliche Rentenversicherung und die gesetzliche Unfallversicherung, die soziale Pflegeversicherung und die Unternehmen der privaten Krankenversicherung eingebunden. In einer Nationalen Präventionskonferenz legen die Sozialversicherungsträger unter Beteiligung von Bund, Ländern, Kommunen, der Bundesagentur für Arbeit und der Sozialpartner gemeinsame Ziele fest und verständigen sich auf ein gemeinsames Vorgehen. Die Soziale Pflegeversicherung erhält einen neuen Präventionsauftrag, um künftig auch Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen mit gesundheitsfördernden Angeboten erreichen zu können. Impfprävention: Künftig soll der Impfschutz bei allen Routinegesundheitsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie bei den Jugendarbeitsschutzuntersuchungen überprüft werden. Auch Betriebsärzte sollen allgemeine Schutzimpfungen vornehmen können. Bei der Aufnahme eines Kindes in die Kita muss ein Nachweis über eine ärztliche Impfberatung vorgelegt werden. Beim Auftreten von Masern in einer Gemeinschaftseinrichtung wie Kita, Schule und Hort können die zuständigen Behörden ungeimpfte Kinder vorübergehend ausschließen. Medizinische Einrichtungen dürfen die Einstellung von Beschäftigten vom Bestehen eines erforderlichen Impf- und Immunschutzes abhängig machen. Zudem können Krankenkassen Bonusleistungen für Impfungen vorsehen. Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen: Die bestehenden Untersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen weiterentwickelt werden. Künftig soll ein stärkeres Augenmerk auf die individuellen Belastungen und auf Risikofaktoren für das Entstehen von Krankheiten gelegt werden. Ärzte erhalten die Möglichkeit, Präventionsempfehlungen abzugeben und damit zum Erhalt und zur Verbesserung der Gesundheit ihrer Patienten beizutragen. Dirk Schnack I M N O R D E N // 2 1 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 PERSONALISIERTE MEDIZIN Die Nadel im Heuhaufen Wo steht die individualisierte Medizin? Zwei Beispiele für erste Ansätze der individuelleren Diagnostik und Behandlung bei Krebs. Foto: UKSH B ereits zum 15. Mal kamen Mitte Juni Interessierte zur traditionellen gesundheitspolitischen Vorabendveranstaltung der Kieler Woche zusammen. Die Hermann Ehlers Akademie hatte in Kooperation mit der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein diesmal zum Thema „Personalisierte Medizin – (Wie) geht das?“ Experten für Impulsreferate gewonnen, die mit den Worten von Dr. Cordelia Andreßen das aktuelle Thema aufgreifen, „aber auch den Diskurs in der Gesellschaft ermöglichen“ sollten. Prof. Martin Schrappe, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel, trug unter der Überschrift „Zielgerichtet, sicher und genau therapieren“ vor: „Jeder Patient wünscht sich natürlich in jedem Fall, auch ohne moderne Methoden, personalisierte, persönliche Medizin.“ Der Begriff der individualisierten Medizin sei jedoch sehr stark genetisch orientiert. Einer der ersten medizinischen Meilensteine dazu sei im Jahr 2000 erreicht worden, als das menschliche Genom zum ersten Mal entschlüsselt wurde, „tierisch aufwändig und wahnsinnig teuer“. Heute, 15 Jahre später, könne man praktisch dasselbe in ganz kurzer Zeit für einen Bruchteil der Kosten erreichen. Eine der Fragen, die sich dabei stellten, sei ob die Gene auch etwas mit dem Erfolg der Therapie zu tun haben. Menschen sind verschieden und schlagen auch unterschiedlich auf Medikamente an. Schrappe führt als Beispiel die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) an. Leukämie zu erkennen, sei heute kein Problem mehr. Sie zu behandeln zwar schon etwas mehr, aber dank großer Erfahrung auch sehr gut möglich. „Bisher haben wir bei der Leukämie mit der Therapie angefangen und in 95 Prozent der Fälle schaffen wir es ganz schnell, diese Zellen wieder zu zerstören.“ Unter dem Mikroskop sehe dann fast alles so aus wie bei einem Gesunden, aber der Teufel stecke im Detail: Die „Minimal residual disease“ (MRD), also eine minimale Resterkrankung kann zurückblei- Prof. Martin Schrappe wurde 2014 mit dem Deutschen Krebspreis ausgezeichnet. ben und diese blieb bisher für die Mediziner als „Nadel im Heuhaufen“ quasi unsichtbar, bis es zu einem Rückfall kam. Heute habe man verschiedene Methoden und moderne Apparate, um residuelle Leukämiezellen nachzuweisen. „Jede Leukämiezelle ist von Mensch zu Mensch minimal unterschiedlich. Jetzt sind wir in der Lage, diese ‚Fingerabdrücke‘ der Zellen für jeden individuellen Patienten zu bestimmen. Dieser Fingerabdruck wird genutzt, um festzustellen, wo die Leukämie bleibt, wenn es eigentlich so aussieht, als wäre alles ok“, so Schrappe. Diese Technik ermöglicht also eine zunehmend individuelle und Die gesundheitspolitische Veranstaltung risikoangepasste Chemotherapie. So am Vorabend der Kie- könne man Patienten identifizieren, die ler Woche wurde urnicht richtig auf die Medikamente ansprünglich von Prof. sprechen und schnell einen Rückfall beFritz Beske ins Leben gerufen, der sich auch kommen. Diese benötigten eine andere die 15. Ausgabe nicht Therapie als Patienten, die schnell keine entgehen ließ. genetisch nachweisbare Leukämie mehr Veranstalter sind die Hermann Ehlers Aka- haben und ein Standardpräparat mit wenig Intensität erhalten. „So machen wir demie und die vdekLandesvertretung. es jetzt auch: Patienten, die gar nicht oder nur sehr verzögert negativ werden, Info kriegen maximal viel Therapie“, erklärt Schrappe. „Helfen die Gene bei der Behandlung“ fragte im Anschluss Prof. Brigitte Schlegelberger, Direktorin des Institutes für Humangenetik an der Medizinischen Hochschule Hannover, in ihrem Vortrag. Sie nahm Bezug auf ihren klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt des Brust- und Eierstockkrebses und stellte die „Brustkrebsgene“ BRCA1 und BRCA2 vor. Ungefähr fünf Prozent der Frauen mit Brustkrebs hätten eine Veränderung in einem dieser beiden Gene. „Wir können die Information, dass eine BRCA-Mutation vorliegt, nutzen um eine bessere Risikobewertung zu machen, vor allem für die gesunden Verwandten“, schilderte Schlegelberger. Früher habe man mit der Sanger-Methode einzelne Fragmente der Gene nacheinander untersucht. Das sei zwar noch der Goldstandard, aber durchaus aufwendig. Inzwischen gibt es auch die moderne Methode des „Next Generation Sequencing“ (NGS), mit dem viele Genfragmente parallel untersucht werden könnten. „Wenn wir das Krebsrisiko eingrenzen wollen, können wir in einem Schritt 74 Dinge auf einmal untersuchen.“ In der Durchschnittsbevölkerung erkrankten zehn von 100 Frauen im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Frauen mit einer BRCA-Mutation hätten ein elffach erhöhtes Risiko. Die effektivste Prävention sei die Entfernung der Eierstöcke. „Dadurch wird Eierstockkrebs so gut wie verhindert. Es wird aber auch das Risiko für Brustkrebs gesenkt. Durch diesen prophylaktischen Eingriff werden Leben gerettet“, betonte Schlegelberger. Für die Behandlung von BRCA-assoziierten Brustkrebs gebe es inzwischen ein Medikament, einen sogenannte PARP-Inhibitor, von einer englischen Forschergruppe entwickelt und basierend auf Wissen des Mechanismus, wie BRCA in die Reparatur der DNA-Schäden eingreift. „Bisher wissen wir, dass dieses Medikament bei Frauen, die mit vielen verschiedenen Medikamenten behandelt worden sind und nicht mehr darauf ansprechen, hilft. Also bei Frauen mit einer BRCA-Mutation, die eine ganz schlechte Prognose haben. Da gibt es ein Ansprechen, aber bisher fehlt der Beweis, dass dieses Medikament zu einer verlängerten Lebenszeit führt.“ Schlegelberger schlussfolgert schließlich, dass Genetik helfen könne, das individuelle Krankheitsrisiko zu präzisieren. Genetische Analysen unterstützten die Diagnosestellung und basierend auf Gendefekten seien erste vielversprechende zielgerichtete Medikamente entwickelt worden, „aber wir müssen zeigen, dass diese Medikamente wirklich zu einer Heilung führen können“. Anne Mey 2 2 // I M N O R D E N J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 VERSORGUNGSFORSCHUNG men begeben. „Wenn man das Versorgungssystem in Hamburg stärken will, ist das der Ansatzpunkt“, sagte von Stillfried. Möglich wäre dies aus Sicht von Prof. Leonie Sundmacher aus München durch eine Verbesserung der kontinuierlichen ambulanten Behandlung und durch eine bessere Erreichbarkeit. Das Problem dabei: Die niedergelassenen Ärzte bekommen nur 81 Prozent ihrer erbrachten Leistungen im MGV honoriert und haben wenig Interesse, noch mehr unbezahlte Leistungen zu erbringen; damit haben sie das gleiche Problem wie die Krankenhäuser. Als Lösung empfahl Prof. Jonas Schreyögg, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und Leiter des Hamburg Economic Health Center (HCHE), eine Angleichung der Vergütungen zwiten Durchschnitt. ZI-Geschäftsführer schen dem ambulanten und dem statioDr. Dominik Graf zu Stillfried sieht in nären Sektor. Wie schwierig das ist, zeidiesem Verhältnis einen Substitutionsef- gen die zahlreichen Bemühungen in den fekt: „Wo viel ambulant passiert, erfolgt vergangenen Jahren um eine Schnittstelweniger stationär.“ Mit anderen Worten: le zwischen den Sektoren. Hamburg hat zwar tatsächlich eine überFür andere Regionen, in denen noch durchschnittlich hohe ambulante Verdeutlich mehr Leistungen ambulant ersorgungsdichte. Das hat aber den Vorteil, bracht werden könnten als in der Metrodass die Kliniken weniger leichte Fälle pole Hamburg, gab es Tipps: Prof. Matzugewiesen bekommen und sich auf die thias Augustin sieht Organisation und schweren Fälle konzentrieren können. Kooperation als Voraussetzungen, um Stillfried sprach sich deshalb auf dem Patienten rechtzeitig ambulant behanVersorgungsforschungstag für Investitideln und Verschleppungen und als Folonen in Strukturen aus – Investitionen ge die Einweisung schwerer Fälle verin den ambulanten Sektor helfen nach meiden zu können. Am Beispiel seines seiner Argumentation, unnötige Einwei- Fachgebietes Dermatologie zeigte Ausungen von Patienten in Krankenhäuser gustin, dass in Regionen mit dünneren zu vermeiden. Versorgungsangeboten Patienten zum Im stationären Sektor der HanseTeil deutlich später zum Facharzt komstadt ist es aus diesem Grund auch nicht men und schließlich stationär aufgezu einem Patientenabfluss gekommen. nommen werden müssen. Solche VerDie Kliniken erbringen vielmehr deutläufe, gab Augustin zu bedenken, wären lich komplexere Eingriffe als die Kranbei einer höheren ambulanten Facharztkenhäuser in den anderen Bundesländichte vermeidbar. dern. Nach Angaben von Dr. Claudia Prof. Hendrik van den Bussche vom Brase, Geschäftsführerin der Hamburgi- Hamburger Institut für Allgemeinmedischen Krankenhausgesellschaft (HKG), zin riet ebenfalls zu einer besseren Koweisen die Kliniken in der Hansestadt operation zwischen den Ärzten sowie die größte Fallschwere aller Kliniken u. a. zu Leitlinien mit Behandlungspfaim Vergleich der Bundesländer auf. Die den, zu präventiven Maßnahmen wie Mehrzahl dieser Fälle könnte gar nicht Sturzprophylaxe und Immunisierung, in Praxen behandelt werden. Daraus zum Einsatz von Telemedizin und zu eifolgt, dass Praxen und Kliniken auch nem effektiveren Notdienst, um Klinikweniger um Patienten konkurrieren. einweisungen zu vermeiden. Brase betonte auch, dass Krankenhäuser Vielleicht liegt die Lösung aber auch um Patienten, die sich derzeit in Praxen in völlig neuen Modellen zwischen den behandeln lassen, gar nicht konkurrieSektoren. Die KV in der Hansestadt loren wollen, weil ihnen die Mehrleistuntet derzeit aus, ob auf Krankenkassengen nicht angemessen honoriert werden seite Interesse an einem Modellprojekt – ein Effekt, der durch den vorgelegten für ambulante Behandlung mit einer beEntwurf für ein Krankenhausreformobachtenden Betreuung über Nacht begesetz noch verstärkt werden könnte, steht. Details gab es zu diesem Modell wie Klinikvertreter auf dem Hamburger am Versorgungsforschungstag laut KVder in Hamburger Krankenhaustag nur einen Tag später zu Chef Walter Plassmann noch nicht. VorPraxen und Kliniken bedenken gaben. stellen könnte er sich ein solches Modell behandelten PatienDennoch gibt es auch in Hamburg in der Praxisklinik Mümmelmannsberg, ten kommen aus den die ohnehin seit Jahren an der Schnittumliegenden Bundes- noch Potenzial für Verbesserungen. In erster Linie betrifft dies Patienten, die ländern. stelle der Sektoren arbeitet. sich ohne Einweisung in die NotaufnahDirk Schnack Fakten gegen Mythen Erster Versorgungsforschungstag in Hamburg. Auswirkungen auf Nachbarn. D ie Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sitzen auf einem Berg von Daten, durften oder konnten sie bislang aber kaum nutzen. Folge: Die Körperschaften nahmen zwar Entwicklungen wahr und wurden von ihren Mitgliedern auf Beobachtungen hingewiesen, mit Fakten unterlegen konnten sie dies aber nicht immer. So weiß man zwar, dass sich viele Patienten aus den angrenzenden Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen in Hamburger Praxen und Kliniken behandeln lassen, der tatsächliche Anteil wurde bislang aber stets nur geschätzt. Aus solcher Intransparenz entstehen nicht selten Mythen, mit denen die KV Hamburg auf ihrem ersten Versorgungsforschungstag aufräumen wollte. Zum Beispiel mit der These von der Überversorgung im Ballungsraum oder mit der weit verbreiteten Meinung, dass viele stationär erbrachte Leistungen auch ambulant vorgenommen werden könnten, oder mit der Annahme, Kliniken und Praxen konkurrierten im hart umkämpften Hamburger „Markt“ um Patienten. Ziel des mit 150 Gästen gut besuchten Versorgungsforschungstages war es laut KV-Vize und Gastgeber Dr. Stephan Hofmeister, das Thema Ambulantisierung zu „entemotionalisieren“, sprich mit Fakten zu untermauern. Zur angeblichen Überversorgung stellte die KV klar: Zwar verfügt die Hansestadt nachweislich über ein überdurchschnittlich gutes Versorgungsangebot, doch nach Daten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) versorgen Hamburger Praxen und Krankenhäuser Patienten, die fast zu einem Drittel aus den umliegenden Bundesländern kommen. Um diese Patienten bereinigt, liegen die stationären Kapazitäten je Einwohner sogar noch 16 Prozent unter und die ambulanten nur fünf Prozent über dem bundeswei- 30 % I M N O R D E N // 2 3 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Fotos: di D as Priwallkrankenhaus in LübeckTravemünde ist seit über zehn Jahren Geschichte. Das Nachfolgemodell Praxisklinik Travemünde hatte zum Start insbesondere bei den niedergelassenen Ärzten einen schweren Stand und in Teilen auch bei der Bevölkerung. Zum zehnjährigen Bestehen war davon nichts zu spüren. Das damals innovative Konzept wird angenommen und hat Nachahmer gefunden. Internist Dr. Andreas Mohr und sein Praxispartner Dr. Bernhard Greiling waren von Beginn an vom interdisziplinären Konzept überzeugt. Anders als an ihrem früheren Standort können sie heute bei Bedarf Rat bei Kollegen in anderen Praxen oder eine Etage höher bei den Klinikkollegen einholen. Auch die anfänglichen Vorbehalte externer Praxisinhaber haben sich gelegt. Zum Teil nehmen Hausärzte an den Visiten auf der stationären Etage teil. Der kollegiale Austausch ist nicht nur gewünscht, sondern findet täglich statt. „Wenn bei einem meiner Patienten etwas chirurgisch abgeklärt werden muss, wird er ohne lange Wartezeit in der benachbarten Praxis untersucht“, benennt Mohr einen aus seiner Sicht klaren Vorteil gegenüber einer Praxis ohne Anbindung an andere Fachrichtungen. Auch die Zusammenarbeit mit den bei Sana angestellten Kollegen auf der stationären Etage bezeichnet er als gut. In der Praxisklinik sind eine chirurgische, eine internistisch-allgemeinmedizinische, eine HNO- und eine Dialysepraxis untergebracht. Neben der kleinen stationären Abteilung mit Schulterzentrum und Schmerzklinik, die von den Sana Kliniken Lübeck betrieben wird, finden sich auch eine Apotheke, ein Sanitätshaus, eine Physiotherapie und ein Hörgeräteakustiker in der Praxisklinik. Alles in allem arbeiten rund 60 Menschen hier, denen Klinikgeschäftsführer Klaus Abel zur Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen eine hohe Identifikation mit dem Haus bescheinigt. Er war seinerzeit auch deshalb als Geschäftsführer zu den Sana-Kliniken nach Lübeck gekommen, weil ihn das Konzept der Praxisklinik überzeugt hatte. Das Haus in Travemünde führt nach seinen Angaben zu einer deutlichen Entlastung am Haupthaus in der Innenstadt. Heute werden rund 1.200 stationäre und rund 600 ambulante Patienten jährlich von den Klinikärzten behandelt. Deutlich höhere Frequenz herrscht in den Praxen im Erdgeschoss. Neben kurzen Wegen, gemeinsamer Gerätenutzung und kollegialem Austausch gibt es einen weiteren Vorteil des Konzeptes: Ärzte können in Klinik und Praxis tätig sein. Dr. Laif Casper betreibt gemeinsam mit seinen Partnern Uwe VERNETZUNG Zehn Jahre Praxisklinik Ambulant und stationär unter einem Dach: Das funktioniert in Travemünde seit zehn Jahren und wird kopiert. Knapp und Dr. Rafael Kunze die chirurgische Praxis im Erdgeschoss und ist zugleich ärztlicher Leiter auf der 25 BettenStation eine Etage höher. Er war vorher als Oberarzt bei den Sana Kliniken tätig und hat 2011 den Wechsel in die Niederlassung in Kombination mit der ärztlichen Leitung vollzogen. „Das habe ich nie bereut“, sagt Casper heute. Sein Praxispartner Knapp ist von Beginn an in der Praxisklinik und hat einen deutlichen Wandel in der Einstellung der anderen niedergelassenen Kollegen in Travemünde wahrgenommen. „Anfangs gab es beträchtliche Vorbehalte, heute ist die Praxisklinik allgemein akzeptiert“, berichtet er. Inzwischen haben sich mehrere Klinikvertreter das Konzept schon vor Ort angesehen. Übertragen wurde es u. a. auf Fehmarn, wo der gleiche Träger ebenfalls Klinik und Praxen unter einem Dach kooperieren lässt – auch dort mit einem niedergelassenen Chirurgen als ärztlichem Leiter. DIRK SCHNACK Dr. Andreas Mohr Info Neben einer internistisch-allgemeinmedizinischen und einer chirurgischen Praxis gibt es in der Praxisklinik eine HNO-Praxis, eine Dialysepraxis und viele andere ambulante Gesundheitsversorger. 2 4 // I M N O R D E N ENTWICKLUNGSHILFE Kieler Ärzte helfen den Kollegen am Kilimandscharo Hilfe zur Selbsthilfe: Das ist das Ziel von „Kieler Ärzte für Afrika“. In Tansania kommt ihre Unterstützung an. In einem anderen Fall hat der Verein zum Beispiel die Reise und den Aufenthalt eines Arztes aus Tansania in Kiel finanziert, damit dieser sich vor Ort fortbilden konnte und seitdem mit telemedizinischer Unterstützung aus Kiel die Versorgung in Tansania verbessern hilft. Der 2008 von Dr. Eine weitere Hilfsmöglichkeit, die der Martin Völckers gegründete Verein hat Verein nutzt, ist die Lieferung ausgemusheute rund 50 Mitterter Medizintechnik. glieder, von denen die Der Verein wurde im Jahr 2008 gemeisten Ärzte sind. gründet, erster Vorsitzender war der Verschiedene Projekte Kieler Arzt Dr. Martin Völckers. Viele in Tansania helfen, der wie er in der Parkklinik tätigen Ärzdie regionale Gesundte gehören seitdem zum Unterstützerheitsversorgung zu kreis und den Mitgliedern. Aktuell hat stabilisieren. Mit Gehaltszuschüssen wird der Verein rund 50 Mitglieder, von deversucht, medizininen die meisten Ärzte sind. Die Untersches Personal in der stützung finanziert der Verein über MitProvinz zu halten. gliedsbeiträge (120 Euro im Jahr) sowie über Spenden. In vielen Kieler Arztpraxen stehen Spendenboxen, mit denen der Verein Mittel für seine Projekte sammelt. Das funktioniert nach Ansicht von Jessen auch deshalb, weil der Verein gezielt Hilfe leistet, mit der medizinische Strukturen aufgebaut und unterstützt werden. Eine weitere wertvolle Hilfe für den Verein war in der Vergangenheit die staatliche Bingo-Umweltlotterie, die auf Antrag gemeinnützige Projekte unterstützt. Kontakte zwischen Kiel und der Region in Tansania werden schon deutlich länger gepflegt, als es den Verein PD Dr. Gerd Leimenstoll, Karin Roider und Dr. Klaus Jessen (von links) engagieren sich seit Jahren im Verein „Kieler Ärzte für Afrika“. gibt. Über den Kirchenkreis hatte das Ehepaar Krieg zu Beginn der 90er-Jahre mit der protestantischen Gemeinde vor Ort Kontakt aufgenommen und seitdem Hilfsprojekte gestartet. Wichtiger Bestandteil war dabei die medizinische Versorgung, die durch Kontakte des Ehepaars zu Völkers Unterstützung erfuhr und schließlich durch den Verein institutionalisiert wurde. Erste konkrete Maßnahme nach der Gründung war eine Reise mehrerer Ärzte im Jahr 2009 nach Tansania und als Folge ein Kooperationsvertrag des Vereins mit der Kirche vor Ort. Es folgten mehrere Besuche von Vereinsmitgliedern in Tansania und ein schrittweiser Ausbau der Hilfe, für die weiterhin Spenden und neue Vereinsmitglieder willkommen sind. Die Reisen zeigen, dass man sich als Europäer derzeit nach Einschätzung der Ärzte weitgehend risikolos in Tansania bewegen kann. Sorge bereitet ihnen jedoch, dass der Anteil der Mitglieder der christlichen Kirche in dem Land gegenüber dem Islam zurückgeht. Die Ärzte schließen nicht aus, dass sich die Situation in Kombination mit dem starken Bevölkerungswachstum und Einflüssen aus Nachbarländern ändern und die Lage vor Ort langfristig instabiler werden könnte. Die Notwendigkeit zur Hilfe wird sich damit nach ihrer Einschätzung eher noch erhöhen. Dirk Schnack Foto: di S erengeti, Kilimandscharo, Victoria-See und eine lange Küste am Indischen Ozean – Tansania hat viel zu bieten. Doch das frühere Deutsch-Ostafrika hat wie so viele afrikanische Länder auch eine medizinische Versorgung, die in Mitteleuropa unvorstellbar wäre. Da nehmen schwangere Frauen für den Weg zur Entbindungsstation das Risiko in Kauf und setzen sich auf ein Moped, weil es keine andere Möglichkeit des Transports für sie gibt. Eine Krankenversicherung gibt es in aller Regel nur für Regierungsangestellte, alle anderen Patienten müssen ihre Behandlungen bar zahlen. Die Lebenserwartung der Menschen in Tansania liegt rund 30 Jahre unter der in Mitteleuropa. Zugleich ist mit einer fast ungebremsten Bevölkerungsexplosion zu rechnen. Derzeit leben noch rund 50 Millionen Menschen in dem Land, bis 2050 werden es nach Hochrechnungen 140 Millionen sein. Schon hochentwickelte Gesundheitssysteme wären mit einem solchen Wachstum überfordert – das in Tansania braucht entsprechend Unterstützung. Einen kleinen Teil trägt hierzu der Verein „Kieler Ärzte für Afrika“ bei. Die Ärzte Karin Roider, PD Dr. Gerd Leimenstoll und Dr. Klaus Jessen kennen die medizinische Versorgungssituation in der Region inzwischen durch mehrere Besuche vor Ort und wissen, dass Hilfe notwendig ist. Über den Verein organisieren sie diese Hilfe seit einigen Jahren. Hilfe zur Selbsthilfe lautet ihr Motto: Sie fahren also nicht nach Tansania, um dort selbst zu behandeln, sondern versuchen, den Aufbau medizinischer Strukturen zu unterstützen. In einer Krankenstation finanzieren sie die Gehälter für fünf Angestellte. Von insgesamt rund 9.000 Euro im Jahr werden dort zwei medizinische Kräfte (keine akademisch ausgebildeten Ärzte), eine Hebamme sowie zwei Verwaltungsstellen bezahlt. Darüber hinaus finanzieren sie kleinere Anschaffungen. Die Krankenstation ist erst durch das Engagement des Vereins möglich geworden. In einem anderen Ort zahlt der Verein einen Zuschuss zu den Gehältern eines chirurgischen Chefarztes und seiner beiden medizinischen Mitarbeiter. Damit können die Fachkräfte in der Provinz gehalten werden. Die Kliniken in den größeren Städten sind finanziell etwas besser ausgestattet und können ihr Personal besser bezahlen. „Ohne attraktive Bezahlung gehen die Beschäftigten in die großen Städte“, begründet Karin Roider, erste Vorsitzende des Vereins, die jährlich rund 8.400 Euro starke finanzielle Unterstützung an diesem Ort. Das unterstützte Krankenhaus gehört zur evangelisch-lutherischen Kirche und muss sich unabhängig vom Staat selbst tragen. J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 I M N O R D E N // 2 5 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Foto: di D r. Ute Dettmer hat nicht den klassischen Weg in der Versorgung eingeschlagen. Patienten hilft sie in ihrer Selbstständigkeit dennoch; als Ernährungsmedizinerin berät sie Menschen, wie sie zu ihrem Wunschgewicht kommen. Die von ihr betriebenen Vitalcentren werden so gut angenommen, dass sie mit mehr Zeit deutlich mehr Standorte als die an den Krankenhäusern in Elmshorn und Itzehoe betreiben könnte. Inzwischen sucht Dettmer dringend ärztlichen Nachwuchs, der sich für ihre Nische interessiert. Wie so viele Karrieren begann auch die von Dettmer mit einem Umbruch und verlief nicht gradlinig. Nach ihrem Medizinstudium in Hannover und der Promotion war sie zunächst fünf Jahre in der Inneren Medizin klinisch tätig und arbeitete kurzzeitig in der Pharmaindustrie. 1994 erwarb sie die zu diesem Zeitpunkt erstmals mögliche Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin in Niedersachsen. Auslöser für den Schritt in die Selbstständigkeit war die Fusion des Unternehmens, für das sie bis dahin tätig war – mit Konsequenzen für ihr persönliches Leben. Das fusionierte Unternehmen wollte sie an einem ganz anderen Standort in Europa einsetzen – weitere persönliche Einschnitte nicht ausgeschlossen. Das war für Dettmer der Zeitpunkt, an dem sie sich für eine Neuausrichtung ihrer beruflichen Laufbahn entschied. „Ich wollte nicht, dass Konzernzentralen über mein Leben bestimmen“, begründet sie den Entschluss zur Selbstständigkeit. Das hatte Konsequenzen, die nicht ausnahmslos positiv waren: Die Firmengründung brachte unternehmerische Risiken, auch einige schlaflose Nächte und spöttische Bezeichnungen von Kollegen wie „Abnehmprinzessin“. Das ist 20 Jahre her, seitdem hat sie mehr als 27.000 Kunden betreut und belächelt wird sie von Kollegen schon längst nicht mehr. Ihr Konzept hat sich bewährt, ist unternehmerisch erfolgreich und könnte nach ihrer Wahrnehmung noch deutlich mehr Menschen erreichen, wenn Dettmer mehr Lizenzen vergeben würde. Die können neben Ärzten auch Ökotrophologen und Diätassistenten bekommen. Dettmer macht aber keinen Hehl daraus, dass nach ihren Erfahrungen Ärzte oftmals die Menschen besser erreichen. „Praxisnähe und Emotionalität sind wichtiger als den Menschen zu erzählen, wie viel Gramm von welchem Nährstoff in einem Lebensmittel stecken. Beratung darf nicht zu wissenschaftlich sein“, lautet eine ihrer Erfahrungen aus zwanzigjähriger Beratungstätigkeit. Dettmer wird in ihren Einzel- und Gruppenkursen oft mit langjährigen Diätkarrieren konfrontiert. „Diese Menschen halten ihr Leben lang Diät und PORTRAIT Karriere ohne Kassenzulassung Dr. Ute Dettmer ist Ärztin und Unternehmerin. Die Ernährungsmedizinerin hat eine eigene kleine Kette etabliert. „Beratung darf nicht zu wissenschaftlich sein“: Ärztin Dr. Ute Dettmer beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Ernährungsmedizin. 2 Vitalcentren in Schleswig-Holstein betreibt Dr. Ute Dettmer selbst: in Elmshorn und Itzehoe. 2 weitere Standorte werden von Lizenznehmern betrieben: in Hamburg und Pinneberg – Heide soll folgen. zählen Kalorien. Mit dem Ergebnis sind sie trotzdem nicht zufrieden“, berichtet sie. Nach ihrer Erfahrung fehlt es den Betroffenen häufig an persönlicher Begleitung, eine Leistung, die wegen des Zeitaufwands in der Kassenmedizin schwer zu erbringen ist; den Menschen zu vermitteln, dass für ein gesundes Abnehmen Vernunft und Genuss notwendig sind, erfordert nun einmal persönliche Begleitung. Die bekommen die Menschen bei ihr gegen Rechnung, die die Versicherten bei ihrer Krankenkasse einreichen können. Neben dem finanziellen Aspekt sind für Dettmer die mit der von ihr empfohlenen Ernährungsumstellung einhergehende höhere Lebensqualität der Patienten und die damit zusammenhängen- den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sowie der präventive Gedanke wichtige Triebfedern für ihre berufliche Tätigkeit. Inzwischen denkt sie darüber nach, wann und unter welchen Bedingungen ihr Vitalcentrum einmal an einen Nachfolger übertragen wird – und vor allen Dingen: an wen? Dafür kann sie sich auch einen Juniorpartner vorstellen, der zunächst als Lizenznehmer startet und mehrere Jahre erprobt, ob das Konzept für ihn oder sie geeignet ist. Fest steht, dass für diese Laufbahn auch kaufmännisches Denken erforderlich ist. In Dettmers Firma ist dafür schon seit einigen Jahren ihr Mann Thomas, ein Kaufmann, zuständig. Voraussetzung für den Einstieg ist allerdings die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin. Den dafür erforderlichen 100-stündigen Kurs würde Dettmer einem künftigen Partner finanzieren. Wichtig ist ihr die Bereitschaft zu lokaler Präsenz und Bodenständigkeit. „Wenn das passt, kann man sich die Ernährungsmedizin auch nebenbei als zweites Standbein aufbauen, bevor man voll einsteigt“, sagt Dettmer. Angst vor Konkurrenz hat Dettmer nicht. Auch die Tatsache, dass ein Arzt, der sich dazu berufen fühlt, schnell ein vergleichbares Geschäftsmodell auf den Markt bringen könnte, jagt ihr keinen Schrecken ein. Zum einen, weil sie sich seit Jahren auf dem Markt behauptet, auch gegen große Ketten, die mit viel Werbung auf ihre wissenschaftlichen Programme aufmerksam machen, zum anderen, weil ihr persönliches Wissen aus den vielen Jahren Beratung ihr Kapital und nicht einfach kopierbar ist. „In meinem Konzept stecken 20 Jahre Erfahrung an der Basis. Das darf auch gerne jeder selbst versuchen“, sagt die Ärztin selbstbewusst. Nur aus dieser Erfahrung, ist Dettmer überzeugt, entsteht ein Wissen, das die wissenschaftlichen Programme nicht bieten könnten. Dettmer betreibt ihre Firma von einer kleinen Reetdach-Kate in Brokdorf aus. Von dort kann sie die von ihr selbst betreuten Standorte Elmshorn und Itzehoe schnell erreichen. Weitere Vitalcentren, die von Lizenznehmern betrieben werden, gibt es in Pinneberg und Hamburg. Ein weiteres ist mittelfristig für Heide geplant – wenn sie denn eine interessierte Ärztin oder einen Kollegen für diesen Standort findet. „Das muss nicht sofort ein Volleinstieg von Null auf Hundert sein. Erstmal könnte man das nebenbei machen und schauen, ob es einem liegt. Wie stark man das ausbauen möchte, ist jedem selbst überlassen“, sagt Dettmer. Aus dem Einstieg kann perspektivisch mehr werden – das kann bis hin zu einer späteren Übernahme der Kette der heute 53-jährigen Unternehmerin und Ärztin gehen. DIRK SCHNACK 2 6 // I M N O R D E N PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN Widersprüchliche Diagnose ADHS und Asperger als Komorbidität – Patienten haben mit starken Widersprüchen in der Symptomatik zu kämpfen. andere Teilnehmerin des Trialogs, die selbst von ADHS betroffen ist und bei deren Mann Asperger diagnostiziert wurde, zeigt weitere Beispiele der unterschiedlichen Symptomatik auf. So klinke sich ihr Mann manchmal aus vollkommen normalen Situationen einfach aus, seine Reaktionen passten nicht mehr zum Geschehen und dem Gesprächsverlauf. Sie könne das Gespräch rekapitulieren, ihr Mann jedoch nicht. Ein männlicher Teilnehmer schildert ähnliche Erlebnisse aus der Sicht eines Asperger-Patienten: Seine Diagnose basierte vor allem auf Aussagen seines Umfeldes. Ihm selbst sei seine Andersartigkeit gar nicht bewusst gewesen. Er habe von sich geglaubt, er habe nur einen sehr schwarzen Humor, während er Freunde und Angehörige mit seinen Aussagen sehr verletzte. Plötzlich passte die Reaktion der Umwelt nicht mehr in sein Bild. Die Frage der Diagnose des Asperger-Syndroms kommt in den zwei Stunden immer wieder auf. Viele ADHS-Betroffene vermuten bei sich selbst auch Anteile davon, doch scheint es für sie schwierig zu sein, eine Anlaufstelle und einen Arzt zu finden, der „sich traut, Asperger zu diagnostizieren“. Das Problem, einen Experten für ADHS und Asperger zu finden, scheint die Diagnose zum Teil erheblich zu verzögern. Durch viele Wortbeiträge sowohl von ADHS- als auch Asperger-Patienten wurde deutlich, dass die Abgrenzung zwischen ADHS und Asperger für die Betroffenen sehr individuell ist. Schon bei ADHS und Asperger allein zeigen sich die Symptome in unterschiedlichen Ausprägungen. In der Kombination potenzieren sich die Varianten der Merkmale und Symptome noch einmal, was sowohl die Diagnose als auch die Behandlung erschwere. Beide Gruppen schildern jedoch Hyperakusis als Symptom, welches die Lebensqualität z. T. erheblich einschränkt, etwa im Berufsleben. Die Geräuschempfindlichkeit mache die Zusammenarbeit mit Kollegen fast unmöglich, schildert ein Betroffener. Ohropax oder Kopfhörer werden als kleine Alltagshilfen genannt, um die Ablenkung durch die Geräuschkulisse zu mindern, dennoch fehlt vielen das Verständnis von Arbeitgebern und Kollegen. Die Teilnehmer der Trialogs wollen Dr. phil. Roy Murphy vor allem eines: sich nicht immer erklä(links), leitender Psyren müssen, sondern einfach so akzepchologe in der Schön tiert werden, wie sie sind, egal mit welKlinik Bad Bram stedt, moderiert den cher Diagnose. ADHS Trialog. Wie ADHS-Betroffene im Alltag unterstützt werden können, ist u. a. auch Betroffene, Angehörige und FachleuThema des Fachsymposiums ADHS am te tauschen sich da2. September in der Schön Klinik. Danebei in ungezwungener ben wird der Fokus der verschiedenen Atmosphäre und auf Augenhöhe über ihre Vorträge auf die Diagnostik und TheraFragen und Erfahrun- pie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hypergen aus. aktivitätsstörung gelegt. Anne Mey Fotos: Schön Klinik Bad Bramstedt D ie Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) wird vor allem mit Kindern in Verbindung gebracht. Doch auch Erwachsene können unter den Symptomen leiden. Etwa 200 erwachsene Patienten mit der Diagnose ADHS pro Jahr behandelt die Schön Klinik Bad Bramstedt. Nach eigenen Angaben gibt es keine Klinik in Deutschland, die mehr Patienten im Bereich Persönlichkeitsstörungen allgemein sowie ADHS bei Erwachsenen im Besonderen behandelt. Um über ADHS bei Erwachsenen aufzuklären und den Austausch zu fördern, hat die Klinik den ADHS-Trialog etabliert. Seit April 2013 findet die Veranstaltung, die jenseits von Dogmen, Strömungen und Stigmatisierungen einen Erfahrungsaustausch „auf Augenhöhe“ zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionell Tätigen fördern will, alle zwei Monate mit wechselnden Themen statt. Ende Mai stand die zweistündige Diskussionsrunde, die von Dr. phil. Roy Murphy, dem leitenden Psychologen der Klinik moderiert wurde, unter dem Motto „ADHS und Asperger Autismus“. Dazu fanden sich etwa 50 Teilnehmer ein, um in einem Stuhlkreis ungezwungen über die spezielle Thematik zu diskutieren. Patienten mit beiden Diagnosen treten in der Klinik eher selten auf, in Bad Bramstedt sind es weniger als zehn Patienten pro Jahr. Laut Murphy liegt das an verschiedenen Gründen: Zum einen sei die Kombination relativ selten im Vergleich zur Gesamtzahl der ADHS-Patienten und zum anderen bringe es die Symptomatik von Asperger mit sich, dass die Patienten vermutlich das Setting einer verhaltenstherapeutischen Klinik eher scheuen und sich daher seltener in eine solche Behandlung begeben. So stellte er auch am Anfang der Veranstaltung klar, dass viele Fragen in der Kombination beider Diagnosen noch offen sind und er sich selbst noch Einblicke von dem Gespräch erhofft. Einige wenige Patienten mit beiden Diagnosen traten beim ADHS-Trialog dann auch in Erscheinung und berichteten von ihren Erfahrungen. Eine junge Frau ergriff das Wort und schilderte den langen Prozess, den sie benötigte, um die beiden Diagnosen für sich selbst „auseinanderzudividieren“ und mit dem Widerspruch zu leben. Typische ADHS-Symptome seien bei ihr stark eingeschränkt, z. B. Spontanität, eine Eigenschaft, die häufig ADSH-Betroffenen zugeschrieben wird. „Durch meinen Asperger kann ich kein bisschen spontan sein. Ich habe einen starken Zwang zu Routine und geregelten Abläufen. Davon darf ich nicht abweichen“, berichtet sie. Den starken Widerspruch der beiden Persönlichkeitsstörungen empfindet sie jeden Tag. Eine J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 I M N O R D E N // 2 7 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 KAMMERVERSAMMLUNG Mehr Ansehen für Frauen Dr. Iris Koper setzt sich u. a. für die Förderung von weiblichen Kolleginnen in der Pneumologie ein. Foto: ÄKSH D ramaturgin war der eigentliche Berufswunsch von Dr. Iris Koper als Jugendliche. Doch nach einem Schulpraktikum stellte sie entrüstet fest, dass ihr die Theaterwelt „zu scheinheilig“ ist und sie sich lieber auf etwas anderes konzentrieren sollte. Die Leidenschaft für die Oper ist ihr zwar erhalten geblieben, doch eine Ausbildung als Johanniterschwesterhelferin sowie einige Praktika im Krankenhaus führten die heute 55-Jährige schließlich zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Chefärztin der Inneren Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie an der Sana Klinik Oldenburg. „Ich finde die Pneumologie im Rahmen der Inneren Medizin faszinierend. Man macht viel praktische Arbeit, ist auch ein wenig chirurgisch tätig und dazu kommt die große Vielfalt der Inneren Medizin sowie die Komplexizität der Intensivmedizin. Das ist alles sehr interessant.“ Dass sie einmal so begeisterte Internistin werden würde, war nach dem Studium, welches sie u. a. als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an die University of Leicester führte, noch nicht abzusehen. Im Rahmen eines Studienaufenthaltes im praktischen Jahr sammelte Koper weitere Auslandserfahrungen an der University of California San Francisco und ließ diese in ihre Promotion mit dem Titel „Schwangerschaftsvorsorge und ihre Qualitätssicherung im internationalen Vergleich“ einfließen. „Eigentlich wollte ich Gynäkologin werden, aber ich habe dann gemerkt, dass mir das doch zu chirurgisch ist.“ Daher wechselt Koper nach vier Monaten in der Geburtshilfe in Bremen in das Zentrum Innere Medizin der Universitätskliniken Homburg/Saarland und beginnt ihre Weiterbildung in der Pneumologie. Bei ihrer nächsten beruflichen Station in der Klinik für Innere Medizin in Schwerte bekommt sie die Möglichkeit als Oberärztin in der Inneren die Pneumologie aufzubauen. Seit 1999 ist sie im hohen Norden als Chefärztin tätig und hat in Oldenburg den pneumologischen Schwerpunkt in- DR. I RI S KO PER Fachärztin für Innere Medizin Jahrgang 1960 seit 1999 Chefärztin in der Inneren Medizin an der Sana Klinik Ostholstein, Standort Oldenburg Dr. Iris Koper ist seit 2013 Mitglied der Kammerversammlung. klusive aller gängigen interventionellen Leistungen etabliert. Außerdem baute sie ein durch die deutsche Gesellschaft für Schlafmedizin akkreditiertes Schlaflabor dort auf und richtete ein Weaningzentrum ein. Für eine Kandidatur im Ärzteparlament entschied sich die gebürtige Hannoveranerin nach bereits breitem Engagement in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften:„ Je älter ich werde, desto mehr wird mir klar, dass die berufspolitischen Probleme die wichtigsten sind, z. B. wie wir die Interessen der Ärzte vertreten. Als Krankenhausärztin und Prüferin für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin liegt mir besonders die Fort- und Weiterbildung am Herzen. Wir brauchen gut weitergebildete Ärzte. So habe ich mich u. a. im Rahmen der anstehenden Novellierung der Weiterbildungsordnung engagiert.“ In der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie (DGP) setzt sich Koper insbesondere für ihre weiblichen Kolleginnen ein, da diese in ihrem Fachgebiet noch keinen hohen Stellenwert hätten. So hat sie die Arbeitsgruppe Pneumologinnen in der DGP gegründet. Zusätzlich ist sie auch als Mentorin für eine junge Ärztin tätig. Die Kammerversammlung hat Koper in ihren ersten Sitzungen als Abgeordnete als „breit gefächert und gut strukturiert“ wahrgenommen. „Mir wurde dadurch erst bewusst, wie vielfältig die Probleme und wie groß das Feld der Zuständigkeiten ist. Auch dass es ausreichend Zeit für Diskussionen gibt und jeder Themen einbringen kann, gefällt mir“, erzählt sie. In der raren Freizeit widmet sich Koper zusammen mit ihrem Mann einer Leidenschaft, die sie schon ihr ganzes Leben begleitet: dem Tanzen. „Als Schülerin habe ich an Wettkämpfen im Tanzsport teilgenommen. Mein Mann und ich haben uns auch über das Tanzen kennengelernt und es ist nun seit 26 Jahren unser großes Hobby. Wir nehmen regelmäßig an Tanzworkshops teil.“ Anne Mey 2 8 // I M N O R D E N J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 ÄRZTE IN DER NS-ZEIT Nicht alle waren Nazis Der Weg des Kieler Universitätspsychiaters Hans Gerhard Creutzfeldt im Nationalsozialismus. A m Ende der nationalsozialistischen Herrschaft gab es an der Kieler Medizinischen Fakultät drei Lehrstuhlinhaber, die nicht Mitglied der NSDAP waren: den Kinderarzt Erich Gottfried Rominger, den Pathologen Walter Büngeler und den Nervenarzt HansGerhard Creutzfeldt. Trotz gleichen formalen Status bezüglich der Parteizugehörigkeit gab es im politischen Verhalten der drei Professoren erhebliche Unterschiede. Die größte Distanz zu den Nationalsozialisten ist bei Rominger festzustellen. 1886 in Freiburg im Breisgau geboren, war Rominger von 1925 bis 1954 über 29 Jahre sowohl während der Weimarer Republik, des „Dritten Reiches“ und nach dem Krieg bis 1954 Direktor der Kieler Universitätskinderklinik. Verstrickungen in das Kindereuthanasie-Programm der Nationalsozialisten hat es offenbar nicht gegeben.1 Rominger hielt sich trotz seiner Mitgliedschaft im nationalsozialistisch geführten Deutschen Roten Kreuz und einer kurzfristigen Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt vollständig aus allen nationalsozialistischen Aktivitäten heraus.2 Lediglich sein Verhalten nach dem Krieg bei der Berufung Vonkennels auf den Kölner Lehrstuhl 1950 sowie die Tatsache, dass sein Lehrstuhl 1954 mit dem tief in die Kindereuthanasie des „Dritten Reiches“ verwickelten Werner Catel besetzt wurde, trüben das Bild. Als der ehemalige SS-Obersturmbannführer und fanatische NS-Parteigänger Vonkennel 1950 auf den Lehrstuhl für Dermatologie der Universität Köln berufen werden sollte, wurde dies durch Rominger und Creutzfeldt gegenüber einem Abgesandten der Kölner Universität durch eine Lüge ermöglicht: Vonkennel sei kein Nationalsozialist gewesen, so führten sie auf Befragen aus, eine Abneigung gegen ihn habe lediglich wegen seiner bayerischen Eigentümlichkeiten („bayerisches Urviech“) und seines katholischen Glaubens bestan- Folgezeit in Kiel bis 1945 blieb Büngeler nach eigenem Bekunden bei einer parteikritischen Haltung. Ein Eintritt in die NSDAP oder andere Parteigliederungen erfolgte nach seiner Rückkehr nach Deutschland nicht mehr.6 Er war 1946/47 Nachfolger Romingers als Dekan der Medizinischen Fakultät. Der dritte Kieler Lehrstuhlinhaber ohne NS-Parteibuch, Hans Gerhardt Creutzfeldt, brachte es nach dem Krieg für sechs Monate sogar zum ersten Rektor der am 27. November 1945 wieder eröffneten Kieler Universität. Sein Leben während des „Dritten Reiches“ und in der Zeit danach steht für einen Medizinprofessor, der trotz erheblicher Abneigung gegen das NS-Regime seinen Weg als Direktor der Universitätsnervenklink auch im „Dritten Reich“ gefunden hatte. 7 den.3 Vonkennel war jedoch bis zu seinem Austritt aus der Kirche evangelisch. Die Person Creutzfeldt, Gleich nach dem Ende des Nationalsozi- Berufung nach Kiel alismus wurde Rominger 1945/46 für ein Hans Gerhard Creutzfeldt, am 2. Juni Jahr Dekan der Medizinischen Fakultät. 1885 in Harburg geboren, wurde 1909 Ganz anders war der Sachverhalt bei promoviert. An der Universitäts-Nervenklinik in Breslau erforschte Creutzdem 1942 als Nachfolger für den nach Münster gegangenen Herbert Siegmund feldt 1913 eine bis dahin unbekannte Krankheit, die 1922 auch nach ihm beberufenen Pathologen Walter Büngenannte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.8 ler. Der 1900 geborene katholische, urIm Ersten Weltkrieg war er, prägend sprünglich dem Zentrum nahestehenfür seine Gutachtertätigkeit im Zweide Büngeler war 1933 in die NSDAP als Anwärter eingetreten, wurde 1934 Grün- ten Weltkrieg, als Marinearzt im Front einsatz, Verbindungsoffizier in der Türdungsdekan der Medizinischen Akademie im vom Deutschen Reich unabhän- kei, die Entlassung folgte im Juni 1919 als Marine-Stabsarzt d. R.9 1920 erfolgte gigen nationalsozialistisch geführten Freistaat Danzig und im Juli 1934 als An- die Habilitation bei Ernst Siemerling in Kiel. Bis 1924 war er dort als Assistenzwärter in die SS aufgenommen. arzt und von 1924 bis 1938 an der Psychi Im Verlauf einer Wahlkampfschläatrischen Universitätsklinik der Chagerei zwischen einer Oppositionsparrité unter Leitung von Karl Bonhoeftei und nationalsozialistischen Anhänfer, zuletzt als außerplanmäßiger Profesgern war ein 21-jähriger hochgradisor und Oberarzt tätig.10 Obwohl kein ger Syphilitiker an Herzinfarkt verstorNationalsozialist, war Creutzfeldt nicht ben. Die in Danzig regierende NSDAP ganz frei von Sympathien für das natiowollte den SA-Mann zum Märtyrer machen, hatte ein Staatsbegräbnis durchge- nalsozialistische System. Früh wurde er 1932/33 förderndes Mitglied der SS (Mitführt und erwartete von Büngeler, dass glieds-Nr. 56038), später dann Mitglied dieser die Verletzungen des Mannes aus des Nationalsozialistischen Deutschen der Schlägerei zur Todesursache erklärDozentenbundes (NSDDB), der NSte. Dem kam der Pathologe nicht nach. Volkswohlfahrt und Angehöriger des Über diesen Vorgang berichtete etwas modifiziert Hermann Rauschning in sei- NS-Altherrenbundes sowie 1940 Anwärter für die Mitgliedschaft im Nationalsonem 1938 in Zürich/New York erschiezialistischen Deutschen Ärztebund (NSnen Buch „Die Revolution des Nihilismus, Kulisse und Wirklichkeit im ‚Drit- DÄB). Einer seiner Nachfolger, Joseph Aldenhoff, schrieb hierzu im Jahr 2001: ten Reich‘“. 4 Büngeler musste Deutschland verlassen, schied dabei aus der „Creutzfeldt gilt als Verächter des natiNSDAP aus und verlor die Anwartschaft onalsozialistischen Regimes [...]. Seine für die SS. Er nahm ein Angebot der bra- Ablehnung entsprach weniger einer insilianischen Regierung für einen Lehrtellektuell begründeten Gegnerschaft, stuhl in São Paulo (Brasilien) an. Nach als dass er die Nationalsozialisten wegen Lehrstuhlinhaber an dem Kriegsausbruch zwischen Brasiihrer Primitivität verachtete.“11 Der Beder Medizinischen rufung Creutzfeldts vorausgegangen war, lien und Deutschland wählte BüngeFakultät in Kiel wawie bereits berichtet, auf Betreiben des ler nicht die ihm angebotene brasilianiren am Ende der NSHerrschaft nicht in sche Staatsbürgerschaft, sondern kehrte NS-Dekans Hanns Löhr die Entfernung der NSDAP. Frei von des fachlich allseits angesehenen Psychim Juni 1942 nach Deutschland zurück.5 Verstrickungen waiaters Georg Stertz aus Klinik und Lehrren sie aber trotz ihres Am 1. August 1942 wurde er trotz Einstuhl.12 Danach gab es an der Klinik keiformal gleichen Status spruchs der NSDAP ordentlicher Pronicht alle. nen habilitierten Arzt mehr. Zum komfessor für Allgemeine Pathologie und missarischen Direktor der Kieler NerPathologische Anatomie in Kiel. In der 3 I M N O R D E N // 2 9 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 venklinik wurde zum Wintersemester 1937/38 Friedrich Mauz, ein den Zielen des NS-Staates nahestehender Psychiater, bestellt.13 Die von der Fakultät aufgestellte Liste enthielt auf Platz 2 Mauz und Creutzfeldt. Die NS-Führung von Universität und Fakultät wollte jedoch Creutzfeldt nicht, sondern war bemüht, die freigewordene Stelle mit einem ausgewiesenen Parteigenossen zu besetzen. Creutzfeldt war zu alt, seine politische Einstellung trotz ihrer rechtskonservativen Prägung nicht erwünscht, wissenschaftliche Großtaten waren nicht mehr zu erwarten und die Position des Direktors der Nervenklinik aus rassenhygienischer Sicht zu sehr eine Schlüsselstellung, als dass sie einem nicht der Partei angehörenden Psychiater überlassen werden konnte. Das Reichserziehungsministerium entschied jedoch anders. Creutzfeldts Tätigkeit als Direktor der Nervenklinik in Kiel begann zunächst kommissarisch im Sommersemester 1938. Im September erhielt er die Berufung auf den Kieler Lehrstuhl für Nervenheilkunde. Im Krieg wurde Creutzfeldt zusätzlich beratender Sanitätsoffizier für Neurologie und Psychiatrie beim kommandierenden Admiral Ostsee. Creutzfeldts Rolle in der „Euthanasie“ Im Unterschied zur „Zwangssterilisierung“ als Ergebnis des Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses (GzVeN) gab es für die Durchführung der „Vernichtung unwerten Lebens“ keine gesetzlichen Regelungen. Auf die „Kindereuthanasie“ mit der Ermordung von etwa 5.000 bis 10.000 Kindern, in die der spätere Kieler Direktor der Universitätskinderklinik Werner Catel verwickelt war, folgte auf schriftlichen Befehl Hitlers im Herbst 1939 die „Aktion T 4“14 , der Mord an „unheilbar Kranken“.15 Nach einem Aufenthalt in „Zwischenanstalten“ wurden die Opfer in einer von sechs speziellen Tötungsanstalten anfangs mit Injektionen, später mit Gas ermordet. Infolge von Protesten aus der Bevölkerung und kirchlichen Bereichen und wohl auch, weil die angestrebte Gesamtzahl von 70.000 Opfern erreicht worden war, wurde die Aktion im August 1941 beendet.16 Weiterhin fand die mit Injektionen und Elektroschocks in eigener Regie durchgeführte „wilde Euthanasie“ statt.17 Durch sie wurden weitere 120.000 Patienten ermordet.18 Während bei Zwangssterilisationen die Nervenklinik, die Frauenklinik und die Chirurgie der Akademischen Heilanstalten der Christian-AlbrechtsUniversität direkt betroffen waren, stand bei der „Euthanasie“ die Nervenklinik im Vordergrund. Dabei soll nach Angaben Creutzfeldts und enger Mitarbeiter das alltägliche Vorgehen so gewesen sein, dass belastende Diagnosen, die weitgehend denen im „Gesetz zur Ver- Hans Gerhard Creutzfeldt, aus Wolf, Jörn Henning: Hans Gerhard Creutzfeld (1885-1964), Hamburg 2003, S. 4 hütung erbkranken Nachwuchses“ entsprachen, in unverfängliche Diagnosen umbenannt wurden. Nach Aussagen Aldenhoffs hatte es nach einer Untersuchung von ca. 6.000 Krankengeschichten, die zum Zeitpunkt seines Berichtes im Jahr 2001 noch nicht abgeschlossen war, den Anschein, dass die Aussage, Creutzfeldt habe seine Patienten vor der „Euthanasie“ gerettet, in dieser allgemeinen Form nicht aufrecht erhalten werden könne, da eingefahrene organisatorische Verfahren von ihm nicht beeinflusst werden konnten. Die begrenzten Kapazitäten der Kieler Nervenklinik machten es zwingend erforderlich, Patienten nach Schleswig und Neustadt zu verlegen. Was dort geschah, war von dem Kieler Ordinarius wenig zu verändern. Nach Aldenhoff ist auch nicht festzustellen, dass nach dem Anlaufen der „T4-Aktion“ die Zahl der Verlegungen wesentlich vermindert worden sei. So dürfte es Creutzfeldt nicht möglich gewesen sein, die Tötung von Geisteskranken nennenswert zu behindern und damit die Patienten der Kieler Psychiatrischen Klinik vor der Ermordung zu retten.19 Aldenhoffs Einschätzung beruht auf Vorarbeiten von Anna Corinna Dinkel.20 Dinkel kommt in ihrer Dissertation zu dem Ergebnis, dass sich im Zeitraum von 1938 bis 1945 eine statistisch signifikante Änderung der Verlegungspraxis von der Kieler Psychiatrischen Klinik und Nervenklinik in die Heil- und Pflegeanstalten nachweisen lässt. 1941 wurden nur noch 7,3 Prozent der Patienten gegenüber 11,9 Prozent (1938), 11,6 Prozent (1939) und 12,1 Prozent (1940) verlegt. Ferner habe sich in den Jahren von 1938 bis 1944 eine stetige Abnahme der „GzVeN-Diagnosen“ bei Patienten, die nach Hause entlassen wurden, gezeigt. Auch sei die Zahl der Patienten, die mit solchen Diagnosen in die Heil- und Pflegeanstalten verlegt wurden, signifikant gesunken. Sie schließt daraus, dass Creutzfeldt bemüht war, die Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten zu unterlaufen. Der stete Rückgang der GzVeN-Diagnosen sowohl bei den Patienten, die nach Hause entlassen wurden (von 14,2 Prozent 1938 auf 6,4 Prozent 1944) als auch bei denjenigen, die in Heil- und Pflegeanstalten verlegt wurden (von 61,2 Prozent 1938 auf 26,2 Prozent 1944) lasse es wahrscheinlich erscheinen, dass Diagnosen gefälscht, Krankheitsbilder als symptomatisch oder erworben dargestellt oder auch in neurologische Störungen umgedeutet worden seien.21 Jörn Henning Wolf stellt abweichend von den Ergebnissen Dinkels fest,22 dass auf Creutzfeldts persönliche Anordnung oder mit seinem Einverständnis von 1940 bis 1944 insgesamt 636 Verlegungen von 605 Patienten23 in die Schleswiger und von 45 Patienten in die Neustädter Heil- und Pflegeanstalt erfolgten. Die Zahlen der Krankenverlegungen24 unterlagen nach Wolf gewissen Schwankungen. Die Diagnosen zeigen über die Jahre hinweg jedoch ein ziemlich gleichförmiges Bild: An erster Stelle Schizophrenie, dann senile Hirnarteriosklerose mit Demenz, progressive Paralyse, Schwachsinn und Epilepsie. Von Zwangssterilisationen bedroht waren die „Asozialen“, Schizophrenen, Schwachsinnigen und Epileptiker, von der Verschleppung in Tötungsanstalten die Altersdementen, Paralytiker und auch schwere Erkrankungsformen der Epileptiker.25 Vier der 1940 nach Schleswig überwiesenen Patienten starben in der „T4-Mordanstalt Bernburg“. Weitere 104 zwischen 1940 und 1944 nach Schleswig überwiesene Patienten wurden in die Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt; von ihnen fielen mindestens 58 Patienten innerhalb der ersten vier Monate der dort seit 1942 praktizierten „wilden Euthanasie“ zum Opfer.26 Er kommt zu dem Ergebnis, dass die glänzende Sonderstellung, die Creutzfeldt unter den Psychiatern der „Dritten Reiches“ eingeräumt wird, nur mit Einschränkungen anerkannt werden kann. Zutreffend dürfte nach seiner Ansicht „die schlichte Annahme [sein], dass er bei unstrittig ausgeprägter Eigenart seines Wesens [...] korrekt nach der Maßgabe der MöglichMenschen fielen der keiten gehandelt, zu dem ihm in vieler 1939 angeordneten Hinsicht lästigen Regime selbstbewusst „Aktion T4“ zum und unmissverständlich Abstand geOpfer. In sechs Tötungsanwahrt, aber nicht im engeren Sinne akstalten in Deutschtiv Widerstand geleistet“ habe.27 Zusamland wurden angeblich unheilbar Kranke menfassend lässt sich feststellen, dass die Kieler Universitätsnervenklinik zwar mit Injektionen und Gas ermordet. nicht willentlich, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wissend 70.000 3 0 // I M N O R D E N LESERBRIEFE in die „Euthanasiemaßnahmen“ einbezogen war. Creutzfeldt selbst bezeichnete sich „Zum Pflichtseminar machen“ später als „ein entschiedener Gegner Zunächst bin ich Herrn Ratschko für seine enormen Bemühungen der Irrenmorde“. Er habe dies auch „in zur Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft und ihrer Repräsenseinen Vorlesungen zum Ausdruck getanten in der Entstehung und dann vor allem in der Zeit der Nabracht“ und „in engeren und weiteren zi-Diktatur dankbar. Ich wünsche mir, dass seine Beiträge zu eiKreisen aus diesem Standpunkt kein nem Pflichtseminar für alle Studierenden der Medizin gestaltet Hehl gemacht“, so schrieb er am 30. Okwerden. Des Weiteren möchte ich unbedingt Herrn Wysocki in seitober 1945 in einem Brief an die Kriminem Appell zur Umbenennung der Schlittenhelmstraße zustimnalpolizei Kiel.28 In der Tat soll er der men. Ich denke, die Ärztekammer und das UKSH sollten von sich einzige Ordinarius der Kieler Mediziaus an die Stadt Kiel herantreten und die Möglichkeit einer Umnischen Fakultät gewesen sein, der gebenennung und der Wahl des Namens eines von den Nazis vergen die Mordaktionen protestiert hatfolgten Professors prüfen. Widersprechen möchte ich Herrn Tüllte. Nach eigener Mitteilung verbot er in mann. Es gibt keinen Schluss in der Aufarbeitung, Verarbeitung seiner Klinik bei Patienten die Diagnound Aktualisierung dieses wohl ungeheuerlichsten Verbrechens in sen zu stellen, die im Rahmen der natider Menschheitsgeschichte. Frau Prof. Arendt ging es in ihrem Zionalsozialistischen Euthanasie die Ertat um eine sich selbst auf die Schulter klopfende und zugleich freimordung der Patienten zur Folge hasprechende mea culpa. Sie für ein „Ruhenlassen und Schweigen“ ben könnten.29 Für diese Haltung spricht, in Anspruch zu nehmen ist angesichts rechtsradikaler und fremdass er selbst Vater einer behinderten denfeindlicher Strömungen wie Aktionen in Deutschland und Tochter war, für die er seit 1941/42 das weltweit untragbar. Nicht einverstanden bin ich mit der Beurteiihm eigentlich zustehende Kindergeld lung von Herrn Prof. Fischer durch Herrn Ratschko. Es waren geabweichend vom Vorgehen bei seinen nau jene – nicht nur Professoren –, die sich mit Parteimitgliedanderen Kindern nicht mehr eingeforschaften zu arrangieren suchten, die „glaubten, so schlimm ist das dert hatte.30 Es bleibt, dass Creutzfeldt nicht“ und die sich wähnten „eine Nische zu finden“, die dem Naals Direktor der Kieler Nervenklinik bei ziterror in ihrem Opportunismus den Weg ebneten. Aber, sehr ge- der „Aktion T4“ und der „wilden Euthaehrter Herr Ratschko, Ihr Verdienst bleibt. nasie“ nicht unbeteiligt bleiben konnte. Eckart Schermuly, Niebüll J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 Beim 21-jährigen Matrosen Hans-Helge Ch. sah Creutzfeldt eine Geistesschwäche (§ 51 Abs1 oder 2 RStGB) zur Zeit der Begehung der Straftat als nicht erfüllt an, auch Ch. wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.33 Wolf schreibt dazu: „Creutzfeldts Eingreifen ist nicht nur deshalb ethisch so gravierend, weil es ein vermeidbares Todesurteil zur Folge hatte, sondern weil er sich mit seiner ungerufenen gutachterlichen Demarche – ohne die oft zitierten politischen Zwänge – in den Dienst der höchst anfechtbaren NS-Wehrmachtsjustiz gestellt hat.“34 Von Creutzfeldt stammt die Äußerung, dass man nicht jeden freistellen könne, „weil sonst die ganze Praxis auffliegen würde“.35 Rektor und Klinikchef nach dem Krieg Nach dem Krieg wurde Hans Gerhard Creutzfeldt von der britischen Besatzungsmacht zum Rektor der ChristianAlbrechts-Universität bestimmt. In seiner Rede anlässlich der Wiedereröffnung der Universität am 27. November 194536 ist deutlich das Bemühen um Einbindung in einen weit zurückreichenden Traditionsstrang festzustellen. Den „Schiffbrüchigen“ des Jahres 1945 sollGutachter der Kriegsmarine te auch moralisch wieder Halt verschafft Schittenhelm-Straße umbenennen Für den durch den Ersten Weltkrieg gewerden.37 Allerdings enthüllten seine Antwort auf Leserbrief von Dr. Herbert Port im SH-Ärzteblatt 6/15, prägten Marineoffizier überwog im Rah- Worte zum Gedächtnis der „Gefallenen S. 22, zu Ärzte in der NS-Zeit men seiner Gutachtertätigkeit als Wehr- dieses Krieges“ überdeutlich, wie weDa Herr Port mich direkt angesprochen hat, muss ich mich leider nig er selbst, der „Unbelastete“, verstanmachtspsychiater die Sorge um die Disnoch einmal zu diesem Thema äußern. Zunächst staune ich, dass den hatte, welche ungeheuren Verbreziplin. Eiserne Zucht war für ihn zum Herr Port bei dem Wunsch, eine Straße umzubenennen gleich von chen Deutschland begangen hatte, wie Nachteil der zu begutachtenden SoldaSäubern und Säuberungswahn spricht. Daran habe ich nun gar sehr Bedauern und Bitte um Verzeihung ten wichtiger als die ärztlich gebotenen nicht gedacht. (...)Es geht hier nur um die Umbenennung eines angebracht gewesen wären und wie weGesichtspunkte der Fürsorge. Er soll jeStraßenschildes. Mir geht es ganz einfach um die Einhaltung der doch auch Gutachten erstellt haben, mit nig es weitergehen konnte, als hätte es Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens wie sie schon vor die Zeit zwischen 1933 und 1945 überdenen Menschen vor der Hinrichtung 1933 galten und wie sie jetzt im Grundgesetz formuliert sind. Die bewahrt wurden.31 Mindestens zwei Fäl- haupt nicht gegeben. „Ich bitte Sie alle nationalsozialistische Ideologie hat diese mit Füßen getreten. Das le sind aber bekannt, in denen Creutzsich zu erheben zu dankbarem Gedenmuss einem Mann wie Schittenhelm klar gewesen sein. Er ist also feldt in seinen Gutachten bei klinischen ken an alle Gefallenen dieses Krieges, wohlwollend geurteilt ein hemmungsloser Opportunist gewesen Diagnosen, die dem Ermessen des Psyob Freund, ob Feind, sie sind Opfer eioder aber ein überzeugter Vertreter einer menschenverachtenden chiaters unterlagen, zu Ungunsten der ner Idee, die uns alle erfüllen soll, die Ideologie. Beides schließt die Benennung einer Straße nach ihm Angeklagten votierte und deren Tod in des Friedens.“ Kaum mehr als mit dem, aus, denn wer es zu einem SS-Brigadeführer (entspricht einem GeKauf nahm.32 Im Fall des 23-jährigen was Creutzfeldt sagte und wie er es sagneralmajor) gebracht hat mit besonderen Auszeichnungen ist ehrHelmut F. beharrte er darauf, die den te, kann verdeutlicht werden, in welchen los. (...) Ich schlage vor, die Straße nach Otto Krayer zu benennen, Angeklagten schützende Diagnose Schi- Schwierigkeiten er sich als Repräsentant außerordentlicher Professor und kommissarischer Direktor des Inzophrenie für nichtig zu erklären, forder Kieler Universität nach ihrem Verstituts für Pharmakologie der Uni Berlin. 1933 hatte Krayer einen derte die Aufhebung des ergangenen Ur- sagen in den zwölf Jahren des Nazi-ReRuf auf den Pharmakologielehrstuhl in Düsseldorf erhalten, desteils und drängte auf Wiederaufnahme gimes befand. Würde und Ansehen wasen Inhaber als Jude vertrieben worden war. Der erst 34-jährige des Verfahrens. Er versuchte, den Vorren verloren gegangen, aber eigentlich Krayer, der seine Karriere noch vor sich hatte, lehnte den Ruf ohne gutachter, den Marine-Oberassistenzwusste man noch nicht so genau, oder Zögern ab. Der Kernsatz aus Krayers Begründung an das von Naarzt Dr. Elste, von seiner falschen Diaman wollte es nicht wissen, warum eitionalsozialisten geführte Preußische Wissenschaftsministerium gnose zu überzeugen und als dies nicht gentlich. Deswegen war es jetzt auch so lautet: „Abgesehen von unwichtigen sachlichen Erwägungen war fruchtete, erstattete er Meldung an das schwer, die richtigen Worte für einen der Hauptgrund meines Zögerns der, daß ich die Ausschaltung der Sanitätsamt. Als keine Reaktion erfolgte, Beginn mit völlig neuen Vorzeichen zu jüdischen Wissenschaftler als ein Unrecht empfinde, dessen Notsetzte er seine Bemühungen fort, bis das finden. Creutzfeldt hatte sich alle Mühe wendigkeit ich nicht einsehen kann, da sie, wie mir scheint, mit Verfahren erneut aufgenommen wurde gegeben. Aber nicht allein wegen des niaußerhalb der Wissenschaft liegenden Gründen gestützt wird.“ und Helmut F. zum Tode verurteilt und vellierenden Gedenkens an alle Opfer (...) Ein unmittelbares Arbeitsverbot war übrigens die Folge. Ende hingerichtet wurde. Es handelte sich um „deren Leben die letzten Völkerkriege ein 1933 verließ Krayer Deutschland. (...) Leute wie Krayer zu ehren einen Matrosenobergefreiten, der, um frühes Ziel gesetzt haben“ ist aus heutiist gerade heute wichtig, da in Deutschland zunehmend fremdenEindruck bei Frauen zu schinden, geleger Sicht festzustellen, dass von ihm falfeindliche und rassistisch motivierte Gewalttaten auftreten. gentlich als „Bootsmannsmaat“ auftrat sche Zeichen für einen Neubeginn geEs ist eine Verhöhnung der Angehörigen der verfolgten,exilierten und zum „Aufschneiden“ neigte. Eine setzt wurden. Fast symbolisch für das, oder ermordeten Wissenschaftler, wenn sie den Namen SchittenVorspiegelung falscher Tatsachen, um was in Deutschland, besonders jedoch in helm auf einem Straßenschild lesen. Urlaub vom Dienst zu erhalten, wurde Schleswig-Holstein und dann eben auch Dr. Robert Wysocki, Tönning dem Mann als Fahnenflucht ausgelegt. an der Christian-Albrechts-Universi- I M N O R D E N // 3 1 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 tät damals vorging, ist die Rede Creutzfeldts bezogen auf den universitären Bereich anzusehen: Anknüpfung an die Ideale der Universität Humboldts, Stolz auf die Leistungen im Weltkrieg und danach, Dank an die Möglichkeit des Neuanfangs, stillschweigende Einbindung auch der Täter in den Neuanfang, keine Reue, kein Bedauern. Creutzfeldt wurde nach sechs Monaten seines Amtes enthoben, möglicherweise weil er entgegen der Anweisung der britischen Besatzungsmacht weit mehr als die erlaubten zehn Prozent Wehrmachtsoffiziere zum Studium an der Universität zuließ.38 Am 30. September 1953 wurde er entpflichtet. Seine Rolle im Fall Heyde/Sawade ist bezeichnend für den Umgang leitender Persönlichkeiten der damaligen Zeit mit dem Nationalsozialismus: Er gehörte mit weiteren Kieler Ordinarien zu denjenigen Kieler Professoren, die Kenntnis von der Identität des Flensburger Gutachters „Dr. Sawade“ mit dem Würzburger Professor und T4-Obergutachter Heyde hatten.39 Erst nach seiner Emeritierung und dem danach erfolgten Ortswechsel nach München hatte er, und das auch nur halbherzig, den Mut, diesen Sachverhalt dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichtes, Dr. jur. Ernst-Siegfried Buresch, mitzuteilen. Er unternahm dann aber nichts weiter, als der Jurist ihm das Schreiben mit der Bemerkung zurückreichte, sein Handeln doch noch einmal in Hinblick auf die Resonanz in den Medien, besonders im Ausland, zu überdenken.40 Creutzfeldt ließ die Sache daraufhin auf sich beruhen.41 Heyde war von 1939 bis 1941 medizinischer Leiter der Aktion T4 und wurde wegen seiner Beteiligung an der Ermordung von Behinderten und psychisch Kranken polizeilich gesucht. Es bedurfte des Ärgers des Ordinarius für Innere Medizin, Reinwein, mit den nachts zu lauten Burschenschaften in der Nachbarschaft seines Privathauses im Jahr 1959, damit die bis dahin unbehelligte Tätigkeit des ehemaligen Euthanasie-Arztes Heyde als Gutachter aufflog.42 Creutzfeldt wurde 1955 mit dem Ehrensenator der Universität Kiel geehrt. Er verstarb am 30. Dezember 1964 in München. Bewertung Man musste nicht NSDAP-Mitglied sein, um in die Verbrechen des Regimes verstrickt zu werden. Es gehört sicher zu den Vorwürfen, die Creutzfeldt gemacht werden können, dass er ohne offenkundige Skrupel von der unrechtmäßigen Entfernung Georg Sterz‘ von seinem Lehrstuhl profitierte. Gerade weil er kein Nationalsozialist war und sich nach eigener Auffassung eine Kritikfähigkeit gegenüber dem Regime bewahrte, hätte er schon hier ohne allzu große Nachteile Distanz bewahren können. Creutzfeldt Buch Mehr Einzelheiten zu der in der vorliegenden Serie behandelten Thematik (einschließlich eines umfangreichen Literaturverzeichnisses), die hiermit zum Abschluss kommt, finden sich in folgender Publikation des Autors: Ratschko, Karl-Werner: Kieler Hochschulmediziner in der Zeit des Nationalsozialismus, Die Medizinische Fakultät der Christian-Al brechts-Universität im „Dritten Reich“, Essen 2014. war als „Zulieferer“ an den Krankenmorden beteiligt, auch wenn ihm sicher eine nennenswerte Zahl seiner von Ermordung bedrohten Patienten ihr Leben verdankte. Er versuchte nicht, sich den mörderischen Zwängen seines Amtes als Direktor der Nervenklinik entgegenzustellen oder sich ihnen doch zumindest z. B. durch Aufgabe dieser Tätigkeit und Niederlassung als Nervenarzt zu entziehen. Dabei hätte er nicht einmal existenzielle Einbußen beklagen, sondern lediglich einige Unbequemlichkeiten auf sich nehmen müssen. Er machte jedoch mit. Er tat stillschweigend seine Pflicht, schaute weg, wenn Dinge geschahen, die man nicht billigen konnte, und verlor so seine menschliche und ärztliche Unschuld, vielleicht ohne es zu merken. Sozialpsychologisch gesehen tat er nichts anderes als sich im Rahmen zeitgenössischer normativer Standards, wissenschaftlicher Lehrmeinungen, militärischer Pflichtauffassungen und kanonisierter Ehrendefinitionen einzuordnen,43 ohne die Unbequemlichkeiten eines im Innersten als richtig erkannten Weges ertragen zu wollen. Damit unterscheidet sich auch Creutzfeldt nur graduell von anderen, die sich auf eine viel weiter gehende Weise mit den Mordtaten des nationalsozialistischen Regimes beteiligten. Abgesehen von einer kleineren Zahl von Psychopathen wiegten sich viele der Täter im nationalsozialistischen Staat auch bei den schlimmsten Verbrechen in der Sicherheit, Befehle zu befolgen, für die sie keine Verantwortung übernehmen mussten. Damit hätten sie nichts anderes als ihre schwere Pflicht getan, so die nach dem Krieg häufig geäußerte Rechtfertigung.44 Creutzfeldt als Rektor war sicher in einer schwierigen Situation. Aus den überzeugten oder auch nur „Nenn“-Nationalsozialisten waren überwiegend wieder nationalliberale, konservative Hochschullehrer geworden, die die letzten zwölf Jahre vergessen und dort anknüpfen wollten, wo Anfang 1933 aufgehört worden war. Dazu gehörte, dass die alten Ordinarienrechte wieder voll restituiert, möglichst noch verbessert wurden und die Selbstachtung erhalten blieb. Schließlich habe man nur seine Pflicht getan, habe in der Forschung und Lehre Hervorragendes geleistet und Patienten unter schwierigen Umständen in Trümmern versorgt. Daher wollten die Kieler Hochschullehrer den Vorwurf nicht hinnehmen, dass auch mit ihrer Hilfe Würde und Ansehen der Deutschen verloren gegangen seien.45 Auch sie konnten aber die gravierenden Verfehlungen und Verbrechen, die ans Tageslicht kamen, nicht ungeschehen machen oder leugnen. So schien es zunächst geraten, sich zurückzuhalten und auf die Zeit zu warten, in der die Siegermächte die Besiegten wieder brauchen würden und der Schleier des Vergessens sich über das Vergangene senken würde. Folglich wurden belastete Kollegen aus der vordersten Linie zurückgenommen. Die Macht der Ordinarien war in der Folge größer und stärker als je zuvor. Creutzfeldt merkte nicht oder wollte nicht sehen, dass die Deutschen weniger Opfer, sondern vielmehr Täter waren, dass ihre Idee nicht die der Freiheit war, sondern die der „Blut-und-BodenIdeologie“ der Nationalsozialisten, der über die gefallenen Soldaten beider Seiten hinaus viele Millionen im Namen des deutschen Volkes ermordete Juden, Polen, Sowjetrussen, Kriegsgefangene, Sinti und Roma u. a. m. zum Opfer gefallen waren. Damit legte Creutzfeldt, ohne dass er und andere dies bei der Eröffnungsfeier der Universität im November 1945 schon wissen konnten, mit anderen die Grundlage für einen verlogenen Wiederbeginn in Deutschland, bei dem die Notwendigkeiten des sich bald entwickelnden „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West das Vergessen unter den Deutschen zur nationalen Pflicht machte. Creutzfeldt hatte damit schon früh die Formel für die zukünftige „Bewältigung der Vergangenheit“ gefunden.46 Oder, um es mit Wolfgang Eckart auszudrücken: „[…] der lange Weg hin zu einer restaurativen, eher auf das Kaiserreich als auf Weimar gerichteten ‚neuen‘ Identität, zurück zu den abgeschlossenen Strukturen der autoritativen Ordinarienuniversität, [mag] hierzu [zur späten Rezeption des politischen Alltags an Universitäten und Fakultäten, d. Verf.] ebenso beigetragen haben wie Prozesse der unbewussten Verdrängung oder der bewussten Verleugnung einer dem NS-Staat willfährig subordinierten und vom Staat in Dienst genommenen Universität zwischen 1933 und 1945“.47 Deswegen gab es keinen Neuanfang, sondern tatsächlich nur eine Wiederaufnahme der Tätigkeit nach einem unverarbeiteten, katastrophalen Zusammenbruch. Es gab aber auch 1945 schon Stimmen, die die Notwendigkeiten erkannten. Zu ihnen gehörte Karl Jaspers. Er fordert in seiner bekannten Rede vom August 1945 die Erneuerung: „Unsere in dieser Würdelosigkeit einzig noch bleibende Würde ist die Wahrhaftigkeit. […] Wir müssen Abstand nehmen von einer Vergangenheit um uns und in uns.“48 Davon war 1945 seitens der Universität und auch der Medizinischen Fakultät in Kiel wenig zu spüren. Die Frage einer Aufarbeitung der Vergangenheit, der wirklichen Neugestaltung der Zukunft stellte sich in der Fakultät auch in den folgenden Jahren nicht. Literatur beim Verfasser: Dr. med. Dr. phil. Karl-Werner Ratschko, Havkamp 23, 23795 Bad Segeberg 3 2 // P E R S O N A L I A J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 G EBU RT STAGE Albertinen holt Charité-Manager Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare, die mit der Publikation einverstanden sind. Dr. Antje Köhler, Lübeck, feiert am 01.08. ihren 75. Geburtstag. Dr. Friedrich-Arno Fickelscherer, Fockbek, feiert am 02.08. seinen 80. Geburtstag. Dr. Hermann Rossius, Neumünster, feiert am 02.08. seinen 70. Geburtstag. Gisela Höynck, Glücksburg, feiert am 05.08. ihren 75. Geburtstag. Dr. Peter-Christian Wentrup, Groß Grönau, feiert am 08.08. seinen 70. Geburtstag. Wolf Rüdiger Kunze, Ahrensbök, feiert am 08.08. seinen 70. Geburtstag. Dr. Johann-Erich Hagemann, Molfsee, feiert am 12.08. seinen 90. Geburtstag. Dr. Jutta Kaminsky, Kiel, feiert am 14.08. ihren 75. Geburtstag. Dr. Günter Kurschat, Lübeck, feiert am 15.08. seinen 80. Geburtstag. Dr. Horst Sauer, Hattstedtermarsch, feiert am 16.08. seinen 75. Geburtstag. Dr. Gerhard Wagner, Lübeck, feiert am 18.08. seinen 80. Geburtstag. Prof. Fokko ter Haseborg mit Nachfolger Matthias Scheller (von links). E iner der bekanntesten Klinikmanager Hamburgs ist nicht mehr aktiv; sein Nachfolger hat zuletzt die Berliner Charité in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Matthias Scheller folgt auf Prof. Fokko ter Haseborg an der Vorstandsspitze des AlbertinenDiakoniewerks. Ter Haseborg war seit 1996 Vorstandsvorsitzender und ist kürzlich an seinem 65. Geburtstag mit einem Festakt feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Über 400 Gäste aus Politik, Kirche und Diakonie, Gesundheitswirtschaft und weiteren Institutionen hatten dem Jubilar in der Kirche am Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen ihre Glückwünsche überbracht, darunter auch Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, DAK-Chef Prof. Herbert Rebscher und der Vorstandsvorsitzende des Asklepios-Konzerns, Dr. Ulrich Wandschneider. In seiner Laudatio hob Dr. Manfred Radtke, Kuratoriumsvorsitzender des Albertinen-Diakoniewerks, die besonderen Verdienste ter Haseborgs um das freikirchliche Diakoniewerk hervor, das 1907 von der Oberin Albertine Assor in Hamburg-Eimsbüttel gegründet worden war. (PM/Red) Dr. Karin Burdack, Kiel, feiert am 21.08. ihren 70. Geburtstag. Verdienstkreuz für Dr. Hans Jochim Meyer Prof. Dr. Jochen Schaefer, Kiel, feiert am 21.08. seinen 85. Geburtstag. D Dr. Harald Bergter, Wentorf, feiert am 22.08. seinen 75. Geburtstag. Prof. Dr. Friedrich-Karl Maetzel, Lübeck, feiert am 23.08. seinen 80. Geburtstag. Dr. Hans Georg Esche, Pinneberg, feiert am 24.08. seinen 85. Geburtstag. Gottfried Hopff, Tornesch, feiert am 26.08. seinen 75. Geburtstag. Dr. Dimitri Daniel, Lauenburg/Elbe, feiert am 27.08. seinen 80. Geburtstag. Dr. Günther Koch, Boostedt, feiert am 29.08. seinen 75. Geburtstag. Dr. Christian Wolf, Lübeck, feiert am 30.08. seinen 75. Geburtstag. Dr. Reimer Schmidt, Eggebek, feiert am 31.08. seinen 80. Geburtstag. r. Hans Jochim Meyer hat das Bundesverdienstkreuz am Bande für seinen langjährigen ehrenamtlichen Einsatz beim Hamburger Landesverband Angehörige psychisch Kranker e. V. (LApK) verliehen bekommen. Der in Pinneberg lebende Mediziner im Ruhestand ist Mitglied der Ärztekammer Schleswig-Holstein und führt den Verband bereits seit 2003 als Vorsitzender. Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks überreichte ihm die Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde. „Seit über zehn Jahren engagiert sich Dr. Hans Jochim Meyer ehrenamtlich und mit großem Einsatz für die Belange psychisch Erkrankter und ihrer Angehörigen. Als verlässlicher Ansprechpartner hat er vielen Menschen geholfen und durch seine zahlreichen Aktivitäten ihren Anliegen in der Öffentlichkeit eine Stimme gegeben. Dieses Engagement verdient große Anerkennung“, sagte die Gesundheitssenatorin. Der Hamburger Landesverband Angehörige psychisch Kranker e. V. setzt sich für die Interessen von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen ein. Der Verband bietet dazu unter anderem Beratungen an, unterstützt Selbsthilfegruppen und leistet öffentlichkeitswirksame Aufklärungsarbeit. Meyer ist als langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes ein medizinisch und sozialpsychiatrisch versierter Gesprächspartner für die Akteure im medizinischen und sozialen Versorgungssystem der Hansestadt. Er ist wesentlicher Mitinitiator des „Trialogs“, der einen kooperativen Austausch auf Augenhöhe zwischen Betroffenen, Angehörigen und medizinischen Fachkräften praktiziert. In verschiedenen Facharbeitsgruppen und Gremien widmet sich Meyer kontinuierlich der patientenorientierten Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung in Hamburg. Seine ehrenamtliche Tätigkeit strahlte nach seinen Angaben auch auf das Hamburger Umland aus. Neben den Menschen aus dem „Speckgürtel“ der Hansestadt erreichte er mit seiner Arbeit auch einzelne Mitglieder aus Dithmarschen und Nordfriesland. (PM/Red) Foto: Albertinen-Diakoniewerk Dr. Jürgen Galle, Bad Oldesloe, feiert am 10.08. seinen 75. Geburtstag. P E R S O N A L I A // 3 3 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 KURZ NOTIERT Prof. Axel Merseburger ist neuer Direktor der Klinik für Urologie am UKSH Lübeck. Großhansdorf holt Susanne Quante Susanne Quante ist neue Kaufmännische Geschäftsführerin der LungenClinic Großhansdorf. Sie folgt auf Wolfgang Gerckens, der zuvor in dieser Position tätig war und inzwischen im Ruhestand ist. Die 48-Jährige hatte zuletzt fünf Jahre lang den Geschäftsbereich Strategische Unternehmensentwicklung und das Liegenschaftsmanagement des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitet. Die Juristin und Krankenhausbetriebswirtin war zuvor in der Rechtsabteilung und der Kaufmännischen Direktion des UKE tätig. (PM/Red) Auszeichnung für Rades Von der MHH an das UKSH P Foto: UKSH rof. Axel Merseburger ist neuer Direktor der Klinik für Urologie am Campus Lübeck des UKSH. Zuletzt war Merseburger als Stellvertretender Direktor in der Abteilung Urologie und Urologische Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. Sein Studium absolvierte der 39-Jährige in Hannover, Basel und Washington D.C. mit anschließender Weiterbildungszeit zum Urologen an der Eberhard-KarlsUniversität Tübingen. Für seine Forschungsarbeiten hat er nach Angaben seines neuen Arbeitgebers zahlreiche nationale und internationale Preise und Fördergelder erhalten. Die klinischen Schwerpunkte von Merseburger liegen in der urologischen Onkologie und der minimalinvasiven Chirurgie. Als Mitherausgeber der Europäischen Leitlinie zur Behandlung des Nierenzellkarzinoms propagiert er minimale Zugangswege Prof. Dirk Rades wurde beim internationalen Konsensus-Treffen zur palliativen Strahlentherapie in Barcelona als Sprecher der Arbeitsgruppe für die Radiochirurgie und Strahlentherapie von Hirnmetastasen eingesetzt. Dem 50-jährigen Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie am Universitätskrankenhaus Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck wurde außerdem anlässlich des Jahreskongresses der Spanischen Gesellschaft für Radioonkologie in Valencia die Ehrenmitgliedschaft der Fachgesellschaft verliehen. Damit würdigte die Gesellschaft Rades‘ Verdienste auf dem Gebiet der Strahlentherapie und Radioonkologie. Das Kongresspräsidium hob besonders Rades‘ Anliegen hervor, individuell zugeschnittene Behandlungskonzepte zu entwickeln. Am Kongressort wurde laut UKSH-Mitteilung zugleich eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen dem Lübecker und mehreren spanischen Zentren beschlossen. (PM/Red) und nierenerhaltende Chirurgie. Besondere Erfahrung besitzt er außerdem im Bereich der nerverhaltenden Beckenchirurgie und Metastasenchirurgie. Ziel des neuen Klinikdirektors ist nach Angaben seines neuen Arbeitgebers der Ausbau des urologischen Labors und die Etablierung eines klinischen Studienzentrums im interdisziplinären Setting an der urologischen Klinik. Mehre- Schäfer bleibt PVS-Chef re große klinische multizentrische PhaDer Kieler Allgemeinmediziner Dr. Jochen-Michael Schäse-III-Studien zum fortgeschrittenen Prostatakarzinom, die Merseburger und fer ist in seinem Amt als Vorsitzender des Verbandes der Prisein Team mit nach Lübeck bringen, sol- vatärztlichen Verrechnungsstellen e. V. (PVS Verband) wielen die bestehenden Forschungsschwer- dergewählt worden. Schäfer war lange Zeit Vorsitzender der punkte zu urologischen Malignomen in Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen VereiniZukunft ergänzen. Unter seiner Leitung gung Schleswig-Holstein (KVSH). Anlässlich seiner Wahl unsoll auch die individualisierte translatio- terstrich Schäfer, dass er sich weiterhin mit aller Kraft in den nale Forschung an der Schnittstelle zwi- Dienst der PVS stellen wird. (PM/Red) schen präklinischer Forschung und frühem Einsatz in der Klinik gestärkt werden. (PM/Red) WIR GEDENKEN DER VERSTORB EN EN WKK schafft neue Chefarztstellen Dr. Johanna Hofmann, Kiel, geboren am 21.07.1924, verstarb am 24.02.2015. D Dr. Beatrice Friedhoff-Pickenpack, Aumühle, geboren am 03.11.1923, verstarb am 19.03.2015. as Westküstenklinikum (WKK) Heide hat Anfang des Monats zwei weitere neue Chefärzte vorgestellt. Mit den neu geschaffenen Positionen reagiert das WKK auf die zunehmende Spezialisierung. Prof. Thomas Herrmann wurde als zusätzlicher Chefarzt für die Medizinische Klinik 1 verpflichtet. Der Experte für Gastroenterologie und internistische Onkologie kümmert sich verstärkt um die Arbeit im onkologischen Zentrum des WKK. Herrmann arbeitete zuletzt als Chefarzt und stellvertretender ärztlicher Direktor am Klinikum Idar-Oberstein. Herrmann hat die Schwerpunktbezeichnungen für Gastroenterologie und Hämatologie und internistische Onkologie. Für Dr. Thomas Fleischmann schuf das WKK eine neue Chefarztposition in der Interdisziplinären Notfallmedizin. Damit wird sie aus der Medizinischen Klinik 1 gelöst und als eigenständiger Bereich geführt. Fleischmann kommt wie Verwaltungschefin Dr. Anke Lasserre vom Klinikum Salzgitter und arbeitet seit über 25 Jahren ausschließlich in Notaufnahmen und im Notarztdienst. Vor Salzgitter war der aus Nürnberg stammende Fleischmann bereits Chefarzt in Frankfurt, Zürich und Sanderbusch. Er hat mehrere internationale Auszeichungen erhalten und ist u. a. Fellow des Royal College of Emergency Medicine und der European Society für Emergency Medicine. (PM/Red) Dr. Harold Breyne, Ahrensburg, geboren am 29.10.1923, verstarb am 17.05.2015. Dr. Willi Klaus, Großhansdorf, geboren am 19.09.1919, verstarb am 21.05.2015. Dr. Henning Timm, Timmendorfer Strand, geboren am 30.09.1949, verstarb am 31.05.2015. Dr. Wolf-Dieter Krey, Neumünster, geboren am 26.06.1932, verstarb am 01.06.2015. Prof. Dr. Uwe Langness, Oldenburg/Holst., geboren am 26.02.1934, verstarb am 03.06.2015. Dr. Dirk Löffler, Eckernförde, geboren am 02.09.1952, verstarb am 13.06.2015. Dr. Hermann Schirren, Altwittenbek, geboren am 22.07.1939, verstarb am 15.06.2015. 3 4 // M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 KURZ NOTIERT INFEKTIONEN Erkenntnisse über Krebsentstehung Schwerer Verlauf In den Sommermonaten sollten Ärzte bei Patienten mit entsprechenden Symptomen an Vibrio vulnificus denken. S Ein besseres molekulares Verständnis der Rolle von sogenannten Todesrezeptoren in der Krebsentstehung, die insbesondere Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders aggressiv und fast immer tödlich verlaufen lassen – das ist das Ziel des Instituts für Experimentelle Tumorforschung an der Medizinischen Fakultät der CAU. Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Anna Trauzold und Prof. Holger Kalthoff beschäftigt sich seit mehr als zehn Jahren mit diesen Todesrezeptoren, die in fast allen Körperzellen und prinzipiell auch in Krebszellen für das kontrollierte Absterben der Zelle, den programmierten Zelltod, sorgen können. Krebszellen haben Mechanismen entwickelt, mit denen sie dieses Programm umgehen können. Ein körpereigener Sicherheitsschalter wird so gewissermaßen ausgeschaltet und es entstehen Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika oder Bestrahlung. Rezeptoren für den programmierten Zelltod sind Oberflächenmoleküle auf der Membran von Krebszellen wie beispielsweise das Molekül CD95 oder die Moleküle der TRAIL-R-Gruppe. In Kooperation mit Kollegen der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des UKSH konnte die Forschungsgruppe nachweisen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebszellen die Signale dieser Rezeptoren umprogrammieren können. Statt des erwünschten Zelltodprogramms initiieren sie dann einen alternativen zellbiologischen Mechanismus. Der Schutzschalter der Zelle wird also in seiner eigentlichen Funktion deaktiviert und sorgt stattdessen für eine aggressive Ausbreitung der Krebserkrankung. (PM/Red) 10. Hospiz- und Palliativtag Schleswig-Holstein Viele Palliativpatienten wünschen sich eine Betreuung in häuslicher Umgebung – aber wie ist das für eine hausärztliche Praxis umsetzbar? Mit dieser Frage beschäftigt sich der 10. Hospiz- und Palliativtag Schleswig-Holstein, der unter dem Leitgedanken „Gemeinsam Sterbende begleiten“ steht. Veranstalter sind der Hospiz- und Palliativ-Verband Schleswig-Holstein e. V., der Ambulante Hospizdienst Pinneberg-Uetersen und die Freie Waldorfschule Elmshorn, in deren Räumen die Veranstaltung am 17. Oktober von 10:00 bis 17:00 Uhr stattfindet. U. a. wird Dr. Katja Krug aus Heidelberg vortragen, wie eine hausärztliche Begleitung von Familien palliativer Patienten aussehen könnte. Der Tagungspreis beträgt 40 Euro. Anmeldungen sind bis 15. September möglich. Nähere Informationen unter Telefon 040 492 229 710. (PM/Red) rapie muss unmittelbar nach der Materialentnahme einsetzen, ohne dass die mikrobiologischen Ergebnisse vorliegen. Geeignet sind Cephalosporine der dritten Generation, Chinolone und Tetrazykline. Die Erkrankungen sind nach wie vor selten. In Schleswig-Holstein sind uns in der Saison 2014 vier Fälle, teilweise mit schwerem Verlauf, bekannt geworden. In den Sommermonaten sollte bei verdächtigem Krankheitsbild an die Möglichkeit einer Infektion mit Vi brio vulnificus oder anderen Nicht-Cholera-Vibrionen gedacht und diese entsprechend § 6 Absatz 1 Nr. 5a als „weitere bedrohliche Erkrankung“ nach IfSG an das jeweils zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Dies betrifft sowohl Gastroenteritiden als auch Wundinfektionen. Vom Gesundheitsamt können dann entsprechende Ermittlungen zur Quellensuche erfolgen und ggf. die Einleitung von Schutzmaßnahmen veranlasst werden. Das Medizinaluntersuchungsamt in Lübeck und Kiel führt an den Küstengewässern im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung kontinuierlich ein umfangreiches Monitoring durch, um im Bedarfsfall frühzeitige Maßnahmen zu veranlassen. Insgesamt bleibt festzustellen, dass die Badegewässer in Schleswig-Holstein eine sehr gute bis exzellente Qualität haben (http://badewasserqualitaet.schleswig-holstein.de). Grund zu übertriebener Vorsicht besteht nicht. Info: [email protected] Prof. Werner Solbach PEI-Forscher transferieren Proteine Forschern des Paul-Ehrlich-Instituts in Hamburg ist es in Kooperation mit Wissen schaftlern aus Hannover gelungen, mithilfe eines neuartigen lentiviralen Vektors Proteine (statt Gene) gezielt in ausgewählte Immunzellen zu übertragen. So konnten die Wissenschaftler spezifisch Immuneffektorzellen (CD8-positive T-Zellen) auf die Erkennung bestimmter Antigene ausrichten und scharf schalten. Diese Methode könnte zur Bekämpfung von Tumorzellen genutzt werden. Der neue Ansatz, Proteine statt Gene zu transferieren, hat den Vorteil, dass Immunzellen ohne genetische Modifikation spezifisch aktiviert werden. Lentivirale Vektoren sind modifizierte Viruspartikel, die dazu genutzt werden, genetisches Material in Zellen zu schleusen, um so beispielsweise erblich bedingte Krankheiten und Krebs zu behandeln. Ein Problem dabei: Mit Gentransfervektoren übertragene therapeutische Gene rufen unter Umständen unerwünschte Mutationen im Erbgut der Zielzellen hervor. Diese können ein erster Schritt zu einer krebsartigen Entartung der genetisch modifizierten Zellen sein. Dieses Risiko haben die Forscher mit der neuen Methode umgangen. (PM/Red) Foto: Christian Urban, Uni Kiel Gökhan Alp und Prof. Dr. Anna Trauzold bereiten Zellpräparationen für eine Studie vor. ommerzeit ist Urlaubszeit ist Badezeit. Wenn das Ostseewasser sich der 20 Grad-Marke nähert, ist mit dem vermehrten Auftreten von Vibrionen (Vibrio vulnificus und Vi brio parahaemolyticus) zu rechnen. Erkrankungen durch Vibrionen sind in Deutschland zwar selten, können aber bei Menschen mit chronischen Vorerkrankungen und damit einhergehender Immunschwäche (Lebererkrankungen, Diabetes mellitus, hämatologische Erkrankungen, Kortisontherapie) oder offenen Wunden zu schweren Verläufen führen. Diese äußern sich in leichten Fällen durch Gastroenteritiden mit wässrigen Durchfällen nach Verzehr kontaminierter Meerestiere oder Muscheln. Bei Personen mit chronischen Vorerkrankungen kann es nach einer Vibrio vulnificus Infektion jedoch innerhalb weniger Stunden zu einer primären Sepsis mit Multiorganversagen kommen. Wundinfektionen entstehen nach Hautverletzungen durch Schalentiere (Muscheln, Krebse) oder durch Eindringen in vorbestehende Hautverletzungen bei Kontakt mit Erreger-haltigem Wasser. Die Infektionsdosis ist mit 100 Keimen sehr gering. Wegen der kurzen Inkubationszeit (12 – 72 Stunden) und des raschen und schweren Krankheitsverlaufs ist die frühzeitige Diagnose und Therapie entscheidend. Der Erregernachweis erfolgt aus Stuhlproben, Blutkulturen und aus Wundsekret. Der klinische Verdacht muss dem Labor ausdrücklich mitgeteilt werden (telefonische Ankündigung), damit spezielle Maßnahmen zur Diagnostik vorbereitet werden können. Die The- M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T // 3 5 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 BENZODIAZEPINE „Mother‘s little Helper“ Benzodiazepine sind in vielen Bereichen unverzichtbar. Häufig werden sie jedoch als Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt. B enzodiazepine wirken anxiolytisch, hypnotisch, muskelrelaxierend, antikonvulsiv und amnestisch. Indiziert sind sie etwa bei akuten Angsterkrankungen, Panikattacken oder zerebralen Krampfanfällen. Oft werden sie jedoch auch bei unspezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit oder Stresssymptomen verordnet, wodurch eine exakte Diagnostik und zielführende Therapie verhindert wird. „Benzodiazepine wirken initial bei Angst- und Schlafstörungen hervorragend – aber das dicke Ende kommt, wenn die Symptomatik bei längerer Einnahme schlimmer wird als je zuvor“, erläutert Prof. Josef Aldenhoff, 1. Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein (LSSH). Deshalb ist laut Arzneimittelrichtlinie die Anwendungsdauer von Benzodiazepinen nur in begründeten Ausnahmefällen länger als vier Wochen zulässig. Die Zahl der tatsächlich verkauften Tabletten deutet aber auf einen dauerhaften Gebrauch hin. Die Einnahme mildert zunächst den subjektiven Leidensdruck, jedoch können die zugrunde liegenden Probleme chronifizieren. Damit ist dem Dauer konsum der Weg bereitet, der wiederum häufig zu Einschränkungen der Gedächtnis- und Merkfähigkeit, Gefühlsverflachung, Muskelschwäche und zu Koordinationsstörungen führt. Geht die hypnotische und sedierende Wirkung beim Dauergebrauch verloren, nehmen Ängste und Depressionen in aller Regel deutlich zu. Bei älteren Menschen besteht zudem die Gefahr der Wirkstoffkumulation durch verzögerten Abbau; Stürze und Scheindemenzen sind häufig die Folge. Aufgrund der ausgeprägten Wirksamkeit haben Benzodiazepine nach ihrer Markteinführung in den 60er-Jahren rasche Bedeutung als Schlaf- und Beruhigungsmittel erlangt. Das große Abhängigkeitspotenzial wurde in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit wahrgenommen – die „Rolling Stones“ haben dies 1966 in ihrem Rock-Song „Mother‘s little Helper“ thematisiert. Heute erhalten nach Angaben der Gesetzlichen Krankenversicherung vier bis fünf Prozent der Versicherten jährlich mindestens eine Verordnung eines Benzodiazepins oder dessen Analoga. Bei 17,5 Prozent der Anwender ergäben sich deutliche Hinweise auf eine problematische Einnahme, bei älteren Anwendern zeige sogar mehr als jeder Fünfte Zeichen einer Abhängigkeit. Typische Beschwerdebilder bei fortdauernder Einnahme sind u. a. Überlastungsgefühle, Schlafund Konzentrationsstörungen, Schwindel, Herzrasen und unspezifische Magen-Darm-Probleme. Laut „Jahrbuch Sucht“ der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen sind bis zu 1,9 Millionen Deutsche medikamentenabhängig, der Großteil von Benzodiazepinen. Häufig handelt es sich um Wunschverordnungen, denn viele Patienten befürchten, dass ihre initialen Symptome zurückkehren. Jeder achte Arzt, so die Behauptung in einer Studie, kommt in diesem Zusammenhang den Forderungen der Patienten nach. Das hat dazu geführt, dass die Patienten die Substanzen durchschnittlich bereits seit zehn Jahren einnehmen, 16 Prozent sogar 20 Jahre und länger. KVSH-Sprecher Marco Dethlefsen: „Solche Fälle sind uns durchaus bekannt. Dabei handelt es sich meist um Versorgungen, die dem psychiatrischen Bereich zuzuordnen sind. Jede Arzneimitteltherapie muss individuell auf und mit dem Patienten eingestellt werden. Das kann bei Wunschverordnungen auch zu Konflikten führen. Ärzte bieten Patienten auch eine Entzugsbehandlung an. Allerdings gibt es die Gruppe der Patienten, die vom Suchtpotenzial nicht zu überzeugen ist und eine Entwöhnungsbehandlung kategorisch ablehnt.“ Laut Arzneimittelrichtlinie ist eine Verordnung nur auf Wunsch des Patienten nicht zulässig. Vielmehr bedürfe die Verschreibung einer kritisch geprüften Indikation und regelmäßiger Überprüfungen. Als Merkhilfe dienen: klare Indikation, korrekte Dosierung, kur- 230 Mio. Tagesdosen an Benzodiazepinen werden jährlich von den gesetzlichen Krankenversicherungen abgerechnet. Ungefähr die gleiche Menge wird zusätzlich über Privatrezepte verordnet, haben die Autoren einer Übersichtsarbeit im Deutschen Ärzteblatt ermittelt. Jeder Zweite, der Benzodiazepine oder deren Analoga zu sich nimmt, schluckt es aufgrund von Schlafstörungen und jeder Vierte gegen innere Unruhe, Nervosität, Erregungs- oder Spannungszustände. ze Anwendung, kein abruptes Absetzen bei hoher Dosierung oder längerem Gebrauch. LSSH-Vorsitzender Aldenhoff empfiehlt Ärzten, dem Patientenwunsch unbedingt zu widerstehen, denn auf Dauer lösen Benzodiazepine die Probleme nicht, sondern machen sie schlimmer. Darüber hinaus gibt er zu bedenken: „Allerdings befinden sich die Ärzte in einer fast ausweglosen Situation, weil Angst- und Schlafstörungen lege artis mit psychotherapeutischen Methoden behandelt werden, aber dafür viel zu wenige Behandlungsplätze vorhanden sind. Auf ein Erstgespräch – und das ist noch nicht der Behandlungsbeginn – müssen Patienten in Schleswig-Holstein länger als drei Monate warten, was angesichts einer Akutsymptomatik völlig indiskutabel ist. Eine Alternative zur Überbrückung bis zum Beginn einer Psychotherapie wären schlafanstoßende Antidepressiva, die nicht abhängig machen. Nicht psychiatrisch vorgebildete Ärzte kennen sich damit jedoch nicht aus und möchten diesen Weg deshalb nicht gehen.“ Die LSSH engagiert sich seit Langem und die KVSH führt regelmäßig Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Praxismitarbeiter durch, bei denen über wirtschaftliches und medizinisch angemessenes Verordnen von Arzneiund Heilmitteln informiert wird. „Dabei spielt auch der leitliniengerechte Umgang mit psychotropen Medikamenten eine Rolle“, so Dethlefsen. 2014 gab es zehn Informationsveranstaltungen mit rund 1.000 Besuchern, 2015 hat es bisher sechs gegeben, weitere folgen. Dethlefsen: „Zudem steht unser Verordnungsmanagement Ärzten als telefonischer Ansprechpartner zur Verfügung.“ Die Bundesärztekammer hat in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft 2007 einen Leitfaden für die ärztliche Praxis „Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit“ veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass Hausund Fachärzte bei dem Thema zusammenarbeiten sollten. Eine weitere Initiative stammt aus dem Jahr 2011: Ärztekammer und KV Hamburg haben eine gemeinsame Handlungsempfehlung zur Verordnung von Benzodiazepinen und deren Analoga publiziert. Diese enthält Hinweise und Ratschläge für behandelnde Ärzte, weist aber auch auf die Konsequenzen ärztlichen Handelns hin: „Bei Verdacht auf eine nicht indikationsgerechte Verschreibung von Benzodiazepinen und Benzodiazepin-Analoga wird der Arzt zunächst angehört. Sollte sich der Verdacht bestätigen, erfolgt ein abgestuftes Vorgehen, das die Elemente Beratung, Fortbildung und die Einleitung weiterer Schritte bei anhaltender Verschreibung trotz erkennbaren Missbrauchs umfasst.“ Uwe Groenewold 3 6 // A R Z T & R E C H T J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 DER SCHLICHTUNGSFALL Kleine Ursache – große Wirkung Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern. Kasuistik Am Abend wurde eine Patientin in einem Krankenhaus wegen eines vorzeitigen Blasensprungs aufgenommen. Die Entbindung erfolgte spontan am nächsten Tag. Nach der Entbindung wurde eine manuelle Plazentalösung erforderlich. Darüber hinaus mussten ein Zervixund Dammriss operativ versorgt werden. Für diese Eingriffe hatte die Patientin eine Spinalanästhesie erhalten. Im Behandlungsverlauf klagte die Patientin postoperativ über ein Kältegefühl an den Füßen, das mit Wärmeflaschen behandelt wurde. Am Nachmittag des Entbindungstags klagte die Patientin über schmerzhafte Blasen und Einblutungen an beiden Fersen. Am Folgetag wurden die Blasen an den Fersen chirurgisch eröffnet und verbunden. Derartige Maßnahmen wiederholten sich bis zur Entlassung der Patientin nach einer Woche. Die entstandenen Nekrosen bedurften darüber hinaus einer weiteren stationären Behandlung sowie nachfolgend der ambulanten Behandlung durch Dritte. dererlangung der Kontrolle über die unteren Extremitäten sei nachmittags am Entbindungstag dokumentiert. Die Patientin klagte am Entbindungstag über schmerzhafte Veränderungen an den Füßen. Weitere Hämatome seien am Körper nicht festzustellen gewesen. Die Ursache der Nekrosen sei unklar. Gutachten Nach Auffassung des Gutachters, eines Facharztes für Anästhesiologie, war die Durchführung einer Spinalanästhesie für die manuelle Plazentalösung und die Versorgung des Dammrisses am Entbindungstag indiziert. Auch die Anlage der Spinalanästhesie sei sach- und fachgerecht erfolgt. Eine Thrombozytenzahl von 101.000/µl gelte nicht als eine Kontraindikation für die Spinalanästhesie. Der Gutachter weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die in der Stellungnahme der Klinik erwähnte Thrombozytenzahl von 24.000/µl dagegen eine Kontraindikation darstellen würde. Der Gutachter geht von einer irrtümlichen Angabe in der Stellungnahme aus. Ein Beanstandung der ärztlichen entsprechender Wert fände sich nicht in Maßnahmen der Dokumentation und sei später vom Krankenhaus zudem korrigiert worDie Patientin ist der Ansicht, dass die den. Ein Kältegefühl könne nach der EntHackennekrosen als Folge einer fehlerhaften Wärmezufuhr an den Füßen ent- bindung und nach einer Spinalanästhesie auftreten. Dies betreffe jedoch in ersstanden seien. Zum Zeitpunkt der Wärmeanwendung habe die für den operati- ter Linie die obere Körperhälfte. Die untere Körperhälfte werde unter einer Spiven Eingriff durchgeführte Spinalanästhesie noch gewirkt. Mit Nachlassen der nalanästhesie besser durchblutet und Spinalanästhesie hätte sie Schmerzen an sollte eher ein Wärmegefühl hervorrufen. Die bei der Patientin aufgetretenen Hautbeiden Füßen und bläulich-rote Hautschäden an den Füßen sprächen für eine veränderungen an den Fersen festgestellt. Seit diesem Zeitpunkt leide sie un- fehlerhafte Wärmebehandlung. An diesem Zusammenhang bestehe aufgrund ter Schmerzen und könne nur mithilfe der naheliegenden Kausalität und des von Sanitätsschuhen kurze Wege gehen zeitlichen Zusammenhangs kein Zweifel. und sich schmerzbedingt wenig um ihr Die aufgetretenen Hautschäden sprächen Kind kümmern. nicht für Fehler bei der Durchführung Stellungnahme des Krankenhauses der Spinalanästhesie. Der Fehler bei der Wärmebehandlung hätte bei sorgfältiger Zum Vorwurf fehlerhaften Handelns Vorgehensweise vermieden werden könwird entgegnet, dass bei Aufnahme die nen. Eine Behandlung mit Wärmflaschen Thrombozytenzahl 101.000/µl betragen in einem von einer Spinalanästhesie emphabe. Die Zahl der Thrombozyten sei findungslos gemachten Körperbereich sei im weiteren Verlauf am Entbindungstag auf 24.000/µl gesunken. In einer wei- nicht fachgerecht. Eine Wärmebehandlung hätte alternativ systemisch oder meteren Stellungnahme wurde die Thromdikamentös erfolgen können. Die Blabozytenzahl revidiert und vorgetragen, senbildung und die Einblutungen sowie dass ein Tiefpunkt von 84.000 Thromdie Nekrosen an den Fersen seien desbozyten/µl vorgelegen habe. Die Wie- halb behandlungsfehlerbedingt aufgetreten. Der Gutachter weist darauf hin, dass die Einblutungen zwar durch eine gering ausgeprägte Thrombozytopenie begünstigt worden sein könnten. Gegen eine Mitursächlichkeit spreche jedoch, dass der Damm- und Zervixriss im weiteren Verlauf nicht zu Nachblutungen geführt habe. Es könne sich auch um eine Kombination thermischer und mechanischer Einflüsse handeln, falls die Fersen während der abklingenden Spinalanästhesie nicht sach- und fachgerecht gelagert worden seien. Entscheidung der Schlichtungsstelle Es lag eine gering ausgeprägte Thrombozytopenie vor, die jedoch einer Spinalanästhesie nicht entgegenstand. Diese wurde ausweislich des Anästhesieprotokolls sach- und fachgerecht durchgeführt. Hingegen wurde auf das von der Patientin angegebene Kältegefühl in den unteren Extremitäten fehlerhaft reagiert. Die Anwendung einer Wärmflasche durfte zwar auch in der vorgegebenen Situation erfolgen, jedoch nur unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungen der Spinalanästhesie. Die hierdurch aufgehobene Temperatur- und Schmerzempfindung der Patientin erfordert in einem solchen Fall gezielte Temperatur- und regelmäßige Lagerungskontrollen, die in diesem Fall als solche zu dokumentieren sind. Nach Aktenlage wurde weder kontrolliert, dass die Temperatur der Wärmflasche im physiologischen Bereich lag, noch wurde eine fortwährende Lagerungskontrolle der Hacken vorgenommen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass entsprechende Kontrollen unterblieben sind. Das Vorgehen im Rahmen der Wärmeapplikation ist als fehlerhaft zu bewerten. Durch eine Temperaturkontrolle und Einhalten einer im physiologischen Bereich liegenden Temperatur hätten die Nekrosen an den Fersen verhindert werden können. Fazit Ein voll beherrschbares Risiko liegt erst recht bei Ausschalten eines Sinnesorgans, hier der Haut-Temperaturfühligkeit, vor. Gesundheitsschaden Bei korrektem Vorgehen wäre ein Klinikaufenthalt nur zur Entbindung und nachfolgend für die Dauer von ca. drei Tagen zu erwarten gewesen. Infolge der unterlassenen Temperaturkontrolle der Wärmflaschen und damit des Nichterkennens einer zu hohen und hautschädigenden Temperatur in den Wärmeflaschen ist es zu behandlungsbedürftigen Hautnekrosen an beiden Fersen gekommen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit eines weiteren Klinikaufenthaltes und einer langwierigen ambulanten Nachbehandlung, einhergehend mit vermehrten Beschwerden auch mit Blick auf die Versorgung des Kindes. Prof. Walter Schaffartzik, Kerstin Kols, Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern A R Z T & R E C H T // 3 7 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 F E H L E R K U LT U R KURZ NOTIERT Offener Umgang hilft bei der Fehlervermeidung Tagung zum Medizinrecht Behandlungsfehlerstatistik in Berlin vorgestellt. 2.251 Fehler bei über 700 Millionen Behandlungen. W ir müssen alles dafür tun, dass es nicht zu Fehlern in Diagnostik und Therapie kommt. Und wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, dass den betroffenen Patienten schnell und professionell geholfen werden muss – medizinisch, seelisch und mitunter auch rechtlich.“ Dies sagte Dr. Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der Behandlungsfehlerstatistik für das Jahr 2014. Crusius plädierte für eine offene Fehlerkultur – nur so könne aus Fehlern gelernt werden. Wenig hilfreich sei es dagegen, Ärzte, denen ein Fehler unterlaufen ist, als „Pfuscher“ zu deklarie- Der 16. Deutsche Medizinrechtstag findet am 18. und 19. September in Berlin statt. Das Motto des Symposiums lautet „Der Arzt im Spannungsfeld zwischen Haftung, Regress(-verzicht) und den Unwägbarkeiten des Gutachtens“. Zum Thema Regressverzicht referiert Prof. Peter Gaidzik vom Institut für Medizinrecht an der Universität Witten/Herdecke unter dem Stichwort „(Schein-)Lösung für die Probleme in der Heilwesenhaftpflicht“. Über Honorarärzte im Spannungsfeld von Scheinselbstständigkeit und Haftung informiert Dr. Nicolai Schäfer aus dem Vorstand des Bundesverbandes der Honorarärzte. Rechtsanwalt Dr. Horst Bonvie aus Großhansdorf wird über Neuerungen im Vertragsarztrecht durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vortragen. Der Deutsche Medizinrechtstag ist ein interdisziplinäres Symposium von Medizinrechtsanwälten und Ärzten, in dessen Rahmen Referenten aus Justiz, Wissenschaft, Praxis, Verbänden und Politik Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Veranstalter ist der Medizinrechtsanwälte e. V. in Zusammenarbeit mit der Stiftung Gesundheit. Das Programm kann unter www.deutscher-medizinrechtstag.de eingesehen werden. (PM/Red) ren. Die Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen haben 2014 insgesamt 7.751 Entscheidungen zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern getroffen. In 2.252 Fällen lag ein Behandlungsfehler vor. Davon wurde in 1.854 Fällen ein Behandlungsfehler/Risikoaufklärungsmangel als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Entschädigungsanspruch begründet. Im Verhältnis zu den Behandlungsfällen in Deutschland (700 Millionen ambulant und 18,6 Millionen stationär) liegt die Zahl der Behandlungsfehler im Promillebereich. Crusius verwies in diesem Zu- Gesetzentwurf auf BÄK-Linie sammenhang auch auf die zunehmende Der Gesetzentwurf zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen FörArbeitsintensität für Ärzte und Pflegederung der Selbsttötung geht nach Ansicht von Prof. Frank Ulpersonal. (PM/Red) rich Montgomery in die richtige Richtung. Der Präsident der Bundesärztekammer sagte: „Wir haben immer davor gewarnt, dass sogenannte Sterbehilfeorganisationen unter wechselndem Rechtsstatus ihren Geschäften nachgehen können. Deshalb auch haben wir immer ein Verbot der organisierten Beihilfe zum Selbstmord gefordert. Der vorgelegte Gruppenentwurf kommt dieser Forderung nach und zeigt die rote Linie auf. (...) Jede Form der organisierten Selbsttötungshilfe vermittelt den Eindruck legaler Geschäftstätigkeit. Allzu leicht entsteht dadurch gesellschaftliche Akzeptanz, die letztlich zu einem enormen Druck auf Menschen in der letzten Lebensphase führen kann. Der Wunsch, aus dem Leben zu scheiden, entsteht meist in einer akuten Notlage. Die meisten Menschen wissen zu wenig von den vielen medizinischen Möglichkeiten zur Begleitung Sterbender. Da müssen wir ansetzen und Hilfe zum Leben geben, nicht Hilfe zum Sterben.“ (PM/Red) ANzeige Ohne Fortbildung keine Zulassung Für einen Zulassungsentzug wegen Verletzung der Fortbildungspflicht gelten keine anderen Maßstäbe als für sonstige Verstöße gegen vertragsärztliche Pflichten. So lautet ein Beschluss des Bundessozialgerichts (BSG). So käme es bei einer gröblichen Fortbildungspflichtverletzung nicht auf das Verschulden des Vertragsarztes an und damit könnten auch unverschuldete Pflichtverletzungen zu einer Zulassungsentziehung führen, teilte der Hartmannbund mit. Diesem Tenor des BSG lag die Frage zugrunde, ob der Zulassungsentzug gegen eine Ärztin gerechtfertigt war, die trotz Honorarkürzung und wiederholter Mahnung über sieben Jahre hinweg keine Fortbildungsnachweise vorlegen konnte. Sie führte „schwierige private Umstände“ zur Entschuldigung an, die sie nicht näher konkretisierte. Die Richter stellten klar, dass die im SGB V normierte Fortbildungspflicht kein eigenständiger (Zulassungs-)Entziehungstatbestand sei, sondern eine KV vielmehr dazu verpflichte, im Falle eines schwerwiegenden Verstoßes einen Antrag auf Entziehung der Zulassung zu stellen, wenn dies zur Sicherung der vertragsärztlichen Versorgung notwendig sei. (PM/Red) 3 8 // F O R T B I L D U N G E N Fachzertifikat Onkologie Nach der Vereinbarung über die qualifizierte ambulante Versorgung krebskranker Patienten haben der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung am 1. Juli 2009 eine „Onkologie-Vereinbarung“ über die Förderung der Behandlung krebskranker Patienten in der vertragsärztlichen Versorgung festgelegt und die Voraussetzungen zum Fachzertifikat Onkologie dargestellt. Damit Ihre Praxis auf die Prognose der demografischen und epidemiologischen Entwicklung im onkologischen Bereich vorbereitet ist, bietet das EdmundChristiani-Seminar (ECS) für medizinisches Assistenzpersonal das I. Modul zum Erlangen des Fachzertifikates Onkologie vom 16. – 18. Oktober 2015 in den ECS-Räumen in Bad Segeberg an. Nach Absolvierung der 90 Präsenzstunden, die wir im Anschluss an das I. Modul anbieten, erfüllen die Mitarbeiter der ambulanten Praxen die Anforderungen der onkologischen Vereinbarung und können gem. § 5 der Vereinbarung in der Assistenz eingesetzt werden. Weitere Informationen und Termine finden Sie auf unserer Homepage unter: www.aeksh.de/ mfaota/fortbildung/fachzertifikate oder telefonisch unter der Rufnummer 04551 8813 281, Rabea Brunke Edmund-Christiani-Seminar Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO) Die Ausbildung der nachfolgenden Generation ist eine der wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Insbesondere kleine und mittlere Betriebe profitieren von gut ausgebildeten Nachwuchskräften. Die Ausbildereignungsprüfung sorgt für eine hohe Qualität der Ausbilder/-innen und vermittelt ihnen berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse. Termin: 31. August bis 4. September 2015 (40 Ustd.) (Voraussetzung: Teilnahme Modul „Durchführung der Ausbildung“) Edmund-Christiani-Seminar Jahresveranstaltung 2015 Musik und Medizin Wir freuen uns sehr, Sie zum nächsten Fortbildungstag am 19. September 2015 mit dem Thema „Musik und Medizin“ nach Bad Segeberg einzuladen. Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Berufsstand, der in seiner Freizeit so eng mit der Musik verbunden ist, wie die Ärzteschaft. Das zeigt sich auch an dem großen Interesse am Deutschen Ärzteorchester und Deutschem Ärztechor als bundesweite Organisationen. Die Ärzte interessieren sich also für Musik und sind musikalisch sehr aktiv. Aber wissen wir, was die Musik mit unserem Gehirn macht? Ist Musik ein „Medikament“ gegen Demenz, macht sie Kinder schlau, lindert Musik Schmerzen? Und: Was wissen wir über die typischen Musikererkrankungen wie z. B. Gelenkbeschwerden, Lampenfieber usw. und deren Behandlung? Prof. Eckart Altenmüller aus Hannover ist wohl der bekannteste Spezialist für diese Fragen und hat die Musiktherapie in Deutschland nachhaltig geprägt. Er wird mit vier weiteren Kollegen bei uns sein und mit den Vorträgen und der Diskussion unsere Fragen beantworten – praxisnah, patientenorientiert und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Termin: 19. September 2015 (gebührenfrei) Information: 04551 8813 166 (Petra Petersen) Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN AUGUST/SEPTEMBER 2015 IFT-Nord, Kiel, Telefon 0431 570 2933, [email protected], www.ift-nord.de 28./29. AUGUST Behandlung der chronischen Depression: CBASP 19 Punkte 5. SEPTEMBER Suchttherapie in Gruppen 10 Punkte 31. AUGUST – 4. SEPTEMBER Evidenzbasierte Medizin – 18. Lübecker Grundkurs und 16. Lübecker Aufbaukurs 41 Punkte UKSH, Lübeck, Institut für Sozialmedizin, Telefon 0451 500 5876, [email protected] 31. AUGUST – 4. SEPTEMBER Schiffsarztlehrgang – Advanced Course „Spezielle Themen der Medizin auf See“ 60 Punkte Schiffsarztlehrgang GbR, Kiel, Dr. Frank Heblich, [email protected], www.schiffsarztlehrgang.de 3. SEPTEMBER Interventionelle Therapie möglichkeiten an Herz und Hirn 3 Punkte Ärzteverein Rendsburg, Telefon 04331 663 966, [email protected], www.aev-rd.de 9. SEPTEMBER Traumafolgestörungen im militärischen Kontext 2 Punkte Curtius Klinik, Bad Malente, Telefon 04523 407 502, [email protected] 12. SEPTEMBER Fehlt der Psychotherapie ein Curtius Klinik, Bad MalenteGremsmühlen, [email protected] 12. SEPTEMBER CT und MRT des Herzens UKSH, Lübeck, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Telefon 0451 500 2129, Fax 0451 500 6497 12. SEPTEMBER Ganztags-Intensivkurs Vitaklinik im Hautarztzentrum, Kiel, Telefon 0431 380 1820, Fax 0431 380 1821, [email protected] Konzept des „Willens“ 2 Punkte 1. Teil: Herz-MRT 8 Punkte Botulinumtoxin 12 Punkte 13. SEPTEMBER Ganztags-Intensivkurs Filler 10 Punkte 23. SEPTEMBER Zeichen und Symbole von Subkulturen 2 Punkte AHG Klinik Lübeck, Telefon 0451 58940, [email protected], www.ahg.de/luebeck Weitere Informationen bei den Veranstaltern. Alle Angaben ohne Gewähr. Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (ÄK) Sie möchten sich weiterqualifizieren, haben Interesse an kaufmännischen und verwaltenden Führungsaufgaben im ambulanten Gesundheitswesen? Dann erlangen Sie mit diesem prüfungsvorbereitenden Lehrgang die notwendigen Fähigkeiten. Termin: Einstieg jederzeit möglich Edmund-Christiani-Seminar Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung Sie streben eine Führungsposition im Team eines niedergelassenen Arztes oder einer anderen ambulanten Einrichtung der medizinischen Versorgung an? Diese umfassende Weiterbildung zum/r Fachwirt/-in für ambulante medizinische Versorgung bereitet Sie auf diese Aufgabe optimal vor. Termin: Einstieg jederzeit möglich Edmund-Christiani-Seminar F O R T B I L D U N G E N // 3 9 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Fortbildungstermine August/September 2015 AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORT- UND WEITERBILDUNG EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR AUGUST/SEPTEMBER 2015 AUGUST/SEPTEMBER 2015 26. AUGUST Balint-Gruppe, 16:30 – 19:45 Uhr 24. AUGUST Strahlenschutzkurs für medizinisches Assistenzpersonal 2. SEPTEMBER Neue Antikoagulantien – Einsatz im Praxisalltag – Seminarreihe Allgemeinmedizin, 16:00 – 19:30 Uhr 28. AUGUST Fachzertifikat Ambulantes Operieren 4. – 6. SEPTEMBER Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 1, Beginn: 17:00 Uhr in Kiel 28. AUGUST Gestalten von Schnittstellen und Projekten 5. SEPTEMBER Spezielle internistische Notfälle, 9:30 – 17:30 Uhr 28. AUGUST Stress erkennen – Stress vermeiden 5. SEPTEMBER Manuelle Medizin, 9:00 – 16:30 Uhr Warteliste 5. SEPTEMBER Sinn und Sinnlichkeit in der Psychotherapie – Vorlesung Psychotherapie 9:00 – 12: 00 Uhr 28. AUGUST Versorgung und Betreuung von Onkologie- und Palliativpatienten 9. SEPTEMBER Medizin für Migranten, 15:00 – 19:00 Uhr 29. AUGUST Kommunikation am Empfang 11. – 13. SEPTEMBER Psychosomatische Grundversorgung Teil III, Beginn: 17:00 Uhr 29. AUGUST Medizinische Dokumentation/Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien 12. SEPTEMBER Analgesie, Anästhesie und Atemwegssicherung in der Notfallmedizin, 9:30 – 17:30 Uhr 31. AUGUST Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung 16. SEPTEMBER Notfallmanagement und Basisreanimation für Praxis und kassenärztlichen Notdienst, 15:00 – 18:00 Uhr 2. SEPTEMBER Palliativmedizinische Versorgung 16. SEPTEMBER Praxiskauf/Praxisverkauf – Arzt und Recht, 15:00 – 19:00 Uhr 4. SEPTEMBER Fachzertifikat EKG 17. SEPTEMBER Impfungen in der Praxis, 9:00 – 17:15 Uhr 5. SEPTEMBER Allergische Erkrankungen und Lebensmittelunverträglichkeiten 5. SEPTEMBER EBM/Grundkurs 7. SEPTEMBER Durchführung der Ausbildung 18. – 20. SEPTEMBER Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 2, Beginn: 17:00 Uhr in Kiel 19. SEPTEMBER Jahresveranstaltung 2015 – Musik und Medizin, 10:15 – 16:00 Uhr 19. SEPTEMBER Balint-Gruppe, 9:30 – 16:45 Uhr Warteliste 22. – 26. SEPTEMBER Fachkunde Strahlenschutz – RöV/Medizin, Beginn: 9:15 Uhr Warteliste 12. SEPTEMBER Impfen leicht gemacht – Crashkurs 22. SEPTEMBER Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV – Theoretischer Teil, 9:00 – 12:15 Uhr Warteliste 12. SEPTEMBER Konfliktmanagement 22. – 24. SEPTEMBER Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV, Beginn: 10:45 Uhr Warteliste 18. SEPTEMBER Betriebswirtschaftliche Praxisführung 23. SEPTEMBER Wundversorgung, 15:00 – 18:30 Uhr 18. SEPTEMBER Communicating with English speaking patients 23. SEPTEMBER Antibiotikamanagement, 16:00 – 19:30 Uhr 24. – 26. SEPTEMBER Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV, Beginn: 14:00 Uhr Warteliste 24. /25. SEPTEMBER Transfusionsverantwortliche und Transfusionsbeauftragte, Beginn: 9:00 Uhr 26. – 27. SEPTEMBER Interdisziplinäre Notaufnahme, Beginn: 8:30 Uhr 28. SEPTEMBER – 3. OKTOBER Intensivkurs Innere Medizin, Beginn: 8:30 Uhr Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung, Esmarchstraße 4, 23795 Bad Segeberg, Leiterin: Helga Pecnik, Telefon 04551 8813 166, [email protected] E dmund-Christiani-Seminar, Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Esmarchstraße 2, 23795 Bad Segeberg, Ansprechpartnerinnen: Gabriele Steens Telefon 04551 8813 292 und Susanne Korbs Telefon 04551 8813 283, [email protected] sowie Marlies Petrick Telefon 04551 8813 128 und Rabea Brunke Telefon 04551 8813 281 4 0 // F O R T B I L D U N G E N J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 DERMATOLOGIE Innovatives Jahrzehnt 48. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: In keinem Fachgebiet gab es im vergangenen Jahrzehnt so viele Neuerungen. D ie Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), gegründet 1889 in Prag als Ländergrenzen überschreitende deutschsprachige Gesellschaft, lädt alle zwei Jahre zu ihrem Kongress ein. In den Zwischenjahren findet jeweils eine dermatologische Fortbildungswoche statt. Auf dem diesjährigen, dem 48. Kongress in Berlin vom 29. April bis 2. Mai 2015 wurden bereits am zweiten Tag 3.000 Teilnehmer gezählt. Im Rahmen der Eröffnungsfeier betonte Prof. Rudolf Stadler (Minden), Past President der DDG, dass die Dermatologie die Einheit ihres Faches bewahrt habe, ähnlich wie die Ophthalmologie, sodass sowohl die Dermatohistopathologie als auch die Dermatoonkologie weiterhin Bestandteil der Dermatologie seien. Prof. Roland Kaufmann (Frankfurt/ Main) betonte als Tagungspräsident in seiner Ansprache, dass die DDG auch zu dieser Tagung wieder dermatologisch interessierte Studenten eingeladen habe, um der nachfolgenden Generation frühzeitig die Bedeutung dieses „kleinen“ Faches zu offenbaren, verbunden mit der Botschaft „Dermatologie ist schön“. Bereits am Vortag fanden Kurse statt (Ultraschall, Praxisseminar: Management der kindlichen Neurodermitis und ein Live-OP-Kurs Dermatochirurgie). Der Eröffnungstag begann mit Sitzungen der assoziierten Arbeitsgemeinschaften und Arbeitsgruppen der DGG, im Hauptprogramm erwarteten 16 Kurse, 38 Symposien, zwölf Plenarvorträge und zwei Keynote Lectures die Teilnehmer. Freie Vorträge, wissenschaftliche Sitzungen der pharmazeutischen Industrie als Mittagsseminare und Satellitensymposien, eine jeweils morgendliche Diaklinik sowie eine Posterausstellung einschließlich Begehung („Poster Walk“) ergänzten die Themen aus dem gesamten Gebiet der Dermatologie, Allergologie und Venerologie. Eine umfangreiche Industrieausstellung lud zu Information, wissenschaftlichem Ge- spräch, aber auch zum Ausruhen nach anstrengenden Vorlesungen ein. Als Beispiel für die Entwicklungen in der Dermatologie und deren Vielschichtigkeit soll nachstehend über ein Symposium berichtet werden, das dem aktuellen Stand der Forschung zur Rosacea und deren Therapie gewidmet war. Neue Behandlungsmöglichkeiten der Rosacea: Als den „Fluch der Kelten“ charakterisierte Prof. Uwe Gieler, Leiter des Psychodermatology Competence Center Gießen, diese Erkrankung, da sie vorwiegend bei dem „keltischen“ Hauttyp auftritt. Die Arbeitsgruppe um Gieler widmet sich insbesondere der psychischen Seite dieser Erkrankung und hat eine additive Psychotherapie entwickelt, mit den Inhalten: Entspannungsverfahren, Verhaltenstherapie, psychodynamische Psychotherapie, Psychoanalyse, multimodale stationäre Psychotherapie und Selbsthilfegruppen einschließlich Informationszeitschriften. Die Rosacea wird heute als neurogene Entzündung interpretiert, die sich gefäßmäßig auswirkt, so PD Dr. Maja A. Hofmann (Berlin). Sie beginnt mit dem Auftreten eines Flush im Gesicht, dem Rosacea-Erythem, verbunden mit den Sekundärsymptomen Brennen, Stechen und Juckreiz, und ist mit einer hohen psychosozialen Einschränkung verbunden, insbesondere für Betroffene, die im Publikumsverkehr wirken oder in der Öffentlichkeit präsent sein müssen. So berichtete Gieler, dass in einer Gruppe von 120 Patienten mit Rosacea bei sechs Prozent eine klinisch relevante Depression diagnostiziert wurde, in einer zum Vergleich hinzugezogenen Kontrollgruppe jedoch nur bei vier Prozent der Probanden. Die Ursachen für das Rosacea-Erythem, so Hofmann, liegen in einer höheren Dichte an Nozirezeptoren (TRPV1) auf den Nervenenden, einer damit verbundenen Ausschüttung von Neuropeptiden, Aktivierung von benachbarten Mastzellen und Ausschüttung von Entzündungsmediatoren. Wei- ter führt der Weg über eine Kaskade von biochemischen, funktionellen und morphologischen Veränderungen zu einem fixierten Erythem auf der Basis von permanenter Dilatation der oberflächlichen Hautgefäße über Teleangiektasien bis hin zur Gefäßneubildung. Während bislang die Teleangiektasien mit verschiedenen Laserverfahren relativ gut behandelt werden konnten, steht erst seit Kurzem eine wirklich wirkungsvolle Therapie des Gesichtserythems zur Verfügung: Brimonidintartrat 0,5 Prozent, ein Alpha2-adrenerger Rezeptoragonist, wurde für die Behandlung des mittelschweren und schweren Gesichtserythems zugelassen und steht in Gel-Form zur Verfügung. Um das mögliche Auftreten eines paradoxen Erythems zu verhüten, ist eine medikamentöse Wiederherstellung der Hautbarriere vor Therapiebeginn angezeigt. Dr. Jürgen Schauber (München) berichtete über neuartige Therapieansätze bei papulpo-pustulöser Rosacea. Er stellte die therapeutischen Ergebnisse mit Ivermectin 1 Prozent Creme, einmal täglich angewandt, vor, die im Vergleich zu Metronidazol 0,75 Prozent, zweimal täglich angewandt, diesem überlegen ist. Ivermectin ist ein antiparasitisch wirkendes Medikament, die Wirkung beruht möglicherweise auf der Tatsache, dass man bei 35 bis 50 Prozent der Patienten mit Rosacea einen verstärkten Befall mit Demodex-Milben findet. F 38 Symposien sowie 16 Kurse und zwölf Plenarvorträge zählten zum Angebot der 48. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. 3.000 Teilnehmer wurden schon am zweiten Kongresstag der DDG in Berlin gezählt. azit und Ausblick: Während die Dermatologie in der Vergangenheit manchmal (zu Unrecht) eher als Randgebiet angesehen wurde, so Kaufmann anlässlich des 25. Kieler Dermatoonkologie-Symposiums, vielleicht auch deshalb, weil lange Zeit nur vergleichsweise wenige Medikamente zur Verfügung standen, hat in den letzten zehn Jahren eine Revolution stattgefunden: Keine andere Fachgruppe hat während dieser Zeit so viele Innovationen ins Portfolio bekommen wie dieses „kleine“ Fach Dermatologie, so Dr. Steffen Gass (Günzburg). Hinzu kommt die verstärkte Hinwendung zur Psychodermatologie, gezeigt am Beispiel der Rosacea, sodass auch hier konsekutiv ein notwendiger „Imagewechsel“ eingetreten ist, den es weiter zu entwickeln gilt. So kann allen Kollegen, die auch die Haut des Patienten untersuchen, eigentlich allen, die bei der Begrüßung auch das Gesicht des kranken Menschen erblicken, der Besuch von Dermatologie-Fortbildungen und -Tagungen empfohlen werden, wenn möglich auch einer Jahrestagung der DDG. Die nächste wird in zwei Jahren stattfinden, voraussichtlich wieder in Berlin. Dr. Udo Hennighausen M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 1 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Bewerbungen richten Sie bitte an: Kas- Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein senärztliche Vereinigung SchleswigHolstein, Zulassung/Praxisberatung, Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg. Der Bewerbung sind ein Auszug aus dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen. Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen. Die Bewerbung wird nicht durch eine eventuell erfolgte Wartelisteeintragung ersetzt! Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und Medizinische Ver- sorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere Ärztin bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte muss bzw. müssen namentlich genannt werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen. Es besteht die Möglichkeit, dass ein für einen vollen Versorgungsauftrag ausgeschriebener Vertragsarztsitz/ Vertragspsychotherapeutensitz von zwei Ärzten/Ärztinnen übernommen wird, die den Sitz übernehmen und ihren Versorgungsauftrag jeweils auf einen halben Versorgungsauftrag beschränken. Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt. Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551-883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung: -378 Kreis Pinneberg -596 Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Herzogtum Lauenburg, Kreis Stormarn -258 Stadt Lübeck, Kreis Ostholstein -561 Kreis Nordfriesland -634 Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg, Stadt Kiel, Kreis Plön -427 Kreis Dithmarschen, Kreis Segeberg, Kreis Steinburg FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH* PRAXISFORM BEWERBUNGSFRIST** AUSSCHREIBUNGSNUMMER Augenärzte Kreisregion Stadt Flensburg/ Kreis Schleswig-Flensburg BAG 31.07.2015 5727/2015 Chirurgen Kreis Herzogtum Lauenburg EP 31.08.2015 5648/2015 Frauenärzte Kreis Segeberg EP 31.08.2015 5912/2015 Frauenärzte Stadt Kiel EP 31.08.2015 5943/2015 Hausärzte MB Lübeck EP 31.07.2015 4952/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Kiel EP 31.08.2015 4936/2015 Hausärzte MB Rendsburg EP 31.08.2015 4866/2015 Hausärzte MB Kiel MVZ 31.07.2015 4876/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest BAG 31.07.2015 4864/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 31.08.2015 3859/2015 Hausärzte MB Ratzeburg EP 31.08.2015 5390/2015 Hausärzte MB Heide EP 31.08.2015 5697/2015 Hausärzte MB Itzehoe BAG 31.07.2015 5951/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Eutin EP 31.08.2015 6279/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Kiel EP 31.08.2015 6290/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Kiel EP 31.08.2015 6294/2015 4 2 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 Hautärzte Stadt Lübeck BAG 31.07.2015 5904/2015 Internisten SH Mitte 101 MVZ 31.07.2015 4877/2015 Internisten -halbe Zulassung- SH Nord 102 BAG 31.07.2015 5718/2015 Internisten SH Mitte 101 BAG 31.07.2015 5959/2015 Kinderärzte Kreis Ostholstein EP 31.08.2015 4976/2015 Kinderärzte -halbe Zulassung- Stadt Lübeck BAG 31.07.2015 5518/2015 Nervenärzte Kreis Segeberg EP 31.08.2015 4872/2015 Nervenärzte Kreisregion Stadt Neumünster/ Kreis Rendsburg-Eckernförde EP 31.08.2015 4862/2015 Psychotherapeuten Kreis Segeberg EP 31.07.2015 4210/2015 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- Kreis Plön EP 31.07.2015 4944/2015 *Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL). ** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird, das beantragte Fachgebiet eindeutig angegeben ist, ein Arztregisterauszug beigefügt wurde und der Antrag unterschrieben ist. Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können: FACHGEBIET/ARZTGRUPPE PLANUNGSBEREICH PRAXISFORM AUSSCHREIBUNGSNUMMER Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 10045/2014 Hausärzte MB Bad Oldesloe EP 14781/2014 Hausärzte MB Flensburg EP 11619/2014 Hausärzte MB Itzehoe BAG 11583/2014 Hausärzte MB Itzehoe EP 12952/2014 Hausärzte MB Itzehoe BAG 2351/2015 Hausärzte MB Kiel BAG 8669/2014 Hausärzte MB Metropolregion Südost EP 12920/2014 Hausärzte MB Metropolregion Südost BAG 1904/2015 Hausärzte MB Metropolregion Südwest EP 2218/2015 Hausärzte MB Neumünster BAG 11444/2014 Hausärzte MB Neustadt (Holstein) BAG 151/2015 Hausärzte MB Schleswig EP 10664/2014 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Heide MVZ 10384/2014 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Kiel BAG 1980/2015 Hausärzte -halbe Zulassung- MB Metropolregion Südost EP 939/2015 HNO-Ärzte Kiel BAG 14771/2015 HNO-Ärzte Lübeck BAG 10530/2014 Psychotherapeuten Kiel EP 11898/2014 Psychotherapeuten -halbe Zulassung- NMS/RD-E EP 154/2015 M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 3 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de): NAME FACHGRUPPE ORT Dr. med. Volker Johannes Stein Orthopädie und Unfallchirurgie Schleswig Dr. med. Klaus Graeber Radiologische Diagnostik Rendsburg Dr. med. Knut Peer Walluscheck Gefäßchirurgie Flensburg Dr. med. Eike Burmester Innere Medizin/Gastroenterologie Lübeck Dr. med. Barbara Behnke Orthopädie Lübeck Oleg Mitrofanov Neurologie Helgoland Dr. med. Konstanze Holl-Ulrich Pathologie Lübeck Dr. med. Hans-Ralph Burow Anästhesiologie Niebüll Dr. med. Burkhard Schmieding Anästhesiologie Elmshorn Stephanie Liedtke Anästhesiologie Bad Segeberg Dr. med. Norbert Buhles Haut- und Geschlechtskrankheiten Westerland Dr. med. Martina Kohl Innere Medizin Kiel Dr. med. Klaus-Peter Otto Kinder- und Jugendmedizin Itzehoe Dr. med. Sven Korte Innere Medizin/Gastroenterologie Heide Dr. med. Alfonso Grande Innere Medizin Tönning Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten: NAME ORT FACHGRUPPE BEGINN Dr. med. Liliana Rawinski 24537 Neumünster, Max-Richter-Straße 17 Innere Medizin/ hausärztlich 01.07.2015 Jochen Rathjen NACHFOLGER VON Angelika Haneberg 24848 Kropp, Tetenhusener Chaussee 12 Frauenheilkunde und 01.07.2015 Dr. med. Harald Schiedat Geburtshilfe Dr. med. Clemens Zahn 24943 Flensburg, Mürwiker Straße 89 Orthopädie und Unfallchirurgie 08.06.2015 Dr. med. Thorsten Wichmann Dr. med. Nadin Neumann 23774 Heiligenhafen, Markt 16 Augenheilkunde 01.05.2015 Dr. med. Günther Busch -halbe Zulassung- 24306 Plön, Am Markt 15 Psychiatrie, Neurologie 01.06.2015 Dr. med. Niki Amanatidis 21465 Reinbek, Am Rosenplatz 4 Kinder- und Jugendmedizin 01.07.2015 Dr. med. HansPeter Lehmann Dr. rer. hum. biol. Dipl.-Psych. Berit Wedel -halbe Zulassung- 23552 Lübeck, Breite Straße 1-5 Psychologische Psychotherapeutin 07.05.2015 Dipl.-Psych. Hans-Dieter Strätgen -halbe Zulassung- 4 4 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 Dr. med. Claudius Knepel-Stoll 24846 Norderstedt, Rathausallee 7 Allgemeinmedizin 03.08.2015 Ernst Soldan Dr. med. Silke Lubjuhn 25813 Husum, Woldsenstraße 3 Innere Medizin/ hausärztlich 01.07.2015 Dr. med. Stefanie Heinzius 24943 Flensburg, Mürwiker Straße 89 Frauenheilkunde und 02.07.2015 Hans-Eckart Geburtshilfe Koblitz Dr. med. Katharina Tönnsen 24937 Flensburg, Angelburger Straße 8 Haut- und Geschlechtskrankheiten 01.07.2015 Dr. med. Rainer Niss Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME DES ANSTELLENDEN ARZTES ORT FACHGRUPPE BEGINN NAME DES ANGESTELLTEN „ZoGeZ Zollhaus Gesundheitszentrum Brücke MVZ GmbH“ -Sonderbedarf- 24340 Eckernförde, Schiffbrücke 8 Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut 01.06.2015 Dr. phil. Dipl.-Psych. Carsten Schmidt -halbtags- Dr. med. Human Bolouri -Sonderbedarf- 24105 Kiel, Preußer Straße 1-9 Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie und Internistische Onkologie 01.06.2015 Matthias von Hofen -dreivierteltags- Christa Maria Haas -Sonderbedarf- 21509 Glinde, Markt 16 Frauenheilkunde und Geburtshilfe 01.01.2016 Dr. med. Wolfgang Seebach -Erhöhung von halbtags auf ganztags- Dres. Brockmann und Kollegen 23730 Neustadt, Königstraße 4 Orthopädie und Unfallchirurgie 30.04.2015 Dr. med. Maria Hornberger -halbtags- Dr. med. Johannes Gerber 23775 Großenbrode, Nordlandstraße 40 Allgemeinmedizin 22.06.2015 Dr. med. Wolfgang Weber -ganztags- Dennis Kramkowski 24159 Kiel, Langenfelde 104 Allgemeinmedizin 01.07.2015 Thomas Miklik -ganztags- Dres. Höft, Löffler, Ackerhans, Wilms 24106 Kiel, Holtenauer Straße 270 Hals-NasenOhrenheilkunde 01.07.2015 Janusz Peter Ingwersen -halbtags- Heidi Brockhaus, Dr. med. Bernhard Reiß 23898 Sandesneben, Rosenweg 2 Allgemeinmedizin 01.07.2015 Dr. med. Janina Humke -ganztags- M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 5 AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5 Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten: NAME FACHGRUPPE VON NACH DATUM Dipl.-Psych. Waltraut Metz-Wörtge Psychologische Psychotherapeutin 23552 Lübeck, Breite Straße 1-5 23568 Lübeck, Waldstraße 34 08.05.2015 Dipl.-Psych. Claudia Lindemann Psychologische Psychotherapeutin 23758 Oldenburg, Kuhtorstraße 17b 23758 Oldenburg, Burgtorstraße 3 07.05.2015 Dipl.-Psych. Sabine Bartholmei Psychologische Psychotherapeutin 24939 Flensburg, Marienhölzungsweg 24 24955 Harrislee, Am See 7a 01.06.2015 Dr. med. Dipl.-Psych. Stefanie Spitzner Psychotherapeutische Medizin 23552 Lübeck, Breite Straße 1-5 23564 Lübeck, Travelmannstraße 41-43 01.06.2015 Dipl.-Soz.-Päd. Ireen Feldmann Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin 25980 Sylt, ErichJohannsen-Wai 5 25980 Sylt, DoktorNicolas-Straße 3 01.04.2015 Dipl.-Päd. Irene Holla Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin 25821 Bredstedt, Markt 8 25821 Bredstedt, Alleestraße 8 01.08.2015 Dipl.-Psych. Ines Neuber Psychologische Psychotherapeutin 24539 Neumünster, Kampstraße 22 24539 Neumünster, Op de Koppel 38 01.06.2015 Dipl.-Psych. Sabine Beckmann Psychologische Psychotherapeutin 22848 Norderstedt, Ochsenzoller Straße 173 24598 Boostedt, Auweg 22 01.07.2015 Dipl.-Psych. Karin Fromm Psychologische Psychotherapeutin 25709 Marne, Königstraße 20 25704 Meldorf, Burgstraße 10 01.07.2015 Dr. med. Marina Rubin Kinder- und Jugendmedizin 24109 Kiel, Aalborgring 38 24109 Kiel, Skandinaviendamm 360 01.07.2015 Dr. med. Andre Schrauder Kinder- und Jugendmedizin/ Kinder-Hämatologie und -Onkologie 24109 Kiel, Aalborgring 38 24109 Kiel, Skandinaviendamm 360 01.07.2015 Dr. med. Thomas Scherenberg Chirurgie 23730 Neustadt, Am Markt 7 23730 Neustadt, Waschgrabenallee 9 01.07.2015 Dr. med. Urte Riese Frauenheilkunde und Geburtshilfe 24837 Schleswig, Stadtweg 48 24837 Schleswig, Stadtweg 27 02.07.2015 Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat in ihrer Sitzung am 17. Juni 2015 Änderungen im Honorarverteilungsmaßstab (HVM) mit Wirkung zum 1. Juli 2015 beschlossen. Die aktuelle Fassung des HVM finden Sie auf unserer Homepage www.kvsh.de. Auf Anforderung wird der Text der Bekanntmachung in Papierform zur Verfügung gestellt, Telefon: 04551 - 883 486. Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Große hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Schönberg mit breitem Spectrum (Osteopathie, Naturheilverfahren, Sportmedizin) sucht ab sofort Weiterbildungsassistentin für Allgemeinmedizin. Wöchentliche Fortbildung findet in der Praxis statt. Wir bieten selbständiges Arbeiten und flexible Ausbildungszeiten. Kontakt: 0178-4915127 oder [email protected] Wir stellen ein: Eine/n Arbeitsmediziner/-in / Betriebsmediziner/-in z.Z. Leitung des Bereiches Arbeitsschutz. Aufgaben: Aufgaben gemäß § 3 Arbeitssicherheitsgesetz, Sicherstellen der gesetzlichen Anforderungen in den Aufgabenbereichen Gesundheits- und Arbeitsschutz incl. BEM, erarbeiten von Handlungsempfehlungen und Entscheidungsgrundlagen für die Verwaltungsleitung Anforderungsprofil: Abgeschlossenes Studium der Humanmedizin mit abgeschlossener Weiterbildung Arbeitsmedizin / Betriebsmedizin, mehrjährige Berufserfahrung in dem Aufgabengebiet Die Eingruppierung kann bei Vorliegen der persönlichen und tariflichen Voraussetzungen bis in die Entgeltgruppe 15 TVöD erfolgen. Näheres zu den Aufgaben und zum Anforderungsprofil etc. finden Sie unter www.bekanntmachungen.luebeck.de/stellen und unter www.berufe-sh.de. Anforderung des kompletten Ausschreibungstextes auch bei [email protected] oder telefonisch unter (0451) 122-1151, Herr Bloeß. Ausdrücklich begrüßen wir es, wenn sich Menschen mit Migrationshintergrund bei uns bewerben. Chiffre-Zuschriften senden Sie bitte unter Angabe der Chiffre-Nr. an: Quintessenz-Verlags GmbH, Ifenpfad 2-4, 12107 Berlin Medizin, die begeistert Haben Sie Lust Ihr gesamten Wissen und all Ihre Erfahrung in Schulmedizin und Naturheilkunde konsequent in Ganzheitlicher Medizin umzusetzen? Keine Symptombehandlung in aller Eile sondern in Ruhe die Ursachen einer Erkrankung ergründen und täglich zufriedene Patienten behandeln? Fachärztin/Facharzt für Augenheilkunde zur Mitarbeit für ca. 10-15 Std. pro Woche gesucht. Wir suchen für unsere u.a. auf Darmerkrankungen, Immunstörungen und Allergien spezialisierte, konkurrenzlose Privatpraxis am Stadtrand Hamburgs eine Kollegin oder einen Kollegen, d(ie)er mit Herzblut seine Medizin betreiben möchte. Wenn Sie so wie jetzt nicht weitermachen wollen, wenn Sie statt vielen Patienten wenig lieber wenigen Patienten richtig helfen wollen, wenn Sie sich vorstellen können nach einer Übergangsphase als Praxispartner eine derartige Praxis zu übernehmen, dann schreiben Sie uns. Der Seniorpartner möchte u.a. wegen zunehmender Seminartätigkeit in absehbarer Zeit ausscheiden. Bewerbungen bitte an: Augenarztpraxis Andrea Sonnenberg Kurt-Schumacher-Platz 9 24109 Kiel Tel.: 0431/525055 Chiffre 584 Ausgabe 07-2015 aktuell.indd 1 26.06.2015 13:09:33 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Gesundheitsmanagement sucht für die Standorte Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zur Erweiterung des Ärzte-Teams ab sofort eine Fachärztin/einen Facharzt für Arbeitsmedizin sowie eine Ärztin/einen Arzt zur Weiterbildung zum Facharzt der Arbeitsmedizin. Ihre Aufgaben liegen in der Beratung der Betriebe und deren Mitarbeitern zu allen Fragen des betrieblichen Gesundheitsschutzes sowie in der Übernahme aller Verpflichtungen für die Betriebe, die sich aus der Arbeitsschutzgesetzgebung und den Unfallverhütungsvorschriften für Betriebsärzte ergeben. Unser besonderes Augenmerk richten wir auf das Gesundheitsmanagement. Hier geht es nicht zuletzt um Wiedereingliederungsmanagement nach längeren Krankheiten, unter anderem geht es um die Einführung und Pflege von Arbeitsschutzmanagementsystemen, um die Implementierung des Gesundheitsschutzes in Qualitätsmanagementsysteme und um präventivmedizinische Beratung zur demografischen Entwicklung. Wir würden uns freuen, wenn wir Sie für diese Aufgabenstellung begeistern könnten. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gern telefonisch oder per Mail zur Verfügung. Es erwarten Sie geregelte Arbeitszeiten ohne Nacht- und Wochenenddienste und ein freundliches Arbeitsklima in einem kollegialen Team mit sehr guten Rahmenbedingungen zur Einarbeitung/Ausbildung. Ein Dienstfahrzeug – auch zur privaten Nutzung - wird auf Wunsch gestellt. Diese Tätigkeit (Weiterbildung) ist auch für den beruflichen Wiedereinstieg bestens geeignet. Die volle Weiterbildungsermächtigung für das Fach Arbeitsmedizin liegt vor. Mindestvoraussetzung für die Weiterbildung sind 2 Jahre klinische Innere Medizin. Auch diese kann im Rahmen einer Weiterbildungskooperation mit dem Städtischen Klinikum Lüneburg erworben werden. Wir freuen uns über Ihre schriftliche Bewerbung an Consilius GmbH, Havighorster Weg 8b, 21031 Hamburg, Tel.: 0451-70749630 oder gerne per Mail an [email protected] Fachberater Unser Ziel: Ohne ZVS schnell ins Studium (Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin, Biologie, Psychologie). Vorbereitung für Medizinertest und Auswahlgespräche. Info und Anmeldung. K R U M B HOL Z K ÖN I G & PA RT N E R Steuer+Unternehmensberatung Verein der NC-Studenten e.V. (VNC) Argelanderstr. 50, 53115 Bonn, Tel. (0228) 21 53 04, Fax (0228) 21 59 00 „ M e h r E n ergie „M für Heilberufe“ Heinz-Günter Fritsche Steuerberater Finanzberatung, so individuell wie Sie. 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Erfahren Sie mehr über unser umfassendes Leistungsportfolio unter Praxisrecht.de oder vereinbaren Sie einen persönlichen Termin. Rechtsanwälte & Fachanwälte für Medizinrecht | Steuerrecht | Arbeitsrecht Kanzlei Hamburg Lokstedter Steindamm 35 22529 Hamburg fon +49 (0) 40 – 2390876-0 e-mail [email protected] 26.06.2015 13:09:34 Kunde: Klinik Graal-Müritz Heft: Ärzteblatt Schleswig-Holstein 7/ 2015 Format: 90 x 19 mm Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Stellenangebote/Stellengesuche SegebergerKliniken_150622.pdf 1 22.06.15 09:32 Wir bieten Ihnen ein familiäres Arbeitsklima und das Ostseeumfeld… Jetzt bewerben unter: www.krebsrehaklinik.de/klinik/karriere-jobs/arzt-aerztin Wir suchen für unsere Gemeinschaftspraxis ab sofort eine/n Weiterbildungsassistent/in. Gemeinschaftspraxis Dr. med. Petra Jessen Fachärztin für Innere Medizin/ Gastroenterologie/ Proktologie Inga Grimm Fachärztin für Allgemeinmedizin/Palliativmedizin Erdbeerfeld 8 - 24161 Altenholz - Tel.: 0431-329632 Allgemeinmediziner/in in Vollzeit für Gemeinschaftspraxis Allgemein und Internistisch in Kiel gesucht. Dr. Karin Jatzkewitz Projensdorfer Str. 202, 24106 Kiel www.Arztpraxis-projensdorf.de Das Hausärztliche Zentrum am Alten Markt in Kiel sucht Weiterbildungsassistent/in (Voll- oder Teilzeit) ab etwa August/September 2015, ggf. auch früher oder etwas später, gute Bezahlung, flexible Arbeitszeiten können vereinbart werden weitere Infos unter: www.hausaerzte-altermarkt.de, E-Mail: [email protected] Weiterhin suchen wir einen hausärztlichen KV-Sitz für Kiel Älterer berenteter Neurologe sucht Teilzeit-Beschäftigung ohne Nachtdienst in neurol.ausgerichteter Praxis (jedoch auch Psychiatrie-Facharzt), Klinik, Reha-Einrichtung etc. Nach etlichen Jahren Klinik und langjähr. eigener Praxis als Honorararzt neurol. Konsiliarius in orth. Kurklinik,mehrere Jahre leitender Arzt in MVZ, Stellvertreter des med.Leiters einer ambulanten neurol.-Rehaeinrichtung. Alle elektrophys.Untersuchungsmeth. In SH, möglichst Westküste. Chiffre 588 Die AK SEGEBERGER KLINIKEN GMBH, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, stellt, als Teil der Segeberger Kliniken Gruppe mit über 1.800 Mitarbeitern und 1.000 Betten, mit jährlich mehr als 5.200 Operationen vor allem in der Allgemein- und Unfallchirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologie sowie Oralchirurgie in fünf modern ausgestatteten OP-Sälen die chirurgische Versorgung in der Region sicher. Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir in Vollzeit eine/n Assistenzarzt/-ärztin Chirurgie Neben dem allgemeinchirurgischen Spektrum bestehen Schwerpunkte in der Unfall- und Viszeralchirurgie, in der Eingriffe einschl. minimal-invasiver Verfahren vom oberen Gastrointestinaltrakt bis zur Proktologie durchgeführt werden. Unfallchirurgisch sind wir kompetent in allen Osteosyntheseverfahren und in der Wiederherstellungschirurgie. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Endoprothetik großer Gelenke, der Arthroskopien des Knies, der Schulter und des Sprunggelenkes. Es besteht eine umfangreiche Notfall- und D-Arzt-Ambulanz. Die Intensivstation und das NEF werden z. T. chirurgisch besetzt, der Fachkundenachweis Rettungsdienst wäre daher von Vorteil. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage und erteilt Ihnen gerne unser Chefarzt der Chirurgie, Herr Dr. med. Robert Keller, unter 04551 / 801-1026. AK SEGEBERGER KLINIKEN GMBH Krankenhausstraße 2 · 23795 Bad Segeberg [email protected] · www.segebergerkliniken.de HERZ-, KREISLAUF- U. GEFÄSSERKRANKUNGEN HERZCHIRURGIE NEUROLOGIE PSYCHOSOMATISCHE MEDIZIN UND PSYCHOTHERAPIE ALLGEMEINE KLINIK PRÄVENTION REHABILITATION FÄ/FA für Pädiatrie zur Anstellung in großer Gemeinschaftspraxis im Norden Hamburgs in Vollbzw. Teilzeit gesucht. Sehr interessante Konditionen, spätere Partnerschaft möglich. Kontakt: [email protected] Intern./Hausärztliche Gemeinschaftspraxis in OH mit breitem Spektrum sucht hausärztliche(n) Internisten/in, Allgemeinmediziner/in im Angestelltenverhältnis halbtags ab 01.10.15 Chiffre 587 Praxisabgabe/-übergabe/-räume/-gesuche Allgemeinmedizin in Neumünster Attraktive hausärztliche Gemeinschaftspraxis mit positiver Arbeitsatmosphäre und zuverlässigem Patientenstamm sucht Nachfolger/in für ausscheidenden Partner. Email: [email protected] Hausärztl. oder Internist. Sitz in HL Innenstadt oder nähere Umgebung gesucht (auch langfristig). Chiffre 589 Ausgabe 07-2015 aktuell.indd 3 Hausärztliche Praxis abzugeben Bad Oldesloe Zu MIETEN - NEUBAU / ERSTBEZUG im medizinischen Dienstleistungszentrum der Gemeinde Sörup (Angeln / Ostsee) - die letzte freie Praxisfläche (ca. 200m² - mit Aufzug) in zentraler & unmittelbarer Bahnhofsnähe - bezugsfertig nach Absprache. Chiffre 590 Weitere Informationen unter Tel. 0461 - 70 71 99 - 0 Glöde Immobilien - Management & Consulting - 26.06.2015 13:09:35 Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Veranstaltung ADHS im Erwachsenenalter: Behandlungsbausteine im stationären Rahmen Fachsymposium am Mittwoch, 2. September 2015, 15.30 bis 20.00 Uhr Fortbildung in der deutschlandweit führenden Klinik zur Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter: Ärzte, Psychologen und Coaches referieren über Diagnostik und Therapie der ADHS im Erwachsenenalter. Veranstaltungsort: Schön Klinik Bad Bramstedt, Birkenweg 10, 24576 Bad Bramstedt Telefon 04192 504-7035, [email protected] www.schoen-kliniken.de Schön Klinik. Messbar. Spürbar. Besser. Verschiedenes 190 x 67 mm/4c _Symposium_ADHS_BBR.indd 1 Anzeigenschluss für die September-Ausgabe ist der 20.08.2015 Ausgabe 07-2015 aktuell.indd 4 26.06.2015 13:09:35 5 0 // T E L E F O N V E R Z E I C H N I S / I M P R E S S U M J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8 K O N TA K T Z U R Ä R Z T E K A M M E R Ärztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 8-12 23795 Bad Segeberg Telefon 04551 803 0 Fax 04551 803 188 [email protected] www.aeksh.de IMPRESSUM Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein V. i. S. d. P.: Dr. Franz Joseph Bartmann Die Redaktion gehört zur Abteilung Kommunikation der Ärztekammer Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.), Katja Willers, Anne Mey, Telefon 04551 803 127, -119 Weitere Mitarbeiter dieser Ausgabe: Karl-Werner Ratschko, Esther Geißlinger, Uwe Groenewold, Werner Solbach, Udo Hennighausen Zuschriften redaktioneller Art bitte an: Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt, Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg, [email protected] Druck und Vertrieb: SDV Direct World GmbH Tharandter Straße 23-35 01159 Dresden Anzeigenverwaltung: Quintessenz Verlags-GmbH, Ifenpfad 2-4, 12107 Berlin, Telefon 030 761 806 63, Fax 030 761 806 93 Konto: Commerzbank AG Berlin, IBAN: DE61100400000180215600 BIC: COBADEFFXXX Zurzeit ist die Anzeigenpreisliste Nr. 55/2015 gültig. Geschäftsleiter: Horst-Wolfgang Haase Anzeigen: Samira Rummler Herstellung: Ärztekammer Schleswig-Holstein Die Zeitschrift erscheint elf Mal im Jahr jeweils zum 15. des Monats. Die Zeitschrift wird von allen Ärzten in Schleswig-Holstein im Rahmen ihrer Mitgliedschaft zur Ärztekammer bezogen. Der Bezugspreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten. Die Beiträge geben die Auffassung der namentlich genannten Autoren, nicht zwingend die der Redaktion wieder. Für unaufgefordert eingereichte Beiträge werden keine Honorare bezahlt. Die Redaktion behält sich das Recht vor, über die Veröffentlichung, die Gestaltung und ggf. redaktionelle Änderungen von Beiträgen zu entscheiden. Dies betrifft auch Leserbriefe. Die Redaktion freut sich über unverlangt eingesandte Manuskripte und bittet um Verständnis, dass umfangreiche Arbeiten aufgrund des redaktionellen Konzepts nicht berücksichtigt werden können. Wenn aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form eines Wortes genutzt wird, ist hiermit auch die weibliche Form gemeint. Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung strafbar. Vorstand Dr. Franz Joseph Bartmann (Präsident) Dr. Henrik Herrmann (Vizepräsident) Dr. Gisa Andresen Dr. Svante Gehring Petra Imme Dr. Thomas Schang Dr. Christian Sellschopp Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 [email protected] Geschäftsführung Dr. Carsten Leffmann (Ärztl. Geschäftsführer) Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 Karsten Brandstetter (Kaufm. Geschäftsführer) Telefon 04551 803 125 Fax 04551 803 180 [email protected] Ärztliche Weiterbildung Leitung: Manuela Brammer Telefon 04551 803 328 Fax 04551 803 222 [email protected] Rechtsabteilung Leitung: Carsten Heppner (Justiziar) Telefon 04551 803 151 Fax 04551 803 339 [email protected] Qualitätsmanagement Leitung: Dr. Uta Kunze Telefon 04551 803 165 Fax 04551 803 265 [email protected] Ärztliche Fortbildung und Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung Leitung: Helga Pecnik Telefon 04551 8813 166 Fax 04551 8813 194 [email protected] Medizinische Fachberufe und Edmund-Christiani-Seminar Leitung: Cornelia Mozr Telefon 04551 8813 0 Fax 04551 8813 234 [email protected] Hauswirtschaft und Gästehaus Leitung: Helena Willhöft Telefon 04551 8813 178 Fax 04551 8813 234 [email protected] Ärztliche Angelegenheiten Leitung: Dr. Uta Kunze Telefon 04551 803 165 Fax 04551 803 231 [email protected] Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Leitender Redakteur: Dirk Schnack Telefon 04551 803 127 Fax 04551 803 188 [email protected] Mitgliederverzeichnis/Ärztestatistik Leitung: Yvonne Rieb, Christine Gardner Telefon 04551 803 236, 04551 803 170 Fax 04551 803 220 [email protected] Finanzbuchhaltung Leitung: Kay Petruske Telefon 04551 803 140 Fax 04551 803 239 [email protected] IT-Abteilung Leitung: Wolfgang Dahncke Telefon 04551 803 184 Fax 04551 803 284 [email protected] Personalabteilung Leitung: Katrin Hartkopf Telefon 04551 803 163 Fax 04551 803 163 [email protected] Facility Management Leitung: Helge Timmermann Telefon 04551 803 320 Fax 04551 803 318 [email protected] Patientenberatung Telefon 04551 803 308 Fax 04551 803 188 [email protected] Strahlenschutz/Ärztliche Stellen Cornelia Ubert, Gabriele Kautz-Clasen Telefon 04551 803 324, 04551 803 126 Fax 04551 803 231 [email protected] Krebsregister Schleswig-Holstein Vertrauensstelle Leitung: Mirja Wendelken Telefon 04551 803 104 [email protected] Versorgungseinrichtung der Ärztekammer Schleswig-Holstein Bismarckallee 14–16 23795 Bad Segeberg Geschäftsführer: Harald Spiegel Telefon 04551 803 300 Fax 04551 803 150 [email protected] Stellen- und Gelegenheitsanzeigen Annahme: Samira Rummler, [email protected] Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680 Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected] Fachberater ò Stingl • Scheinpflug • Bernert vereidigte Buchprüfer und Steuerberater Partnerschaftsgesellschaft " Spezialisierte Beratung für Ärzte • Finanz- und Lohnbuchhaltung • Quartals-Auswertung Chef-Info sowie betriebswirtschaftliche Beratung Liquiditäts-, Rentabilitäts- und Steuerberechnung Ǥ • steuerliche Konzeption, Gestaltung und Betreuung von (neuen) Kooperationsformen: MVZ, BAG und Ärztenetze Ǥ • Existenzgründung ¡Ǥ Ihre fachlich kompetenten Ansprechpartner: Anette Hoffmann-Poeppel - Steuerberaterin Horst Stingl - Steuerberater Am Dörpsdiek 2 • 24109 Kiel / Melsdorf Tel. 0 43 40 / 40 70 0 www.stingl-scheinpflug.de • [email protected] ¡ Ǥ ò é͘͝ ͖͕͔͙͘ Ǥǣ͔͕͗͘Ǧ͙͚͗͗͘͘ ǦǦé͚ ͖͙͙͚͗ò Ǥǣ͔͙͕͘Ǧ͕͕͘͘͘͘͜ ̷ Ǥ Ǥ Ǥ ǡǤǤòǡ ȋ ǡ ǡ Ȍǡ ǡ ǡ ǡ ǣ Ǩ Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft -Praxiswertgutachten -Gutachten im Zugewinnausgleich -Mediation Berufsausübungsgemeinschaft -Begleitung bei Praxiskauf / Praxisverkauf Horst Stingl von der IHK zu Kiel öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für die Bewertung von Unternehmen im Gesundheitswesen, Betriebsanalysen und Betriebsunterbrechungsschäden Am Dörpsdiek 2 24109 Kiel/Melsdorf Tel. 043 40 / 40 70 60 Lokstedter Steindamm 35 22529 Hamburg Tel. 040 / 23 90 876 55 [email protected] Ausgabe 07-2015 aktuell.indd 5 Fachspezifische Steuerberatung für Heilberufe Aktuelle Seminare – Existenzgründertag - Betriebswirtschaftliche Beratung 20.09.08, 10:00 Uhr, KV Bad Segeberg (8 Fortbildungspunkte) - Liquiditätsanalyse und -planung Anmeldung unter Tel. Begleitung 0451- 4 84 14 - 0von oder Existenzgründung [email protected] Unterstützende Finanzund Lohnbuchführung Richard-Wagner-Straße 6, - Betriebswirtschaftliche Beratung 23556 Lübeck - Liquiditätsanalyse und -planung Partnerschaftsgesellschaft mbB4 84 14- 0 Tel.: 0451- Unterstützende Begleitung von Fax: 0451- 4 84 14- 44 Existenzgründung Richard-Wagner-Straße 6 Holtenauer Straße 94 - Finanz- und Lohnbuchführung 23556 Lübeck Tel.: 0451-48414-0 Fax: 0451-48414-44 24105 Kiel Tel.: 0431/564430 www.rohwer-gut.de [email protected] 26.06.2015 13:09:36 KK Az. 70x70mm DELTA Steuerberatung Bad Segeberg | Heide | Hamburg Druck 1.2010:Layout 1 29.01.2010 R E C H TSB E R ATU N G FÜR DIE HEILBERUFE Praxiskauf / -verkauf · Gemeinschaftpraxis · MVZ Gesellschaftsrecht · Zulassung · Vergütung Honorarverteilung · Regress Berufsrecht · Arztstrafrecht Die Berater für Ärzte seit über 50 Jahren Hindenburgstraße 1 · 23795 Bad Segeberg Tel. 0 45 51 - 8 80 80 · www.kanzleidelta.de Kurhausstraße 88 · 23795 Bad Segeberg Tel.: 04551/89930 · Fax 04551/899333 E-Mail: [email protected] www.kossen-segeberg.de w w w. p v s - s e . d e | [email protected] Beratung, Abrechnung, Korrespondenz, Forderungssicherung, u.v.m. Das Rundum-Sorglos-Paket Ausgabe 07-2015 aktuell.indd 6 26.06.2015 13:09:36
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