Ärzte helfen geflüchteten Ärzten bei der Integration

Nr. 7/8
Juli/August 2015
Bad Segeberg
68. Jahrgang
Herausgegeben von
der Ärztekammer
Schleswig-Holstein
Mit den Mitteilungen
der Kassenärztlichen
Vereinigung
Schleswig-Holstein
Allein in Deutschland: Flüchtlinge sind auf Unterstützung angewiesen.
MIGRATION
T H E M E N
12
Klinikproteste
gegen die
geplante Reform
16
Ärzte helfen geflüchteten
Ärzten bei der Integration
Begleitung wird von Flüchtlingen dankbar angenommen. Hoher Bedarf.
W
er als Flüchtling nach Schleswig-Holstein kommt, soll sich
willkommen und anerkannt
fühlen. Dies gilt natürlich auch
für die Mediziner aus Krisenregionen. Sie kämpfen bei uns
Ärztegenossen
mit den gleichen Problemen
erfinden sich neu wie alle Flüchtlinge: Sprachbarrieren,
Anerkennung als Flüchtling, Anerkennung der beruflichen Qualifikation, Suche nach medizinischer Behandlung.
Personalisierte
Viele kommen bei der ÜberwinMedizin zur
dung dieser Hürden nur langsam voran.
Kieler Woche
Oft ist es von Zufällen und persönlichen
Kontakten abhängig, ob Flüchtlinge die
Probleme lösen und damit ihre Integration beschleunigen können. Dies zeigen
Dermatologie:
die Beispiele von zwei Ärzten aus Syrien
Innovatives
und Afghanistan und einer Zahnärztin
Jahrzehnt
aus dem Irak, die alle im vergangenen
Medizinischer
Fakultätentag in
Kiel
19
21
40
Jahr nach Schleswig-Holstein gekommen sind und sich unter unterschied­
lichen Voraussetzungen um ihre Inte­
gration bemühen.
Eine Begleitung durch deutsche Kollegen kann dabei eine wertvolle Unterstützung sein. So helfen Ärzte aus Mölln
derzeit dem Chirurgen Saeed Albuhtari
aus Damaskus erfolgreich, bei uns Fuß
zu fassen. Zum Jahresende will er seine
Sprachprüfung ablegen und dann möglichst schnell als Arzt in unserem Bundesland arbeiten.
Zahnärztin Zane Al Lame aus Bagdad dagegen hat diese Begleitung lange
Zeit vermisst. Das Engagement der Lübecker Gemeindediakonie, aber auch
das ihrer Haus- und einer Amtsärztin
lassen die Zahnärztin nun wieder Hoffnung auf eine Zukunft in Schleswig-Hol-
stein und in ihrem Beruf schöpfen. Externe Unterstützung hat auch Orthopäde Ajmal Khan Arifi aus Afghanistan erfahren. Mit der Hilfe u. a. des Patienten­
ombudsvereins wurde dem von den
Taliban bedrohten Arzt, der in seiner
Heimat für die Bundeswehr gearbeitet
hatte, der Flüchtlingsstatus in Deutschland zuerkannt. Inzwischen absolviert er
ein Praktikum an einem Lübecker Krankenhaus, um in seinem Beruf tätig sein
zu können. Nun braucht er weitere Unterstützung, um seine Familie, die noch
unter großer Gefahr in Kabul lebt, in Sicherheit bringen zu können. Die drei
Fälle zeigen: Ohne Begleitung und Unterstützung ist es auch für die Mediziner
unter den Flüchtlingen schwer, sich bei
uns zu integrieren.
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AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
E D I T O R I A L // 3
Für Vernunft ist es nie zu früh ...
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
„Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen, das immer dann die Ruhe verliert,
wenn von ihm verlangt wird, dass es nach Vernunftgesetzen handeln soll.“ Dieses
Zitat von Oscar Wilde klingt im ersten Moment provokativ und überzogen – vor allem natürlich mit Blick auf die eigene Person. Beim zweiten Hinsehen allerdings erweist sich diese These ganz häufig als zutreffender als man es selbst gerne wahrhaben
möchte. Denn der Umsetzung dieser Erkenntnis verdankt ein ganzer und nicht unbedeutender Wirtschaftszweig seine Existenz. Die Werbebranche lebt einzig davon,
Kauf- und Konsumentscheidungen eben nicht nach dem tatsächlichen Bedarf und
ökonomischer Vernunft, sondern am Konformitätsbedürfnis und gefühlten Defiziten auszurichten.
Und dennoch: Die Möglichkeit zum vernunftbedingten Handeln hat Fähigkeiten in uns mobilisiert, die uns im Extremfall in die Lage versetzen, den eigenen Lebensraum nachhaltig zu zerstören, aber auch dazu, uns neue Lebensräume außerhalb unserer Galaxie zu erschließen – letzteres nennt man dann „Utopie“.
Die tägliche Realität ist banaler, gleichwohl von der gleichen Ambivalenz geprägt. Die Düngung mit künstlichen Nitraten und der großflächige Einsatz von Insektiziden haben zu einer nahezu gigantischen Erhöhung der Erträge in der Landwirtschaft geführt, andererseits tauchen jetzt eben diese Substanzen zunehmend
und potenziell gesundheitsgefährdend mit großer zeitlicher Verzögerung im Grundwasser auf.
Und die Entdeckung des Penicillins und des antimikrobiellen Behandlungsprinzips hat den Schrecken früherer Epidemien in die Vergangenheit verbannt. Das
Auftauchen multiresistenter Keime nach allzu leichtfertigem und unprofessionellem Einsatz sieht uns im Moment in mancherlei Hinweis noch ratlos – aber keineswegs planlos. Regional ist in Schleswig-Holstein dieses Problem auf der Landesebene klar adressiert im Austausch zwischen allen akademischen Heilberufen, inklusive der Tierärztekammer im Rahmen der IdH (Interessengemeinschaft der Heilberufe). Unter dem Schlagwort Antibiotic Stewardship bemühen sich darüber hinaus
die Anwender vor Ort seit der Kopenhagener Konferenz von 1998 um den möglichst
rationalen (vernünftigen!) Einsatz von Antiinfektiva. Die Überwindung der Impfmüdigkeit und Impfverweigerung im Kampf gegen fast überwunden geglaubte virale Infektionskrankheiten hatten wir bereits in einer unserer letzten Ausgaben thematisiert.
Was in diesem medizinischen Kontext noch überschaubar scheint, hat in gesellschaftlichen Dimensionen mittlerweile ein Stadium erreicht, das vernunftgeleitetes Handeln zwingender und dringender denn je erscheinen lässt. Gewaltige Flüchtlingsströme aus bevölkerungsstarken und gleichzeitig wirtschaftlich unvorstellbar
armen Regionen stellen uns vor Herausforderungen, denen wir lange vor den Katastrophen auf den Reiserouten und der Versorgung hier bei uns begegnen müssten.
Diese Herausforderungen sind von einigen gesehen, von der saturierten Gesellschaft
aber nicht ernst genommen und damit viel zu spät als solche erkannt worden.
Dass katastrophale Fehlentwicklungen aber durchaus auch nach langer Zeit
noch korrigierbar sind, zeigt das Beispiel der späten Approbation von Frau Prof. Dr.
Ingeborg Syllm-Rapoport im Alter von 102 Jahren. In der Zeit des kollektiven Massenwahns des Nationalsozialismus an der Verteidigung ihrer wissenschaftlichen
Doktorarbeit aufgrund ihrer jüdischen Abstammung verhindert, wird sie durch die
Enkel der damaligen Entscheidungsträger spät – aber nicht zu spät – in dieser Hinsicht rehabilitiert. Das ihr zugefügte Leid und das Leiden können damit aber auch
nicht annähernd ungeschehen gemacht werden.
Illustration: Bernd Schifferdecker
...und selten zu spät.
Mit freundlichen kollegialen Grüßen
Ihr
Dr. med. Franz Joseph Bartmann
Präsident
Schreiben Sie uns gerne Ihre
Meinung – wir freuen uns über
Kritik und Anregungen:
[email protected]
4 // N A C H R I C H T E N
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Inhalt
4
Impfaktion in Lübeck
Promotion mit 102 Jahren
Durchbruch in der Tuberkuloseforschung
Warnung vor Eintrag in Register
Kurz notiert
4
4
5
5
5
TI TE LTHEM A 6
Flüchtende Ärzte finden in Schleswig-Holstein
Unterstützung
Gesundheitskarte für Flüchtlinge
Lübeck: Toleranz hat viele Seiten
6
9
10
GES UN DHEIT S P OLIT IK 12
Klinikreform: Proteste in Schleswig-Holstein
Sozialmedizinisches Kolloquium in Lübeck
Abgeordnetenversammlung der KVSH
Medizinischer Fakultätentag in Kiel
UKSH nach der Keim-Krise
Ärztegenossen wollen Versorgung neu denken
Präventionsgesetz: „Kein großer Wurf “
12
14
15
16
18
19
20
IM NOR DEN
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Personalisierte Medizin: Veranstaltung zur Kieler Woche
Versorgungsforschung bietet Fakten statt Mythen
Zehn Jahre Praxisklinik in Travemünde
Kieler Ärzte helfen den Kollegen am Kilimandscharo
Ärztliche Karriere ohne Kassenzulassung
Widersprüchliche Diagnose: ADHS und Asperger
Serie: Neue Mitglieder der Kammerversammlung
Nicht alle waren Nazis
21
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26
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P ERS ON A LIA 32
MEDIZ IN & W IS S ENS C H A F T 34
Schwerer Verlauf : Warnung vor Vibrio vulnificus
„Mother‘s little Helper“: Benzodiazepine 34
35
ARZT & REC HT 36
Kleine Ursache – große Wirkung
Offener Umgang hilft bei der Fehlervermeidung
36
37
FOR TB ILDU NGEN/ A K A D E M I E / E C S 38
Dermatologie: Innovatives Jahrzehnt
40
K AS S ENÄ RZT LIC HE V ER E I N I G U N G 41
ANZEIG EN
46
IMPR ES S UM / T ELEFONVE R Z E I C H N I S 50
Prof. Werner Solbach (hinten Mitte) und sein Team der „Impfzentrale“.
Studierende impfen
Älteste Promovendin
D
I
as Audimax am Lübecker UKSHStandort wurde am 3. Juni zur „Impfzentrale“ für Studierende und Beschäftigte der Universität, des UKSH
und der Medizinischen Hochschule sowie der Fachhochschule Lübeck. Das
Gesundheitsamt der Hansestadt hatte
in Zusammenarbeit mit dem Uni-Institut für Medizinische Mikrobiologie und
Hygiene zur Impfberatung eingeladen.
Wenn nötig wurden Auffrischungsimpfungen angeboten. Dazu wurden Studierende der Medizin ausgebildet, die unter
Aufsicht mit Engagement bei der Sache
waren. „Die Durchimpfungsraten gegen
Mumps, Masern und Röteln sind zwar
in den letzten Jahren gestiegen. Wir sind
aber noch entfernt von den 95 Prozent,
die für eine robuste Gemeinschaftsimmunität nötig sind. Deshalb gehen wir
vor Ort zu den Menschen, um Impfungen durchzuführen“, sagt Kaschlin Butt
vom Gesundheitsamt. Die Resonanz war
gut: Innerhalb weniger Stunden wurden
170 Interessierte beraten und 113 Impfungen vorgenommen. „Das große Interesse zeigt, dass die meisten Menschen
vom Nutzen der Impfung für sich selbst
und die Allgemeinheit überzeugt sind.
Durch die gute Aufklärung des Gesundheitsamtes konnten einige Menschen
überzeugt werden, die zunächst der Impfung skeptisch gegenüberstanden“, sagte
Prof. Werner Solbach, Leiter des Instituts
für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene. Solbach hat schon in der Vergangenheit mehrfach Medizinstudenten in
Lübeck zu Aktionen motiviert, mit denen sie breitere Patientenschichten ansprechen. So entwarfen sie wie berichtet
bereits Plakate, um Besucher und künftige Mitarbeiter auf die Bedeutung der
Händedesinfektion aufmerksam zu machen. (PM/Red)
hre Promotionsfeier beschäftigte Medien aus aller Welt: Prof. Ingeborg Syllm-Rapoport erhielt im Juni im Alter von 102 Jahren in Hamburg ihre
Promotionsurkunde überreicht. Damit ist sie vermutlich die älteste Promovendin weltweit. Im Mai hatte sie ihre
mündliche Prüfung vor einer dreiköpfigen Kommission abgelegt, unter ihnen
auch UKE-Dekan Prof. Uwe Koch-Gromus. „Nicht nur unter Berücksichtigung
ihres Alters war sie einfach brillant. Wir
waren beeindruckt von ihrer intellektuellen Wachheit und sprachlos über ihr
Fachwissen – auch im Bereich moderner Medizin“, sagte Koch-Gromus anschließend. Die 102-Jährige schloss ihr
Studium mit der Gesamtnote magna cum
laude ab. Ingeborg Syllm hatte in den
30er-Jahren in Hamburg Medizin studiert und war von 1937 bis 1938 Assistenzärztin am Israelitischen Krankenhaus Hamburg. In dieser Zeit fertigte
sie auch ihre Dissertationsschrift über
Diphterie an. Die Einreichung der fertiggestellten Doktorarbeit und als Folge daraus die Zulassung zur mündlichen
Prüfung wurden ihr aufgrund ihrer jüdischen Abstammung von den nationalsozialistischen Hochschulbehörden unter Bezug auf die geltenden „Rassengesetze“ verweigert. Noch im gleichen Jahr
emigrierte sie in die USA – ohne Titel. In Philadelphia bekam sie die Möglichkeit, ihren Abschluss nach zwei zusätzlichen Studienjahren erneut abzulegen. 1950 zog sie mit ihrer Familie in die
DDR. 1969 übernahm sie an der Charité
den ersten Lehrstuhl für Neonatologie
in Deutschland. Sie lebt noch heute in
Berlin. Koch-Gromus hörte anlässlich
ihres 100. Geburtstages von ihrem Fall,
setzte sich für Aufklärung ein und sorgte damit für die späte Prüfung. (PM/Red)
Titelbild: istockphoto Silvia Jansen/Foto: UKSH
NAC HRIC HT EN
N A C H R I C H T E N // 5
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KURZ NOTIERT
In eigener Sache
Mit dieser Ausgabe halten Sie erstmals eine Doppelausgabe
des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblattes für die Monate Juli
und August in den Händen. Die nächste Ausgabe erhalten Sie
im September, wie gewohnt zur Monatsmitte. Den sonst im
Sommer veröffentlichten Tätigkeitsbericht der Ärztekammer
finden Sie neben aktuellen Themen der Sommerwochen in
der Septemberausgabe. (Red)
Online-Portal der KVSH
Thomas Kohl vom Forschungszentrum Borstel bei der Vorbereitung für die Genomsequenzierung.
Durchbruch in der Tuberkuloseforschung
W
issenschaftlern des Forschungszentrums Borstel, des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung, des
Oxford Biomedical Research Centre und des South African National Institute for Communicable Diseases haben eine neue genetische Methode entwickelt, mit der sie voraussagen können, gegen welche Antibiotika Resistenzen bestehen und welche Präparate
gegen den jeweiligen Tuberkulose (Tb-)Erreger wirksam sind. Dazu untersuchte das Team mittels Gesamtgenomsequenzierung das Erbgut von rund 3.500
Tb-Stämmen. Die Forscher konzen­
trierten sich dabei auf Veränderungen
im Erbgut, die sie mit Antibiotikaresistenzen und -empfindlichkeit in Verbindung bringen können. Ergebnis ist eine
Art Lexikon für Mutationen im Erbgut
der Tb-Erreger. Findet man nun Ver-
änderungen im genetischen Code eines
Erregers, sind bestimmte Medikamente nicht mehr wirksam und sollten nicht
für die Therapie verwendet werden. Der
Stagnation bei Organspenden
Nachweis von Tb-Erregern und die ErIn Schleswig-Holstein stagniert die Zahl der Organspender.
mittlung von Antibiotikaresistenzen erNach Angaben der AOK Nordwest gab es in den ersten fünf
folgt bisher in Kulturverfahren. Diese
Monaten des Jahres nur neun Organspenden in unserem BunMethode benötigt bis zu sechs Wochen,
bis ein Ergebnis vorliegt – wertvolle Zeit, desland – genauso wenig wie im Vorjahr. Bundesweit zählte
die häufig eine effektive Behandlung ver- die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) dagegen
zögert. Zudem sind die Kulturverfahren im gleichen Zeitraum 375 Organspenden, dies entspricht einem Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitvergleichsweise fehleranfällig. Sie müssen präzise sein, um verlässliche und ver- raum. „Es ist noch zu früh, von einer positiven Trendwende zu
sprechen“, sagte dazu der geschäftsführende Arzt in der DSOgleichbare Ergebnisse zu erhalten. SolRegion Nord, Dr. Matthias Kaufmann. Aus den niedrigen Zahche optimalen Laborbedingungen sind
jedoch insbesondere in Ländern mit ho- len in Schleswig-Holstein wollte er keinen Trend ablesen. Er
verwies auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kliniken. Die
hen Tuberkuloseraten oft nicht vorhanden, gab das Forschungszentrum zu be- AOK will die Bevölkerung erneut über das Thema informieren
und kündigte umfassende Aufklärung über Organspenden an.
denken. Bis zur Anwendung der neuen
Mehr als 570.000 Versicherteninformationen zum Thema solMethode im praktischen Arbeitsalltag
len verschickt werden. Ziel sei, dass die Menschen eine „souvedauert es aber noch. (PM/Red)
räne Entscheidung“ treffen können. (PM/Red)
Warnung vor Gewerberegistrat
Foto: Deutsches Zentrum für Infektions­­
forschung/scienceRELATIONS
D
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH)
hat ein Online-Portal freigeschaltet, über das Patienten niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten finden können.
Unter www.arztsuche.kvsh.de sind Namen, Adressen und
Kontaktdaten eingestellt. Außerdem kann die Suche verfeinert werden, um Informationen über Spezialisierungen wie
Kardiologie oder Gastroenterologie zu erhalten. Auch Fremdsprachenkenntnisse oder rollstuhlgerechte Praxen sind dort
zu finden. Alle Angaben beruhen auf Selbstauskünften der
Ärzte und Psychotherapeuten, die sich für das Online-Portal
registriert haben. Die Arztsuche kann auch mobil mit einem
Smartphone oder einem Tablet-PC genutzt werden. (PM/Red)
Pflegetrainerinnen sind gefragt
er Verband Sozialer Wettbewerb e. V. hat sich entschlossen, gegen die Firma GES
Registrat GmbH ein Unterlassungsverfahren einzuleiten. Über den Ausgang des Eine erste Bilanz nach sechswöchiger Arbeit von drei Pflegetrainerinnen an der Schön Klinik in Neustadt fällt positiv aus.
Verfahrens war bis Redaktionsschluss noch nichts bekannt. Nach Angaben des
Die im Projekt „Familiale Pflege“ geschulten MitarbeiterinVerbandes, dem auch die Ärztekammer Schleswig-Holstein angehört, sind innen unterstützen die Angehörigen pflegebedürftiger Patienzwischen viele Adressaten – darunter auch Ärzte – auf eine Eintragungsofferte der
ten kostenlos. Das Angebot stößt nach Angaben der Klinik auf
Firma hereingefallen, „in Verkennung der Kostenpflichtigkeit des Angebotes“. Das
positive Resonanz. Die Pflegetrainerinnen bieten den Angein amtlicher Aufmachung verfasste Schreiben fordert dazu auf, ein „Eintragungsangebot zur Empfehlung Ihres Betriebes“ anzunehmen. Das „Leistungspaket“ bein- hörigen schon vor der Entlassung aus dem Krankenhaus Unhaltet einen Standardeintrag im „Gewerberegistrat“, Texte, Logos und Bilder soll der terstützung an und zeigen ihnen etwa Lagerungs- und Bewegungstechniken, üben mit ihnen den Einsatz von HilfsmitKunde selbst hochladen. Nur kleingedruckt sind die Kosten ersichtlich. Das „Leistungspaket“ kostet jährlich 588 Euro und wird mit Zurücksenden des Schreibens für teln, geben praktische Tipps zum Waschen, Essen und Ankleiden. Zu ihren Beratungsleistungen zählen auch Hinweise, wo
zwei Jahre verbindlich bestellt.
finanzielle Leistungen und Hilfsmittel beantragt werden könDer Verband Sozialer Wettbewerb bittet Ärzte, die diese Offerte angenommen hanen und wie die häusliche Umgebung für den Patienten geben, sich per Fax (030 324 9803) an die Verbands-Geschäftsstelle in Berlin zu wenstaltet sein sollte. Wie berichtet haben weitere Krankenhäuden. Zu vergleichbaren Aufforderungen von Adresseinträgen kommt es seit Jahren
von Firmen immer wieder. Häufig wechseln die Anbieter ihre Namen, wenn vor ih- ser im Land nach diesem Projekt Mitarbeiterinnen zur Unren Einträgen gewarnt wurde. Wiederholt haben auch ärztliche Institutionen vor der terstützung Angehöriger geschult, insgesamt sind es 47 Kliniken. (PM/Red)
Annahme solcher Angebote gewarnt bzw. auf die Folgen einer Zurücksendung dieser Offerten aufmerksam gemacht. (PM/Red)
6 // T I T E L T H E M A
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MIGRATION
Ärzte helfen
Flüchtlingen
Zahnärztin Zenea Al Lame aus dem Irak wird in Lübeck von
Migrationsberater Abdullah Mehmud unterstützt.
I
n Schleswig-Holstein haben
352.000 Menschen einen Migrationshintergrund. Die Landesregierung
sieht darin keine Gefahr, sondern betont die damit zusammenhängenden Chancen. Allen Zugewanderten,
heißt es auf den Seiten des Landesportals, soll eine gelebte Anerkennungsund Willkommenskultur begegnen. Das
gilt auch für die Flüchtlinge, deren Zahl
in den vergangenen Monaten wegen der
aktuellen Krisen in vielen Ländern zugenommen hat und in den nächsten Monaten weiter steigen wird. Die Willkommenskultur gelingt in vielen Fällen, aber
nicht immer. Oft hängt es vom Engagement einzelner ab, ob sich Flüchtlinge
in Schleswig-Holstein integrieren können. Dies gilt auch für die Mediziner unter ihnen. Drei Beispiele zeigen, mit welchen Problemen sie in Schleswig-Holstein zu kämpfen haben und wie ihnen
vor Ort geholfen wird.
Info
Arzt hilft Arzt: Die­
ses Motto hilft dem
syrischen Chirurgen
Saeed Albuhtari bei
einer schnellen Inte­
gration. Die Initiative
von Möllner Ärzten
ermöglicht ihm einen
Deutschkurs.
Saeed Albuhtari ist Chirurg in Damaskus gewesen. Seine Familie lebt dort,
er hätte gerne weiter in seiner Heimat
gelebt und gearbeitet. Aber der Bürgerkrieg machte die Bedrohung auch für
ihn immer realer. Es waren nicht nur
die Kämpfe selbst. Im vergangenen Jahr
traute er sich kaum noch auf die Straße,
weil er ständig damit rechnen musste,
von Polizei oder Armee selbst zum
Kampf verpflichtet zu werden. Im Oktober entschied er sich, seine Heimat und
seine Eltern zu verlassen. Der heute
30-Jährige zahlte viel Geld für eine
abenteuerliche Flucht, die ihn schließlich nach Deutschland führte. In Süddeutschland hörte er, dass die Anerkennung im Norden angeblich schneller gelingen soll. Er landete schließlich zunächst in Neumünster, von dort wurde
er nach einigen Wochen nach Gudow im
Herzogtum Lauenburg geschickt. Dort
hörte er vom Café international, einem
Treffpunkt für Helfer und Flüchtlinge in
Mölln, wo er den Pädiater Dr. Hans-Dieter Frahm kennenlernte. Seitdem macht
seine Integration Fortschritte.
Frahm hörte von Albuhtaris Problemen, einen Deutschkurs zu belegen, und
reagierte schnell. Er machte einen geeigneten Kurs an der Volkshochschule
(VHS) in Lübeck ausfindig, übernahm
die Kosten für das erste Modul und für
die Fahrten von Mölln in die Hansestadt.
Dann setzte Frahm weitere Hebel in Bewegung: Die Ärztekammer SchleswigHolstein übernahm aus Drittmitteln
die Kosten für weitere drei Module des
Sprachkurses. Frahm und sein Kollege
Dr. Ulrich Berghof trugen weitere Fahrtkosten und gehen nun auch auf andere
Kollegen in ihrem Ort zu, um Albuh­
tari auch die Fahrten für weitere Module des Sprachkurses zu ermöglichen. In
der zweiten Junihälfte begann das vierte
der jeweils rund fünfwöchigen Module,
Ende August wird Albuhtari die A2-Prüfung ablegen und am 17. Dezember wird
er nach jetziger Planung die B2-Prüfung
machen.
Schon im Juni aber war Albuhtari in
der Lage, sich mit dem Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt auf deutsch über
seine Situation zu unterhalten. „Ohne
die Unterstützung von Herrn Frahm
hätte ich länger auf den Deutschkurs
warten müssen“, sagt Albuhtari dankbar. Frahm bescheinigt seinem Kollegen aus Syrien große Fortschritte und ist
froh, dass nun auch dessen offizielle Papiere aus Syrien eingetroffen sind. Aus
ihnen geht hervor, dass Albuhtari sechs
Jahre an der Universität von Damaskus
Medizin studiert und anschließend dort
drei Jahre als Allgemeinchirurg gearbeitet hat. Seine Prüfung hat er mit dem
Prädikat „gut“ bestanden. Frahm weiß
erst seit dem Eintreffen der Papiere, dass
Albuhtaris Angaben stimmen, ist aber
Foto: di
Drei Mediziner, drei Schicksale: Wie zwei Ärzte und
eine Zahnärztin bei uns aufgenommen wurden.
T I T E L T H E M A // 7
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Foto: di
Die Möllner Ärzte Dr. Hans-Dieter Frahm (links) und Dr. Ulrich Berghof (rechts) unterstützen ihren Kollegen Saeed Albuhtari, der aus Syrien geflohen ist.
froh, ihm schon zu Jahresbeginn zum
Deutschkurs verholfen und damit seine Integration vorangetrieben zu haben.
„Das war auf Treu und Glauben“, sagt
Frahm. Warum er so bereitwillig dem
ihm vorher nicht bekannten Kollegen
unter die Arme gegriffen hat, beantwortet Frahm schlicht mit: „Es war notwendig.“ Außerdem verweist er darauf, dass
er ja nicht allein ist. Gemeinsam mit seiner Frau, anderen Mitgliedern der Kirchengemeinde und eben den Kollegen
in seinem Heimatort ist er tätig geworden. Dass die Unterstützung dort vorhanden ist, führt Berghof auf eine Sensibilisierung breiter Schichten in dem Ort
zurück, die nach dem Brandanschlag auf
ein Asylbewerberheim im Jahr 1992 eingesetzt hat.
Albuhtari zeigt nach Beobachtung
Berghofs großen Einsatz. Nun hoffen die
Ärzte aus Mölln, dass der Kollege aus Syrien weitere bürokratische Hürden nehmen kann, damit er zunächst zumindest
als Aushilfe in einem Krankenhaus arbeiten und später seine Aus- und Weiterbildung so forcieren kann, dass ihm
eine bezahlte Arbeit als Facharzt in
Deutschland möglich ist.
So weit ist Zenea Al Lame noch lange nicht. Die 34-jährige Zahnärztin aus
Bagdad ist zwar schon länger als ein Jahr
in Deutschland, hatte aber nicht das
Glück, so früh wie Albuhtari auf Unterstützer zu treffen. Deutschkenntnisse
sind kaum vorhanden. Warum sie ihre
Heimat Irak verlassen musste, kann sie
nur über einen Dolmetscher erklären.
In Bagdad und später in Basra arbeitete Al Lame unter großen Repressalien,
regelmäßig 14 Stunden täglich. Die Ärzte stehen dort nach ihren Angaben un-
ter großem Druck der politischen und
administrativen Leitung. Ein weiteres
großes Problem für die Schiitin: Wenn
sie Patienten aus der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit behandelte, lief
sie stets Gefahr, für Fehler zur Rechenschaft gezogen zu werden, die sie nicht
zu verantworten hatte. Nachdem die
Lage in der Hauptstadt für sie zu gefährlich geworden war, wurde sie als Zahnärztin in Basra eingesetzt. Bedingung:
Sie sollte mit Schleier Patienten behandeln, was ihre Arbeit schwer beeinträchtigte und zum Teil unmöglich machte.
„Viele Ärzte gehen trotz der Repressalien zur Arbeit, denn sonst hilft den Menschen keiner“, lässt sie über ihren Dolmetscher berichten. Dennoch: Irgendwann nahmen die Repressalien für die
junge Zahnärztin überhand. Die vielen
mit einer Flucht verbundenen Hürden
waren für sie weniger abschreckend als
die Vorstellung, weiterhin in ständiger
Angst vor Verfolgung leben zu müssen.
Damit ist sie kein Einzelfall in ihrer Heimat. „Alle Ärzte, die ich kannte, haben
das Land inzwischen verlassen“, sagt sie.
Zunächst führte ihr Weg sie nach
Spanien, im März 2014 kam sie mit großen Erwartungen nach Deutschland.
Es folgten jedoch viele Monate, in denen ihre Hoffnungen enttäuscht wurden.
Gesetzliche Hürden verhindern bis heute, dass sie in ihrem Beruf arbeiten darf.
Ärzte und Zahnärzte
Was
jedoch mindestens genauso schwer
im Irak arbeiten un­
wiegt: Es gab zu wenig Menschen, die ihr
ter großen Repressa­
lien. Die Zahnärztin
in ihrer Situation helfen konnten. Ohne
Zenea Al Lame muss­ eine Entscheidung über ihren Status, der
te als Schiitin stets be­
gerichtlich noch nicht geklärt ist, und
fürchten, von Sunni­
ohne ausreichende Deutschkenntnisse
ten bedroht zu wer­
fühlt sie sich allein. Die Lübecker Geden.
meindediakonie versucht, ihr über Mi­
Info
grationsberater Abdulla Mehmud zu
helfen. Er dolmetscht, unterstützt bei
Behördengängen und hilft ihr, soweit es
ihm möglich ist. Erschwerend kommen
für die Zahnärztin gesundheitliche Probleme hinzu.
Nur: Solange sie keinen Status als
anerkannter Flüchtling hat, sind die me-
MEDIZIN FÜR MIG R A N T EN
Die medizinische Versorgung von Mi­
granten wird durch Sprachbarrieren, in­
terkulturelle Verständigungsschwierig­
keiten und gelegentlicher Unsicherheit im
Umgang mit Zuwanderern erschwert. Die
Ärztekammer Schleswig-Holstein lädt zu
einer Fortbildungsveranstaltung ein, bei
der ärztliche und juristische Aspekte im
Zusammenhang mit Migration durch die
Referentin für Infektionsschutz im Kie­
ler Gesundheitsministerium, Dr. Anne
Marcic, und den Leiter des Landesam­
tes für Ausländerangelegenheiten in Neu­
münster, Ulf Döring, diskutiert werden.
Dr. Christian Herzmann stellte eine mul­
tilinguale Smartphone-App für die Auf­
klärung von Tuberkulosepatienten vor, die
am Forschungszentrum Borstel entwickelt
wurde und Dr. Uwe Denker berichtet über
seine „Praxis ohne Grenzen“ in Bad Sege­
berg, in der er Menschen in Not auch ohne
Honorar behandelt. Folgende Themen
werden erörtert: Erstaufnahme, Asylver­
fahren, Illegalität, juristische Aspekte; Öf­
fentlicher Gesundheitsdienst, Tuberkulo­
seaufklärung für Migranten, Medizinische
Behandlung von Migranten.
Termin: 9. September 2015 (gebührenfrei);
Info: 04551 8813 144 (Susanne Müller)
8 // T I T E L T H E M A
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
richtet Hettwich, muss Arifi das Geld für
die Tickets zusammenbringen. Wer helfen möchte, kann sich an den Heimleiter
wenden (0172 539 5802).
Hettwich trifft auch in Lübeck auf
einige Ärzte, die wie Frahm und seine
Kollegen in Mölln Unterstützung angeboten haben. „Sie helfen, bürokratische
Hürden zu meistern und vermitteln bei
Bedarf Kontakte zu Kollegen, die eine
Behandlung auch schon vor der Unterschrift unter eine Kostenübernahmeerklärung leisten“, berichtet Hettwich. Der
oft langwierige Weg unter eine solche
Unterschrift verhindert nach seinen Erfahrungen in vielen Fällen die gebotene
medizinische Hilfe. Hettwich ist deshalb
froh um Angebote von Ärzten, unbürokratisch zu helfen. Er sagt aber auch:
„Der Bedarf ist größer. Ich würde mir
wünschen, dass sich noch mehr engagieren.“ Das würde sich auch die LandesreAjmal Khan Arifi ist anerkannter Flüchtling, jetzt will er seine Familie holen.
gierung wünschen. „Die Etablierung einer Willkommenskultur ist eine gemeindizinischen Behandlungsmöglichkeiten
jmal Khan Arifi war Arzt in Afghasame zentrale Aufgabe“, heißt es auf
für sie stark eingeschränkt. Der Status
nistan. Das Schleswig-Holsteinische
den entsprechenden Seiten des Landesbei Al Lame ist ungeklärt, weil sie über
Ärzteblatt berichtete schon im Febportals. Die öffentliche Verwaltung sei
Spanien nach Deutschland kam. Vorgeruar über seine Geschichte. Als Arzt
dazu genauso gefordert wie Wirtschaft
schrieben ist, dass das Ersteinreiseland
und Dolmetscher arbeitete er einst für
und Zivilgesellschaft. Ziel müsse immer
über einen Asylantrag zu entscheiden
die Bundeswehr in seiner Heimat. Nach
eine schnelle Integration sein. „Je früher
hat. Aus persönlichen Gründen kann Al deren Rückzug versuchten die Taliban,
Ausländer Integrationskurse besuchen,
Lame aber nicht zurück nach Spanien.
den Orthopäden für ihre Zwecke zu gedesto schneller verbessern sie ihre eigeMehmud erwirkte, dass bei der Zahnwinnen, was Arifi stets ablehnte. Als
ne Lebenssituation und das Zusammenärztin eine Reisefähigkeitsuntersuchung die Drohungen immer offener wurden,
leben mit den Einheimischen“, sagte Invorgenommen werden muss. Über diemusste Arifi von einem Tag auf den annenminister Stefan Studt.
sen Weg lernte sie schließlich Ulrike
deren Afghanistan verlassen. Die überDie Ärztekammer Schleswig-HolTietz vom Lübecker Gesundheitsamt
stürzte Flucht führte dazu, dass er nicht
stein begrüßt es, dass Ärzte Flüchtlinkennen. Von ihr sagt Al Lame: „Sie ist
den für einheimische Helfer der Bunge und speziell geflüchtete Kollegen unneben meiner Hausärztin und Herrn
deswehr vorgeschriebenen Weg mit Anterstützen. Der humanitäre Aspekt steht
Mehmud eine der Personen, die mich
trag über die deutsche Botschaft gehen
hierbei an erster Stelle, wichtig ist aber
unterstützen.“
konnte und schließlich mit einem franauch: Ärzte werden in unserem BunTietz, stellvertretende Leiterin des
zösischen Visum in Deutschland landesland gebraucht – auch für die VerSozialpsychiatrischen Dienstes am Gedete. Es folgte eine lange Zeit der Aussorgung der neu ins Land gekommenen
sundheitsamt in der Hansestadt, hat
einandersetzung mit Behörden. Arifi
Menschen. Dass die Integration gelinschon häufiger beobachtet: „Es ist oft
kämpfte mit Unterstützung des Patiengen kann, haben Bevölkerung und Ärzvon Zufällen abhängig, ob ein Flüchtling tenombudsvereins, des früheren Probsteschaft in der Zeit nach dem Zweiten
so begleitet wird, dass eine Integration
tes Niels Hasselmann und des Leiters
Weltkrieg bewiesen. Vor 70 Jahren – algelingt. Die Betroffenen wissen oft nicht, seiner Lübecker Unterbringung, Daniel
lerdings vor einer deutlich anderen Veran wen sie sich wenden können.“
Hettwich, am Ende erfolgreich um seisorgungslage und in ganz anderen DiEin weiteres wichtiges Problem ist
nen Flüchtlingsstatus und die Erlaubnis,
mensionen – war die Zahl der schlesnach ihrer Erfahrung, dass für die oft
seine ebenfalls von den Taliban bedrohwig-holsteinischen Bevölkerung deuttraumatisierten Flüchtlinge keine mutte Familie nach Deutschland holen zu
lich angestiegen. Auch unter den damatersprachlichen Therapeuten vorhandürfen. Diese Erlaubnis ist ihm wie beligen Flüchtlingen, die aus den östlichen
den sind. Sie hat auch beobachtet, dass
richtet inzwischen erteilt worden. Arifis
Regionen Deutschlands nach Schleswigder Beruf des Flüchtlings zwar offiziell
Frau und seine fünf Kinder warten seitHolstein gekommen waren, gab es Ärzte,
registriert wird, daraus aber nicht imdem in Kabul auf ihre Ausreise. Die Kosdie integriert werden mussten. Erst mit
mer Konsequenzen folgen. Sie hält es
ten dafür muss Arifi selbst aufbringen.
ihrer Hilfe konnte, wie in unserer Junizum Beispiel für wichtig, dass Ärzte reDas Geld für die rund 4.000 Euro teuAusgabe berichtet, die Versorgung gelativ schnell eine Zulassung beantragen, ren Tickets für die Familie hat er nicht.
sichert werden. „Die Probleme von dakostet es, die Familie
von Flüchtling Ajmal
damit nicht mehrere Anträge nacheinAuch deshalb nicht, weil ihm noch keimals sind nicht die gleichen, vor denen
Khan Arifi nach
ander, sondern parallel laufen können.
ne Arbeit gegen Gehalt erlaubt ist. Der
wir heute stehen. Aber die schleswigDeutschland zu ho­
Tietz sprach Al Lame auf ihren Beruf an Arzt macht derzeit ein Praktikum in der len. Sie wird von den
holsteinische Ärzteschaft hat gezeigt,
und ermunterte sie, eine Zulassung zuSana Klinik Lübeck. Auch in seinem
dass sie in der Lage ist, neue Kollegen zu
Taliban bedroht, weil
mindest schon zu beantragen. Durch
Wohnheim, wo er derzeit als einziger
der Arzt sich weigerte, integrieren. Ich bin sicher, dass uns das
mit ihnen zusammen­ auch jetzt mit den Kollegen aus den Kriden Kontakt zwischen Zahnärztin und
Arzt lebt, bringt er nach wie vor unentzuarbeiten. Wer hel­
Ärztin schöpfte Al Lame zumindest wie- geltlich seinen medizinischen Sachversenregionen dieser Welt gelingt“, sagt
fen möchte, kann sich
der Hoffnung, doch noch irgendwann in stand ein und entlastet damit die Heim- an Daniel Hettwich
der ärztliche Geschäftsführer der ÄrzteDeutschland als Zahnärztin arbeiten zu
leitung. Seinem Ziel, Geld für die Flugkammer Schleswig-Holstein, Dr. Carswenden:
Telefon 0172 539 5802
können – auch wenn dafür noch zahlrei- tickets anzusparen, kommt er damit alten Leffmann.
che Hürden zu nehmen sind.
lerdings nicht näher. Bis zum 25. Juli, beDirk Schnack
A
Foto: Di
4.000 €
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GESUNDHEITSKARTE
„Ärzte sollen
entscheiden“
Gesundheitskarte für Flüchtlinge: Debatte in SchleswigHolstein läuft, noch viele Fragen offen.
B
ei Schmerzen oder akuter Krankheit – fragen Sie Ihren zuständigen Sozialamtsmitarbeiter: Bislang müssen Flüchtlinge vor dem
Gang zum Arzt eine Genehmigung einholen. Künftig sollen
Asylbewerber in Schleswig-Holstein „medizinische Hilfe ohne bürokratische Hürden“ erhalten, so hat es Sozialund Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) versprochen. Das Mittel dazu
ist die sogenannte Gesundheitskarte.
Das Verfahren ist aus Bremen und Hamburg bekannt, aber im Detail sind noch
viele Fragen offen.
„Die Karte ist natürlich richtig und
wichtig, aber es geht nun darum, wie
sie ausgestaltet wird“, sagt Martin Link
vom Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein.
Flüchtlingsorganisationen wie auch
Mediziner fordern die Karte seit Langem, denn es gibt eine Reihe praktischer
Vorteile: Sie erleichtert den Alltag von
Flüchtlingen, mindert die Bürokratie
und spart damit Kosten in der Verwaltung. Vor allem aber sorgt die Karte dafür, dass Kranke schneller und fachkundig begutachtet werden.
„Die Behörden machen redlich ihre
Arbeit“, sagt Dr. Carsten Leffmann, ärztlicher Geschäftsführer der Ärztekammer Schleswig-Holstein und Vertreter
der Ärzteschaft im Arbeitskreis „Migration und Gesundheit“. „Aber für uns ist
wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte über
eine Behandlung entscheiden, nicht ein
Sachbearbeiter.“ Allein weil die Hürde
zwischen dem Kranken und dem Arzt
entfällt, begrüßt die Ärzteschaft die Karte. Auch auf Bundesebene gibt es ein
klares Votum dafür, so Leffmann: „Es
haben sich Ärztetage damit beschäftigt, und die Richtung ist deutlich: Die
deutsche Ärzteschaft will eine verlässliche Versorgung für alle kranken Menschen. Das schließt übrigens Flüchtlinge
ein, die ohne Papiere in Deutschland leben.“ Entsprechend nennt das „Medibüro Kiel“, eine Stelle, in der vor einer Behandlung niemand Pass oder Unterlagen zeigen muss, die Gesundheitskarte „nur einen ersten Schritt“. Denn sie
schließt Papierlose weiter aus. Zudem
Modell
Informationen zum
Bremer Modell:
 Der Vertrag über
die Gesundheitskarte
für Flüchtlinge wurde
zwischen dem Land
Bremen und der AOK
geschlossen. Er gilt
seit Oktober 2005.
 Leistungsberechtig­
te – also Asylbewerber
im Bereich der Städte
Bremen und Bremer­
haven – werden an
die AOK gemeldet.
 Die Kosten für Be­
handlungen trägt
die Stadt. Dazu er­
hält die Kasse für jede
Person eine monat­
liche Abschlagszahl,
ursprünglich waren
100 Euro vereinbart.
Enthalten sind neben
den reinen Behand­
lungskosten auch Ver­
waltungsgebühren
für die Kasse. Verein­
bart wurde eine Ma­
ximal-Ausgabe pro
Leistungsberechtigten
von rund 20.450 Euro
im Jahr.
 Werden Kosten
stark unterschritten,
behält die Kasse einen
Teil der Minderaus­
gabe. Der Bonus wird
als „ergänzende Ver­
waltungskosten“ be­
zeichnet. Er ist nach
oben begrenzt.
sind die medizinischen Leistungen begrenzt, die ein Flüchtling durch die Gesundheitskarte erhält. Behandelt werden
laut Asylbewerberleistungsgesetz „akute Erkrankungen und Schmerzzustände“ sowie ansteckende Krankheiten. „Es
werden die Spitzen abgefangen“, sagt
Leffmann. Aber schwierig, auch für die
Ärzte, sei der Umgang mit Patienten mit
chronischen Leiden: „Diabetes, Rheuma, Asthma“, nennt Leffmann als Beispiele: „Eigentlich müssten die Patienten
in dauerhafte Behandlung, über die Ärztinnen und Ärzte entscheiden.“ Das ist
aber laut dem Gesetz nicht vorgesehen.
Martin Link formuliert die Folgen drastisch: „Es wird eher ein Zahn gezogen
als geheilt – es ist ein unhaltbarer Zustand, dass Menschen aus einer Arztpraxis kränker herauskommen, als sie hineingegangen sind.“
Dass es aus Kostengründen Grenzen der Behandlung geben muss, hält
Leffmann für grundsätzlich nicht ungewöhnlich: „Das ganze System ist gedeckelt, für alle von uns.“ Dennoch hätten Kranke ein Recht auf Versorgung
und Therapie. Dieser Konflikt sei aber
nicht von Schleswig-Holstein allein
zu lösen: „Es ist ein bundesweites, sogar ein europäisches Thema.“ Durch die
dramatische Lage in Bürgerkriegsstaaten wie Syrien und die zahlreichen Todesfälle von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer „herrscht zurzeit großer politischer Druck“, so Leffmann: „Das Thema
ist auf dem Schirm.“
Doch die Lage in den Kriegsgebieten
und die langen Fluchtwege sorgen auch
dafür, dass Flüchtlinge in körperlich und
vor allem psychisch schlechtem Zustand
in Deutschland ankommen – ob sie deswegen behandelt werden, ist häufig ein
Streitpunkt. „Fünf Mal zehn Minuten
im Quartal Gespräch ist für Traumatisierte absurd“, sagt Ulrich Kruse, bei der
Psychotherapeutenkammer SchleswigHolstein zuständig für Migration und
Flüchtlingsthemen. „Und dieses Problem löst die Gesundheitskarte nicht.“
Verhandeln müssen über die Gesundheitskarte die Geldgeber – also
Land und Kommunen – mit einer oder
mehreren Krankenkassen, die sich bereit erklären, die Karten auszustellen
und die Finanzierung abzurechnen. Wie
es geht, zeigen die Beispiele Bremen, wo
das Verfahren im Oktober 2005 eingeführt wurde, und Hamburg, das vor gut
zwei Jahren nachzog. Dabei erhalten die
Kassen ein monatliches Budget für jede
gemeldete Person plus Verwaltungskosten (siehe Info).
Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Christian Kohl, nennt aber
einen gravierenden Unterschied: Die
Stadtstaaten Bremen und Hamburg sind
gleichzeitig Land und Kommune; in Flächenländern dagegen sind beide eigenständigen Ebenen an der Finanzierung
beteiligt. Das Land trägt dabei 70 Prozent der Kosten, die Kreise oder kreisfreien Städte 30. In einer Stellungnahme der Kommunen im April forderten
Gemeindetag, Landkreistag und Städteverband, das Land solle die Kosten der
Gesundheitskarte zu 100 Prozent übernehmen, falls der Bund es nicht tue. Das
Geld solle aus Bundesmitteln aufgebracht werden, heißt es in dem Papier.
Wann es in Schleswig-Holstein zu
einer Lösung kommt, sei unklar. Kohl
verweist auf die Pläne der Bundesregierung, die Gesetze zu ändern. „Wir gehen aber davon aus und erwarten, dass
die Bundesregierung ihre Zusagen einhält und bis September eine Regelung
schafft“, so der Sprecher. Die Landesregelung, an der das Ministerium gemeinsam mit Krankenkassen und Kommunen arbeitet, soll dann im Einklang mit
dem Bundesvorhaben umgesetzt werden. Aber während die Politik über Weichenstellungen verhandelt, sind in den
Praxen und Kliniken die Patienten
längst da. Für die Ärzte ist der Umgang
mit ihnen oft nicht einfach – wegen der
Sprachhürde, wegen schwieriger Krankheitsbilder und wegen möglicher Traumata, die somatische Krankheiten überlagern. „Die Kollegen tun sehr viel und
drücken manchmal alle Augen zu, um
Menschen helfen zu können“, sagt Leffmann. Bisher gelang es oft, in Einzelfällen mit den Sozialämtern Einigungen zu erreichen – manchmal aber auch
nicht: „Zurzeit sagt das eine Sozialzentrum Ja, das andere bei einem identischen Fall Nein“, beschreibt Ulrich Kruse die Lage. Er glaubt, dass die Verhandlungen mit einer Kasse über die Bewilligung einer Therapie einfacher werden:
„Dafür müssen Therapeuten und Ehrenamtliche vor Ort aber Kommunikation
aufbauen – das ist ein langfristiger Prozess.“ Martin Link vom Flüchtlingsrat
fürchtet, dass die Kasse ein noch schwierigerer Partner sein wird als die Ämter.
Aber sein Rezept ist dasselbe wie Kruses:
„Es kommt auf die Stärke der Zivilgesellschaft an und auf Ärzte, die bereit sind,
für ihre Patienten einzutreten.“
Esther Geisslinger
1 0 // T I T E L T H E M A
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
Z
Info
Die Lübecker Nach­
richten (LN) wollen
auf ihrer FacebookSeite vorerst nicht
mehr auf Berichte
zum Thema Flücht­
linge in Lübeck ver­
linken. Grund: „Die
Masse der justitiablen
Anfeindungen und
die Folgen wie Belei­
digungsklagen sind
einfach nicht mehr zu
handhaben. Diese po­
lemischen Exzesse wi­
dersprechen unserer
netiquette und auch
der ansonsten freund­
lichen und sachlichen
Gesprächskultur auf
diesem Kanal, die wir
weiter pflegen wol­
len“, so die LN-Redak­
tion auf ihrer Face­
book-Seite.
u einem „anstößigen“ Abend im
Sinne von neuen Denkanstößen luden die Universität zu Lübeck, die
Fachschaft Medizin und der Allgemeine Studierendenausschuss in
Zusammenarbeit mit dem St. Petri Kuratorium in die gleichnamige Universitätskirche auf der Altstadtinsel in Lübeck ein. Unter dem Titel „Im
Focus: Toleranz – vom Wert der Werte“
fand eine zweistündige Performance aus
Wort- und Klangfragmenten, untermalt
vom Universitätschor Lübeck und dem
Ensemble Kammerpop, in dem sehr gut
besuchtem Gotteshaus statt.
Nach der Begrüßung durch Pastor Dr. Bernd Schwarze warf Prof. Cornelius Borck vom Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung
gleich die Frage auf, ob die Kirche wohl
der richtige Ort für das Thema Toleranz
sei: „Ausgerechnet im Namen der Religion erleben wir heute die erbittertsten
Auseinandersetzungen. Menschen müssen aus ihrer Heimat flüchten, mörderische Anschläge werden im Namen eines Gottes verübt, der irgendwie auch
der unsere ist. Und auch die christlichen
Kirchen waren nicht nur Friedensapos­
tel. Sie haben sich schwergetan mit der
Toleranz gegenüber Andersdenkenden
und anderen Glaubensrichtungen.“ Stefan Schmidt, Flüchtlingsbeauftragter des
Landes Schleswig-Holstein, erwidert in
seinem Vortrag, dass nicht die Religion an sich das Problem darstelle, sondern dass fälschlicherweise in ihrem Namen Gewalt ausgeübt werde: „Die Frage, woran wir glauben, darf niemals
dazu dienen, uns auseinanderzudividieren. Das Problem am islamistischen Terror ist ja nicht, dass er von Moslems ausgeführt wird, sondern dass er die Werte des Islam verrät. Denn auch der Islam ist eine Friedensreligion.“ Er selbst
möge keine Toleranz: „Ich will nicht tolerant sein gegenüber jenen, die damit
fortfahren, sämtliche Ressourcen auf
unserem Planeten auszubeuten und zu
verschwenden. Ich will nicht nachsichtig darüber hinwegsehen, wie Menschen
systematisch diskriminiert, gedemütigt und gequält werden. Ich habe keinen Ermessensspielraum, wenn Flüchtlingen Schutz und Hilfe verweigert wird.
Ich kann nicht anders, ich bin zornig,
oft traurig, und das motiviert mich, aktiv zu sein.“
Schmidt hat an der Seefahrtsschule
in Lübeck sein Steuermanns- und Kapitänspatent absolviert und war u. a. Reedereiinspektor und Supercargo sowie
Leiter einer Seemannsschule im Südpazifik. Einige Jahre war er auch Honorarkonsul für den Inselstaat Tuvalu. Im Sommer 2004 hat er als Kapitän
des Hilfsschiffs „Cap Anamur“ 37 afrikanische in Seenot geratene Flüchtlinge
aufgenommen. Aufgrund dieser Hilfsaktion mussten er und andere Beteilig-
UNIVERSITÄT LÜBECK
Toleranz hat
viele Seiten
Toleranz wird als Ideal angesehen, doch was
verstehen wir eigentlich darunter? Ein Abend
in der Unikirche lieferte Denkanstöße.
te sich einem jahrelangen Prozess wegen
Schlepperei unterziehen und wurden
erst 2009 freigesprochen.
Schmidt wies in seinem Vortrag
ebenfalls darauf hin, dass das Wort Toleranz nicht immer positiv besetzt sei.
Er habe seit jeher ein gewisses Unbehagen bei diesem Wort, so gut es auch gemeint sei. Denn es schwinge darin mit,
dass eine Mehrheit eine Minderheit dulde, es aber im Grunde falsch finde, wie
die Minderheit sei. „Die Duldung ist
die sehr deutsche Schwester der Toleranz. Und wer wie ich mit Ausländern
und Asylrecht zu tun hat, der kann den
Begriff Duldung nur hassen. Wer sich
selbst als tolerant bezeichnet, der will
damit vielleicht eigentlich sagen, dass er
selbst im Recht ist und der andere eben
nicht.“ Die Sozialpädagogin Sabriye Bükücüler, eine türkischstämmige Kurdin,
die in den 70er-Jahren nach Deutschland kam, bringt Toleranz ebenfalls zunächst mit Duldung in Verbindung: „Toleranz ist erst mal Duldung, die Steigerung davon wäre Akzeptanz.“ Sie selbst
war im Laufe ihres Lebens häufig Diskriminierungen ausgesetzt. Diese Erfahrungen hätten sie dazu bewegt, sich
kritisch und sozialpolitisch für Menschen zu engagieren, die gesellschaftlich oder sozial benachteiligt sind. „Aus
beruflicher Erfahrung kann ich aber sagen, dass sozial und gesellschaftlich benachteiligte Menschen durchaus bereit sind, sich mit Toleranz auseinanderzusetzen, wenn ihnen eine menschliche Wertschätzung entgegengebracht
wird und sie ansatzweise die Möglichkeit der Teilhabe in der Gesellschaft bekommen“, so Bükücüler. Zwei Erlebnisse aus ihrem Berufsleben, in denen es ihr
möglich war, Vorurteile abzubauen und
Toleranz zu schaffen, sind ihr im Gedächtnis geblieben. In der Familienhilfe sollte sie die Urlaubsvertretung bei einer jungen deutschen Familie mit Säugling übernehmen. Es war bekannt, dass
es sich um eine Familie mit nationalistischer und fremdenfeindlicher Gesinnung handelte. Bükücüler sah die Situ-
ation als Möglichkeit und Herausforderung für die Familie, Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Die Familie habe zwar große Schwierigkeiten
gehabt, sie anzunehmen, aber schlussendlich habe es funktioniert. In ihrer Tätigkeit im Jugendamt kam sie erneut in
eine schwierige Situation, in der Feingefühl und Mut gefragt waren. Eine junge
nationalistische Familie mit türkischem
Migrationshintergrund wollte in keinem
Fall eine Kurdin in der Familie. Doch
Bükücüler bestand darauf und schaffte es, die Achtung der Familie zu erreichen und arbeitete lange und gut mit ihnen zusammen. „Wenn ich was gelernt
habe, dann dass die meisten ungeachtet
ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, ob deutsche oder nicht deutsche
Familien, nicht besonders gravierende
unterschiedliche Erziehungsziele haben
und hinter den Erziehungszielen stehen
ja Werte. Diese scheinen so unterschiedlich nicht zu sein.“
Mit Werten hatte sich auch Prof.
Hendrik Lehnert, Präsident der Universität Lübeck, im Zuge der Leitbildentwicklung der Hochschule auseinandergesetzt: „Für uns ist dieses Leitbild von
immenser Wichtigkeit und Bedeutung.
Denn es definiert die Universität als einen Ort, an dem wir in die Pflicht genommen worden sind und uns ständig
in die Pflicht nehmen, Werte zu definieren und Werte zu Papier zu bringen, um
einen gesellschaftlichen Konsens auch in
der Universität zu haben.“ So wurde in
dem fünf Abschnitte umfassenden Leitbild u. a. unter der Überschrift „Weltoffener Dialog und gesellschaftliche Verantwortung“ festgehalten, dass sich die
Universität „kommenden Generationen
unabhängig von ihrer Herkunft in einer freiheitlichen Welt verpflichtet fühlt.
Sie erwartet Offenheit gegenüber dem
Neuen und Andersartigen. Eigenverantwortung und die Verantwortung für
die Gemeinschaft sind Grundlage unseres Wertekanons.“ Lehnert betonte, dass
man in den vergangenen Monaten bereits sehr deutlich gemacht habe, und
T I T E L T H E M A // 1 1
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
1.700
Flüchtlinge erwarten
die Hansestadt
Lübeck und die
Gemeindediakonie
in diesem Jahr, die in
den Gemeinschaftsunterkünften der
Gemeindediakonie
betreut werden.
3
Projekte von Studie­
renden, die sich für
mehr Toleranz einset­
zen, wurden an die­
sem Abend vorge­
stellt:
1. Das „Café Wel­
come“, in dem Lübe­
cker mit Geflüchteten
zusammentreffen.
2. Das Medibüro Lü­
beck, in dem Studie­
renden Flüchtlingen
bei der Suche nach
ärztlicher Behand­
lung unterstützen.
3. Die „Interkulturel­
le WG des AStA“, die
Geflüchtete in Lübe­
cker Studenten-WGs
vermitteln.
das auch unverändert tun werde, wann
immer nötig, dass die Uni Lübeck zu
den festgelegten und festgeschriebenen
Leitbildern stehe.
Dass die Studierenden der Universität Lübeck dieses Leitbild bereits leben, bewies die Vorstellung von drei studentischen Projekten an diesem Abend:
Das „Café Welcome“ bietet seit Dezember 2014 einen Treffpunkt für in Lübeck
lebende Geflüchtete und alle in Lübeck
lebenden Menschen, die Interesse am
wechselseitigen Austausch und gegenseitigem Kennenlernen haben. Seit einigen Monaten haben die Flüchtlinge auch
die Möglichkeit, dort an einem Deutschkurs teilzunehmen. Ziel der Studierenden ist es, dass die Lübecker die Geflüchteten als Individuen wahrnehmen und
nicht als große Menge Unbekannte. Die
Treffen finden jeden Mittwoch von 17:00
bis 23:00 Uhr im Blauen Engel auf der
Altstadtinsel statt.
Im „Medibüro Lübeck“ beraten Studierende in wöchentlichen Sprechstunden Geflüchtete, die in Deutschland keinen Aufenthaltsstatus oder aus anderen
Gründen keine Krankenversicherung
haben. Sie vermitteln Menschen zu Ärzten, die sich bereit erklärt haben, sie ehrenamtlich zu behandeln.
Das dritte vorgestellte Projekt ist
die „Interkulturelle WG des AStA“. Studierende vermitteln mit Unterstützung
der Gemeindediakonie Geflüchtete aus
Asylbewerberunterkünften in Lübecker Wohngemeinschaften. Dabei handelt es sich in der Regel um junge Menschen im Alter von 18 bis 30 Jahren, die
ihr Deutsch verbessern und mit Leuten
in ihrem Alter in Kontakt kommen wollen. Die Studierenden unterstützen sie
bei der Suche nach WGs, begleiten sie zu
Besichtigungsterminen und helfen beim
Aufsetzen der Mietverträge. „Diese Art
des Wohnens in einer Gemeinschaft
von Menschen unterschiedlicher Herkunft halten wir für die beste Voraussetzung eines respektvollen und toleranten Miteinanders“, so eine der Initiatorinnen. Navid Zaland ist einer der ersten,
der von dem Integrationsprojekt profitierte. Der 27-jährige Afghane lebt seit
knapp einem Jahr in einer Lübecker Studenten-WG, die er mithilfe seiner Kommilitonen gefunden hat. Seine Geschichte ist bewegend: 2013 nimmt er an der afghanischen Variante von „Deutschland
sucht den Superstar“ teil und wird Runde für Runde von den Zuschauern weiter
gewählt. Laut einem Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung bekommt er irgendwann eine SMS von seinem Vater, der ihn davor warnt, nach
Hause zu kommen. Dort warteten die
Taliban auf ihn, denen nicht gefallen
habe, dass er die Mädchen zum Tanzen
bringe. Navid flüchtet nach Deutschland
und schafft es schließlich bis nach Norddeutschland, wo er nach der Erstaufnah-
dokrinologie in ihrem Beitrag. Die gebürtige Amerikanerin zitierte Passagen von der Website der Vereinten Nationen, wo geschrieben steht, dass Intoleranz sehr häufig in Ignoranz und Angst
verwurzelt ist, Angst dem Unbekannten
gegenüber, und dass Intoleranz sehr eng
mit einem übertriebenen Gefühl von
Selbstwert und Stolz, ob persönlich, national oder religiös verknüpft ist.
Genau dagegen, gegen Intoleranz
und Diskriminierung, sei er als Jude
vielleicht etwas überempfindlich, gab
Prof. Rolf Verleger, Psychologe an der
Klinik für Neurologie, zu. In seinem
Beitrag trug er einen von ihm verfassten Leserbrief vor, der vor drei Jahren in
der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
mestelle für Flüchtlinge in Neumünsveröffentlicht wurde. Darin thematisiert
ter und der Asylbewerberunterkunft in
er die Beschneidung von jüdischen JunSiems nun in seiner WG in Lübeck ein
gen, die damals im Mittelpunkt der öfneues Zuhause gefunden hat. An diefentlichen Diskussion stand. Juristen
sem Abend im Juni lebt Navid seine un- wollten eine unwiderrufliche Körpergetrübte Liebe zur Musik aus und erfüllt verletzung vermeiden, Professoren der
mit seinem Harmonium das ganze KirPsychosomatik seelische Traumata verchenschiff mit exotischen Klängen.
hindern. Zusätzlich spendeten gebildeDie unterschiedlichen Ausprägunte, differenzierte Menschen dem Kölgen von Toleranz thematisierte der Viner Urteil im Namen der Vernunft Beizepräsident der Universität, Prof. Enno
fall, denn Beschneidung passe nun einHartmann. So gebe es die rechtlich ermal wirklich nicht mehr in unsere aufzwungene Toleranz: „Ich muss die Hegeklärte Gesellschaft und moderne Welt,
cken des Nachbarn dulden, aber nur bis so Verleger in dem Brief. Doch gebe das
zwei Meter Höhe.“ Toleranz aus Überdeutsche, moderne Bürgertum mit diezeugung: „Der Nachbar kann die Heser Ablehnung den deutschen Muslicke auch bis auf vier Meter wachsen las- men und Juden zu verstehen, dass sie
sen und ich fordere mein Recht nicht
aufhören sollten, ihre Religion zu befolein.“ Und schließlich auch die Toleranz
gen. Das Bestürzende am dem Urteil sei,
auf Kosten anderer: „Wenn mich die
dass das Ziel der Vermeidung von Körhohe Hecke nicht stört, warum muss der perverletzung und Traumata bei dieandere Nachbar sich darüber beschwesem einfachen Eingriff als schwerwieren? Wo ist die Grenze zwischen Tolegender angesehen werde als der Wert
ranz und Gleichgültigkeit, Faulheit oder der Toleranz. „Am Ende dieser verfehlgar Feigheit?“, so fragte Hartmann in die ten Wertung ist dann nicht nur das Leid
Stille der Kirche. Viele behaupteten von aus Deutschland vertrieben, sondern
sich, tolerant zu sein, seien jedoch vor
auch die Menschen, die vor diesem Leid
allem konfliktscheu oder positionslos.
geschützt werden sollten.“ Toleranz sei
„Wenn es nicht Überwindung und Mühe keine Einbahnstraße, so Verleger. Tolekostet, Toleranz auszuüben, ist sie nicht ranz bedeute auch Verständnis von aufviel Wert“, schloss der Uni-Vizepräsigeklärten, modernen Menschen für altdent seinen Vortrag.
modische, unaufgeklärte religiöse LeMit Intoleranz beschäftigte sich Prof. bensformen.
Lisa Marshall von Institut für NeuroenAnne Mey
„Toleranz
ist erst mal
Duldung, die
Steigerung
davon wäre
Akzeptanz.“
UNIVERSITÄTSLEITBILD
Im Februar 2015 veröffentlichte die Universität Lübeck ihr neues Leitbild auf ihrer
Homepage. Im Vorfeld wurden alle Mitglieder der Uni dazu aufgerufen, sich mit eige­
nen Beiträgen an der Erstellung zu beteiligen.
Auf der Website wird das Leitbild folgendermaßen definiert: „Ein Leitbild ist eine
schriftliche Erklärung einer Organisation über ihr Selbstverständnis und ihre Grund­
prinzipien. Es schafft eine Arbeitsgrundlage und zeigt den Weg auf, den die Hochschu­
le als Lehr- und Lernort, als Forschungseinrichtung, als öffentliche Institution und als
Arbeitsstätte einschlagen will. Es nimmt Bezug auf Werte und Standards, an denen sich
die Mitglieder der Hochschule in verbindlicher und allgemeingültiger Weise orientieren
können. Ein Leitbild sollte aber nicht nur eine Wunschvorstellung sein, sondern auch
aussagekräftige oder profilbildende Hinweise zur Ausgestaltung der Forschung und
Lehre enthalten.“
Das Leitbild der Uni Lübeck kann unter www.uni-luebeck.de/universitaet/im-ueber­
blick/profil/leitbild.html eingesehen werden.
1 2 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
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KRANKENHAUSSTRUKTURGESETZ
Klinikreform
und Proteste
Dr. Ivo Heer, Ärztlicher Direktor des FEK
in Neumünster, informierte Patienten vor
der Klinik über die
Probleme der Krankenhäuser im Norden.
Foto: di
So wie im Entwurf nützt die Klinikreform den Kliniken im
Norden wenig. Sie klären auf und setzen auf Änderungen.
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 3
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So wie Beschäftigte des Klinikums Itzehoe zeigten Klinikmitarbeiter Nummern für jeden Kollegen, der bundesweit in den Krankenhäusern fehlt – insgesamt 162.000.
Foto: di/Klinikum Itzehoe
D
as neue Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) soll am 1. Januar 2016
in Kraft treten. Seit Bekanntwerden des ersten Entwurfs setzen sich
die einzelnen Kliniken im Land,
die Krankenhausgesellschaft und
die Allianz für die Krankenhäuser
in Schleswig-Holstein für Änderungen
am Entwurf ein. Bundesweit machen sich
die Deutsche Krankenhausgesellschaft
(DKG) und die Gewerkschaft ver.di für
Änderungen stark. Eine erste Protestwelle gab es in der letzten Juniwoche in den
Kliniken des Landes.
In Neumünster war die gesamte
Führungsriege des Friedrich-EbertKrankenhauses (FEK) zusammen mit
Personalvertretern am 29. Juni vor die
Tür gegangen, um mit Besuchern und
Angehörigen von Patienten ins Gespräch zu kommen. PD Dr. Ivo Markus
Heer, Ärztlicher Direktor, Pflegedirektor
Christian de la Chaux, Verwaltungschef
Alfred von Dollen und Betriebsratsvorsitzender Jörg Klaenhammer nutzten
die wenigen Minuten, die die meisten
Menschen für das Gespräch aufbringen
konnten, um auf Ursachen der Personalknappheit und die Allianz-Aktion
„Frag doch mal den Gröhe“ aufmerksam
zu machen. Die Reaktionen waren überwiegend positiv. Aber von Dollen weiß
auch: „Wer krank ist oder Angehörige
im Krankenhaus hat, den interessieren
Versorgungsfragen. Die Gesunden interessieren sich für ihren Krankenkassenbeitrag.“ Von Dollen vermisst am aktuellen Reformentwurf der Bundesregierung zwei Punkte:
 Eine Verpflichtung der Länder für
eine stärkere Finanzierung der Investitionskosten.
 Eine Berücksichtigung der Tarifsteigerungen in den Fallpauschalen, um
Lohnerhöhungen auffangen zu können.
Ohne Berücksichtigung dieser beiden
Kernforderungen ist nicht nur von Dollen enttäuscht von der Klinikreform.
Landesweit machten Ende Juni zahlreiche Kliniken auf die nach ihrer Ansicht
600 Mio.
Euro müssen die Kostenträger im Jahr 2016
für die Reformauswirkungen aufbringen, bis 2020 steigt
dieser Betrag laut
Bundesregierung auf
1,7 Milliarden Euro.
Zugleich sollen Strukturänderungen Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe
bringen.
bestehenden Defizite aufmerksam. „Es
kann nicht sein, dass wir mit dem gleichen Personal immer mehr Bürokratie
bewältigen müssen und uns dadurch die
Zeit am Patienten fehlt. Hier werden wir
nicht ausreichend unterstützt, das muss
sich ändern“, sagte die Geschäftsführerin
der Westküstenkliniken (WKK) Brunsbüttel und Heide, Dr. Anke Lasserre.
Zeitgleich mit Neumünster informierten dort Beschäftigte Patienten und Angehörige. Wenige Tage zuvor hatten sich
WKK-Beschäftigte auch an der bundesweiten Protestaktion mit Nummernkarten für mehr Personal beteiligt. Nach einer Berechnung der Gewerkschaft ver.di
fehlen bundesweit 162.000 Beschäftigte in den Krankenhäusern, allein 70.000
davon in der Pflege. Um Politik und Öffentlichkeit für diesen Umstand zu sensibilisieren, beteiligten sich am 24. Juni –
Anlass war die Gesundheitsministerkonferenz der Länder in Bad Dürkheim –
zahlreiche Kliniken in ganz Deutschland an der Aktion. Darunter waren neben dem WKK im Norden u. a. auch die
Regio Kliniken, die Sana Kliniken in Lübeck und Ostholstein, das Klinikum Itzehoe und das St. Adolf Stift in Reinbek.
„Wir fordern von der Gesundheitspolitik ausreichend zusätzliche Mitarbeiter, um deutschlandweit und trägerunabhängig die optimale Pflege von Patienten und die Zufriedenheit und langfristige Arbeitsfähigkeit der Mitarbeiter zu
gewährleisten“, sagte etwa Reinbeks Mitarbeitervertreter Andreas Hein.
Der vorliegende Reformentwurf
würde nach Meinung vieler Klinikvertreter die Personalknappheit an vielen Standorten aber nicht entschärfen,
sondern verschärfen. Die DKG erwartet stärkere Belastungen durch die neu
vorgesehenen Fixkostendegressionsabschläge, durch neue Qualitätssicherungsmaßnahmen, die weiteres Personal erfordern, und durch Preisabschläge für zusätzliche Leistungen, die aber
aufgrund von Demografie und Morbidität auf die Kliniken zukommen. In der
Landespolitik ist man wegen des nied-
Klinikmitarbeiter und Bevölkerung im Gespräch: So wie hier in Neumünster sprachen
wenige Tage später Kollegen in Kiel mit Passanten.
rigen Landesbasisfallwertes für Schleswig-Holstein zwar schon seit Jahren für
die Probleme der Kliniken sensibilisiert, auf entschiedene Ablehnung stößt
der Entwurf aber nicht, wie das diesjährige Gespräch am Wasser der vdek Landesvertretung am 25. Juni in Kiel zeigte. Die gesundheitspolitischen Sprecher
von CDU, SPD und Grünen, die hierzu
Stellung bezogen, sprachen sich für Änderungen aus. Dr. Marret Bohn (Grüne)
hätte sich beim Pflegestellenförderprogramm (bundesweit sind 660 Millionen
Euro geplant) mehr Mittel gewünscht.
Karsten Jasper (CDU) erinnerte die Klinikvertreter daran, dass sie bei einer früheren Förderung die entsprechenden
Mittel nicht für Pflegestellen verwendet haben. Bernd Heinemann (SPD) erkennt nicht, dass das Gesetz Probleme in Schleswig-Holsteins Kliniken lösen könnte, das Pflegestellenförderprogramm sei aber „besser als nichts“.
Dirk Schnack
1 4 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
D
ie Krankenhausversorgung der
Zukunft war Thema des 122. Sozialmedizinischen Kolloquiums, zu
dem Silke Seemann, Leiterin des
Referats Krankenhauswesen und
-finanzierung, ambulante und sektorenübergreifende Versorgung
und Rettungswesen im Sozialministerium Schleswig-Holstein, in der DRV
Nord in Lübeck referierte.
„Wir haben in Schleswig-Holstein
eine sehr bunte und vielfältige Krankenhauslandschaft“, stellte Seemann gleich
zu Beginn fest. Dabei profitiert Schleswig-Holstein auch von der Nähe zu
Hamburg, da dies die einzigen beiden
Bundesländer seien, die eine übergreifende Krankenhausplanung haben. So
hat Schleswig-Holstein in seinem Krankenhausplan auch 150 Betten in Heidberg. „Demnächst werden wir dort auch
noch eine psychiatrische Tagesklinik eröffnen, die ebenfalls im Krankenhausplan Schleswig-Holstein angesiedelt
ist“, kündigte Seemann an. „Hamburg
ist ein ganz wichtiger Versorger für das
Land Schleswig-Holstein. Wir haben
etwa 60.000 Patienten jährlich, die sich
in Hamburg behandeln lassen. Wir sind
ganz froh darüber, dass das so gut läuft,
da die Hamburger auch mehr Möglichkeiten der Investitionsfinanzierung haben.“ Dafür hätten die Hamburger auch
Betten im nördlichsten Bundesland, so
etwa in Großhansdorf.
Als aktuelle positive Entwicklung
sieht Seemann das Traumanetzwerk in
Schleswig-Holstein, insbesondere, da
es nur ein übergreifendes Netz, welches von Prof. Andreas Seekamp von der
Universitätsklinik Schleswig-Holstein
in Kiel koordiniert wird, und nicht mehrere gibt. Die Zertifizierung als Traumanetzwerk bedeute, dass das jeweilige Krankenhaus bestimmte einheitliche Strukturqualitätsmerkmale erfüllen müsse, z. B. technischer, personeller
und organisatorischer Art. Wesentlich
sei auch, dass alle Häuser zusammenarbeiten müssen. Es gebe definierte Kriterien zur Aufnahme und Weiterverlegung eines Patienten vom Unfallort
in ein Traumazentrum sowie präklinische und klinische Telekommunikationssystemen, die es den Rettungsdiensten und den teilnehmenden Kliniken ermöglichen, bereits an der Unfallstelle
oder in der Notaufnahnahme wesentliche Befunde zu übermitteln, um die notwendigen Konsequenzen für die Einleitung lebenserhaltender Maßnahmen
ohne Zeitverzögerung ziehen zu können. „Das Traumanetzwerk ist für unsere Krankenhausplanung ein gutes Beispiel, wie sich Strukturqualität verankern kann“, so Seemann.
Ab Herbst kündigte Seemann Diskussionen um einen neuen Krankenhausplan an. Der aktuelle Plan läuft nach
fünf Jahren Ende 2015 aus. Als einer der
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
SOZIALMEDIZINISCHES KOLLOQUIUM
Qualität
im Fokus
Im Herbst steht die neue Krankenhausplanung an. Über die Herausforderungen
berichtete Silke Seemann in Lübeck.
aktuellen Herausforderungen an die
Krankenhausplanung führte Seemann
u. a. die Sicherstellung der Investitionsfinanzierung an. Derzeit würden 82 Millionen Euro für die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser im Land aufgewendet. „Daneben haben wir aktuell
auch noch ein kleines Sonderprogramm
von 30 Millionen Euro, das wir derzeit
umsetzen“, so die Referentin.
Ein Thema, das auch in der Öffentlichkeit sehr stark diskutiert werde, sei
die Transparenz der Qualität für die Patienten. „Wie kann ich als Patient erfahren, dass in einem Haus eine bestimmte
Qualität vorgehalten wird? Wie können
Patienten erfahren, dass es z. B. Traumanetzwerke gibt? Die Qualitätsberichte, die die Krankenhäuser erstellen müssen, halte ich persönlich für überhaupt
nicht geeignet“, bringt Seemann die Problematik auf den Punkt. Damit im Zusammenhang steht, dass krankenhausplanerische Entscheidungen zukünftig auch aufgrund von Qualitätsaspekten erfolgen sollen. So sieht es jedenfalls
das neue Krankenhausstrukturgesetz
vor. „Das ist auch ein Punkt, wo noch
einige Diskussionen anstehen, wie wir
das bewerten sollen“, so Seemann. Laut
dem umstrittenen Gesetz, das zügig verabschiedet und nach Plan am 1. Januar 2016 in Kraft treten soll, soll der GeKrankenhäuser und
113 Betriebsstätten hat meinsame Bundesausschuss (G-BA)
mit einem neuen Institut planungsreSchleswig-Holstein.
levante Indikatoren hinsichtlich Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität entwickeln. „Das ist ein Punkt, wo wir gerade sehr intensiv überprüfen, wie man
Betten/Plätze hält das das in der Krankenhausplanung umnördlichste Bundessetzen kann. Wir diskutieren das im
land derzeit vor.
Moment in der Frage der Geburtshilfe. Kann ich an irgendwelchen Kriterien erkennen, ob ein Pränatalzentrum
besser ist als die anderen oder der Bundesdurchschnitt? Das ist unheimlich
Euro werden aktuell
schwierig. Wir sind schon sehr lange mit
für die Investitionsfidem Aqua Institut dabei, Daten zu erhenanzierung der Kranben und gemeinsam zu definieren. Rikenhäuser im Land
sikoadjustierung zu machen ist ein zenaufgewendet.
trales Thema. Die Ergebnisse sind aber
74
16.453
82 Mio.
im Moment noch unbefriedigend“, erläutert Seemann. Als „riesige Herausforderung“ sieht sie auch die Sicherstellung
der stationären Versorgung im ländlichen Raum. Die gesetzliche Neuformulierung der Regelungen von Sicherstellungszuschlägen sei ein heißes Thema in
Schleswig-Holstein. Bisher gebe es weder auf Bundes- noch auf Landesebene
eine Richtlinie, was eine wohnortnahe
Versorgung sei. Die Überlegungen derzeit gingen dahin, dass der G-BA Vorgaben machen soll, wie viele Minuten oder
Kilometer zumutbar für bestimmte Versorgungsbereiche seien. Seemann: „Im
Moment ist die gesetzliche Regelung so:
Wenn ein Sicherstellungszuschlag gezahlt wird, kann der auf den Landesbasisfallwert angerechnet werden, d. h. im
Ergebnis eine Umverteilung über alle
Krankenhäuser. Zukünftig soll es so sein,
dass das nach Vorgaben der G-BA nicht
mehr auf den Landesbasisfallwert angerechnet werden kann.“
Was ihr Referat außerdem beschäftige, sei die Planung von Versorgungsbereichen mit besonderen Herausforderungen: Aufgrund des demografischen
Wandels sind das die Geburtshilfe und
die Pädiatrie mit sinkendem Bedarf, die
aber an verschiedenen Standorten aufrecht erhalten werden müssen, und das
Gegenteil in der Geriatrie mit steigenden Fallzahlen. Erste Überlegungen ihres Referates, was man in der anstehenden Krankenhausplanung stärker berücksichtigen sollte, gehen u. a. dahin, die Zentrumsstruktur in Form von
Netzwerken weiter auszubauen und so
eine höhere Verbindlichkeit zu schaffen.
Allgemeinversorgende Krankenhäuser
und Kliniken mit 24-Stunden-Notfallversorgung sollen gestärkt werden. Seemann will auch die Konzentration von
ambulanter und stationärer Versorgung
an einem Standort vorantreiben sowie Versorgungsaufträge konkretisieren
(z. B. Geburtshilfe). Außerdem sollen
neue Versorgungsmodelle für bestimmte chronische Erkrankungen entwickelt
werden. Anne Mey
G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 5
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ABGEORDNETENVERSAMMLUNG
wenige Programme, dennoch müsse
man bereits jetzt eine Regelung finden, wie mit der Bereinigung umzugehen sei. Diese erfolge zu 100 Prozent bei
den Fachärzten, egal um welches Thema
und welche Indikation es gehe. Wenn
kein Vertragsarzt teilnehme, gab Ennenbach zu bedenken, nehmen nur Krankenhäuser teil. Die Bereinigung der KV
finde aber trotzdem statt – auch wenn
kein Vertragsarzt teilnehme. „Das heißt,
der Schaden, den wir bei Stillstand haben, ist größer als zu sagen, ich beteilige mich“, so Ennenbach. Die bereits im
November angekündigte ASV-Gesellschaft zusammen mit der KV Hamburg
soll die Markt- und Organisationsberatung, Vertragsanbahnung und die ASVAnmeldung von Vertragsärzten umfassen. Die Abrechnung der Leistungen
wird die Gesellschaft nach dem Versorgungsstärkungsgesetz nicht vornehmen
dürfen. Ennenbach rechnet im Jahr mit
Anlaufkosten von 50.000 Euro, auf fünf
Jahre gesehen also mit 250.000 Euro, die
sich beide KVen teilen. „Für jedes abgeschlossene ASV-Team wird sich dieses
Defizit reduzieren. Ab dem Moment, wo
man 20 Fälle bearbeitet, wäre man plötzlich in der Null“, rechnete Ennenbach
vor. Ein konkretes Konzept wird erst im
September in Bad Segeberg und Hamburg zur Abstimmung gebracht.
Einer anderen Dienstleistungsgesellschaft wurde in der Sitzung bereits zugestimmt: Das „Institut für Ärztliche Qualität Schleswig-Holstein“ soll als gGmbH
am Ende um Mehrheiten geht, und das
von KV, Ärztekammer und Krankenmacht die Sache so brandgefährlich.“
hausgesellschaft zu gleichen Teilen geRückendeckung erhielt Schliffke u. a.
gründet werden. Nur die Träger sollen
vom Abgeordneten Eckhardt Kibbel,
entscheiden, welche Projekte am InstiAllgemeinmediziner aus Bosau, der bei
tut angenommen werden. Die inhaltlider KBV-Vertreterversammlung dabei
che Gestaltung bestimme ein Lenkungswar. Er sprach von „machtpolitischen
ausschuss mit Fachleuten nur aus den
Spielchen“ in Berlin: „Das sind nicht undrei beteiligten Organisationen. „Wir
sere Vertreter. Es geht nur um Macht.
müssen und wollen unseren Ärzten in
Ein Geklüngel, das unvorstellbar ist. Wer
der Qualitätssicherung die Option zur
nicht dabei war, kann sich das nicht vorSelbstbeurteilung erhalten, indem wir
stellen.“ Der Landesvorsitzende der Allihnen diese eigene Rückspiegelung im
gemeinmediziner im Norden, Dr. ThoVergleich mit anderen Ärzten ermöglimas Maurer, forderte einen Appell an
chen. Das Institut soll das Instrument
Berlin, dass es so nicht weitergehen könsein, um dies zu sichern“, so Schliffke.
ne. Für die anstehende HonorarverAnlass sei die neue sektorenübergreifenhandlung 2016 fordert Schliffke von der In der LAG haben
de Qualitätssicherung ab 2016, für die in
KBV Verhandlungen „um die big points, die KV, die Krankenden nächsten sechs Monaten eine Lanhausgesellschaft, die
die wir regional nicht verhandeln köndesarbeitsgemeinschaft sektorenüberKassenzahnärztlinen“, so z. B. die Zusatzpauschale für die che Vereinigung und
greifende Qualitätssicherung (LAG) pro
Hausärzte und die Pauschale zur FörBundesland aufgebaut werden muss. Die
die Kassen Sitz und
derung der fachärztlichen GrundverDaten der Qualitätssicherung kommen
Stimme. Dazu kommen Beteiligte ohne
sorgung (PFG). Basisleistungen dürfdann nicht nur zum Absender zurück,
Stimmrecht: die Ärzten nicht dauerhaft budgetiert sein. Die
sondern werden nach G-BA-Vorgaben
tekammer, PsychoKV-Chefin äußerte in diesem Zusamauch der LAG vorgelegt, die sich ärztlitherapeutenkammer,
menhang die Sorge, Schleswig-Holsteins Zahnärztekammer,
cher Fachkommissionen bedienen muss.
Hausärzte könnten „wie im letzten Jahr
Pflegeberufe, Patien- „Im ersten Schritt können die Kassen die
tenvertreter und PKV. Infrastruktur des Instituts als Rundumabgehängt werden“.
Die Ärztekammer hat Sorglos-Paket für die LAG bei uns einDer stellvertretende Vorstandsvorkeine Stimme, obwohl
sitzende Dr. rer. nat. Ralph Ennenbach
kaufen“, so Schliffke. Zur Finanzsitzung
bei ihr bereits kliniplädierte für die Teilnahme an der amim November soll es einen ersten Haussche Fachkommissionen angesiedelt sind.
bulanten spezialfachärztlichen Versorhaltsplan geben.
gung (ASV). Derzeit gebe es zwar nur
Anne Mey
Wettbewerb
aufnehmen
Ennenbach stellt ASV-Gesellschaft vor
und ruft Fachärzte zur Teilnahme auf.
Dr. Monika Schliffke
thematisierte erneut
die KBV-Streitigkeiten.
Foto: di
D
ie internen Differenzen der KBV
beschäftigten die Abgeordnetenversammlung der KV SchleswigHolstein auch auf ihrer jüngsten
Sitzung im Juni. Die Vorstandsvorsitzende Dr. Monika Schliffke
bemühte sich in ihrem Lagebericht um eine „analytische Draufsicht“
der jüngsten Ereignisse, die sich zwischenzeitlich gar nicht mehr um inhaltliche Fragen drehten, sondern „um Positionskämpfe, die öffentlich in einer die
KBV-Spitze diffamierenden Form ausgetragen werden, in der Sache unangemessen und im Ton völlig intolerabel“.
KBV-Vorstandsmitglied Regina Feldmann verfolge ihre Strategie „zielstrebig und unbeirrt“ und die hieße nun
mal Trennung in eine Hausarzt- und
eine Facharzt-KBV. Die Querelen behinderten allerdings die Sacharbeit in Berlin, politisch sei die KBV momentan fast
handlungsunfähig, ein Spielball, und
könne froh sein, dass das Versorgungsstärkungsgesetz durch sei. „Wir müssen das Theater nicht haben und beteiligen uns auch nicht an diesen Debatten“, so Schliffke. Man teile in SchleswigHolstein die Sicht der Dinge mit den
KVen von Hamburg, Thüringen, Rheinland-Pfalz und „einzelnen, die das wohl
nur in geheimer Abstimmung ankreuzen würden. Das ist nicht viel, wenn es
Info
1 6 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
Nicht nur
Versorgung
76. Medizinischer Fakultätentag in Kiel: Fokus auf Versorgung droht
Probleme in Forschung und Lehre in den Hintergrund zu drängen.
„Ganz wichtiger Partner“: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe unterstrich in Kiel die Bedeutung der Hochschulmedizin.
D
ie Bedeutung der Hochschulmedizin ist bei der Politik angekommen. Dies zeigt die große politische Aufmerksamkeit, die der
76. Medizinische Fakultätentag
(MFT) in Kiel erhalten hat. Bundesgesundheitsminister Hermann
Gröhe (CDU) stellte an der Förde eine
bessere Vergütung in Aussicht. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) stärkte den über 250
Teilnehmern aus allen 37 deutschen Medizinfakultäten den Rücken, als er die
Qualität der an den Unikliniken geleisteten Arbeit würdigte.
Als „Motor für den medizinischen
Fortschritt“ und „ganz wichtigen Partner im Gesundheitswesen“ bezeichnete
Gröhe die Universitätsmedizin und hob
zugleich deren Bedeutung für den Arbeitsmarkt und die Gesundheitsversorgung hervor. Nach seinen Angaben behandeln die Universitätskliniken rund
zehn Prozent aller stationären Patienten in Deutschland, darunter zahlreiche
schwer erkrankte Menschen, denen viele andere Kliniken nicht helfen könnten.
In diesem Zusammenhang brach Gröhe
eine Lanze für die „Apparatemedizin“,
die er häufig zu Unrecht in der Kritik
sieht. Zugleich begrüßte er aber auch die
zunehmende Bedeutung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen.
Nach solch umfassendem Lob von
politischer Seite erwarten die Fakultätsvertreter nun auch konkrete und zügige Hilfe. „Wir fühlen uns ernst genommen. Aber das muss nun auch in schnelle Lösungen münden und nicht erst in
fünf Jahren“, sagte Gastgeber Prof. Ulrich Stephani, Dekan der Medizinischen
Fakultät in Kiel, am Rande des Fakultätentages. Nach Beobachtung des Neuropädiaters benötigt die Universitätsmedizin in Deutschland dringend mehr Geld,
um die von der Gesellschaft erwartete
Qualität auch erfüllen zu können. Er berichtete von einer Verschärfung der Personalsituation in den vergangenen Jahren. „Ein brennendes Thema“, wie Stephani sagte.
Zuvor hatte MFT-Präsident Prof.
Heyo Kroemer schon bei der Eröffnung
des MFT eine unzureichende Vergütung des klinischen Tagesgeschäfts in
der Universitätsmedizin angeprangert.
In Kombination mit den ebenfalls unzureichenden Investitionen der Länder
ergebe dies den „perfekten Sturm“, wie
Kroemer sich ausdrückte. Wie stark die
Uniklinika bei manchen Behandlungen
unterfinanziert sind, hatte der MFT zusammen mit dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) schon
im Vorwege deutlich gemacht. Laut einem „Extremkostenbericht“ des Instituts für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) entstehen durch den hohen
Anteil an besonders aufwendigen Behandlungen Finanzierungslücken, die es
Foto: MFT/Kerber
HOCHSCHULEN
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G E S U N D H E I T S P O L I T I K // 1 7
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
bei anderen Krankenhäusern in diesem
Maße nicht gibt. Die bei der Behandlung solcher Patienten anfallenden Zusatzkosten bildet das Vergütungssystem
bislang nicht ab. „Extremkostenfälle tragen zur aktuellen wirtschaftlichen Notlage der Universitätsklinika bei“, stellten
MFT und VUD gemeinsam fest und forderten als Konsequenz Änderungen im
Fallpauschalen-Katalog. Zugleich warnten sie aber davor, die Komplexität dieses Kataloges weiter zu erhöhen.
Parallel hatten VUD und MFT erheben lassen, wie stark die Hochschulambulanzen in der Versorgung nachgefragt werden. Die Ergebnisse wurden auf dem MFT noch einmal genannt:
Fast zwei Drittel der Bevölkerung kennen die Hochschulambulanzen und
fast jeder fünfte Deutsche hat sich dort
schon einmal behandeln lassen und dabei gute Erfahrungen gemacht. Daraus
ziehen VUD und MFT den Schluss, dass
die Hochschulambulanzen, die bislang
auf Zwecke von Forschung und Lehre begrenzt sind, eine zunehmende Rolle für die Patientenversorgung spielen
und dass dies auch entsprechend bezahlt
werden muss.
Kroemer lobte in diesem Zusammenhang das abgestimmte Vorgehen
mend in den Hintergrund gedrängt. Der
MFT reagierte darauf: Prof. Hans-Jochen Heinze, Vorsitzender des Medizin­
ausschusses im Wissenschaftsrat, verwies auf politische Überlegungen, schon
im Studium die Weichen etwa für eine
Tätigkeit in der Versorgung zu stellen. Er
mahnte: „Das Medizinstudium ist kein
Instrument der Bedarfssteuerung und
muss alle Optionen offen halten.“ Bedarf
an Ärzten bestehe schließlich nicht nur
in der Versorgung, sondern auch in Wissenschaft und Forschung – doch da lauere ein Problem. Ein immer verschulteres
Studium führt dazu, dass den Studenten
immer weniger Zeit für wissenschaftliche
Arbeit bleibt, beklagt der Wissenschaftsrat. Heinze sieht in einer verpflichtenden
Forschungsarbeit ein Instrument, mit
dem das wissenschaftliche Arbeiten wieder gestärkt werden könnte.
Tatsächlich zeigen die Medizinstudenten unter dem Lerndruck der vergangenen Jahrzehnte weniger Interesse am wissenschaftlichen Arbeiten. Die
Promotionsintensität von Absolventen des Medizinstudiums hat innerhalb
von 15 Jahren von 80 auf 60 Prozent abgenommen – 40 Prozent verlassen also
heute die Hochschule, ohne wissenschaftlich gearbeitet zu haben. „Wissen-
„Das Medizinstudium ist kein
Instrument der Bedarfssteuerung
und muss Optionen offen lassen.“
Prof. Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätentages, wies
auf die unzureichende Finanzierung der Hochschulmedizin hin.
schungsergebnisse lesen und interpretieren zu können“, sagt auch Jan Werner
aus der Fachschaft Medizin in Köln. Die
Umfrage zeigt aber auch, dass sich viele
Kommilitonen nicht ausreichend vorbereitet fühlen auf wissenschaftliches Arbeiten. Sie wünschen sich mehr Unterschaftliches Denken ist aber Grundstützung im Zeitmanagement, um ihre
von Universitätskliniken und Medizinlage für Diagnose und Therapie“, sagt
Fähigkeiten in der Statistik zu verbesfakultäten, um die problematische Lage
Heinze. Auch MFT-Präsidiumsmitsern, um Publikationen schreiben zu
in der Politik deutlich zu machen. „Das
glied Prof. Josef Pfeilschifter (Frankkönnen und in der Kommunikation.
war hilfreich“, stellte er fest. Von der Pofurt/Main) hat beobachtet, dass immer
Werner hält es für unerlässlich, dass
litik wurden insgesamt 265 Millionen
mehr Medizinstudierende nur danach
alle Medizinstudierenden ein „KerncurEuro an Mitteln für die Hochschulamfragen, wie sie ihren Pflichtkatalog abriculum Forschung“ durchlaufen: „Wisbulanzen in Aussicht gestellt. Für den
arbeiten müssen.
senschaftlich interessierte StudierenVUD ist das von der Politik geschnürWas sie jenseits davon in ihrem Stude brauchen Möglichkeiten, nötige ,Rete Hilfspaket zwar „durchaus ein Fortdium noch lernen können und dürfen,
search-Skills‘ für ihre Promotion und
schritt“, wie VUD-Generalsekretär Ralf
gerät zunehmend aus dem Blickfeld, obweitere wissenschaftliche Tätigkeiten in
Heyeder in Kiel sagte. Er verwies aber
ihrem Studium zu erlernen.“
auch darauf, dass Zuschläge für Univer- wohl der Arzt für Pfeilschifter ein „BotNeben zahlreichen Vortragenden
sitätsklinika international Standard sind. schafter der Wissenschaft“ sein sollte.
Bei den Studierenden stoßen die Wisaus anderen Fakultäten war auch die
In welchem Ausmaß die einzelnen Amsenschaftler mit ihrem Ansinnen aber
gastgebende Fakultät mit UKSH-Chef
bulanzen das zur Verfügung gestellte
Studiengänge für die
trotz der Entwicklung keineswegs auf
Prof.
Jens Scholz mit einem Vortrag
Geld am Ende abfragen können, hängt
Ausbildung von rund
über das bundesweit beachtete Modell
nach seiner Darstellung von zahlreichen Ablehnung. Mehr Unterstützung im
93.000 Studierenden
der Human- und
Zeitmanagement ist erwünscht. Eine
für den baulichen Masterplan vertreFaktoren ab. Fest steht für ihn: „Die BeZahnmedizin gibt es
in Kiel präsentierte Umfrage zeigt, dass
ten. Scholz stellte besonders heraus, dass
darfe sind sehr unterschiedlich in den
an den 37 Medizinfadas UKSH das Risiko weitgehend an
Regionen.“ Weil die Mengenkomponen- Medizinstudierende die konkrete Auskultäten in Deutschte ein entscheidender Faktor für die Mit- einandersetzung mit wissenschaftlichen land. Der MFT ist der das Konsortium, das mit Planung, Bau
Publikationen als wichtige Kernkompe- Zusammenschluss
und Betrieb aus einer Hand beauftragt
telverteilung ist, könnte diese regional
dieser Medizinischen ist, übertragen konnte. „Gezahlt wird
tenz eines Arztes ansehen. „Um unsestark schwanken.
Ausbildungs- und
ren künftigen Patienten eine Therapie
erst bei Übernahme“, stellte Scholz fest –
Doch in Kiel wurde nicht nur über
Forschungsstätten. Er
auf dem neuesten Stand anbieten und
Versorgungsfragen diskutiert. Der öfist ein gemeinnütziger ein wichtiger Punkt für das verschuldete
sie adäquat darüber informieren zu kön- eingetragener Verein Land als Träger der Hochschulmedizin
fentliche Fokus darauf, kritisierten Teilnen, brauchen wir das Rüstzeug, um me- mit Sitz in Berlin.
in Schleswig-Holstein.
nehmer des MFT, habe Probleme in
dizinische Fachliteratur und neue ForDIRK SCHNACK
Wissenschaft und Forschung zuneh-
Foto: MFT/Kerber
70
1 8 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
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HYGIENE
Nach der
Keim-Krise
Ein halbes Jahr nach Acinetobacter
baumannii: Die Aufarbeitung läuft.
A
lle zwei Tage eine Pressekonferenz, Fernsehteams und Fotografen drängten sich um UKSH-Chef
Prof. Jens Scholz und die Leiterin
der Hygiene-Abteilung Dr. Bärbel
Christiansen. Vor dem Eingang
des Campus buchstabierten sich
Reporter durch Fachbegriffe wie Acinetobacter baumannii und 4-MRGN. Im
Februar waren 31 Patienten, die in zwei
Intensivbereichen des UKSH in Kiel lagen, positiv auf den multiresistenten
Keim getestet worden. 16 dieser Patienten starben an ihren Grunderkrankungen. Bei dreien von ihnen könnte laut
Angaben des Krankenhauses der Acinetobacter-Befall zur Verschlechterung ihres Zustandes beigetragen haben. Ein
Vierteljahr lang kämpfte das UKSH gegen den winzigen Eindringling, der von
einem 74-Jährigen aus dem Türkei-Urlaub mitgebracht wurde. Inzwischen ist
Acinetobacter baumannii besiegt – was
hat sich am UKSH geändert?
„Eigentlich kaum etwas“, sagt Kliniksprecher OIiver Grieve. „Schließlich haben uns schon während der Krise
alle Fachleute bestätigt, dass wir es richtig machen. Da wäre es ziemlich seltsam,
wenn wir nun etwas anderes tun.“ Drei
Ratschläge allerdings erteilte das um
Hilfe gebetene Expertenteam des Universitätsklinikums Frankfurt, „und alle
drei setzen wir jetzt um“, so Grieve. So
wird nun ein Mensch, der einmal als positiv auf einen multiresistenten Keim getestet wurde, lebenslang weiter als Risikopatient geführt. Statt an zwei Tagen, wie vorgeschrieben, werden mögliche Keimträger an drei Tagen hintereinander getestet. Und: Der Abstrich wird
nicht anal, sondern rektal vorgenommen. „Nichts davon basiert auf exakten
wissenschaftlichen Erkenntnissen, aber
die Frankfurter machen es, also machen
wir es in Zukunft ebenso“, erklärt Grieve.
Nichts Neues also? Immerhin gibt es einen aktuellen Ablaufplan, der in neun
Schritten detailliert beschreibt, wie
künftig Risikopatienten ermittelt werden und wie mit ihnen umgegangen
werden soll. Der Plan wurde Mitte April
erstellt, Anfang Juni von Hygiene-Fachfrau Christiansen geprüft und einige
Tage später von Scholz in Kraft gesetzt.
Laut Auskunft des Sprechers beschreibt
dieser Plan aber kein grundsätzlich anderes Vorgehen, sondern fasst nur bewährte Praxis zusammen: In einem großen Unternehmen wie dem UKSH sei es
normal, Ablaufpläne zu überprüfen und
zu aktualisieren. Der aktualisierte Plan
sieht u. a. vor, anhand eines Fragebogens
festzustellen, ob ein Kranker Keimträger
sein könnte. Gibt es ein Risiko oder steht
jemand bereits in der Kartei, weil er früher mit einem multiresistenten Keim infiziert war, muss ein Einzelzimmer her
– „Isolierung mindestens bis zum Erhalt
des Ergebnisses“, heißt es in Schritt sieben. Doch eben an diesem Punkt ging es
im vergangenen Dezember schief: In der
internistischen Intensivstation mit ihren
16 Betten stehen nur drei in Einzelzimmern. Als der Urlauber im UKSH eintraf, war keines frei. Der Mann kam in
ein Dreibettzimmer – mit den bekannten Folgen.
Gesundheitsministerin Kristin Alheit (SPD) kündigte Anfang Februar
an: „Wir müssen jetzt parallel die Weichen stellen.“ Der erste Punkt im Maßnahmenpaket: Das UKSH, das seit Jahren unter einem Bau- und Sanierungsstau leidet, soll um einen „Erweiterungsbau
in Modulbauweise“ ergänzt werden.
Patienten waren im
Entstehen sollen zwölf Intensivbetten in
Winter in Kiel positiv auf AcinetobacEinzelzimmern, dazu Lager- und Umter baumannii geteskleideräume; dass diese fehlten, hattet worden. Bei drei
ten die Frankfurter Fachleute bemänvon ihnen könnte der
gelt. Zurzeit laufen die Planungen für
Befall zu einer Verden Bau sowie die „Freimachung des
schlechterung ihres
Zustands beigetragen Baufeldes“, teilt das Ministerium mit:
haben. Derzeit befin- „Der Kampfmittelräumdienst sondiert
det sich kein Patient
das Gelände.“ Die Eröffnung des über
mehr am UKSH, bei
1.000
Quadratmeter großen Anbaus
dem der Keim nachsoll im Frühjahr 2016 erfolgen. Zudem
gewiesen ist.
will das Ministerium künftig schnel-
31
ler über Keim­ausbrüche informiert werden. Alheit wie auch die Krankenhausleitung waren kritisiert worden, weil sie
Öffentlichkeit und Abgeordnete erst lange nach dem ersten Auftreten des Keims
informierten. Formal waren die Meldewege korrekt eingehalten, sie wurden
durch den Erlass verkürzt. Außerdem
wird überprüft, ob die seit 2011 geltende „Landesverordnung über die Infektionsprävention“ eingehalten wird und
greift; Ergebnisse sollen im ersten Quartal 2016 vorliegen. Teil der Verordnung,
die MedIpVO abgekürzt wird, sind verpflichtende Fortbildungen und Schulungen in medizinischen Einrichtungen;
ein solcher Fachtag fand u. a. Mitte Juni
am UKSH statt. Ob genug und die richtigen Schulungen, etwa im Bereich Hygiene, angeboten werden, fragt das Land
im Rahmen der Evaluation über die Gesundheitsämter ab.
Eine weitere Fortbildungsreihe, die
sich speziell an niedergelassene Ärzte
wendet, startet die Ärztekammer Schleswig-Holstein unter dem Titel „Antibiotika – rational und rationell, aber wie?“
Die Auftaktveranstaltung am 23. September in der Akademie der Ärztekammer in Bad Segeberg beschäftigt sich
mit Harnwegsinfektionen. Auch politisch bewegt sich etwas: Der Bundesrat
bittet die Bundesregierung um ein Extrabudget für mehr Screening in Kliniken. Reicht dieser Maßnahmenkatalog
aus, um das UKSH vor einem Ausbruch
zu schützen? Grieve: Das UKSH könne
keinen Kranken abweisen – wenn mehr
Notfälle eingeliefert werden, als Einzelbetten frei sind, würden auch potenzielle Risikopatienten aufgenommen, so wie
im vergangenen Dezember. Die Landtagsabgeordnete und Ärztin Dr. Marret
Bohn, die für die Grünen im Gesundheitsausschuss sitzt, sieht ein grundsätzliches Problem: „Wir sind eine ganze Generation zu spät bei der Frage, wie
mit multiresistenten Keimen umgegangen werden soll.“ Besondere Vorsicht sei
nun geboten, damit Keime nicht auch
noch Resistenzen gegen die Reserveantibiotika entwickeln: „Angeblich werden diese Stoffe teilweise schon in der
Landwirtschaft eingesetzt – das geht gar
nicht“, so Bohn. Ex-Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) lobt seine Nachfolgerin Alheit zwar für den „kleinen,
aber richtigen Schritt“ für verbesserte
Screeningmaßnahmen, fordert aber ein
„Gesamtpaket, das Kliniken in die Lage
versetzt, die Anforderungen an die Standardhygiene einhalten zu können; dazu
gehören mehr Zeit und mehr Personal.“
An den Ernst der Lage erinnert auch der
Präsident der Bundesärztekammer, Prof.
Frank Ulrich Montgomery, der Eile anmahnt: „Nur wenn wir jetzt handeln,
können wir eine drohende Antibiotika­
krise verhindern.“
Esther Geisslinger
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Foto: di
E
ine Aufbruchsstimmung wie bei der
Gründung vor 15 Jahren war bei der
Generalversammlung im vergangenen Monat in Rendsburg unter
den Ärztegenossen nicht zu spüren,
wohl aber das Bewusstsein, dass
man neue Modelle benötigt – Modelle für die ambulante Versorgung, Modelle für die Ansprache junger Kollegen
und für eine auch künftige solide wirtschaftliche Basis.
Für die Ansprache junger Kollegen
forderte der neu bestellte zweite Sprecher Dr. Svante Gehring, dass man sich
auf die genossenschaftlichen Grundwerte zurückbesinnt und zugleich den
Mut aufbringt, neue Versorgungsmodelle auszuprobieren. Der hausärztliche Internist aus Norderstedt erinnerte
an die Grundwerte Gleichheit, Solidarität, Selbsthilfe und Stärkung der Selbstverantwortung und an die demokratische Unternehmensform der Genossenschaft. Gehring, der auch Vorstandsmitglied der Ärztekammer Schleswig-Holstein ist, will nicht gegen ökonomische
Prinzipien ankämpfen. Aber: „Wir
stemmen uns gegen die Industrialisierung der Medizin, die Gesundheit oder
Krankheit zur Ware deklariert und Patienten in Wertschöpfungsketten ausnehmen möchte.“
Zur Ansprache neuer, junger Kollegen können auch die beiden neuen
Vorstandsmitglieder beitragen. Der in
Großhansdorf niedergelassene Allgemeinmediziner Dr. Marcus Jünemann
und die in der Rendsburger Augenklinik
angestellte Anästhesistin Dr. Eefje Barber gehören nun dem Vorstandsteam an,
zu dem neben dem ersten Sprecher Dr.
Klaus Bittmann auch Allgemeinmediziner Christoph Meyer und Urologe Dr.
Axel Schroeder zählen. Damit hat sich
die Genossenschaft, die den schmerzhaften Verlust des tödlich verunglückten
Dr. Andreas Rinck verarbeiten musste,
personell aufgestellt.
Bittmann zeigte mit seiner Rede,
dass die Genossen auch weiterhin
den Finger in die Wunde legen werden, wenn sie mit Entwicklungen im
Gesundheitswesen nicht einverstanden sind. Entsprechend kritisch setzte sich Bittmann mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) auseinander. Den Zustand der Körperschaft
bezeichnete er wegen der anhaltenden
Konflikte in der Vorstandsspitze, aber
auch wegen der undifferenzierten Kritik
am Versorgungsstärkungsgesetz als verheerend. Bittmann sprach von Intrigen
und einem „missratenen System“. „Die
KBV hat keine Glaubwürdigkeit mehr“,
sagte Bittmann, der die Krankenkassen
und die Ärzteverbände auf Bundesebene weitaus besser aufgestellt sieht. Das
Verhältnis zur KV in Schleswig-Holstein
betrachtet er als intakt. Ein Thema, bei
dem Genossen und KV in Schleswig-
ÄRZTEGENOSSENSCHAFT NORD
Versorgung
neu denken
Die Ärztegenossenschaft Nord will sich neu erfinden. Frisches Personal im Vorstand.
Im kommenden Jahr erwarten die Genossen ein Verlustgeschäft.
Der neue zweite Sprecher Dr. Svante Gehring und der erste Sprecher Dr. Klaus Bittmann (rechts).
1.951
Mitglieder hatte die
Ärztegenossenschaft
Nord zum Jahresende
2014. Damit ist sie die
größte unter den Ärzteorganisationen, die
keinen Mitgliedsbeitrag erheben. Allerdings erwerben Mitglieder bei Eintritt
Anteile.
Holstein an einem Strang ziehen, ist das
lung dieser Verträge im vergangenen
in Büsum im Aufbau befindliche Ärzte­
Jahr 433.000 Euro. Hier erwartet Ramhaus in kommunaler Trägerschaft – ein
poldt nun aber einen Rückgang.
Beispiel dafür, wie die Genossen sich an
Wichtigster Umsatzträger für die
Versorgungsmodellen beteiligen.
Organisation sind Provisionserlöse
Die Geschäftsführung für Model(550.000 Euro), u. a. für die Vermittlung
le wie in Büsum ist eines von mehrevon Dienstleistungen. Potenzial sieht
ren wirtschaftlichen Standbeinen für
Rampoldt für die kommenden Jahre
die Genossen, die im abgelaufenen Jahr
auch in einem anderen Dienstleistungsrund 8.000 Euro Verlust bei einem Um- bereich: Das Management-Know-how
satz von rund 1,3 Millionen Euro erwirt- der Genossenschaft wird zunehmend
schafteten. Das leichte Minus wird sich
von Ärztenetzen nachgefragt. In eininach Einschätzung Rampoldts im laugen Netzen im Schleswig-Holstein hat
fenden Jahr eher erhöhen. Grund ist u. a. die Organisation bereits die Geschäftsdas erschwerte Geschäft in der Abwickführung übernommen. Angesichts steilung von Selektivverträgen. Ersatzkassen gender Anforderungen an die Netze, die
haben bereits angekündigt, sich aus eisich zunehmend professioneller aufnem von der Genossenschaft betreuten
stellen, hält Rampoldt weitere ManageVertrag mit Augenärzten zurückzuziementverträge für möglich.
hen, was zu Einbußen führen wird. InsMit rund 1.950 Mitgliedern ist die
gesamt hatte sich das Geschäft mit Selek- Ärztegenossenschaft die größte ärztlitivverträgen in den vergangenen Jahren
che Organisation ohne Mitgliedsbeiaber kontinuierlich nach oben entwiträge. Vom Höchststand vor vier Jahren
ckelt. 1.534 Ärzte nehmen inzwischen an (rund 2.250) hat sich die Genossenschaft
den von der Genossenschaft betreuten
entfernt, weil viele Mitglieder der GrünVerträgen teil. Sie haben 28.650 Patiendungszeit inzwischen ihre Praxen abgeten eingeschrieben und erhalten ein Ho- ben und vielen Nachfolgern die Genosnorarvolumen von 25,4 Millionen Euro.
senschaftsidee nicht präsent ist.
Die Genossen erhielten für die AbwickDirk Schnack
2 0 // G E S U N D H E I T S P O L I T I K
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
PRÄVENTIONSGESETZ
Kein großer
Wurf
Experten sind sich einig: Das Präventionsgesetz bringt trotzdem Fortschritte.
N
ach mehreren Anläufen in vergangenen Legislaturperioden
hat der Deutsche Bundestag
am 18. Juni das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung
und der Prävention verabschiedet. Ziel ist eine Stärkung der Gesundheitsförderung im Lebensumfeld
wie Kita, Schule, Arbeitsplatz und Pflegeheim. Zugleich sollen die Grundlagen
der Zusammenarbeit der Sozialversicherungsträger, der Länder und Kommunen gestärkt werden.
„Prävention und Gesundheitsförderung sollen dort greifen, wo Menschen
leben, lernen und arbeiten. Mithilfe des
Gesetzes werden außerdem die Früherkennungsuntersuchungen bei Kindern,
Jugendlichen und Erwachsenen weiterentwickelt und wichtige Maßnahmen ergriffen, um Impflücken in allen Altersstufen zu schließen“, warb das Bundesgesundheitsministerium für das neue
Gesetz.
Eine Veranstaltung der Barmer GEK
in Hamburg zeigte, dass viele Akteure
im Norden das Gesetz überwiegend begrüßen – allerdings fand die Veranstaltung auch kurz vor der Verabschiedung
statt, als Änderungen nicht mehr möglich waren. Auch die Krankenkassen haben sich trotz einiger Kritikpunkte damit arrangiert.
„Kein großer Wurf, kann man aber
mit arbeiten.“ So urteilte die Vorsitzende der Hamburgischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung (HAG),
Prof. Corinna Petersen-Ewert, über das
Präventionsgesetz. Sie betrachtet das
Gesetz als „Startpunkt für die Verminderung sozialer und geschlechtsbezogener Ungleichheiten von Gesundheitschancen“. Kritisch sieht sie Empfehlungen für Maßnahmen mit ungeklärter
Wirksamkeit und die Aufzählung konkreter Gesundheitsziele.
Mit ihrer Einschätzung traf die Präventionsexpertin den Tenor auf der Veranstaltung. Hamburgs Barmer-Chef
Frank Liedtke etwa bemängelte, dass die
Länder und Kommunen nicht stärker
in die Pflicht genommen werden, dass
der Etat der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus Mitteln der gesetzlichen Krankenversicherung auf fast
das Doppelte aufgestockt werden soll,
dass Budgets von Beginn an festgelegt
werden, bevor Strukturen für die Gesundheitsförderung überhaupt entstanden sind und dass die Maßnahmen insgesamt die Versichertengemeinschaft
stärker belasten. Unter dem Strich aber
kann er sich mit dem Präventionsgesetz
anfreunden, obwohl die positiven Wirkungen erst in einigen Jahrzehnten zu
spüren sein werden.
Positiv sieht Liedtke die Mitsprachemöglichkeiten der Krankenkassen, die
stärkeren Bemühungen um Gesundheitsförderung in den Betrieben und
den Setting-Ansatz, mit dem die Prävention in die Lebenswelten der Menschen
getragen wird. „Man muss den Rahmen
so setzen, dass man sich einer gesunden
Lebensführung nur schwer entziehen
kann“, sagte Liedtke dazu.
Hamburgs Gesundheitssenatorin
Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) betonte
ebenfalls den Setting-Ansatz, weil nach
ihrer Beobachtung die Ansätze für eine
individuelle Verhaltensänderung an
Grenzen gestoßen sind. Nun ist nach ihrer Ansicht die Zeit gekommen, die Mittel anders einzusetzen. Die Kritik an der
damit verbundenen Kostensteigerung
wies sie zurück: „Das Geld kommt von
den Versicherten und geht zu den Versicherten.“ Und sie verkniff sich nicht den
Seitenhieb auf bislang nicht immer vernünftig eingesetzte Beitragsgelder: „Wir
geben den Kassen die Möglichkeit, ihr
Geld dort zu investieren, wo es sinnvoll
ist.“ Auch Dr. Klaus Schäfer, Vizepräsident der Ärztekammer Hamburg, hob
hierauf ab. Er hält das Präventionsgesetz
für erforderlich, damit Krankenkassen
Euro sollen die Kran- Investitionen, deren Wirkung sich erst
ken- und Pflegekaslangfristig zeigt, nicht länger scheuen.
sen künftig für GeHamburg sehen die Akteure in der Hansundheitsförderung
sestadt schon jetzt in der Prävention gut
und Prävention invesaufgestellt, andere Bundesländer sind
tieren.
nach ihrer Beobachtung stärker darauf
500 Mio.
angewiesen, dass das Präventionsgesetz
in Kraft tritt. Die in Hamburg bestehenden Strukturen – etwa der Pakt für Prävention – sollten nach Ansicht der Senatorin mit den zusätzlichen Mitteln gestärkt werden. Sie warb für die Einrichtung einer Landespräventionskonferenz,
die Empfehlungen für die Hansestadt
entwickelt.
Die wichtigsten Punkte des Präventionsgesetzes im Überblick:
 Zusammenarbeit: Neben der gesetzlichen Krankenversicherung werden auch die gesetzliche Rentenversicherung und die gesetzliche Unfallversicherung, die soziale Pflegeversicherung und die Unternehmen der
privaten Krankenversicherung eingebunden. In einer Nationalen Präventionskonferenz legen die Sozialversicherungsträger unter Beteiligung von Bund, Ländern, Kommunen, der Bundesagentur für Arbeit
und der Sozialpartner gemeinsame
Ziele fest und verständigen sich auf
ein gemeinsames Vorgehen.
 Die Soziale Pflegeversicherung erhält
einen neuen Präventionsauftrag, um
künftig auch Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen mit gesundheitsfördernden Angeboten erreichen zu können.
 Impfprävention: Künftig soll der
Impfschutz bei allen Routinegesundheitsuntersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie bei
den Jugendarbeitsschutzuntersuchungen überprüft werden. Auch Betriebsärzte sollen allgemeine Schutzimpfungen vornehmen können. Bei
der Aufnahme eines Kindes in die
Kita muss ein Nachweis über eine
ärztliche Impfberatung vorgelegt
werden. Beim Auftreten von Masern
in einer Gemeinschaftseinrichtung
wie Kita, Schule und Hort können
die zuständigen Behörden ungeimpfte Kinder vorübergehend ausschließen. Medizinische Einrichtungen
dürfen die Einstellung von Beschäftigten vom Bestehen eines erforderlichen Impf- und Immunschutzes
abhängig machen. Zudem können
Krankenkassen Bonusleistungen für
Impfungen vorsehen.
 Gesundheits- und Früherkennungsuntersuchungen: Die bestehenden
Untersuchungen für Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollen weiterentwickelt werden. Künftig soll ein
stärkeres Augenmerk auf die individuellen Belastungen und auf Risikofaktoren für das Entstehen von
Krankheiten gelegt werden. Ärzte erhalten die Möglichkeit, Präventionsempfehlungen abzugeben und damit
zum Erhalt und zur Verbesserung der
Gesundheit ihrer Patienten beizutragen.
Dirk Schnack
I M N O R D E N // 2 1
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PERSONALISIERTE MEDIZIN
Die Nadel im
Heuhaufen
Wo steht die individualisierte Medizin? Zwei Beispiele für erste
Ansätze der individuelleren Diagnostik und Behandlung bei Krebs.
Foto: UKSH
B
ereits zum 15. Mal kamen Mitte
Juni Interessierte zur traditionellen gesundheitspolitischen Vorabendveranstaltung der Kieler
Woche zusammen. Die Hermann
Ehlers Akademie hatte in Kooperation mit der vdek-Landesvertretung Schleswig-Holstein diesmal zum
Thema „Personalisierte Medizin – (Wie)
geht das?“ Experten für Impulsreferate
gewonnen, die mit den Worten von Dr.
Cordelia Andreßen das aktuelle Thema
aufgreifen, „aber auch den Diskurs in
der Gesellschaft ermöglichen“ sollten.
Prof. Martin Schrappe, Direktor der
Klinik für Allgemeine Pädiatrie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in
Kiel, trug unter der Überschrift „Zielgerichtet, sicher und genau therapieren“ vor: „Jeder Patient wünscht sich natürlich in jedem Fall, auch ohne moderne Methoden, personalisierte, persönliche Medizin.“ Der Begriff der individualisierten Medizin sei jedoch sehr
stark genetisch orientiert. Einer der ersten medizinischen Meilensteine dazu
sei im Jahr 2000 erreicht worden, als das
menschliche Genom zum ersten Mal
entschlüsselt wurde, „tierisch aufwändig
und wahnsinnig teuer“. Heute, 15 Jahre
später, könne man praktisch dasselbe in
ganz kurzer Zeit für einen Bruchteil der
Kosten erreichen.
Eine der Fragen, die sich dabei stellten, sei ob die Gene auch etwas mit dem
Erfolg der Therapie zu tun haben. Menschen sind verschieden und schlagen
auch unterschiedlich auf Medikamente
an. Schrappe führt als Beispiel die akute lymphoblastische Leukämie (ALL) an.
Leukämie zu erkennen, sei heute kein
Problem mehr. Sie zu behandeln zwar
schon etwas mehr, aber dank großer Erfahrung auch sehr gut möglich. „Bisher haben wir bei der Leukämie mit der
Therapie angefangen und in 95 Prozent
der Fälle schaffen wir es ganz schnell,
diese Zellen wieder zu zerstören.“ Unter dem Mikroskop sehe dann fast alles
so aus wie bei einem Gesunden, aber der
Teufel stecke im Detail: Die „Minimal
residual disease“ (MRD), also eine minimale Resterkrankung kann zurückblei-
Prof. Martin Schrappe wurde 2014 mit dem
Deutschen Krebspreis ausgezeichnet.
ben und diese blieb bisher für die Mediziner als „Nadel im Heuhaufen“ quasi unsichtbar, bis es zu einem Rückfall
kam. Heute habe man verschiedene Methoden und moderne Apparate, um residuelle Leukämiezellen nachzuweisen.
„Jede Leukämiezelle ist von Mensch zu
Mensch minimal unterschiedlich. Jetzt
sind wir in der Lage, diese ‚Fingerabdrücke‘ der Zellen für jeden individuellen Patienten zu bestimmen. Dieser Fingerabdruck wird genutzt, um festzustellen, wo die Leukämie bleibt, wenn es eigentlich so aussieht, als wäre alles ok“,
so Schrappe. Diese Technik ermöglicht
also eine zunehmend individuelle und
Die gesundheitspolitische Veranstaltung
risikoangepasste Chemotherapie. So
am Vorabend der Kie- könne man Patienten identifizieren, die
ler Woche wurde urnicht richtig auf die Medikamente ansprünglich von Prof.
sprechen und schnell einen Rückfall beFritz Beske ins Leben
gerufen, der sich auch kommen. Diese benötigten eine andere
die 15. Ausgabe nicht
Therapie als Patienten, die schnell keine
entgehen ließ.
genetisch nachweisbare Leukämie mehr
Veranstalter sind die
Hermann Ehlers Aka- haben und ein Standardpräparat mit wenig Intensität erhalten. „So machen wir
demie und die vdekLandesvertretung.
es jetzt auch: Patienten, die gar nicht
oder nur sehr verzögert negativ werden,
Info
kriegen maximal viel Therapie“, erklärt
Schrappe.
„Helfen die Gene bei der Behandlung“ fragte im Anschluss Prof. Brigitte Schlegelberger, Direktorin des Institutes für Humangenetik an der Medizinischen Hochschule Hannover, in ihrem
Vortrag. Sie nahm Bezug auf ihren klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt des Brust- und Eierstockkrebses
und stellte die „Brustkrebsgene“ BRCA1
und BRCA2 vor. Ungefähr fünf Prozent der Frauen mit Brustkrebs hätten
eine Veränderung in einem dieser beiden Gene. „Wir können die Information,
dass eine BRCA-Mutation vorliegt, nutzen um eine bessere Risikobewertung zu
machen, vor allem für die gesunden Verwandten“, schilderte Schlegelberger. Früher habe man mit der Sanger-Methode
einzelne Fragmente der Gene nacheinander untersucht. Das sei zwar noch der
Goldstandard, aber durchaus aufwendig.
Inzwischen gibt es auch die moderne
Methode des „Next Generation Sequencing“ (NGS), mit dem viele Genfragmente parallel untersucht werden könnten. „Wenn wir das Krebsrisiko eingrenzen wollen, können wir in einem Schritt
74 Dinge auf einmal untersuchen.“
In der Durchschnittsbevölkerung
erkrankten zehn von 100 Frauen im
Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Frauen mit einer BRCA-Mutation hätten ein
elffach erhöhtes Risiko. Die effektivste Prävention sei die Entfernung der Eierstöcke. „Dadurch wird Eierstockkrebs so gut wie verhindert. Es wird aber
auch das Risiko für Brustkrebs gesenkt.
Durch diesen prophylaktischen Eingriff
werden Leben gerettet“, betonte Schlegelberger.
Für die Behandlung von BRCA-assoziierten Brustkrebs gebe es inzwischen ein Medikament, einen sogenannte PARP-Inhibitor, von einer englischen
Forschergruppe entwickelt und basierend auf Wissen des Mechanismus, wie
BRCA in die Reparatur der DNA-Schäden eingreift. „Bisher wissen wir, dass
dieses Medikament bei Frauen, die mit
vielen verschiedenen Medikamenten behandelt worden sind und nicht mehr darauf ansprechen, hilft. Also bei Frauen mit einer BRCA-Mutation, die eine
ganz schlechte Prognose haben. Da gibt
es ein Ansprechen, aber bisher fehlt der
Beweis, dass dieses Medikament zu einer
verlängerten Lebenszeit führt.“ Schlegelberger schlussfolgert schließlich, dass
Genetik helfen könne, das individuelle
Krankheitsrisiko zu präzisieren. Genetische Analysen unterstützten die Diagnosestellung und basierend auf Gendefekten seien erste vielversprechende zielgerichtete Medikamente entwickelt worden, „aber wir müssen zeigen, dass diese
Medikamente wirklich zu einer Heilung
führen können“.
Anne Mey
2 2 // I M N O R D E N
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VERSORGUNGSFORSCHUNG
men begeben. „Wenn man das Versorgungssystem in Hamburg stärken will,
ist das der Ansatzpunkt“, sagte von Stillfried. Möglich wäre dies aus Sicht von
Prof. Leonie Sundmacher aus München durch eine Verbesserung der kontinuierlichen ambulanten Behandlung
und durch eine bessere Erreichbarkeit.
Das Problem dabei: Die niedergelassenen Ärzte bekommen nur 81 Prozent ihrer erbrachten Leistungen im MGV honoriert und haben wenig Interesse, noch
mehr unbezahlte Leistungen zu erbringen; damit haben sie das gleiche Problem wie die Krankenhäuser. Als Lösung
empfahl Prof. Jonas Schreyögg, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und Leiter des Hamburg Economic Health Center (HCHE),
eine Angleichung der Vergütungen zwiten Durchschnitt. ZI-Geschäftsführer
schen dem ambulanten und dem statioDr. Dominik Graf zu Stillfried sieht in
nären Sektor. Wie schwierig das ist, zeidiesem Verhältnis einen Substitutionsef- gen die zahlreichen Bemühungen in den
fekt: „Wo viel ambulant passiert, erfolgt
vergangenen Jahren um eine Schnittstelweniger stationär.“ Mit anderen Worten: le zwischen den Sektoren.
Hamburg hat zwar tatsächlich eine überFür andere Regionen, in denen noch
durchschnittlich hohe ambulante Verdeutlich mehr Leistungen ambulant ersorgungsdichte. Das hat aber den Vorteil, bracht werden könnten als in der Metrodass die Kliniken weniger leichte Fälle
pole Hamburg, gab es Tipps: Prof. Matzugewiesen bekommen und sich auf die thias Augustin sieht Organisation und
schweren Fälle konzentrieren können.
Kooperation als Voraussetzungen, um
Stillfried sprach sich deshalb auf dem
Patienten rechtzeitig ambulant behanVersorgungsforschungstag für Investitideln und Verschleppungen und als Folonen in Strukturen aus – Investitionen
ge die Einweisung schwerer Fälle verin den ambulanten Sektor helfen nach
meiden zu können. Am Beispiel seines
seiner Argumentation, unnötige Einwei- Fachgebietes Dermatologie zeigte Ausungen von Patienten in Krankenhäuser gustin, dass in Regionen mit dünneren
zu vermeiden.
Versorgungsangeboten Patienten zum
Im stationären Sektor der HanseTeil deutlich später zum Facharzt komstadt ist es aus diesem Grund auch nicht men und schließlich stationär aufgezu einem Patientenabfluss gekommen.
nommen werden müssen. Solche VerDie Kliniken erbringen vielmehr deutläufe, gab Augustin zu bedenken, wären
lich komplexere Eingriffe als die Kranbei einer höheren ambulanten Facharztkenhäuser in den anderen Bundesländichte vermeidbar.
dern. Nach Angaben von Dr. Claudia
Prof. Hendrik van den Bussche vom
Brase, Geschäftsführerin der Hamburgi- Hamburger Institut für Allgemeinmedischen Krankenhausgesellschaft (HKG),
zin riet ebenfalls zu einer besseren Koweisen die Kliniken in der Hansestadt
operation zwischen den Ärzten sowie
die größte Fallschwere aller Kliniken
u. a. zu Leitlinien mit Behandlungspfaim Vergleich der Bundesländer auf. Die
den, zu präventiven Maßnahmen wie
Mehrzahl dieser Fälle könnte gar nicht
Sturzprophylaxe und Immunisierung,
in Praxen behandelt werden. Daraus
zum Einsatz von Telemedizin und zu eifolgt, dass Praxen und Kliniken auch
nem effektiveren Notdienst, um Klinikweniger um Patienten konkurrieren.
einweisungen zu vermeiden.
Brase betonte auch, dass Krankenhäuser
Vielleicht liegt die Lösung aber auch
um Patienten, die sich derzeit in Praxen
in völlig neuen Modellen zwischen den
behandeln lassen, gar nicht konkurrieSektoren. Die KV in der Hansestadt loren wollen, weil ihnen die Mehrleistuntet derzeit aus, ob auf Krankenkassengen nicht angemessen honoriert werden seite Interesse an einem Modellprojekt
– ein Effekt, der durch den vorgelegten
für ambulante Behandlung mit einer beEntwurf für ein Krankenhausreformobachtenden Betreuung über Nacht begesetz noch verstärkt werden könnte,
steht. Details gab es zu diesem Modell
wie Klinikvertreter auf dem Hamburger
am Versorgungsforschungstag laut KVder in Hamburger
Krankenhaustag nur einen Tag später zu Chef Walter Plassmann noch nicht. VorPraxen und Kliniken
bedenken gaben.
stellen könnte er sich ein solches Modell
behandelten PatienDennoch gibt es auch in Hamburg
in der Praxisklinik Mümmelmannsberg,
ten kommen aus den
die ohnehin seit Jahren an der Schnittumliegenden Bundes- noch Potenzial für Verbesserungen. In
erster Linie betrifft dies Patienten, die
ländern.
stelle der Sektoren arbeitet.
sich ohne Einweisung in die NotaufnahDirk Schnack
Fakten gegen
Mythen
Erster Versorgungsforschungstag in
Hamburg. Auswirkungen auf Nachbarn.
D
ie Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) sitzen auf einem Berg
von Daten, durften oder konnten
sie bislang aber kaum nutzen. Folge: Die Körperschaften nahmen
zwar Entwicklungen wahr und
wurden von ihren Mitgliedern auf
Beobachtungen hingewiesen, mit Fakten
unterlegen konnten sie dies aber nicht
immer. So weiß man zwar, dass sich viele Patienten aus den angrenzenden Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen in Hamburger Praxen und Kliniken behandeln lassen, der tatsächliche
Anteil wurde bislang aber stets nur geschätzt.
Aus solcher Intransparenz entstehen
nicht selten Mythen, mit denen die KV
Hamburg auf ihrem ersten Versorgungsforschungstag aufräumen wollte. Zum
Beispiel mit der These von der Überversorgung im Ballungsraum oder mit
der weit verbreiteten Meinung, dass viele stationär erbrachte Leistungen auch
ambulant vorgenommen werden könnten, oder mit der Annahme, Kliniken
und Praxen konkurrierten im hart umkämpften Hamburger „Markt“ um Patienten. Ziel des mit 150 Gästen gut besuchten Versorgungsforschungstages
war es laut KV-Vize und Gastgeber Dr.
Stephan Hofmeister, das Thema Ambulantisierung zu „entemotionalisieren“,
sprich mit Fakten zu untermauern.
Zur angeblichen Überversorgung
stellte die KV klar: Zwar verfügt die
Hansestadt nachweislich über ein überdurchschnittlich gutes Versorgungsangebot, doch nach Daten des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung (ZI) versorgen Hamburger Praxen
und Krankenhäuser Patienten, die fast
zu einem Drittel aus den umliegenden
Bundesländern kommen. Um diese Patienten bereinigt, liegen die stationären
Kapazitäten je Einwohner sogar noch
16 Prozent unter und die ambulanten
nur fünf Prozent über dem bundeswei-
30 %
I M N O R D E N // 2 3
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Fotos: di
D
as Priwallkrankenhaus in LübeckTravemünde ist seit über zehn Jahren Geschichte. Das Nachfolgemodell Praxisklinik Travemünde
hatte zum Start insbesondere bei
den niedergelassenen Ärzten einen schweren Stand und in Teilen
auch bei der Bevölkerung. Zum zehnjährigen Bestehen war davon nichts zu
spüren. Das damals innovative Konzept
wird angenommen und hat Nachahmer
gefunden.
Internist Dr. Andreas Mohr und sein
Praxispartner Dr. Bernhard Greiling waren von Beginn an vom interdisziplinären Konzept überzeugt. Anders als
an ihrem früheren Standort können sie
heute bei Bedarf Rat bei Kollegen in anderen Praxen oder eine Etage höher bei
den Klinikkollegen einholen. Auch die
anfänglichen Vorbehalte externer Praxisinhaber haben sich gelegt. Zum Teil
nehmen Hausärzte an den Visiten auf
der stationären Etage teil. Der kollegiale
Austausch ist nicht nur gewünscht, sondern findet täglich statt. „Wenn bei einem meiner Patienten etwas chirurgisch
abgeklärt werden muss, wird er ohne
lange Wartezeit in der benachbarten
Praxis untersucht“, benennt Mohr einen
aus seiner Sicht klaren Vorteil gegenüber
einer Praxis ohne Anbindung an andere
Fachrichtungen. Auch die Zusammenarbeit mit den bei Sana angestellten Kollegen auf der stationären Etage bezeichnet er als gut.
In der Praxisklinik sind eine chirurgische, eine internistisch-allgemeinmedizinische, eine HNO- und eine Dialysepraxis untergebracht. Neben der kleinen
stationären Abteilung mit Schulterzentrum und Schmerzklinik, die von den
Sana Kliniken Lübeck betrieben wird,
finden sich auch eine Apotheke, ein Sanitätshaus, eine Physiotherapie und ein
Hörgeräteakustiker in der Praxisklinik.
Alles in allem arbeiten rund 60 Menschen hier, denen Klinikgeschäftsführer Klaus Abel zur Jubiläumsveranstaltung zum zehnjährigen Bestehen eine
hohe Identifikation mit dem Haus bescheinigt. Er war seinerzeit auch deshalb
als Geschäftsführer zu den Sana-Kliniken nach Lübeck gekommen, weil ihn
das Konzept der Praxisklinik überzeugt
hatte. Das Haus in Travemünde führt
nach seinen Angaben zu einer deutlichen Entlastung am Haupthaus in der
Innenstadt.
Heute werden rund 1.200 stationäre und rund 600 ambulante Patienten
jährlich von den Klinikärzten behandelt.
Deutlich höhere Frequenz herrscht in
den Praxen im Erdgeschoss.
Neben kurzen Wegen, gemeinsamer
Gerätenutzung und kollegialem Austausch gibt es einen weiteren Vorteil des
Konzeptes: Ärzte können in Klinik und
Praxis tätig sein. Dr. Laif Casper betreibt
gemeinsam mit seinen Partnern Uwe
VERNETZUNG
Zehn Jahre
Praxisklinik
Ambulant und stationär unter einem Dach: Das funktioniert
in Travemünde seit zehn Jahren und wird kopiert.
Knapp und Dr. Rafael Kunze die chirurgische Praxis im Erdgeschoss und ist zugleich ärztlicher Leiter auf der 25 BettenStation eine Etage höher. Er war vorher
als Oberarzt bei den Sana Kliniken tätig und hat 2011 den Wechsel in die Niederlassung in Kombination mit der ärztlichen Leitung vollzogen. „Das habe ich
nie bereut“, sagt Casper heute. Sein Praxispartner Knapp ist von Beginn an in
der Praxisklinik und hat einen deutlichen Wandel in der Einstellung der anderen niedergelassenen Kollegen in Travemünde wahrgenommen. „Anfangs
gab es beträchtliche Vorbehalte, heute
ist die Praxisklinik allgemein akzeptiert“,
berichtet er.
Inzwischen haben sich mehrere Klinikvertreter das Konzept schon vor Ort
angesehen. Übertragen wurde es u. a. auf
Fehmarn, wo der gleiche Träger ebenfalls Klinik und Praxen unter einem
Dach kooperieren lässt – auch dort mit
einem niedergelassenen Chirurgen als
ärztlichem Leiter.
DIRK SCHNACK Dr. Andreas Mohr
Info
Neben einer internistisch-allgemeinmedizinischen und einer
chirurgischen Praxis
gibt es in der Praxisklinik eine HNO-Praxis, eine Dialysepraxis und viele andere
ambulante Gesundheitsversorger.
2 4 // I M N O R D E N
ENTWICKLUNGSHILFE
Kieler Ärzte helfen
den Kollegen am
Kilimandscharo
Hilfe zur Selbsthilfe: Das ist das Ziel von „Kieler Ärzte für
Afrika“. In Tansania kommt ihre Unterstützung an.
In einem anderen Fall hat der Verein
zum Beispiel die Reise und den Aufenthalt eines Arztes aus Tansania in Kiel finanziert, damit dieser sich vor Ort fortbilden konnte und seitdem mit telemedizinischer Unterstützung aus Kiel die
Versorgung in Tansania verbessern hilft.
Der 2008 von Dr.
Eine weitere Hilfsmöglichkeit, die der
Martin Völckers gegründete Verein hat
Verein nutzt, ist die Lieferung ausgemusheute rund 50 Mitterter Medizintechnik.
glieder, von denen die
Der Verein wurde im Jahr 2008 gemeisten Ärzte sind.
gründet, erster Vorsitzender war der
Verschiedene Projekte Kieler Arzt Dr. Martin Völckers. Viele
in Tansania helfen,
der wie er in der Parkklinik tätigen Ärzdie regionale Gesundte
gehören seitdem zum Unterstützerheitsversorgung zu
kreis und den Mitgliedern. Aktuell hat
stabilisieren. Mit Gehaltszuschüssen wird der Verein rund 50 Mitglieder, von deversucht, medizininen die meisten Ärzte sind. Die Untersches Personal in der
stützung finanziert der Verein über MitProvinz zu halten.
gliedsbeiträge (120 Euro im Jahr) sowie über Spenden. In vielen Kieler Arztpraxen stehen Spendenboxen, mit denen der Verein Mittel für seine Projekte
sammelt. Das funktioniert nach Ansicht
von Jessen auch deshalb, weil der Verein gezielt Hilfe leistet, mit der medizinische Strukturen aufgebaut und unterstützt werden. Eine weitere wertvolle
Hilfe für den Verein war in der Vergangenheit die staatliche Bingo-Umweltlotterie, die auf Antrag gemeinnützige Projekte unterstützt.
Kontakte zwischen Kiel und der Region in Tansania werden schon deutlich länger gepflegt, als es den Verein
PD Dr. Gerd Leimenstoll, Karin Roider und Dr. Klaus Jessen (von links) engagieren sich seit Jahren im Verein „Kieler
Ärzte für Afrika“.
gibt. Über den Kirchenkreis hatte das
Ehepaar Krieg zu Beginn der 90er-Jahre mit der protestantischen Gemeinde vor Ort Kontakt aufgenommen und
seitdem Hilfsprojekte gestartet. Wichtiger Bestandteil war dabei die medizinische Versorgung, die durch Kontakte
des Ehepaars zu Völkers Unterstützung
erfuhr und schließlich durch den Verein
institutionalisiert wurde. Erste konkrete Maßnahme nach der Gründung war
eine Reise mehrerer Ärzte im Jahr 2009
nach Tansania und als Folge ein Kooperationsvertrag des Vereins mit der Kirche vor Ort. Es folgten mehrere Besuche von Vereinsmitgliedern in Tansania
und ein schrittweiser Ausbau der Hilfe,
für die weiterhin Spenden und neue Vereinsmitglieder willkommen sind.
Die Reisen zeigen, dass man sich als
Europäer derzeit nach Einschätzung der
Ärzte weitgehend risikolos in Tansania
bewegen kann. Sorge bereitet ihnen jedoch, dass der Anteil der Mitglieder der
christlichen Kirche in dem Land gegenüber dem Islam zurückgeht. Die Ärzte
schließen nicht aus, dass sich die Situation in Kombination mit dem starken
Bevölkerungswachstum und Einflüssen aus Nachbarländern ändern und die
Lage vor Ort langfristig instabiler werden könnte. Die Notwendigkeit zur Hilfe wird sich damit nach ihrer Einschätzung eher noch erhöhen.
Dirk Schnack
Foto: di
S
erengeti, Kilimandscharo, Victoria-See und eine lange Küste am
Indischen Ozean – Tansania hat
viel zu bieten. Doch das frühere
Deutsch-Ostafrika hat wie so viele
afrikanische Länder auch eine medizinische Versorgung, die in Mitteleuropa unvorstellbar wäre. Da nehmen schwangere Frauen für den Weg
zur Entbindungsstation das Risiko in
Kauf und setzen sich auf ein Moped, weil
es keine andere Möglichkeit des Transports für sie gibt. Eine Krankenversicherung gibt es in aller Regel nur für Regierungsangestellte, alle anderen Patienten
müssen ihre Behandlungen bar zahlen.
Die Lebenserwartung der Menschen in
Tansania liegt rund 30 Jahre unter der in
Mitteleuropa.
Zugleich ist mit einer fast ungebremsten Bevölkerungsexplosion zu
rechnen. Derzeit leben noch rund
50 Millionen Menschen in dem Land,
bis 2050 werden es nach Hochrechnungen 140 Millionen sein. Schon hochentwickelte Gesundheitssysteme wären mit
einem solchen Wachstum überfordert –
das in Tansania braucht entsprechend
Unterstützung. Einen kleinen Teil trägt
hierzu der Verein „Kieler Ärzte für Afrika“ bei. Die Ärzte Karin Roider, PD Dr.
Gerd Leimenstoll und Dr. Klaus Jessen
kennen die medizinische Versorgungssituation in der Region inzwischen durch
mehrere Besuche vor Ort und wissen,
dass Hilfe notwendig ist. Über den Verein organisieren sie diese Hilfe seit einigen Jahren. Hilfe zur Selbsthilfe lautet ihr Motto: Sie fahren also nicht nach
Tansania, um dort selbst zu behandeln,
sondern versuchen, den Aufbau medizinischer Strukturen zu unterstützen. In
einer Krankenstation finanzieren sie die
Gehälter für fünf Angestellte. Von insgesamt rund 9.000 Euro im Jahr werden
dort zwei medizinische Kräfte (keine
akademisch ausgebildeten Ärzte), eine
Hebamme sowie zwei Verwaltungsstellen bezahlt. Darüber hinaus finanzieren
sie kleinere Anschaffungen. Die Krankenstation ist erst durch das Engagement des Vereins möglich geworden.
In einem anderen Ort zahlt der Verein einen Zuschuss zu den Gehältern eines chirurgischen Chefarztes und seiner
beiden medizinischen Mitarbeiter. Damit können die Fachkräfte in der Provinz gehalten werden. Die Kliniken in
den größeren Städten sind finanziell etwas besser ausgestattet und können ihr
Personal besser bezahlen. „Ohne attraktive Bezahlung gehen die Beschäftigten in die großen Städte“, begründet Karin Roider, erste Vorsitzende des Vereins, die jährlich rund 8.400 Euro starke finanzielle Unterstützung an diesem
Ort. Das unterstützte Krankenhaus gehört zur evangelisch-lutherischen Kirche und muss sich unabhängig vom
Staat selbst tragen.
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
I M N O R D E N // 2 5
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Foto: di
D
r. Ute Dettmer hat nicht den klassischen Weg in der Versorgung
eingeschlagen. Patienten hilft sie
in ihrer Selbstständigkeit dennoch; als Ernährungsmedizinerin berät sie Menschen, wie sie zu
ihrem Wunschgewicht kommen.
Die von ihr betriebenen Vitalcentren
werden so gut angenommen, dass sie
mit mehr Zeit deutlich mehr Standorte
als die an den Krankenhäusern in Elmshorn und Itzehoe betreiben könnte. Inzwischen sucht Dettmer dringend ärztlichen Nachwuchs, der sich für ihre Nische interessiert.
Wie so viele Karrieren begann auch
die von Dettmer mit einem Umbruch
und verlief nicht gradlinig. Nach ihrem
Medizinstudium in Hannover und der
Promotion war sie zunächst fünf Jahre
in der Inneren Medizin klinisch tätig
und arbeitete kurzzeitig in der Pharmaindustrie. 1994 erwarb sie die zu diesem
Zeitpunkt erstmals mögliche Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin in Niedersachsen. Auslöser für den Schritt in
die Selbstständigkeit war die Fusion des
Unternehmens, für das sie bis dahin tätig war – mit Konsequenzen für ihr persönliches Leben. Das fusionierte Unternehmen wollte sie an einem ganz anderen Standort in Europa einsetzen – weitere persönliche Einschnitte nicht ausgeschlossen. Das war für Dettmer der
Zeitpunkt, an dem sie sich für eine Neuausrichtung ihrer beruflichen Laufbahn
entschied. „Ich wollte nicht, dass Konzernzentralen über mein Leben bestimmen“, begründet sie den Entschluss zur
Selbstständigkeit.
Das hatte Konsequenzen, die nicht
ausnahmslos positiv waren: Die Firmengründung brachte unternehmerische Risiken, auch einige schlaflose Nächte und
spöttische Bezeichnungen von Kollegen
wie „Abnehmprinzessin“. Das ist 20 Jahre her, seitdem hat sie mehr als 27.000
Kunden betreut und belächelt wird sie
von Kollegen schon längst nicht mehr.
Ihr Konzept hat sich bewährt, ist unternehmerisch erfolgreich und könnte
nach ihrer Wahrnehmung noch deutlich mehr Menschen erreichen, wenn
Dettmer mehr Lizenzen vergeben würde. Die können neben Ärzten auch Ökotrophologen und Diätassistenten bekommen. Dettmer macht aber keinen
Hehl daraus, dass nach ihren Erfahrungen Ärzte oftmals die Menschen besser
erreichen. „Praxisnähe und Emotionalität sind wichtiger als den Menschen zu
erzählen, wie viel Gramm von welchem
Nährstoff in einem Lebensmittel stecken.
Beratung darf nicht zu wissenschaftlich
sein“, lautet eine ihrer Erfahrungen aus
zwanzigjähriger Beratungstätigkeit.
Dettmer wird in ihren Einzel- und
Gruppenkursen oft mit langjährigen Diätkarrieren konfrontiert. „Diese Menschen halten ihr Leben lang Diät und
PORTRAIT
Karriere
ohne Kassenzulassung
Dr. Ute Dettmer ist Ärztin und Unternehmerin. Die Ernährungsmedizinerin
hat eine eigene kleine Kette etabliert.
„Beratung darf nicht zu wissenschaftlich sein“: Ärztin Dr. Ute Dettmer
beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Ernährungsmedizin.
2
Vitalcentren in
Schleswig-Holstein
betreibt Dr. Ute Dettmer selbst: in Elmshorn und Itzehoe.
2
weitere Standorte
werden von Lizenznehmern betrieben:
in Hamburg und Pinneberg – Heide soll
folgen.
zählen Kalorien. Mit dem Ergebnis sind
sie trotzdem nicht zufrieden“, berichtet sie. Nach ihrer Erfahrung fehlt es den
Betroffenen häufig an persönlicher Begleitung, eine Leistung, die wegen des
Zeitaufwands in der Kassenmedizin
schwer zu erbringen ist; den Menschen
zu vermitteln, dass für ein gesundes Abnehmen Vernunft und Genuss notwendig sind, erfordert nun einmal persönliche Begleitung. Die bekommen die
Menschen bei ihr gegen Rechnung, die
die Versicherten bei ihrer Krankenkasse
einreichen können.
Neben dem finanziellen Aspekt sind
für Dettmer die mit der von ihr empfohlenen Ernährungsumstellung einhergehende höhere Lebensqualität der Patienten und die damit zusammenhängen-
den positiven Auswirkungen auf die Gesundheit sowie der präventive Gedanke
wichtige Triebfedern für ihre berufliche
Tätigkeit.
Inzwischen denkt sie darüber nach,
wann und unter welchen Bedingungen
ihr Vitalcentrum einmal an einen Nachfolger übertragen wird – und vor allen Dingen: an wen? Dafür kann sie sich
auch einen Juniorpartner vorstellen, der
zunächst als Lizenznehmer startet und
mehrere Jahre erprobt, ob das Konzept
für ihn oder sie geeignet ist. Fest steht,
dass für diese Laufbahn auch kaufmännisches Denken erforderlich ist. In Dettmers Firma ist dafür schon seit einigen
Jahren ihr Mann Thomas, ein Kaufmann,
zuständig. Voraussetzung für den Einstieg ist allerdings die Zusatzbezeichnung Ernährungsmedizin. Den dafür erforderlichen 100-stündigen Kurs würde
Dettmer einem künftigen Partner finanzieren. Wichtig ist ihr die Bereitschaft
zu lokaler Präsenz und Bodenständigkeit. „Wenn das passt, kann man sich die
Ernährungsmedizin auch nebenbei als
zweites Standbein aufbauen, bevor man
voll einsteigt“, sagt Dettmer. Angst vor
Konkurrenz hat Dettmer nicht. Auch
die Tatsache, dass ein Arzt, der sich dazu
berufen fühlt, schnell ein vergleichbares Geschäftsmodell auf den Markt bringen könnte, jagt ihr keinen Schrecken
ein. Zum einen, weil sie sich seit Jahren
auf dem Markt behauptet, auch gegen
große Ketten, die mit viel Werbung auf
ihre wissenschaftlichen Programme aufmerksam machen, zum anderen, weil ihr
persönliches Wissen aus den vielen Jahren Beratung ihr Kapital und nicht einfach kopierbar ist. „In meinem Konzept
stecken 20 Jahre Erfahrung an der Basis.
Das darf auch gerne jeder selbst versuchen“, sagt die Ärztin selbstbewusst. Nur
aus dieser Erfahrung, ist Dettmer überzeugt, entsteht ein Wissen, das die wissenschaftlichen Programme nicht bieten könnten.
Dettmer betreibt ihre Firma von einer kleinen Reetdach-Kate in Brokdorf
aus. Von dort kann sie die von ihr selbst
betreuten Standorte Elmshorn und Itzehoe schnell erreichen. Weitere Vitalcentren, die von Lizenznehmern betrieben
werden, gibt es in Pinneberg und Hamburg. Ein weiteres ist mittelfristig für
Heide geplant – wenn sie denn eine interessierte Ärztin oder einen Kollegen für
diesen Standort findet. „Das muss nicht
sofort ein Volleinstieg von Null auf Hundert sein. Erstmal könnte man das nebenbei machen und schauen, ob es einem liegt. Wie stark man das ausbauen
möchte, ist jedem selbst überlassen“, sagt
Dettmer. Aus dem Einstieg kann perspektivisch mehr werden – das kann bis
hin zu einer späteren Übernahme der
Kette der heute 53-jährigen Unternehmerin und Ärztin gehen.
DIRK SCHNACK
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PERSÖNLICHKEITSSTÖRUNGEN
Widersprüchliche
Diagnose
ADHS und Asperger als Komorbidität – Patienten haben mit
starken Widersprüchen in der Symptomatik zu kämpfen.
andere Teilnehmerin des Trialogs, die
selbst von ADHS betroffen ist und bei
deren Mann Asperger diagnostiziert
wurde, zeigt weitere Beispiele der unterschiedlichen Symptomatik auf. So klinke
sich ihr Mann manchmal aus vollkommen normalen Situationen einfach aus,
seine Reaktionen passten nicht mehr
zum Geschehen und dem Gesprächsverlauf. Sie könne das Gespräch rekapitulieren, ihr Mann jedoch nicht. Ein männlicher Teilnehmer schildert ähnliche Erlebnisse aus der Sicht eines Asperger-Patienten: Seine Diagnose basierte vor allem auf Aussagen seines Umfeldes. Ihm
selbst sei seine Andersartigkeit gar nicht
bewusst gewesen. Er habe von sich geglaubt, er habe nur einen sehr schwarzen
Humor, während er Freunde und Angehörige mit seinen Aussagen sehr verletzte. Plötzlich passte die Reaktion der Umwelt nicht mehr in sein Bild.
Die Frage der Diagnose des Asperger-Syndroms kommt in den zwei Stunden immer wieder auf. Viele ADHS-Betroffene vermuten bei sich selbst auch
Anteile davon, doch scheint es für sie
schwierig zu sein, eine Anlaufstelle und
einen Arzt zu finden, der „sich traut, Asperger zu diagnostizieren“. Das Problem,
einen Experten für ADHS und Asperger
zu finden, scheint die Diagnose zum Teil
erheblich zu verzögern.
Durch viele Wortbeiträge sowohl
von ADHS- als auch Asperger-Patienten wurde deutlich, dass die Abgrenzung
zwischen ADHS und Asperger für die
Betroffenen sehr individuell ist. Schon
bei ADHS und Asperger allein zeigen
sich die Symptome in unterschiedlichen
Ausprägungen. In der Kombination potenzieren sich die Varianten der Merkmale und Symptome noch einmal, was
sowohl die Diagnose als auch die Behandlung erschwere. Beide Gruppen
schildern jedoch Hyperakusis als Symptom, welches die Lebensqualität z. T. erheblich einschränkt, etwa im Berufsleben. Die Geräuschempfindlichkeit mache die Zusammenarbeit mit Kollegen
fast unmöglich, schildert ein Betroffener. Ohropax oder Kopfhörer werden als
kleine Alltagshilfen genannt, um die Ablenkung durch die Geräuschkulisse zu
mindern, dennoch fehlt vielen das Verständnis von Arbeitgebern und Kollegen. Die Teilnehmer der Trialogs wollen
Dr. phil. Roy Murphy vor allem eines: sich nicht immer erklä(links), leitender Psyren müssen, sondern einfach so akzepchologe in der Schön
tiert werden, wie sie sind, egal mit welKlinik Bad Bram­
stedt, moderiert den
cher Diagnose.
ADHS Trialog.
Wie ADHS-Betroffene im Alltag unterstützt werden können, ist u. a. auch
Betroffene, Angehörige und FachleuThema des Fachsymposiums ADHS am
te tauschen sich da2. September in der Schön Klinik. Danebei in ungezwungener ben wird der Fokus der verschiedenen
Atmosphäre und auf
Augenhöhe über ihre Vorträge auf die Diagnostik und TheraFragen und Erfahrun- pie der Aufmerksamkeitsdefizit-Hypergen aus.
aktivitätsstörung gelegt.
Anne Mey
Fotos: Schön Klinik Bad Bramstedt
D
ie Diagnose Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom
(ADHS) wird vor allem mit Kindern in Verbindung gebracht.
Doch auch Erwachsene können unter den Symptomen leiden. Etwa 200 erwachsene Patienten mit der Diagnose ADHS pro Jahr
behandelt die Schön Klinik Bad Bramstedt. Nach eigenen Angaben gibt es keine Klinik in Deutschland, die mehr Patienten im Bereich Persönlichkeitsstörungen allgemein sowie ADHS bei Erwachsenen im Besonderen behandelt.
Um über ADHS bei Erwachsenen
aufzuklären und den Austausch zu fördern, hat die Klinik den ADHS-Trialog
etabliert. Seit April 2013 findet die Veranstaltung, die jenseits von Dogmen,
Strömungen und Stigmatisierungen einen Erfahrungsaustausch „auf Augenhöhe“ zwischen Betroffenen, Angehörigen und professionell Tätigen fördern
will, alle zwei Monate mit wechselnden
Themen statt. Ende Mai stand die zweistündige Diskussionsrunde, die von Dr.
phil. Roy Murphy, dem leitenden Psychologen der Klinik moderiert wurde,
unter dem Motto „ADHS und Asperger Autismus“. Dazu fanden sich etwa
50 Teilnehmer ein, um in einem Stuhlkreis ungezwungen über die spezielle
Thematik zu diskutieren. Patienten mit
beiden Diagnosen treten in der Klinik
eher selten auf, in Bad Bramstedt sind
es weniger als zehn Patienten pro Jahr.
Laut Murphy liegt das an verschiedenen Gründen: Zum einen sei die Kombination relativ selten im Vergleich zur
Gesamtzahl der ADHS-Patienten und
zum anderen bringe es die Symptomatik
von Asperger mit sich, dass die Patienten vermutlich das Setting einer verhaltenstherapeutischen Klinik eher scheuen und sich daher seltener in eine solche
Behandlung begeben. So stellte er auch
am Anfang der Veranstaltung klar, dass
viele Fragen in der Kombination beider
Diagnosen noch offen sind und er sich
selbst noch Einblicke von dem Gespräch
erhofft. Einige wenige Patienten mit beiden Diagnosen traten beim ADHS-Trialog dann auch in Erscheinung und berichteten von ihren Erfahrungen. Eine
junge Frau ergriff das Wort und schilderte den langen Prozess, den sie benötigte, um die beiden Diagnosen für sich
selbst „auseinanderzudividieren“ und
mit dem Widerspruch zu leben. Typische ADHS-Symptome seien bei ihr
stark eingeschränkt, z. B. Spontanität,
eine Eigenschaft, die häufig ADSH-Betroffenen zugeschrieben wird. „Durch
meinen Asperger kann ich kein bisschen spontan sein. Ich habe einen starken Zwang zu Routine und geregelten
Abläufen. Davon darf ich nicht abweichen“, berichtet sie. Den starken Widerspruch der beiden Persönlichkeitsstörungen empfindet sie jeden Tag. Eine
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KAMMERVERSAMMLUNG
Mehr Ansehen
für Frauen
Dr. Iris Koper setzt sich u. a. für die Förderung von
weiblichen Kolleginnen in der Pneumologie ein.
Foto: ÄKSH
D
ramaturgin war der eigentliche
Berufswunsch von Dr. Iris Koper als Jugendliche. Doch nach einem Schulpraktikum stellte sie
entrüstet fest, dass ihr die Theaterwelt „zu scheinheilig“ ist und
sie sich lieber auf etwas anderes
konzentrieren sollte. Die Leidenschaft
für die Oper ist ihr zwar erhalten geblieben, doch eine Ausbildung als Johanniterschwesterhelferin sowie einige Praktika im Krankenhaus führten die heute 55-Jährige schließlich zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Chefärztin der Inneren
Medizin mit Schwerpunkt Pneumologie
an der Sana Klinik Oldenburg. „Ich finde die Pneumologie im Rahmen der Inneren Medizin faszinierend. Man macht
viel praktische Arbeit, ist auch ein wenig
chirurgisch tätig und dazu kommt die
große Vielfalt der Inneren Medizin sowie die Komplexizität der Intensivmedizin. Das ist alles sehr interessant.“
Dass sie einmal so begeisterte Internistin werden würde, war nach dem
Studium, welches sie u. a. als Stipendiatin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an die University of Leicester führte, noch nicht abzusehen. Im
Rahmen eines Studienaufenthaltes im
praktischen Jahr sammelte Koper weitere Auslandserfahrungen an der University of California San Francisco und
ließ diese in ihre Promotion mit dem Titel „Schwangerschaftsvorsorge und ihre
Qualitätssicherung im internationalen
Vergleich“ einfließen. „Eigentlich wollte
ich Gynäkologin werden, aber ich habe
dann gemerkt, dass mir das doch zu chirurgisch ist.“ Daher wechselt Koper nach
vier Monaten in der Geburtshilfe in Bremen in das Zentrum Innere Medizin der
Universitätskliniken Homburg/Saarland
und beginnt ihre Weiterbildung in der
Pneumologie. Bei ihrer nächsten beruflichen Station in der Klinik für Innere Medizin in Schwerte bekommt sie die Möglichkeit als Oberärztin in der Inneren die
Pneumologie aufzubauen.
Seit 1999 ist sie im hohen Norden als
Chefärztin tätig und hat in Oldenburg
den pneumologischen Schwerpunkt in-
DR. I RI S KO PER
Fachärztin für Innere Medizin
Jahrgang 1960
seit 1999 Chefärztin in der Inneren Medizin an der Sana Klinik
Ostholstein, Standort Oldenburg
Dr. Iris Koper ist seit 2013 Mitglied der
Kammerversammlung.
klusive aller gängigen interventionellen Leistungen etabliert. Außerdem baute sie ein durch die deutsche Gesellschaft
für Schlafmedizin akkreditiertes Schlaflabor dort auf und richtete ein Weaningzentrum ein.
Für eine Kandidatur im Ärzteparlament entschied sich die gebürtige Hannoveranerin nach bereits breitem Engagement in verschiedenen wissenschaftlichen Gesellschaften:„ Je älter ich werde, desto mehr wird mir klar, dass die berufspolitischen Probleme die wichtigsten
sind, z. B. wie wir die Interessen der Ärzte vertreten. Als Krankenhausärztin und
Prüferin für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin liegt
mir besonders die Fort- und Weiterbildung am Herzen. Wir brauchen gut weitergebildete Ärzte. So habe ich mich u. a.
im Rahmen der anstehenden Novellierung der Weiterbildungsordnung engagiert.“ In der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie (DGP) setzt sich Koper
insbesondere für ihre weiblichen Kolleginnen ein, da diese in ihrem Fachgebiet noch keinen hohen Stellenwert hätten. So hat sie die Arbeitsgruppe Pneumologinnen in der DGP gegründet. Zusätzlich ist sie auch als Mentorin für eine
junge Ärztin tätig.
Die Kammerversammlung hat Koper in ihren ersten Sitzungen als Abgeordnete als „breit gefächert und gut
strukturiert“ wahrgenommen. „Mir
wurde dadurch erst bewusst, wie vielfältig die Probleme und wie groß das Feld
der Zuständigkeiten ist. Auch dass es
ausreichend Zeit für Diskussionen gibt
und jeder Themen einbringen kann, gefällt mir“, erzählt sie.
In der raren Freizeit widmet sich
Koper zusammen mit ihrem Mann einer Leidenschaft, die sie schon ihr ganzes Leben begleitet: dem Tanzen. „Als
Schülerin habe ich an Wettkämpfen im
Tanzsport teilgenommen. Mein Mann
und ich haben uns auch über das Tanzen
kennengelernt und es ist nun seit 26 Jahren unser großes Hobby. Wir nehmen
regelmäßig an Tanzworkshops teil.“
Anne Mey
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ÄRZTE IN DER NS-ZEIT
Nicht alle
waren Nazis
Der Weg des Kieler Universitätspsychiaters Hans
Gerhard Creutzfeldt im Nationalsozialismus.
A
m Ende der nationalsozialistischen Herrschaft gab es an der
Kieler Medizinischen Fakultät
drei Lehrstuhlinhaber, die nicht
Mitglied der NSDAP waren: den
Kinderarzt Erich Gottfried Rominger, den Pathologen Walter Büngeler und den Nervenarzt HansGerhard Creutzfeldt. Trotz gleichen formalen Status bezüglich der Parteizugehörigkeit gab es im politischen Verhalten der drei Professoren erhebliche
Unterschiede. Die größte Distanz zu
den Nationalsozialisten ist bei Rominger
festzustellen. 1886 in Freiburg im Breisgau geboren, war Rominger von 1925 bis
1954 über 29 Jahre sowohl während der
Weimarer Republik, des „Dritten Reiches“ und nach dem Krieg bis 1954 Direktor der Kieler Universitätskinderklinik. Verstrickungen in das Kindereuthanasie-Programm der Nationalsozialisten
hat es offenbar nicht gegeben.1 Rominger hielt sich trotz seiner Mitgliedschaft
im nationalsozialistisch geführten Deutschen Roten Kreuz und einer kurzfristigen Zugehörigkeit zur Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt vollständig aus
allen nationalsozialistischen Aktivitäten
heraus.2 Lediglich sein Verhalten nach
dem Krieg bei der Berufung Vonkennels auf den Kölner Lehrstuhl 1950 sowie
die Tatsache, dass sein Lehrstuhl 1954
mit dem tief in die Kindereuthanasie des
„Dritten Reiches“ verwickelten Werner
Catel besetzt wurde, trüben das Bild.
Als der ehemalige SS-Obersturmbannführer und fanatische NS-Parteigänger Vonkennel 1950 auf den Lehrstuhl für Dermatologie der Universität
Köln berufen werden sollte, wurde dies
durch Rominger und Creutzfeldt gegenüber einem Abgesandten der Kölner
Universität durch eine Lüge ermöglicht:
Vonkennel sei kein Nationalsozialist gewesen, so führten sie auf Befragen aus,
eine Abneigung gegen ihn habe lediglich
wegen seiner bayerischen Eigentümlichkeiten („bayerisches Urviech“) und
seines katholischen Glaubens bestan-
Folgezeit in Kiel bis 1945 blieb Büngeler
nach eigenem Bekunden bei einer parteikritischen Haltung. Ein Eintritt in die
NSDAP oder andere Parteigliederungen erfolgte nach seiner Rückkehr nach
Deutschland nicht mehr.6 Er war 1946/47
Nachfolger Romingers als Dekan der
Medizinischen Fakultät.
Der dritte Kieler Lehrstuhlinhaber
ohne NS-Parteibuch, Hans Gerhardt
Creutzfeldt, brachte es nach dem Krieg
für sechs Monate sogar zum ersten Rektor der am 27. November 1945 wieder eröffneten Kieler Universität. Sein Leben
während des „Dritten Reiches“ und in der
Zeit danach steht für einen Medizinprofessor, der trotz erheblicher Abneigung
gegen das NS-Regime seinen Weg als Direktor der Universitätsnervenklink auch
im „Dritten Reich“ gefunden hatte. 7
den.3 Vonkennel war jedoch bis zu seinem Austritt aus der Kirche evangelisch. Die Person Creutzfeldt,
Gleich nach dem Ende des Nationalsozi- Berufung nach Kiel
alismus wurde Rominger 1945/46 für ein Hans Gerhard Creutzfeldt, am 2. Juni
Jahr Dekan der Medizinischen Fakultät. 1885 in Harburg geboren, wurde 1909
Ganz anders war der Sachverhalt bei promoviert. An der Universitäts-Nervenklinik in Breslau erforschte Creutzdem 1942 als Nachfolger für den nach
Münster gegangenen Herbert Siegmund feldt 1913 eine bis dahin unbekannte
Krankheit, die 1922 auch nach ihm beberufenen Pathologen Walter Büngenannte Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.8
ler. Der 1900 geborene katholische, urIm Ersten Weltkrieg war er, prägend
sprünglich dem Zentrum nahestehenfür seine Gutachtertätigkeit im Zweide Büngeler war 1933 in die NSDAP als
Anwärter eingetreten, wurde 1934 Grün- ten Weltkrieg, als Marinearzt im Front­
einsatz, Verbindungsoffizier in der Türdungsdekan der Medizinischen Akademie im vom Deutschen Reich unabhän- kei, die Entlassung folgte im Juni 1919
als Marine-Stabsarzt d. R.9 1920 erfolgte
gigen nationalsozialistisch geführten
Freistaat Danzig und im Juli 1934 als An- die Habilitation bei Ernst Siemerling in
Kiel. Bis 1924 war er dort als Assistenzwärter in die SS aufgenommen.
arzt und von 1924 bis 1938 an der Psychi­
Im Verlauf einer Wahlkampfschläatrischen Universitätsklinik der Chagerei zwischen einer Oppositionsparrité unter Leitung von Karl Bonhoeftei und nationalsozialistischen Anhänfer, zuletzt als außerplanmäßiger Profesgern war ein 21-jähriger hochgradisor und Oberarzt tätig.10 Obwohl kein
ger Syphilitiker an Herzinfarkt verstorNationalsozialist, war Creutzfeldt nicht
ben. Die in Danzig regierende NSDAP
ganz frei von Sympathien für das natiowollte den SA-Mann zum Märtyrer machen, hatte ein Staatsbegräbnis durchge- nalsozialistische System. Früh wurde er
1932/33 förderndes Mitglied der SS (Mitführt und erwartete von Büngeler, dass
glieds-Nr. 56038), später dann Mitglied
dieser die Verletzungen des Mannes aus
des Nationalsozialistischen Deutschen
der Schlägerei zur Todesursache erklärDozentenbundes (NSDDB), der NSte. Dem kam der Pathologe nicht nach.
Volkswohlfahrt und Angehöriger des
Über diesen Vorgang berichtete etwas
modifiziert Hermann Rauschning in sei- NS-Altherrenbundes sowie 1940 Anwärter für die Mitgliedschaft im Nationalsonem 1938 in Zürich/New York erschiezialistischen Deutschen Ärztebund (NSnen Buch „Die Revolution des Nihilismus, Kulisse und Wirklichkeit im ‚Drit- DÄB). Einer seiner Nachfolger, Joseph
Aldenhoff, schrieb hierzu im Jahr 2001:
ten Reich‘“. 4 Büngeler musste Deutschland verlassen, schied dabei aus der
„Creutzfeldt gilt als Verächter des natiNSDAP aus und verlor die Anwartschaft onalsozialistischen Regimes [...]. Seine
für die SS. Er nahm ein Angebot der bra- Ablehnung entsprach weniger einer insilianischen Regierung für einen Lehrtellektuell begründeten Gegnerschaft,
stuhl in São Paulo (Brasilien) an. Nach
als dass er die Nationalsozialisten wegen
Lehrstuhlinhaber an
dem Kriegsausbruch zwischen Brasiihrer Primitivität verachtete.“11 Der Beder Medizinischen
rufung Creutzfeldts vorausgegangen war,
lien und Deutschland wählte BüngeFakultät in Kiel wawie bereits berichtet, auf Betreiben des
ler nicht die ihm angebotene brasilianiren am Ende der NSHerrschaft nicht in
sche Staatsbürgerschaft, sondern kehrte NS-Dekans Hanns Löhr die Entfernung
der NSDAP. Frei von
des fachlich allseits angesehenen Psychim Juni 1942 nach Deutschland zurück.5
Verstrickungen waiaters Georg Stertz aus Klinik und Lehrren sie aber trotz ihres Am 1. August 1942 wurde er trotz Einstuhl.12 Danach gab es an der Klinik keiformal gleichen Status spruchs der NSDAP ordentlicher Pronicht alle.
nen habilitierten Arzt mehr. Zum komfessor für Allgemeine Pathologie und
missarischen Direktor der Kieler NerPathologische Anatomie in Kiel. In der
3
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venklinik wurde zum Wintersemester
1937/38 Friedrich Mauz, ein den Zielen
des NS-Staates nahestehender Psychiater, bestellt.13 Die von der Fakultät aufgestellte Liste enthielt auf Platz 2 Mauz
und Creutzfeldt. Die NS-Führung von
Universität und Fakultät wollte jedoch
Creutzfeldt nicht, sondern war bemüht,
die freigewordene Stelle mit einem ausgewiesenen Parteigenossen zu besetzen.
Creutzfeldt war zu alt, seine politische
Einstellung trotz ihrer rechtskonservativen Prägung nicht erwünscht, wissenschaftliche Großtaten waren nicht mehr
zu erwarten und die Position des Direktors der Nervenklinik aus rassenhygienischer Sicht zu sehr eine Schlüsselstellung, als dass sie einem nicht der Partei angehörenden Psychiater überlassen
werden konnte. Das Reichserziehungsministerium entschied jedoch anders.
Creutzfeldts Tätigkeit als Direktor der
Nervenklinik in Kiel begann zunächst
kommissarisch im Sommersemester
1938. Im September erhielt er die Berufung auf den Kieler Lehrstuhl für Nervenheilkunde. Im Krieg wurde Creutzfeldt zusätzlich beratender Sanitätsoffizier für Neurologie und Psychiatrie beim
kommandierenden Admiral Ostsee.
Creutzfeldts Rolle in der „Euthanasie“
Im Unterschied zur „Zwangssterilisierung“ als Ergebnis des Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses
(GzVeN) gab es für die Durchführung
der „Vernichtung unwerten Lebens“ keine gesetzlichen Regelungen. Auf die
„Kindereuthanasie“ mit der Ermordung
von etwa 5.000 bis 10.000 Kindern, in
die der spätere Kieler Direktor der Universitätskinderklinik Werner Catel verwickelt war, folgte auf schriftlichen Befehl Hitlers im Herbst 1939 die „Aktion T 4“14 , der Mord an „unheilbar Kranken“.15 Nach einem Aufenthalt in „Zwischenanstalten“ wurden die Opfer in
einer von sechs speziellen Tötungsanstalten anfangs mit Injektionen, später mit Gas ermordet. Infolge von Protesten aus der Bevölkerung und kirchlichen Bereichen und wohl auch, weil die
angestrebte Gesamtzahl von 70.000 Opfern erreicht worden war, wurde die Aktion im August 1941 beendet.16 Weiterhin
fand die mit Injektionen und Elektroschocks in eigener Regie durchgeführte
„wilde Euthanasie“ statt.17 Durch sie wurden weitere 120.000 Patienten ermordet.18 Während bei Zwangssterilisationen die Nervenklinik, die Frauenklinik
und die Chirurgie der Akademischen
Heilanstalten der Christian-AlbrechtsUniversität direkt betroffen waren, stand
bei der „Euthanasie“ die Nervenklinik
im Vordergrund. Dabei soll nach Angaben Creutzfeldts und enger Mitarbeiter das alltägliche Vorgehen so gewesen sein, dass belastende Diagnosen, die
weitgehend denen im „Gesetz zur Ver-
Hans Gerhard Creutzfeldt, aus Wolf,
Jörn Henning: Hans Gerhard Creutzfeld
(1885-1964), Hamburg 2003, S. 4
hütung erbkranken Nachwuchses“ entsprachen, in unverfängliche Diagnosen
umbenannt wurden. Nach Aussagen Aldenhoffs hatte es nach einer Untersuchung von ca. 6.000 Krankengeschichten, die zum Zeitpunkt seines Berichtes im Jahr 2001 noch nicht abgeschlossen war, den Anschein, dass die Aussage, Creutzfeldt habe seine Patienten vor
der „Euthanasie“ gerettet, in dieser allgemeinen Form nicht aufrecht erhalten
werden könne, da eingefahrene organisatorische Verfahren von ihm nicht beeinflusst werden konnten. Die begrenzten Kapazitäten der Kieler Nervenklinik machten es zwingend erforderlich,
Patienten nach Schleswig und Neustadt
zu verlegen. Was dort geschah, war von
dem Kieler Ordinarius wenig zu verändern. Nach Aldenhoff ist auch nicht
festzustellen, dass nach dem Anlaufen der „T4-Aktion“ die Zahl der Verlegungen wesentlich vermindert worden
sei. So dürfte es Creutzfeldt nicht möglich gewesen sein, die Tötung von Geisteskranken nennenswert zu behindern
und damit die Patienten der Kieler Psychiatrischen Klinik vor der Ermordung
zu retten.19 Aldenhoffs Einschätzung beruht auf Vorarbeiten von Anna Corinna Dinkel.20 Dinkel kommt in ihrer Dissertation zu dem Ergebnis, dass sich im
Zeitraum von 1938 bis 1945 eine statistisch signifikante Änderung der Verlegungspraxis von der Kieler Psychiatrischen Klinik und Nervenklinik in
die Heil- und Pflegeanstalten nachweisen lässt. 1941 wurden nur noch 7,3 Prozent der Patienten gegenüber 11,9 Prozent (1938), 11,6 Prozent (1939) und 12,1
Prozent (1940) verlegt. Ferner habe sich
in den Jahren von 1938 bis 1944 eine stetige Abnahme der „GzVeN-Diagnosen“
bei Patienten, die nach Hause entlassen wurden, gezeigt. Auch sei die Zahl
der Patienten, die mit solchen Diagnosen in die Heil- und Pflegeanstalten verlegt wurden, signifikant gesunken. Sie
schließt daraus, dass Creutzfeldt bemüht
war, die Euthanasiemaßnahmen der Nationalsozialisten zu unterlaufen. Der stete Rückgang der GzVeN-Diagnosen sowohl bei den Patienten, die nach Hause entlassen wurden (von 14,2 Prozent
1938 auf 6,4 Prozent 1944) als auch bei
denjenigen, die in Heil- und Pflegeanstalten verlegt wurden (von 61,2 Prozent
1938 auf 26,2 Prozent 1944) lasse es wahrscheinlich erscheinen, dass Diagnosen
gefälscht, Krankheitsbilder als symptomatisch oder erworben dargestellt oder
auch in neurologische Störungen umgedeutet worden seien.21
Jörn Henning Wolf stellt abweichend von den Ergebnissen Dinkels
fest,22 dass auf Creutzfeldts persönliche Anordnung oder mit seinem Einverständnis von 1940 bis 1944 insgesamt 636
Verlegungen von 605 Patienten23 in die
Schleswiger und von 45 Patienten in die
Neustädter Heil- und Pflegeanstalt erfolgten. Die Zahlen der Krankenverlegungen24 unterlagen nach Wolf gewissen
Schwankungen. Die Diagnosen zeigen
über die Jahre hinweg jedoch ein ziemlich gleichförmiges Bild: An erster Stelle Schizophrenie, dann senile Hirnarteriosklerose mit Demenz, progressive Paralyse, Schwachsinn und Epilepsie. Von
Zwangssterilisationen bedroht waren die
„Asozialen“, Schizophrenen, Schwachsinnigen und Epileptiker, von der Verschleppung in Tötungsanstalten die Altersdementen, Paralytiker und auch
schwere Erkrankungsformen der Epileptiker.25 Vier der 1940 nach Schleswig
überwiesenen Patienten starben in der
„T4-Mordanstalt Bernburg“. Weitere 104
zwischen 1940 und 1944 nach Schleswig
überwiesene Patienten wurden in die
Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde verlegt; von ihnen fielen mindestens 58 Patienten innerhalb der ersten vier Monate
der dort seit 1942 praktizierten „wilden
Euthanasie“ zum Opfer.26 Er kommt zu
dem Ergebnis, dass die glänzende Sonderstellung, die Creutzfeldt unter den
Psychiatern der „Dritten Reiches“ eingeräumt wird, nur mit Einschränkungen anerkannt werden kann. Zutreffend
dürfte nach seiner Ansicht „die schlichte Annahme [sein], dass er bei unstrittig
ausgeprägter Eigenart seines Wesens [...]
korrekt nach der Maßgabe der MöglichMenschen fielen der
keiten gehandelt, zu dem ihm in vieler
1939 angeordneten
Hinsicht lästigen Regime selbstbewusst
„Aktion T4“ zum
und unmissverständlich Abstand geOpfer.
In sechs Tötungsanwahrt, aber nicht im engeren Sinne akstalten in Deutschtiv Widerstand geleistet“ habe.27 Zusamland wurden angeblich unheilbar Kranke menfassend lässt sich feststellen, dass
die Kieler Universitätsnervenklinik zwar
mit Injektionen und
Gas ermordet.
nicht willentlich, aber mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit wissend
70.000
3 0 // I M N O R D E N
LESERBRIEFE
in die „Euthanasiemaßnahmen“ einbezogen war.
Creutzfeldt selbst bezeichnete sich
„Zum Pflichtseminar machen“
später als „ein entschiedener Gegner
Zunächst bin ich Herrn Ratschko für seine enormen Bemühungen
der Irrenmorde“. Er habe dies auch „in
zur Aufarbeitung der Rolle der Ärzteschaft und ihrer Repräsenseinen Vorlesungen zum Ausdruck getanten in der Entstehung und dann vor allem in der Zeit der Nabracht“ und „in engeren und weiteren
zi-Diktatur dankbar. Ich wünsche mir, dass seine Beiträge zu eiKreisen aus diesem Standpunkt kein
nem Pflichtseminar für alle Studierenden der Medizin gestaltet
Hehl gemacht“, so schrieb er am 30. Okwerden. Des Weiteren möchte ich unbedingt Herrn Wysocki in seitober 1945 in einem Brief an die Kriminem Appell zur Umbenennung der Schlittenhelmstraße zustimnalpolizei Kiel.28 In der Tat soll er der
men. Ich denke, die Ärztekammer und das UKSH sollten von sich
einzige Ordinarius der Kieler Mediziaus an die Stadt Kiel herantreten und die Möglichkeit einer Umnischen Fakultät gewesen sein, der gebenennung und der Wahl des Namens eines von den Nazis vergen die Mordaktionen protestiert hatfolgten Professors prüfen. Widersprechen möchte ich Herrn Tüllte. Nach eigener Mitteilung verbot er in
mann. Es gibt keinen Schluss in der Aufarbeitung, Verarbeitung
seiner Klinik bei Patienten die Diagnound Aktualisierung dieses wohl ungeheuerlichsten Verbrechens in
sen zu stellen, die im Rahmen der natider Menschheitsgeschichte. Frau Prof. Arendt ging es in ihrem Zionalsozialistischen Euthanasie die Ertat um eine sich selbst auf die Schulter klopfende und zugleich freimordung der Patienten zur Folge hasprechende mea culpa. Sie für ein „Ruhenlassen und Schweigen“
ben könnten.29 Für diese Haltung spricht,
in Anspruch zu nehmen ist angesichts rechtsradikaler und fremdass er selbst Vater einer behinderten
denfeindlicher Strömungen wie Aktionen in Deutschland und
Tochter war, für die er seit 1941/42 das
weltweit untragbar. Nicht einverstanden bin ich mit der Beurteiihm eigentlich zustehende Kindergeld
lung von Herrn Prof. Fischer durch Herrn Ratschko. Es waren geabweichend vom Vorgehen bei seinen
nau jene – nicht nur Professoren –, die sich mit Parteimitgliedanderen Kindern nicht mehr eingeforschaften zu arrangieren suchten, die „glaubten, so schlimm ist das dert hatte.30 Es bleibt, dass Creutzfeldt
nicht“ und die sich wähnten „eine Nische zu finden“, die dem Naals Direktor der Kieler Nervenklinik bei
ziterror in ihrem Opportunismus den Weg ebneten. Aber, sehr ge- der „Aktion T4“ und der „wilden Euthaehrter Herr Ratschko, Ihr Verdienst bleibt.
nasie“ nicht unbeteiligt bleiben konnte.
Eckart Schermuly, Niebüll
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
Beim 21-jährigen Matrosen Hans-Helge
Ch. sah Creutzfeldt eine Geistesschwäche (§ 51 Abs1 oder 2 RStGB) zur Zeit
der Begehung der Straftat als nicht erfüllt an, auch Ch. wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.33 Wolf schreibt
dazu: „Creutzfeldts Eingreifen ist nicht
nur deshalb ethisch so gravierend, weil
es ein vermeidbares Todesurteil zur Folge hatte, sondern weil er sich mit seiner
ungerufenen gutachterlichen Demarche
– ohne die oft zitierten politischen Zwänge – in den Dienst der höchst anfechtbaren NS-Wehrmachtsjustiz gestellt hat.“34
Von Creutzfeldt stammt die Äußerung,
dass man nicht jeden freistellen könne, „weil sonst die ganze Praxis auffliegen würde“.35
Rektor und Klinikchef nach dem Krieg
Nach dem Krieg wurde Hans Gerhard
Creutzfeldt von der britischen Besatzungsmacht zum Rektor der ChristianAlbrechts-Universität bestimmt. In seiner Rede anlässlich der Wiedereröffnung der Universität am 27. November
194536 ist deutlich das Bemühen um Einbindung in einen weit zurückreichenden Traditionsstrang festzustellen. Den
„Schiffbrüchigen“ des Jahres 1945 sollGutachter
der
Kriegsmarine
te auch moralisch wieder Halt verschafft
Schittenhelm-Straße umbenennen
Für den durch den Ersten Weltkrieg gewerden.37 Allerdings enthüllten seine
Antwort auf Leserbrief von Dr. Herbert Port im SH-Ärzteblatt 6/15,
prägten Marineoffizier überwog im Rah- Worte zum Gedächtnis der „Gefallenen
S. 22, zu Ärzte in der NS-Zeit
men seiner Gutachtertätigkeit als Wehr- dieses Krieges“ überdeutlich, wie weDa Herr Port mich direkt angesprochen hat, muss ich mich leider
nig er selbst, der „Unbelastete“, verstanmachtspsychiater die Sorge um die Disnoch einmal zu diesem Thema äußern. Zunächst staune ich, dass
den hatte, welche ungeheuren Verbreziplin. Eiserne Zucht war für ihn zum
Herr Port bei dem Wunsch, eine Straße umzubenennen gleich von
chen Deutschland begangen hatte, wie
Nachteil der zu begutachtenden SoldaSäubern und Säuberungswahn spricht. Daran habe ich nun gar
sehr Bedauern und Bitte um Verzeihung
ten wichtiger als die ärztlich gebotenen
nicht gedacht. (...)Es geht hier nur um die Umbenennung eines
angebracht gewesen wären und wie weGesichtspunkte der Fürsorge. Er soll jeStraßenschildes. Mir geht es ganz einfach um die Einhaltung der
doch auch Gutachten erstellt haben, mit nig es weitergehen konnte, als hätte es
Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens wie sie schon vor
die Zeit zwischen 1933 und 1945 überdenen Menschen vor der Hinrichtung
1933 galten und wie sie jetzt im Grundgesetz formuliert sind. Die
bewahrt wurden.31 Mindestens zwei Fäl- haupt nicht gegeben. „Ich bitte Sie alle
nationalsozialistische Ideologie hat diese mit Füßen getreten. Das
le sind aber bekannt, in denen Creutzsich zu erheben zu dankbarem Gedenmuss einem Mann wie Schittenhelm klar gewesen sein. Er ist also
feldt in seinen Gutachten bei klinischen
ken an alle Gefallenen dieses Krieges,
wohlwollend geurteilt ein hemmungsloser Opportunist gewesen
Diagnosen, die dem Ermessen des Psyob Freund, ob Feind, sie sind Opfer eioder aber ein überzeugter Vertreter einer menschenverachtenden
chiaters unterlagen, zu Ungunsten der
ner Idee, die uns alle erfüllen soll, die
Ideologie. Beides schließt die Benennung einer Straße nach ihm
Angeklagten votierte und deren Tod in
des Friedens.“ Kaum mehr als mit dem,
aus, denn wer es zu einem SS-Brigadeführer (entspricht einem GeKauf nahm.32 Im Fall des 23-jährigen
was Creutzfeldt sagte und wie er es sagneralmajor) gebracht hat mit besonderen Auszeichnungen ist ehrHelmut F. beharrte er darauf, die den
te, kann verdeutlicht werden, in welchen
los. (...) Ich schlage vor, die Straße nach Otto Krayer zu benennen,
Angeklagten schützende Diagnose Schi- Schwierigkeiten er sich als Repräsentant
außerordentlicher Professor und kommissarischer Direktor des Inzophrenie für nichtig zu erklären, forder Kieler Universität nach ihrem Verstituts für Pharmakologie der Uni Berlin. 1933 hatte Krayer einen
derte die Aufhebung des ergangenen Ur- sagen in den zwölf Jahren des Nazi-ReRuf auf den Pharmakologielehrstuhl in Düsseldorf erhalten, desteils und drängte auf Wiederaufnahme
gimes befand. Würde und Ansehen wasen Inhaber als Jude vertrieben worden war. Der erst 34-jährige
des Verfahrens. Er versuchte, den Vorren verloren gegangen, aber eigentlich
Krayer, der seine Karriere noch vor sich hatte, lehnte den Ruf ohne
gutachter, den Marine-Oberassistenzwusste man noch nicht so genau, oder
Zögern ab. Der Kernsatz aus Krayers Begründung an das von Naarzt Dr. Elste, von seiner falschen Diaman wollte es nicht wissen, warum eitionalsozialisten geführte Preußische Wissenschaftsministerium
gnose zu überzeugen und als dies nicht
gentlich. Deswegen war es jetzt auch so
lautet: „Abgesehen von unwichtigen sachlichen Erwägungen war
fruchtete, erstattete er Meldung an das
schwer, die richtigen Worte für einen
der Hauptgrund meines Zögerns der, daß ich die Ausschaltung der
Sanitätsamt. Als keine Reaktion erfolgte, Beginn mit völlig neuen Vorzeichen zu
jüdischen Wissenschaftler als ein Unrecht empfinde, dessen Notsetzte er seine Bemühungen fort, bis das finden. Creutzfeldt hatte sich alle Mühe
wendigkeit ich nicht einsehen kann, da sie, wie mir scheint, mit
Verfahren erneut aufgenommen wurde
gegeben. Aber nicht allein wegen des niaußerhalb der Wissenschaft liegenden Gründen gestützt wird.“
und Helmut F. zum Tode verurteilt und
vellierenden Gedenkens an alle Opfer
(...) Ein unmittelbares Arbeitsverbot war übrigens die Folge. Ende
hingerichtet wurde. Es handelte sich um „deren Leben die letzten Völkerkriege ein
1933 verließ Krayer Deutschland. (...) Leute wie Krayer zu ehren
einen Matrosenobergefreiten, der, um
frühes Ziel gesetzt haben“ ist aus heutiist gerade heute wichtig, da in Deutschland zunehmend fremdenEindruck bei Frauen zu schinden, geleger Sicht festzustellen, dass von ihm falfeindliche und rassistisch motivierte Gewalttaten auftreten.
gentlich als „Bootsmannsmaat“ auftrat
sche Zeichen für einen Neubeginn geEs ist eine Verhöhnung der Angehörigen der verfolgten,exilierten
und zum „Aufschneiden“ neigte. Eine
setzt wurden. Fast symbolisch für das,
oder ermordeten Wissenschaftler, wenn sie den Namen SchittenVorspiegelung falscher Tatsachen, um
was in Deutschland, besonders jedoch in
helm auf einem Straßenschild lesen.
Urlaub vom Dienst zu erhalten, wurde
Schleswig-Holstein und dann eben auch
Dr. Robert Wysocki, Tönning
dem Mann als Fahnenflucht ausgelegt.
an der Christian-Albrechts-Universi-
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tät damals vorging, ist die Rede Creutzfeldts bezogen auf den universitären Bereich anzusehen: Anknüpfung an die
Ideale der Universität Humboldts, Stolz
auf die Leistungen im Weltkrieg und danach, Dank an die Möglichkeit des Neuanfangs, stillschweigende Einbindung
auch der Täter in den Neuanfang, keine
Reue, kein Bedauern. Creutzfeldt wurde
nach sechs Monaten seines Amtes enthoben, möglicherweise weil er entgegen der Anweisung der britischen Besatzungsmacht weit mehr als die erlaubten
zehn Prozent Wehrmachtsoffiziere zum
Studium an der Universität zuließ.38 Am
30. September 1953 wurde er entpflichtet. Seine Rolle im Fall Heyde/Sawade ist
bezeichnend für den Umgang leitender
Persönlichkeiten der damaligen Zeit mit
dem Nationalsozialismus: Er gehörte
mit weiteren Kieler Ordinarien zu denjenigen Kieler Professoren, die Kenntnis
von der Identität des Flensburger Gutachters „Dr. Sawade“ mit dem Würzburger Professor und T4-Obergutachter
Heyde hatten.39 Erst nach seiner Emeritierung und dem danach erfolgten Ortswechsel nach München hatte er, und das
auch nur halbherzig, den Mut, diesen
Sachverhalt dem Präsidenten des Schleswig-Holsteinischen Landessozialgerichtes, Dr. jur. Ernst-Siegfried Buresch, mitzuteilen. Er unternahm dann aber nichts
weiter, als der Jurist ihm das Schreiben
mit der Bemerkung zurückreichte, sein
Handeln doch noch einmal in Hinblick
auf die Resonanz in den Medien, besonders im Ausland, zu überdenken.40
Creutzfeldt ließ die Sache daraufhin auf
sich beruhen.41 Heyde war von 1939 bis
1941 medizinischer Leiter der Aktion T4
und wurde wegen seiner Beteiligung an
der Ermordung von Behinderten und
psychisch Kranken polizeilich gesucht.
Es bedurfte des Ärgers des Ordinarius
für Innere Medizin, Reinwein, mit den
nachts zu lauten Burschenschaften in
der Nachbarschaft seines Privathauses
im Jahr 1959, damit die bis dahin unbehelligte Tätigkeit des ehemaligen Euthanasie-Arztes Heyde als Gutachter aufflog.42 Creutzfeldt wurde 1955 mit dem
Ehrensenator der Universität Kiel geehrt. Er verstarb am 30. Dezember 1964
in München.
Bewertung
Man musste nicht NSDAP-Mitglied sein,
um in die Verbrechen des Regimes verstrickt zu werden. Es gehört sicher zu
den Vorwürfen, die Creutzfeldt gemacht
werden können, dass er ohne offenkundige Skrupel von der unrechtmäßigen
Entfernung Georg Sterz‘ von seinem
Lehrstuhl profitierte. Gerade weil er kein
Nationalsozialist war und sich nach eigener Auffassung eine Kritikfähigkeit
gegenüber dem Regime bewahrte, hätte
er schon hier ohne allzu große Nachteile
Distanz bewahren können. Creutzfeldt
Buch
Mehr Einzelheiten zu
der in der vorliegenden Serie behandelten
Thematik (einschließlich eines umfangreichen Literaturverzeichnisses), die hiermit zum Abschluss
kommt, finden sich in
folgender Publikation
des Autors: Ratschko,
Karl-Werner: Kieler
Hochschulmediziner
in der Zeit des Nationalsozialismus, Die
Medizinische Fakultät der Christian-Al­
brechts-Universität
im „Dritten Reich“,
Essen 2014.
war als „Zulieferer“ an den Krankenmorden beteiligt, auch wenn ihm sicher
eine nennenswerte Zahl seiner von Ermordung bedrohten Patienten ihr Leben
verdankte. Er versuchte nicht, sich den
mörderischen Zwängen seines Amtes als
Direktor der Nervenklinik entgegenzustellen oder sich ihnen doch zumindest
z. B. durch Aufgabe dieser Tätigkeit und
Niederlassung als Nervenarzt zu entziehen. Dabei hätte er nicht einmal existenzielle Einbußen beklagen, sondern lediglich einige Unbequemlichkeiten auf
sich nehmen müssen. Er machte jedoch
mit. Er tat stillschweigend seine Pflicht,
schaute weg, wenn Dinge geschahen, die
man nicht billigen konnte, und verlor
so seine menschliche und ärztliche Unschuld, vielleicht ohne es zu merken. Sozialpsychologisch gesehen tat er nichts
anderes als sich im Rahmen zeitgenössischer normativer Standards, wissenschaftlicher Lehrmeinungen, militärischer Pflichtauffassungen und kanonisierter Ehrendefinitionen einzuordnen,43
ohne die Unbequemlichkeiten eines im
Innersten als richtig erkannten Weges
ertragen zu wollen. Damit unterscheidet sich auch Creutzfeldt nur graduell
von anderen, die sich auf eine viel weiter gehende Weise mit den Mordtaten
des nationalsozialistischen Regimes beteiligten. Abgesehen von einer kleineren
Zahl von Psychopathen wiegten sich viele der Täter im nationalsozialistischen
Staat auch bei den schlimmsten Verbrechen in der Sicherheit, Befehle zu befolgen, für die sie keine Verantwortung
übernehmen mussten. Damit hätten sie
nichts anderes als ihre schwere Pflicht
getan, so die nach dem Krieg häufig geäußerte Rechtfertigung.44
Creutzfeldt als Rektor war sicher in
einer schwierigen Situation. Aus den
überzeugten oder auch nur „Nenn“-Nationalsozialisten waren überwiegend
wieder nationalliberale, konservative
Hochschullehrer geworden, die die letzten zwölf Jahre vergessen und dort anknüpfen wollten, wo Anfang 1933 aufgehört worden war. Dazu gehörte, dass die
alten Ordinarienrechte wieder voll restituiert, möglichst noch verbessert wurden und die Selbstachtung erhalten blieb.
Schließlich habe man nur seine Pflicht
getan, habe in der Forschung und Lehre
Hervorragendes geleistet und Patienten
unter schwierigen Umständen in Trümmern versorgt. Daher wollten die Kieler
Hochschullehrer den Vorwurf nicht hinnehmen, dass auch mit ihrer Hilfe Würde und Ansehen der Deutschen verloren
gegangen seien.45 Auch sie konnten aber
die gravierenden Verfehlungen und Verbrechen, die ans Tageslicht kamen, nicht
ungeschehen machen oder leugnen. So
schien es zunächst geraten, sich zurückzuhalten und auf die Zeit zu warten, in
der die Siegermächte die Besiegten wieder brauchen würden und der Schleier
des Vergessens sich über das Vergangene senken würde. Folglich wurden belastete Kollegen aus der vordersten Linie
zurückgenommen. Die Macht der Ordinarien war in der Folge größer und stärker als je zuvor.
Creutzfeldt merkte nicht oder wollte nicht sehen, dass die Deutschen weniger Opfer, sondern vielmehr Täter waren, dass ihre Idee nicht die der Freiheit
war, sondern die der „Blut-und-BodenIdeologie“ der Nationalsozialisten, der
über die gefallenen Soldaten beider Seiten hinaus viele Millionen im Namen
des deutschen Volkes ermordete Juden, Polen, Sowjetrussen, Kriegsgefangene, Sinti und Roma u. a. m. zum Opfer gefallen waren. Damit legte Creutzfeldt, ohne dass er und andere dies bei
der Eröffnungsfeier der Universität im
November 1945 schon wissen konnten,
mit anderen die Grundlage für einen
verlogenen Wiederbeginn in Deutschland, bei dem die Notwendigkeiten des
sich bald entwickelnden „Kalten Krieges“ zwischen Ost und West das Vergessen unter den Deutschen zur nationalen
Pflicht machte. Creutzfeldt hatte damit
schon früh die Formel für die zukünftige „Bewältigung der Vergangenheit“
gefunden.46 Oder, um es mit Wolfgang
Eckart auszudrücken: „[…] der lange
Weg hin zu einer restaurativen, eher auf
das Kaiserreich als auf Weimar gerichteten ‚neuen‘ Identität, zurück zu den
abgeschlossenen Strukturen der autoritativen Ordinarienuniversität, [mag]
hierzu [zur späten Rezeption des politischen Alltags an Universitäten und
Fakultäten, d. Verf.] ebenso beigetragen haben wie Prozesse der unbewussten Verdrängung oder der bewussten
Verleugnung einer dem NS-Staat willfährig subordinierten und vom Staat in
Dienst genommenen Universität zwischen 1933 und 1945“.47 Deswegen gab
es keinen Neuanfang, sondern tatsächlich nur eine Wiederaufnahme der Tätigkeit nach einem unverarbeiteten, katastrophalen Zusammenbruch. Es gab
aber auch 1945 schon Stimmen, die die
Notwendigkeiten erkannten. Zu ihnen
gehörte Karl Jaspers. Er fordert in seiner bekannten Rede vom August 1945
die Erneuerung: „Unsere in dieser Würdelosigkeit einzig noch bleibende Würde ist die Wahrhaftigkeit. […] Wir müssen Abstand nehmen von einer Vergangenheit um uns und in uns.“48 Davon war 1945 seitens der Universität und
auch der Medizinischen Fakultät in Kiel
wenig zu spüren. Die Frage einer Aufarbeitung der Vergangenheit, der wirklichen Neugestaltung der Zukunft stellte
sich in der Fakultät auch in den folgenden Jahren nicht.
Literatur beim Verfasser:
Dr. med. Dr. phil. Karl-Werner
Ratschko, Havkamp 23,
23795 Bad Segeberg
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G EBU RT STAGE
Albertinen holt Charité-Manager
Veröffentlicht sind nur die Namen der Jubilare,
die mit der Publikation einverstanden sind.
Dr. Antje Köhler, Lübeck,
feiert am 01.08. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Friedrich-Arno Fickelscherer, Fockbek,
feiert am 02.08. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Hermann Rossius, Neumünster,
feiert am 02.08. seinen 70. Geburtstag.
Gisela Höynck, Glücksburg,
feiert am 05.08. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Peter-Christian Wentrup, Groß Grönau,
feiert am 08.08. seinen 70. Geburtstag.
Wolf Rüdiger Kunze, Ahrensbök,
feiert am 08.08. seinen 70. Geburtstag.
Dr. Johann-Erich Hagemann, Molfsee,
feiert am 12.08. seinen 90. Geburtstag.
Dr. Jutta Kaminsky, Kiel,
feiert am 14.08. ihren 75. Geburtstag.
Dr. Günter Kurschat, Lübeck,
feiert am 15.08. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Horst Sauer, Hattstedtermarsch,
feiert am 16.08. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Gerhard Wagner, Lübeck,
feiert am 18.08. seinen 80. Geburtstag.
Prof. Fokko ter Haseborg mit Nachfolger Matthias Scheller (von links).
E
iner der bekanntesten Klinikmanager Hamburgs ist nicht mehr aktiv; sein Nachfolger hat zuletzt die Berliner Charité in ruhigeres Fahrwasser gebracht. Matthias
Scheller folgt auf Prof. Fokko ter Haseborg an der Vorstandsspitze des AlbertinenDiakoniewerks. Ter Haseborg war seit 1996 Vorstandsvorsitzender und ist kürzlich an seinem 65. Geburtstag mit einem Festakt feierlich in den Ruhestand verabschiedet worden. Über 400 Gäste aus Politik, Kirche und Diakonie, Gesundheitswirtschaft und weiteren Institutionen hatten dem Jubilar in der Kirche am Krankenhaus in Hamburg-Schnelsen ihre Glückwünsche überbracht, darunter auch Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks, DAK-Chef Prof. Herbert
Rebscher und der Vorstandsvorsitzende des Asklepios-Konzerns, Dr. Ulrich Wandschneider. In seiner Laudatio hob Dr. Manfred Radtke, Kuratoriumsvorsitzender des
Albertinen-Diakoniewerks, die besonderen Verdienste ter Haseborgs um das freikirchliche Diakoniewerk hervor, das 1907 von der Oberin Albertine Assor in Hamburg-Eimsbüttel gegründet worden war. (PM/Red)
Dr. Karin Burdack, Kiel,
feiert am 21.08. ihren 70. Geburtstag.
Verdienstkreuz für Dr. Hans Jochim Meyer
Prof. Dr. Jochen Schaefer, Kiel,
feiert am 21.08. seinen 85. Geburtstag.
D
Dr. Harald Bergter, Wentorf,
feiert am 22.08. seinen 75. Geburtstag.
Prof. Dr. Friedrich-Karl Maetzel, Lübeck,
feiert am 23.08. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Hans Georg Esche, Pinneberg,
feiert am 24.08. seinen 85. Geburtstag.
Gottfried Hopff, Tornesch,
feiert am 26.08. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Dimitri Daniel, Lauenburg/Elbe,
feiert am 27.08. seinen 80. Geburtstag.
Dr. Günther Koch, Boostedt,
feiert am 29.08. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Christian Wolf, Lübeck,
feiert am 30.08. seinen 75. Geburtstag.
Dr. Reimer Schmidt, Eggebek,
feiert am 31.08. seinen 80. Geburtstag.
r. Hans Jochim Meyer hat das Bundesverdienstkreuz am Bande für seinen langjährigen ehrenamtlichen
Einsatz beim Hamburger Landesverband Angehörige psychisch Kranker
e. V. (LApK) verliehen bekommen. Der
in Pinneberg lebende Mediziner im Ruhestand ist Mitglied der Ärztekammer
Schleswig-Holstein und führt den Verband bereits seit 2003 als Vorsitzender.
Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks überreichte ihm die
Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde. „Seit über zehn Jahren engagiert
sich Dr. Hans Jochim Meyer ehrenamtlich und mit großem Einsatz für die Belange psychisch Erkrankter und ihrer Angehörigen. Als verlässlicher Ansprechpartner hat er vielen Menschen
geholfen und durch seine zahlreichen
Aktivitäten ihren Anliegen in der Öffentlichkeit eine Stimme gegeben. Dieses Engagement verdient große Anerkennung“, sagte die Gesundheitssenatorin.
Der Hamburger Landesverband Angehörige psychisch Kranker e. V. setzt sich
für die Interessen von Angehörigen psychisch erkrankter Menschen ein. Der
Verband bietet dazu unter anderem Beratungen an, unterstützt Selbsthilfegruppen und leistet öffentlichkeitswirksame
Aufklärungsarbeit. Meyer ist als langjähriger Vorsitzender des Landesverbandes ein medizinisch und sozialpsychiatrisch versierter Gesprächspartner für
die Akteure im medizinischen und sozialen Versorgungssystem der Hansestadt. Er ist wesentlicher Mitinitiator des
„Trialogs“, der einen kooperativen Austausch auf Augenhöhe zwischen Betroffenen, Angehörigen und medizinischen
Fachkräften praktiziert. In verschiedenen Facharbeitsgruppen und Gremien
widmet sich Meyer kontinuierlich der
patientenorientierten Weiterentwicklung der psychiatrischen Versorgung in
Hamburg. Seine ehrenamtliche Tätigkeit
strahlte nach seinen Angaben auch auf
das Hamburger Umland aus. Neben den
Menschen aus dem „Speckgürtel“ der
Hansestadt erreichte er mit seiner Arbeit
auch einzelne Mitglieder aus Dithmarschen und Nordfriesland. (PM/Red)
Foto: Albertinen-Diakoniewerk
Dr. Jürgen Galle, Bad Oldesloe,
feiert am 10.08. seinen 75. Geburtstag.
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KURZ NOTIERT
Prof. Axel Merseburger ist neuer Direktor
der Klinik für Urologie am UKSH
Lübeck.
Großhansdorf holt Susanne Quante
Susanne Quante ist neue Kaufmännische Geschäftsführerin
der LungenClinic Großhansdorf. Sie folgt auf Wolfgang Gerckens, der zuvor in dieser Position tätig war und inzwischen
im Ruhestand ist. Die 48-Jährige hatte zuletzt fünf Jahre lang
den Geschäftsbereich Strategische Unternehmensentwicklung
und das Liegenschaftsmanagement des Universitätsklinikums
Hamburg-Eppendorf (UKE) geleitet. Die Juristin und Krankenhausbetriebswirtin war zuvor in der Rechtsabteilung und
der Kaufmännischen Direktion des UKE tätig. (PM/Red)
Auszeichnung für Rades
Von der
MHH an
das UKSH
P
Foto: UKSH
rof. Axel Merseburger ist neuer Direktor der Klinik für Urologie am
Campus Lübeck des UKSH. Zuletzt
war Merseburger als Stellvertretender
Direktor in der Abteilung Urologie und
Urologische Onkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. Sein
Studium absolvierte der 39-Jährige in
Hannover, Basel und Washington D.C.
mit anschließender Weiterbildungszeit
zum Urologen an der Eberhard-KarlsUniversität Tübingen. Für seine Forschungsarbeiten hat er nach Angaben
seines neuen Arbeitgebers zahlreiche
nationale und internationale Preise und
Fördergelder erhalten. Die klinischen
Schwerpunkte von Merseburger liegen
in der urologischen Onkologie und der
minimalinvasiven Chirurgie. Als Mitherausgeber der Europäischen Leitlinie zur
Behandlung des Nierenzellkarzinoms
propagiert er minimale Zugangswege
Prof. Dirk Rades wurde beim internationalen Konsensus-Treffen zur palliativen Strahlentherapie in Barcelona als Sprecher
der Arbeitsgruppe für die Radiochirurgie und Strahlentherapie von Hirnmetastasen eingesetzt. Dem 50-jährigen Chefarzt
der Klinik für Strahlentherapie am Universitätskrankenhaus
Schleswig-Holstein (UKSH) in Lübeck wurde außerdem anlässlich des Jahreskongresses der Spanischen Gesellschaft für
Radioonkologie in Valencia die Ehrenmitgliedschaft der Fachgesellschaft verliehen. Damit würdigte die Gesellschaft Rades‘
Verdienste auf dem Gebiet der Strahlentherapie und Radioonkologie. Das Kongresspräsidium hob besonders Rades‘ Anliegen hervor, individuell zugeschnittene Behandlungskonzepte zu entwickeln. Am Kongressort wurde laut UKSH-Mitteilung zugleich eine Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen dem Lübecker und mehreren spanischen Zentren beschlossen. (PM/Red)
und nierenerhaltende Chirurgie. Besondere Erfahrung besitzt er außerdem im
Bereich der nerverhaltenden Beckenchirurgie und Metastasenchirurgie. Ziel
des neuen Klinikdirektors ist nach Angaben seines neuen Arbeitgebers der
Ausbau des urologischen Labors und
die Etablierung eines klinischen Studienzentrums im interdisziplinären Setting an der urologischen Klinik. Mehre- Schäfer bleibt PVS-Chef
re große klinische multizentrische PhaDer Kieler Allgemeinmediziner Dr. Jochen-Michael Schäse-III-Studien zum fortgeschrittenen
Prostatakarzinom, die Merseburger und fer ist in seinem Amt als Vorsitzender des Verbandes der Prisein Team mit nach Lübeck bringen, sol- vatärztlichen Verrechnungsstellen e. V. (PVS Verband) wielen die bestehenden Forschungsschwer- dergewählt worden. Schäfer war lange Zeit Vorsitzender der
punkte zu urologischen Malignomen in Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen VereiniZukunft ergänzen. Unter seiner Leitung gung Schleswig-Holstein (KVSH). Anlässlich seiner Wahl unsoll auch die individualisierte translatio- terstrich Schäfer, dass er sich weiterhin mit aller Kraft in den
nale Forschung an der Schnittstelle zwi- Dienst der PVS stellen wird. (PM/Red)
schen präklinischer Forschung und frühem Einsatz in der Klinik gestärkt werden. (PM/Red)
WIR GEDENKEN DER VERSTORB EN EN
WKK schafft neue Chefarztstellen
Dr. Johanna Hofmann, Kiel,
geboren am 21.07.1924, verstarb am 24.02.2015.
D
Dr. Beatrice Friedhoff-Pickenpack, Aumühle,
geboren am 03.11.1923, verstarb am 19.03.2015.
as Westküstenklinikum (WKK) Heide hat Anfang des Monats zwei weitere neue
Chefärzte vorgestellt. Mit den neu geschaffenen Positionen reagiert das WKK auf
die zunehmende Spezialisierung. Prof. Thomas Herrmann wurde als zusätzlicher
Chefarzt für die Medizinische Klinik 1 verpflichtet. Der Experte für Gastroenterologie und internistische Onkologie kümmert sich verstärkt um die Arbeit im onkologischen Zentrum des WKK. Herrmann arbeitete zuletzt als Chefarzt und stellvertretender ärztlicher Direktor am Klinikum Idar-Oberstein. Herrmann hat die
Schwerpunktbezeichnungen für Gastroenterologie und Hämatologie und internistische Onkologie.
Für Dr. Thomas Fleischmann schuf das WKK eine neue Chefarztposition in der Interdisziplinären Notfallmedizin. Damit wird sie aus der Medizinischen Klinik 1 gelöst und als eigenständiger Bereich geführt. Fleischmann kommt wie Verwaltungschefin Dr. Anke Lasserre vom Klinikum Salzgitter und arbeitet seit über 25 Jahren
ausschließlich in Notaufnahmen und im Notarztdienst. Vor Salzgitter war der aus
Nürnberg stammende Fleischmann bereits Chefarzt in Frankfurt, Zürich und Sanderbusch. Er hat mehrere internationale Auszeichungen erhalten und ist u. a. Fellow
des Royal College of Emergency Medicine und der European Society für Emergency
Medicine. (PM/Red)
Dr. Harold Breyne, Ahrensburg,
geboren am 29.10.1923, verstarb am 17.05.2015.
Dr. Willi Klaus, Großhansdorf,
geboren am 19.09.1919, verstarb am 21.05.2015.
Dr. Henning Timm, Timmendorfer Strand,
geboren am 30.09.1949, verstarb am 31.05.2015.
Dr. Wolf-Dieter Krey, Neumünster,
geboren am 26.06.1932, verstarb am 01.06.2015.
Prof. Dr. Uwe Langness, Oldenburg/Holst.,
geboren am 26.02.1934, verstarb am 03.06.2015.
Dr. Dirk Löffler, Eckernförde,
geboren am 02.09.1952, verstarb am 13.06.2015.
Dr. Hermann Schirren, Altwittenbek,
geboren am 22.07.1939, verstarb am 15.06.2015.
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KURZ NOTIERT
INFEKTIONEN
Erkenntnisse über Krebsentstehung
Schwerer Verlauf
In den Sommermonaten sollten Ärzte
bei Patienten mit entsprechenden Symptomen an Vibrio vulnificus denken.
S
Ein besseres molekulares Verständnis der Rolle von sogenannten Todesrezeptoren in der Krebsentstehung, die insbesondere Bauchspeicheldrüsenkrebs besonders aggressiv und fast
immer tödlich verlaufen lassen – das ist das Ziel des Instituts
für Experimentelle Tumorforschung an der Medizinischen
Fakultät der CAU. Die Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof.
Anna Trauzold und Prof. Holger Kalthoff beschäftigt sich seit
mehr als zehn Jahren mit diesen Todesrezeptoren, die in fast
allen Körperzellen und prinzipiell auch in Krebszellen für das
kontrollierte Absterben der Zelle, den programmierten Zelltod, sorgen können. Krebszellen haben Mechanismen entwickelt, mit denen sie dieses Programm umgehen können. Ein
körpereigener Sicherheitsschalter wird so gewissermaßen ausgeschaltet und es entstehen Resistenzen gegenüber Chemotherapeutika oder Bestrahlung. Rezeptoren für den programmierten Zelltod sind Oberflächenmoleküle auf der Membran
von Krebszellen wie beispielsweise das Molekül CD95 oder die
Moleküle der TRAIL-R-Gruppe. In Kooperation mit Kollegen
der Klinik für Allgemeine Chirurgie und Thoraxchirurgie des
UKSH konnte die Forschungsgruppe nachweisen, dass Bauchspeicheldrüsenkrebszellen die Signale dieser Rezeptoren umprogrammieren können. Statt des erwünschten Zelltodprogramms initiieren sie dann einen alternativen zellbiologischen
Mechanismus. Der Schutzschalter der Zelle wird also in seiner
eigentlichen Funktion deaktiviert und sorgt stattdessen für
eine aggressive Ausbreitung der Krebserkrankung. (PM/Red)
10. Hospiz- und Palliativtag
Schleswig-Holstein
Viele Palliativpatienten wünschen sich eine Betreuung in
häuslicher Umgebung – aber wie ist das für eine hausärztliche
Praxis umsetzbar? Mit dieser Frage beschäftigt sich der
10. Hospiz- und Palliativtag Schleswig-Holstein, der unter
dem Leitgedanken „Gemeinsam Sterbende begleiten“ steht.
Veranstalter sind der Hospiz- und Palliativ-Verband Schleswig-Holstein e. V., der Ambulante Hospizdienst Pinneberg-Uetersen und die Freie Waldorfschule Elmshorn, in deren Räumen die Veranstaltung am 17. Oktober von 10:00 bis
17:00 Uhr stattfindet. U. a. wird Dr. Katja Krug aus Heidelberg
vortragen, wie eine hausärztliche Begleitung von Familien palliativer Patienten aussehen könnte. Der Tagungspreis beträgt
40 Euro. Anmeldungen sind bis 15. September möglich. Nähere Informationen unter Telefon 040 492 229 710. (PM/Red)
rapie muss unmittelbar nach der Materialentnahme einsetzen, ohne dass die
mikrobiologischen Ergebnisse vorliegen. Geeignet sind Cephalosporine der
dritten Generation, Chinolone und Tetrazykline.
Die Erkrankungen sind nach wie
vor selten. In Schleswig-Holstein sind
uns in der Saison 2014 vier Fälle, teilweise mit schwerem Verlauf, bekannt geworden. In den Sommermonaten sollte bei verdächtigem Krankheitsbild an
die Möglichkeit einer Infektion mit Vi­
brio vulnificus oder anderen Nicht-Cholera-Vibrionen gedacht und diese entsprechend § 6 Absatz 1 Nr. 5a als „weitere bedrohliche Erkrankung“ nach IfSG
an das jeweils zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Dies betrifft sowohl Gastroenteritiden als auch Wundinfektionen. Vom Gesundheitsamt können dann entsprechende Ermittlungen
zur Quellensuche erfolgen und ggf. die
Einleitung von Schutzmaßnahmen veranlasst werden.
Das Medizinaluntersuchungsamt in
Lübeck und Kiel führt an den Küstengewässern im Auftrag des Ministeriums
für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft
und Gleichstellung kontinuierlich ein
umfangreiches Monitoring durch, um
im Bedarfsfall frühzeitige Maßnahmen
zu veranlassen.
Insgesamt bleibt festzustellen, dass
die Badegewässer in Schleswig-Holstein
eine sehr gute bis exzellente Qualität haben (http://badewasserqualitaet.schleswig-holstein.de). Grund zu übertriebener Vorsicht besteht nicht.
Info: [email protected]
Prof. Werner Solbach
PEI-Forscher transferieren Proteine
Forschern des Paul-Ehrlich-Instituts in Hamburg ist es in Kooperation mit Wissen­
schaftlern aus Hannover gelungen, mithilfe eines neuartigen lentiviralen Vektors
Proteine (statt Gene) gezielt in ausgewählte Immunzellen zu übertragen. So konnten die Wissenschaftler spezifisch Immuneffektorzellen (CD8-positive T-Zellen) auf
die Erkennung bestimmter Antigene ausrichten und scharf schalten. Diese Methode
könnte zur Bekämpfung von Tumorzellen genutzt werden.
Der neue Ansatz, Proteine statt Gene zu transferieren, hat den Vorteil, dass Immunzellen ohne genetische Modifikation spezifisch aktiviert werden. Lentivirale Vektoren sind modifizierte Virus­partikel, die dazu genutzt werden, genetisches Material in
Zellen zu schleusen, um so beispielsweise erblich bedingte Krankheiten und Krebs
zu behandeln. Ein Problem dabei: Mit Gentransfervektoren übertragene therapeutische Gene rufen unter Umständen unerwünschte Mutationen im Erbgut der Zielzellen hervor. Diese können ein erster Schritt zu einer krebsartigen Entartung der genetisch modifizierten Zellen sein. Dieses Risiko haben die Forscher mit der neuen Methode umgangen. (PM/Red)
Foto: Christian Urban, Uni Kiel
Gökhan Alp und Prof. Dr. Anna Trauzold bereiten Zellpräparationen für eine Studie vor.
ommerzeit ist Urlaubszeit ist Badezeit. Wenn das Ostseewasser sich
der 20 Grad-Marke nähert, ist mit
dem vermehrten Auftreten von Vibrionen (Vibrio vulnificus und Vi­
brio parahaemolyticus) zu rechnen. Erkrankungen durch Vibrionen sind in
Deutschland zwar selten, können aber
bei Menschen mit chronischen Vorerkrankungen und damit einhergehender Immunschwäche (Lebererkrankungen, Diabetes mellitus, hämatologische
Erkrankungen, Kortisontherapie) oder
offenen Wunden zu schweren Verläufen führen. Diese äußern sich in leichten Fällen durch Gastroenteritiden mit
wässrigen Durchfällen nach Verzehr
kontaminierter Meerestiere oder Muscheln. Bei Personen mit chronischen
Vorerkrankungen kann es nach einer Vibrio vulnificus Infektion jedoch innerhalb weniger Stunden zu einer primären Sepsis mit Multiorganversagen kommen. Wundinfektionen entstehen nach
Hautverletzungen durch Schalentiere
(Muscheln, Krebse) oder durch Eindringen in vorbestehende Hautverletzungen
bei Kontakt mit Erreger-haltigem Wasser. Die Infektionsdosis ist mit 100 Keimen sehr gering.
Wegen der kurzen Inkubationszeit (12 – 72 Stunden) und des raschen
und schweren Krankheitsverlaufs ist
die frühzeitige Diagnose und Therapie
entscheidend. Der Erregernachweis erfolgt aus Stuhlproben, Blutkulturen und
aus Wundsekret. Der klinische Verdacht
muss dem Labor ausdrücklich mitgeteilt
werden (telefonische Ankündigung), damit spezielle Maßnahmen zur Diagnostik vorbereitet werden können. Die The-
M E D I Z I N & W I S S E N S C H A F T // 3 5
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
BENZODIAZEPINE
„Mother‘s
little Helper“
Benzodiazepine sind in vielen Bereichen unverzichtbar. Häufig
werden sie jedoch als Schlaf- oder Beruhigungsmittel eingesetzt.
B
enzodiazepine wirken anxiolytisch, hypnotisch, muskelrelaxierend, antikonvulsiv und amnestisch. Indiziert sind sie etwa
bei akuten Angsterkrankungen, Panikattacken oder zerebralen Krampfanfällen. Oft werden
sie jedoch auch bei unspezifischen Beschwerden wie Schlafstörungen, Niedergeschlagenheit oder Stresssymptomen verordnet, wodurch eine exakte Diagnostik und zielführende Therapie verhindert wird.
„Benzodiazepine wirken initial bei
Angst- und Schlafstörungen hervorragend – aber das dicke Ende kommt,
wenn die Symptomatik bei längerer Einnahme schlimmer wird als je zuvor“, erläutert Prof. Josef Aldenhoff, 1. Vorsitzender der Landesstelle für Suchtfragen
Schleswig-Holstein (LSSH). Deshalb ist
laut Arzneimittelrichtlinie die Anwendungsdauer von Benzodiazepinen nur
in begründeten Ausnahmefällen länger
als vier Wochen zulässig. Die Zahl der
tatsächlich verkauften Tabletten deutet aber auf einen dauerhaften Gebrauch
hin. Die Einnahme mildert zunächst
den subjektiven Leidensdruck, jedoch
können die zugrunde liegenden Probleme chronifizieren. Damit ist dem Dauer­
konsum der Weg bereitet, der wiederum häufig zu Einschränkungen der Gedächtnis- und Merkfähigkeit, Gefühlsverflachung, Muskelschwäche und zu
Koordinationsstörungen führt. Geht die
hypnotische und sedierende Wirkung
beim Dauergebrauch verloren, nehmen
Ängste und Depressionen in aller Regel
deutlich zu. Bei älteren Menschen besteht zudem die Gefahr der Wirkstoffkumulation durch verzögerten Abbau;
Stürze und Scheindemenzen sind häufig die Folge.
Aufgrund der ausgeprägten Wirksamkeit haben Benzodiazepine nach ihrer Markteinführung in den 60er-Jahren
rasche Bedeutung als Schlaf- und Beruhigungsmittel erlangt. Das große Abhängigkeitspotenzial wurde in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit wahrgenommen – die „Rolling Stones“ haben
dies 1966 in ihrem Rock-Song „Mother‘s
little Helper“ thematisiert. Heute erhalten nach Angaben der Gesetzlichen
Krankenversicherung vier bis fünf Prozent der Versicherten jährlich mindestens eine Verordnung eines Benzodiazepins oder dessen Analoga. Bei 17,5 Prozent der Anwender ergäben sich deutliche Hinweise auf eine problematische
Einnahme, bei älteren Anwendern zeige
sogar mehr als jeder Fünfte Zeichen einer Abhängigkeit. Typische Beschwerdebilder bei fortdauernder Einnahme
sind u. a. Überlastungsgefühle, Schlafund Konzentrationsstörungen, Schwindel, Herzrasen und unspezifische Magen-Darm-Probleme. Laut „Jahrbuch
Sucht“ der Deutschen Hauptstelle für
Suchtfragen sind bis zu 1,9 Millionen
Deutsche medikamentenabhängig, der
Großteil von Benzodiazepinen. Häufig
handelt es sich um Wunschverordnungen, denn viele Patienten befürchten,
dass ihre initialen Symptome zurückkehren. Jeder achte Arzt, so die Behauptung in einer Studie, kommt in diesem
Zusammenhang den Forderungen der
Patienten nach. Das hat dazu geführt,
dass die Patienten die Substanzen durchschnittlich bereits seit zehn Jahren einnehmen, 16 Prozent sogar 20 Jahre und
länger. KVSH-Sprecher Marco Dethlefsen: „Solche Fälle sind uns durchaus bekannt. Dabei handelt es sich meist um
Versorgungen, die dem psychiatrischen
Bereich zuzuordnen sind. Jede Arzneimitteltherapie muss individuell auf und
mit dem Patienten eingestellt werden.
Das kann bei Wunschverordnungen
auch zu Konflikten führen. Ärzte bieten
Patienten auch eine Entzugsbehandlung
an. Allerdings gibt es die Gruppe der Patienten, die vom Suchtpotenzial nicht zu
überzeugen ist und eine Entwöhnungsbehandlung kategorisch ablehnt.“
Laut Arzneimittelrichtlinie ist eine
Verordnung nur auf Wunsch des Patienten nicht zulässig. Vielmehr bedürfe
die Verschreibung einer kritisch geprüften Indikation und regelmäßiger Überprüfungen. Als Merkhilfe dienen: klare Indikation, korrekte Dosierung, kur-
230 Mio.
Tagesdosen an Benzodiazepinen werden
jährlich von den gesetzlichen Krankenversicherungen abgerechnet. Ungefähr die
gleiche Menge wird
zusätzlich über Privatrezepte verordnet,
haben die Autoren einer Übersichtsarbeit
im Deutschen Ärzteblatt ermittelt. Jeder Zweite, der Benzodiazepine oder deren Analoga zu sich
nimmt, schluckt es
aufgrund von Schlafstörungen und jeder Vierte gegen innere Unruhe, Nervosität, Erregungs- oder
Spannungszustände.
ze Anwendung, kein abruptes Absetzen
bei hoher Dosierung oder längerem Gebrauch. LSSH-Vorsitzender Aldenhoff
empfiehlt Ärzten, dem Patientenwunsch
unbedingt zu widerstehen, denn auf
Dauer lösen Benzodiazepine die Probleme nicht, sondern machen sie schlimmer. Darüber hinaus gibt er zu bedenken: „Allerdings befinden sich die Ärzte
in einer fast ausweglosen Situation, weil
Angst- und Schlafstörungen lege artis
mit psychotherapeutischen Methoden
behandelt werden, aber dafür viel zu wenige Behandlungsplätze vorhanden sind.
Auf ein Erstgespräch – und das ist noch
nicht der Behandlungsbeginn – müssen
Patienten in Schleswig-Holstein länger
als drei Monate warten, was angesichts
einer Akutsymptomatik völlig indiskutabel ist. Eine Alternative zur Überbrückung bis zum Beginn einer Psychotherapie wären schlafanstoßende Antidepressiva, die nicht abhängig machen.
Nicht psychiatrisch vorgebildete Ärzte
kennen sich damit jedoch nicht aus und
möchten diesen Weg deshalb nicht gehen.“ Die LSSH engagiert sich seit Langem und die KVSH führt regelmäßig
Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte
und Praxismitarbeiter durch, bei denen
über wirtschaftliches und medizinisch
angemessenes Verordnen von Arzneiund Heilmitteln informiert wird. „Dabei
spielt auch der leitliniengerechte Umgang mit psychotropen Medikamenten
eine Rolle“, so Dethlefsen. 2014 gab es
zehn Informationsveranstaltungen mit
rund 1.000 Besuchern, 2015 hat es bisher
sechs gegeben, weitere folgen. Dethlefsen: „Zudem steht unser Verordnungsmanagement Ärzten als telefonischer
Ansprechpartner zur Verfügung.“
Die Bundesärztekammer hat in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
2007 einen Leitfaden für die ärztliche
Praxis „Medikamente – schädlicher Gebrauch und Abhängigkeit“ veröffentlicht und darauf hingewiesen, dass Hausund Fachärzte bei dem Thema zusammenarbeiten sollten. Eine weitere Initiative stammt aus dem Jahr 2011: Ärztekammer und KV Hamburg haben eine
gemeinsame Handlungsempfehlung zur
Verordnung von Benzodiazepinen und
deren Analoga publiziert. Diese enthält
Hinweise und Ratschläge für behandelnde Ärzte, weist aber auch auf die Konsequenzen ärztlichen Handelns hin: „Bei
Verdacht auf eine nicht indikationsgerechte Verschreibung von Benzodiazepinen und Benzodiazepin-Analoga wird
der Arzt zunächst angehört. Sollte sich
der Verdacht bestätigen, erfolgt ein abgestuftes Vorgehen, das die Elemente
Beratung, Fortbildung und die Einleitung weiterer Schritte bei anhaltender
Verschreibung trotz erkennbaren Missbrauchs umfasst.“
Uwe Groenewold
3 6 // A R Z T & R E C H T
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
DER SCHLICHTUNGSFALL
Kleine Ursache –
große Wirkung
Aus der Praxis der Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen
der norddeutschen Ärztekammern.
Kasuistik
Am Abend wurde eine Patientin in einem Krankenhaus wegen eines vorzeitigen Blasensprungs aufgenommen. Die
Entbindung erfolgte spontan am nächsten Tag. Nach der Entbindung wurde
eine manuelle Plazentalösung erforderlich. Darüber hinaus mussten ein Zervixund Dammriss operativ versorgt werden. Für diese Eingriffe hatte die Patientin eine Spinalanästhesie erhalten. Im
Behandlungsverlauf klagte die Patientin postoperativ über ein Kältegefühl an
den Füßen, das mit Wärmeflaschen behandelt wurde. Am Nachmittag des Entbindungstags klagte die Patientin über
schmerzhafte Blasen und Einblutungen
an beiden Fersen. Am Folgetag wurden
die Blasen an den Fersen chirurgisch eröffnet und verbunden. Derartige Maßnahmen wiederholten sich bis zur Entlassung der Patientin nach einer Woche.
Die entstandenen Nekrosen bedurften
darüber hinaus einer weiteren stationären Behandlung sowie nachfolgend der
ambulanten Behandlung durch Dritte.
dererlangung der Kontrolle über die unteren Extremitäten sei nachmittags am
Entbindungstag dokumentiert. Die Patientin klagte am Entbindungstag über
schmerzhafte Veränderungen an den
Füßen. Weitere Hämatome seien am
Körper nicht festzustellen gewesen. Die
Ursache der Nekrosen sei unklar.
Gutachten
Nach Auffassung des Gutachters, eines Facharztes für Anästhesiologie, war
die Durchführung einer Spinalanästhesie für die manuelle Plazentalösung und
die Versorgung des Dammrisses am Entbindungstag indiziert. Auch die Anlage
der Spinalanästhesie sei sach- und fachgerecht erfolgt. Eine Thrombozytenzahl
von 101.000/µl gelte nicht als eine Kontraindikation für die Spinalanästhesie.
Der Gutachter weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die in der Stellungnahme der Klinik erwähnte Thrombozytenzahl von 24.000/µl dagegen eine
Kontraindikation darstellen würde. Der
Gutachter geht von einer irrtümlichen
Angabe in der Stellungnahme aus. Ein
Beanstandung der ärztlichen
entsprechender Wert fände sich nicht in
Maßnahmen
der Dokumentation und sei später vom
Krankenhaus zudem korrigiert worDie Patientin ist der Ansicht, dass die
den. Ein Kältegefühl könne nach der EntHackennekrosen als Folge einer fehlerhaften Wärmezufuhr an den Füßen ent- bindung und nach einer Spinalanästhesie auftreten. Dies betreffe jedoch in ersstanden seien. Zum Zeitpunkt der Wärmeanwendung habe die für den operati- ter Linie die obere Körperhälfte. Die untere Körperhälfte werde unter einer Spiven Eingriff durchgeführte Spinalanästhesie noch gewirkt. Mit Nachlassen der nalanästhesie besser durchblutet und
Spinalanästhesie hätte sie Schmerzen an sollte eher ein Wärmegefühl hervorrufen.
Die bei der Patientin aufgetretenen Hautbeiden Füßen und bläulich-rote Hautschäden an den Füßen sprächen für eine
veränderungen an den Fersen festgestellt. Seit diesem Zeitpunkt leide sie un- fehlerhafte Wärmebehandlung. An diesem Zusammenhang bestehe aufgrund
ter Schmerzen und könne nur mithilfe
der naheliegenden Kausalität und des
von Sanitätsschuhen kurze Wege gehen
zeitlichen Zusammenhangs kein Zweifel.
und sich schmerzbedingt wenig um ihr
Die aufgetretenen Hautschäden sprächen
Kind kümmern.
nicht für Fehler bei der Durchführung
Stellungnahme des Krankenhauses
der Spinalanästhesie. Der Fehler bei der
Wärmebehandlung hätte bei sorgfältiger
Zum Vorwurf fehlerhaften Handelns
Vorgehensweise vermieden werden könwird entgegnet, dass bei Aufnahme die
nen. Eine Behandlung mit Wärmflaschen
Thrombozytenzahl 101.000/µl betragen
in einem von einer Spinalanästhesie emphabe. Die Zahl der Thrombozyten sei
findungslos gemachten Körperbereich sei
im weiteren Verlauf am Entbindungstag auf 24.000/µl gesunken. In einer wei- nicht fachgerecht. Eine Wärmebehandlung hätte alternativ systemisch oder meteren Stellungnahme wurde die Thromdikamentös erfolgen können. Die Blabozytenzahl revidiert und vorgetragen,
senbildung und die Einblutungen sowie
dass ein Tiefpunkt von 84.000 Thromdie Nekrosen an den Fersen seien desbozyten/µl vorgelegen habe. Die Wie-
halb behandlungsfehlerbedingt aufgetreten. Der Gutachter weist darauf hin, dass
die Einblutungen zwar durch eine gering
ausgeprägte Thrombozytopenie begünstigt worden sein könnten. Gegen eine
Mitursächlichkeit spreche jedoch, dass
der Damm- und Zervixriss im weiteren
Verlauf nicht zu Nachblutungen geführt
habe. Es könne sich auch um eine Kombination thermischer und mechanischer
Einflüsse handeln, falls die Fersen während der abklingenden Spinalanästhesie
nicht sach- und fachgerecht gelagert worden seien.
Entscheidung der Schlichtungsstelle
Es lag eine gering ausgeprägte Thrombozytopenie vor, die jedoch einer Spinalanästhesie nicht entgegenstand. Diese wurde ausweislich des Anästhesieprotokolls
sach- und fachgerecht durchgeführt.
Hingegen wurde auf das von der Patientin angegebene Kältegefühl in den unteren Extremitäten fehlerhaft reagiert. Die
Anwendung einer Wärmflasche durfte
zwar auch in der vorgegebenen Situation erfolgen, jedoch nur unter besonderer Berücksichtigung der Wirkungen der
Spinalanästhesie. Die hierdurch aufgehobene Temperatur- und Schmerzempfindung der Patientin erfordert in einem
solchen Fall gezielte Temperatur- und
regelmäßige Lagerungskontrollen, die
in diesem Fall als solche zu dokumentieren sind. Nach Aktenlage wurde weder kontrolliert, dass die Temperatur der
Wärmflasche im physiologischen Bereich lag, noch wurde eine fortwährende
Lagerungskontrolle der Hacken vorgenommen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass entsprechende Kontrollen unterblieben sind. Das Vorgehen im Rahmen der Wärmeapplikation ist als fehlerhaft zu bewerten. Durch eine Temperaturkontrolle und Einhalten einer im
physiologischen Bereich liegenden Temperatur hätten die Nekrosen an den Fersen verhindert werden können.
Fazit
Ein voll beherrschbares Risiko liegt erst
recht bei Ausschalten
eines Sinnesorgans,
hier der Haut-Temperaturfühligkeit, vor.
Gesundheitsschaden
Bei korrektem Vorgehen wäre ein Klinikaufenthalt nur zur Entbindung und
nachfolgend für die Dauer von ca. drei
Tagen zu erwarten gewesen. Infolge der
unterlassenen Temperaturkontrolle der
Wärmflaschen und damit des Nichterkennens einer zu hohen und hautschädigenden Temperatur in den Wärmeflaschen ist es zu behandlungsbedürftigen
Hautnekrosen an beiden Fersen gekommen. Daraus ergab sich die Notwendigkeit eines weiteren Klinikaufenthaltes und einer langwierigen ambulanten Nachbehandlung, einhergehend mit
vermehrten Beschwerden auch mit Blick
auf die Versorgung des Kindes.
Prof. Walter Schaffartzik, Kerstin
Kols, Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern
A R Z T & R E C H T // 3 7
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
F E H L E R K U LT U R
KURZ NOTIERT
Offener Umgang hilft bei
der Fehlervermeidung
Tagung zum Medizinrecht
Behandlungsfehlerstatistik in Berlin vorgestellt.
2.251 Fehler bei über 700 Millionen Behandlungen.
W
ir müssen alles dafür tun, dass es
nicht zu Fehlern in Diagnostik und
Therapie kommt. Und wir sind
uns unserer Verantwortung bewusst, dass den betroffenen Patienten
schnell und professionell geholfen werden muss – medizinisch, seelisch und
mitunter auch rechtlich.“ Dies sagte Dr.
Andreas Crusius, Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Bundesärztekammer, bei der Vorstellung der
Behandlungsfehlerstatistik für das Jahr
2014. Crusius plädierte für eine offene
Fehlerkultur – nur so könne aus Fehlern gelernt werden. Wenig hilfreich sei
es dagegen, Ärzte, denen ein Fehler unterlaufen ist, als „Pfuscher“ zu deklarie-
Der 16. Deutsche Medizinrechtstag findet am 18. und 19. September in Berlin statt. Das Motto des Symposiums lautet „Der
Arzt im Spannungsfeld zwischen Haftung, Regress(-verzicht)
und den Unwägbarkeiten des Gutachtens“. Zum Thema Regressverzicht referiert Prof. Peter Gaidzik vom Institut für Medizinrecht an der Universität Witten/Herdecke unter dem Stichwort „(Schein-)Lösung für die Probleme in der Heilwesenhaftpflicht“. Über Honorarärzte im Spannungsfeld von Scheinselbstständigkeit und Haftung informiert Dr. Nicolai Schäfer aus dem Vorstand des Bundesverbandes der Honorarärzte.
Rechtsanwalt Dr. Horst Bonvie aus Großhansdorf wird über
Neuerungen im Vertragsarztrecht durch das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz vortragen. Der Deutsche Medizinrechtstag ist ein interdisziplinäres Symposium von Medizinrechtsanwälten und Ärzten, in dessen Rahmen Referenten aus Justiz,
Wissenschaft, Praxis, Verbänden und Politik Themen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Veranstalter ist der Medizinrechtsanwälte e. V. in Zusammenarbeit mit der Stiftung
Gesundheit. Das Programm kann unter www.deutscher-medizinrechtstag.de eingesehen werden. (PM/Red)
ren. Die Gutachterkommissionen und
Schlichtungsstellen haben 2014 insgesamt 7.751 Entscheidungen zu mutmaßlichen Behandlungsfehlern getroffen.
In 2.252 Fällen lag ein Behandlungsfehler vor. Davon wurde in 1.854 Fällen ein
Behandlungsfehler/Risikoaufklärungsmangel als Ursache für einen Gesundheitsschaden ermittelt, der einen Entschädigungsanspruch begründet. Im
Verhältnis zu den Behandlungsfällen in
Deutschland (700 Millionen ambulant
und 18,6 Millionen stationär) liegt die
Zahl der Behandlungsfehler im Promillebereich. Crusius verwies in diesem Zu- Gesetzentwurf auf BÄK-Linie
sammenhang auch auf die zunehmende
Der Gesetzentwurf zur Strafbarkeit der geschäftsmäßigen FörArbeitsintensität für Ärzte und Pflegederung der Selbsttötung geht nach Ansicht von Prof. Frank Ulpersonal. (PM/Red)
rich Montgomery in die richtige Richtung. Der Präsident der
Bundesärztekammer sagte: „Wir haben immer davor gewarnt,
dass sogenannte Sterbehilfeorganisationen unter wechselndem Rechtsstatus ihren Geschäften nachgehen können. Deshalb auch haben wir immer ein Verbot der organisierten Beihilfe zum Selbstmord gefordert. Der vorgelegte Gruppenentwurf
kommt dieser Forderung nach und zeigt die rote Linie auf. (...)
Jede Form der organisierten Selbsttötungshilfe vermittelt den
Eindruck legaler Geschäftstätigkeit. Allzu leicht entsteht dadurch gesellschaftliche Akzeptanz, die letztlich zu einem enormen Druck auf Menschen in der letzten Lebensphase führen
kann. Der Wunsch, aus dem Leben zu scheiden, entsteht meist
in einer akuten Notlage. Die meisten Menschen wissen zu wenig von den vielen medizinischen Möglichkeiten zur Begleitung
Sterbender. Da müssen wir ansetzen und Hilfe zum Leben geben, nicht Hilfe zum Sterben.“ (PM/Red)
ANzeige
Ohne Fortbildung keine Zulassung
Für einen Zulassungsentzug wegen Verletzung der Fortbildungspflicht gelten keine anderen Maßstäbe als für sonstige
Verstöße gegen vertragsärztliche Pflichten. So lautet ein Beschluss des Bundessozialgerichts (BSG). So käme es bei einer
gröblichen Fortbildungspflichtverletzung nicht auf das Verschulden des Vertragsarztes an und damit könnten auch unverschuldete Pflichtverletzungen zu einer Zulassungsentziehung führen, teilte der Hartmannbund mit. Diesem Tenor des
BSG lag die Frage zugrunde, ob der Zulassungsentzug gegen
eine Ärztin gerechtfertigt war, die trotz Honorarkürzung und
wiederholter Mahnung über sieben Jahre hinweg keine Fortbildungsnachweise vorlegen konnte. Sie führte „schwierige private Umstände“ zur Entschuldigung an, die sie nicht näher konkretisierte. Die Richter stellten klar, dass die im SGB V normierte Fortbildungspflicht kein eigenständiger (Zulassungs-)Entziehungstatbestand sei, sondern eine KV vielmehr dazu verpflichte, im Falle eines schwerwiegenden Verstoßes einen Antrag auf
Entziehung der Zulassung zu stellen, wenn dies zur Sicherung
der vertragsärztlichen Versorgung notwendig sei. (PM/Red)
3 8 // F O R T B I L D U N G E N
Fachzertifikat Onkologie
Nach der Vereinbarung über die qualifizierte ambulante Versorgung krebskranker Patienten haben der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung am 1. Juli
2009 eine „Onkologie-Vereinbarung“ über die Förderung der
Behandlung krebskranker Patienten in der vertragsärztlichen
Versorgung festgelegt und die Voraussetzungen zum Fachzertifikat Onkologie dargestellt. Damit Ihre Praxis auf die Prognose der demografischen und epidemiologischen Entwicklung
im onkologischen Bereich vorbereitet ist, bietet das EdmundChristiani-Seminar (ECS) für medizinisches Assistenzpersonal das I. Modul zum Erlangen des Fachzertifikates Onkologie vom 16. – 18. Oktober 2015 in den ECS-Räumen in Bad Segeberg an.
Nach Absolvierung der 90 Präsenzstunden, die wir im Anschluss an das I. Modul anbieten, erfüllen die Mitarbeiter der
ambulanten Praxen die Anforderungen der onkologischen
Vereinbarung und können gem. § 5 der Vereinbarung in der
Assistenz eingesetzt werden. Weitere Informationen und Termine finden Sie auf unserer Homepage unter: www.aeksh.de/
mfaota/fortbildung/fachzertifikate oder telefonisch unter der
Rufnummer 04551 8813 281, Rabea Brunke
Edmund-Christiani-Seminar
Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung (AEVO)
Die Ausbildung der nachfolgenden Generation ist eine der
wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit. Insbesondere
kleine und mittlere Betriebe profitieren von gut ausgebildeten
Nachwuchskräften. Die Ausbildereignungsprüfung sorgt für
eine hohe Qualität der Ausbilder/-innen und vermittelt ihnen
berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse.
Termin: 31. August bis 4. September 2015 (40 Ustd.)
(Voraussetzung: Teilnahme Modul „Durchführung der Ausbildung“)
Edmund-Christiani-Seminar
Jahresveranstaltung 2015
Musik und Medizin
Wir freuen uns sehr, Sie zum nächsten Fortbildungstag am
19. September 2015 mit dem Thema „Musik und Medizin“ nach
Bad Segeberg einzuladen. Wahrscheinlich gibt es keinen anderen Berufsstand, der in seiner Freizeit so eng mit der Musik
verbunden ist, wie die Ärzteschaft. Das zeigt sich auch an dem
großen Interesse am Deutschen Ärzteorchester und Deutschem Ärztechor als bundesweite Organisationen. Die Ärzte
interessieren sich also für Musik und sind musikalisch sehr
aktiv. Aber wissen wir, was die Musik mit unserem Gehirn
macht? Ist Musik ein „Medikament“ gegen Demenz, macht
sie Kinder schlau, lindert Musik Schmerzen? Und: Was wissen wir über die typischen Musikererkrankungen wie z. B. Gelenkbeschwerden, Lampenfieber usw. und deren Behandlung?
Prof. Eckart Altenmüller aus Hannover ist wohl der bekannteste Spezialist für diese Fragen und hat die Musiktherapie in
Deutschland nachhaltig geprägt. Er wird mit vier weiteren
Kollegen bei uns sein und mit den Vorträgen und der Diskussion unsere Fragen beantworten – praxisnah, patientenorientiert und auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft.
Termin: 19. September 2015 (gebührenfrei)
Information: 04551 8813 166 (Petra Petersen)
Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
FORTBILDUNGSTERMINE AUS DEM NORDEN
AUGUST/SEPTEMBER 2015
IFT-Nord, Kiel,
Telefon 0431 570 2933,
[email protected],
www.ift-nord.de
28./29.
AUGUST
Behandlung der chronischen
Depression: CBASP
19 Punkte
5. SEPTEMBER
Suchttherapie in Gruppen
10 Punkte
31. AUGUST –
4. SEPTEMBER
Evidenzbasierte Medizin –
18. Lübecker Grundkurs und
16. Lübecker Aufbaukurs
41 Punkte
UKSH, Lübeck,
Institut für Sozialmedizin,
Telefon 0451 500 5876,
[email protected]
31. AUGUST –
4. SEPTEMBER
Schiffsarztlehrgang – Advanced
Course „Spezielle Themen der
Medizin auf See“
60 Punkte
Schiffsarztlehrgang GbR, Kiel,
Dr. Frank Heblich,
[email protected],
www.schiffsarztlehrgang.de
3. SEPTEMBER
Interventionelle Therapie­
möglichkeiten an Herz und
Hirn
3 Punkte
Ärzteverein Rendsburg,
Telefon 04331 663 966,
[email protected],
www.aev-rd.de
9. SEPTEMBER
Traumafolgestörungen im
militärischen Kontext
2 Punkte
Curtius Klinik, Bad Malente,
Telefon 04523 407 502,
[email protected]
12. SEPTEMBER Fehlt der Psychotherapie ein
Curtius Klinik, Bad MalenteGremsmühlen,
[email protected]
12. SEPTEMBER CT und MRT des Herzens
UKSH, Lübeck,
Klinik für Radiologie und
Nuklearmedizin,
Telefon 0451 500 2129,
Fax 0451 500 6497
12. SEPTEMBER Ganztags-Intensivkurs
Vitaklinik im
Hautarztzentrum, Kiel,
Telefon 0431 380 1820,
Fax 0431 380 1821,
[email protected]
Konzept des „Willens“
2 Punkte
1. Teil: Herz-MRT
8 Punkte
Botulinumtoxin
12 Punkte
13. SEPTEMBER Ganztags-Intensivkurs Filler
10 Punkte
23. SEPTEMBER Zeichen und Symbole von
Subkulturen
2 Punkte
AHG Klinik Lübeck,
Telefon 0451 58940,
[email protected],
www.ahg.de/luebeck
Weitere Informationen bei den Veranstaltern. Alle Angaben ohne Gewähr.
Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen (ÄK)
Sie möchten sich weiterqualifizieren, haben Interesse an kaufmännischen und verwaltenden Führungsaufgaben im ambulanten Gesundheitswesen? Dann erlangen
Sie mit diesem prüfungsvorbereitenden Lehrgang die notwendigen Fähigkeiten.
Termin: Einstieg jederzeit möglich
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Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung
Sie streben eine Führungsposition im Team eines niedergelassenen Arztes oder einer anderen ambulanten Einrichtung der medizinischen Versorgung an? Diese umfassende Weiterbildung zum/r Fachwirt/-in für ambulante medizinische Versorgung
bereitet Sie auf diese Aufgabe optimal vor.
Termin: Einstieg jederzeit möglich
Edmund-Christiani-Seminar
F O R T B I L D U N G E N // 3 9
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Fortbildungstermine August/September 2015
AKADEMIE FÜR MEDIZINISCHE FORT- UND WEITERBILDUNG
EDMUND-CHRISTIANI-SEMINAR
AUGUST/SEPTEMBER 2015
AUGUST/SEPTEMBER 2015
26. AUGUST
Balint-Gruppe, 16:30 – 19:45 Uhr
24. AUGUST
Strahlenschutzkurs für medizinisches
Assistenzpersonal
2. SEPTEMBER
Neue Antikoagulantien – Einsatz im Praxisalltag –
Seminarreihe Allgemeinmedizin, 16:00 – 19:30 Uhr
28. AUGUST
Fachzertifikat Ambulantes Operieren
4. – 6.
SEPTEMBER
Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 1,
Beginn: 17:00 Uhr in Kiel
28. AUGUST
Gestalten von Schnittstellen und Projekten
5. SEPTEMBER
Spezielle internistische Notfälle, 9:30 – 17:30 Uhr
28. AUGUST
Stress erkennen – Stress vermeiden
5. SEPTEMBER
Manuelle Medizin, 9:00 – 16:30 Uhr Warteliste
5. SEPTEMBER
Sinn und Sinnlichkeit in der Psychotherapie –
Vorlesung Psychotherapie 9:00 – 12: 00 Uhr
28. AUGUST
Versorgung und Betreuung von Onkologie- und
Palliativpatienten
9. SEPTEMBER
Medizin für Migranten, 15:00 – 19:00 Uhr
29. AUGUST
Kommunikation am Empfang
11. – 13.
SEPTEMBER
Psychosomatische Grundversorgung Teil III,
Beginn: 17:00 Uhr
29. AUGUST
Medizinische Dokumentation/Einsatz von
Informations- und Kommunikationstechnologien
12. SEPTEMBER
Analgesie, Anästhesie und Atemwegssicherung in der
Notfallmedizin, 9:30 – 17:30 Uhr
31. AUGUST
Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung
16. SEPTEMBER
Notfallmanagement und Basisreanimation für Praxis
und kassenärztlichen Notdienst, 15:00 – 18:00 Uhr
2. SEPTEMBER
Palliativmedizinische Versorgung
16. SEPTEMBER
Praxiskauf/Praxisverkauf – Arzt und Recht,
15:00 – 19:00 Uhr
4. SEPTEMBER
Fachzertifikat EKG
17. SEPTEMBER
Impfungen in der Praxis, 9:00 – 17:15 Uhr
5. SEPTEMBER
Allergische Erkrankungen und
Lebensmittelunverträglichkeiten
5. SEPTEMBER
EBM/Grundkurs
7. SEPTEMBER
Durchführung der Ausbildung
18. – 20.
SEPTEMBER
Akupunktur – Blöcke F und G – Teil 2,
Beginn: 17:00 Uhr in Kiel
19. SEPTEMBER
Jahresveranstaltung 2015 – Musik und Medizin,
10:15 – 16:00 Uhr
19. SEPTEMBER
Balint-Gruppe, 9:30 – 16:45 Uhr Warteliste
22. – 26.
SEPTEMBER
Fachkunde Strahlenschutz – RöV/Medizin,
Beginn: 9:15 Uhr Warteliste
12. SEPTEMBER
Impfen leicht gemacht – Crashkurs
22. SEPTEMBER
Erwerb der Kenntnisse im Strahlenschutz nach RöV –
Theoretischer Teil, 9:00 – 12:15 Uhr Warteliste
12. SEPTEMBER
Konfliktmanagement
22. – 24.
SEPTEMBER
Grundkurs im Strahlenschutz nach RöV,
Beginn: 10:45 Uhr Warteliste
18. SEPTEMBER
Betriebswirtschaftliche Praxisführung
23. SEPTEMBER
Wundversorgung, 15:00 – 18:30 Uhr
18. SEPTEMBER
Communicating with English speaking patients
23. SEPTEMBER
Antibiotikamanagement, 16:00 – 19:30 Uhr
24. – 26.
SEPTEMBER
Spezialkurs im Strahlenschutz nach RöV,
Beginn: 14:00 Uhr Warteliste
24. /25.
SEPTEMBER
Transfusionsverantwortliche und
Transfusionsbeauftragte, Beginn: 9:00 Uhr
26. – 27.
SEPTEMBER
Interdisziplinäre Notaufnahme, Beginn: 8:30 Uhr
28. SEPTEMBER
– 3. OKTOBER
Intensivkurs Innere Medizin, Beginn: 8:30 Uhr
„ Akademie für medizinische Fort- und Weiterbildung, Esmarchstraße 4, 23795 Bad Segeberg, Leiterin: Helga Pecnik,
Telefon 04551 8813 166, [email protected]
„E
dmund-Christiani-Seminar, Berufsbildungsstätte der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Esmarchstraße 2, 23795 Bad Segeberg,
Ansprechpartnerinnen: Gabriele Steens Telefon 04551 8813 292 und
Susanne Korbs Telefon 04551 8813 283, [email protected] sowie
Marlies Petrick Telefon 04551 8813 128 und Rabea Brunke
Telefon 04551 8813 281
4 0 // F O R T B I L D U N G E N
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
DERMATOLOGIE
Innovatives
Jahrzehnt
48. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft: In keinem
Fachgebiet gab es im vergangenen Jahrzehnt so viele Neuerungen.
D
ie Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG), gegründet 1889
in Prag als Ländergrenzen überschreitende deutschsprachige
Gesellschaft, lädt alle zwei Jahre zu ihrem Kongress ein. In den
Zwischenjahren findet jeweils
eine dermatologische Fortbildungswoche statt. Auf dem diesjährigen, dem
48. Kongress in Berlin vom 29. April bis
2. Mai 2015 wurden bereits am zweiten
Tag 3.000 Teilnehmer gezählt. Im Rahmen der Eröffnungsfeier betonte Prof.
Rudolf Stadler (Minden), Past President der DDG, dass die Dermatologie
die Einheit ihres Faches bewahrt habe,
ähnlich wie die Ophthalmologie, sodass sowohl die Dermatohistopathologie als auch die Dermatoonkologie weiterhin Bestandteil der Dermatologie seien. Prof. Roland Kaufmann (Frankfurt/
Main) betonte als Tagungspräsident in
seiner Ansprache, dass die DDG auch
zu dieser Tagung wieder dermatologisch
interessierte Studenten eingeladen habe,
um der nachfolgenden Generation frühzeitig die Bedeutung dieses „kleinen“ Faches zu offenbaren, verbunden mit der
Botschaft „Dermatologie ist schön“.
Bereits am Vortag fanden Kurse
statt (Ultraschall, Praxisseminar: Management der kindlichen Neurodermitis
und ein Live-OP-Kurs Dermatochirurgie). Der Eröffnungstag begann mit Sitzungen der assoziierten Arbeitsgemeinschaften und Arbeitsgruppen der DGG,
im Hauptprogramm erwarteten 16 Kurse, 38 Symposien, zwölf Plenarvorträge
und zwei Keynote Lectures die Teilnehmer. Freie Vorträge, wissenschaftliche
Sitzungen der pharmazeutischen Industrie als Mittagsseminare und Satellitensymposien, eine jeweils morgendliche Diaklinik sowie eine Posterausstellung einschließlich Begehung („Poster
Walk“) ergänzten die Themen aus dem
gesamten Gebiet der Dermatologie, Allergologie und Venerologie. Eine umfangreiche Industrieausstellung lud zu
Information, wissenschaftlichem Ge-
spräch, aber auch zum Ausruhen nach
anstrengenden Vorlesungen ein. Als
Beispiel für die Entwicklungen in der
Dermatologie und deren Vielschichtigkeit soll nachstehend über ein Symposium berichtet werden, das dem aktuellen
Stand der Forschung zur Rosacea und
deren Therapie gewidmet war.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
der Rosacea: Als den „Fluch der Kelten“
charakterisierte Prof. Uwe Gieler, Leiter des Psychodermatology Competence
Center Gießen, diese Erkrankung, da sie
vorwiegend bei dem „keltischen“ Hauttyp auftritt. Die Arbeitsgruppe um Gieler widmet sich insbesondere der psychischen Seite dieser Erkrankung und
hat eine additive Psychotherapie entwickelt, mit den Inhalten: Entspannungsverfahren, Verhaltenstherapie, psychodynamische Psychotherapie, Psychoanalyse, multimodale stationäre Psychotherapie und Selbsthilfegruppen einschließlich Informationszeitschriften.
Die Rosacea wird heute als neurogene Entzündung interpretiert, die sich
gefäßmäßig auswirkt, so PD Dr. Maja
A. Hofmann (Berlin). Sie beginnt mit
dem Auftreten eines Flush im Gesicht,
dem Rosacea-Erythem, verbunden mit
den Sekundärsymptomen Brennen, Stechen und Juckreiz, und ist mit einer hohen psychosozialen Einschränkung verbunden, insbesondere für Betroffene,
die im Publikumsverkehr wirken oder
in der Öffentlichkeit präsent sein müssen. So berichtete Gieler, dass in einer
Gruppe von 120 Patienten mit Rosacea
bei sechs Prozent eine klinisch relevante Depression diagnostiziert wurde, in
einer zum Vergleich hinzugezogenen
Kontrollgruppe jedoch nur bei vier Prozent der Probanden. Die Ursachen für
das Rosacea-Erythem, so Hofmann, liegen in einer höheren Dichte an Nozirezeptoren (TRPV1) auf den Nervenenden,
einer damit verbundenen Ausschüttung
von Neuropeptiden, Aktivierung von
benachbarten Mastzellen und Ausschüttung von Entzündungsmediatoren. Wei-
ter führt der Weg über eine Kaskade von
biochemischen, funktionellen und morphologischen Veränderungen zu einem
fixierten Erythem auf der Basis von permanenter Dilatation der oberflächlichen
Hautgefäße über Teleangiektasien bis
hin zur Gefäßneubildung. Während bislang die Teleangiektasien mit verschiedenen Laserverfahren relativ gut behandelt werden konnten, steht erst seit Kurzem eine wirklich wirkungsvolle Therapie des Gesichtserythems zur Verfügung: Brimonidintartrat 0,5 Prozent,
ein Alpha2-adrenerger Rezeptoragonist, wurde für die Behandlung des mittelschweren und schweren Gesichtserythems zugelassen und steht in Gel-Form
zur Verfügung. Um das mögliche Auftreten eines paradoxen Erythems zu verhüten, ist eine medikamentöse Wiederherstellung der Hautbarriere vor Therapiebeginn angezeigt.
Dr. Jürgen Schauber (München) berichtete über neuartige Therapieansätze bei papulpo-pustulöser Rosacea. Er
stellte die therapeutischen Ergebnisse
mit Ivermectin 1 Prozent Creme, einmal
täglich angewandt, vor, die im Vergleich
zu Metronidazol 0,75 Prozent, zweimal
täglich angewandt, diesem überlegen ist.
Ivermectin ist ein antiparasitisch wirkendes Medikament, die Wirkung beruht möglicherweise auf der Tatsache,
dass man bei 35 bis 50 Prozent der Patienten mit Rosacea einen verstärkten Befall mit Demodex-Milben findet.
F
38
Symposien sowie
16 Kurse und zwölf
Plenarvorträge zählten zum Angebot der
48. Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft.
3.000
Teilnehmer wurden
schon am zweiten
Kongresstag der
DDG in Berlin gezählt.
azit und Ausblick: Während die
Dermatologie in der Vergangenheit manchmal (zu Unrecht) eher
als Randgebiet angesehen wurde, so
Kaufmann anlässlich des 25. Kieler Dermatoonkologie-Symposiums, vielleicht
auch deshalb, weil lange Zeit nur vergleichsweise wenige Medikamente zur
Verfügung standen, hat in den letzten
zehn Jahren eine Revolution stattgefunden: Keine andere Fachgruppe hat
während dieser Zeit so viele Innovationen ins Portfolio bekommen wie dieses
„kleine“ Fach Dermatologie, so Dr. Steffen Gass (Günzburg). Hinzu kommt die
verstärkte Hinwendung zur Psychodermatologie, gezeigt am Beispiel der Rosacea, sodass auch hier konsekutiv ein notwendiger „Imagewechsel“ eingetreten
ist, den es weiter zu entwickeln gilt. So
kann allen Kollegen, die auch die Haut
des Patienten untersuchen, eigentlich allen, die bei der Begrüßung auch das Gesicht des kranken Menschen erblicken,
der Besuch von Dermatologie-Fortbildungen und -Tagungen empfohlen werden, wenn möglich auch einer Jahrestagung der DDG. Die nächste wird in zwei
Jahren stattfinden, voraussichtlich wieder in Berlin.
Dr. Udo Hennighausen
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 1
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
 Bewerbungen richten Sie bitte an: Kas-
Mitteilungen der
Kassenärztlichen
Vereinigung
Schleswig-Holstein
senärztliche Vereinigung SchleswigHolstein, Zulassung/Praxisberatung,
Bismarckallee 1-6, 23795 Bad Segeberg.
 Der Bewerbung sind ein Auszug aus
dem Arztregister sowie ein unterschriebener Lebenslauf beizufügen.
Ferner ist ein polizeiliches Führungszeugnis der Belegart „O“ (Behördenführungszeugnis) zu beantragen.
 Die Bewerbung wird nicht durch eine
eventuell erfolgte Wartelisteeintragung ersetzt!
 Um Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze können sich
auch Vertragsärzte/Vertragspsychotherapeuten und Medizinische Ver-
sorgungszentren bewerben, um einen anderen Arzt/eine andere Ärztin
bzw. mehrere Ärzte/Ärztinnen anzustellen. Der Arzt/die Ärztin/die Ärzte muss bzw. müssen namentlich genannt werden und die oben bezeichneten Unterlagen sind für ihn/sie einzureichen.
 Es besteht die Möglichkeit, dass ein
für einen vollen Versorgungsauftrag
ausgeschriebener Vertragsarztsitz/
Vertragspsychotherapeutensitz von
zwei Ärzten/Ärztinnen übernommen
wird, die den Sitz übernehmen und
ihren Versorgungsauftrag jeweils auf
einen halben Versorgungsauftrag beschränken.
Öffentliche Ausschreibung von Vertragsarztsitzen gemäß § 103 Abs. 4 SGB V
Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von Ärzten/Psychotherapeuten deren Vertragsarztsitz zur Übernahme durch
einen Nachfolger aus, sofern es sich bei dem maßgeblichen Planungsbereich um ein für weitere Zulassungen gesperrtes Gebiet handelt.
Für nähere Informationen hierzu stehen Ihnen unter den Tel.-Nummern 04551-883 und den angegebenen Durchwahlen unsere Sachbearbeiter zur Verfügung:
-378
Kreis Pinneberg
-596
Stadt Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde, Kreis Herzogtum Lauenburg, Kreis Stormarn
-258
Stadt Lübeck, Kreis Ostholstein
-561
Kreis Nordfriesland
-634
Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg, Stadt Kiel, Kreis Plön
-427
Kreis Dithmarschen, Kreis Segeberg, Kreis Steinburg
FACHGEBIET/ARZTGRUPPE
PLANUNGSBEREICH*
PRAXISFORM
BEWERBUNGSFRIST**
AUSSCHREIBUNGSNUMMER
Augenärzte
Kreisregion Stadt Flensburg/
Kreis Schleswig-Flensburg
BAG
31.07.2015
5727/2015
Chirurgen
Kreis Herzogtum Lauenburg
EP
31.08.2015
5648/2015
Frauenärzte
Kreis Segeberg
EP
31.08.2015
5912/2015
Frauenärzte
Stadt Kiel
EP
31.08.2015
5943/2015
Hausärzte
MB Lübeck
EP
31.07.2015
4952/2015
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Kiel
EP
31.08.2015
4936/2015
Hausärzte
MB Rendsburg
EP
31.08.2015
4866/2015
Hausärzte
MB Kiel
MVZ
31.07.2015
4876/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südwest
BAG
31.07.2015
4864/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
BAG
31.08.2015
3859/2015
Hausärzte
MB Ratzeburg
EP
31.08.2015
5390/2015
Hausärzte
MB Heide
EP
31.08.2015
5697/2015
Hausärzte
MB Itzehoe
BAG
31.07.2015
5951/2015
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Eutin
EP
31.08.2015
6279/2015
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Kiel
EP
31.08.2015
6290/2015
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Kiel
EP
31.08.2015
6294/2015
4 2 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
Hautärzte
Stadt Lübeck
BAG
31.07.2015
5904/2015
Internisten
SH Mitte 101
MVZ
31.07.2015
4877/2015
Internisten
-halbe Zulassung-
SH Nord 102
BAG
31.07.2015
5718/2015
Internisten
SH Mitte 101
BAG
31.07.2015
5959/2015
Kinderärzte
Kreis Ostholstein
EP
31.08.2015
4976/2015
Kinderärzte
-halbe Zulassung-
Stadt Lübeck
BAG
31.07.2015
5518/2015
Nervenärzte
Kreis Segeberg
EP
31.08.2015
4872/2015
Nervenärzte
Kreisregion Stadt Neumünster/
Kreis Rendsburg-Eckernförde
EP
31.08.2015
4862/2015
Psychotherapeuten
Kreis Segeberg
EP
31.07.2015
4210/2015
Psychotherapeuten
-halbe Zulassung-
Kreis Plön
EP
31.07.2015
4944/2015
*Die Stadt Kiel und die Stadt Lübeck stellen jeweils einen Planungsbereich dar. Alle übrigen Planungsbereiche richten sich nach den Kreisgrenzen, außer der Kreisregion Stadt
Neumünster/Kreis Rendsburg-Eckernförde (NMS/RD-E) und der Kreisregion Stadt Flensburg/Kreis Schleswig-Flensburg (FL/SL-FL).
** Die Bewerbungsfrist ist eine Ausschlussfrist, das heißt es können nur Bewerbungen akzeptiert werden, die innerhalb der Bewerbungsfrist eingehen. Sollte innerhalb der Bewerbungsfrist keine Bewerbung eingehen, so gilt die Ausschreibung maximal für ein weiteres Jahr. Die Bewerbungsfrist ist gewahrt, wenn aus der Bewerbung eindeutig hervorgeht, auf welche Ausschreibung sich die Bewerbung bezieht, für welche Adresse die Zulassung beantragt wird, das beantragte Fachgebiet eindeutig angegeben ist, ein Arztregisterauszug beigefügt wurde und der Antrag unterschrieben ist.
Folgende Vertragsarztsitze/Vertragspsychotherapeutensitze waren bereits ausgeschrieben, jedoch hat sich innerhalb der Bewerbungsfrist niemand
beworben, sodass Sie sich um diese Sitze weiterhin bewerben können:
FACHGEBIET/ARZTGRUPPE
PLANUNGSBEREICH
PRAXISFORM
AUSSCHREIBUNGSNUMMER
Hausärzte
MB Bad Oldesloe
EP
10045/2014
Hausärzte
MB Bad Oldesloe
EP
14781/2014
Hausärzte
MB Flensburg
EP
11619/2014
Hausärzte
MB Itzehoe
BAG
11583/2014
Hausärzte
MB Itzehoe
EP
12952/2014
Hausärzte
MB Itzehoe
BAG
2351/2015
Hausärzte
MB Kiel
BAG
8669/2014
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
EP
12920/2014
Hausärzte
MB Metropolregion Südost
BAG
1904/2015
Hausärzte
MB Metropolregion Südwest
EP
2218/2015
Hausärzte
MB Neumünster
BAG
11444/2014
Hausärzte
MB Neustadt (Holstein)
BAG
151/2015
Hausärzte
MB Schleswig
EP
10664/2014
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Heide
MVZ
10384/2014
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Kiel
BAG
1980/2015
Hausärzte
-halbe Zulassung-
MB Metropolregion Südost
EP
939/2015
HNO-Ärzte
Kiel
BAG
14771/2015
HNO-Ärzte
Lübeck
BAG
10530/2014
Psychotherapeuten
Kiel
EP
11898/2014
Psychotherapeuten
-halbe Zulassung-
NMS/RD-E
EP
154/2015
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 3
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden ermächtigt bzw. bei folgenden Ärzten haben sich Änderungen ergeben (Einzelheiten entnehmen Sie bitte
dem Ermächtigungsverzeichnis auf www.kvsh.de):
NAME
FACHGRUPPE
ORT
Dr. med. Volker Johannes Stein
Orthopädie und Unfallchirurgie
Schleswig
Dr. med. Klaus Graeber
Radiologische Diagnostik
Rendsburg
Dr. med. Knut Peer Walluscheck
Gefäßchirurgie
Flensburg
Dr. med. Eike Burmester
Innere Medizin/Gastroenterologie
Lübeck
Dr. med. Barbara Behnke
Orthopädie
Lübeck
Oleg Mitrofanov
Neurologie
Helgoland
Dr. med. Konstanze Holl-Ulrich
Pathologie
Lübeck
Dr. med. Hans-Ralph Burow
Anästhesiologie
Niebüll
Dr. med. Burkhard Schmieding
Anästhesiologie
Elmshorn
Stephanie Liedtke
Anästhesiologie
Bad Segeberg
Dr. med. Norbert Buhles
Haut- und Geschlechtskrankheiten
Westerland
Dr. med. Martina Kohl
Innere Medizin
Kiel
Dr. med. Klaus-Peter Otto
Kinder- und Jugendmedizin
Itzehoe
Dr. med. Sven Korte
Innere Medizin/Gastroenterologie
Heide
Dr. med. Alfonso Grande
Innere Medizin
Tönning
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten wurden zugelassen und haben um Veröffentlichung gebeten:
NAME
ORT
FACHGRUPPE
BEGINN
Dr. med. Liliana Rawinski
24537 Neumünster,
Max-Richter-Straße 17
Innere Medizin/
hausärztlich
01.07.2015 Jochen Rathjen
NACHFOLGER VON
Angelika Haneberg
24848 Kropp, Tetenhusener Chaussee 12
Frauenheilkunde und 01.07.2015 Dr. med. Harald
Schiedat
Geburtshilfe
Dr. med. Clemens Zahn
24943 Flensburg, Mürwiker Straße 89
Orthopädie und
Unfallchirurgie
08.06.2015 Dr. med.
Thorsten
Wichmann
Dr. med. Nadin Neumann
23774 Heiligenhafen, Markt 16
Augenheilkunde
01.05.2015
Dr. med. Günther Busch
-halbe Zulassung-
24306 Plön, Am Markt 15
Psychiatrie,
Neurologie
01.06.2015
Dr. med. Niki Amanatidis
21465 Reinbek, Am Rosenplatz 4
Kinder- und
Jugendmedizin
01.07.2015 Dr. med. HansPeter Lehmann
Dr. rer. hum. biol. Dipl.-Psych. Berit Wedel
-halbe Zulassung-
23552 Lübeck, Breite Straße 1-5
Psychologische
Psychotherapeutin
07.05.2015 Dipl.-Psych.
Hans-Dieter
Strätgen
-halbe
Zulassung-
4 4 // M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G
J U L I / AU G US T 2 0 1 5 | AUS GA B E 7 / 8
Dr. med. Claudius Knepel-Stoll
24846 Norderstedt, Rathausallee 7
Allgemeinmedizin
03.08.2015 Ernst Soldan
Dr. med. Silke Lubjuhn
25813 Husum, Woldsenstraße 3
Innere Medizin/
hausärztlich
01.07.2015
Dr. med. Stefanie Heinzius
24943 Flensburg, Mürwiker Straße 89
Frauenheilkunde und 02.07.2015 Hans-Eckart
Geburtshilfe
Koblitz
Dr. med. Katharina Tönnsen
24937 Flensburg, Angelburger Straße 8
Haut- und
Geschlechtskrankheiten
01.07.2015 Dr. med. Rainer
Niss
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben Anstellungsgenehmigungen erhalten und um Veröffentlichung gebeten:
NAME DES ANSTELLENDEN
ARZTES
ORT
FACHGRUPPE
BEGINN
NAME DES ANGESTELLTEN
„ZoGeZ Zollhaus
Gesundheitszentrum
Brücke MVZ GmbH“
-Sonderbedarf-
24340 Eckernförde,
Schiffbrücke 8
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
01.06.2015
Dr. phil. Dipl.-Psych.
Carsten Schmidt
-halbtags-
Dr. med. Human Bolouri
-Sonderbedarf-
24105 Kiel,
Preußer Straße 1-9
Innere Medizin,
Schwerpunkt Hämatologie
und Internistische
Onkologie
01.06.2015
Matthias von Hofen
-dreivierteltags-
Christa Maria Haas
-Sonderbedarf-
21509 Glinde, Markt 16
Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
01.01.2016
Dr. med. Wolfgang Seebach
-Erhöhung von halbtags
auf ganztags-
Dres. Brockmann und
Kollegen
23730 Neustadt,
Königstraße 4
Orthopädie und
Unfallchirurgie
30.04.2015
Dr. med. Maria Hornberger
-halbtags-
Dr. med. Johannes Gerber
23775 Großenbrode,
Nordlandstraße 40
Allgemeinmedizin
22.06.2015
Dr. med. Wolfgang Weber
-ganztags-
Dennis Kramkowski
24159 Kiel,
Langenfelde 104
Allgemeinmedizin
01.07.2015
Thomas Miklik
-ganztags-
Dres. Höft, Löffler,
Ackerhans, Wilms
24106 Kiel, Holtenauer
Straße 270
Hals-NasenOhrenheilkunde
01.07.2015
Janusz Peter Ingwersen
-halbtags-
Heidi Brockhaus,
Dr. med. Bernhard Reiß
23898 Sandesneben,
Rosenweg 2
Allgemeinmedizin
01.07.2015
Dr. med. Janina Humke
-ganztags-
M I T T E I L U N G E N D E R K A S S E N Ä R Z T L I C H E N V E R E I N I G U N G // 4 5
AUS GA B E 7 / 8 | J U L I / AU G US T 2 0 1 5
Folgende Ärzte/Psychotherapeuten/MVZ haben die Genehmigung zur Verlegung ihrer Vertragspraxis erhalten und um Veröffentlichung gebeten:
NAME
FACHGRUPPE
VON
NACH
DATUM
Dipl.-Psych. Waltraut
Metz-Wörtge
Psychologische
Psychotherapeutin
23552 Lübeck,
Breite Straße 1-5
23568 Lübeck,
Waldstraße 34
08.05.2015
Dipl.-Psych. Claudia
Lindemann
Psychologische
Psychotherapeutin
23758 Oldenburg,
Kuhtorstraße 17b
23758 Oldenburg,
Burgtorstraße 3
07.05.2015
Dipl.-Psych. Sabine
Bartholmei
Psychologische
Psychotherapeutin
24939 Flensburg,
Marienhölzungsweg 24
24955 Harrislee, Am See 7a 01.06.2015
Dr. med. Dipl.-Psych.
Stefanie Spitzner
Psychotherapeutische
Medizin
23552 Lübeck,
Breite Straße 1-5
23564 Lübeck,
Travelmannstraße 41-43
01.06.2015
Dipl.-Soz.-Päd. Ireen
Feldmann
Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeutin
25980 Sylt, ErichJohannsen-Wai 5
25980 Sylt, DoktorNicolas-Straße 3
01.04.2015
Dipl.-Päd. Irene Holla
Kinder- und
Jugendlichenpsychotherapeutin
25821 Bredstedt, Markt 8
25821 Bredstedt,
Alleestraße 8
01.08.2015
Dipl.-Psych. Ines Neuber
Psychologische
Psychotherapeutin
24539 Neumünster,
Kampstraße 22
24539 Neumünster,
Op de Koppel 38
01.06.2015
Dipl.-Psych. Sabine
Beckmann
Psychologische
Psychotherapeutin
22848 Norderstedt,
Ochsenzoller Straße 173
24598 Boostedt, Auweg 22
01.07.2015
Dipl.-Psych. Karin Fromm Psychologische
Psychotherapeutin
25709 Marne,
Königstraße 20
25704 Meldorf,
Burgstraße 10
01.07.2015
Dr. med. Marina Rubin
Kinder- und
Jugendmedizin
24109 Kiel, Aalborgring 38
24109 Kiel,
Skandinaviendamm 360
01.07.2015
Dr. med. Andre Schrauder
Kinder- und
Jugendmedizin/
Kinder-Hämatologie und
-Onkologie
24109 Kiel, Aalborgring 38
24109 Kiel,
Skandinaviendamm 360
01.07.2015
Dr. med. Thomas
Scherenberg
Chirurgie
23730 Neustadt,
Am Markt 7
23730 Neustadt,
Waschgrabenallee 9
01.07.2015
Dr. med. Urte Riese
Frauenheilkunde und
Geburtshilfe
24837 Schleswig,
Stadtweg 48
24837 Schleswig,
Stadtweg 27
02.07.2015
Die Abgeordnetenversammlung der KVSH hat in ihrer Sitzung am 17. Juni 2015 Änderungen im Honorarverteilungsmaßstab (HVM) mit Wirkung
zum 1. Juli 2015 beschlossen. Die aktuelle Fassung des HVM finden Sie auf unserer Homepage www.kvsh.de.
Auf Anforderung wird der Text der Bekanntmachung in Papierform zur Verfügung gestellt, Telefon: 04551 - 883 486.
Stellen- und Gelegenheitsanzeigen
Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected]
Stellenangebote/Stellengesuche
Große hausärztliche Gemeinschaftspraxis in Schönberg mit
breitem Spectrum (Osteopathie, Naturheilverfahren, Sportmedizin) sucht ab sofort Weiterbildungsassistentin für Allgemeinmedizin. Wöchentliche Fortbildung findet in der Praxis
statt. Wir bieten selbständiges Arbeiten und flexible
Ausbildungszeiten.
Kontakt: 0178-4915127 oder [email protected]
Wir stellen ein: Eine/n
Arbeitsmediziner/-in / Betriebsmediziner/-in
z.Z. Leitung des Bereiches Arbeitsschutz.
Aufgaben: Aufgaben gemäß § 3 Arbeitssicherheitsgesetz,
Sicherstellen der gesetzlichen Anforderungen in den Aufgabenbereichen Gesundheits- und Arbeitsschutz incl. BEM,
erarbeiten von Handlungsempfehlungen und Entscheidungsgrundlagen für die Verwaltungsleitung
Anforderungsprofil: Abgeschlossenes Studium der Humanmedizin mit abgeschlossener Weiterbildung Arbeitsmedizin / Betriebsmedizin, mehrjährige Berufserfahrung in
dem Aufgabengebiet
Die Eingruppierung kann bei Vorliegen der persönlichen und
tariflichen Voraussetzungen bis in die Entgeltgruppe 15 TVöD
erfolgen.
Näheres zu den Aufgaben und zum Anforderungsprofil etc.
finden Sie unter www.bekanntmachungen.luebeck.de/stellen
und unter www.berufe-sh.de.
Anforderung des kompletten Ausschreibungstextes auch bei
[email protected]
oder telefonisch unter (0451) 122-1151, Herr Bloeß.
Ausdrücklich begrüßen wir es, wenn sich Menschen mit
Migrationshintergrund bei uns bewerben.
Chiffre-Zuschriften senden Sie bitte unter Angabe
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mit Herzblut seine Medizin betreiben möchte. Wenn Sie so wie jetzt nicht weitermachen wollen,
wenn Sie statt vielen Patienten wenig lieber wenigen Patienten richtig helfen wollen, wenn Sie
sich vorstellen können nach einer Übergangsphase als Praxispartner eine derartige Praxis zu
übernehmen, dann schreiben Sie uns. Der Seniorpartner möchte u.a. wegen zunehmender
Seminartätigkeit in absehbarer Zeit ausscheiden.
Bewerbungen bitte an:
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Andrea Sonnenberg
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Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected]
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sucht für die Standorte Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen zur Erweiterung des Ärzte-Teams ab sofort
eine Fachärztin/einen Facharzt für Arbeitsmedizin
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Ihre Aufgaben liegen in der Beratung der Betriebe und deren Mitarbeitern zu allen Fragen des betrieblichen Gesundheitsschutzes
sowie in der Übernahme aller Verpflichtungen für die Betriebe, die sich aus der Arbeitsschutzgesetzgebung und den Unfallverhütungsvorschriften für Betriebsärzte ergeben. Unser besonderes Augenmerk richten wir auf das Gesundheitsmanagement. Hier geht
es nicht zuletzt um Wiedereingliederungsmanagement nach längeren Krankheiten, unter anderem geht es um die Einführung und
Pflege von Arbeitsschutzmanagementsystemen, um die Implementierung des Gesundheitsschutzes in Qualitätsmanagementsysteme und um präventivmedizinische Beratung zur demografischen Entwicklung. Wir würden uns freuen, wenn wir Sie für diese Aufgabenstellung begeistern könnten. Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gern telefonisch oder per Mail zur Verfügung. Es erwarten Sie
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für das Fach Arbeitsmedizin liegt vor. Mindestvoraussetzung für die Weiterbildung sind 2 Jahre klinische Innere Medizin. Auch diese
kann im Rahmen einer Weiterbildungskooperation mit dem Städtischen Klinikum Lüneburg erworben werden.
Wir freuen uns über Ihre schriftliche Bewerbung an
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Annahme: Samira Rummler, [email protected]
Berlin: Telefon 030 / 761 80-663, Telefax 030 / 761 80-680
Kiel: Tel: 0431/658 09 50, 0171 / 280 1947, [email protected]
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der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, stellt, als Teil der Segeberger
Kliniken Gruppe mit über 1.800 Mitarbeitern und 1.000 Betten, mit jährlich
mehr als 5.200 Operationen vor allem in der Allgemein- und Unfallchirurgie,
Gynäkologie und Geburtshilfe, Urologie sowie Oralchirurgie in fünf modern
ausgestatteten OP-Sälen die chirurgische Versorgung in der Region sicher.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir in Vollzeit eine/n
Assistenzarzt/-ärztin Chirurgie
Neben dem allgemeinchirurgischen Spektrum bestehen Schwerpunkte in
der Unfall- und Viszeralchirurgie, in der Eingriffe einschl. minimal-invasiver
Verfahren vom oberen Gastrointestinaltrakt bis zur Proktologie durchgeführt
werden. Unfallchirurgisch sind wir kompetent in allen Osteosyntheseverfahren und in der Wiederherstellungschirurgie. Ein weiterer Schwerpunkt ist die
Endoprothetik großer Gelenke, der Arthroskopien des Knies, der Schulter und
des Sprunggelenkes. Es besteht eine umfangreiche Notfall- und D-Arzt-Ambulanz. Die Intensivstation und das NEF werden z. T. chirurgisch besetzt, der
Fachkundenachweis Rettungsdienst wäre daher von Vorteil.
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Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12
23795 Bad Segeberg
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IMPRESSUM
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
V. i. S. d. P.: Dr. Franz Joseph Bartmann
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Die Zeitschrift erscheint elf Mal im Jahr jeweils zum 15. des Monats. Die Zeitschrift wird von allen Ärzten in Schleswig-Holstein im Rahmen ihrer Mitgliedschaft zur Ärztekammer bezogen. Der Bezugspreis ist mit dem Mitgliedsbeitrag abgegolten.
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Telefon 04551 803 163
Fax 04551 803 163
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Telefon 04551 803 320
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Patientenberatung
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Fax 04551 803 188
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Cornelia Ubert, Gabriele Kautz-Clasen
Telefon 04551 803 324, 04551 803 126
Fax 04551 803 231
[email protected]
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Leitung: Mirja Wendelken
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Geschäftsführer: Harald Spiegel
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