Nachfolge Römheld & Moelle

Lösung wie aus einem Guss
Die traditionsreiche Eisengießerei Römheld & Moelle in Mainz hat über eine Kombination
aus MBO und MBI die Weichen für die Zukunft gestellt. Dafür sorgen ein professionelles
Management und ein unternehmerisch denkender Beteiligungspartner. VON NORBERT HOFMANN
KURZPROFIL
Römheld & Moelle
Eisengießerei,
Maschinen- und
Apparatebau GmbH
Gründungsjahr: 1859
Branche: Eisengießerei,
Automobilzulieferer,
Sondermaschinenbau
Unternehmenssitz: Mainz
Umsatz: 31 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl: 135
www.roemheld-moelle.de
72 | Unternehmeredition Nachfolge 2015
befasst. Die Kontinuität sollte gewahrt
bleiben und das Unternehmen eine zukunftsfähige Perspektive haben. „Die
Lösung fand sich im Verkauf an eine
Beteiligungsgesellschaft, die eine im
Betrieb seit vielen Jahren verankerte Führungskraft und einen externen
Manager in die Übergabe eingebunden
hat“, sagt Moelle.
Nachfolger aus der Firma
Zu den Kunden von Römheld & Moelle gehören vor allem die bekannten
OEMs in Deutschland und Europa,
die mit den Gussteilen Werkzeuge für
die Herstellung der Karosserien ihrer
Autos fertigen. Gefertigt wird vorwiegend in der Losgröße 1 und gezielt
auf den Kundenbedarf hin. Etwa ein
Zehntel der Produktion entfällt auf
den Sondermaschinenbau. All das ist
bei kontinuierlichem Wachstum sehr
erfolgreich. Einer, der diese Entwicklung an vorderster Stelle seit 15 Jahren begleitet hat, ist der technische
Leiter Christoph Althausse. Ihn hatten
die Altgesellschafter frühzeitig auf
eine Nachfolge im Zuge eines Management Buy-Out (MBO) angesprochen
– und diese letztlich auch umgesetzt.
„Christoph Althausse ist eine wichtige
Vertrauensperson, die bei den Mitarbeitern und den Kunden sehr viel Anerkennung genießt“, erläutert Moelle.
Externe Verstärkung
Gesucht wurde aber auch ein kapitalstarker Partner, der das Unternehmen als Hauptgesellschafter seriös
in die Zukunft begleiten würde. Die
Wahl fiel schließlich auf die BPE Unternehmensbeteiligungen
G.m.b.H.
in Hamburg, die, so Moelle, für ihre
Die Unternehmensziele
wurden nicht
über Bord geworfen.
CHRISTOPH ALTHAUSSE
Geschäftsführer
Römheld & Moelle
Fotos: Römheld & Moelle Eisengießerei, Maschinen- und Apparatebau GmbH
T
ief in der Region verwurzelt,
über 150 Jahre Tradition und
hervorragend im Markt positioniert: Es fällt nicht leicht, ein solches
Unternehmen aus der Familie herauszulösen. „Das ist ein sachlich, aber
auch emotional schwieriger Schritt“,
räumt Matthias Moelle ein. Er hat die
Römheld & Moelle Eisengießerei, Maschinen- und Apparatebau GmbH fast
drei Jahrzehnte lang in der fünften Generation geleitet. Als klar wurde, dass
eine interne Nachfolge nicht realisierbar war, haben sich die beiden Familienstämme rechtzeitig mit Alternativen
Fallstudie
Fähigkeiten zur Weiterentwicklung
von Unternehmen bekannt und seit
fast 20 Jahren auf Nachfolgelösungen
als MBO und Management Buy-Ins
(MBI) spezialisiert ist. Wie dafür bei
der Eisengießerei in Mainz die besten
Voraussetzungen geschaffen werden
könnten, wurde ausführlich diskutiert. Der Investor machte schließlich
den Vorschlag, über einen MBI eine
zweite Führungskraft ins Unternehmen zu holen. „Der fi rmeninterne
Nachfolger als unverzichtbare tragende Säule des Unternehmens sollte
angesichts seines umfassenden Aufgabenbereichs durch einen Kaufmän-
nischen Geschäftsführer entlastet
werden“, erläutert Nikolaus Winther,
Investmentmanager bei BPE. Die gesuchte Persönlichkeit fand sich über
Kontakte der BPE. Dr. Otto Lose, zuvor im Topmanagement eines Baustoffkonzerns tätig, wurde als zweiter
Geschäftsführer gewonnen und engagierte sich ebenso wie Althausse mit
einer Minderheitsbeteiligung. „Wir
begrüßen es, dass beide Geschäftsführer durch die Investition eigenen
Vermögens ihr Vertrauen in das Unternehmen zum Ausdruck gebracht
haben“, sagt Matthias Moelle.
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Eisenguss: Das Spezialgebiet
von Römheld & Moelle.
„Die Aufgabenteilung hat sich
als sinnvoll erwiesen“
Interview mit Christoph Althausse und Dr. Otto Lose,
Geschäftsführende Gesellschafter, Römheld & Moelle,
Eisengießerei, Maschinen- und Apparatebau GmbH
Unternehmeredition: Ab wann war
der MBO/MBI ein Thema für Sie?
Althausse: Ich war frühzeitig in die
Nachfolgeüberlegungen einbezogen.
Im Vorfeld des Verkaufs hat BPE dann
konkret angefragt, ob ich an einem
MBO mitwirken würde. Für mich war es
schon vorher ein Ziel, einmal unternehmerisch tätig zu werden. Umso schöner,
dass sich die Möglichkeit nun hier
ergeben hat.
Lose: BPE hatte mich aufgrund meiner
Erfahrungen im Topmanagement
zunächst gefragt, ob ich ein aktives
Beiratsmandat bei Römheld & Moelle
übernehmen wolle. Daraus ist dann der
MBI geworden, weil ich zum einen das
Unternehmen sehr interessant fand.
Zum anderen hatte BPE eine Verstärkung der Geschäftsführung gesucht.
Da passte meine kaufmännische Expertise ebenso wie die Tatsache, dass
ich schon einmal ein Unternehmen in
bestehende Strukturen integriert hatte.
Hier war die Aufgabe ähnlich?
Lose: Ein Familienunternehmen
sollte in die Form eines Beteiligungs-
unternehmens mit all den damit
verbundenen Umstellungen etwa in
der Organisation und im Reporting
überführt werden. Angesichts dieser
Herausforderungen und der Wachstumsziele war eine Aufgabenteilung in
der Geschäftsführung sinnvoll.
Wie tiefgehend ist der Wandel?
Althausse: Mein Eindruck war frühzeitig, dass BPE mit unserer Vorstellungswelt als Unternehmen unter allen
Interessenten am meisten übereinstimmte. Es geht jetzt zwar einerseits
um den großen Wechsel in eine neue
Form. Die Unternehmensziele wurden
aber nicht über Bord geworfen.
Wie haben Sie sich auf den
MBO/MBI vorbereitet?
Lose: Ich habe detaillierte Gespräche
mit der für die Due Diligence zuständigen Beratungsgesellschaft geführt
und auch den Rat von Bekannten
gesucht, die in Private-Equity-Unternehmen tätig sind. Vor allem aber
konnte ich beim jährlich stattfindenden BPE-Unternehmertag Menschen
Dr. Otto Lose und Christoph Althausse
treffen, die bereits Erfahrungen mit BPE
gemacht haben.
Althausse: Der Erfahrungsaustausch bei
dieser besonderen Veranstaltung war
auch für mich sehr hilfreich. So konnte
ich mir ein Bild von BPE machen, das
nicht durch die Gesellschaft selbst erklärt
wird. Ich musste mich zudem in die juristischen und vertraglichen Aspekte des
MBO eindenken. Unabhängige Beratung
ist da obligatorisch.
Worauf haben Sie beim
Beteiligungsmodell Wert gelegt?
Althausse: Mir war es wichtig, dass die
Höhe der Beteiligungsquote diskutabel
war. Da ließ sich zwischen der BPE und
mir ein guter Konsens finden, der beiden
Vorstellungswelten gerecht wurde. Nicht
zu vergessen: Auch die persönliche Chemie muss stimmen.
Lose: Ich wollte einen bedeutenden
Minderheitsanteil im Sinne einer großen
Verantwortung, aber auch der entsprechenden Beteiligung am Erfolg haben. Das
konnte ich mit BPE so verhandeln.
Vielen Dank für das Gespräch.
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