„Millimeterentscheidungen waren dabei“ Sonja Baldus unterhält

„Millimeterentscheidungen waren dabei“
Sonja Baldus unterhält sich mit Teilnehmern des Workshops INTERVIEW über ihre Arbeit für den
Schülerzeitungswettbewerb der Länder
Sonja Baldus (22), Projektassistenz Schülerzeitungswettbewerb der Länder 2011, kommt aus
München, studiert Kulturwissenschaften in Frankfurt a. d. Oder und möchte danach den Master in
Kulturmanagement machen.
Wir haben dich als Jurymitglied für unser Interview ausgewählt. Für uns stellt sich aber erst mal die
Frage: Wie bist du überhaupt zur Jugendpresse und zum Schülerzeitungswettbewerb gekommen?
Das war Zufall und noch einmal Zufall. Ich hab einen Nebenjob gesucht und ich wollte irgendetwas in
Richtung Pressearbeit machen. Gleichzeitig habe ich mich für Projektmanagement interessiert. Eine
Kommilitonin, die auch bei der Jugendpresse ist, hat mir dann davon erzählt. Durch Zufall hab ich
dann im Internet das Jobangebot gesehen und mich beworben.
Dir ging es also anfangs auch um das Geld?
Ein bisschen Geld zu verdienen ist natürlich sehr gut. Primär ging es für mich aber darum,
Erfahrungen zu sammeln.
Wie sah eure Arbeit im Projektteam dann in den letzen Monaten aus?
Ich war in der Logistik und Planung eingesetzt. Konkrete Aufgaben waren zum Beispiel, das Hostel
oder das Essen zu organisieren. Die ganzen Infos mussten kommuniziert werden. Anfangs haben wir
natürlich auch Poster und Flyer entworfen. Mittlerweile packt jeder da an, wo er gerade benötigt
wird.
Wie viel Zeit habt ihr insgesamt in das Projekt investiert?
Laut Ausschreibung sollten es fünf bis zehn Stunden pro Woche sein. De facto war es locker doppelt
so viel – jedenfalls viel mehr als wir alle gedacht hatten.
Was war deine Motivation dabei? Das klingt ja schließlich nach jeder Menge Arbeit.
Man lernt einfach unglaublich viel, zum Beispiel sich selbst zu organisieren. Ich musste viele
verschiedene Aufgaben erledigen. Personal managen ist ja etwas völlig anderes als Printmaterialen
zu entwerfen oder Sponsoren zu finden. Das hat es aber auch sehr spannend gemacht.
Gab es eine Aufgabe, bei der du besonders viel gelernt hast?
Ja, ich hätte niemals, wirklich niemals, gedacht, dass es so lange dauert, von anderen Leuten
Feedback oder Zuarbeiten zu bekommen. Auch, wenn es nur um Kleinigkeiten wie ein Logo geht.
Als Projektassistenz warst du auch bei der Jury dabei. Wie seid ihr dabei vorgegangen?
Es gab die Vertreter von Sonderpreisen, also von den Institutionen, die die Sonderpreise vergeben,
und die von den Hauptkategorien. Wir von der Jugendpresse waren als Hilfe und Unterstützung da.
Ich persönlich war auch noch gar nicht so drin im Thema. Bei der Sitzung im Februar hat Frau Trippel
als erfahrene Journalistin eine Einführung gegeben und erklärt, worauf wir achten sollen.
Worauf habt ihr dann hauptsächlich geachtet?
Das Ganze hat viele verschiedene Facetten. Die Zeitung muss ein schönes Gesamtbild ergeben. Das
Layout muss zum Inhalt passen. Die Themen sollten nicht von Wikipedia kopiert sein. Es ist schön,
wenn man sieht, dass sich die Redakteure wirklich Gedanken gemacht haben. Aber auch
Quellennachweise oder ein gutes Impressum sind sehr wichtig. Da gibt es noch viel mehr Kriterien.
Wie habt ihr die Kriterien gewichtet?
Natürlich ist der Inhalt das Wichtigste. Gerade wenn ein Beitrag kritisch beleuchtet und aus
verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird, macht das einen guten Eindruck. Das ist natürlich viel
wichtiger als ein Bildnachweis. Aber solche Details runden die Zeitung eben ab.
Wie wurden die Gewinner in der Sitzung selbst ermittelt?
Wir waren nach Schulen eingeteilt. Circa drei Personen haben sich um eine Schulform gekümmert.
Ich habe die Sonderschulen und Förderschulen betreut. Da haben wir alle parallel die Zeitungen
gelesen und auf Bewertungsbögen unabhängig voneinander Noten gegeben und anschließend den
Durchschnittswert genommen.
Also habt ihr nicht einfach nur abgestimmt?
Wir haben schon diskutiert am Ende. Wir haben geschaut, wer welche Note vergeben hat und je
nach dem noch einmal diskutiert, welche Note wir vergeben.
Gab es dabei auch Streitigkeiten oder knappe Entscheidungen?
Knappe Entscheidungen gab es viele, wirkliche Millimeterentscheidungen waren dabei. Aber am
Ende haben wir uns immer noch geeinigt, so dass es für uns alle okay war.
Hat dich ein Artikel oder eine Zeitung besonders beeindruckt?
Ja, das war „Paparazzi“ mit dem Sonderpreis für das beste Interview. Es ging dabei um Musliminnen
und ich fand sowohl das Inhaltliche als auch den Aufbau echt gut gemacht. Es war wirklich spannend,
das Interview zu lesen. Aber mich haben auch Sonder- und Förderschulen wirklich beeindruckt. Ein
ganz wichtiges Kriterium war auch, dass man sieht, dass die Schülerzeitung von den Redakteuren und
nicht von den Lehrern gemacht ist. Das ist definitiv eines der wichtigsten Kriterien. Und das konnte
man auch bei diesen Schülern im Rahmen ihrer Fähigkeiten erkennen. Da wurde zum Beispiel der
Rollstuhl zum Thema gemacht, von allen Seiten beleuchtet und ein Interview mit Minister Schäuble
geführt.
Interview: Tobias Rischen und Max Nominacher