Informationen zur Altkleidersammlung der „Aktion Hoffnung“ im Dekanat Esslingen-Nürtingen Termin 2015: Samstag, 24. Oktober 2015 Fakten zum Thema „Altkleider-Sammlungen“ Hauptmotivation zur Abgabe von Altkleidern ist es, die Schränke zu Haus zu leeren, also letztlich alte Kleider kostenlos zu entsorgen. Bisweilen in der Hoffnung, dass die eigentlich noch guten Kleider eine Weiterverwendung finden. Manche verbinden mit der „Kleiderspende“ den Wunsch, damit etwas Gutes zu tun. Das stimmt unter bestimmten Umständen auch, die allerdings etwas anders aussehen, als viele annehmen. Tatsache ist: In Deutschland werden pro Jahr 600 Millionen kg Altkleider eingesammelt, das sind 45.000 Eisenbahnwagons (also ein Zug der Länge Esslingen-Berlin). Das gesammelte Material besteht im Durchschnitt aus 40% weiterverwendbaren Kleidern, 40% Material für Weiterverarbeitung als Putzlappen oder als Rohstoff, z.B. für Autobau, Dämmung, und 20% Restmüll. Mit den beiden letzteren Kategorien ist kein Gewinn zu machen. Trotzdem ist die gesammelte Menge von guten Kleidern viel zu groß für den Bedarf in Sozialprojekten (z.B. Kleiderkammern für Obdachlose), selbst im Ausland (Katastrophenhilfe). Deswegen verkaufen alle Altkleidersammler, auch karitative, Altkleider für den Second-Hand-Markt. Das funktioniert so: Textilrecyclingfirmen übernehmen den Überschuss und beliefern damit SecondHand-Läden weltweit, vor allem in Osteuropa, Afrika, Mittelasien und im Mittleren Osten. Dort sind die gebrauchten Kleider beliebt weil preisgünstig und doch qualitätsvoll. Wichtig ist auch der ökologische Faktor: Recycling bedeutet auch hier gegenüber Neuherstellung Schonung von Ressourcen, Reduzierung von Energieverbrauch und Schadstoffausstoß. Entscheidend ist, was mit den Erlösen aus diesem Verkauf gemacht wird! Schwarze Schafe: Einerseits gibt es dubiose Firmen unter Fantasienamen („Humanitas“, „Notopferhilfe“) und mit Fantasielogos (Weltkugel, Kirche), die unter dem Mäntelchen des Sozialen eigentlich rein kommerzielle Ziele verfolgen (Sammlung oft mit Plastikeimern und ohne Genehmigung). Der oben genannte „Spendeneffekt“ sorgt nämlich dafür, dass bei karitativen Sammlungen viel mehr Material zusammen kommt als bei rein kommerziellen. Andererseits haben manche Sozialorganisationen ihr Logo quasi an kommerzielle Sammler verkauft und sind indirekt an deren Einnahmen beteiligt, haben selbst aber mit der Sammlung nichts zu tun. Altkleidersammlungen mit dem Gütesiegel „FairWertung“ garantieren dagegen die Einhaltung wichtiger Standards und Transparent. Die Aktion Hoffnung-Sammlung „Aktion Hoffnung“ ist dem Dachverband „FairWertung e.V.“ angeschlossen. Ist eine Aktion der AKO: Arbeitsgemeinschaft katholischer Organisationen und Verbände der Diözese: BDKJ, Frauenbund, KAB, Kolping, Pax Christi, kath. Landvolk, Caritas u.a. Unterhält 800 Container in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und sammelt zusätzlich 4.500 t bei den Sammlungen in den Dekanaten. Davon werden 600 t von den eigenen Ehrenamtlichen in der Sammelzentrale Laupheim sortiert und dann als Hilfsgüter weitergegeben oder an den Second-Hand-Markt verkauft. Die restliche Menge wird über eine gewerbliche Firma (Striebel, Langenenslingen) abgewickelt und zwar durch fest angestelltes Personal in Deutschland (bei vielen anderen im Ausland). Der Erlös wird für Solidaritätsprojekte der beteiligten katholischen Organisationen in der Einen Welt verwendet: 1,2 Mio Euro in den letzten 11 Jahren: Krankenversorgung in Uganda, Kleindarlehen in Ghana, Berufsausbildung in Paraguay/Algerien, Friedensarbeit in Palästina/Mexiko usw. Wie wird gesammelt? Unsere Sammlung ist eine „Punktsammlung“, d.h. die Säcke werden von den Haushalten an einem festen Ort angeliefert (Pfarrsaal, Garage, Kellerraum). Dort holen sie Ehrenamtliche aus dem Dekanat am Sammeltag ab. LKW mit Fahrer kommen von der Firma Striebel, Kleinbusse von Kirchengemeinden und Verbänden. Möglichst sollten zwei/drei Personen auch vor Ort sein, um beim Einladen zu helfen. Es gibt einen Routenplan des Sammel-LKW mit festen Uhrzeiten. Die Plastiksäcke werden vom Dekanat den Gemeinden in gewünschter Anzahl zum Verteilen zur Verfügung gestellt. Die Werbung läuft über die Zeitungen (beliefert durch das Dekanat) und die lokalen Mitteilungsblätter (durch die Gemeinden, wobei das Dekanat Artikel zur Verfügung stellt). Warum Punktsammlung, wir haben doch Container? Jahr für Jahr belegen die Sammelzahlen, dass viele Leute die Sammlung zum Anlass nehmen, uns ihre Altkleider zu geben. Die Qualität ist bei dieser Sammelart deutlich höher als in den Containern. Leider tauchen immer mehr – zum Teil illegale – Container von kommerziellen Sammlern auf. Bei der Punktsammlung ist gesichert, dass Ihre Kleiderspende für einen wirklich guten Zweck genutzt wird. Was wird gesammelt? Gut erhaltene Kleidung und Schuhe (gebündelt und verpackt). In den Hausmüll gehört stark beschädigte oder verschmutzte Ware! Von 32 Kirchengemeinden im Dekanat haben sich in den letzten Jahren 30 an der Sammlung beteiligt. Sammelergebnisse im Dekanat Esslingen-Nürtingen: Jahr 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Tonnen 18,3 19,1 16,3 22,9 24,3 18,6 19,9 18,9 18,9 19,3 19,4 Ein Teil des Gewinns (40%) fließt in die Eine-Welt-Arbeit im Dekanat Esslingen-Nürtingen und wird an die bei der Sammlung beteiligten Gruppen ausgeschüttet. Damit unterstützt werden langjährige und bewährte Projekte und Partnerschaften der Kirchengemeinden und kirchlicher Gruppen, z.B. die Esslinger Familienhilfe für Eritrea, ein Frischwasserprojekt in Nigeria der Kirchengemeinde Nürtingen, die Indienpartnerschaft der Wernauer Kirchengemeinden. 2014 wurden einmalig die Flutopfer in Kroatien unterstützt. Der für diese Zwecke verwendete Eigenanteil betrug € 2.760;81 Weitere Informationen: www.aktion-hoffnung-rs.de www.fairwertung.de Zum Thema: Zerstören Altkleider einheimische Märkte? Diese um 1990 aufgebrochene Frage wurde durch FairWertung intensiv untersucht. Einige Länder, etwa in Lateinamerika, haben Quoten oder gar Importverbote für Altkleider erlassen. Andere erheben Zölle. Viele aber haben den Protektionismus aufgegeben, um am globalen Markt teilnehmen zu können. Kleiderproduktion lebt in vielen Ländern vor allem vom Export (auch zu uns), kaum vom Verkauf vor Ort. Hier muss auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen hingearbeitet werden. Die Herstellung traditioneller Kleidung („Tracht“) und Funktionskleidung (Schuluniformen), in der Regel in Klein- und Familienbetrieben, ist durch Altkleider aus westlichen Ländern kaum betroffen. Lokal hergestellte, traditionelle wie neue Kleidung ist – wegen der teuren Grundstoffe – für viele Menschen vor Ort nicht bezahlbar. Sie sind auf die günstigere Altware angewiesen. Es gibt eine hohe Nachfrage nach modischer Kleidung: Second-Hand-Kleidung gibt so auch das Selbstbewusstsein, gut angezogen zu sein. In jedem Fall gilt das Recht auf Selbstbestimmung. Der wirkliche Konkurrent ist chinesische Billigstware von übler Qualität. Die dortige Produktion zu Hungerlöhnen und unter zweifelhaften Bedingungen zerstört Arbeitsplätze andernorts. Aber auch sinkende Qualität der westlichen Gebrauchtware ist ein Problem. Ebenso die steigende Zahl von unkontrollierbaren Kleinimporteuren, Behördenwillkür (Steuern, Regeln) und an bestimmten Orten Monopolbildungen. Der Second-Hand-Verkauf schafft vor Ort Arbeitsplätze, gerade für Frauen (Transport, Verkauf, Änderungsschneidereien). Mehr Förderung dieses Sektors ist notwendig (Kleinkredite, Bildung). Hilfsgüterlieferungen sind nur im akuten Notfall hilfreich. Ansonsten ist ihre gerechte Verteilung sehr problematisch (Schwarzmarktbildung), ebenso die Erniedrigung zum Almosenempfänger. Vielmehr müssen auf dem Weltmarkt gerechte Preise für die lokalen Rohstoffe und Produkte gezahlt und eine politische Beteiligung der Bevölkerung erreicht werden. Für Kleider heißt die Rückmeldung aus Afrika: „Liefert uns gute Qualität zu einem fairen Preis“. Kontakt: Dekanatsgeschäftsstelle, Untere Beutau 8 - 10, 73728 Esslingen, Tel.: 0711/794187-0 Fax: 0711/794 87-11, E-Mail: [email protected], Homepage: www.kirche.es Zusammengestellt: Dekanatgeschäftsstelle Esslingen, 2015
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