Innovative Feedspacer-Technologie bewirkt eine verbesserte

Schwerpunktthemen
Innovative Feedspacer-Technologie
bewirkt eine verbesserte Leistung
von Umkehrosmosemodulen
J. Kidwell*, St. Tielen*, B. Paesen*, J. Ogier**, St. Lehmann**, C. Schellenberg**
Die Welt leidet zunehmend an Wassermangel. Bis 2025 werden etwa 1 Milliarde Menschen keinen Zugang zu frischem,
trinkbarem Wasser haben. Die Umkehrosmose(UO)-Wasserbehandlung wird eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der
Wasserknappheit spielen, doch die Anwendung dieser Technik verursacht auch Energiekosten. Jede Verbesserung der
Membran- oder Elementtechnologie kann die Effizienz des Prozesses entsprechend steigern. In einem gemeinsamen
Forschungsprojekt haben Conwed Plastics und der Spezialchemie-Konzern LANXESS bewiesen, dass mit Innovationen
in der Feedspacer-Technologie eine verbesserte Leistung von UO-Modulen erzielt werden kann.
Der Prozess der Umkehrosmose
Die Umkehrosmose ist eine Wasseraufbereitungstechnologie für den Rückhalt
von insbesondere einwertigen Ionen (z.B.
NaCl), bei der eine halbdurchlässige Dünnschichtmembran verwendet wird. Durch
die Anwendung eines Gegendruckes wird
der natürliche osmotische Druck überwunden. Solche UO-Membranen werden
zum Beispiel als spiralförmig gewickelte Elemente für eine Vielzahl von
Entsalzungsanwendungen benutzt. In ihrer
Ausführung als Gittergewebe, Maschen,
Netz oder Geflecht bilden die Feedspacer
eine der Lagen der spiralförmig gewickelten UO-Module. Sie stellen den zur
Aufrechterhaltung der Filterleistung erforderlichen Abstand zwischen den einzelnen
Membrantaschen her.
Ein Spiralwickelmodul ist eine Membrankonfiguration, die aus „MembranPermeatspacer – Membran-Feedspacer“Kombinationen besteht, welche um das
Permeatsammelrohr gewickelt sind. Wie
in Abbildung 1 dargestellt, umfasst der
Modulaufbau auch den Feedspacer, der
die Flächen der angrenzenden Mem-
brantaschen separiert. Der als Gitter
konfigurierte Spacer hält den Feedkanal
offen, so dass das Wasser innerhalb
des Membranelements fließen kann. In
Abbildung 2 sind Spiralwickelmodule für
die Umkehrosmose nach dem Stand der
Technik dargestellt.
Herausforderungen
Der Wasseraufbereitungsprozess mittels Umkehrosmose umfasst drei wesentliche Herausforderungen, die von Membranherstellern, Modulherstellern und
auch UO-Anlagenbetreibern untersucht
und bearbeitet werden:
Abb.1: Aufbau eines Spiralwickelmoduls zur Umkehrosmose
Kontakt
*Conwed Plastics
Marcel Habetslaan 20
3600 Genk, Belgien
Telefon: +32 (0)89 84 83 10
[email protected]
www.conwedplastics.com
Ansprechpartner: Stefan Tielen, Geschaftsleiter
Conwed Plastics Europa/Asien
**LANXESS Deutschland GmbH
Geschäftsbereich Liquid Purification Technologies
IAB Ionenaustauscher GmbH Bitterfeld
Postfach 1152
06731 Bitterfeld-Wolfen, Deutschland
Telefon: +49 (0)3493 358500
[email protected]
www.lpt.lanxess.com
Ansprechpartner: Dr. Carsten Schellenberg,
Forschung & Entwicklung Membranen
Abb. 2: Einbaufertige Umkehrosmosemodule
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Schwerpunktthemen
- der Druckverlust im Modul
- Defekte auf der Membranoberfläche
- Biofouling und Scaling im Modul
Diese Herausforderungen waren Motivation für Conwed
Plastics und den Geschäftsbereich Liquid Purification Technologies von LANXESS gemeinsam leistungsfähigere UO-Module
zu entwickeln.
Wirkung des Feedspacers
auf den Druckverlust
Der Feedspacer ist eine wesentliche Komponente für spiralförmig gewickelte Membranelemente. Dieser besteht aus
einem Polymermaterial und ist optimiert, um die konstante
Leistung der Membranelemente für ein sehr breites Spektrum
von Rohwasserzusammensetzungen und für verschiedene
Prozessparameter zu gewährleisten.
Die Konfiguration des Kanals und des Spacers sind in Abbildung
3 schematisch dargestellt. Der Kanal, der hier in der nicht gewickelten Konfiguration dargestellt ist, bildet eine rechtwinklige
Öffnung mit einer Höhe von typischerweise 0,7 – 0,9 mm.
Aufgrund der im Kanal vorhandenen Spacermaterialien bzw.
Gitterfilamente ist die tatsächliche Querschnittsfläche, die für den
Zulaufstrom zur Verfügung steht, kleiner als der geometrische
Querschnitt. Der Feedkanal hat eine Länge von etwa 1 m (typische
Länge UO-Modul) und das ausfüllende Kunststoffgitter besteht
aus bi-planar angeordneten Filamenten oder Strängen. Diese
Anordnung bewirkt, dass der Wasserstrom seine Fließrichtung
ändert, während er über und unter den nacheinander angeordneten Filamenten fließt. Der Feedspacer hat somit einerseits den
Zweck, den Feedkanal offen zu halten, und fördert andererseits
die Turbulenz des Wasserstromes im Kanal. Diese Turbulenz ist
für den UO-Entsalzungsprozesses erforderlich: Das Rohwasser mit
den gelösten Salzen fließt parallel zur Membranoberfläche, wobei
ein Teil des Wassers als Permeat durch die Membran transportiert
wird, während die gelösten Ionen in der zurückgehaltenen Fraktion
des Retentats verbleiben.
Der so beschriebene Prozess erzeugt eine Überschusskonzentration gelöster Salze an der Membranoberfläche, ein
Phänomen, das als Konzentrationspolarisation bezeichnet
wird. Die durch den Feedspacer induzierten Turbulenzen verringern das Ausmaß der Konzentrationspolarisation, was die Leistung
der UO-Module verbessert. Allerdings erhöht sich durch die durch
den Spacer induzierte Turbulenz auch die Reibung, was sich durch
einen Druckverlust zwischen Feed und Retentat äußert.
Die gegenwärtigen Konfigurationen eines Feedspacers, die zur
Herstellung von spiralförmig gewickelten UO-Elementen verwendet werden, wurden anhand von praktischen Versuchen und
Grundlagenforschung entwickelt. Ziel war es, eine Bedingung
der „guten Durchmischung“ zu schaffen, die auch bei den
in den Feedkanälen dieser UO-Module herrschenden niedrigen
Fließgeschwindigkeiten gegeben ist. Die hierzu durchgeführten
Entwicklungsarbeiten haben gezeigt, wie wichtig die Geometrie
der Filamente, die Konfiguration (z.B. Winkel) sowie die Ausrichtung des Feedspacers zur Richtung des Feedstromes sind.
Auf Basis von Versuchsergebnissen und hydraulischer
Modelle wurden für UO-Anwendungen Spacermaterialien ent-
equal strands
alternating strands design (ASD)
bottleneck strands
Abb. 3: Typische Feedspacerkonfiguration mit Filamenten, die im
45°-Winkel zur Anströmrichtung angeordnet sind
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Abb. 4: Vergleich der Spacerkonfigurationen mit gleichmäßig dicken
Filamenten (equal strands), Filamenten mit alternierender Dicke
(alternating strands design (ASD)) und mit Filamenten, die zwischen
den Kreuzungspunkten verjüngt sind (bottleneck strands)
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wickelt, die als ein bi-planares Gitter
mit quadratischen oder auch rautenförmigen Öffnungen konfiguriert sind. Der
Spacer ist im Feedkanal mit Filamenten
im Winkel von etwa 45° zur Richtung des
Feedstromes angeordnet (Abbildung 3).
Diese Konfiguration bietet eine ausreichende Balance zwischen ausreichender
Turbulenz und Mischung des Feedstromes,
ohne dass es zu einem übermäßigen
Druckabfall kommt.
Diese Ausrichtung des Feedspacers
wird bei der Mehrzahl der UO- und
NF-Membranelementen mit einer spiralförmigen Konfiguration angewendet.
Diese und das Vorhandensein von stützenden Filamentkreuzungspunkten in hoher
Dichte bewirken aber auch eine Einengung
des Fließweges. Daher ist für einen konstanten Betrieb der Membraneinheiten sehr
sauberes Zulaufwasser mit einer niedrigen
Konzentration von z.B. Schwebstoffen
notwendig.
Herrschen in dem UO-Modul „saubere Bedingungen“ ohne z.B. kolloidale Partikel, die den Rohwasserstrom
blockieren könnten, so beträgt der
Druckverlust an einem einzigen Element
0,1 bis 0,2 bar. In UO-Analgen werden
die Membranelemente in Druckrohren
betrieben, in denen üblicherweise 6 bis
8 Module in Reihe betriebene werden
können. Daher liegt der kombinierte
Druckverlust entlang eines Druckbehälters
im Bereich zwischen 0,6 bis 1,5 bar.
Meerwasser-UO-Anlagen sind häufig als
einstufige Einheiten konfiguriert. Anlagen
für Brackwasseranwendungen sind überwiegend als zwei- oder auch dreistufige
Einheiten konfiguriert. Demzufolge ist
der kombinierte Druckverlust in solchen
Systemen höher und liegt typischerweise im Bereich zwischen 1,5 bis 3 bar.
Die erforderliche Erhöhung des Eingangsdrucks der UO-Anlage entspricht etwa
der Hälfte des Wertes des Druckverlusts.
Entsprechend muss die Konfiguration
des Feedspacers eine ausreichende
Turbulenz und Vermischung insbesondere
in dem Bereich sicherstellen, der an die
Membranoberfläche angrenzt, ohne dass
sich der Druckverlust deutlich erhöht.
Reibungsverluste im Feedkanal tragen
zum
Gesamtenergie verbrauch
der UO-Module bei. Auf der Basis der
üblichen Wirkungsgrade von Pumpen
(Zulauf) und Motoren entspricht jedes Bar
Druckverlust einem zusätzlichen Energieverbrauch von etwa 0,025 kwh/m3 produziertem gereinigtem Wasser. Während des
Betriebs der Anlage lagern sich Partikel
aus dem Zulauf in den UO-Modulen
im Feedkanal ab, wodurch sich der
Druckverlust erhöht. Durch einen Betrieb
bei sehr hohem Druckabfall können die
UO-Elemente zusätzlich beschädigt wer-
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Abb. 5: Vergleich der Druckverluste der drei verschiedenen Spacerkonfiguration
Abb. 6: Auswahl der verschiedenen Spacermaterialien
den. Dennoch werden einige UO-Anlagen
über lange Zeiträume (zwischen den
Reinigungen der Membranelemente) bei
einem Druckverlust betrieben, der 50 –
100 % höher als der Druckverlust beim
Anfahren der Anlage sein kann.
Der absolute Wert der Zunahme des
Druckverlustes hängt hauptsächlich von
der Qualität des Rohwassers ab. Optimierte
Feedspacer mit einem niedrigen anfänglichen Feeddruck weisen jedoch eine
geringere Zunahme des Druckverlustes
auf. Somit hat die Verwendung eines
optimierten Feedspacers einen geringeren Druckverlust und damit auch
einen niedrigeren Energieverbrauch der
Umkehrosmose-Anlage während ihres
Betriebs zur Folge.
Gemeinsames Forschungsprojekt führt zu einer
optimierter Geometrie,
genannt Alternating Strand
Design (ASD), des Feedspacers
Auf der Basis des beschriebenen Wissens
wurde ein gemeinsames Forschungsprojekt
initiiert, um eine innovative Feedspacer-
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Technologie zu entwickeln, die die dargestellten Herausforderungen berücksichtigt. In einem ersten Schritt wurden
verschiedene Geometrien mittels gedruckten 3D-Mustern und einer speziellen
Messzelle evaluiert. Anschließend wurden
im Hinblick auf verminderte Druckverluste
und Minimierung von strömungsarmen
Bereichen detaillierte CFD-Berechnungen
(numerische Strömungsmechanik) durchgeführt. Bereiche mit niedrigen Fließgeschwindigkeiten, die als Ursache bzw.
Startpunkt für z.B. Biofouling gelten,
wurden für Materialien aus gleichmäßig dicken Filamenten, aus alternierenden Filamenten unterschiedlicher Dicke
und für Materialien mit zwischen den
Kreuzungspunkten verjüngten Filamenten
berechnet (Abbildung 4). Die wesentlichen Ergebnisse dieser Berechnungen sind
zusammenfassend in Abbildung 5 dargestellt und zeigen, dass das System mit
alternierenden Filamenten (ASD) Vorteile
hinsichtlich niedriger Druckverlust und
gleichzeitig Minimierung der Bereiche
mit einer niedrigen Fließgeschwindigkeit
bietet.
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Schwerpunktthemen
Um die Leistungsfähigkeit von
Materialien mit alternierenden Filamenten
unter realen Bedingungen zu beweisen,
wurden diese parallel mit mehreren zur
Zeit verwendeten Materialien in einem
Messprogramm mit einer Durchflusszelle
getestet. Die verschiedenen Muster wurden in einer speziellen Durchflusszelle
installiert (MFS, Membran-FoulingSimulator, /1/) und unter verschiedenen
Bedingungen für z.B. den Feedstrom
getestet. Der Druckverlust für die verschiedenen Materialien wurde entsprechend ausgewertet. Abbildung 6 zeigt eine
Auswahl der getesteten Spacermaterialien
und in Abbildung 7 sind die jeweiligen
Druckverlustergebnisse, gemessen bei
einer festen Durchflussrate von 20 l/h,
dargestellt. Analog der Ergebnisse aus
den CFD-Berechnungen konnte eine verbesserte Leistung der Feedspacer bestätigt
werden, welche auf dem neuen Design der
alternierenden Filamente (ASD) basieren.
Die vorgelegten Ergebnisse zeigen,
dass die Zielsetzung für einen verbesserten
Feedspacer mit der Geometrie alternierender Filamente (ASD) erreicht werden
kann. Umkehrosmose-Elemente, die mit
einem ASD Feedspacer hergestellt werden,
weisen entsprechend einen reduzierten
Druckverlust auf. Dies hat Einsparungen
beim Energieverbrauch in einer entsprechenden UO-Anlage zur Folge. Darüber
hinaus weist der neue ASD Feedspacer
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Abb. 7: Gemessene Druckverluste der verschiedenen Spacermaterialien (s. Abb. 6) bei einer
Durchflussrate von 20 l/h
ein optimiertes Strömungsprofil mit
einer Minimierung von strömungsarmen Bereichen auf, was eine geringere Neigung zum Biofouling zur Folge
hat. Dies kann als eine Verbesserung im
Hinblick auf die Lebensdauer solcher
UO-Membranelemente angesehen werden.
Literatur:
/1/ Araújo, P.; Kruithof, J.; van Loosdrecht, M.V.M.;
Vrouwenvelder, J.S.: The potential of standard and
modified feed spacers for biofouling control;
Journal of Membrane Science, 2012, 403-404, 58-70
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