Pressebericht 17.10.2015 Ansprechpartner: Bernd Rechel, 1. Vorsitzender, Tel. 07232/8734, 01578/5223665 Wenn die Seele verletzt wird Goldader Bildung organisiert traumapädagogisches Seminar „Der Terror in den Köpfen bleibt!“ Das ist einer der Kernsätze von Peter Klentzan, Leiter des Trauma-Hilfe-Zentrums der Stiftung Wings of Hope. Als Gast von Goldader Bildung war er Referent eines ganztägigen traumapädagogischen Seminars für 40 Mitarbeiter aus Organisationen, die mit Flüchtlingen in Pforzheim und dem Enzkreis arbeiten. Peter Klentzan weiß, wovon er spricht. Von 1994 bis 2010 war er als Projektmanager in den Krisengebieten des Balkans und später im Mittleren und Nahen Osten tätig. Nach intensiver Aus- und Weiterbildung arbeitet er heute als Lehrtherapeut mit schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen und ihren Familien. Seine ganz praktischen Erfahrungen in Verbindung mit einem fundierten traumapsychologischen Wissen sorgten für einen äußerst gewinnbringenden Ausbildungstag in den Räumen des Pforzheimer Seminars für Lehrerbildung. „Auch wir sind geprägt von den traumatischen Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern aus zwei verheerenden Weltkriegen, auch wenn wir das vielleicht verdrängt haben“, stellt Klentzan in seinem einführenden Exkurs fest. Mit der Rückkehr Tausender schwerst traumatisierter Kriegsheimkehrer aus dem Vietnamkrieg habe dann in den USA die moderne Traumaforschung ihren Anfang genommen. Traumatische Erfahrungen verändern unsere Hirnstrukturen und damit unsere Persönlichkeit – das zeigten neueste neurobiologische Erkenntnisse. Am Bild der traumatischen Zange veranschaulicht Klentzan symbolhaft die Vorgänge, die sich in den Köpfen traumatisierter Menschen abspielen. Je früher solche Traumata auf Menschen einwirkten, umso intensiver seien ihre Auswirkungen. Traumatische Erfahrungen der Kindheit würden abgespalten und könnten durch Auslösereize, sogenannte Trigger, später wieder ins Bewusstsein zurückgelangen. Ausführlich schildert Klentzan die Symptomatik posttraumatischer Belastungsstörungen, die von Schlafstörungen mit Albträumen, Panikattacken, chronischen Schmerzen, Sucht- und Drogenabhängigkeiten bis hin zu sozialer Selbstisolierung und Suizidgedanken reichen könnten. Auf Fragen aus dem Teilnehmerkreis gibt er praktische Anregungen zum Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen und hat einen ganzen „Notfallkoffer“ konkreter Hilfen parat. Grundbedingung in der Begegnung mit solchen Menschen sei eine wertschätzende Haltung. Zunächst gehe es immer um Stabilisierung, denn nur innerhalb einer gewissen Stabilität und Sicherheit könnten sie nach oft traumatisierenden Fluchterfahrungen wieder Zukunftshoffnung gewinnen. Das müsse über positive Erfahrungen geschehen wie zum Beispiel die Vermittlung von Praktika und Lehrstellen für Jugendliche. Schulen müssten für Flüchtlingskinder sichere Orte sein, „Naturschutzgebiete für Seelen“, denn diese Menschen wollen lernen, so das eindringliche Plädoyer Klentzans für Bildung und Ausbildung. Lehrkräfte bräuchten aber Hilfen, um mit diesen Herausforderungen umzugehen, denn oft würden sie mit diesen Problemen allein gelassen. Zugleich warnt Klentzan aber vor einer Pathologisierung von Flüchtlingen. „Wir dürfen sie nicht kränker machen als sie sind“, so sein Ausblick. Wer eine lange und gefährliche Flucht überlebt habe, habe auch alle Fähigkeiten, um in der neuen Umgebung zu überleben. „Zu uns kommen die Mutigen und Starken, die risikobereit sind. Sie bringen auch die Ressourcen mit, die wir mobilisieren müssen.“ Unsere Aufgabe sei es, als „ Übersetzer“ unsere Werte und Normen den Flüchtlingen zu erklären und zu vermitteln, denn das sei eine unabdingbare Voraussetzung für eine gelingende Integration. Bernd Rechel als Vorsitzender des Vereins Goldader Bildung dankte dem gastgebenden Seminar für die Unterstützung bei der Durchführung des Tages und Gabi Theilmann für ihre Initiative zu diesem Fortbildungsnetzwerk in Pforzheim. Nach dem Auftaktvortrag mit dem Traumaexperten Prof. Kizilhan im März sei dieser Tag ein weiterer Baustein der Vernetzung von Hilfen. Weitere Angebote sollen folgen. Foto: alternativ Blick in die Veranstaltung oder Foto der Veranstalter Hoffnung für Flüchtlinge: Traumaseminar mit Peter Klentzan von der Stiftung Wings of Hope (2. von links) und Goldader Bildung e.V. (Bernd Rechel und Gabi Theilmann) sowie Gerhard Sutor vom Seminar für Lehrerbildung (2. von rechts). Text für Info-Kasten: Die Stiftung Wings of Hope Deutschland wurde Anfang 2003 von der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern gegründet. Schwerpunkt ist die psychosoziale Hilfe für Kinder und Jugendliche, die durch Kriege und Gewalt traumatisiert wurden. Im Trauma-Hilfezentrum am Labenbachhof in Ruhpolding finden Menschen aus helfenden Berufsgruppen eine qualifizierte Zusatzausbildung in Psychotraumatologie, Traumatherapie, Traumapädagogik und Traumaberatung. Leiter ist Peter Klentzan: www.wings-of-hope.de Goldader Bildung Pforzheim und Enzkreis e.V. 1.Vorsitzender Bernd Rechel Schubertstraße 4 75239 Eisingen Tel.: 07232-8734 Email: [email protected] Internet: www.goldader-bildung.de Sparkasse Pforzheim Calw BLZ: 666 500 85 Kontonummer: 7842201
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