Nationales Forschungsprogramm NFP71: Projekt

Nationales Forschungsprogramm NFP71: Projekt
„Determinanten von Investitionen in Energieeffizienz“
Umfrage unter Grossverbrauchern in der Schweiz
11 November 2015 | NFP71_M_Key_Kurzbeschrieb+Umfrage_GV.docx |Bernhard Oettli und Rolf Iten, INFRAS
1. Das Forschungsprojekt
Die Verbesserung der Energieeffizienz ist die erste Säule der "Energiestrategie 2050". In Unternehmen werden Entscheidung zugunsten von Investitionen in Energieeffizienz jedoch oft
nicht gefällt, da die strategische Bedeutung bzw. Der Nutzen dieser Investition für das Unternehmen nicht erkannt wird. Das Ziel des Projekts besteht darin, die Hypothese zu prüfen,
dass ein systematisches Energiemanagement die Wahrnehmung des strategischen Charakters
von Investitionen in die Energieeffizienz in einem Unternehmen deutlich stärkt.
Hintergrund
In vielen Unternehmen gibt es nach wie vor ein grosses Potenzial zur Senkung des Energieverbrauchs. Die Entscheidung für Investitionen in Energieeffizienz wird jedoch häufig nicht getroffen, obwohl ihre Wirtschaftlichkeit ausser Frage steht. Einer der Hauptgründe für dieses Problem liegt darin, dass Investitionen in Energieeffizienz keine strategische Bedeutung beigemessen wird. Der strategische Charakter einer Investition – d. h. ihr Beitrag zum Wettbewerbsvorteil des Unternehmens – spielt eine zentrale Rolle in der Entscheidungsfindung.
Zielsetzung
Die wichtigste Forschungshypothese lautet, dass Energiemanagement die Wahrnehmung des
strategischen Charakters von Investitionen in die Energieeffizienz in einem Unternehmen deutlich stärkt. Es wird davon ausgegangen, dass ein systematisches Energiemanagement dazu
führt, dass Investitionen in Energieeffizienz als strategisch wichtig wahrgenommen werden,
was letztlich Investitionen fördert und die Energieeffizienz des Unternehmens verbessert.
Um die Auswirkungen des Energiemanagements zu bewerten, sollen im Rahmen des Projekts
die folgenden Forschungsfragen beantwortet werden:
In welchem Masse verfügen Energiegrossverbraucher in der Schweiz über ein Energiemanagement?
Welche Determinanten (wie z.B. Energieintensität, Unternehmensgeschichte und –Kultur)
bestimmen das Energiemanagement einer Unternehmung?
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Wirkt sich die Existenz eines Energiemanagements auf die Beurteilung des strategischen
Charakters von Investitionen in Energieeffizienz aus?
Wie beeinflusst der wahrgenommene strategische Charakter Entscheidungen für oder gegen
Investitionen in Energieeffizienz?
Welche externen Faktoren (wie z.B. Energiepolitik oder Energiepreise) haben ein Einfluss auf
die Entscheidungen für oder gegen Investitionen in Energieeffizienz?
Führt die Existenz eines Energiemanagements zu relevanten positiven Entscheidungen zugunsten von Investitionen in Energieeffizienz? Wie wirkt sich das letztlich auf die Energiebilanz des Unternehmens aus?
Hauptziel des Forschungsprojekts ist die Beantwortung der obigen Fragen. Das Projekt kann
damit einen Beitrag leisten zum besseren Verständnis der Determinanten und der Ausprägungen von Energiemanagement in Unternehmen sowie der Entscheidungsfindungsprozesse hinsichtlich der Investitionen in Energieeffizienz.
Methodik
Zur Beantwortung dieser Fragen werden in einer Kombination aus Umfrage (mittels Fragebogen), persönlichen Interviews und einer kleinen Zahl Fallstudien quantitative und qualitative
Daten bei Energiegrossverbrauchern (GV) mit einem Elektrizitätsverbrauch von mindestens 0.5
GWh/a in der Schweiz erhoben. Abbildung 1 zeigt das Forschungsmodell und die verwendeten
Methoden in der Übersicht.
Abbildung 1: Forschungsmodell und verwendete Methoden
Startpunkt der Befragung der Grossverbrauchern ist eine schriftliche Umfrage unter den geschätzten rund 10‘000 Grossverbauchern (Unternehmen) mit ca. 14‘000 Betriebsstätten. Die
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Forschungsprojekt NFP71 M_Key / Umfrage unter Grossverbrauchern in der Schweiz
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Umfrage wird allerdings nicht „flächendeckend“, sondern auf Basis eines Samples konzipiert,
das aufgrund der folgenden Klassifizierungselemente gebildet wird:
Typ des Grossverbrauchers: Private oder bundesnahe Unternehmen, mit Fokus auf Ersteren
Grösse des Unternehmens: Nach Anzahl Mitarbeitenden (VZÄ), Unterscheidung zwischen
grossen, mittleren und kleinen Unternehmen,
Energieintensität, Anteil der Energiekosten an den Gesamtkosten,
Sektor: Klassierung auf Basis NOGA. Im Vordergrund stehen die beiden Sektoren Industrie
(Zement, Baustoffe, Stahl, Glas, Papier, Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung, Pharmazeutik, etc.) und Dienstleistungen (Banken, Versicherungen, Telekom, Grossverteiler, Planung und Engineering, Hotels, evtl. Transporte),
Geografische Verteilung: Ganze Schweiz, grundsätzlich nach Kantonen, mit einer Unterscheidung zwischen aktiven Kantonen mit fortgeschrittener Umsetzung des Grossverbraucherartikels und eher passiven Kantonen (Fokus voraussichtlich auf 12 bis 15 Kantone in der
deutsch- und französischsprachigen Schweiz),
Das Forschungsteam geht davon aus, dass mit dem oben skizzierten Sample mindestens 2000
Unternehmen/Grossverbraucher befragt werden können.
Erkenntnisse:
a) Die effiziente Befragung der GV bildet aus zumindest zwei Gründen eine Herausforderung:
Kontaktadressen: Es gibt keine zentrale Datenbank mit den Adressen und den geeigneten
Ansprechpartnern der Grossverbraucher für eine solche Umfrage,
Anonymität, Vertraulichkeit der Daten: Um die Anonymität und den Datenschutz der antwortenden Unternehmen gewährleisten zu können, können die Unternehmen nicht direkt
durch das Forschungsteam angefragt werden.
b) Das Forschungsprojekt braucht also einen oder mehrere Partner, um die Umfrage mit einem brauchbaren Rücklauf und einem vertretbaren Aufwand durchführen zu können.
2. Anfrage um Unterstützung bei der Befragung
Identifikation und Befragung der Grossverbraucher
Zur Unterstützung des Forschungsteam bei der Umfrage – insbesondere zur Vermittlung von
Adressen und Namen von Kontaktpersonen von Grossverbrauchern – werden die folgenden
Institutionen, Organisationen und Unternehmen (im diesem Abschnitt Partner genannt) betreffend einer Partnerschaft für die Umfrage angefragt:
Energiefachstellen der Kantone (via Treffen der EnFK-Arbeitsgruppe Grossverbraucher sowie
via bilaterale Kontakte)
BAFU und BFE
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ausgewählte Energieversorgungsunternehmen
Topmotors
IGEB
EnAW
ACT
Swissmem
swisscleantech.
Vorgesehenes Vorgehen
Versand der Anfrage an die Grossverbraucher (Versand des Links zum web-basierten Fragebogen per e-mail oder Post) entweder durch eine beauftragte spezialisierte Firma (im Namen des die Adresse vermittelnden Partners bzw. des Forschungsteams) oder durch den
Partner (mit Absender des Partners).
Die Grossverbraucher beantworten die Umfrage elektronisch (automatische Generation
einer Nachricht an den Absender sobald Ausfüllen des Fragebogens abgeschlossen) die Unternehmen bleiben dabei anonym.
Auswertung und Aufbereitung der Antworten und Ergebnisse auf Basis eines gemeinsam
erarbeiteten Analysekonzepts durch das Forschungsteam.
Für den Rahmen, die Einführung und als zentrale Elemente der Umfrage schlägt das Forschungsteam die Bereitstellung und den Einsatz der folgenden Dokumente vor:
Fragebogen: Entwurf durch das Forschungsteam als Grundlage der Umfrage bereits erarbeitet (Ca. 40 Fragen, mehrheitlich Ja/Nein oder Multiple Choice, so dass Umfrage in ca. 20 Minuten beantwortet werden kann).
Begleitschreiben des Partners (auf Basis Input des Forschungsteams): Einführung in das Vorhaben, Motivation der angesprochenen Unternehmen, mit den Zielen und Erwartungen, sowie insbesondere dem Nutzen des Projekt aus Sicht der Partner sowie des erwarteten Nutzens der Ergebnisse aus Sich der an der Umfrage teilnehmenden Grossverbraucher.
Hintergrundinformation zum Projekt des Forschungsteams: Kurzbeschreibung des Projekts
mit den Zielen, der Methodik und den erwarteten Ergebnissen des Forschungsprojekts.
Erwarteter Nutzen für die Partner
Der Nutzen des Engagements der Partner ist, aufgrund der Ergebnisse der Umfrage neue und
wertvolle Informationen aus erster Hand auf folgenden Fragen zu erhalten:
welche Grössen stärken die Entscheidungsprozesse zugunsten von Investitionen in Energieeffizienz und tragen damit zur Erhöhung der Energieeffizienz bei?
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welche Verbesserungen können anhand des Klassifizierungsschemas systematisch erwartet
und in der Praxis auch erzielt werden?
wie lässt sich der Vollzug der GV-Vereinbarungen aufgrund der Ergebnisse des Projekts allenfalls stärken?
Als spezieller Anreiz sollte den Partnern die Auswertung der Ergebnisse (Vorabzug, vor dem
Vorliegen des Schlussberichts Ende 2017, gesamthaft, und/oder nach Kantonen) angeboten
werden (-> mit der Leitung des NFP71 noch abzuklären).
Anreize für die teilnehmenden Grossverbraucher (Unternehmen)
Anreize für die Unternehmen, den Fragebogen zu beantworten, sind, zu erfahren:
ob/wie sich die Existenz eines Energiemanagements auf die Beurteilung des strategischen
Charakters von Investitionen in Energieeffizienz auswirkt,
ob/inwiefern die Existenz eines Energiemanagements tendenziell zu positiven Entscheidungen zugunsten von Investitionen in Energieeffizienz führt, und
wie sich beides letztlich auf die Energiebilanz des Unternehmens auswirkt.
Explizit sollten den antwortenden Unternehmen nach Möglichkeit ein Vorauszug der Ergebnisse (Auswertung aller Fragen sowie, soweit machbar, Auswertung für die Branche oder ein spezifisches Unternehmen) angeboten werden können (-> mit der Leitung des NFP71 noch abzuklären).
Beitrag zur Umsetzung der "Energiestrategie 2050"
Die Verbesserung der Energieeffizienz ist die erste Säule der "Energiestrategie 2050". Das Projekt wird Aufschluss über die herrschende Praxis von Schweizer Unternehmen bei den Themen
Energiemanagement und Investitionen in Energieeffizienz geben. Dies wiederum wird die Ausarbeitung angemessener politischer Massnahmen und Vorschriften für die Verbesserung der
Energiebilanz von privatwirtschaftlichen Unternehmen ermöglichen. Die untersuchten Unternehmen stellen eine relevante Zielgruppe für Energieeffizienzmassnahmen dar, da sie für etwa
60 Prozent des gesamten Energieverbrauchs der Schweiz verantwortlich sind. Das Projekt entspricht also ganz den Grundsätzen der "Energiestrategie 2050".
Projektleitende
Dr. Rolf Iten, INFRAS, Zürich, Teamleiter
Dr. Catherine Cooremans, Institut de recherches économiques, Université de Neuchâtel
Prof. Milad Zarin-Nejadan, Institut de recherches économiques, Université de Neuchâtel
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