LID Mediendienst Nr. 3231 vom 20. Juli 2015

Landwirtschaft für Medien – aktuell und kompetent
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
Schweine leiden
besonders unter der Hitze
ZAHLEN | KURVEN
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Erich Schäli/landwirtschaft.ch
Gute Aprikosen-Ernte
erwartet
Schweine leiden nicht nur unter der Hitze, sondern auch
unter Sonnenbrand. Deswegen ist neben Abkühlungsmöglichkeiten auch ein Sonnenschutz nötig.
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SOMMER | SERIE
„Nicht jammern, sondern innovativ sein“
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Daniel Maag hat keine Maschine erfunden, aber ist trotzdem ein Erfinder
und Tüftler. Er denkt sich unkonventionelle Wege aus, um nachhaltig und
zugleich rentabel zu wirtschaften.
Die Aprikosen-Ernte läuft derzeit auf
Hochtouren. Im Wallis, von wo 96
Prozent der Schweizer Aprikosen
stammen, wird mit 7‘750 Tonnen gerechnet. Schweizer Aprikosen gibt es
noch bis im August.
KAUFEN | GENIESSEN
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Sommerfrucht
voller Genuss
Das Wallis rechnet dieses Jahr mit
einer qualitativ und quantitativ guten Aprikosenernte.
Gezeichnet | Gelacht
9
Daten | Termine
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Agro | News
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Landwirtschaft | Afrika
Ausländische Investoren als Hoffnung und Gefahr 7
Sambia plant in der Landwirtschaft einen grossen Aufbruch. Wenn er gelingt, finden viele Menschen Perspektiven in einem Kontinent, der Einwanderung und Investitionen statt Abwanderung bräuchte.
Der Landwirtschaftliche Informationsdienst LID ist ein von über 80 landwirtschaftlichen Organisationen
und Firmen getragener Verein mit Sitz in Bern. Sein Ziel ist es, die Öffentlichkeit über alle Belange der
Land- und Ernährungswirtschaft zu informieren und das Verständnis zwischen Stadt und Land zu fördern.
Der LID wurde 1937 gegründet.
Der Mediendienst erscheint wöchentlich;
Der Abdruck ist unter Angabe der Quelle frei;
Online-Archiv unter lid.ch, Redaktionsschluss:
Freitag, 8.00 Uhr
Redaktion: Jonas Ingold (ji), Michael Wahl (mw) | [email protected] | Geschäftsführung: Markus Rediger (mr)
SCHWEINE | HALTUNG
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Schweine leiden besonders unter der Hitze
Schweine leiden nicht nur unter Hitze, sondern auch unter
Sonnenbrand. Deswegen ist
neben Abkühlungsmöglichkeiten auch ein Sonnenschutz
notwendig.
Von Michael Götz
Es ist zur Mittagszeit an einem heissen
Sommertag. Mensch und Tier ziehen sich
soweit möglich an einen kühlen Ort zurück.
Im Auslauf eines Schweinestalles läuft ein
Sprinkler, der den Boden nass macht und
Schattennetze eignen sich gut in Kombination mit Duschen im Auslauf. (mg)
manchmal steht ein Tier darunter, um sich
zu abzukühlen. Ein paar Schweine liegen
wirkt sich beim Schwein ähnlich wie beim
helfen, indem sie Suhlen und Schattenplät-
jedoch in der prallen Sonne und ihre Haut
Menschen aus. „Es juckt und es kommt zu
ze aufsuchen. Beim Suhlen überziehen sie
ist gerötet.
einer Entzündungsreaktion“, erklärt Robert
ihren Körper mit einer Schlammschicht. Aus
Graage, Tierarzt an der Schweineklinik in
dieser verdunstet nicht nur Wasser, sondern
Es juckt, aber nicht nur
Zürich. Er hält Schweine zwar für intelligent
sie schützt die Haut vor UV-Strahlen. Die
Das Duschen verstärkt die Gefahr eines
genug, dass sie Schatten aufsuchen. Doch
Natur stellt Schweinen somit eine natürli-
Sonnenbrandes. Einerseits durch die Streu-
es dürfte wohl wie beim Menschen sein,
che Sonnenschutzcrème zur Verfügung.
strahlung der an den Wassertröpfchen re-
dass es manche erst merken, wenn es zu
„Die Schweine haben sich zu helfen ge-
flektierten Sonnenstrahlen. Andererseits,
spät ist. Jeder liegt gerne dort, wo es einem
wusst“, stellt Schweinezüchter Stefan Har-
weil sich die Tiere beim Duschen abkühlen
wohl ist und wahrscheinlich ist es Schwei-
degger aus Niederbüren fest. Aber erst,
und die Hitze weniger spüren. Sie sind sich
nen im sonnigen Auslauf auf kühlem Bo-
nachdem ein Bagger ein Loch für eine Suhle
nicht bewusst, dass sie bei ihrem Sonnen-
den und bei einer leichten Brise wohler als
ausgehoben hatte. Er erzählt von einer Alp,
bad einen Sonnenbrand bekommen. Dieser
in einem schlecht gelüfteten Stall.
auf welche er Jager geliefert hatte. Suhlen
Hitze macht Schweinen
zu schaffen
mg. Schweine können nicht schwitzen
und leiden deswegen besonders unter
sommerlich heissen Temperaturen. Die
Tierschutzverordnung schreibt für neu
eingerichtete Ställe ausdrücklich Abkühlungsmöglichkeiten vor. Man kann
Schweine zum Beispiel duschen oder die
Zuluft kühlen. Bei Schweinen im Auslauf
und im Freiland geht allerdings leicht
vergessen, dass es auch zu einem Sonnenbrand kommen kann.
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
Während es bei Mastschweinen vor al-
und bei starker Sonneneinstrahlung auch
lem zu Schmerzen, Unwohlsein und weniger
Schattenplätze sind für Freilandhaltungen
Appetit kommt, kann ein Sonnenbrand bei
gemäss der Nutztier- und Haustierverord-
Muttersauen auch zu Aborten führen. Be-
nung ein „Muss“. Die üblichen, geschlosse-
sonders bei Alpschweinen kann sich die in-
nen Hütten genügen nicht als Schatten-
tensive UV-Strahlung auf die Gesundheit
spender; denn dort wird es zu heiss.
und das Allgemeinbefinden der Tier auswirken. Sie fressen weniger und unter Umstän-
Schattennetze oder Bäume
den kann es auch zu Abgängen kommen.
Meistens werden Schweine jedoch in Ställen mit befestigtem Auslauf gehalten. Dort
Schweine helfen sich selbst
sind keine Suhlen möglich. Zwar liegen
Schweine haben kein dichtes Haarkleid;
Schweine bei Hitze auch auf den Kotplatz
ihre Haut ist also voll der Sonne ausgesetzt.
und überziehen sich so mit einer gewissen
Doch Schweine wissen sich in der Natur zu
Dreckschicht. Doch das entspricht nicht
Sämtliche Inhalte sind unter lid.ch zu finden.
Der Abdruck ist unter Angabe der Quelle frei.
SCHWEINE | HALTUNG
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dem normalen Verhalten der ansonsten
lauf pflanzen, damit sie Schatten spenden.
sauberen Tiere und führt zu vermehrten
Grosse Bäume bieten ein kühles Luftkissen
Ammoniak- und Geruchsemissionen. Oft
zwischen den Schweinen und der Sonne.
werden Duschen im Auslauf eingebaut. Da
Als Nebeneffekt bietet ihr Laub den
das Duschen allerdings die Gefahr eines
Schweinen eine willkommene, natürliche
Sonnenbrandes eher verstärkt, sollte man
Beschäftigung.
den Auslauf beschatten. Es kommt nicht
[email protected]
von ungefähr, dass die RAUS-Bestimmungen die Montage von Sonnenschutznetzen
auch im nicht überdachten Teil des Auslaufes in der Zeit vom 1. März bis zum 31. Ok-
Schlamm ist die natürliche Sonnencrème
der Schweine. (mg)
tober erlauben. Langfristig lassen sich auch
Laubbäume oder Sträucher vor dem Aus-
ZAHLEN | KURVEN
GUTE APRIKOSEN-ERNTE ERWARTET
Aprikosen-Ernten im Wallis
10‘000
Tonnen
8‘000
7‘000
6‘000
5‘000
4‘000
3‘000
2‘000
1‘000
0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014 2015*
QUELLE: Walliser Obst- und Gemüse-Branchenorganisation (IFELV);
Bruno Wanner, LID; www.lid.ch
9‘000
*Schätzung
Die Aprikosen-Ernte läuft derzeit auf Hochtouren. Im Wallis, von wo 96 Prozent der Schweizer Aprikosen
stammen, wird mit 7‘750 Tonnen gerechnet. In den letzten Jahren konnte der Inlandanteil dank neuer
Sorten auf rund 50 Prozent gesteigert werden. Schweizer Aprikosen gibt es noch bis im August.
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
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SOMMER | SERIE
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„Nicht jammern, sondern innovativ sein“
Sommerserie (2). Daniel Maag
hat keine Maschine erfunden,
aber ist trotzdem ein Erfinder
und Tüftler. Er denkt sich unkonventionelle Wege aus, um
nachhaltig und zugleich rentabel zu wirtschaften.
Von Michael Götz
„Es macht Megaspass zu bauen“, sagt Daniel Maag auf dem Biohof Wiesengrund in
Oberglatt ZH. Er ist dabei, einen grossen
Stall aus Rundholz zu bauen. Neben dem
Stall liegt eine Vielzahl geschälter Baum-
In der Anflugschneise bauern: Familie Maag. (mg)
stämme. „Wir haben eine grosse Auswahl“,
nügt nicht, damit zum Beispiel Firmen ihre
vorgefertigt; die Stämme müssen zusam-
Wunschtraum
Mango- und Kiwi-Anbau
menpassen oder man muss sie durch ge-
So ungewöhnlich wie das Baumaterial sind
Leute wollen auch etwas erleben.
schicktes Fräsen anpassen. Auch wenn die
auch die Pläne für den Stall. Denn es sollen
Zimmermannsarbeit Spass macht, so ist sie
nicht nur Kühe darin leben, sondern auch
Gratisattraktion Flugzeuge
doch eine Herausforderung für den Land-
ein Gewächshaus darin Platz finden.
Die Gästebewirtung ist neben der Milch-
wirt, der zwar einen eigenen Wald besitzt,
„Mangos und Kiwis sind mein Traum“,
wirtschaft und dem Acker-/Gemüsebau ein
aber nicht Zimmermann gelernt hat. Er baut
schwärmt der Landwirt. Das Licht wird
Betriebsstandbein, das die Familie in den
den Stall zusammen mit Freunden, einem
durch eine Glaskuppe über dem First ein-
letzten Jahren aufgebaut hat. Den ehemali-
Angestellten und anderen Personen, die er
fallen und die Abwärme des Solardaches
gen Schweinestall haben sie zu einem
auf dem Hof betreut.
soll im Winter das Gewächshaus heizen.
Eventraum umgebaut. Bäuerin Susanne
Doch der Landwirt will keine Hightech-An-
Maag organisiert dort kleinere und grösse-
lage erstellen, sondern – wie er sagt – ei-
re Feste wie Hochzeiten oder Geburtstage.
nen Gegenpol zur Industrialisierung schaf-
Auch Ausflugcars machen auf dem Betrieb
fen,
nachhaltige
Halt. Für eine Gratisattraktion sorgen die
Landwirtschaft. Trotzdem war es nicht ein-
Flugzeuge, die auf dem nahe gelegenen
fach, eine Baubewilligung zu erhalten.
Flughafen Kloten zum Start oder zur Lan-
Während vier Jahren hatte der Landwirt
dung ansetzen. Wie übergrosse Schwäne
mit den Behördenvertretern diskutiert, bis
sieht sie der Besucher die Flugzeuge auf
diese verstanden, dass hier kein Vergnü-
die Landebahn zusteuern. Man könnte
gungspark entstehen soll. Daran dachten
meinen, sie landen gerade hinter dem Feld.
sagt der Landwirt. Nichts ist normiert oder
Sommerserie: Mit
Pioniergeist in die Zukunft
Die Porträts in der diesjährigen LID-Sommerserie beweisen, dass die Innovationskraft der Schweizer Bäuerinnen und
Bauern keine leere Worthülse ist.
Gezeigt werden Bauern, die mehr wollten, nie aufgaben und selbst ein Produkt, eine Maschine oder ein Konzept
erfunden und entwickelt haben. All diese
Projekte – mögen sie noch so unterschiedlich sein – haben eines gemeinsam: Sie bringen der Schweizer Landwirtschaft Perspektiven für die Zukunft.
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
nämlich
für
eine
Mitarbeiteranlässe auf dem Hof feiern. Die
sie, weil der Landwirt mit seinem Stall auch
Besucher anlocken möchte. „Ich brauche
Mobiler Melkstand
eine Attraktion im Stall“, erklärt der Land-
Die Familie Maag mit vier kleinen Kindern
wirt. Denn er und seine Frau bewirten auf
lebt bäuerlich und bescheiden. Nach dem
dem Hof Gäste. Eine Bewirtung alleine ge-
Tischgebet schöpft die Bäuerin den Kindern
Sämtliche Inhalte sind unter lid.ch zu finden.
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SOMMER | SERIE
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und Mitarbeitern. Unter dem Tisch im Freien sucht sich ein Huhn das, was vom Essen
hinunterfällt. Luxus und Geld sind offensichtlich nicht das Ziel des Landwirtes und
seiner Frau. „Unser Betrieb soll nachhaltig,
tierfreundlich, sozial und wirtschaftlich
sein“, nennt der Landwirt seine Ziele. Zur
Nachhaltigkeit gehört, dass der Betrieb wenig Energie benötigt. Als Beispiel nennt der
Landwirt die mobile Melkanlage, mit der er
auf die Weide zu den Kühen fährt. Im Sommer sind die Kühe fast immer auf der Weide
und suchen sich ihr Futter selber. Das spart
nicht nur Arbeit und Energie, sondern er-
Der neue im Bau befindliche Rundholzstall mit Teleskoplader. (mg)
leichtert dem Landwirt auch die Fruchtfolge.
Auch Handarbeit
bietet Chancen
ren, sondern er kann auch Dienstleistun-
Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Be-
oder in der sozialen Betreuung von Men-
Es macht dem Landwirt offensichtlich Freu-
triebes beträgt 31 ha, davon dienen etwa
schen. Allein tiefe Preise zu beklagen, brin-
de, unkonventionelle, naturgemässe Pro-
21 ha für den Ackerbau. Der Acker- und Ge-
ge einen nicht weiter. „Wenn du nicht jam-
duktionssysteme zu entwerfen. So lässt er
müsebau bilden das wirtschaftlich wich-
merst, bist du innovativ“, bringt es Maag
die Kälber zusammen mit den Müttern auf
tigste Standbein für den Betrieb. Auf 10 ha
auf den Punkt.
die Weide. Sie dürfen an ihnen saugen. Die
vermehrt der Landwirt biologisches Wei-
Milch, die übrig bleibt, wird gemolken.
zen- und Dinkelsaatgut, baut 5 ha Rüebli
Man nennt dies etwas umständlich „mut-
an, 2,5 ha Kartoffeln, 2 ha Konservenerb-
tergebundene Kälberaufzucht“. Es bleibt
sen und 2 ha Silomais. Die restlichen 10 ha
dem Landwirt auf diese Weise zwar weni-
sind Wiesen und Weiden. Der Gemüsean-
ger Milch zum Verkauf, aber die Kälber sind
bau, der viel Handarbeit benötigt, lässt sich
gesünder und die Mütter nehmen wieder
gut mit der Betreuung sozialorigineller Per-
besser auf. „Fruchtbarkeit und Nachwuchs
sonen verbinden. Das sind Menschen, die
sind mir wichtiger als die Milchleistung“,
sich nicht leicht in die sozialen Strukturen
sagt der Landwirt. „Schön wäre es, ich
einpassen lassen und auf dem Hof zeitwei-
könnte dabei mit einem anderen Betrieb
se eine Heimat finden. Diesen Menschen zu
zusammenarbeiten“, führt der erfinderi-
helfen, ist die soziale Ausrichtung des Ho-
sche Landwirt weiter aus. Wenn seine Käl-
fes. Offen und unkompliziert sein, sind Vor-
ber etwa einen Monat alt sind, könnte er
aussetzungen dafür.
Muttergebundene
Kälberaufzucht
sie einer Ammenkuh ansetzen und einem
Doch was treibt den Landwirt dazu an,
Partner geben, der sie sozusagen in einem
so viele Sachen auf seinem Hof auszupro-
arbeitsteiligen Verfahren aufzieht. Er selbst
bieren? „Ich liebe es, mir etwas auszuden-
könnte sich dann mehr der Milchprodukti-
ken und zu sehen, wie es herauskommt“,
on widmen. So liesse sich naturgemäss und
sagt der Landwirt. Der Umbruch in der
zugleich wirtschaftlich produzieren.
Landwirtschaft biete dazu viele Chancen.
gen erbringen, sei es in der Gastronomie
[email protected]
Ein Landwirt muss nicht immer produzie-
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
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LANDWIRTSCHAFT | AFRIKA
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Ausländische Investoren
als Hoffnung und Gefahr
Sambia plant in der Landwirtschaft einen grossen Aufbruch. Wenn er gelingt, finden
viele Menschen Perspektiven
in einem Kontinent, der Einwanderung und Investitionen
statt Abwanderung bräuchte.
Von Markus Rediger
„Wenn jemand in der Region an Lebensmittel denkt, dann soll er an Sambia denken. Dies ist unsere Vision“, sagt Evelyn
Nguleka, Präsidentin des sambischen Bauernverbandes ZNFU und des Weltbauernverbandes WFO. Ihrer Ansicht nach hat
Sambia gute Voraussetzungen, zum künfti-
Mais ist das Grundnahrungsmittel und die wichtigste Nutzpflanze in Sambia. (mr)
gen Brotkorb im Süden Afrikas zu werden.
Verwaltung. Kein Verbandsfunktionär hat
weitere Organisationen. Und das Potenzial
Das Nachbarland Simbabwe hat diese Rol-
ein politisches Amt inne. Zudem sind die
sei riesig, schwärmt Ndambo: „Von den 42
le infolge Misswirtschaft verloren.
Amtszeiten auf fünf Jahre beschränkt. Die
Millionen Hektaren bebaubarem Land wer-
Der sambische Bauernverband ist über-
Zusammenarbeit mit der Regierung und
den gerade 3 Prozent genutzt.“
zeugt vom Potenzial der heimischen Land-
Politik beschreibt Bauernverbandsdirektor
Bei der Bewässerung sieht es ähnlich
wirtschaft. Dies zeigen auch die eindrückli-
Ndambo E.M. Ndambo so: „Wir sind wie
aus. Da werden von den 523‘000 Hektar
chen Säulen in Maiskolben-Form, welche
Öl und Wasser, wir kommen uns sehr nahe,
bewässerungsfähigem Land erst 155‘912
die Eingangshalle zum Verbandsgebäude
aber wir vermischen uns nicht.“
Hektar effektiv bewässert. In einem Land,
in Lusaka stützen. Mais ist das Grundnah-
Dennoch betreibt die ZNFU ein profes-
das über rund 40 Prozent der Wasserreser-
rungsmittel und die Nutzpflanze Nummer
sionelles Lobbying und freut sich, wenn der
ven im Süden Afrikas verfügt und die gi-
1 in Sambia. „No farmer – no food – no fu-
Landwirtschaftsminister Investoren für den
gantischen Viktoria Fälle beheimatet, fragt
ture” so lautet das Credo des ZNFU. Um
Primärsektor ins Land holen und die Infra-
sich der Besucher, ob nicht mehr Wasser für
die Mitglieder, die von Kleinstbauern bis zu
struktur verbessern will.
die Bewässerung der oft staubtrockenen
Landstriche genutzt werden könnte.
den grossen kommerziellen Farmern reiverpflichtet, eine nachhaltige und gentech-
Wasserschloss
im Süden Afrikas
dem mit ungenügenden Infrastrukturen, ei-
freie Landwirtschaft zu fördern.
Den ökologischen, wirtschaftlichen und so-
nem tiefen Mechanisierungsgrad, einem
zialen Belangen soll in gleichem Masse
beschränkten Zugang zu Finanzen, Märk-
Verband und Politik
wie Öl und Wasser
Rechnung getragen werden, wie Direktor
ten und Technologie sowie hohen Ernte-
Ndambo sagt. Rund 600‘000 Kleinbauern
und Lagerverlusten. Dies seien die grössten
Der Bauernverband bezeichnet sich als po-
und 800 kommerzielle Farmer sind Mitglie-
Herausforderungen, die vom ZNFU-Chef
litisch neutral und achtet auf eine strikte
der des ZNFU, zudem Branchenorganisati-
genannt werden.
Trennung zwischen Verband, Politik und
onen, Firmen aus der Agrarbranche und
chen, zu unterstützen, hat sich die ZNFU
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
Die Landwirtschaft Sambias kämpft zu-
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LANDWIRTSCHAFT | AFRIKA
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Mehr verarbeiten
und Junge ansprechen
Landwirtschaftsminister Given Lubinda
teilt diese Einschätzung, fügt aber noch
zwei Punkte hinzu: die fehlende Verarbeitungsindustrie im Land und das Desinteresse der Jungen, in die Landwirtschaft einzusteigen. „Wir exportieren Jobs, indem wir
Mais ins Ausland schicken und Corn Flakes
wieder importieren“, sagt Lubinda. Man
habe viele Arbeitskräfte und müsse die Verarbeitungskapazitäten ausbauen. Obwohl
Sambia mehr Mais produziert, als im Land
selbst konsumiert wird, denkt er nicht pri-
Der sambische Agrarminister Given Lubinda erhofft sich Investoren, welche die Wertschöpfung im Land behalten. (mr)
mär daran, nur für den Export zu produzie-
Um private Investoren anzulocken, bietet
„Commercial Farm“, wie sie in Sambia ge-
ren, sondern für die Versorgung mit verar-
die Regierung mit dem „Farming blocks
nannt wird. Er hat die Landwirtschaft im
beiteten Produkten im Inland.
program“ Land für Investoren an. Dieses
Blut, sein Grossvater und Vater – alle wa-
Es gibt einige Bespiele chinesischer In-
umfasst 1,1, Millionen Hektar Land, aufge-
ren Farmer. Als er vor 14 Jahren begann,
vestoren, die tausende von Hektaren be-
teilt in 11 Blöcke mit je 100‘000 Hektar
habe nichts funktioniert, erklärt er. Heute
wirtschaften, zum Teil die Rohstoffe in
Fläche. Diese können nicht gekauft wer-
beherbergt die Farm 4‘000 Rinder, 350
Sambia verarbeiten und die Produkte nach
den, sondern werden für 99 Jahre zur Ver-
Kühe, 380‘000 Mastpoulets, die in jeweils
China exportieren. Geschaffen werden so
fügung gestellt. Wer aber eine grössere
weniger als zwei Monaten gemästet wer-
nur wenige Arbeitsplätze für Sambier, weil
Farm bauen will, muss oft auch Strassen,
den. Um die Sicherheit seiner Viehherden
die Chinesen ihre Arbeiter gleich aus der
Wasser, Stromversorgung und Wohngele-
im weiten Buschland sicher zu stellen, be-
Heimat mitbringen.
genheiten für Mitarbeiter bauen. Bei gross-
wachen 20 Mitarbeiter die Herden. Manch-
en Farmen werden meist kleine Spitäler
mal kommt es dabei zu Schiessereien mit
Austausch unter
Agrarjournalisten
und Schulen eingerichtet. Dies freut zwar
Viehdieben. Vor kurzem haben Investoren
die Bewohner, ist aber mit einem hohen fi-
zudem für rund 1,8 Mio. Franken einen mo-
Exposure for Development (E4D) Tours
nanziellen Einsatz verbunden – den sich
dernen Schweinestall für 500 Muttersauen
so nennen sich Pressereisen für Journa-
nur wenige leisten können.
erbaut. Der Stall ist mit Stacheldraht und
listen aus dem Norden in Länder des
Agrarminister Lubinda verspricht den
soliden Zäunen gesichert. Farmmanager
Südens. Sie werden vom Verband der
Investoren aber, dass das politische System
Rae sagt, Tierseuchen und mangelnde Fut-
internationalen Agrarjournalisten IFAJ
stabil sei und die Investitionen damit sicher.
ter- und Lebensmittelsicherheit gehörten
und von Agriterra, einer Entwicklungs-
Wegen dieser Stabilität siedelten seit 2004
zu den grössten Bedrohungen der Nutztier-
organisation der holländischen Land-
auch rund 300 weisse Farmer aus Simbab-
haltung in Sambia.
wirtschaft organisiert. Damit sollen
we nach Sambia um, nachdem sie fliehen
Agrarjournalisten hautnah Einblicke in
mussten.
die Herausforderungen der Land- und
Bei der Schilderung der Pflanzenproduktion muss Rae studieren, ob der vielen
Flächen. Er baut 1‘000 Hektaren Soja,
1‘000 Hektaren Saatmais, 500 Hektaren
Bereits wurden solche Pressereisen
Grosse Farmen
übernehmen Staatsaufgaben
nach Tansania, Uganda, Kenya und
Graham Rae ist einer dieser Grossfarmer, er
auch Tabak, Wiesenfutter und Gemüse an.
Sambia organisiert. www.ifaj.org
managt die Zambesi Ranching and Crop-
Ein eigenes kleines Spital sorgt für die freie
ping Ltd., mit 30‘000 Hektar eine grosse
medizinische Versorgung der rund 1‘800
Ernährungswirtschaft Afrikas erhalten.
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
Weizen, 470 Hektaren Kartoffeln, aber
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LANDWIRTSCHAFT | AFRIKA
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Mitarbeiter und ihrer Familien. Zudem investiert er in die Schulbildung und engagiert Lehrpersonen. Er frage sich, wieso er
trotz so viel Einsatz für die Gemeinde noch
Steuern bezahlen müsse, sagt Rae.
Neue
Kolonialisierung verhindern
Während es nur knapp 1‘000 solcher
Grossfarmen gibt, sind es vor allem die 1,4
Mio. Kleinbauern, welche die Szene bestimmen. Viele von ihnen sind zufrieden,
wenn sie für sich und ihre Familien genügend Nahrungsmittel für den Tag produzieren oder beschaffen können.
Grossfarmen mit vielen Angestellten bieten den Mitarbeitern oft auch eigene Schulen
und Krankenhäuser an. (mr)
Wenn sie sich in Genossenschaften zusammenschliessen, ihre Produktion verbessern und entwickeln würden, müsste Sambia seine Rolle als Brotkorb im südlichen
Afrika nicht nur Grossfarmen überlassen.
Zahlreiche Initiativen dazu sind im Gange.
Diese müssen aber gefördert werden, damit nicht nach der britischen eine zweite –
chinesische – Kolonialisierung das Land in
erneute Abhängigkeiten stürzt.
[email protected]
GEZEICHNET | GELACHT
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KAUFEN | GENIESSEN
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Sommerfrucht voller Genuss
ner guten Ernte. Der Schweizer Aprikosenanbau findet vor allem im Wallis statt,
ganze 96 Prozent aller Schweizer Apriko-
zvg
sen stammen von dort.
lid. Das Wallis rechnet dieses
Jahr mit einer qualitativ und
quantitativ guten Aprikosenernte.
Schon lange
im Wallis kultiviert
1838 pflanzte man im Wallis bereits die
ersten Aprikosenbäume an. Die Vielfalt an
Tipp der Woche
Die Haut einer frischen Aprikose sollte
glatt und weich sein und bei einem
leichten Druck etwas nachgeben. Da die
Aprikose schnell an Frische verliert,
sollten die Früchte möglichst schnell
verzehrt und nur nach Bedarf eingekauft werden.
verschiedenen Sorten hat sich erst in den
letzten Jahren entwickelt, was heute eine
mahlzeit. Aber auch in zahlreichen Gerich-
gute Ernteversorgung über einige Monate
ten ist sie verwendbar, vor allem in fruch-
Dieses Jahr wird im Kanton Wallis eine gute
hinweg ermöglicht. Hauptaprikosenzeit ist
tig-süsser Variante. Ob Aprikosenkuchen
Aprikosensaison erwartet. 7‘750 Tonnen
während den Sommermonaten Juli und
oder -konfitüren, als Dessert oder als feines
der begehrten Früchte können geerntet
August, wobei Mitte Juli meist die grössten
Sorbet, sie sind schmackhafte Alleskönner.
werden, schätzt die Walliser Obst- und Ge-
Mengen geerntet werden.
Aprikosen sind reich an Vitaminen, vor
müse-Branchenorganisation (IFELV). Doch
Mit ihrer kompakten Grösse – sie hat
allem an Beta-Carotin, das für den Schutz
nicht nur mengenmässig, sondern auch
einen Durchmesser von 4 – 8 cm – eignet
unsere Haut vor Sonne und Umwelteinflüs-
qualitativ rechnet die Organisation mit ei-
sich die Aprikose wunderbar als Zwischen-
sen besonders wichtig ist. Ausserdem machen sie die Vitamine B und C, sowie zahl-
Aprikosensorbet mit Muscat-Schaum
reiche Mineralstoffe zu einer rundum
Für 6 Personen
gesunden Nährstoffquelle.
Für das Sorbet alle Zutaten bis und mit
Sorbet: 1 dl Wasser; 5 EL Zucker; 1 Zimtstängel; 2 Gewürznelken; ½ Zitrone,
wenig abgeriebene Schale und ganzen
Saft; 300 g Aprikosen, halbiert
Muscat-Schaum: 2 dl Muscat; 2 Eier; 1
Eigelb; 2 EL Zucker; 2 dl Vollrahm, steif
geschlagen
Die Herkunft der „Prunus armeniaca”
Zitronensaft aufkochen. Aprikosen beifü-
ist umstritten. Den meisten Quellen zufolge
gen, weich kochen. Gewürze und Zitro-
stammt die zu den Rosengewächsen gehö-
nenschale herausnehmen, Aprikosen
rende Steinfrucht aus China, genauer aus
pürieren, auskühlen lassen. Masse in
der Mandschurei. Man vermutet, dass sie
einer Glacemaschine gefrieren oder im
bereits rund 3‘000 Jahre vor Christus kulti-
Tiefkühler ca. 5 Stunden durchfrieren
viert wurde.
lassen, dabei mehrmals umrühren. Für
den Muscat-Schaum Muscat, Eier, Eigelb
und Zucker im warmen Wasserbad zu
einer schaumigen Creme schlagen, auskühlen lassen. Rahm darunterziehen.
Muscat-Schaum und Sorbet zusammen
servieren. Muscat ist ein Walliser Weisswein aus der Muscat-Traube.
Quelle: www.swissmilk.ch/rezepte
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
Sämtliche Inhalte sind unter lid.ch zu finden.
Der Abdruck ist unter Angabe der Quelle frei.
DATEN | TERMINE
11
August 2015
Do 6.8. 14.00
Schweizer Nationalgestüt, Donnerstags im Gestüt
Avenches VD
www.harasnational.ch
Do 13.8. 9.30
Münsingen BE
Lancierungsfeier „Gemeinsame Forschung für den
Biolandbau - FiBL und Agroscope bündeln Kräfte”
www.agroscope.ch
Fr-So 28.8.-30.8. Schaffhausen
Beef 15
www.beef15.ch
Mo-Fr 31.8.-4.9. Warschau, Polen
66th EAAP Annual Meeting „Innovation in Livestock
Production: From Ideas to Practice”
www.eaap2015.org
September 2015
Mi-Do 2.9.-3.9.
Hotel Edelweiss, Blatten
im Lötschental VS
Präventions-Tagung 2015: „Prävention zwischen
Tradition und Moderne”
www.bul.ch
Do 3.9. 9.30
ZHAW, Wädenswil
Tagung Skyfood: Insekten als Nahrungsmittel
www.iunr.zhaw.ch
Fr 4.9. 8.30
Feusi Bildungszentrum,
Bern
Swiss Agro Forum 2015 - Tradition vs. Innovation
www.swissagroforum.ch
Do 10.9. 9.30
Tänikon,
Ettenhausen TG
Tänikoner Agrarökonomie-Tagung. Schwerpunktthema
Management
www.agroscope.ch
Fr 18.9. 9.30
Hotel Hertenstein,
Weggis
Tagung: Ländlicher Tourismus und Agrotourismus in der www.agrotourismus.ch
Schweiz
Fr 25.9. 9.15
Delémont-Courtemelon JU Konferenz „Zugang der Regionalprodukte zu den
Märkten”
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
www.svial.ch
Neue Veranstaltungen sind grau hinterlegt. Besuchen Sie auch Agroevent auf www.lid.ch. Dort finden Sie
zusätzliche Informationen zu den Veranstaltungen sowie weitere Veranstaltungshinweise. Auf Agroevent können
Sie auch ihre eigenen Veranstaltungen eintragen.
AGRO | NEWS
12
Neues aus der Land- und Ernährungswirtschaft
gibts auch täglich auf lid.ch: Die Agro-News
Die Agro-News finden Sie tagesaktuell unter
Dienstag, 14. Juli
Donnerstag, 16. Juli
lid.ch oder unter www.landwirtschaft.ch.
Jimmy Mariéthoz neuer Direktor der Gemüseproduzenten
Nominationen für Prix Montagne sind
bekannt
Lindt & Sprüngli mit kräftigem Umsatzplus
Wasserentnahme: Aargau erwägt weitere
Einschränkung
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Freitag, 10. Juli
Gegen Einkaufstourismus: Milchproduzenten starten Marketingaktion in Grenzregionen
Ab sofort können Schweizer Bio-Produkte
leichter exportiert werden
Raclette Suisse lanciert Grill-Pfännchen
Waldbrandgefahr in der Schweiz ist erhöht
Mehr Milchkühe und weniger Mutterkühe
in Österreich
Schweizer Konzern eröffnet Schulmühle in
Afrika
Mehr als 1 Million Hektaren Bio in
Deutschland
Montag, 13. Juli
Swissness: Nestlé und Migros wollen
schnelle Umsetzung
Weniger Geld für Zuckerrüben
Kagfreiland lanciert Kurzfilm-Wettbewerb
Appetit auf Insekten hält sich in Grenzen
Waldbrandgefahr steigt weiter
Gute Gerstenernte
Deutsche essen immer häufiger ausser
Haus
Kanton Freiburg
schränkt Wasserentnahme ein
Weitere Verhandlungsrunde zu TTIP
EU-Bauernpräsidenten wollen einfachere
Agrarpolitik
Sojabohnen: USA rechnen mit globaler
Rekordernte
Mittwoch, 15. Juli
ETHZ: Neuer Professor für Agrarökonomie
Neue Hitzewelle im Anmarsch
EU-Kommission erwartet 1 Prozent mehr
Milch
FAO will mehr Mittel für Kampf gegen
Welthunger
Migros interessiert sich für Tengelmann
Zwetschgen-Ernte beginnt nächste Woche
Biomarkt in Frankreich wächst
EU will Schulobst und Schulmilch beibehalten
Ukraine hat mehr Weizen exportiert
Viel Getreide in der EU
Nr. 3231 vom 20. Juli 2015
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