Sonntags um vier 3 Dorothee Mields Isabel Lehmann Freiburger BarockConsort »Al modo d’Orfeo« Sonntag 10. Januar 2016 16:00 Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an den Garderoben Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus. Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Mobiltelefone, bei sich haben: Bitte schalten Sie diese unbedingt zur Vermeidung akustischer Störungen aus. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass Bild- und Tonaufnahmen aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind. Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir Sie um Verständnis, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzertsaal zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen. Bitte warten Sie den Schlussapplaus ab, bevor Sie den Konzertsaal verlassen. Es ist eine schöne und respektvolle Geste gegenüber den Künstlern und den anderen Gästen. Mit dem Kauf der Eintrittskarte erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihr Bild möglicherweise im Fernsehen oder in anderen Medien ausgestrahlt oder veröffentlicht wird. Sonntags um vier 3 Dorothee Mields Sopran Isabel Lehmann Blockflöte Freiburger BarockConsort »Al modo d’Orfeo« Sonntag 10. Januar 2016 16:00 Pause gegen 16:50 Ende gegen 18:00 PROGRAMM Alessandro Scarlatti 1660 – 1725 »Dall’oscura magion dell’arsa Dite« (L’Orfeo) Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo Introduttione Recitativo 1 »Dall’oscura magion« Aria 1 »Chi m’invola« Recitativo 2 »Ma di chi mi querelo« Aria 2 »Se mirando, occhi perversi« Recitativo 3 »Or poiché mi tradir« Aria 3 »Sordo il tronco, e grave il sasso« Recitativo 4 »Ah, voi m’abbandonate« Aria 4 »Il vanto del canto« Recitativo 5 »Così dicendo, il gran cantor dell’Ebro« Aria 5 »Sì, pietà de’ miei martiri« Domenico Natale Sarro 1679 – 1744 Konzert für Blockflöte, zwei Violinen, Viola und Basso continuo a-Moll Largo Allegro Larghetto Spirituoso Johann Joseph Fux um 1660 – 1741 Suite (Ouvertüre) à 4 F-Dur K 354 für zwei Violinen, Viola und Basso continuo Grave – Allegro Aire Menuet Follie (Allegro) Bourée Guique (Prestissimo) Pause 2 Johann Joseph Fux Ouvertüre »Sposo amato«. Arie der Euridice »Io sento un freddo gelo«. Arie der Proserpina »Questo è il giorno«. Arie des Amore aus: Orfeo ed Euridice (1715) Componimento da camera per musica. Libretto von Pietro Pariati Francesco Mancini 1672 – 1737 Sonate für Blockflöte, zwei Violinen und Basso continuo d-Moll (1725?) Amoroso Allegro Largo Allegro Giovanni Battista Pergolesi 1710 – 1736 »Nel chiuso centro« (Orfeo) (vor 1735) Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo Recitativo »Nel chiuso centro« Aria »Euridice, e dove sei?« Recitativo »Si, che pietà non v’è« Aria »O d’Euridice, n’andro« 3 DIE GESANGSTEXTE Alessandro Scarlatti »Dall’oscura magion dell’arsa Dite« (L’Orfeo) Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo Recitativo 1 Rezitativ 1 Dall’oscura magion dell’arsa Dite dell’estinta Euridice seco portava Orfeo l’ombra adorata. Ma l’amante infelice l’empia legge obliata che dal nume infernal gli fu prescritta, prima d’uscir dall’infocata soglia alla bell’ombra afflitta incauto volse l’amoroso sguardo; ed oh, con qual tormento, ahi, con qual doglia sparir la vidde l’amoroso Trace. Quindi pronto ai lamenti al moto tardo, perduta la speranza di riveder mai più lo spirto amante lungi n’andò da la tartarea stanza; e poiché il crudo fato due volte gl’involò l’amato bene, così a sfogar ei prese del suo dolente cor l’acerbe pene. Aus dem finsteren Reich des sengenden Dis nahm Orpheus ihn mit sich fort, der verblichenen Eurydike geliebten Schatten. Doch geschah es, dass der glückliche Liebende, das grausame Gebot missachtend, das ihm der Herrscher der Unterwelt auferlegt hatte, bevor er die glühende Schwelle überschritt, diesem schönen, traurigen Schatten unbedacht seinen liebenden Blick zuwandte; o, wie gequält, ach, und schmerzbewegt sah der liebende Thraker, wie sie ihm entschwand. Dann, den Tränen nahe und sich vorwärtsschleppend, jeglicher Hoffnung beraubt, sie jemals wiederzusehen, die liebende Seele, floh er weit fort von des Tartaros Toren; und da ihm ein grausames Schicksal gleich zweimal das geliebte Wesen entriss, hob er an, mit diesen Worten dem bitteren Schmerz seiner leidenden Seele Ausdruck zu geben. Aria 1 Arie 1 Chi m’invola la cara Euridice, chi l’alma dal core, chi il core dal sen? Se mirarla già più non mi lice, d’eterno dolore m’uccida il velen. Wer hat mir meine Eurydike geraubt? Wer reißt mir aus dem Herzen die Seele, wer reißt mir das Herz aus der Brust? Wenn ich ihr Antlitz nicht mehr ansehen darf, dann soll doch, ach, das Gift eines ewigen Schmerzes mich töten! 4 Recitativo 2 Rezitativ 2 Ma di chi mi querelo, se delle mie sventure autor son io? Ah che l’ardente brama, il mio desio mentre anelante affretto per riveder le tue sembianze amate, consorte sventurata, mi diviser da te, l’alma dal petto. Oh più crudel di quante fur vicende, dolce occasione ingrata se amor mi noce e la pietà m’offende, e mirando il mio bene in strane guise son più crudel dell’aspe che l’uccise. Doch wessen kann ich mich wirklich beklagen, bin ich doch selbst der Grund meines Unglücks? Ach, es war meine Ungeduld und mein heißes Begehren, während ich in angstvoller Unrast sehnlichst dein geliebtes Antlitz wieder zu erblicken suchte, unglückliche Gemahlin, die dich von mir rissen und mir das Herz aus der Brust! Ach, grausamer noch als alles, was wir erlitten, ist diese süße Gelegenheit, die ich verspielte, denn Liebe ist mein Verhängnis, mein Mitgefühl Unrecht, und indem ich mein Liebstes ansah, war ich unbewusst grausamer als die Schlange, die sie getötet hat. Aria 2 Arie 2 Se mirando, occhi perversi, tor la vita voi sapete, gl’empi guardi in me conversi perché ancor non m’uccidete? Meco voi pietosi tanto vedo ben ch’esser non lice, che saria pietoso vanto dar la morte a un infelice. Wenn ihr, tückische Augen, durch bloßes Ansehen Leben auslöschen könnt, warum wendet ihr nicht euren ruchlosen Blick gegen mich und tötet nicht mich? Doch ich verstehe, dass es euch nicht erlaubt ist, mir gegenüber Mitleid zu zeigen, wäre es doch ein Akt der Barmherzigkeit, einem Unglücklichen den Tod zu gegen. Recitativo 3 Rezitativ 3 Or poiché mi tradir gl’occhi tiranni, Voi, labra mie canore, col musico valore al dolce suon de la concorde Lira, Voi raddolcite i miei crudeli affanni. Nun da meine arglistigen Augen mich verrieten, steht ihr, meine singenden Lippen, mir bei und helft mit der Macht eures Gesangs zum süßen Klang der lieblichen Leier, meine bitteren Qualen zu lindern. 5 Aria 3 Arie 3 Sordo il tronco, e grave il sasso corse al suon de’ dolci carmi. Fermò il passo belva rigida e feroce; l’onda lubrica e veloce giacque immota ad ascoltarmi. Der fühllose Baum und der bleierne Fels eilten herbei beim Klang meines süßen Gesangs; das wilde und blutdürstige Raubtier verhielt seinen Schritt; die strömende, sich überstürzende Woge stand still, um mich zu hören. Lasciò Cerbero i latrati in sentir le voci ignote. De’ dannati cessò il pianto, e il duolo eterno; si placò tutto l’inferno al tenor de le mie note. Kerberos, als er die unbekannten Klänge vernahm, hörte auf mit seinem Bellen; einige der Verdammten verstummten mit ihrem ewigen Schreien und Weinen; die gesamte Unterwelt wurde besänftigt vom Klang meiner Stimme. Recitativo 4 Rezitativ 4 Ah, voi m’abbandonate, musici spirti, e indarno chieggio da voi le meraviglie usate. Ach, ihr verlasst mich, gute Geister der Musik, und vergeblich erhoffe ich von euch die gewohnten Wunder. Aria 4 Arie 4 Il vanto del canto mi toglie il dolor. La pena raffrena gl’accenti potenti e atroce la voce mi chiude nel cor. Die Macht des Gesangs weicht dem Schmerz; der Kummer hemmt meine machtvollen Klänge und kerkert, wie entsetzlich, meine Stimme im Herzen ein. 6 Recitativo 5 Rezitativ 5 Così dicendo, il gran cantor dell’Ebro tornar volea di Pluto al cieco regno, ma a l’ardito disegno crudel s’oppose e ai musici lamenti sordo il nocchier de le perdute genti. Filli, tu che pietosa ascoltasti d’Orfeo l’istoria lagrimosa, che per un sguardo d’ogni suo ben fu privo, perché non hai pietà de’ danni miei s’ancor io per mirarti il cor perdei? So redend, gedachte der große Sänger vom Hebrus zurückzukehren in Plutons finsteres Reich, doch war für diesen verwegenen Plan und diese melodischen Seufzer unerbittlich taub der Verstorbenen Fährmann. Phyllis, die du voll Mitgefühl die betrübliche Geschichte des Orpheus angehört hast, der sein Glück wegen eines einzigen Blickes verlor, warum willst du dich nicht meiner Qualen erbarmen, verlor ich doch mein Herz, als ich dich ansah? Aria 5 Arie 5 Sì, pietà de’ miei martiri, habbi, o Cara, un sol momento. Le mie voci, il dolor mio, gl’amorosi miei sospiri fan palese il mio desio e desio morir contento. Ja, meine Liebe, hab nur einen Augenblick Erbarmen mit meinen Qualen. Meine Worte, mein Schmerz, meine zärtlichen Seufzer machen mein Begehren offenbar, und ich will zufrieden sterben. Übersetzung: Heidi Fritz Johann Joseph Fux »Sposo amato«. Arie der Euridice aus: Orfeo ed Euridice (1715) Componimento da camera per musica Libretto von Pietro Pariati Aria 8 Arie 8 Sposo amato, io veggo, io sento, che piangendo ogn’orte’n vai, perché stai senza di me. E mi dice il tuo tormento con l’amore del tuo core tutto il bel de la tua fé. Geliebter Gatte, ich sehe, ich fühle, dass du weinst, wo auch immer du weilst, weil du ohne mich bist. Das zeigt mir deine Qual durch die Liebe in deinem Herzen, und ich erkenne deine große Treue. 7 Johann Joseph Fux »Io sento un freddo gelo«. Arie der Proserpina aus: Orfeo ed Euridice (1715) Componimento da camera per musica Libretto von Pietro Pariati Aria 12 Arie 12 Io sento un freddo gelo che mi circonda il cor, ed empie di timor quest’alma mia. Ma poscia poco a poco quel gel diventa un foco e veggo ch’il mio duolo è gelosia. Ich fühle eine große Kälte, die mein Herz umgibt und die meine Seele mit Furcht erfüllt. Diese Kälte wird sodann jedoch allmählich zum Feuer, und ich sehe, dass mein Schmerz in Wirklichkeit Eifersucht ist. Johann Joseph Fux »Questo è il giorno«. Arie des Amore aus: Orfeo ed Euridice (1715) Componimento da camera per musica Libretto von Pietro Pariati Aria 49 Arie 49 Questo è’l giorno Che recò, grande Augusto, al nostro amor, la maggior felicità. Mai non ebbe il tempo no, più bel giorno in suo favor, è’l più bel mai non avrà. Dies ist der Tag, an dem ich, großer Kaiser, unserer Liebe das Glück wiedergab. Einen schöneren Tag gab es nie für mich, und werde niemals einen schöneren haben. Übersetzung: Wieners + Wieners 8 Giovanni Battista Pergolesi »Nel chiuso centro« (Orfeo) (vor 1735) Kantate für Sopran, zwei Violinen, Viola und Basso continuo 1. Recitativo 1. Rezitativ Ne chiuso centro ove ogni luce asona, all’or che pianse in compagnia d’amore, della smarita donna seguendo l’orme per ignota via, giunse di Tacia il vate. Al suo dolore qui sciolse il freno, a rintracciar pietate. E qui nel muto orrore, in dolci accenti all’alme sventurate sulla cetra narrando i suoi tormenti, temprò la pena e debellò lo sdegno del barbaro signor del cieco regno. In den Tiefen der Unterwelt, wo alles Licht erstorben ist, in Begleitung Amors seufzend und klagend, wandelt auf der verblichenen Gemahlin Spuren und folgt ihr auf dem unbekannten Weg der Sänger Thrakiens. Er lässt seinem Schmerz dort unten freien Lauf, um Mitgefühl zu erregen, und inmitten des stummen Entsetzens, den unglücklichen Seelen mit lieblichen Klängen auf seiner Leier seine Qualen erzählend, lindert er seinen Schmerz und bezwingt den Grimm des grausamen Herrschers dieses lichtlosen Reichs. 2. Aria 2. Arie Euridice, e dove sei? Chi m’ascolta, chi m’addita dov’è il sol de gli occhi miei? Chi farà che torni in vita? Chi al mio cor la renderà? Cor mio, mia vita, cor mio. Preda fu d’ingiusta morte. Io dirò, se tra voi resta l’adorata mia consorte, che pietà più non si destra, che giustizia più non v’ha. Eurydike, wo bist du? Wer hört mich und wer kann mir sagen, wo meiner Augen Sonne ist? Wer nur, wer kann sie wieder zum Leben erwecken, wer gibt sie meinem Herzen zurück? Sie war eines ungerechten Todes Beute. Ich sage euch, wenn meine geliebte Gemahlin für immer unter euch bleiben muss, gibt es nirgendwo mehr Erbarmen, gibt es auf der Welt keine Gerechtigkeit mehr. 9 3. Recitativo 3. Rezitativ Si, che pietà non v’è, se a me non lice piegar del fatto il braccio onde risani la cruda piaga d’Euridice in seno. Non v’è pietà no, non s’intende amore! Se invan sospiro, invan mi crucio e piango! Ma, che dissi, che finsi un tanto afetto, chi non provò? Chi non intense ancora di natura d’amor le voci i monti? Angue tra spine sia tra Ircane selve feroce Tigre, o tra Numide arene siano indomite belve. Ditelo voi, che trasse amor tra l’ombre pallida amica turba. Evandro, Fedra, e tu prole d’Acasto, e voi, compagni, si può tra rai del sole tornar così? Chi può senza il suo bene trare i giorni odiosi, e disperando vivere per amare, amar penando? Nein, es gibt kein Erbarmen mehr, gelingt es mir nicht, die Macht des Schicksals zu erweichen, damit in meinem Herzen heilt die schmerzende Wunde von Eurydikes Tod. Nein, es gibt kein Erbarmen mehr und keine Liebe, wenn ich vergeblich seufze, mich härme und weine. Doch was sage ich da? Welche Torheit! Wem könnte es fremd sein, so tiefes Gefühl? Wer hätte nie die Stimme der Natur und der Liebe vernommen und ihre Wallung? Sei es die Schlange, die lauert zwischen den Dornen, oder der grausame Tiger in den Wäldern Hyrcanias oder das Raubtier in den numidischen Wüsten? Ihr, die euch Amor ins Reich der Schatten führte, sagt mir, bleiche Schar, oder ihr, Phädra, Evadne, du, Abkömmling des Akastos, ihr alle, Gefährten, ist es möglich, unter den Strahlen der Sonne weiterzuleben? Kann man ohne das geliebte Wesen schreckliche Tage voller Verzweiflung verbringen und leben, um zu lieben, lieben, um zu leiden? 4. Aria 4. Arie O Euridice, n’andrò festoso! O d’Aceronte sul nero fonte, disciolto in lagrime. Spirto infelice, si, io resterò! Non ha terrore per me la morte, Preso al mio Amore, ogni aspra sorte, ogni sventura soffrir si può! Entweder gehe ich jubelnd mit meiner Eurydike, oder ich werde an des Acherons finsteren Ufern, in Tränen aufgelöst, als verzweifelter Schatten für immer verweilen. Der Tod hat für mich keinen Schrecken; der nahe, die ich liebe, kann ich das härteste Schicksal, das schwärzeste Unglück geduldig ertragen. Übersetzung: Heidi Fritz 10 ZU DEN WERKEN Orpheus oder die Kraft der Musik Welcher angehende »Superstar« träumt nicht davon, dass ihm die Welt zu Füßen liegt und er nach seiner Entdeckung nicht gleich wieder als unbedeutendes Sternchen am ohnehin schon recht üppig bestückten Firmament des Ruhmes untergeht. Orpheus, dem Sohn des Apollon und der Kalliope, ist dies sagenhaft gelungen. Seinem Instrument, der Lyra (ein Geschenk seines Vaters), ist nichts weniger als ein Sternenbild am Himmel gewidmet. Und kaum eine Figur hat die Fantasie von Autoren und Komponisten so beflügelt wie jene allegorische Gestalt der göttlichen Inkarnation des Gesanges schlechthin, dieses Sängers der griechischen Mythologie, der mit seiner Musik eine geradezu therapeutische Wirkung auf Menschen, Tiere und sogar die unbelebte Natur zu haben vermochte. So sehr sich die Mythen in Bezug auf Herkunft, Leben und Tod des Orpheus unterscheiden, so sehr haben sie doch jenes Motiv der Macht seiner Musik auf die Natur gemeinsam. Er machte selbst Raubtiere friedlich, versetzte Berge, brachte Felsen und Steine zum Wandern und Weinen. Flüsse kamen zum Stillstand oder änderten ihren Lauf, um dem Musiker zu folgen, ähnliches taten Bäume, ja ganze Wälder. Orpheus begleitete die Argonauten (Helden einer griechischen Sage, die mit ihrem sagenhaft schnellen Schiff Argo segelten) auf ihrer Fahrt nach Kolchis (dem späteren Georgien am Kaukasus) zur Eroberung des Goldenen Vlieses (das Fell des goldenen Widders Chrysomeles). Dort besänftigte er die streitenden Gefährten, den Sturm und sang den das Vlies bewachenden Drachen in den Schlaf. Den Ruderern gab er den Takt an, übertönte mit seiner Musik sogar die Sirenen, dessen süßer Gesang die an ihrer Insel vorbeifahrenden Seeleute stets zu verführen drohte. Kaum eine Figur dürfte daher geeigneter sein, die apollinische Kraft und Macht der Musik darzustellen. Doch Orpheus war nicht nur ein Künstler, dem niemand und nichts widerstehen konnte – er war der Gründer eines bis heute rätselhaft erscheinenden Mysterienkults, dessen Anhänger an die Wiedergeburt glaubten. Dieses Detail schlägt sich wiederum in der berühmten Geschichte von Orpheus und seiner Geliebten Eurydike, einer Dryade (Baumnymphe), nieder. Nach der Rückkehr aus Kolchis heiratet Orpheus sie. Bei Vergil stellt ihr nun der sie ebenso 11 verehrende Hirte Aristaios nach. Sie flüchtet vor ihm, wird von einer Schlange gebissen und stirbt. In Ovids Metarmorphosen stirbt Eurydike am Hochzeitstag, während sie, von einer Schar Najaden begleitet, durch die Auen wandert (vielleicht ließ Ovid, der ja Apollon auch als Orpheus’ Vater nennt, Aristaios aufgrund dessen Abstammung bewusst nicht auftreten, da er ja ein Halbbruder des Orpheus wäre; vielleicht besaß Ovid aber auch eine andere Quelle als Vergil). Orpheus überwindet seine Trauer, indem er ihr in die Unterwelt folgt, um sie kraft seiner Kunst dem Tod wieder zu entreißen. Sein schmerzgetränkter Gesang kann zunächst den Fährmann Charon erweichen (der die Seelen der Verstorbenen über den Unterweltfluss Styx ins Totenreich bringt), danach auch den mehrköpfigen Kerberos (den Wachhund der Unterwelt). Vor dem Thron des Hades und seiner Gattin Persephone (in der römischen Mythologie Proserpina) bringt Orpheus seine klagende Bitte zum Klang seiner Lyra vor, singt von seiner unendlichen Liebe zu Eurydike und seinem unerträglichen Schmerz. Er ruft ins Gedächtnis, dass auch Hades selbst einst von der Liebe überwältigt wurde, als er Persephone geraubt und sie zu seiner Gemahlin gemacht habe. Und nun geschieht etwas, was noch nie im Hades geschehen ist: Rings um den lamentierenden Sänger scharen sich die wesenlosen Schatten und weinen. Selbst die Marter- und Folterinstrumente der Büßer halten inne, als wäre Orpheus’ Gesang ein Gegengift zu den von den Göttern über sie verhängten Strafen: Tantalos vergisst seinen quälenden Durst und Hunger und hascht nicht mehr nach der entweichenden Quelle, Ixions mit Schlangen besetztes Folterrad steht still. Die Danaiden, die ein durchlöchertes Fass zu füllen hatten, lassen ab von ihrem vergeblichen Mühen, die Geier hacken nicht mehr nach Tityos’ Leber und Herz, Sisyphos sitzt müßig auf seinem sonst immer wieder den Berg hinabrollenden Felsblock, und selbst die sonst so unnachgiebigen Eumeniden (die Rachegöttinnen) sind zu Tränen gerührt. Schließlich gewähren Hades und Persephone Orpheus, seine große Liebe zurück ins Leben zu holen – aber nur unter der Bedingung, sich bis zum Erreichen des Tores zur Oberwelt nicht nach ihr umzuschauen. Sonst wäre Eurydike für ihn auf ewig verloren. Doch kurz bevor ein erster Lichtstrahl die beiden erfassen kann, tappt Orpheus in die perfide Falle der Totengötter – die 12 Angst, dass seine Gattin in der Finsternis seinen Spuren nicht folgen kann, die Sorge, sie sei bereits vom Aufstieg erschöpft, oder (auch) die Sehnsucht nach ihrem Anblick wird ihm zum Verhängnis. Nur zu gut wissen die Götter, dass die Kraft der Liebe noch weitaus mächtiger ist als die der Musik. Angesichts ihres traurigen wie zärtlichen Anblicks entschwindet sie ihm und er greift ins Leere: Die Verheißungen erfüllen sich und es reißt sie zurück in die dunkle Unterwelt. Wie von Sinnen stürzt Orpheus den steilen Pfad zurück bis an den Styx. Doch diesmal weigert sich der Fährmann, ihn über den schwarzen Strom zu fahren. Sieben Tage und sieben Nächte sitzt er am Ufer und versucht, die Unterirdischen durch Bitten und Klagen und flehende Lieder erneut milde zu stimmen. Doch die Götter bleiben eisern. Daraufhin durchirrt Orpheus klagend sein Heimatland Thrakien und entsagt für immer jeder Liebe zu einer anderen Frau. Das gefällt der Frauenwelt überhaupt nicht, woraufhin diese grausam Rache nimmt: Eine Schar wilder Bacchantinnen (auch Mänaden genannte Begleiterinnen des Dionysos) macht sich über ihn her und zerreißt ihn in Stücke. Kopf und Lyra werfen sie ins Meer und beide gelangen singend und klingend auf die Insel Lesbos auf der man Orpheus ein Heiligtum errichtet. Die Insel selbst wird später zur Heimstatt der Dichtung – aber das ist eine andere Geschichte. Bei Ovid jedenfalls gelangt Orpheus zuletzt ein weiteres Mal in die Unterwelt und ist so für immer mit Eurydike vereint. Heute wird Orpheus zumeist in einem Atemzug mit Eurydike genannt – als »unzertrennliches« Liebespaar der antiken Mythologie wie etwa Philemon und Baucis oder später Tristan und Isolde. Tatsächlich aber ist in der ursprünglichen Sage von einer Gemahlin noch gar nicht die Rede. Orpheus erfüllt dort durch sein musisches Talent lediglich seine Aufgabe im Kreis der Argonauten. Das Auftreten Eurydikes ist uns wesentlich später überliefert. Zum ersten Mal ist ihr Name im Drama Alkestis von Euripides, also etwa 130 Jahre nach Orpheus’ literarischer Geburt überliefert. Dort klagt Admetos, er hätte gerne dieselbe musische Gabe wie Orpheus besessen, um seine Alkestis – wie Eurydike – aus dem Hades zurückzuführen. Eine Reihe von griechischen Autoren bezeugt in der Folgezeit, also vom 5. bis zum 1. Jahrhundert vor Christus, die Version, nach der Eurydike nach ihrem Tod wieder ins Leben zurückkehren durfte. Die tragische 13 Variante aber, nach der sich Orpheus beim Aufstieg trotz Verbots nach seiner Geliebten umdreht und sie somit für immer verliert, finden wir, wie schon erwähnt, erstmals in Vergils Georgica und fast zeitgleich beim späthellenistischen Autor Konon in seinen Dihegesis. Das Motiv der Wiedervereinigung mit Eurydike in der Unterwelt hingegen gab es zwar schon in der voraugusteischen Literatur, jedoch hatte sie da noch ein glückliches Ende. Der tragische Ausgang findet erst in Vergils Georgica Erwähnung. Von einem Römer also, nicht von einem Griechen stammt die populäre Sage um den thrakischen Helden und seine Gattin. Dennoch hat die Erzählung griechische Vorläufer, welche heute jedoch nicht mehr genau rekonstruierbar sind. Orpheus’ Name ist gegen Ende der archaischen Epoche der griechischen Literatur beim Dichter Ibykos erstmals belegt. Danach preisen die Lyriker Simonides von Keos und Pindar die magische Wirkung von Orpheus. Seine Gestalt ist dabei in der Sage von den Argonauten verwurzelt, er selbst in Thrakien im Rhodopengebirge. Als Orpheus’ Vater wird neben Apollon (Gott des Lichts und Frühlings, der sittlichen Reinheit und Mäßigung, der Heilung, Weissagung sowie der Künste) der thrakische König und Flussgott Oiagros genannt, als seine Mutter die Muse Kalliope (Muse der epischen Dichtung, der Wissenschaft, Philosophie und des Saitenspiels). Orpheus’ Tod ist in seiner ursprünglichen Form mit dem Dionysoskult verbunden: Bei Aischylos wird er von Mänaden zerrissen, da er sich von Dionysos abwendet, bei späteren Autoren dagegen sind es Thrakerinnen, denen er – als vermeintlicher Frauenfeind – die Teilnahme an Orgien verwehrt hatte. Bei Phanokles, einem frühhellenistischen Dichter (seinem Beispiel folgt später Ovid), wird Orpheus ebenfalls von Thrakerinnen zerteilt, da er deren Männer zur Knabenliebe verführte. So sehr sich die Mythen in Bezug auf Herkunft, Leben und Tod des Orpheus unterscheiden – ein Motiv haben alle gemeinsam: die Macht, welche seine Musik auf die Natur ausübt. Tiere, Pflanzen, Gestalten, Felsen, Gewässer, sie alle kann Orpheus durch seinen Gesang und sein Spiel auf der Lyra beeinflussen. Die Kraft seines Gesangs scheint einer künstlerischen Kompensation oder sogar Metapher auf das künstlerische Schaffen überhaupt gleichzukommen, sprich: (die Trauer um) Eurydike verwandelt sich in Musik. Das vertiefte Leid – die Klage des Orpheus am Styx dauert 14 bei Vergil 7 Tage, bei Ovid gar 7 Monate (!) – wird zum Katalysator des kreativen Akts. Die trauernde Liebe wird so zur musischen Klage und Orpheus’ Musik letztlich zur magischen Kraft. Dabei ist diese jedoch immer zumindest so undionysisch, wie es die Absage seiner Lebensweise an den Weingenuss ist. Genauso wie von seiner Musik keineswegs Rausch und enthusiastischer Überschwang ausgeht, sondern vielmehr apollinisch-lichte Reinheit und heilende Wirkung, rhythmische Klarheit und Ordnung. Der endgültige Durchbruch des Interesses an dem Orpheusschen Stoff – auch wenn nur vordergründig – ist einer musikalischen Innovation zu verdanken: dem Entstehen der Oper zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Nachdem Angelo Poliziano den Stoff erstmals seit Aischylos wieder – in einer Art rezitativartigem Sprechgesang – auf die tragische Bühne brachte, kehrt bereits bei Giulio Caccini und Jacopo Peri, den Begründern der Oper, Eurydike mit Orpheus von den Toten zurück und lebt mit ihm in glücklicher Ehe (beide nannten ihr Werk Euridice). Am Ende erfährt Orpheus gar die Apotheose, indem er aus den Heiligen Quellen des Apoll (!) trinkt und selbst zum Gott wird. In Claudio Monteverdis L’Orfeo verliert der Protagonist seine Geliebte zwar, steigt aber, nachdem er aus dem Fluss des Vergessens trinkt, mit Hilfe seines Vaters Apollon (!) zu den Sternen und somit in die himmlische Unsterblichkeit auf. Eurydike hingegen wird schlichtweg vergessen … Was die einen als bloßen Sieg des Lichtes über die Finsternis betrachten, betonen andere als die Wiedergeburt des Orpheus in seinem Eigensein als Heros der Musik. Während Stefano Landi, Luigi Rossi, Antonio Sartorio, Antonio Draghi, Bernardo Sabadini, Alessandro Scarlatti und André Campra ihren Orpheus italienisch singen lassen, erklingt er bei Marc-Antoine Charpentier und Louis Lully in französischer Sprache. Neben Opern entstehen gleichermaßen Masken- und Singspiele, Pastorale, Ballette, Kantaten, Madrigale und Lieder. Während die ursprüngliche griechische Tragödie der Gottheit zugedacht war, verherrlicht die Oper des 18. Jahrhunderts nun den Menschen. Entsprechend dem barocken Zeitgefühl der Sinnenfreude sind – mehr und stärker als in jeder anderen Epoche – Burleske, Maskenspiel, Ballett und Pantomime künstlerische Mittel der Wahl: Der Orpheus-Mythos verkommt bisweilen gar zum verharmlosten Amüsement. Neben Johann Joseph Fux, Georg Philipp Telemann, Jean-Philippe 15 Rameau, Georg Christoph Wagenseil, Carl Henrich Graun, Carl Ditters von Dittersdorf, Joseph Haydn, Niccolò Jommelli und Giovanni Battista Pergolesi ist aus dieser Zeit vor allem Christoph Willibald Gluck zu nennen, der mit seiner ersten »Reform«-Oper Orfeo ed Euridice die Musik wieder ausschließlich in den Dienst des Dramas stellt. Bei ihm und seinem Librettisten endet dies mit der Wiederbelebung der Eurydike durch den herabschwebenden Eros (in der römischen Mythologie Amor): Der Sieg des Lichts ist zu einem Sieg menschlicher Leidenschaft, der Liebe und Einheit geworden. Wie auch schon bei Ovid ist der Mythos so ein wenig von seinem tragischem Ballast befreit und in eine Sphäre der Menschlichkeit und Liebe verwandelt. Ein tröstender Gedanke, der Sinnbild für die Kraft der Musik. auch und vor allem in heutigen Zeiten hochaktuell bleibt – wie die Legende von Orpheus als Sinnbild für die Kraft der Musik.« Christoph Guddorf 16 BIOGRAPHIEN Dorothee Mields Dorothee Mields ist eine der führenden Interpretinnen für die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts und wird von Publikum und Presse besonders für ihr Timbre und ihre berührenden Interpretationen geliebt. Ihre makellose Technik und die schwerelose Klarheit ihrer Stimme prädestinieren sie ebenso für die Werke zeitgenössischer Komponisten wie Beat Furrer, Gérard Grisey, Hans Werner Henze und Pierre Boulez. Eine enge Zusammenarbeit verbindet Dorothee Mields mit dem Collegium Vocale Gent, der Nederlandse Bachvereiniging, dem Orfeo Barockorchester, dem Freiburger Barockorchester, dem RIAS Kammerchor, dem Bachcollegium Japan, dem Orchestra of the 18th Century, der Lautten Compagney, dem Tafelmusik Baroque Orchestra Toronto und dem Klangforum Wien sowie mit Dirigenten wie Stefan Asbury, Beat Furrer, Paul Goodwin, Philippe Herreweghe, Gustav Leonhardt, Emilio Pomàrico, HansChristoph Rademann, Masaaki Suzuki und Jos van Veldhoven. Sie ist gern gesehener Gast internationaler Festspiele wie Bachfest Leipzig, Wartburgkonzerte Eisenach, Suntory Music Foundation Festival in Japan, Boston Early Music Festival, Festival van Vlaanderen, Wiener Festwochen, Händel-Festspiele Halle, Musikfestspiele Potsdam, Styriarte Graz, Les Académies Musicales de Saintes, Niedersächsische Musiktage und Musikfest Bremen. Ein wichtiger Bereich ihres künstlerischen Schaffens sind Solound Kammermusikprojekte wie z. B. Lord Nelson am Nil, worin die Seeschlachten von Lord Nelson musikalisch rezipiert werden, White as Lillies was her Face mit Liedern von John Dowland und Texten von Heinrich Heine, Mort exquise, mort parfumée mit Werken französischer Impressionisten, oder ihr Programm Duft und Wahnsinn mit Hille Perl und Lee Santana. 17 Eine stetig wachsende Diskographie mit etlichen preisgekrönten Aufnahmen dokumentiert ihr künstlerisches Schaffen. Besondere Beachtung fanden In Darkness Let Me Dwell und Loves Alchymie mit Hille Perl und Lee Santana, die Purcell-Programme Love Songs und Love’s Madness mit der Lautten Compagney und Wolfgang Katschner, das Telemann-Album Die Hoffnung des Wiedersehens mit dem Orfeo Barockorchester, Krieger-Kantaten mit der Hamburger Ratsmusik und Inspired by Song mit dem Flötisten Stefan Temmingh. 2011 erschienen Chopin-Lieder mit dem Pianisten Nelson Goerner. Wichtige Projekte der Saison 2015/16 umfassen Auftritte mit Stefan Temmingh beim Festival Rheinvokal und den Ittinger Pfingstkonzerten, mit der Lautten Compagney u. a. bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten und mit dem Collegium Vocale Gent u. a. bei der Ruhrtriennale sowie Konzerte mit dem Freiburger Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Berlin. Eine Tournee mit der Wiener Akademie führt sie im Frühjahr 2016 in die USA und nach Kanada, wo sie weitere Konzerte mit Early Music Vancouver und mit Tafelmusik Toronto singt. In der Kölner Philharmonie war Dorothee Mields zuletzt im April 2015 zu hören. 18 Isabel Lehmann Isabel Lehmann absolvierte das Musiklehrerdiplom im Fach Blockflöte zunächst an der Musikhochschule Freiburg bei Agnes Dorwarth, danach studierte sie am Konservatorium in Rotterdam bei Han Tol, wo sie 1990 das Solistendiplom mit Auszeichnung erhielt. Ein DAADStipendium ermöglichte ihr ein Zusatzstudium der mittelalterlichen Musik bei Pedro Memelsdorff an der Civica Scuola di Milano. Sie erhielt den VriendenkransPreis des Concertgebouw Amsterdam und gewann 1989 den internationalen Blockflöten-Wettbewerb in Calw. Isabel Lehmann ist Blockflötistin des Freiburger Barockorchesters, des Combattimento Consort Amsterdam, des Ensembles La Risonanza (Italien) und von Café Zimmermann (Frankreich). Mit diesen Ensembles und anderen war sie zu Gast bei den bedeutendsten internationalen Festivals und wirkte bei zahlreichen CD-Einspielungen mit. Seit 2010 ist sie Dozentin für Blockflöte an der Musikhochschule Freiburg. Als Solistin ist Isabel Lehmann heute zum ersten Mal in der Kölner Philharmonie zu hören. 19 Freiburger BarockConsort Das Freiburger BarockConsort hat sich auf die kleiner besetzte Musik des 17. und frühen 18. Jahrhunderts spezialisiert. Bestehend aus Mitgliedern des Freiburger Barockorchesters, verfolgt diese Formation seit ihrer Gründung das Ziel, mit ausgefallenen Programmen abseits vom gängigen Konzertrepertoire liegende Stücke wiederzuentdecken oder vermeintlich Bekanntes aus ungewohnter Perspektive in neuem Licht erklingen zu lassen. Der programmatische Horizont erstreckt sich dabei von englischer (A Masque of Beauty) und norddeutscher Musik (Abendt-Musick, Bach und Freunde) über Kompositionen aus dem Habsburger Reich (Habsburger Serenade) und dem italienischen Frühbarock bis hin zur Kombination von barocker und zeitgenössischer Musik (Zeitsprünge). Vor allem die bildhaften und ungemein virtuosen Kompositionen von Heinrich Ignaz Franz Biber, Johann Heinrich Schmelzer, Georg Muffat und Antonio Bertali gehören zum Kernrepertoire des Freiburger BarockConsort. Neben CD-Einspielungen mit Werken dieser Komponisten hat sich das 20 Freiburger BarockConsort in seiner Aufnahmetätigkeit erfolgreich für die in Vergessenheit geratene Kammermusik Georg Philipp Telemanns eingesetzt. Die neueste CD des Freiburger BarockConsort erschien im April 2012 und widmet sich mit einem ausgewählten Programm erneut der Instrumentalmusik Johann Heinrich Schmelzers. Bei uns war das Freiburger BarockConsort zuletzt im April 2015 zu Gast. Die Besetzung des Freiburger BarockConsort Blockflöte Isabel Lehmann Violine Petra Müllejans Christa Kittel Viola Werner Saller Violoncello Stefan Mühleisen Violone Matthias Müller Laute Lee Santana Cembalo, Orgel Torsten Johann 21 KölnMusik-Vorschau Januar SO 17 15:00 Filmforum FR 15 Der Lieblingsfilm von Sir András Schiff 20:00 Thomas Trotter Orgel Andrej Rubljow UdSSR 1966, 185 Min. | OmU Wir zeigen eine digitale Filmkopie. Regie: Andrei Tarkowski Werke von Johann Sebastian Bach, Mauricio Kagel, Moritz Moszkowski, Wolfgang Amadeus Mozart, Jonathan Dove, William Thomas Best, Robert Schumann, Paul Dukas und Franz Liszt Medienpartner: choices KölnMusik gemeinsam mit Kino Gesellschaft Köln Orgel Plus 2 Karten an der Kinokasse SA 16 SO 17 20:00 Matti Salminen Bass M. A. Numminen Gesang und Moderation 18:00 Stefan Dohr Horn Orchestre Philharmonique du Luxembourg Gustavo Gimeno Dirigent Avanti! HumppAvanti! Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 HumppAvanti! ist ein musikalisches Labor, eine Erfindung des Kammerorchesters Avanti!, das auf Initiative von Esa-Pekka Salonen und Jukka-Pekka Saraste gegründet wurde. Der neu geschaffene HumppAvanti!-Stil gibt den Musikern, deren eigentliche Betätigung weit entfernt ist vom vermeintlichen Kitsch des Humppa (gewissermaßen eine finnische Variante des Foxtrotts), vollständige künstlerische Freiheit, in der sie von freier Atonalität über klassische Tanzmusik zu Klezmer alles spielen können. Jede HumppAvanti!Show ist ein einzigartiges Erlebnis für vorurteilsfreie Musik-Liebhaber! Wolfgang Rihm Konzert für Horn und Orchester Drei Walzer Dmitrij Schostakowitsch Sinfonie Nr. 1 f-Moll op. 10 16:00 Museum Ludwig Blickwechsel Musik und Kunst: »Emotion und Kalkül« Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V. Kölner Sonntagskonzerte 2 SO 17 11:00 Karnevalistische Matinee zugunsten des Kölner Rosenmontagszuges »Immer wieder Mottolieder« KölnMusik gemeinsam mit dem Festkomitee Kölner Karneval 22 Ann Hallenberg Mezzosopran Céline Scheen, Alexandra Turalska Sopran Aneta Petrasová, Kamila Mazalová Alt Václav Čížek, Alessio Tosi Tenor Lisandro Abadie, Marián Krejčík Bass Collegium Vocale 1704 Dienstag 19. Januar 2016 20:00 Collegium 1704 Václav Luks Dirigent Foto: Petra Hajská 1701 hatten sich Händel und Telemann kennengelernt und waren fortan eng miteinander befreundet. An diese legendäre Komponistenfreundschaft erinnern das von Cembalist und Dirigent Václav Luks gegründete Prager Barockorchester Collegium 1704 sowie das Vokalensemble Collegium Vocale 1704. Auf dem Programm stehen gleich drei imponierende Chorwerke, darunter das zum Frieden von Utrecht komponierte »Te Deum« von Händel sowie Telemanns »Donner-Ode«, die anlässlich des Erdbebens von Lissabon im Jahr 1755 entstanden ist. MI SO 20 24 20:00 20:00 Peter Serkin Klavier Yuja Wang Klavier Jan Pieterszoon Sweelinck Capriccio a1 SwWV 281 Cynthia Millar Ondes Martenot Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela Gustavo Dudamel Dirigent Carl Nielsen Thema mit Variationen CNK 81 Olivier Messiaen Turangalîla-Sinfonie für Klavier, Ondes Martenot und großes Orchester Wolfgang Amadeus Mozart Sonate für Klavier a-Moll KV 310 (300d) Rondo für Klavier a-Moll KV 511 Max Reger Aus meinem Tagebuch – Auszüge Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e. V. Ludwig van Beethoven Sonate für Klavier Nr. 30 E-Dur op. 109 19:00 Einführung in das Konzert durch Stefan Fricke Internationale Orchester 4 19:00 Einführung in das Konzert Piano 4 MO 25 SO 24 20:00 Kelemen Quartet Barnabás Kelemen Violine / Viola Katalin Kokas Violine / Viola Gábor Homoki Violine / Viola László Fenyö Violoncello 16:00 Harriet Krijgh Violoncello Magda Amara Klavier Nominiert vom Wiener Konzerthaus und Musikverein Wien Henry Purcell Vierstimmige Fantasien Nr. 6 a-Moll Z 740, Nr. 8 G-Dur Z 742 und Nr. 10 a-Moll Z 744 Felix Mendelssohn Bartholdy Sonate für Violoncello und Klavier D-Dur op. 58 Raymond Murray Schafer Streichquartett Nr. 3 Johanna Doderer Break On Through DWV 95 Deutsche Erstaufführung Béla Bartók Streichquartett Nr. 1 a-Moll op. 7 Sz 40 Sergej Rachmaninow Sonate für Violoncello und Klavier g-Moll op. 19 Joseph Haydn Streichquartett d-Moll op. 76,2 Hob III:76 Gefördert durch die Europäische Kommission Kaum hatte sich das nach seinem Primarius Barnabás Kelemen benannte Streichquartett 2010 gegründet, gewann es innerhalb kürzester Zeit bedeutende Wettbewerbe. Das u. a. von András Schiff und Günter Pichler geförderte Erfolgsquartett gibt sein mit Spannung erwartetes Philharmonie-Debüt und beweist mit einem Programm, das vom Barock bis in die Moderne reicht, seine ungeheuer vielseitige Musikalität. 15:00 Einführung in das Konzert Rising Stars – die Stars von morgen 4 Quartetto 4 24 Foto: Marco Borggreve Mittwoch 27. Januar 2016 20:00 Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy Cappella Andrea Barca Sir András Schiff Klavier und Leitung Zum 55. Mal zu Gast in der Kölner Philharmonie ist András Schiff, 2014 von der englischen Königin Elisabeth II. in den Adelsstand erhoben. In einer Doppelfunktion als Pianist und Dirigent hat sich der leidenschaftliche Kammermusiker zusammen mit der von ihm gegründeten Cappella Andrea Barca besonders der Musik Mozarts verschrieben, aber natürlich nicht nur ihr. Im Konzert in der Kölner Philharmonie sind auch die Sinfonia Nr. 9 C-Dur für Streichorchester und das Klavierkonzert Nr. 2 d-Moll von Mendelssohn Bartholdy zu hören – mit Schiff als Solist am Klavier inmitten des Orchesters. Um 19 Uhr hält Oliver Binder eine Einführung in das Konzert. Ihr nächstes Abonnement-Konzert SA So 30 28 20:00 Februar 16:00 Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Marek Janowski Dirigent Mahan Esfahani Cembalo Concerto Köln Claude Debussy Le Martyre de Saint Sébastien L 124 Sinfonische Fragmente Johann Sebastian Bach Toccata d-Moll BWV 913 aus: Sieben Toccaten für Klavier BWV 910 – 916 Henri Dutilleux Métaboles Fred Frith Episodes for Orchestra (for Amanda Miller) César Franck Sinfonie d-Moll FWV 48 Johann Sebastian Bach Konzert für Cembalo, Streicher und Basso continuo d-Moll BWV 1052 extra mit Deutschlandfunk 2 SO Henryk Mikołaj Górecki Konzert für Cembalo (oder Klavier) und Streicher op. 40 (1980) 11:00 Steve Reich Piano Phase (1967) für zwei Klaviere oder Marimbaphone (Version für Cembalo und Tonband) 31 FF – Fastelovend Ferkeet Karnevalistische Matinee zugunsten der Schull- un Veedelszöch Carl Philipp Emanuel Bach Konzert für Cembalo und Streicher d-Moll Wq 23 (1745 – 48) KölnMusik gemeinsam mit »Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums e. V.« Sonntags um vier 4 Februar / / FR Sa So 05 06 07 20:00 Helge Schneider Karnevalsshow Lass knacken, Oppa! 26 Samstag 13. Februar 2016 20:00 Niño Josele Quintet Niño Josele Gitarre Luis Verde Saxophon Julián Heredia Bass Guillermo McGuill Drums José Heredia Piano / Keyboard Foto: Montuno Der spanische Flamenco-Gitarrist Niño Josele hat bereits mit allen großen Namen des Genres auf der Bühne gestanden. Mit Paco de Lucía, der als Großmeister der Flamenco-Gitarre galt, war er gar über sechs Jahre hinweg auf Tour. Doch auch der Jazzpianist Chick Corea gehört zu seinen Fans. Schließlich lässt Josele in die traditionelle Flamenco-Musik seines Heimatlandes Jazz-Anleihen einfließen. Inspiration findet er aber auch in der klassischen Musik. Philharmonie-Hotline 0221 280 280 koelner-philharmonie.de Informationen & Tickets zu allen Konzerten in der Kölner Philharmonie! Kulturpartner der Kölner Philharmonie Herausgeber: KölnMusik GmbH Louwrens Langevoort Intendant der Kölner Philharmonie und Geschäftsführer der KölnMusik GmbH Postfach 102163, 50461 Köln koelner-philharmonie.de Redaktion: Sebastian Loelgen Corporate Design: hauser lacour kommunikationsgestaltung GmbH Textnachweis: Der Text von Christoph Guddorf ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Fotonachweise: Stefan Lippert S. 20; A. van der Vegt S. 17 Gesamtherstellung: adHOC Printproduktion GmbH Werke von Claude Debussy, Henri Dutilleux und César Franck Foto: Felix Broede Samstag 30. Januar 2016 20:00 RundfunkSinfonieorchester Berlin Marek Janowski Dirigent koelner-philharmonie.de 0221 280 280
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