Wohlstand ein Mittel gegen Angst

LOKALES
Samstag, 6. Februar 2016
28
Ostalb
Wertstoffhöfe am
Dienstag zu
Schwäbisch Gmünd. Die GOA weist
darauf hin, dass am Faschingsdienstag,
9. Februar, die Wertstoffhöfe ab 12 Uhr
geschlossen sind. Wertstoffhöfe, die
dienstags nur nachmittags geöffnet haben, bleiben komplett geschlossen. Am
Rosenmontag und am Dienstagvormittag gelten die gewohnten Öffnungszeiten. Die Entsorgungsanlagen Ellert und
Reutehau sowie die Erdaushub- und
Bauschuttdeponie Herlikofen bleiben
am Faschingsdienstag den ganzen Tag
geöffnet. Bei den Abfuhren von Hausmüll, Gelben Säcken und Bioabfall kann
es an den Faschingstagen wegen der
Umzüge zu Abweichungen von den üblichen Fahrtrouten kommen. Die GOA
bittet die Haushalte darum, Restmülltonnen, Blaue Tonnen, Gelbe Säcke und
Biobeutel am Abfuhrtag rechtzeitig vor 7
Uhr bereitzustellen.
Infos zu den Abfuhren und Öffnungszeiten gibt’s bei der GOA unter (07171) 1800555 und -520.
Erste Schritte im
Internet der Dinge
Schwäbisch Gmünd. Im Oktober 2015
ging der Studiengang Internet der Dinge
der Hochschule Aalen in Schwäbisch
Gmünd an den Start. Am 12. und 13. Februar wird nun dessen erste Semesterausstellung stattfinden. Nach dem ersten
Semester will der Studiengang einen Einblick in die Themen, mit denen sich die
Studierenden auseinandergesetzt haben,
gewähren und die Projektarbeiten vorstellen. Sicherheit im Netz, intelligente
Lichtsysteme oder soziale Kompetenz
sind eine Auswahl der Themengebiete,
mit denen sich die Studierenden des Studiengangs Internet der Dinge auseinandergesetzt haben. Die Studierenden
möchten mit den Besuchern über diese,
aber auch über die Rolle des Ingenieurs
im Berufsfeld Internet der Dinge diskutieren. Neben den Arbeiten im Forum Goldund Silber werden weitere Projekte auch
an der Hochschule für Gestaltung in der
Rektor-Klaus-Straße präsentiert.
� Zu sehen sind die Projekte Freitag, 12.
Februar, 10 bis 19 Uhr, und Samstag, 13.
Februar, 10 bis 19 Uhr.
� Zur Diskussion laden die Studierenden
am Samstag, 13. Februar, von 13 bis 16.30
Uhr ein.
KURZ UND BÜNDIG
Kreisverwaltung schließt früher
Alle Dienststellen der Kreisverwaltung
sind am Faschingsdienstag, 9. Februar,
ab 11.45 Uhr geschlossen.
AUS DER REGION
500 Paar Schuhe gestohlen
Waiblingen. Sie sollten eigentlich nach
Afrika geliefert werden: Ein Unbekannter hat in Waiblingen eine Großlieferung originalverpackter Schuhe gestohlen. Wie die Polizei berichtet,
drang der Unbekannte im Zeitraum
zwischen Dienstag und Donnerstag in
den Keller eines Gebäudes in der Salierstraße ein und entwendete die 500
Paar Schuhe, die in Originalkartons verpackt waren. Der Gesamtwert der
Schuhe beträgt etwa 2000 Euro. Die
Schuhe sollten eigentlich nach Afrika
versendet werden.
Salat auf Straße gekippt
Schorndorf-Miedelsbach. Unbekannte
entsorgten bei Schorndorf rund 300
Stück verpackte Eisbergsalate, Fleischtomaten, Salatgurken sowie Auberginen auf dem „Käferparkplatz“ zwischen Miedelsbach und Welzheim. Der
Herkunft der Lebensmittel ist bislang
unbekannt. Dem Verpackungsmaterial
nach handelt es sich um spanische Produkte.
Gefühlte Sicherheit und Wohlstand lassen der Angst keine Chance, negative Erfahrungen schon.
(Foto: pixabay)
Wohlstand ein Mittel gegen Angst
Soziologie-Professor Dr. Stefan Immerfall sagt, was Menschen ängstigen kann und was Glück ausmacht
Wo sich Menschen in Sicherheit
wiegen, fühlen sie sich glücklicher.
Aber gesellschaftliche und politische Gefahrenlagen bringen sie
aus dem Gleichgewicht. Da kann
sich schon mal die Angst breit machen. PH-Professor Dr. Stefan Immerfall beantwortet Fragen rund
um die Ängste in der Gesellschaft.
KUNO STAUDENMAIER
Schwäbisch Gmünd. Wie entstehen
diese Ängste? „Die Angst“, sagt Professor
Dr. Stefan Immerfall, „ist eine individuelle Stimmung, im Gegensatz zur Furcht
vor gefühlter Bedrohung“. Angst sei
wohl evolutionsbedingt, sie schärfe die
Aufmerksamkeit – bis zu einem bestimmten Level. Wenn die Schwelle
überschritten wird, macht sich die Phobie breit. „Dann nisten sich Ängste vor
Dingen ein, die man eigentlich nicht
fürchten müsste.“ Die Angst vor Spinnen
etwa ist in diesen Breitengraden überflüssig, es gibt kaum gefährliche Exemplare.
Ängste in der Gesellschaft nimmt Immerfall auf drei Ebenen wahr:
� Gesellschaften haben unterschiedliche historische Erfahrungen gemacht.
Ängste sind deshalb unterschiedlich
ausgeprägt. Beispiel Deutschland: Hyperinflation und Staatsbankrott haben
die Menschen so geprägt, dass die Angst
davor noch heute existiert. Franzosen
oder Griechen sehen das weitaus entspannter, sie haben solche geschichtlichen Erfahrungen nicht gemacht.
� Aktuelle Herausforderungen wie das
Flüchtlingsthema, der Terrorismus, können zu Ängsten führen.
� Neue Medien können Ängste heraufbeschwören. Weil sie Ereignisse aus allen Winkeln der Erde verbreiten. Immerfall: Lokale Kriege und Terror gab es auch
vor 80 Jahren, die Nachricht darüber erreichte die Menschen nicht oder viel
später. Untersuchungen ergaben außerdem, dass Menschen, die viel lokales Fernsehen
nutzen,
mehr
Angst vor Kriminalität
haben,
auch wenn sie in
einem
Gebiet
wohnen, in dem
weniger passiert.
Angst hat auch mit Wohlstand zu tun.
„Wo sich Wohlstand etabliert hat, wo die
Gesellschaft weiter wächst, sind die
Menschen optimistischer“ sagt Stefan
Immerfall. Auch ein Gedanke an die Zukunft kann Ängste schüren – oder das
Gegenteil bewirken. Dabei geht es um
eine für viele zentrale Frage: Wird es meinem Kind schlechter gehen als mir?
Immerfall nennt ein Phänomen aus
den USA: „Viele Menschen haben dort
Angst um ihre Gesundheit. Fakt ist aber:
Sie sind im Durchschnitt gesünder, leben länger.“ Von Ausnahmen abgesehen. Seit der Jahrtausendwende stehen
Forscher dort vor einem Rätsel: Die Lebenserwartung der Männer zwischen 40
und 60 mit weißer Hautfarbe ist rückläufig. Nun wird vermutet, dass das gesellschaftliche und wirtschaftliche Un-
gleichgewicht diese Altersklasse besonders trifft, dass sie sich bedroht fühlt.
Wie wenig Angst mit der Wirklichkeit
zu tun hat, zeigen andere Beispiele. Die
Gefahrenlage wird, so Immerfall, medial
vermittelt. Etwa die Absage des Länderspiels. Angst macht sich breit, viele Menschen meiden dann große Veranstaltungen. Nach dem Terroranschlag 2001 in
den USA wollten die Leute nicht mehr
mit dem Flugzeug verreisen.
Sie stiegen aufs
Auto um. Auf der
Straße hat es aber
mehr zusätzliche
Opfer gegeben
als bei einem
Flugzeugabsturz, so die Erkenntnis. Lange halte ein verändertes
Verhalten nicht an. Mit der Zeit kehren
die Menschen zum alten Lebensstil zurück. Immerfall: „Das ist positiv, denn
die Terroristen möchte ja den westlichen
Lebensstil treffen.“
Soziologen beschäftigen sich auch mit
dem Gegenteil von Angst, subjektives
Wohlbefinden nennen sie es, ein Synonym für Glück. Was trägt zum Glück bei?
� Menschen in einer demokratischen
Gesellschaft sind glücklicher, selbst
wenn andere in einem undemokratischen System noch reicher wären.
� Menschen sind dort glücklicher, wo
sie sich sicher fühlen können.
� Zum Glück gehört es, Freundschaften
zu pflegen, man sollte sogar lieber auf einen besseren Job verzichten, wenn
Freundschaften schwieriger mache.
� Bewegung macht glücklich. Viel Fernsehen dagegen nicht.
� Anderen helfen macht glücklich, in
der Nachbarschaft, in der Flüchtlingshilfe, in sozialen Diensten.
Jede Gesellschaft kennt Stimmungsschwankungen. Mal ist sie zukunftsgläubiger, mal ängstlicher. Immerfall greift
dazu auf eine Statistik zurück, die das Allensbacher Institut seit 1950 veröffentlicht. Jeweils am Jahresende wird die
Frage beantwortet, wie das nächste Jahr
werden könnte. Ängstlich war die Gesellschaft 1962 zu Zeiten der Kubakrise und
einem drohenden Atomkrieg, 1974 nach
Ölkrise und wirtschaftlichem Einbruch
geht die Kurve nach unten. Dafür erreicht sie ihren Höhepunkt Anfang der
1990er-Jahre nach der Wiedervereinigung. Derzeit ist Stimmungs-Mittelmaß
angesagt. Die Wirtschaft gibt keinen Anlass zur Sorge, aber Klimawandel, Terror
und Flüchtlingsthema verhindern den
gefühlten Höhenflug.
Immerfall bringt das Thema Angst auf
einen Nenner: „Es kommt nicht auf die
Wirklichkeit an, sondern darauf, wie
Menschen sie interpretieren.“
Der Experte
Professor Dr. Stefan Immerfall ist Institutsdirektor der Abteilung Soziologie / Politikwissenschaft an der PH in Schwäbisch
Gmünd. Seine Schwerpunkte sind Soziologische Grundlagen, praxisbezogenen Fallstudien, wirtschaftlicher und sozialer
Wandel, europäische Integration.
Hilfe für Helfer und schwierige Gespräche
Reihe zum Thema Gewaltprävention ist gestartet – mehrere Angebote in den nächsten Wochen
Der Prävention von Gewalt widmet sich eine Reihe, die Andreas
Schumschal vom Landratsamt auf
die Beine gestellt hat. Den Auftakt
machte Gabi Tappmeier, die zum
Thema „Der Trainingsraum oder
wie störungsfreier Unterricht gelingen kann“ referierte. Der nächste Termin findet am 9. März statt.
Aalen. „Die erfolgreiche Fortbildungsreihe bildet mittlerweile eine wichtige
Säule in der Gewaltprävention im Ostalbkreis. Sie ist ein Kooperationsmodell
der Koordinationsstelle Prävention und
der Erziehungs- und Familienberatungsstelle des Ostalbkreises, der schulpsychologischen Beratungsstelle sowie
den Präventionsbeauftragten des Regierungspräsidiums“, erläutert Präventionsberater Schumschal.
Das Thema Trainingsraummodell basiere auf den Grundregeln der einzelnen
Schulen. Demnach sollen störende
Schüler lernen, Verantwortung zu übernehmen und soziale Schlüsselqualifikationen erwerben. Als Folge der Störungen geht wichtige Lernzeit verloren und
es herrsche Unzufriedenheit, Resignation und Frustration. Als Ziele der Methode werden störungsfreier Unterricht,
Stärkung des Verantwortungsbewusstsein, Reflektion von unangemessenem
Verhalten und das Finden von Änderungsmöglichkeiten genannt. Die vorhandenen Probleme sollen gelöst anstatt
bestraft oder sanktioniert werden. Die
Trainingsräume sollen zur Verbesserung
des sozialen Klimas in den Klassen beitragen.
Die nächsten Angebote:
� Schwierige Gespräche: Am Mittwoch,
9. März, werden Marie-Luise Saile und
Anja Sievert-Braun, Diplompsychologinnen beim staatlichen Schulamt Göppingen, die Reihe mit dem Thema
„Schwierige Gesprächssituationen in der
Schule – Praxis“ fortsetzen. In der Veranstaltung werden Gesprächsbeispiele von
herausfordernden Situationen aufgezeigt, analysiert und alternative Verhaltensweisen erarbeitet.
� Hilflose Helfer: Uli Leinmüller, Kinderschutzbeauftragter, Astrid Hark-Thome und Roland Predan, beide von der
Erziehungs- und Familienberatungsstelle und Kontaktstelle gegen sexuellen
Missbrauch beim Landratsamt Ostalbkreis, und ein Kinderarzt aus Aalen werden am Mittwoch 20. April 2016 das Thema „… Hilflose Helfer? … Was tun?“ vorstellen.
� Die Fähigkeit, Krisen zu meistern:
Am Mittwoch, 4. Mai, werden Dieter
Hahn und Ute Wickert, Präventionsbeauftragte beim Regierungspräsidium
Stuttgart das Thema „Resilienz“ – die Fähigkeit, Krisen zu bewältigen – ansprechen.
� Als Gruppe laufen lernen: Dr. Andreas Abt, Diplompädagoge und Lehrbeauftragter Uni Tübingen, und Andreas
Schumschal stellen das Thema „Als
Gruppe laufen lernen“ am 15. Juni vor. In
diesem Seminar werden Ideen und
Möglichkeiten geboten, um Gruppenprozesse zu initiieren. Außerdem wird
die Wichtigkeit von Ritualen im Teamentwicklungsprozess dargestellt.
� Courage: Angela von Manteuffel, Diplompädagogin, wird die Fortbildungsreihe am 20. Juli mit dem Thema „Der
Circle of Courage“ abschließen.
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Anmeldungen beim Landratsamt Ostalbkreis, Koordinationsstelle Prävention, per E-Mail an
[email protected].