Fachartikel erschienen in: HebammenInfo 3/2014 Fachzeitschrift Bund freiberuflicher Hebammen Deutschland e.V. Schwerpunktthema: Nichtmedikamentöse Schmerzlinderung und Geburtserleichterung Alexandra Kopf Hypnose und Selbsthypnose während der Schwangerschaft und Geburt Hypnose ist eine Möglichkeit in der Geburtsvorbereitung und in der Geburt die natürliche Entspannungsfähigkeit zu nutzen, Angst zu reduzieren und Schmerz zu bewältigen. Hypnose ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern ein Verfahren das bereits in prähistorischer Zeit genutzt wurde. In vielen Kulturen werden hypnotische Rituale, die meist der Heilung der Menschen dienen, angewandt. Heute gewinnt die Anwendung von Hypnose als wissenschaftlich gut untersuchte Methode im medizinischen und psychotherapeutischen Rahmen immer mehr an Bedeutung. Allerdings ist Hypnose nicht einfach nur eine Technik, die sich durch einen Fingerschnipps anwenden lässt. Es ist die Kunst achtsam mit Sprache und nonverbaler Kommunikation zu arbeiten. In der Hypnose ist die Klientin nicht passiv, sondern wird darin unterstützt die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken und konzentriert sich auf hilfreiche Fähigkeiten und Stärken. Um dies zu ermöglichen braucht es einen Rahmen, der durch die Beziehungsgestaltung, Gesprächsführungskompetenz, eine besondere Sprachwahl so wie verschiedene Methoden zur Herbeiführung eines Trancezustandes gestaltet wird. Hypnose führt einen Trancezustand herbei – ein natürlicher körperlicher und mentaler Zustand wird auf besondere Weise genutzt. Grundsätzlich verfügt jeder Mensch über die Fähigkeit einen Trancezustand zu entwickeln. Es ist eine Form konzentrierter Aufmerksamkeit, die es uns ermöglicht alle anderen Reize in den Hintergrund treten zu lassen und sich ganz auf eine bestimmte Sache zu fokussieren. In leichter Ausprägung erleben Sie eine so genannte Alltagstrance regelmäßig und im Schnitt alle 90 Minuten am Tag. Es sind Momente in denen Ihre Wahrnehmung nicht im Außen ist, sondern der Fokus sich auf die innere Vorstellungswelt richtet. Die Gedanken driften ab, der Blick geht ins Weite, die Atmung vertieft sich, die Muskulatur ist entspannt und im Gehirn sind alpha-Wellen messbar. Wir träumen mit offenen Augen. Dies geschieht ohne bewusste Steuerung, es passiert unwillkürlich. Diese natürliche physiologische Fähigkeit in Trance zu gehen wird bei der Hypnose genutzt. Alles, was unsere Aufmerksamkeit fesselt und intensiv absorbiert, kann eine Trance auslösen. Anders als im normalen Wachbewusstsein, bei dem unser Fokus häufig wechselt, kommt es im Trancezustand zu einer erhöhten Konzentration und Fokussierung, so dass alle zu diesem Zeitpunkt irrelevanten Reize ausgeblendet werden und weit in den Hintergrund treten. Sie haben diesen Zustand bei Gebärenden sicherlich oft beobachtet. Der natürliche Trancezustand der während der Geburt entsteht, kann durch die gezielte Anwendung von Hypnose vertieft, selbstbestimmt reguliert und positiv genutzt werden. Hypnose unterstützt diese natürliche Fähigkeit in professioneller Form und kann den Weg frei machen, um in gutem Kontakt zum eigenen Empfinden auf körperlicher und mentaler Ebene so wie mit dem Kind zu sein. Der Begriff Hypnose beschreibt im Grunde den Weg hin zu einem Trancezustand. Dafür gibt es viele Methoden und Techniken. Vielleicht haben Sie Erfahrungen mit Autogenem Training oder Meditation. Wahrscheinlich bieten Sie die eine oder andere Entspannungstechnik wie beispielsweise Traumreisen in Ihren Kursen an. Erinnern Sie sich selbst daran, wann Sie das letzte Mal ganz versunken bei einer Sache waren und die Zeit vergessen haben. Mit Hilfe der Hypnose wird ein Zustand erreicht, der sich durch verschiedene objektive Merkmale messen lässt: der Stresshormonspiegel sinkt, die Atmung vertieft sich, die Gehirnwellen verändern sich, der Blutdruck sinkt und der Puls verlangsamt sich, der Körper ist gut durchblutet und mit Sauerstoff versorgt, die nicht benötigte Muskulatur entspannt sich nahezu vollkommen. Subjektive Veränderungen zeigen sich in einer Einengung der Aufmerksamkeit, so dass beispielsweise störende Geräusche ausgeblendet werden. Die Körperwahrnehmung verändert sich – was sich für die Schmerzbewältigung hervorragend nutzen lässt. Es entsteht eine verbesserte visuelle Vorstellungskraft für innere Bilder oder Filme. Ein weiteres Kennzeichen ist die verzerrte Zeitwahrnehmung, das heißt die angegebene Zeiteinschätzung nach der Hypnose stimmt selten mit der tatsächlich gemessenen Uhrzeit überein. Auch dies sicherlich ein Phänomen, das Sie bei Geburten beobachtet haben. Wenn Menschen befragt werden, wie sie den Zustand der Hypnose erfahren haben, hört man oft, es sei wie kurz vor dem Einschlafen. Ein Zustand in dem man wie zwischen Wachen und Schlafen eher in Bildern denkt die spontan auftreten, als würde man in einem Buch blättern, das nach einer ganz eigenen Logik geordnet scheint. Was ist nun das Besondere an der Hypnose und wie lässt sie sich für Ihre Arbeit als Hebamme nutzen? Sprache und Beziehungsgestaltung sind wichtige Grundlagen der Hypnose. Die Anwendung von Hypnose ist sehr viel mehr als die Herbeiführung eines Entspannungszustandes. Eine gelungen Hypnose ist immer ein Produkt der Kooperation zwischen den Beteiligten. Dazu gehört eine vertrauensvolle Beziehung, Transparenz und ein gemeinsames Ziel. Eines der grundlegendsten Prinzipien, damit Hypnose funktioniert, ist die Fähigkeit die Wahrnehmung der Klientin wertschätzend zu spiegeln und durch kompetente Gesprächsführung die Ressourcen zu entdecken, die für die Geburt nützlich sind. Welche inneren Bilder, Vorstellungen und Wünsche hat eine Schwangere für die Geburt? Was ist hilfreich, was weniger? Diese Vorstellungen sind Ressourcen die in Form von individuellen Gefühlen, Lebenserfahrungen und Potenzialen vorhanden sind. In besonders herausfordernden Situationen oder wenn ängstliche Gefühle uns überfluten, scheinen diese Kompetenzen wie gelöscht. Der Zugriff ist blockiert und mit rationalen Argumenten oft nicht herzustellen. Es nützt dann nichts – wenn auch gut gemeint – zu einer angespannten ängstlichen Frau zu sagen, sie solle sich entspannen, denn das würde sie sicherlich gerne - nur findet sie gerade keinen Zugang zu dieser Fähigkeit. Damit sie sich nicht noch inkompetenter fühlt und sich der gewünschte Zustand von Zuversicht und Entspannung einstellt, können gezielte hypnotische Techniken helfen die eigenen Ressourcen wieder zugänglich zu machen. In der Anwendung von Hypnose in der Notfallmedizin hat es sich bewährt, erst einmal den momentanen Zustand anzuerkennen und zu spiegeln. Dann wird beispielsweise kurz zurück gemeldet, dass man sieht, wie angespannt Kiefer- und Nackenmuskulatur sind und wie flach die Atmung geht. Anschließend können der Klientin Angebote gemacht werden, was jetzt ganz konkret gut tun kann, wie beispielsweise eine Reise durch den Körper zu beginnen oder innerlich an einen angenehmen Ort zu reisen. Dies geschieht in Form von Tranceinduktionen und greift individuelle Erfahrungen und innere Bilder auf. Wir können davon ausgehen, dass jeder Mensch über ein individuelles inneres Wissen darüber verfügt, was ihm gut tut. Es ist im so genannten Unbewussten gespeichert und lässt sich durch Hypnose zugänglich machen und aktivieren. Das Unbewusste Das Unbewusste lässt sich als eine riesige innere Bibliothek beschreiben, die durch die Fähigkeit einer Person entsteht, alles, was sie im Lauf ihres Lebens gesehen, gelernt und gefühlt hat zu speichern. Das Unbewusste ist etwas Gutes und sollte als Beschützer und innerer Helfer gesehen werden, auf den man sich verlassen und bauen kann. Die neurobiologischen Grundannahmen für eine bewusste und unbewusste Verarbeitung von Informationen werden durch das Großhirn und das Limbische System definiert. Der Geburtsverlauf wird über bewusste und unbewusste Abläufe im Gehirn gesteuert. Während der Geburt – besonders in der letzten Phase – entsteht automatisch ein Trancezustand. Wie lässt sich dies optimal durch die Anwendung von Hypnose nutzen? Dem limbischen System kommt bei der Arbeit mit Hypnose eine tragende Rolle zu. Im Trancezustand treten die Bewertungssysteme der Großhirnrinde, die uns im Wachzustand durch den Alltag navigieren in den Hintergrund. Deshalb sollte das rationale und vernünftige Denken nicht stimuliert werden. In den Vordergrund tritt die Fähigkeit, sich ganz sich selbst zuzuwenden und der inneren Bilder- und Gefühlswelt zu folgen. Eine Art Selbstanbindung die stärkt und auf angenehme Weise Lösungsideen entwickelt. Im Limbischen System werden alle Sinnesreize und die damit einhergehenden Körperreaktionen reguliert. Dies geschieht unbewusst und es werden hauptsächlich Bilder und Emotionen verarbeitet, die wiederum darüber entscheiden, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten. Wir bekommen über das limbische System Rückmeldungen, wie wir Signale aus der Außenwelt einordnen, um entsprechend zu handeln. Über unsere Sinnesorgane, wie Augen, Ohren oder Haut nehmen wir Reize aus der Umwelt wahr und diese werden an den sensorischen Thalamus geleitet. Dieser leitet die Informationen weiter zur Amygdala (Mandelkern) wo Emotionen – hauptsächlich Angst - und Erinnerungen verarbeitet werden. Dieser Teil des limbischen Systems ist immens wichtig, um mögliche Gefahren zu erkennen und entsprechende Fluchtoder Kampfreaktionen auszulösen. Dies geschieht über die Regulation von Hormonausschüttungen, Herzfrequenz und Blutdruck. Angst führt zu vermehrter Anspannung und kann den Geburtsverlauf in unerwünschter Weise beeinflussen. Hier kommt die Hypnose als Bewältigungsstrategie ins Spiel, um das Alarmsystem zu beruhigen und dem was geschieht eine positive Bedeutung zu geben. Die Wehen – wenn sie angstbesetzt sind und als nicht kontrollierbarer Stress und überwältigender Schmerz erlebt werden – lösen eine Alarmreaktion aus, die zu einer andauernden Flucht- Kampf- oder Erstarrungsreaktion führen können. Dies geschieht auf unwillkürlicher Ebene und wird dann als nicht steuerbar wahrgenommen. Ein solcher (Fehl-) Alarm entsteht, wenn die natürlichen physiologischen Abläufe während der Geburt als Gefahr interpretiert werden. Selbsthypnose und Hypnose setzen an dieser Stelle an und bieten Lösungskompetenzen für den Umgang mit Angst und Schmerz. In der Vorbereitung auf die Geburt erlernen die Frauen Selbsthypnose und etablieren neue Bedeutungsmuster für den Geburtsprozess und die Wehen. Die Wehenpausen werden mit wohltuenden regenerierenden inneren Bildern/ Filmen und Autosuggestionen gefüllt. Von Wehe zu Wehe kann sie immer wieder selbst regulieren und tief in einen entspannten Zustand eintauchen. Schmerzbewältigung in der Geburt Während der Geburt kann es zu einem Teufelskreis aus Angst-, Anspannung und Schmerzen kommen, den der Gynäkologe Dick Read ausführlich untersuchte. Dieses Modell ist bestechend einfach und ermöglicht es, durch verschiedene Interventionen, die sich immer enger ziehende Spirale aus Angstgefühlen, Anspannung und damit einhergehender verstärkter Schmerzwahrnehmung in einen fließenden Prozess zu verwandeln. Hypnose bietet hier eine gute Möglichkeit diesen Kreislauf zu unterbrechen. Entängstigung durch Entspannung Es besteht ein evidenter Zusammenhang zwischen Angst und Anspannung. Damit ist alles, was entspannend wirkt auch unmittelbar entängstigend. Der Trancezustand, der durch die Hypnose induziert wird, bewirkt eine vegetative Umschaltung, die von den oben beschriebenen Phänomenen begleitet wird. In der Hypnose werden Suggestionen angeboten, die neue Bedeutungsmuster aktivieren. Welche Befürchtungen genau sind es, die eine Frau nicht entspannen lassen? Hier besteht die Kunst darin, genau diese zu erfragen und gemeinsam – schöpfend aus Ihren vielfältigen Erfahrungen und angekoppelt an die Ideen der Frau - neue Perspektiven zu entwickeln. Schmerzbewältigung durch die Veränderung der Schmerzwahrnehmung Schmerz entsteht im Kopf, denn hier werden die sensorischen Informationen des Körpers encodiert und bekommen eine affektive Bedeutung. Schmerzempfinden setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: a) der psychologische Überbau aus Angst, Spannung und Schmerz, der hauptsächlich aufgrund von individuellen Erwartungen, Glaubenssystemen, kulturellen Prägungen und sozialen Interaktionen zustande kommt und nicht rein physiologische erklärbar ist b) physiologisch durch die Kontraktionen der Uterusmuskulatur und die Dehnung des Gewebes. Eine positive neue Bedeutung erarbeiten Die Änderungen der Bedeutungszuschreibungen für den Geburtsschmerz führen zu wesentlichen Veränderungen im Erleben und Verhalten. Welche Bedeutung der Schmerz erhält ist individuell, psychologisch, sozial und kulturell geprägt. Diese Vorstellungen sind mehr oder weniger bewusst durch innere Bilder und Dialoge, Gefühle und verschiedene sinnliche Eindrücke präsentiert. Die Hinwendung zu diesen Vorstellungen über den Geburtsschmerz ermöglicht es, ihm eine konkrete Form zu geben. Der Dreh besteht unter anderem darin, gemeinsam mit der Frau zu erarbeiten, was statt des erwarteten Schmerzes da sein soll. In übertragener Weise, wird die Aufmerksamkeit wie ein innerer Lichtstrahl auf die Vorannahmen über den Geburtsschmerz hin gelenkt. Die Geburtsvorbereitung mit Hypnose und Selbsthypnose ermöglicht es nun, Techniken anzuwenden die das Erleben während der Geburt verändern. Es entsteht also ein beweglicher Lichtstrahl, der die mentalen Ressourcen beleuchtet und abrufbar sein lässt. Die Frau fühlt sich weniger ausgeliefert, und hat eine Wahl zwischen verschiedenen Bewältigungsstrategien. Sie kann aus ihren inneren Kraftquellen schöpfen. Konkret bietet es sich an, danach zu fragen welche Vorstellungen eine Frau für die Geburt hat, was ihr zum Thema Schmerz einfällt. Je genauer Sie fragen und zuhören, desto mehr bildreiche Beschreibungen werden Sie bekommen. Schmerzen werden immer in Metaphern ausgedrückt. Diese Vorstellungen produzieren hypnotisierende Bilder (z.B. ein Wirbelsturm, brennen wie Feuer,...) die nicht zu bewältigen erscheinen. Mit diesen Vorstellungen lässt sich hypnotisch arbeiten, in dem neue Wahrnehmungsangebote entwickelt werden. Die symbolische Verarbeitung der kinästhetischen Empfindung werden zu akustischen und/oder visuellen Wahrnehmungsdimensionen (ein Sturm ebbt ab, ein tosendes Meer beruhigt sich, Feuer wärmt oder wird gelöscht;...). Dies lässt sich genauso im Gespräch während der Geburt als auch in der Geburtsvorbereitung anwenden . Eine weitere Möglichkeit der Schmerzbewältigung besteht darin, vom Schmerz abzulenken. Die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu fokussieren, wie beispielsweise auf eine Farbe die sich in bestimmten Körperteilen ausbreitet. Hier gibt es diverse Methoden, um entspannende und lösende Angebote zu machen. Worin besteht nun die Kunst? Es macht einen Unterschied wohin die Aufmerksamkeit fokussiert wird. Wenn die Aufmerksamkeit ganz von ängstlichen Gefühlen vereinnahmt ist oder der Schmerz als nicht händelbar erlebt wird, kann dies ebenfalls auf eine Art hypnotisieren. Der Stress aktiviert den sympathikotonen Teil des Autonomen Nervensystems und der Kreislauf aus Angst, Anspannung und Schmerz schaukelt sich durch unkontrollierbar erscheinende Rückkopplungsschleifen hoch. Dieses Muster zu unterbrechen und eine kraftgenerierende Trance voller Zuversicht, angekoppelt an die individuellen Bewältigungsstrategien zu unterstützen, ist das Ziel der Hypnose in der Geburtsvorbereitung und in der Geburt. Durch verschiedene Interventionstechniken und Angebote/ Suggestionen kann diese Musterunterbrechung herbeigeführt werden. Hypnose ist immer ein höchst individueller Prozess – so wie jede Geburt, der an das innere Erleben des jeweiligen Menschen angekoppelt ist. Im Trancezustand werden sinnliche Wahrnehmungsdetails zusammengefügt, die ein Muster bilden, das in neuronalen Netzwerken abgebildet wird und so das Erleben steuert. Die Wahrnehmung erfolgt auf visueller Ebene in Form von inneren und äußeren Bildern und Filmen. Über den Hörsinn auf auditiver Ebene wie innere oder äußere Dialoge so wie durch kinästhetische Rückkopplungen, die Auskunft über die Empfindungen des Körpers geben. Was bedeutet dies nun für die Umsetzung in der Praxis? Wie kann die Aufmerksamkeit auf hilfreiche und kraftspendende Weise fokussiert werden? Zur Veranschaulichung möchte ich Sie nun einladen Ihre Aufmerksamkeit auf ein Fallbeispiel aus meiner Praxis zu richten: Eine Frau, die ihr zweites Kind erwartet spricht davon eine gewisse Angst vor der Geburt zu spüren. Welche genau? „Ich habe Angst vor den Schmerzen – besonders vor den Presswehen, weil ich diese in der ersten Geburt durch die PDA nicht erlebt habe.“ Auf meine Frage, was Sie denn da genau erwarte antwortete sie: „...,dass ich nicht mehr bei mir bin, mich hin und her geworfen fühle, dass alles furchtbar laut wird in meinem Kopf – sich Lärm und Disharmonien ausbreiten und ich das nicht aushalte.“ Hier zeigt sich ein individueller Zugang der Frau über den auditiven Wahrnehmungskanal. Die Frau hat beruflich mit Musik zu tun – eine interessante Ressource. Wir haben mit der Beschreibung der Wahrnehmung bzw. der Konkretisierung der Angst vor den Wehenschmerzen wichtige Informationen bekommen. Sie hörte genauer in sich hinein und auf einmal bekommt der Schmerz ein Körpergefühl und Töne, Geräusche die zu einem unangenehmen Lärm werden. Ich fragte weiter: „Wie lässt sich dieser Lärm regulieren?“ Ihr erster Gedanke ist, zum einen Ohr rein und zum Anderen wieder raus, und: „mich durchlässig machen, einfach durch lassen“. Der zweite Gedanke ist, wie kann aus dieser Lautstärke etwas werden, dass nicht gegen, sondern für sie und ihr Kind arbeitet. Wie kann man aus der Disharmonie eine Harmonie herstellen? Sie komponierte für sich einen Akkord, der die Kraft auf angenehme Weise bündelt und trägt. Zuvor habe ich sie nach Erfahrungen und Erinnerungen in ihrem Leben gefragt, in denen sie sich sehr wohl und entspannt gefühlt hat. Sie erzählt, dass die Vorstellung nackt im warmen Sand zu liegen (kinästhetische Wahrnehmung) und das Meer zu sehen (visuelle Vorstellung) ihr sehr gut tut. Während der Hypnose – in der ich sie durch meine Stimme an einen solchen Ort begleitete, tauchte unwillkürlich aus ihrer inneren Bilderwelt ein Pool in den Bergen einer tropischen Insel auf. Der Rand des Pools endete an einem steilen Felsvorsprung und man kann bis an den Rand schwimmen und von dort weit in die Landschaft schauen. Sie tauchte in diese Erfahrung ein, die – wie sie anschließend berichtet – einen Zeitpunkt in ihrem Leben wieder spiegelt, an dem sie sich eins mit sich selbst und tief zufrieden gefühlt habe. In der Hypnose tauchen meist ganz neue Bilder auf, die überraschend anders als die Vorstellungen aus dem Gespräch im Wachzustand sind. Das Unbewusste schenkt dann genau das was wir brauchen und was hilfreich ist. Für die Wehenpausen nutzt die Frau den Zustand und die inneren Bilder, die mit dem Pool über dem Regenwald verbunden sind. Das innere Erleben der Zuversicht und Klarheit ist dabei in ihr verankert. Sie schöpft aus ihren inneren Kraftquellen - eine wunderbare Ressource. Für die Wehen fand die Klientin ihre ganz eigene LautSTÄRKE und erlebt eine Geburt, so wie sie es sich gewünscht hat.
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