Brodelnde Kessel - chilli:freiburg:stadtmagazin

SZENE Gastronomie
Brodelnde Kessel
Foto: © Tanja Bruckert
Von Käse und Kirschwasser: Fondue-Test in der Käsestube Staufen
W
er sich beim Blick durch die
leicht beschlagenen Scheiben noch gefragt hat, woher die Staufener Käsestube eigentlich
ihren Namen hat, erlangt spätestens
beim Öffnen der Tür Klarheit: Kaum
hat der Gast das Restaurant betreten,
schlägt ihm eine Wolke würzigen Käsegeruchs entgegen. Kein Wunder,
schließlich steht auf fast jedem der Tische ein Fonduetopf, aus dem Dämpfe
von Weißwein, Kirschwasser und Käse
emporsteigen.
Das erste Stück des frisch gebackenen
Weißbrots löst sich von der Fonduegabel und versinkt im brodelnden Käse.
Gut, dass wir nicht wie einst Asterix und
Obelix im Palast des Statthalters Feistus
Raclettus sind, wo auf das Verlieren des
Brotstückchens fünf Stockhiebe stehen.
Beim dritten Mal wird der Pechvogel aus
„Asterix bei den Schweizern“ gar mit
Gewichten an den Füßen im Genfer See
versenkt. Doch der Genfer See ist weit
entfernt, und wir entscheiden uns, über
das Verlieren des Brotstücks straflos hinwegzusehen.
Stattdessen widmen wir uns dem Feldsalat (5,50 Euro), der mit seinem dezenten Dressing sowie den knackigen
Speckstreifen und Croutons einen schönen Kontrast zum deftigen Käsefondue
bildet. Der Feldsalat ist eine von knapp
zwanzig warmen und kalten Vorspeisen,
die in der Käsestube nebst Fondue und
Raclette angeboten werden. So sollen
etwa luftgetrockneter Schwarzwaldschinken (5), Kürbiscremesuppe mit
Garnelen (6) oder Steinchampignons
in Knoblauch (4,50) die Wartezeit auf
den Käse verkürzen. Wer möchte, kann
aber auch gleich zünftig in den Abend
einsteigen und vorab einen Käseteller
(8,50) oder Ziegenkäse im Brickteig (6)
bestellen.
Auch nach der Vorspeise wird dem Käseliebhaber die Entscheidung nicht leicht
gemacht. Beim Blick auf die Karte wird
klar: Fondue ist nicht gleich Fondue, son-
dern lässt sich mit Knoblauch, Paprika,
Speckstreifen, Champignons, Gorgonzola oder ganz klassisch einfach nur mit
Kirschwasser zubereiten. So sehr sich die
Variationen sicherlich im Geschmack unterscheiden, beim Preis (16 bis 17,50 Euro
pro Person) nehmen sie sich nicht viel.
Satt wird man allemal. So satt, dass wir
uns nur noch wohlig auf dem barocken
Sofa zurücklehnen, den Blick apathisch
auf die glänzenden Kronleuchter und
die vielen Kerzen richten und uns von
der leisen Jazzmusik einlullen lassen.
Warum die Käsestube keine Dessertkarte, aber dafür eine ausführliche
Schnapskarte hat, ist uns spätestens
jetzt klar. Denn nur ein „Verrießerle“
kann unsere vollgegessenen Lebensgeister jetzt noch dazu bringen, von
dem Sofa aufzustehen und uns auf den
Nachhauseweg durch die frostige Winternacht zu machen. Tanja Bruckert
Käsestube
Info
Hauptstraße 56, 79219 Staufen
Öffnungszeiten: Di.–So., 18–23 Uhr
Küche: 18–22 Uhr
www.restaurant-kaesestube.de
Gastro & Gusto
Sternesegen
Es regnet Sterne: Fünf Restaurants in
Freiburg und Umgebung hat der Guide
Michelin mit der begehrten Auszeichnung versehen. Neben altbekannten
Sternerestaurants wie der Zirbelstube des Colombi oder dem Schwarzen
Adler in Oberbergen dürfen sich jetzt
auch S’Herrehus in Munzingen, Zehners
Stube in Pfaffenweiler und der Raben in
Horben im Licht eines Sterns sonnen.
14 CHILLI Dezember/Januar 2013/2014
Kommen und gehen
Fastfoodszene im Wandel: Die Sandwichkette Subway, die seit 2011 nicht
mehr in Freiburg zu Hause war, kehrt
zurück. Im Hauptbahnhof sind die belegten Brote schon zu kaufen, weitere
Filialen sollen folgen. Unser Standortvorschlag: Die Burger-King-Räume im
Bermudadreieck, die stehen nämlich seit
Kurzem leer. Angeblich sei die Miete im
Heilsarmeegebäude zu hoch …
Badisches Aus
Es sollte nach „Holla die Waldfee“ und
„Tapa & Söhne“ endlich ein langfristiger Erfolg werden, doch kein Jahr nach
der Eröffnung steht der Wentzinger Hof
vor dem Aus. Damals zeigte sich Inhaber
Markus Maier noch zuversichtlich: Badische Küche sollte das Restaurant im
Stühlinger von den erfolglosen Vorgängern abheben. Stattdessen gibt es jetzt
nur noch brasilianische Tanzabende.tbr
Szene Unglaubliches
Wetterkrieg am Himmel?
Verschwörungstheoretiker glauben an „Chemtrails“
D
ie Angst geht um vor einer globalen Verschwörung: Die Rede
ist von „Chemtrails“, eine WortKombination aus „Chemie“ und „Contrails“ (engl.: Kondensstreifen). Mithilfe
von Flugzeugen werden Substanzen
versprüht, um das Klima zu beeinflussen
und die Bevölkerung zu dezimieren – so
eine Theorie. Auch in Südbaden gibt es
Menschen, die fest daran glauben.
Pfeiffer zeigt sich hingegen offen. Er
vermutet, dass „Eliten“ das Wetter manipulieren, um die Bevölkerung zu dezimieren. „Wir haben Regenwasser untersucht und flächendeckend Rückstände
von Aluminium, Barium und Strontium
gefunden.“ Dass dies in einem hoch industrialisierten Land auch andere Ursachen haben könnte, lässt er nicht gelten.
Tatsächlich erforschen Wissenschaftler
seit Längerem, wie man den KlimawanWer über Chemtrails spricht, wird schnell
del künstlich verzögern könnte. Der
als Spinner verunglimpft. „Mein Ruf hat
Harvard-Professor David Keith spricht
gelitten“, sagt Dominik Storr, Sprecher
sich etwa dafür aus, bestimmte Partikel
der bundesweiten Initiain der Stratosphäre
tive „Sauberer Himmel“.
freizusetzen, um SonHauptberuflich arbeitet Untermauern die Theorie nenstrahlen zu reflekStorr als Rechtsanwalt,
tieren. Die Bundesnebenbei kämpft er gegen den „militäregierung hat solchen Experimenten
risch-industriellen Komplex“, wie er das
jedoch eine Absage erteilt: zu riskant
Konglomerat aus Konzernen, Militärs,
und viel zu teuer.
Geheimdiensten und Politikern nennt.
Apropos Geld: Wie ließe sich ein milliarSchon Eisenhower habe davor gewarnt
denschweres Chemtrails-Projekt denn
(stimmt), genau wie Kennedy – „und
bezahlen? „Da müssen Sie bei den Tätern
dann war er tot.“
anfragen“, kontert Storr. Als Beispiel für
Zu den südbadischen Chemtrails-AnChemtrails führt er „Agent Orange“ an,
hängern zählt etwa Michael Pfeiffer,
das berüchtigte Entlaubungsmittel, das
67 Jahre alt, aktiv bei der Spirituellendie Amerikaner im Vietnamkrieg einPartei „Die Violetten“. Der regionale
setzten. Oder Pestizide. „Die werden
Sprecher von „Sauberer Himmel“ sagt,
doch auch versprüht.“
er habe rund 50 Mitstreiter. Dazu zählt
Aber eine globale Verschwörung gegen
auch das „Institut für Neurobiologie
die Menschheit? Storr zögert. Die Abnach Dr. Klinghardt“ im Glottertal.
sichten seien nicht zwangläufig schlecht,
Ende Oktober organisierte das Instisagt er schließlich. „Wahrscheinlich ist
tut ein Seminar in Denzlingen, um vor
die Ozonschicht durch AtombombenChemtrails zu warnen. Auf Anfragen
tests so beschädigt, dass man sie mit
reagierte Klinghardt bis Redaktionssolchen Mitteln retten will.“ Genauso
schluss nicht – er praktiziere gerade in
gut könne aber auch die Agrarlobby
den USA, sagt eine Mitarbeiterin.
dahinterstecken.
Fotos: © Steve Przybilla
Widersprüche?
Beweise? Belege? Fehlanzeige. Stattdessen bedienen sich die ChemtrailsGläubigen all jener Methoden, die typisch für Verschwörungstheorien sind:
Unabhängige Sachverhalte werden so
lange kombiniert, bis sie einen Sinn ergeben. Alles, was der Theorie widerspricht,
untermauert nur die Verschwörung.
An Widerspruch mangelt es nicht. „Wie
jeder kraftstoffbetriebene Motor emittiert auch ein Flugzeugtriebwerk Abgase und Partikel“, erklärt Tilo Arnhold
vom Leibniz-Institut für Troposphärenforschung auf chilli-Anfrage. Der Zweck
sei allerdings die Fortbewegung – und
nicht etwa das Versprühen von Chemikalien. Auch das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt, der Deutsche
Wetterdienst, das Umweltbundesamt
und der Meteorologe Jörg Kachelmann
stellen sich entschieden gegen die
Chemtrails-Theorie. Greenpeace amüsiert sich gar über den „Himmel voller
Verschwörer“. Steve Przybilla
Michael Pfeiffer: Manipulieren Eliten?
Dezember/Januar 2013/2014 CHILLI 15
Ich und mein Volvo XC60
chilli-car-check: Mit 215 Pferden im Schnee
W
inter – Zeit zum Schlittenfahren? Definitiv, denn mit
dem sportlichen XC60 geht
es rasant auf die Piste, sanft durch die
Kurven und – dank genügend Rentierstärken unter der Haube – auch den
Hang spielend leicht wieder bergauf. Ein
skandinavischer Schlitten, von dem der
Weihnachtsmann nur träumen kann.
– einen halben Meter höher als jeder
andere Fahrer sitzend – alles andere
als ein Mit-dem-Sportwagen-auf-demAsphalt-kleben-Feeling aufkommt.
Wie es sich für einen Skandinavier gehört, gleitet der mit Allrad angetriebene SUV locker über die leicht vereisten
Straßen des Schauinslands, und auch
die Steigung zum Seebuck hinauf ist
bei 215 PS kein Problem für unseren
Freitagabend, Termin mit einem Stadtrat
Schlitten. Dank Frontscheibenheizung,
auf dem Freiburger Weihnachtsmarkt:
beheizten Scheibenwaschdüsen und
Sicherlich nicht eine meiner besten
Sitzheizung würde der Schwede hier
Ideen, wie mir bewusst wird, während
selbst bei arktischen Temperaturen
ich den 4,60 Meter langen und 2,10 Menoch eine gute Figur machen. So trübt
ter breiten Schlitten durch das überfüllte
lediglich das graue Winterwetter die
Parkhaus steuere. Langsam wird mir klar,
Schlittenfahrt.
warum sich Santa lieber
Was macht man an eiein freies Hausdach zum Skandinavischer Schlitten nem trüben Adventsfür
Parken sucht. Doch dank
tag, wenn nicht einmal
Einparkhilfe vorne und
der Feldberggipfel die
hinten sowie überdimensionierten AuWolkendecke zu durchstoßen vermag?
ßenspiegeln manövriere ich den Volvo
Klar, ab zum nächsten Weihnachtsmarkt
sicher in die gefühlt letzte noch freie
und sich mit Glühwein – oder KinderParklücke.
punsch für den Fahrer – aufwärmen.
Ob der XC60 die beste Wahl für einen
Und da es schade wäre, mit solch einem
Stadtbesuch in der Adventszeit ist, kann
Schlitten tatsächlich den nächstgelegeman bezweifeln, seine Qualitäten zeigt
nen Weihnachtsmarkt anzusteuern, enter aber schnell in freiem Gelände. Vor
scheiden wir uns, den im siebzig Kilomeallem, wenn man das mit R-Design-Paket
ter entfernten Burkheim zu besuchen.
ausgestattete Modell fährt, bei dem
Genügend Zeit, um die zahlreichen
nicht nur die schwarzen Ledersportsitze
Knöpfe und Tasten auszuprobieren, mit
in den Kurven Halt geben, sondern auch
denen der Volvo ausgestattet ist. Obdas Sportfahrwerk und die sportlich
wohl … eigentlich ist dafür selbst die
abgestimmte Lenkung Lust auf scharfe
einstündige Fahrt zu kurz. Ob ein Auto
Kurven machen. Und das, obwohl hier
tatsächlich mit mehr Knöpfen als ein
Fotos: © Tanja Bruckert, Johanna Klausmann
Pistentouren
16 CHILLI Dezember/Januar 2013/2014
Raketenshuttle ausgestattet sein muss,
bleibt dahingestellt. Auch weil diese
Knöpfe alles andere als intuitiv zu bedienen sind. Daran, dem Navi die grüne
Wegführung durch grün eingefärbtes
Gelände abzugewöhnen, sind wir kläglich gescheitert.
Dafür ist der Schlitten auf der mäandernden Kaiserstuhlstraße wieder voll
in seinem Element. Mittlerweile hat
sich die Dämmerung über die Straße
gelegt, die das dynamische Kurvenlicht
bis in den letzten Winkel durchdringt.
So macht das Schlittenfahren sogar im
Dunkeln Spaß.
Tanja Bruckert
Volvo XC60
in Zahlen
· Motor: 5-Zylinder-Turbodiesel /
Hubraum: 2.400 ccm
· Leistung: 215 PS
· Getriebe: 6-Gang Geartronic
Automatik
· Höchstgeschwindigkeit: 210 km/h
· Beschleunigung 0-100 km/h: 8,1 s
· Basispreis des D5 AWD: 45.780 Euro
· Preis des getesteten Volvo: 55.855 Euro
Hier geht,s zur Bildergalerie:
Weitere Infos: Autohaus
Engelhard, Zinkmattenstr.
10, 79108 Freiburg
www.auto.ag
SZENE Kolumnen
IN & OUT
Es geht zu Ende! Das Jahr 2013 wird demnächst so was
von OUT sein, da schämt man sich ja fast jetzt schon, dass
man da überhaupt mal gelebt hat. Na ja, neues Jahr, neues Glück – hat sich auch chilli-Trendchecker Felix Holm
gedacht und an dieser Stelle weitere beachtenswerte
Trends aufgelistet:
IN
a
Fotos: © fotolia.com
Dumme Verbrecher
Foto: © Rike/pixelio.de
V
orweihnachtsterroristinnen sind immer Frauen:
Nichtsahnend besucht man Mitte November eine
Freundin, betritt ihre Küche und findet sie in den
letzten Zügen beim Plätzchen backen. Eine andere erwähnt
nebenbei am Telefon, sie sei nun durch, die Wohnung sei
dekoriert, alle Geschenke seien besorgt und Weihnachten
könne jetzt kommen. Und in Zeiten von Facebook kommen
noch all diese Plätzchen- und Dekopostings hinzu.
Aarrghh! Mitte November! Und der Zeitpunkt wird gefühlt
jedes Jahr früher, an dem mir die – den Rest des Jahres liebsten Frauen in meiner Umgebung – mit ihrem Verhalten signalisieren, dass es höchste Eisenbahn sei, endlich die Weihnachtsvorbereitungen zu starten. Wo ich doch am liebsten
jedes Jahr aufs Neue am ersten Advent davon überrascht
werde, dass schon in vier Wochen Weihnachten ist, und erst
Mitte Dezember langsam nervös werde, wenn ich noch keine Geschenke habe.
Nicht, dass mich jemand falsch versteht: Ich liebe Weihnachten und die Vorweihnachtszeit. Und ich liebe Geschenke kaufen und Plätzchen backen. Und am heiligen Abend
ist auch bei mir (fast) alles festlich geschmückt und bereit.
Aber eben nicht zu früh: Lebkuchen im August nerven mich
ja auch!
Deshalb werde ich in diesem Jahr den Vorweihnachtsterrorismus bekämpfen – mit einer Männerquote bei Verabredungen: Ich kenne keinen, der im November die Wohnung
umdekoriert, Plätzchen backt oder vor dem 24. Dezember
alle Geschenke im Haus hat. Geschweige denn, dass jemals
einer auf die Idee kommen würde, sich über den Stand seiner Weihnachtsvorbereitungen mit mir austauschen zu wollen. Wunderbar!
Frohe Weihnachten!
Fritzi Berlin
Falls es noch eines Beweises
bedurfte, dass man für eine
kriminelle Laufbahn nicht
unbedingt viel in der Birne
haben muss, wurde der jetzt
erbracht: Die Bad Krozinger
Polizei konnte nämlich einen Mann dingfest machen,
den seine Räuberkollegen
nach dem Raub in einem Supermarkt einfach auf dem
Parkplatz hatten stehen lassen. Die Kollegen von der Polizeidirektion Freiburg hatten neulich ähnlich überschaubaren Ermittlungsaufwand: Ein Einbrecher hatte am Tatort
seinen Rucksack mit Personalien zurückgelassen. Stroh im
Kopf? Werde Verbrecher! IN!
OUT
a
Männerquote gegen
Vorweihnachtsterrorismus
Foto: © Dieter Schütz/pixelio.de
Grüner Streit
Die „Grüne Alternative Freiburg“ (kurz: GAF) muss erneut
zittern: Nachdem die beiden
Stadträte Monika Stein und
Coinneach McCabe den 2012
vorm Landgericht im Streit
um das Grüne in ihrem Namen
gewonnen hatten, zieht der
Verlierer dieses Prozesses,
der Landesverband der Partei „Bündnis 90/Die Grünen“,
jetzt sogar vors Oberlandesgericht. Böse Zungen behaupten,
es ginge der Partei bei dem Streit gar nicht um den Namen,
sondern lediglich darum, die kleine Alternative politisch lahmzulegen. Den politischen Gegner wegen solcher Sachen vor
Gericht ziehen, wenn man Angst vor Wählerabwanderungen
hat? OUT.
Dezember/Januar 2013/2014 CHILLI 17