Messunsicherheitsbilanz für die Bereichskalibrierung Rüdiger Kessel PTB Braunschweig [email protected] Inhalt • Kalibrierung eines linearen Messprozesses • Modell des Messprozesses • Ableitung der Mess- und Kalibriergleichungen • Messunsicherheitsbudgets • Messgenauigkeit • Kalibrierung von nichtlinearen Messprozessen • Virtueller linearer Messprozess • Korrekturfunktionen • Messunsicherheitsbudgets mit Korrekturfunktion • Messgenauigkeit mit Korrekturfunktion • Vorhersage der Messunsicherheit 2 Untersuchte Messverfahren Direkte Messung: Messgröße Y Anzeige X Messgerät oder Messprozess Im Ersten Schritt: Messprozesse mit linearer Kennlinie Linearer Messprozess Messgröße Anzeige X X Y Y 3 Modell des linearen Messprozesses Messgröße Linearer Messprozess Anzeige X Y res Yzero Nullpunktoffset Messprozessgleichung: Messgleichung: lin(Y) Kcal Abweichung Kalibrierfaktor Rundung durch der Kennlinie die Anzeige Y Yzero lin (Y ) round , res X Kcal Yi X i X res,i Kcal lin (Y )i Yzero Im Rahmen der Kalibrierung zu bestimmen: K cal , Yzero und lin (Y )i 4 Untersuchung eines realen Messgerätes Punkt Ycal,i Xcal,i Xcal 2 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 0.0 0.0000 2.0 0.2039 4.0 0.4080 6.0 0.6120 8.0 0.8160 10.0 1.0201 12.0 1.2242 14.0 1.4283 16.0 1.6325 18.0 1.8367 20.0 2.0410 Kennlinie des Messgerätes Punkt 0 wird zur Bestimmung von Yzero benutzt. 1.5 1 K cal 0.5 0 0 0. 0 –0.0025 –0.005 Kcal Xcal – Ycal 5.0 10.0 Punkt 10 wird für die Bestimmung von Kcal benutzt. (Annahme Yzero = 0) Y cal,10 X cal,10 15.0 20.0 Ycal Ycal Die Residuen werden zur Ableitung ein Spezifikation für Abweichung der Kennlinie genutzt: lin Y i lin Residuen – Abweichung der Kennlinie 5 Ableitung der Kalibriergleichungen Messprozessgleichung: Kalibrierung mit 2 Punkten: Y Yzero lin (Y ) X X res Kcal X X cal,l , Ycal,l cal,u , Ycal,u (Nullpunkt) (Bereichsende) Hinweis: In den Kalibrierpunkten ist die Abweichung der Kennlinie von einer Geraden per Definition gleich null. Kcal X Ycal,u Ycal,l cal,u X res,u X cal,l X res,l Yzero Kcal X cal,l X res,l Ycal,l 6 Messunsicherheitsbudgets Kalibrierfaktor Größe Wert Ycal,10 Xcal,10 Xcal,0 Xres,10 Xres,0 Kcal 20.00000 2.041 0.0 0.0 0.0 9.7991 Standardmessunsicherheit Sensitivitätskoeffizient Unsicherheitsbeitrag Beitragskoeffizient 2.3×10–3 0.49 1.1×10–3 97.1 % 29×10–6 29×10–6 1.1×10–3 –4.8 4.8 –140×10–6 140×10–6 1.5 % 1.5 % Standardmessunsicherheit Sensitivitätskoeffizient Unsicherheitsbeitrag Beitragskoeffizient 29×10–6 1.1×10–3 –1.0 1.0 –29×10–6 1.1×10–3 0.0 % 13.0 % 29×10–6 2.9×10–3 3.1×10–3 9.8 –1.0 280×10–6 –2.9×10–3 0.8 % 86.1 % Messung in der Mitte des Bereichs Größe Wert Yzero Kcal X5 Xres,5 linY),5 Y5 0.0 9.7991 1.0201 0.0 0.0 9.9961 7 Messgenauigkeit des Messgerätes Größe Y0 Y1 Y2 Y3 Y4 Y5 Y6 Y7 Y8 Y9 Y10 Wert 0.0 1.9980 3.9980 5.9971 7.9961 9.9961 11.9961 13.9961 15.9971 17.9980 20.0000 Erweiterte Unsicherheit Erweiterungsfaktor –3 5.8×10 5.8×10–3 5.9×10–3 6.0×10–3 6.1×10–3 6.2×10–3 6.4×10–3 6.6×10–3 6.9×10–3 7.1×10–3 7.4×10–3 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 Ablesungen müssen mit Kcal = 9,7991 multipliziert werden, dann kann über den gesamten Bereich eine Messunsicherheit kleiner gleich 7,4 10-3 erreicht werden und die Messabweichungen liegen innerhalb der erweiterten Messunscherheit. Y = Y Ycal Eine Vorhersage der Messunsicherheit ist möglich. 0.005 0 Messgenauigkeit wird als Vorhersage der Messunsicherheit verstanden. –0.005 –0.01 0 5 10 15 20Y 8 Nichtlineare Messgeräte Virtueller linearer Messprozess Messgerät Nichtlineare Korrektur X flin(X) X Y flin(X) X Y Messprozessgleichung: Messgleichung: Kalibriergleichungen: Y Yzero lin (Y ) f lin X X res Kcal Yi flin X i X res,i Kcal lin (Y )i Yzero Kcal Ycal,u Ycal,l f lin X cal,u X res,u f lin X cal,l X res,l Yzero Kcal flin X cal,l X res,l Ycal,l 9 Beispiel für eine Korrekturfunktion flin X a b X c X 2 d X 3 a b c d = = = = 0 9.806 –2.251×10–3 –5.753×10–4 Die Parameter der Funktion wurden aus den Kalibrierpunkten durch Regression bestimmt. Die Unsicherheit der Parameter a, b, c und d hat keinen Einfluss auf die Messungen mit der Korrekturfunktion. Es existieren (beliebig) viele Korrekturfunktionen, die die Linearität verbessern. Nachdem eine Funktion gewählt wurde, ist die Funktion vollständig bekannt. 10 Abweichung von der linearen Kennlinie K cal f lin X cal Yzero Ycal Residuen nach der Anwendung der Korrekturfunktion. 0.0007 0 –0.0007 0 5 10 15 20 Ycal Die Korrekturfunktion hat die Abweichung von einer linearen Kennlinie deutlich reduziert. Die Spezifikation für die Grenze der möglichen Abweichung von einer linearen Kennlinie kann auf lin = 0.0007 reduziert werden. lin Y i lin 11 Messunsicherheitsbudgets mit Korrektur Kalibrierfaktor Größe Wert Ycal,10 Xcal,10 Xcal,0 Xres,10 Xres,0 Kcal 20.00000 2.041 0.0 0.0 0.0 1.00001 Standardmess unsicherheit Sensitivitätskoeffizient Unsicherheits beitrag Beitragskoeffizient 2.3×10–3 0.050 120×10–6 97.1 % 29×10–6 29×10–6 120×10–6 –0.49 0.49 –14×10–6 14×10–6 1.5 % 1.5 % Standardmessunsicherheit Sensitivitätskoeffizient Unsicherheitsbeitrag Beitragskoeffizient 29×10–6 120×10–6 280×10–6 400×10–6 1.3×10–3 9.8 10 –1.0 –1.0 280×10–6 1.2×10–3 –280×10–6 –400×10–6 5.0 % 82.4 % 2.5 % 10.1 % Messung in der Mitte des Bereichs Größe Wert X5 Xres,5 Kcal Yzero linY),5 Y5 1.0201 0.0 1.00001 0.0 0.0 10.0003 12 Messgenauigkeit des Messgerätes mit Korrektur Größe Wert Y0 0.0 Y1 1.9994 Y2 4.0005 Y3 6.0004 Y4 8.0000 Y5 10.0003 Y6 12.0002 Y7 13.9998 Y8 16.0000 Y9 17.9997 Y10 20.0000 Y = Y Ycal Erweiterte Unsicherheit Erweiterungsfaktor 990×10–6 1.2×10–3 1.4×10–3 1.8×10–3 2.1×10–3 2.5×10–3 3.0×10–3 3.4×10–3 3.8×10–3 4.3×10–3 4.7×10–3 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 2.00 Ablesungen müssen mit flin(X) korregiert werden. flin X a b X c X 2 d X 3 a = 0 b = 9.806 c = –2.251×10–3 d = –5.753×10–4 Eine Vorhersage der Messunsicherheit ist möglich, allerdings hängt die Messunsicherheit deutlich vom Messwert ab. 0.005 0 –0.005 –0.01 0 5 10 15 20 Y 13 Entwicklung einer Spezifikation für die Vorhersage der Messunsicherheit U(Y), kp95 = 2.0 0.0048 UpredY 0.00019 Y 0.001 Anpassung einer einhüllenden Gerade an die berechneten Messunsicherheiten. 0.0024 0 0 5 10 15 20 Y Y 1.00001 9.806 X 2.251103 X 2 5.753 104 X 3 Upred (Y ) 0.00019 Y 0.001 (kp95 = 2.0) 14 Zusammenfassung • Lineare Messprozesse sind die Voraussetzung für die Bereichskalibrierung • Lineare Messprozesse lassen sich mit Hilfe von 2 Punkten kalibrieren • Die Abweichung der Kennlinie von einer Geraden muss bestimmt werden. Dazu sind ggf. weitere Informationen (Messpunkte) notwendig. • Mit Hilfe von nichtlinearen Korrekturfunktionen kann die Abweichung der Kennlinie von einer Geraden reduziert werden. • Mit Hilfe der Daten aus der Bereichskalibrierung kann in vielen Fällen die Messunsicherheit vorhergesagt werden. 15
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