Kirchen sind neu unter Denkmalschutz

24 GRENCHEN
SZ/GT
FREITAG, 5. JUNI 2015
Kirchen sind
neu unter
Denkmalschutz
Die Zwinglikirche in Grenchen (oben)
und die Markuskirche in Bettlach
wurden vom Regierungsrat unter
Denkmalschutz gestellt. OLIVER MENGE
Grenchen/Bettlach Aufwertung durch den
Kanton bringt auch Verpflichtungen mit sich
VON ANDREAS TOGGWEILER
Der Regierungsrat hat die beiden reformierten Kirchen von Grenchen (Zwinglikirche)
und Bettlach (Markuskirche) unter Denkmalschutz gestellt. Die Unterschutzstellung
bedeutet, dass die Eigentümer verpflichtet
sind, die Baudenkmäler zu unterhalten. Sie
können dafür bei Renovationen Zuschüsse
vom Kanton beantragen.
Wie kam es zur Unterschutzstellung der
beiden, doch recht unterschiedlichen Gebäude? «Wir sind nach dem Verschönerungsprojekt für den Innenraum der Zwinglikirche mit einer entsprechenden Anfrage
an den Kanton gelangt und sind dabei auf
offene Ohren gestossen», erklärt Rolf Enggist, Präsident der Reformierten Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach.
Dies bestätigt der kantonale Denkmalpfleger Benno Mutter. «Die Kirchgemeinde fand
bei uns offene Türen, denn beide Kirchen
sind gute zeittypische Vertreterinnen für Gebäude ihrer Epoche». So sei der Schutz der
Gebäude in der Denkmalpflegekommission
nicht bestritten worden.
In der Form eines Zeltes
Die reformierte Markuskirche wurde
1958/59 im oberen Dorfteil von Bettlach erbaut. Entworfen hatte sie der Architekt
Charles Kleiber jun. aus Moutier, der bereits
1950 ein erstes Projekt für Bettlach verfasst
hatte. Dies ist dem Regierungsratsbeschluss
zur Unterschutzstellung zu entnehmen, der
seinerseits den Architekturhistoriker Michael Hanak, («Baukultur im Kanton Solothurn
1940–1980») zitiert. Die Kirche fällt mit ihrer
dreieckigen Gestalt auf: Das hohe Satteldach
mit vortretendem Dachrand, das nahe an
den Erdboden heranreicht, erinnert an ein
Zelt – nicht unähnlich der später gebauten
«Eismeer-Kathedrale» in Tromsö (Nor).
An der Westseite schliesst der eingeschossige Trakt mit dem Pfarrsaal an. Aussergewöhnlich seien auch die Materialien: Das
Dach ist mit roten, spitzen Biberschwanzziegeln bedeckt, der breite Dachabschluss aber
mit Holzschindeln verkleidet, das Giebelfeld
und der Sockelbereich sind in Sichtbeton gehalten. Die «stimmige Raumatmosphäre»
basiere zudem auf der Materialisierung mit
Sichtbetonwänden und Holzdecke, die
durch den Bodenbelag aus Jurakalksteinplatten und die von Max Brunner gestalte-
GESCHÜTZT
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Drei bis vier pro Jahr
Laut Denkmalpfleger Benno
Mutter stehen im Kanton Solothurn zurzeit etwa 2000 Objekte unter Schutz, darunter
nicht nur Gebäude wie Kirchen (95) sondern auch Wegkreuze (210), historische
Brunnentröge (332) oder
Denkmäler. Pro Jahr kommen
laut Mutter 3 bis 4 neue Objekte dazu, vereinzelt komme
es auch zu Entlassungen aus
der Schutzpflicht, beispielsweise bei Brandfällen oder
unrettbarem Zerfall der Bausubstanz. Theoretisch könne
der Kanton die Eigentümer
zwingen, die Bauwerke zu
ehalten und Massnahmen
anordnen. In der Praxis komme das kaum vor, denn man
suche einvernehmliche
Lösungen. (AT.)
ten Glasfensterflächen ergänzt werden. Weiterer künstlerischer Schmuck findet sich an
der Eingangsfassade in Form von Betonreliefs von Max von Mülenen. Sowohl aussen
wie innen kann der konstruktive Aufbau abgelesen werden. Von hoher Qualität sei auch
die unmittelbare Umgebung mit dem freistehenden Glockenturm. Der Architekt Kleiber
hat auch die reformierte Kirche in Welschenrohr gebaut. Die ebenfalls moderne
St. Klemenz-Kirche in Bettlach (1966–69)
steht bereits unter Denkmalschutz.
«Anspruchsvoller Kirchenbau»
Die neuklassizistische Grenchner Zwinglikirche wurde nach kriegsbedingter Verzögerung 1922–1923 nach dem Entwurf von Karl
Indermühle erbaut. Der renommierte Berner Architekt hatte bereits 1914 den engeren
Wettbewerb gewonnen. «Die Zwinglikirche
gehört – neben der reformierten Kirche in
Solothurn und der Friedenskirche in Olten –
zu den anspruchsvollsten Kirchenneubauten aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen», schreibt der Regierungsrat. Sie ist
in ihrer ursprünglichen Bausubstanz sehr
gut erhalten. Spätere Veränderungen betrafen das ursprünglich mit Ziegeln und heute
mit Eternitschiefer gedeckte Dach. Dazu
kommen spätere Annexbauten (z. B. Zwinglihaus), die allerdings architektonisch weniger bedeutsam seien.
Im Inneren teilen Rundbogenarkaden über
kolossalen toskanischen Säulen die Halle in
drei Schiffe. «Der lichtdurchflutete Raum wird
von den qualitätvollen, in Holz konstruierten
Emporen, der offenen Balkendecke und der
sich im Osten befindenden Predigerkanzel
und Orgel (1926) geprägt.» Kunstmaler Max
Brunner (1910–2007) schuf in den 1960er-Jahren die qualitätvollen Glasmalereien für die
drei Rundfenster der Westfassade.
«Beide Kirchen sind
gute zeittypische
Vertreterinnen für
Gebäude ihrer
Epoche.»
Benno Mutter kantonaler Denkmalpfleger
Zum Unterhalt verpflichtet
Mit dem Schutzedikt geht die Kirchgemeinde Grenchen-Bettlach auch Verpflichtungen ein. «Die Eigentümer sind verpflichtet, das Gebäude so zu unterhalten, dass der
Bestand gewahrt bleibt», zitiert Denkmalpfleger Benno Mutter aus der Kulturgüterverordnung. Auch müssen bauliche Veränderungen von der Denkmalpflege genehmigt werden. Im Gegenzug fliessen bei Restaurierungsarbeiten finanzielle Beiträge des
Kantons.
925 000 Franken im Parkplatzfonds
IN KÜRZE
SAMMLUNG
PARKTHEATER
Verwaltungsbericht Aus dem Jahrbuch der Verwaltungstätigkeit 2014
Spenden für Fastenopfer
rückläufig
Champions-League-Final
auf Grossleinwand
Der Verwaltungsbericht gibt Auskunft
über zahlreiche Aktivitäten und Zahlen
der Stadt im Jahr 2014. Unter anderem
erfährt man, dass in Grenchen im Berichtsjahr 11 628 Motorfahrzeuge registriert waren. Damit liegt Grenchen weiter an der Spitze des Kantons.
Die Parkplatzabrechnung ist insofern
eine Spezialfinanzierung, als die Parkplatzgebühren bzw. der «Gewinn» für
die Beschaffung neuer Parkräume verwendet werden müsste. Im vergangenen Jahr brachten die Parkgebühren
Einnahmen in der Höhe von 509 000
Franken. Die Parkgebühren in der Migros brachten noch einmal rund
34 000 Franken ein. Von diesem Betrag
gingen rund 17 000 Franken an die Migros.
Die Einnahmen und Spenden des
Hilfswerks Fastenopfer betrugen 2014
schweizweit 16,9 Mio. Fr., was laut einer Mitteilung einem Rückgang um
5,2 Prozent entspricht. In der Region
Grenchen wurden in den katholischen
Kirchgemeinden folgende Beträge
gesammelt: Pfarramt Eusebius Grenchen: 10 334 Fr., Pfarramt St. Martin
Pieterlen 7720 Fr., Pfarramt St. Klemenz Bettlach 14 534 Fr. und Pfarramt
St. Katharina Büren 1499 Fr. Die Mittel
wurden für 420 Projekte in 14 Entwicklungsländern verwendet. (MGT)
Das Parktheater Restaurant lädt ein, den
Final der Champions League zwischen
Juventus und Barcelona morgen Abend
um 20 Uhr im Garten live auf Grossleinwand zu erleben. Ab 18 Uhr gibts Grilladen. Der Eintritt ist frei. (MGT)
INTEGRATION
Interkulturelles
Sprachcafé
Der EPA-Parkplatz sieht an einem Feiertag ungewohnt leer aus.
AT.
197 000 Franken kamen dazu
Hinzu kommen Ersatzabgaben für
Parkplätze von 103 000 Franken und
weitere Mieterträge. – Bei den Ausgaben fallen jene 123 200 Franken auf,
mit denen sich die Stadt an den Veloabstellplätzen beim Bahnhof Grenchen
Süd beteiligte. An die Stadtpolizei gingen 143 000 Franken und die Baudirek-
●
tion, die für die Reinigung und den
baulichen Unterhalt der Parkplätze zuständig ist, wurde mit 42 000 Franken
entschädigt. Für die Miete von Parkplätzen, die nicht im Besitz der Stadt
sind, wurden rund 59 000 Franken bezahlt. Schliesslich konnten der Spezialfinanzierung rund 197 000 Franken zu-
gewiesen werden, sodass sich nun im
«Parkplatzbeschaffungsfonds» 925 000
Franken befinden. (RWW)
Der Verwaltungsbericht wird am 25. Juni
an der Gemeindeversammlung behandelt. Er kann auf der Stadtverwaltung bezogen werden.
Heute Freitag von 9.30 Uhr bis 11 Uhr
findet in der Trattoria am Girardplatz
ein weiteres «interkulturelles Sprachcafé» statt. Das Angebot von «Granges Mélanges» richtet sich an Frauen
mit Interesse an fremden Kulturen und
gibt Gelegenheit, über kulturelle Grenzen hinweg Kontakte zu knüpfen. Konversationssprache im Sprachcafé ist
Deutsch. (MGT)
«SCHÖNEGG»
Jazz-Matinee mit den
Sixpack Stompers
Pro Jazz Grenchen lädt am Sonntag um
10.30 Uhr zur Jazz-Matinee mit den Sixpack Stompers ins Restaurant Schönegg
ein. Die Sixpack Stompers haben sich
dem Dixieland verschrieben, der Unterhaltungsmusik aus den Anfängen des
20. Jahrhunderts. (MGT)
GRENCHENBERG
Wandfluhfest auf dem
Obergrenchenberg
Am Sonntag findet im Restaurant Obergrenchenberg das Wandfluhfest statt. Ab
9.30 Uhr Brunch, ab 10.30 Uhr Unterhaltung mit Alphornbläsern, Jodlerklub Bettlach und den «Schwyzerörgelifründe».
Anmeldung 032 652 16 42 (MGT)