März 2016 - Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie

PAPER OF THE MONTH 03/2016
Centrum für Schlaganfallforschung Berlin
und Klinik für Neurologie der Charité
Coronary Angiographic Findings in Acute Ischemic Stroke
Patients With Elevated Cardiac Troponin
The Troponin Elevation in Acute Ischemic Stroke (TRELAS) Study
Hans-Christian Mochmann, MD*; Jan F. Scheitz, MD*; Gabor C. Petzold, MD; Karl Georg
Haeusler, MD; Heinrich J. Audebert, MD; Ulrich Laufs, MD; Christine Schneider, MD; Ulf Landmesser, MD; Nikos Werner, MD; Matthias Endres, MD*; Bernhard Witzenbichler, MD*; Christian
H. Nolte, MD*; for the TRELAS Study Group
Circulation. 2016 Mar 29;133(13):1264-71.
Die aktuellen Leitlinien empfehlen bei allen Patienten mit
akutem ischämischem Schlaganfall einen Biomarker für Myokardschädigung zu messen, vorzugsweise kardiales Troponin
(cTn). Da die Ursache einer cTn Erhöhung bei Patienten mit
akutem Schlaganfall aber nicht unbedingt einem akuten Myokardinfarkt entspricht und eine in diesem Fall notwendige Behandlung für Patienten mit Schlaganfall gefährlich sein kann,
steht der behandelnde Arzt vor einem klinischen Dilemma. Es
ist bisher schwer, den optimalen Zeitpunkt und die Invasivität
der Diagnostik und Behandlung festzulegen.
Die „Troponin Erhöhung beim akuten ischämischen Schlaganfall“ (TRELAS) Studie, eine prospektive Beobachtungsstudie
des Centrums für Schlaganfallforschung Berlin und der Klinik
für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin, zielte darauf
ab, die Häufigkeit einer koronaren „Culprit Läsion“ als Ursache der cTn Erhöhung mittels Koronarangiographie nachzuweisen. Verglichen wurden die Ergebnisse akuter Schlaganfallpatienten mit Patienten, die ein akutes Koronarsyndrom
ohne ST-Strecken-Hebung im EKG aufwiesen (NSTE-ACS). Das
wichtigste Ergebnis der vorgestellten Analyse ist, dass Patienten mit akutem Schlaganfall deutlich weniger wahrscheinlich die relevante koronare Culprit Läsion aufwiesen als die
NSTE-ACS-Patienten. Der Unterschied war mit 24 % versus
79 % hochsignifikant (p <0,001). Der Unterschied war so groß,
obwohl beide Patientengruppen ähnlich hohe Ausgangswerte
des cTn hatten. Darüber hinaus hatten Patienten mit akutem
Schlaganfall trotz der cTn-Erhöhung deutlich seltener überhaupt angiographische Hinweise auf eine koronare Herzkrankheit als NSTE-ACS-Patienten (52 % versus 87 %, p =
0,021).
Es erscheint daher nicht gerechtfertigt, bei Patienten mit akutem Schlaganfall und erhöhtem cTn routinemäßig invasive
diagnostische Verfahren wie die Koronarangiographie durch-
zuführen. Diese Erkenntnis ist wichtig für die Behandlungsrichtlinien, die in diesem Punkt bisher vage blieben. Unsere
Arbeitsgruppe wird weitere Forschung durchführen, um klinische oder bildgebende Prädiktoren zu finden, die bei Patienten mit akutem Schlaganfall und erhöhten cTn Werten eine
instabile Herzkranzgefäßerkrankung anzeigen können.
Christian H. Nolte
Christian Nolte ist Oberarzt an der Klinik für Neurologie am Standort Benjamin Franklin (CBF), Leiter der
Arbeitsgruppe Klinische Schlaganfallforschung des Centers for Stroke Research. Das Projekt entstand in enger
Zusammenarbeit mit der Klinik für Kardiologie am CBF.
Jan Friedrich Scheitz
Jan F. Scheitz ist Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter in der AG Klinische Schlaganfallforschung und wird
im Rahmen des Charité Clinical Scientist Programmes
gefördert.