Nordostdeutsche Angler aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern im Vergleich Julius Ensinger , Uwe Brämick , Erik Fladung , Malte Dorow & Robert Arlinghaus 1 2 2 3 1,4 1 Fachgebiet für Integratives Fischereimanagement, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Humboldt-Universität zu Berlin, Berlin 2 Institut für Binnenfischerei e.V. Potsdam-Sacrow (IFB), Potsdam 3 Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern, Institut für Fischerei, Rostock 4 Abteilung Biologie und Ökologie der Fische, Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin Hintergrund: Der Nordosten Deutschlands kann als besonders ausgeprägte Region für das Angeln in Deutschland charakterisiert werden. Um ein nachhaltiges Management des sozial-ökologischen Systems Angelfischerei zu ermöglichen bedarf es neben dem Wissen über Fische auch Kenntnisse über Angler. Eine detaillierte Beschreibung der Charakteristika, Verhaltensweisen, Einstellungen und Wahrnehmungen von Anglern identifiziert Trends zum Verhalten der Angler und zur Entwicklung der Angelfischerei sowie des Angeltourismus im Untersuchungsgebiet und erfüllt demnach Informationsbedürfnisse zur Unterstützung des Fischereimanagements im Bereich der Fischereiverwaltung und -politik. Der Vergleich der Angler der drei Bundesländer spiegelt die gegenwärtige Situation wider, nach welcher Verwaltung und Managementkompetenzen im Fischereisektor bei den Bundesländern liegen. Methoden: Zwei groß angelegte repräsentative Anglerumfragen an zufällig ausgewählten Anglern der Bundesländer: ● Schriftliche Befragung von Fischereischeininhabern in Berlin und Brandenburg (2005): - 239 Berliner Angler (Rücklaufquote: 53,6 %) - 875 Brandenburger Angler (Rücklaufquote: 57,6 %) Kombiniert telefonisch-schriftliche Befragung in M-V (2006-2008): - 856 Angler aus M-V (Rücklaufquote der telefonischen Befragung: 58 %) - Rekrutierung von Fischereischeininhabern und durch Zufallstelefonie ausgewählten Anglern Aufgrund unterschiedlicher Umfragetechniken und Frageformulierungen wurden lediglich im Wortlaut identisch erfragte Merkmale quantitativ verglichen. Die übrigen Merkmale wurden einem qualitativen Vergleich unterzogen. Die untersuchten Stichproben repräsentieren vornehmlich aktivere Anglersegmente, da insbesondere diese zu einer Teilnahme an Anglerumfragen bereit sind. Abb. 1: Untersuchungsgebiet und Anzahl der je Bundesland ausgegebenen Fischereiabgabemarken inkl. der Anzahl der Touristen- bzw. Friedfischangler. Gesamtangeltage Angeltage im eigenen Bundesland 24,8 25,8 M-V ● Tab. 1: Vergleich der relativen Häufigkeit (%) der Einschätzung des Erfolges verschiedener Managementmaßnahmen durch Berliner und Brandenburger Angler. Zur Ermittlung der Werte diente eine Skala von 1-2 = erfolgsversprechend, 3-4 = neutral, 5-6 = nicht erfolgsversprechend. Die Ziffer 3 in der Spalte der Mittelwerte stellt den Neutralpunkt dar. Signifikante Unterschiede (p ≤ 0,05) bestanden nicht. Managementmaßnahmen Bundesland (N) erfolgs neutral (%) versprechend (%) 71,3 17,8 nicht erfolgsversprechend (%) 10,9 MW SD 27,8 8,6 2,3 1,378 Besatz verstärken 31,2 8,8 2,2 1,443 Fischentnahmemengen besser regulieren 60 2,1 1,482 BB (N=572) 65,2 26,6 8,2 1,2 1,384 B (N=122) 40,2 35,2 24,6 3,0 1,712 BB (N=469) 42,6 29,9 27,5 3,1 1,815 *Ich gehe bevorzugt dort angeln, wo die Chance besteht einen kapitalen Fisch zu fangen Berlin Ich würde lieber 1 oder 2 große Fische fangen, als 10 kleinere *Je mehr Fische ich fange, desto zufriedener bin ich 2 3 Berlin 28,8 0 5 10 15 20 mittlere Angeltage / a 25 30 4 5 Zustimmung - Ablehnung Abb. 4: Mittlerer Grad der Ablehnung / Zustimmung zu verschiedenen die Anzahl oder Größe der gefangenen Fische betreffenden Fangorientierungs-Items. Sternchen vor den Items kennzeichnen das Signifikanzniveau (p ≤ 0,05). Es existierten keine signifikanten Unterschiede zwischen Berliner und Brandenburger Anglern. gefangenen Fische zu klein Χ2 Test T-Test T -0,959 5,475 Df = p= 187,731 0,065 P = 0,339 T 0,355 Χ2 1,276 Df = p= 177,261 0,528 P = 0,723 T -0,421 Χ2 1,357 Df = p= 197,697 0,507 P = 0,674 Χ2 Zu wenig Fische der Zielfischart gefangen Berlin 1 2 Brandenburg 3 M-V 4 und Brandenburger Angler zeigten sich im Vergleich zu Mecklenburger Anglern deutlich aktiver, auch über die Bundeslandgrenzen hinaus. Berliner Angler verbrachten im Mittel sogar über die Hälfte ihrer Angelzeit außerhalb Berlins (Abb. 2). ●Alle drei Anglerpopulationen bevorzugten das Angeln auf große Speisefische. Mecklenburger Angler zeigten eine signifikant stärkere Präferenz für hohe mengenmäßige Fangraten (Abb. 4). ●Die Angelbeteiligung Mecklenburger Angler war seltener durch mangelnde Fangerlebnisse begrenzt (Abb. 3). ●Berliner und Brandenburger Angler hielten mehrheitlich die Verbesserung der natürlichen Vermehrung und die Verstärkung des Fischbesatzes für erfolgsversprechend zur Steigerung der Anglerzufriedenheit. Verschärfte Entnahmebestimmungen hielten nur rund zwei Fünftel der Angler für erfolgreich (Tab. 1). Entsprechende Daten wurden für M-V nicht erhoben. Das Management der Angelfischerei im Nordosten Deutschlands würde von einer bundeslandübergreifenden Perspektive profitieren, die ausreichend Fänge großer Speisefische gewährleistet. Dies ist besonders für Berlin und Brandenburg bedeutend. Aufgrund der Heterogenität in den Ansprüchen der Angler eines Bundeslandes führen vielfältig bewirtschaftete Gewässerlandschaften im Vergleich zu Einheitsfangbestimmungen wahrscheinlich eher zu zufriedenstellenden Angelbedingungen für eine Vielzahl unterschiedlicher Angler. Um einen solchen Diversitätsansatz zu verwirklichen, muss die Akzeptanz der Angler gegenüber lokal unter Umständen notwendigen restriktiven Fangbestimmungen gesteigert werden. Danksagungen: 5 Zustimmung - Ablehnung Abb. 3: Mittlerer Grad der Ablehnung / Zustimmung zu verschiedenen, die Fangerlebnisse beschreibenden Hemmnis-Items. Es existierten keine signifikanten Unterschiede zwischen Berliner und Brandenburger Anglern. Auf einen quantitativen Vergleich zu M-V wurde aufgrund ungleicher ItemFormulierungen verzichtet. Schlussfolgerungen: Julius Ensinger [email protected] 0176-47725141 35 Abb. 2: Mittlere jährliche Gesamtangeltage und Angeltage im eigenen Bundesland. Aufgrund unterschiedlicher Berechnungsgrundlagen wurde kein quantitativer Vergleich angestellt. ●Berliner Mecklenburg 1 12,1 Ergebnisse: Brandenburg *Je größer die Fische, desto besser der Angeltag 31,2 zu wenig Anbisse natürliche Vermehrung B (N=129) verbessern BB (N=511) 63,6 B (N=125) 25,9 Brandenburg Die zugrunde liegenden Projekte wurden durch das Land Brandenburg (FKZ: AG-GA11b-05), das Land Mecklenburg-Vorpommern und die Europäische Union (FIAF-Mittel) gefördert.
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