©Musée du Louvre, Paris LATEIN UND GRIECHISCH in Berlin und Brandenburg ISSN 0945-2257 Mitteilungsblatt des Landesverbandes Berlin und Brandenburg im Deutschen Altphilologenverband (DAV) http://davbb.de Säulen des Apollontempel in Side Herausgeber: Der Vorstand des Landesverbandes 1. Vorsitzender: Prof. Dr. Stefan Kipf [email protected] 2. Vorsitzende: Prof. Dr. Ursula Gärtner [email protected] StR Gerlinde Lutter Beisitzer: StRef Karoline Holtz, StD Dr. Josef Rabl, StR Anne Gerlach, Andrea Weiner Redaktion: Maya Brandl · [email protected] Kassenwart: Peggy Wittich · [email protected] Verbandskonto: Konto-Nr. 35 22 00 69 75 · BLZ 160 500 00 Mittelbrandenburgische Sparkasse Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht unbedingt mit der Meinung des Vorstandes übereinstimmen. Anfragen bitte nur an die Schriftführung des Landesverbandes. – Nichtmitgliedern des Landesverbandes bietet der Verlag ein Jahresabonnement und Einzelhefte an. www.ccbuchner.de JAHRGANG LIX / HEFT 3-2015 I N H A LT ■ Antike und Film – Ein Rückblick auf den diesjährigen Wettbewerb „Lebendige Antike“ des DAV BerlinBrandenburg Von Gerlinde Lutter und Andreas Wenzel 59 ■ Drei Sprachen – ein Kurs: Der Europa-Gedanke im fremdsprachlichen Unterricht – ein Pilotprojekt Von A. Gerlach und S. Benkert 64 ■ 14. Wettbewerb Lebendige Antike – Impressionen eines Jurymitglieds Von von Stefanie Haupt 70 ■ Mitteilungen / Hinweise 74 ■ Impressum 74 C. C. BUCHNER VERLAG · BAMBERG F Tim Schneider, 1. Platz und Gewinner des Sonderpreises des „Vereins der Freunde der Museumsinsel“ Wettbewerb „Lebendige Antike“ des DAV Berlin-Brandenburg Das Audimax war bis auf den letzten Plazu gefüllt. ür dieses Jahr wurde bereits der vierzehnte Wettbewerb „Lebendige Antike“ ausgeschrieben, und es war wieder beeindruckend, mit welchem Engagement und Enthusiasmus die ca. 700 Teilnehmer - ob nun Einzelne, kleine Gruppen oder ganze Klassen - sich dem sehr anspruchsvollen Thema gewidmet hatten. Dies spricht für die Anziehungskraft des Wettbewerbs. Nachdem Dr. Josef Rabl viele Jahre für die Durchführung des Wettbewerbs verantwort- Ein Rückblick auf den lich gewesen war, übernahm in diesem Jahr diesjährigen Wettbewerb Gerlinde Lutter die gesamte Organisation - mit „Lebendige Antike“ des allen vorher nicht bekannten Schwierigkeiten. Zwei Hefte des AU (1/2005 und 6/2007) hat- DAV Berlin-Brandenburg ten sich in der nahen Vergangenheit – Von Gerlinde Lutter und Andreas Wenzel – dem Thema Antike und Film aus unterschiedlichen Perspektiven genähert. Um möglichst viele Teilnehmer zu motivieren, stützt. Einige von ihnen sind seit Jahren feste hatten die Vorstandsmitglieder des DAV Ber- Größen des Wettbewerbs. lin-Brandenburg zwei Aufgabenstellungen für Das Thema brachte es mit sich, dass sich der die verschiedenen Jahrgangsstufen entwickelt: logistische Aufwand (Wohin mit großen BauTeilnehmer aus den Klassenstufen 5–9 hatten werken?) in diesem Jahr in relativ engen Grendie Aufgabe, eine Lektion des verwendeten zen hielt; ein Stick oder eine CD genügten, und Lehrbuchs in ein aussagekräftiges Drehbuch ein Drehbuch im A4-Format war auch ohne umzuschreiben und dies auch szenisch um- Weiteres von A nach B zu transportieren. zusetzen. Die Jahrgangsstufen ab Klasse 10 Die Jury einigte sich vor dem offiziellen Abgasollten eine Sequenz aus einem Film, der einen betermin auf einheitliche Bewertungskriterien, thematischen Bezug zur Antike aufweist, ana- und nachdem alle Arbeiten eingereicht worden lysieren, und die Ergebnisse ihrer Arbeit an- waren, wurden diese auf drei Arbeitsgruppen schaulich präsentieren. In Vorbereitung hierfür verteilt, die die einzelnen Produkte anhand des bot die HU am 10.01.2015 allen Interessierten einen Workshop zu Aspekten der Filmanalyse Josef Rabl, Gerlinde Lutter und an, der von Frau Dr. Feiersinger geleitet wurde. Andreas Fritsch im Gespräch Neben spezifischen Kriterien für die beiden Altersgruppen waren die Einbindung der lateinischen oder griechischen Sprache und die eigene Kreativität bei der Umsetzung des jeweiligen Themas von besonderer Bedeutung. Was die Schüler hier zu leisten im Stande sind, ist mehr als lobenswert; vieles davon ist aber auch von den interessiertesten Schülern nicht zu leisten, würden sie nicht tatkräftig von engagierten Kollegen in ihren Vorhaben unter- Antike und Film LGBB 03 / 2015 59 entwickelten Bewertungsrasters vorsortierten. Bei einem abschließenden Treffen aller Jurymitglieder an einem Sonntag wurden die ausgewählten Beiträge der drei Arbeitsgruppen gemeinsam angesehen, begutachtet, Vorzüge und Nachteile gegeneinander abgewogen und schließlich die vorläufigen Preisträger festgelegt. Im weiteren Verlauf erwies sich die eine oder andere Entscheidung noch nicht als tragfähig, bis nach weiterem Überlegen und Nachdenken sich alle doch auf die diesjährigen Preisträger einigen konnten. Neben dieser spannenden, aber zeitintensiven Arbeit waren noch weitere Aufgaben parallel zu erledigen. Vor allem mussten Gelder organisiert werden, um die zu prämierenden Leistungen auch in angemessener Form würdigen zu können. Hier zeigten sich insbesondere der Landes- als auch der Bundesverband des DAV großzügig, und auch die Senatsverwaltung stellte einen Geldbetrag zur Verfügung. So konnten sich die Preise sehen lassen: Einige davon hatten einen direkten Bezug zum Thema des Wettbewerbs (z.B. Eintrittskarten für den Filmpark Babelsberg oder Kinogutscheine), die übrigen Preise bestanden aus Gutscheinen für Aktivitäten in oder außerhalb von Berlin, Geldbeträgen zur freien Verwendung und zahlreichen Buchpreisen, die von einzelnen Verlagen gespendet oder von den Geldmitteln beschafft worden waren. zwei separate Zeremonien. Durch die dankenswerte Unterstützung von Prof. Dr. Stefan Kipf standen für die Altersgruppe I das Audimax der HU und für die Altersgruppe II ein Hörsaal zur Verfügung. Dieses Ambiente gab beiden Veranstaltungen eine ganz besondere Note. Jurymitglieder bei der Moderation Bei den Preisverleihungen am letzten Montag vor den Sommerferien gab es diesmal ein Novum: Da die Aufgabenstellung für beide Altersgruppen sehr unterschiedlich war und die Arbeitsergebnisse es wert waren, den anderen Teilnehmern präsentiert zu werden, gab es Die Preise waren von den Jurymitgliedern angemessen verpackt und gestaltet worden. Um den Anwesenden einen Eindruck von der Preiswürdigkeit der Beiträge zu geben, waren für die Veranstaltung der Altersgruppe I Auszüge aus den prämierten Beiträgen zu einer Präsentation zusammengestellt worden. Der Jury, zu der auch Teilnehmerinnen des Fachseminars von Frau Lutter gehörten, war es wichtig, auf die Kriterien hinzuweisen, die für die gemeinsame Entscheidung von Bedeutung gewesen waren. Am Nachmittag übernahmen die Preisträger der Altersgruppe II persönlich diesen Part, indem sie ihre Arbeiten vorstellten und Erläuterungen dazu gaben. Vorbereitungen der Jury Alle Besucher beider Preisverleihungen verfolgten mit großem Interesse und wachsender Begeisterung die Präsentationen und Vorträge. Die vollständige Liste aller Preisträger finden Sieauf den nächsten Seiten. Die stolzen Preisträger auf der großen Bühne Preise, die sich sehen lassen können ... 60 LGBB 03 / 2015 LGBB 03 / 2015 61 PREISTRÄGER DES 14. WETTBEWERBS LEBENDIGE ANTIKE Altersgruppe II Platz 3 (mit Angabe der Klassenstufe, der Schule, der betreuenden Lehrkraft, des Titels und des Lehrwerks) Platz 1 Julia Gebhadt, Yasmina Gottwald Klasse 8c; Einstein-Gymnasium, Neuenhagen Frau Sigrid Schmitt-Waas Der letzte Besuch (Felix, Lektion 21) Klasse 8a; Diesterweg-Gymnasium Frau Ulrike Geene Der Vesuvausbruch (Felix neu, Lektion 18) Altersgruppe I Platz 1 Platz 2 André Petrov, Maximilian Papendick, Marvin Egbede, Leonhard Stoll, Kasimir Khadjavi Sexta a (5); Canisius-Kolleg Frau Ute Rosenbach Ein Gladiatorenkampf (Viva 1) Klasse 6a; Gymnasium Steglitz Frau Catrin Dathe-Zenk Cicero in periculo Cornelius Cäsar Cress Klasse 5/1 Heinrich-Schliemann-Gymnasium Frau Beatrix Gerstmeyer In Kino Veritas (Cursus, Lektion 10) Annika Brännström, Selma Gonzales, Nuria Holle, Timon Traunecker, Philipp Möhling Sexta a (5) Canisius-Kolleg Frau Ute Rosenbach Gladio et rete; (Viva 1, Lektion 5) Quarta b (7) Evangelisches Gymnasium zum Grauen Kloster Herr Michael Kreß Überwindet die Liebe den Tod? – Orpheus und Eurydike (DJ) (Felix Neu, L. 34) Charlotte Böhm, Marlene Böhm, Elisabeth Böhm, Klasse 7/1 und Antonia Böhm, Klasse 9/2; Heinrich-Schliemann-Gymnasium Herr Böttcher Fauler Zauber (Cursus, Lektion 22) Platz 3 Vannina Schultheis, Carlotta Glaß, Victoria Borrmann, Alina Drache, Judith Baller, Victoria Chu Sexta a (5) Canisius-Kolleg Frau Ute Rosenbach Die Säkularfeier (Viva 1) Landesverband Berlin-Brandenburg 62 LGBB 03 / 2015 Georg Schmidt-Narischkin, Subonn Lee, Kiara Breka, Leon Scholz, Georg Brettel Untertertia c (8); Canisius-Kolleg Frau Ute Rosenbach Die Iden des März (Felix B, 65) Lotte Käferstein, Ole Sußdorf, Magdalena Scheinemann, Felix Hertnek Klasse 9L; Evangelisches Gymnasium Hermannswerder, Potsdam Frau Bettina Grothe Per iram, Frei nach Sophokles Antigone Klasse 9 (WPU) Diesterweg-Gymnasium Frau Hilbrecht Emptio fatalis (Prima C, Lektion 6) Platz 2 Franz Neumann, Mats Hinrichsen, Genoveva Grüntuch, Philippa Bock, Kilian Holle Untertertia c (8); Canisius-Kolleg; Frau Ute Rosenbach „Die Iden des März“ in der Moderne (Felix B, 65) Klasse 8L Evangelisches Gymnasium Hermannswerder, Potsdam Frau Julia Brehmer Entführung in Rom (Prima, L. 17–20) Klasse 9H Humboldt-Gymnasium Frau Svenja Bertram Die Varusschlacht (Viva, Lektion 30) Klasse 9a; Diesterweg-Gymnasium Herr Wießner-Drude Theseus und der Minotaurus (Felix neu, Lektion 30) Altersgruppe III Platz 1 Tim Schneider Q2; Victor-Klemperer-Kolleg Frau Andrea Beyer Percy-Jackson, Diebe im Olymp LK Q2; Immanuel-Kant-Gymnasium Herr Rainer Schäplitz Pompeji Platz 2 Josepp Kim, Efe Önal Klasse 10c; Goethe-Gymnasium Herr Marcel Humar Ist der Film ´Matrix´ eine gezielte PlatonRezeption? Floriana Maloku, Nojoud Osman, Klasse 10c WPU; Ernst-Abbe-Gymnasium Frau Barbara Stalinski Agora – Die Säulen des Himmels Platz 3 Anne-Marie Daschek, Q2; Ernst-Abbe-Gymnasium Herr Stefan Paffrath Albus an ater sit …? LGBB 03 / 2015 63 Drei Sprachen – ein Kurs Der Europa-Gedanke im fremdsprachlichen Unterricht – ein Pilotprojekt Teil 1 der vierteiligen Artikelreihe » Europa ist zweifellos die Wiege der Kultur. Aber man kann nicht sein ganzes Leben in der Wiege verbringen. « Oskar Maria Graf (1894 –1967), deutscher Schriftsteller1 – von A. Gerlach und S. Benkert, Tagore-Gymnasium – W as für Europa gilt, besitzt gleichermaßen universelle Gültigkeit für unsere Schülerinnen und Schüler2 – nicht umsonst verweist das Kompetenzmodell auf die Relevanz lebenslangen Lernens3 und auch die konstruktivistische Didaktik trägt der Tatsache Rechnung, dass umfassende Bildung nur durch die Befähigung junger Menschen zu selbstständiger Erweiterung und Vertiefung des individuellen Wissens und Könnens zu erreichen ist4. Dies gilt auch und insbesondere für das Erlernen von Fremdsprachen. Mehrsprachigkeit als Chance Es ist kein Novum, dass zwischen den gesetzlich und theoretisch verankerten Grundlagen und der pädagogischen Wirklichkeit oft große Differenzen auftreten. In der Realität des schulischen Alltags fällt es bekanntermaßen nicht immer leicht, Schüler von der Vorteilhaftigkeit umfassender Sprachkenntnisse zu überzeugen. Dies ist umso schwieriger, je umfassender die Anforderun- gen der übrigen Schulfächer dem einzelnen Lerner erscheinen und je minimalistischer der persönliche Zugang zum Sprachenlernen ausgeprägt ist. Die obligatorische Teilnahme am Unterricht der ersten und zweiten Fremdsprache befriedigt bei so manchem Schüler bereits das Bedürfnis nach interkultureller Kommunikationsfähigkeit und unterbindet somit eine potentiell fruchtbare Erweiterung des individuellen Horizontes. Hintergründe Über einige Jahre hinweg beobachteten die Kollegen unseres sprachlich-künstlerisch orientierten Gymnasiums folglich mit wachsender Sorge eine stetig sinkende Zahl an Schülern, die sich für das Erlernen einer dritten Fremdsprache entscheiden. Eine umfassende Analyse der Gründe für diese Entwicklung würde zu weit führen – stellvertretend sollen nur die für uns offensichtlichen Ursachen skizziert werden: Statt der dritten Fremdsprache wurden kreative und – in den Augen der Lerner – leichtere 1 zitiert nach http://www.zitate.de/kategorie/Europa?page=2 2 Im weiteren Textverlauf wird auf Gendern zugunsten einer flüssigeren Lektüre verzichtet. Dies stellt keine Wertung dar. 3 Berliner Rahmenlehrpläne Englisch/Französisch/Latein/Spanisch für Sek. I, jeweils S. 6 unten Anhörungsfassung der neuen RLP, Teil A, S. 1 4 Kersten Reich: Konstruktivistische Didaktik, S. 96f. 64 LGBB 03 / 2015 Fächer wie Kunst, Musik oder Darstellendes Spiel zunehmend stark frequentiert. Die Parallelschaltung künstlerischer und sprachlicher Fächer im Profil- und Wahlpflichtbereich hatte sich somit als nachteilig erwiesen. Des Weiteren fand der Unterricht der dritten Fremdsprache zu diesem Zeitpunkt noch ab Klasse 8 mit zwei Wochenstunden statt – durch das Blockmodell also nur einmal wöchentlich – und zeichnete sich somit nicht durch größtmögliche Effektivität aus. Es ist eine Binsenweisheit, dass Spracherwerb nicht ohne regelmäßige Sprachbegegnung stattfinden kann. Integration des Kurses in das Schulprofil Um diesem Trend entgegenzuwirken, entstand im Rahmen einer Aktualisierung unseres Schulprofils der Gedanke des „Europakurses“. Dieser kann in Jahrgangsstufe 8 als Profilkurs belegt werden und ist auf die Dauer eines Jahres begrenzt. Inhaltlich gliedert sich der Kurs in Trimester – je eines für die nun erst ab Klasse 9 als Wahlpflichtunterricht wählbaren Fremdsprachen Latein, Französisch und Spanisch. In den einzelnen Trimestern soll es den Schülern ermöglicht werden, zwei für sie neue Fremdsprachen kennen zu lernen. Da das Angebot an dritten Fremdsprachen mit dem Angebot an zweiten Fremdsprachen identisch ist, besteht der Kurs sowohl aus Novizen als auch aus Teilnehmern, die eine der angebotenen Sprachen bereits seit einem Jahr lernen und somit als authentische Experten in den Unterricht integriert werden können – eine Herausforderung für die Unterrichtsplanung und gleichzeitig eine zusätzliche Chance. Ziele des Kurses Das Curriculum dieses Kurses ist so angelegt, dass die Schüler sowohl sprachliche als auch (inter)kulturelle Aspekte kennen lernen und somit bereits vor der Teilnahme am eigentlichen Sprachunterricht einen Einblick in die entsprechenden Lebenswelten erhalten – vom Klang der Sprache bis hin zu grammatikalischen Besonderheiten, Essgewohnheiten oder berühmten Persönlichkeiten. Im Vordergrund steht dabei der Gedanke an Europa als Wiege der westlichen Zivilisation – begonnen wird der Kurs also chronologisch mit Latein und dem Mythos des Zeus, der die schöne Königstochter Europa begehrte. Im Fokus stehen außerdem die lexikalischen und kulturellen Parallelen der drei romanischen Sprachen Latein, Französisch und Spanisch – selbstverständlich exemplarisch. Vordergründig soll das sprachliche Schubladendenken der Schüler zugunsten eines fruchtbaren Spracherwerbs aufgebrochen werden. Trotz der Notwendigkeit, sich nach Abschluss des Kurses für eine der Sprachen zu entscheiden, ist den Lernern somit im Idealfall bewusst geworden, dass Sprachenlernen kein in sich abgeschlossener Prozess ist, sondern Aufgeschlossenheit und Weltwissen aus allen Lebensbereichen in sich vereint. Sollte den Teilnehmern im Rahmen des Europakurses deutlich geworden sein, dass das Erlernen einer dritten Fremdsprache für sie keine realistische Option darstellt, besteht immer noch die Möglichkeit, einen gänzlich anderen Profilkurs für Klasse 9 zu wählen. Da die Schüler diese Entscheidung bereits bis zu den Osterferien getroffen haben müssen, wird die danach verbleibende Zeit bis zum Ende des laufenden Schuljahres in die Verzahnung der drei Sprachen durch kreative Projekte investiert, die derzeit noch erarbeitet werden. Planerische Aspekte Die organisatorischen Besonderheiten des Europakurses erstrecken sich auf die erforderliche Planung in Trimestern (Parallelsteckung oder Stundenplanänderung durch den epochalen Einsatz der Kollegen) sowie die Integration der Fremdsprachenlerner im 2. Jahr. Es werden keine Klassenarbeiten geschrieben; die LGBB 03 / 2015 65 66 LGBB 03 / 2015 LGBB 03 / 2015 67 Benotung erfolgt in Abhängigkeit von den Unterrichtsinhalten (siehe Modellplanungen). Teil 1: Das Latein-Trimester Der Zyklus für Latein wurde als Lernaufgabe geplant und beginnt mit einer sprachlichen und geschichtlichen Einführung: Wie begrüßten sich die Römer? Wie wurde Latein ausgesprochen? Welche Größe hatte das Römische Reich? Wie lange existierte es? Welche Besonderheiten sind erwähnenswert? Wie sah das antike Rom überhaupt aus? Warum ist der Lateinunterricht lohnenswert? Anschließend werden am Mythos der Europa, die immerhin Namensgeberin des Kurses ist, in knapper Form die Grundlagen der Texterschließungs- und Interpretationsarbeit gelegt. Herzstück des Kurses ist die Beschäftigung mit der römischen Alltagswelt: Durch einen interkulturellen Vergleich soll es den Schülern ermöglicht werden, ihre eigene Lebenswelt mit der antiken römischen zu kontrastieren, sich in diese hineinzuversetzen und Gemeinsamkeiten sowie Unterschiede zu erläutern. Dazu werden an einem Modellsteckbrief die Kriterien für einen solchen besprochen, bevor von jedem Schüler ein individueller Steckbrief als Ausgangsbasis erstellt wird. Von den Kursteilnehmern wird erwartet, dass sie in diesem Steckbrief verschiedene Lebensbereiche aus ihrer ganz persönlichen Sicht präsentieren: Familie, Kleidung, Freizeitverhalten, Bildung und Essen sind nur einige der zu berücksichtigenden Aspekte. Die im Folgenden zu erstellenden Steckbriefe5 zu einem römischen Jungen oder Mädchen sollen zunächst thematisch in Stammgruppen vorbereitet werden. Stammgruppe 1 recherchiert zu Familie/Wohnen/Essen, Stammgruppe 2 zu Bildung und Erziehung/Hobbies und Freizeit und Stammgruppe 3 beschäftigt sich mit Kleidung/Religion/Festen und dem Kalender6. Im nächsten Schritt werden aus diesen Gruppen Expertengruppen gebildet, welche jeweils einen Steckbrief gemeinsam erstellen, indem sie die gesammelten Informationen in eine visuell ansprechende und inhaltlich aussagekräftige Form bringen. Nach diesen Gruppenarbeitsphasen wird über einen Notenpool, d.h. nach Diskussion in den Expertengruppen, eine Mitarbeitsnote für jeden Schüler erteilt. In der anschließenden Präsentationsphase (Gallery Walk) sollen die Schüler in wiederum neu zusammengesetzten Gruppen7 ihre Produkte – die Steckbriefe – präsentieren und diese mithilfe der eingangs am Modell erarbeiteten Kriterien sowohl sprachlich als auch gestalterisch und inhaltlich evaluieren. Zu diesem Zeitpunkt wird eine Produktnote unter Berücksichtigung der Peer-Evaluation erteilt. Schließlich werden die eigenen Steckbriefe der Schüler mit den Steckbriefen zum römischantiken Pendant verglichen, um eine Brücke zwischen der antiken und der modernen Lebenswelt zu schlagen. Eine Reflexion der Produkte und des Arbeitsprozesses gemeinsam mit den Kursteilnehmern bildet den Abschluss des Latein-Trimesters und die Ausgangsbasis für die Optimierung der Zyklusplanung. Einige ausgewählte Materialien sind zu Illustrationszwecken beigefügt. Diese und weitere können bei Interesse abgerufen werden via [email protected] 5 Für den Gallery Walk empfiehlt es sich, das Textformat „Steckbrief“ auf Postergröße erstellen zu lassen. 6 Die entsprechende Hintergrundlektüre wird im Rahmen des Kurses zur Verfügung gestellt. Literaturliste auf Anfrage; Kontaktadresse siehe Ende des Artikels. 7 Gruppenzusammensetzung: Ein Schüler aus jeder Expertengruppe, der den jeweils anderen Mitgliedern beim Rundgang den Steckbrief der jeweiligen Expertengruppe präsentieren kann; gleichzeitig aber auch mindestens ein Schüler pro Themenbereich (Stammgruppe), sodass eine kritische und reliable Evaluation möglich ist. 68 LGBB 03 / 2015 Ausblick Die praktische Umsetzung des Latein-Trimesters soll in Teil zwei der Artikelreihe kritisch reflektiert werden. Gleichzeitig soll dann die Planung für das Französisch-Trimester vorgestellt werden. In Teil drei wird ebendieses reflektiert und ein Ausblick auf das letzte Trimester zu Spanisch gegeben. Im vierten und letzten Teil der Artikelreihe wird neben der Auswertung des Spanisch-Trimesters auch die Vorstellung der die Kursinhalte zusammenführenden sprachübergreifenden Kooperationsprojekte im Fokus stehen. Wir danken unserer Schulleitung, die diesen Kurs ermöglicht, und den beteiligten Kollegen der Fachbereiche Latein, Französisch und Spanisch für Ihr Engagement. Quellen: 1) http://www.zitate.de/kategorie/Europa?page=2, 18.07.2015, 12.58 Uhr 2) http://www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/schulorganisation/lehrplaene/sek1_englisch.pdf?start&ts= 1429785405&file=sek1_englisch.pdf, 18.07.2015, 12.55 Uhr 3) http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene_und_curriculare_materialien/ Rahmenlehrplanprojekt/anhoerung/plan/1_Teil_A_Anhoerungsfassung_vom_28.11.2014.pdf, 18.07.2015, 13.02 Uhr 4) Reich, Kersten: Konstruktivistische Didaktik. Weinheim: Beltz Verlag, 2012 5) Ellis, Rod: Second Language Acquisition. Oxford: Oxford University Press, 2013 LGBB 03 / 2015 69 14. Wettbewerb Lebendige Antike – Impressionen eines Jurymitgliedes – Von Stefanie Haupt, stellvertretend für die Jury – angebotenen Workshop zur Filmanalyse in Anspruch nehmen. Es wurde ein lebendiger Tag, das schon mal vorweg. Am Montag, den 13.7., ganz kurz vor den Ferien, füllte aufgeregtes, fröhliches Geschnatter das Audimax der HumboldtUniversität zu Berlin. Bis zur Empore waren Wir, die Jury, konnten uns über zahlreiche Einsendungen freuen und hatten viele, viele Stunden Fernsehprogramm vor uns. Dieses war so vielfältig wie die Wettbewerbsteilnehmer. Das Spektrum reichte von historisch genau, modern adaptiert, ergreifend, erheiternd, mit Witz, Mut, Einfallsreichtum und unglaublichem Enthusiasmus produziert. So sehr wir uns auch über die reiche, lebendige, spritzig-witzige Verwendung des altehrwürdig Lateinischen freuten, wo waren denn die Griechen?! Beteiligt euch, auch ihr seid mit diesem Wettbewerb gemeint! alle Plätze belegt mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern des 14. Wettbewerbs „Lebendige Antike“, ausgelobt vom Deutschen Altphilologenverband (DAV). In diesem Jahr waren Cineasten besonders angesprochen, es drehte sich nämlich alles um das Thema Film. Die Altergruppen I und II (5. bis 9. Klasse) waren aufgefordert, einen Lektionstext filmisch umzusetzen und das taten sie – und wie! Die Altersgruppe III (10. bis 13. Klasse) durfte sich mit der Rezeption der lateinischen oder griechischen Lebenswelt im Medium Film befassen und konnte dafür auch einen vom DAV 70 LGBB 03 / 2015 Zurück zu den Beiträgen. Nach endlosen Diskussionen, Anschauen, noch mal Anschauen, Abwägen und Einigen stand fest: In jeder Kategorie (5. bis 7. Klasse, 8. bis 9. Klasse, 10. bis 13. Klasse) nur einmal die Plätze eins bis drei vergeben? Ein Ding der Unmöglichkeit! Und nachdem großzügige Zusagen von Preisgeldern sowohl vom DAV als auch vom Senat kamen, setzten wir getrost mehrere Preisträger zugleich auf ein Podest. In diesem Jahr konnten sich die Gewinner nicht nur über humorvolle, spannende und lehrreich nützliche Büchergeschenke, sondern auch über Erlebnisgutscheine (z.B. für Besuch des Filmparks Babelsberg, exklusive Stadtführungen und Schwarzlichtminigolf) oder Geldgeschenke freuen. Ein Jammer, dass wir am Tag der Preisverleihung nicht alle Filme in Gänze zeigen konnten, es wäre eine sehr lustige Woche geworden! Mit der zeitlichen Beschränkung auf gerade einmal zwei Stunden konnten nur die Beiträge der Erstplatzierten in voller Länge gezeigt werden. Gewonnen haben in der Altersgruppe I: André Petrov, Maximilian Papendick, Marvin Egbede, Leonhard Stoll und Kasimir Khadjavi aus der Sexta a (5. Klasse) des Canisius-Kollegs. LGBB 03 / 2015 71 Sie stellten in ihrem Beitrag einen Gladiatorenkampf nach. Ein weiterer erster Platz ging in der Altersgruppe 5.-7. Klasse an Cornelius Cäsar Cress (Klasse 5/1, Heinrich-SchliemannGymnasium) mit seinem Beitrag „In Kino Veritas“, einer amüsanten Aneinanderreihung von geflügelten lateinischen Worten. In der Altersgruppe II stachen die Sieger durch außergewöhnliche Adaption des Antigone Themas hervor. Lotte Käferstein, Ole Sußdorf, Magdalena Scheinemann und Felix Hertnek (Klasse 9L des Evangelischen Gymnasiums Hermannswerder) inszenierten, spielten und filmten eine moderne Antigone, die so auch im Fernsehen hätte laufen können. In dieser Altersgruppe gab es sogar drei erste Plätze, und auch hier waren wieder Vertreter des Canisius-Kollegs ganz vorn dabei. Georg Schmidt-Narischkin, Subonn Lee, Kiara Breka, Leon Scholz und Georg Brettel aus der Untertertia c (8) lieferten einen sehr sehenswerten, dramatischen Film über die Iden des März ab. 72 LGBB 03 / 2015 Der dritte erste Platz ging an den Wahlpflichtkurs 9 des Diesterweg-Gymnasiums. Überaus amüsant wurde eine Lektion aus Prima C als Stummfilm inszeniert. Nach der Preisverleihung am Vormittag zogen wir zur Auszeichnung der Altersgruppe III in einen kleineren Hörsaal um. Die Altersgruppe der 10. bis 13. Klassenstufe hatte sich zwar auch rege beteiligt, jedoch längst nicht so zahlreich wie die 5. bis 9. Klassen. Wir konnten unter allen Einsendungen fünf Beiträge prämieren, und so hatten wir an diesem Nachmittag fünfmal das Vergnügen, den Präsentationen der Preisträgerinnen und Preisträger zu lauschen. Nicht nur wir als Jury hatten dieses Vergnügen, sondern auch alle anderen Zuhörer, die in großer Zahl erschienen waren und neugierig und gespannt den Darbietungen folgten. Einen ersten Platz belegte Tim Schneider vom Victor-Klemperer-Kolleg. Sein Beitrag befasste sich in beeindruckendem Umfang mit dem Film „Percy Jackson – Diebe im Olymp“. Ein weiterer erster Platz wurde an den Leistungskurs (Q2) des Immanuel-Kant-Gymnasiums vergeben. Der Kurs hat zum Film „Pompeji“ eigens eine Website programmiert, die alle Fragen rund um Pompeji beantwortet. Josepp Kim und Efe Önal vom Goethe-Gymnasium (10c) gingen der interessanten Frage nach, ob es sich bei dem Film „Matrix“ um eine gezielte Platonadaption handelt. Sie erhielten dafür einen zweiten Platz. Den anderen zweiten Platz dieser Altersgruppe nahmen Floriana Maloku und Nojoud Osman (WPU 10, ErnstAbbe-Gymnasium) entgegen. Sie analysierten nach der Teilnahme am oben erwähnten Workshop des DAV den Film „Agora – Die Säulen des Himmels“. Der dritte Platz ging an Anne-Marie Daschek (Q2) vom ErnstAbbe-Gymnasium. Sie verglich die Darstellung des Crassus in verschiedenen Filmen und beantwortete die Frage „Albus an ater sit...?“ Für dieses Jahr ist die spannende und vielseitige Arbeit der Jury beendet. Aber: Nach dem Wettbewerb ist vor dem Wettbewerb! Nun heißt es, sich Gedanken zu machen und ein neues Thema für den 15. Wettbewerb ´Lebendige Antike´ zu finden, das Schülerinnen und Schüler sowie deren Lehrkräfte zur Mitarbeit motiviert. Wir sind bereits auf der Suche und freuen uns jetzt schon auf die nächste Runde! Noch eine Bitte an alle Lehrerinnen und Lehrer, die zukünftig ihre Schülerinnen und Schüler im Wettbewerb betreuen: Achten Sie bitte auch auf die Ausschreibungskriterien! Bei einigen Einsendungen lag z.B. KEIN Drehbuch oder wenigstens eine vergleichbare Datei bei. Diese Beiträge blieben unberücksichtigt, was für die Schüler bitter sein musste. Wir hoffen, dass in allen Schulen die Wettbewerbsbeiträge in angemessenem Rahmen gezeigt werden können und bedanken uns nochmals bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die großartige Arbeit! LGBB 03 / 2015 73 Mitteilungen & Hinweise FEDERATION EUROPÉENNE DES ASSOCIATIONS DE PROFESSEURS DE LANGUES ET DE CIVILISATIONS CLASSIQUES Hinweis: Euroclassica-Aufgaben für Latein und Griechisch 2015 Die Aufgaben für Latein und Griechisch sowie das Auswertungsblatt können angefordert werden. Die Latein-Aufgabe (in Deutsch-Englisch) kann vom 26.09. bis zum 23.12. 2015 geschrieben werden, danach bitte die Auswertung an Frau Bärbel Flaig, [email protected] senden, da sie die Gesamtauswertung erstellt und die Urkunden und Medaillen beantragt. Sie ist Euroclassica-Beauftragte des DAV und seit 29.08.2015 Mitglied des Vorstands der Euroclassica. Sie können sich auch bei Fragen dazu an sie wenden. DAV Berlin & Brandenburg bei Facebook http://www.facebook.com/pages/DAV-Deutscher-AltphilologenverbandBerlin-Brandenburg/476386822392299 Impressum ISSN 0945-2257 Latein und Griechisch in Berlin und Brandenburg erscheint vierteljährlich und wird herausgegeben vom Vorstand des Landesverbandes Berlin und Brandenburg im Deutschen Altphilologenverband (DAV) www.davbb.de 1. Vorsitzender: Prof. Dr. Stefan Kipf Humboldt Universität zu Berlin, Didaktik Griechisch und Latein · Unter den Linden 6 · 10099 Berlin [email protected] 2. Vorsitzende: Prof. Dr. Ursula Gärtner Universität Potsdam, Klassische Philologie Am Neuen Palais 10 · Haus 11 · 14469 Potsdam · [email protected] StR Gerlinde Lutter Tagore-Schule/Gymnasium, Berlin Schriftleitung des StR Maya Brandl Mitteilungsblattes: Zehntwerderweg 171 a · 13469 Berlin · [email protected] Kassenwartin: StR Peggy Wittich [email protected] Beisitzer: StRef Karoline Holtz, StD Dr. Josef Rabl, StR Anne Gerlach, Andrea Weiner Grafik / Layout: Fabian Ehlers Karlsruher Straße 12 · 10711 Berlin · [email protected] 74 LGBB 03 / 2015 LGBB 02 / 2015 75 Das Leseheft greift den Wortschatz und die Grammatik der Lektionen 11-32 von prima.nova auf. Die Geschichte, die in Pompeji im Jahr 79 n. Chr. kurz vor Ausbruch des Vesuvs spielt, handelt vom Schicksal einer Goldmünze. Das Heft erweitert neben Text- und Sprachkompetenz v.a. die Kulturkompetenz. Textarbeit 1: Ein Goldstück in Pompeji Zu den Lektionen 11-32. Von Dorothea Walz, ISBN 978-3-7661-7990-6, 32 + 12 Seiten, € 7,40 C.C.Buchner Verlag GmbH & Co. KG Laubanger 8 | 96052 Bamberg Tel. +49 951 16098-200 | Fax +49 951 16098-270 [email protected] | www.ccbuchner.de
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