Eine Adventsgeschichte für Groß und Klein

Eine Adventsgeschichte für Groß und Klein
So entstand das bekannte Lied „Macht hoch die Tür“
Ich heiße Markus und bin acht Jahre alt. Ich
bin 1582 geboren worden.
Mit meiner Mutter wohnte ich in einem Armenhaus in
Königsberg. Wir hatten so wenig Geld, dass wir in keinem
eigenen Haus und auch in keiner eigenen Wohnung leben
konnten. Damit wir nicht auf der Straße erfrieren oder verhungern mussten, gab es
das Armenhaus. Hier durften wir wohnen. Mit uns wohnten hier noch viele andere
arme, kranke und behinderte Menschen.
Ganz in unserer Nähe hatte sich vor einiger Zeit ein sehr reicher Mann – Herr Sturgis
– ein Haus gebaut. Dieses Haus sah aus wie ein richtiges
Schloss. Es war groß und prächtig und hatte viele Zimmer.
Wenn wir sonntags in die Kirche oder wenn meine Mutter und
ich morgens zur Arbeit gegangen sind, dann gingen wir immer
über eine Wiese, die direkt am Haus von Herrn Sturgis
vorbeiführte.
Herr Sturgis ärgerte sich darüber, dass er immer uns arme
Leute sehen musste, wenn er aus dem Fenster schaute. Ihm
gefiel es nicht, wenn die kranken und alten Leute an seinem
Haus vorbeigingen. Vor kurzem hatte er einfach die Wiese
gekauft, hatte einen Zaun um die Wiese herum gebaut und
zwei große Tore im Zaun anbringen lassen.
Am ersten Morgen danach wollte ich wie immer über die Wiese gehen. Ich kam an
das große Tor und merkte, dass es verschlossen war. Ich bekam einen riesigen
Schrecken. Ich würde zu spät zur Arbeit kommen. So rief ich laut: „Herr Sturgis,
mach mir bitte das Tor auf, bitte!“ Aber Herr Sturgis schüttelte nur den Kopf und
grinste mich hämisch an. „Nein, das Tor bleibt zu – und zwar für immer!“
An diesem Tag kam ich zu spät zur Arbeit! Das war schlimm!
Schlimm war auch, dass der Weg zum Gottesdienst am Sonntagmorgen nun viel
länger war. Für manche kranke und alte Leute aus unserem Armenhaus war der
Weg nun zu weit. Deshalb konnten sie nicht mehr zum Gottesdienst gehen.
Doch das Tor blieb zu. Selbst die Stadträte waren
schon bei Herrn Sturgis gewesen. Aber Herr Sturgis
stellte sich stur. Da war nichts zu machen. Jedes Mal,
wenn ich an den Toren vorbeikam, dachte ich im Stillen:
„Ach, wenn doch die Tore offen wären!“
Dann kam die Adventszeit. Unser Pfarrer Georg Weißel hatte ein Lied gedichtet. Es
hieß:
„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.
Ein König aller Königreich, ein Heiland, aller Welt zugleich.“
So geschah es, dass sich am vierten Advent der Chor unserer Stadt auch vor dem
Haus von Herrn Sturgis aufstellte. Viele Bewohner des Armenhauses und andere
Bürger waren gekommen. Alle wollten das neue Lied hören und waren gespannt
darauf, was Herr Sturgis sagen würde.
Der Gesang war wunderschön. Bei der dritten Strophe fing Herr Sturgis an zu
weinen. Wollt ihr wissen, wie sie heißt?
„O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen
Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. Er ist die rechte Freudensonn,
bringt mit sich lauter Freud und Wonn. Gelobet sei mein Gott, mein Tröster
früh und spat.“
Danach nahm Herr Sturgis seinen großen Schlüsselbund aus
der Hosentasche und schloss die Tore auf.
Von diesem Tag an hat Herr Sturgis die Tore nie wieder
zugeschlossen. Wie froh sind wir, dass wir diesen Weg jetzt
wieder benutzen können. Und wie froh bin ich, dass unser
Pfarrer dieses Lied gedichtet hat.
Mir gefällt die 5. Strophe besonders gut. Wenn ich abends auf meinem Strohsack
liege, dann singe ich diesen Vers oft ganz leise für mich:
„Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh
mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger
Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr,
sei ewig Preis und Ehr.“
(Gekürzte und leicht veränderte Fassung der Geschichte von Cornelia Mack. Quelle: „Der Kinder-Adventskalender“)
Malwettbewerb
Gestalte ein Bild passend zur Geschichte. Deine Arbeit kannst du in der Graf-Leutrum-Straße 17
einwerfen. Vergiss bitte nicht deinen Namen, deine Adresse und dein Alter anzugeben.
Einsendeschluss: 1. Advent 2013. Es gibt mehrere Preise zu gewinnen, unter anderem eine
Weihnachts-CD vom „Schlunz“ und einen Gutschein fürs CrossCafé. – Viel Spaß!