Kamenz/Bautzen: Kleine Flugplätze als Millionengräber? :: lr

Kamenz/Bautzen: Kleine Flugplätze als Millionengräber? :: lr-online
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Hoyerswerda 26. Mai 2015, 14:41 Uhr
KAMENZ/BAUTZEN Sind die sächsischen Verkehrslandeplätze abseits der Großstädte
Millionengräber? Die Landtagsabgeordnete Eva Jähnigen (Bündnis 90/Die Grünen) sieht das so. Sie
fühlt sich darin durch eine Antwort von Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) auf eine von ihr
gestellte parlamentarische Anfrage bestätigt.
Ein regelmäßiger Besucher auf dem Kamenzer
Flugplatz ist die DC 3, der legendäre
Rosinenbomber.
Foto: ume1
Der sächsische Landesrechnungshof hatte im
Dezember vorigen Jahres massive Kritik am
„defizitären Betrieb dieser Landeplätze“ geübt. „Bei
keinem Betreiber waren die Gebührensätze auch nur
annähernd kostendeckend. Die Festsetzung dieser
Gebührensätze erfolgte stets ohne Kalkulationen“,
hatte der Rechnungshof damals moniert. Die Defizite
müssten von den kommunalen Betreibern
ausgeglichen werden. Hinzu kämen
Investitionszuschüsse des Freistaates in
Millionenhöhe. „Wozu brauchen die Kommunen diese
Flugplätze? Die sächsischen Gemeinden und
Landkreise können doch nicht Jahr für Jahr
Steuergeld für das private Hobby einiger weniger zum
Fenster raus schmeißen“, sagt Eva Jähnigen.
Bis Ende Juni 2010 war der Landkreis Bautzen Alleingesellschafter der Flugplatz Bautzen
Betreibergesellschaft mbH. Zum 1. Juli desselben Jahres erfolgte der Verkauf der Anteile an ein
Konsortium von fünf Unternehmen. Nach zwischenzeitlichen Querelen (die RUNDSCHAU berichtete
mehrfach) befindet sich die Gesellschaft mittlerweile in ruhigerem Fahrwasser. Die Zuschüsse, die der
Landkreis Bautzen seitdem noch zahlte (insgesamt 485 000 Euro), laufen in diesem Jahr aus. Eine
Verlängerung ist laut aktueller Beschlusslage des Kreistags nicht geplant. „Nach Auskunft des
Geschäftsführers der Flugplatz Bautzen Betreibergesellschaft mbH besteht auf der Grundlage der
aktuellen Geschäftsentwicklung die Erwartung, den Flugplatz ab diesem Jahr ohne öffentliche
Zuschüsse betreiben zu können. Insofern haben sich die Erwartungen erfüllt“, heißt es in der vom
Beigeordneten des Landrates Steffen Domschke unterschriebenen Vorlage.
Eigentümer des Flugplatzes Kamenz ist die Flugplatz Kamenz GmbH, an der der Landkreis Bautzen
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zu 40 und die Stadt Kamenz zu 60 Prozent beteiligt sind. Sie hat den Betrieb an den Verein
Fliegerclub Kamenz übertragen, ein Konstrukt, das im Prüfbericht des Rechnungshofes auf Kritik
stößt. Die Flugplatz Kamenz GmbH erhielt vom Landkreis 2013 Zuschüsse in Höhe von 29 000 Euro,
hinzu kommt ein Zuschuss in Höhe von 39 000 Euro an den Fliegerclub als Betreiber. Die
Umsatzerlöse beliefen sich auf 54 000 Euro. Die Zuschüsse der öffentlichen Hand für Investitionen
summierten sich laut Auskunft des Wirtschaftsministers von 2000 bis 2014 auf insgesamt etwa 869
000 Euro, wozu unter anderem Erschließungsmaßnahmen, der Neubau der Rollbahn und die
Sanierung des Vorfeldes zählten. Bei der Anzahl der Flugbewegungen lässt sich kein eindeutiger
Trend ausmachen: Sie lag laut Auskunft des Ministeriums in Kamenz 2013 bei 15 700, im Jahr 2012
bei 15 250 sowie 2011 bei 18 670. In Bautzen war 2013 mit 14 530 Bewegungen gegenüber 2012
(9580) eine deutliche Steigerung zu verzeichnen. In früheren Jahren lag die Zahl allerdings auch
schon wesentlich darüber (zum Beispiel 2008 mit 17 530).
Mittlerweile stellt insbesondere der Kamenzer Flugplatz nicht mehr nur eine „Verkehrseinrichtung“,
sondern auch einen Wirtschaftsfaktor für die frühere Kreisstadt dar. So sind auf ihm und in
unmittelbarer Nähe 13 Unternehmen mit Bezug zur Luftfahrt angesiedelt, unter ihnen die Flight Design
GmbH mit etwa 20 Arbeitsplätzen. Deren Geschäftsführer Christian Wenger begründet die
Entscheidung zur Ansiedlung so: „Von Beginn an haben wir die große Akzeptanz gespürt, die Kamenz
seinem Flugplatz und den damit zusammenhängenden unternehmerischen Aktivitäten
entgegenbringt.“ Und auch der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) hat die Flugplätze in seinem
Landkreis stets als „wichtigen Beitrag zur Wirtschaftsförderung und notwendige Infrastruktur“
bezeichnet.
Uwe Menschner
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