faszinierten mich schon früh»

Datum: 13.02.2016
NZZexecutive
8021 Zürich
044/ 258 11 11
www.nzzexecutive.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 250'014
Erscheinungsweise: wöchentlich
Themen-Nr.: 650.004
Abo-Nr.: 3001474
Seite: 1
Fläche: 106'625 mm²
Daniel Meyer vor seinem E-Bike-Laden im Zürcher Frau-Gerolds-Garten.
«Dinge, die fliegen oder fahren
faszinierten mich schon früh»
33 Fragen an Daniel Meyer, Geschäftsführer EGO Movement, Zürich
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ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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Argus Ref.: 60604864
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Hatten Sie als Kind einen Traumberuf?
Ja, Pilot oder Erfinder. Generell
haben mich Dinge, die fliegen oder
fahren, schon früh fasziniert. Ich habe
als Kind gern einfache Maschinen gebastelt und später Modellflugzeuge
mit meinem Vater gebaut.
Was würden Sie anders machen, wenn
Sie nochmals neu beginnen könnten?
Ich bin zufrieden, wie sich die
Dinge entwickelt haben. Eines hätte
gereisten, naturverbundenen Primarlehrer, der mich sehr inspiriert und
gefördert hat. Er hat uns oft Diashows
von seinen Reisen an entlegene Orte
wie die Galäpagos-Inseln gezeigt und
zum Beispiel eine Exkursion für uns
organisiert, um den Bau einer innovativen Pflanzenkläranlage zu besichtigen, welche er mitinitiiert hatte. Später hatte sicher Dr. Wolle, der CEO
meines früheren Arbeitgebers DKSH,
einen prägenden Einfluss auf mich.
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Welches sind für Sie die wichtigsten
Tugenden eines Vorgesetzten?
Weitsicht zu haben. Zu liefern, was
man verspricht. Ehrlich und fair zu
sein. Verantwortung zu übernehmen.
Selbstbewusst zu sein, aber bescheiden zu bleiben.
Welche Eigenschaften Ihrer Mitarbeitenden halten Sie für besonders wertvoll?
Integrität, Passion und Ehrgeiz.
ich aber sicher früher begonnen: ChiWas bringen Frauenquoten?
nesisch zu lernen.
Diese Diskussion überlasse ich der
Welche Person ist für Sie ein berufliches
Politik
und Grossfirmen. Bei uns muss
Vorbild?
jeder
Leistung
zeigen, egal, ob Frau
Wie wurden Sie von Ihren Lehrern einUnternehmer faszinieren mich
oder
Mann.
geschätzt?
generell, kleine und grosse: GegenAls fleissig, aufgestellt - und vielüber unserer Wohnung in Peking entHaben sich Ihre Führungsprinzipien im
leicht als einer, der manchmal zu oft deckten wir, als wir dort ankamen,
Lauf der Zeit verändert?
den Mädchen nachgeträumt hat.
Kaum, aber ich musste sie an die
lokale Kultur und an die Situation anAuf welche ausserschulische Leistung in «Das habe ich stets bepassen. Einen Teil einer Grossfirma in
Ihrer Jugend sind Sie noch heute stolz?
Asien zu führen, ist etwas anderes, als
Ich hatte das Privileg, die damalige
an der Spitze eines Startups mit Fokus
Fliegerische Vorschulung zu absolvieren, und sass damit schon in jungen
mit har- auf Europa zu sein.
Jahren zum ersten Mal im Cockpit
Die Berufswelt sei hektischer, belasteneines Flugzeugs.
Ist die Management-Ausbildung auf der
Höhe der Zeit? Und aufgrund welcher
Erfahrungen glauben Sie, das beurteilen
zu können?
Praktische Aspekte in der Management-Ausbildung kommen nach wie
vor zu kurz. Als ich mit 27 Jahren bei
DKSH in Vietnam an die Spitze eines
Teams von 130 Leuten gestellt wurde,
zählte nur eines: Learning by doing.
Wo würden Sie in der Führungsschulung andere Akzente setzen?
Menschenkenntnisse spielen im
Management eine zentrale Rolle. Wer
nicht in der Lage ist, hinter die Kulissen zu schauen und zu motivieren,
bringt kein Unternehmen zum Erfolg.
Zusätzlich braucht es Führungs-
persönlichkeiten, welche entscheiden
können und wollen. Das Know-how
dazu sollte gezielter in die Schulung
einfliessen.
Wer hat Sie am meisten gefördert?
Zu Beginn hatte ich einen weit-
wundert: Geschäftssinn - gepaart
ter Arbeit und Durchhaltewillen.»
der geworden, geht die Klage.
Das ist eine Frage der Perspektive:
«There is no such thing as a free
einen kleinen Laden für tägliche Ge- lunch», wie man so schön sagt. Wenn
man sich entwickeln will und etwas
brauchsgüter. Der Besitzer war mit
ein wenig Kleingeld in der Tasche mit erreichen will, dann ist dies zwangsseiner Familie vom Land in die Gross- läufig mit harter Arbeit und entsprestadt gekommen und hatte mit seinem chender Belastung verbunden, früher
wie heute.
wenigen Ersparten einen kleinen
Laden eingerichtet. Er arbeitete Tag
Das Thema Nachhaltigkeit bewegt. Ihr
und Nacht und probierte vieles aus.
Beitrag, heute und in Zukunft?
Nach einigen Monaten eröffnete er
Das Thema liegt mir sehr am Herneben seinem Laden einen Take-away
zen.
Daher setzt sich unsere Firma für
für Kinder, welche nebenan zur
mehr
nachhaltige, individuelle und
Schule gingen. Dann baute er zusätzstilvolle
Mobilität im urbanen Raum
lich einen Unterstand an seinen Laden
ein. Wir wollen Fortbewegung in und
an und vermietete Fahrrad-Abstellum die Stadt neu definieren; unsere
plätze darin. Und schliesslich kaufte
er ein halbes Jahr später mit dem ver- E-Bikes sind ein erster Schritt dazu.
dienten Geld ein gebrauchtes Auto
und bot unter anderem Transfers zum Wie spüren Sie die gegenwärtige WirtFlughafen an. Das bewundere ich: Ge- schaftslage?
schäftssinn, gepaart mit harter Arbeit
Eine gewisse Verunsicherung ist
und Durchhaltewillen. Im grossen Stil klar spürbar. Die Kunden treffen besteht dafür zum Beispiel Jack Ma (der wusster Kaufentscheide als auch
Gründer von Alibaba), welcher mich schon. Da wir Produkte mit einem
ebenfalls inspiriert hat.
fairen Preis anbieten, trifft uns dies
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aber nicht negativ.
21. Mai in Berlin dabei sein.
Worüber haben Sie zuletzt gestritten?
Was bringt Ihnen wirklich Erholung?
Ich verbringe möglichst viel FreiÜber die neuen Sommerfarben
unserer E-Bikes. Gott sei Dank konnte zeit auf meinem E-Bike und liebe es,
ich mich durchsetzen.
der Limmat «entlangzugleiten». Oder
natürlich anregende Diskussionen mit
Freunden oder Familie bei einem
Was bedeutet Ihnen Geld?
Man lernt erst richtig, mit Geld
guten Glas italienischem Rotwein.
umzugehen, wenn es knapp ist. Und
bei einem Startup zählt wirklich jeder Worüber können Sie sich ärgern?
Franken.
Über verlorene Zeit und schlechten
Espresso.
Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Tag?
Welches ist der Stellenwert sozialer
Netzwerke für Sie, beruflich wie privat?
Wir haben als junge Firma glückBeruflich sind sie wichtig. Ich
licherweise keine Stempeluhr. Und da
schätze den persönlichen Kontakt und mir die Arbeit Spass macht, zähle ich
möchte Freundschaften pflegen. Privat die Stunden nicht. Konkret sind es
versuche ich aber, so viel Zeit wie
zurzeit aber sicher über siebzig Stunmöglich mit meiner Familie zu verden pro Woche.
bringen.
Aus welchem Misserfolg haben Sie besonders viel gelernt?
Serviceklubs?
Sie haben nach wie vor ihre BeMit meiner ersten eigenen Firma
rechtigung, aber ich habe sie bis heute während des Studiums zahlte ich eininoch nicht wirklich für mich entdeckt. ges an Lehrgeld und setzte das eine
oder andere Geschäft in den Sand. Da
Hören Sie auf Ratschläge aus Ihrem
es sich um mein eigenes Geld hanprivaten Umfeld?
delte, lernte ich besonders viel daraus.
Es kommt darauf an, von wem Sie
kommen!
Auf welchem Gebiet haben Sie sich zuVertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl?
Bei wichtigen Entscheidungen
messe ich ihm einen grossen Stellenwert zu. Aber ich bin natürlich trotzdem Ingenieur geblieben ...
Wo waren Sie jüngst in den Ferien?
Ferien habe ich seit der Gründung
unseres Startups aus meinem Wortschatz gestrichen. Aber ich möchte
unbedingt mit meiner Frau Südamerika, zum Beispiel die GaläpagosInseln, erkunden.
Wie gut kochen Sie?
Ich koche sehr gerne. Eines meiner
Lieblingsrezepte ist Züri-Gschnätzlets.
Ob ich damit überzeugen kann, müssen Sie meine Frau fragen.
Olympische Spiele, grosse Fussballturniere - besondere Tage für Sie?
Ich mag die tolle Stimmung an solchen Anlässen und will dieses Jahr
unbedingt am Formula-E-Rennen am
letzt weitergebildet?
Konfuzius hat gesagt: «Es ist besser,
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Kopf und das gute Bildungssystem
bieten uns langfristig ein wertvolles
Fundament. Dazu wird es essenziell
sein, dass wir in zukunftsträchtige
Industrien investieren. Die hohe Kostenbasis wird sich dem ausländischen
Umfeld anpassen müssen.
Interview: met.
ZUR PERSON
Daniel Meyer, 33, ETH-Ingenieur (Elektrotechnik
und Informationstechnologie), ist Geschäftsführer
und Mitinhaber des Zürcher Startups EGO Move-
ment, welches sich der nachhaltigen Mobilität verschrieben hat. Zum Gründerteam gehört neben
Meyer seine aus Hongkong stammende Gattin und
Harvard-Absolventin Marie So. Daniel Meyer ist zudem Präsident der Schweizerisch-Chinesischen
Handelskammer in China und hatte zuvor verschiedene Führungspositionen für DKSH in Hongkong,
Vietnam und China inne. Das Unternehmen EGO
Movement setzt sich zum Ziel, Mobilität in und um
die Stadt neu zu definieren und nachhaltiger zu
gestalten. Die EGO-E-Bikes sind ein erster Schritt
auf diesem Weg; weitere Produkte befinden sich in
der Entwicklung. EGO Movement operiert von
Zürich Oerlikon aus mit weiteren Stores im Zürcher
Frau-Gerolds-Garten sowie in Berlin und beschäftigt
gegenwärtig zehn Mitarbeitende.
zehntausend Meilen zu gehen, als
zehntausend Bücher zu lesen». Ich bin
also gern unterwegs und lerne durch
Gespräche mit interessanten Leuten
neue Horizonte kennen.
Welchem Satz misstrauen Sie besonders?
«Schuster, bleib bei deinen Leisten.»
Was missfällt Ihnen als Staatsbürger?
Der Fokus auf das Wesentliche
droht verloren zu gehen. Kurzfristige
Interessen finden mehr Gehör als
langfristig wichtige Grundsatzfragen.
Ich bin aber trotzdem stolz auf die
Schweiz. Unser Land hat viel erreicht, vor allem in den jüngst nicht
immer einfachen wirtschaftlichen
Zeiten.
Sind Sie zuversichtlich für die Schweiz?
Absolut. Die hohe Patentdichte pro
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