Broschüre zum Wirtschaftsausblick 2016

BKB-Wirtschaftsausblick 2016
Konjunkturentwicklung in der Nordwestschweiz
unter Einbezug der globalen und
der gesamtschweizerischen Wirtschaftslage.
Vorwort
In der vorliegenden Broschüre präsentiert
Ihnen die Basler Kantonalbank in Zusammenarbeit mit BAK Basel Economics bereits
zum zweiten Mal eine aktuelle regionale,
nationale und globale Konjunkturprognose.
Die Analyse der weltwirtschaftlichen Situation thematisiert insbesondere die Herausforderungen, welche die Schwellenländer
gegenwärtig zu bewältigen haben. Die
Industrienationen wiederum steuern auf eine
vergleichsweise dynamische Entwicklung zu.
In Anbetracht der prognostizierten weltweiten Erholung zeichnet sich 2016 auch für
die Konjunktur in der Schweiz eine leichte
Wachstumsbeschleunigung ab. Diese dürfte 2017 noch zunehmen.
Der konjunkturelle Verlauf in der Nordwestschweiz ist stark mit der Entwicklung der
pharmazeutischen Industrie verbunden. Mit
einem Wertschöpfungsanteil von rund 30
Prozent beeinflusst sie die Konjunkturlage
der gesamten Region massgeblich. Bedingt durch die internationale Ausrichtung
der Pharmaindustrie spielt auch das Weltwirtschaftswachstum eine zentrale Rolle.
Ebenso sind für diese Branche fundamentale Faktoren wie etwa die alternde Gesellschaft von Bedeutung.
Trotz der Frankenstärke sind wir zuversichtlich in Bezug auf die konjunkturelle Entwick-
lung in der Nordwestschweiz. Die Auslandsnachfrage dürfte in Anbetracht der für 2016
erwarteten Beschleunigung der Weltwirtschaft weiter zulegen. Dies stützt zum einen
die pharmazeutische Industrie. Zum anderen
verhilft es der gesamten Region im kommenden Jahr zu einem im nationalen Vergleich
überdurchschnittlichen Wachstum des realen
BIP von 1,8 Prozent. Innerhalb der Nordwestschweiz könnte die Teilregion Fricktal
dabei die grösste Wachstumsrate erzielen.
Die Basler Kantonalbank bleibt am Puls des
Geschehens. Mit unserer langjährigen Erfahrung stehen wir Ihnen auch in Zukunft als
zuverlässige Partnerin bei Ihren individuellen Wachstumsprojekten zur Seite.
Nun wünsche ich Ihnen eine spannende
Lektüre.
Armin Landerer
Leiter Bereich Firmenkunden
3
4
Weltwirtschaftliches Umfeld
Das Wachstum der Weltwirtschaft fiel im
bisherigen Jahresverlauf 2015 verhalten
aus. Während sich in den Industriestaaten
die konjunkturelle Lage gefestigt hat, entwickeln sich die Schwellenländer immer mehr
zum Sorgenkind der Weltwirtschaft.
Diese sehen sich derzeit schwierigen
Herausforderungen gegenüber. Zu nennen
ist hier etwa das Ende des Rohstoff-Superzyklus, was vor allem in rohstoffexportierenden Ländern wie Brasilien und Russland
für sinkende Exporteinnahmen sorgt.
Hinzu kommen strukturelle Schwächen
und ausgebliebene Reformanstrengungen,
weshalb in Russland und Brasilien die
aktuelle Rezession auch 2016 anhalten
dürfte. In China gehen wir trotz dem recht
robusten privaten Konsum und dem vorhandenen Spielraum für eine expansivere
Geld- und Fiskalpolitik von einer Wachstumsabschwächung in den Jahren 2015
und 2016 aus. Vor allem die anhaltende
Korrektur auf dem Häusermarkt wirkt sich
Einkaufsmanagerindizes (PMI) September 2015
60
USA/Japan
Europa
BRIC
55
50
45
PMI verarbeitendes Gewerbe
n
ilie
na
hi
Br
as
C
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n
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Ru
Ind
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Ita
A
US
Ja
pa
n
40
PMI Dienstleistungssektor
PMI des verarbeitenden Gewerbes und des Dienstleistungssektors, saisonbereinigt,
Wachstumsschwelle = 50;
Quelle: BAKBASEL, Markit Economics, Institute for Supply Management
5
wachstumshemmend aus. Zudem dämpft
die anvisierte und langfristig sinnvolle
Umstellung auf ein stärker konsumbasiertes
Wirtschaftsmodell das Wachstumspotenzial. Insgesamt dürfte die Dynamik der
Schwellenländer 2016 wie schon 2015
verhalten ausfallen. Erst 2017 gehen wir
wieder von einer deutlichen Belebung in
den Schwellenländern aus.
Demgegenüber rechnen wir in den Industrieländern für die nächsten Quartale mit
einer dynamischeren Wirtschaftsentwicklung. In den USA ist die Binnenkonjunktur
in robuster Verfassung und die steigenden
Einkommen dürften für eine Wachstumsbeschleunigung sorgen. Hiervon profitiert vor
allem der Dienstleistungssektor, was sich in
der robusten Entwicklung des Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Dienstleistungssektor zeigt. So lag der PMI zur Geschäftstätigkeit im Dienstleistungssektor im
September mit 55,1 Punkten weit über der
Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Im
US-Industriesektor hat sich die Stimmungslage hingegen in den letzten Monaten
eingetrübt und der PMI für das verarbeitende Gewerbe lag im September nur noch
geringfügig über der Expansionsschwelle.
Belastungsfaktoren für die US-Industrie
sind vor allem der starke Dollar sowie die
verhaltene Nachfrage aus den Schwellenländern.
6
In der Eurozone ist in den nächsten Monaten von einer Fortsetzung des moderaten
Wachstumskurses auszugehen. Insbesondere von den privaten Konsumausgaben
sind weiterhin positive Impulse zu erwarten. Zwar ist die Arbeitslosigkeit in vielen
Ländern des Euroraums weiterhin auf
hohem Niveau, doch das Beschäftigungswachstum hat in den letzten Quartalen
deutlich angezogen. Die real verfügbaren Einkommen der Eurozone profitieren
zudem vom tiefen Ölpreis und von der
niedrigen Inflation, was sich ebenfalls stützend auf den privaten Konsum auswirken
dürfte. Daneben mehren sich aber auch
die Zeichen, dass die bisher noch stark
konsumgetriebene Erholung zunehmend
die Investi­tionstätigkeit erfasst. Die Unternehmen der Eurozone profitieren von der
expansiven Geldpolitik, dem anhaltend
schwachen Euro, den steigenden Gewinnen und den verbesserten Kreditbedingungen. Dies dürfte sich nach und nach
in einer höheren Investitionsbereitschaft
widerspiegeln. Ein Indiz hierfür ist die gute
Stimmungslage im verarbeitenden Gewerbe; so lag der PMI im September mit
52 Punkten merklich über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern.
Alles in allem dürfte die globale Konjunktur in den nächsten Quartalen nur leicht
an Dynamik gewinnen. Zwar gehen von
den Industriestaaten positive Impulse für
die Weltwirtschaft aus, doch die Wachstumsschwäche der Schwellenländer wird
weiterhin vor allem den Welthandel brem-
sen. Insgesamt wird für 2015 ein Weltwirtschaftswachstum von 2,6 Prozent erwartet,
2016 dürfte sich die globale Expansionsrate leicht auf 2,8 Prozent beschleunigen.
Erst 2017 ist wieder mit Wachstumsraten
von mehr als 3 Prozent zu rechnen.
Wachstumsbeiträge zur Weltwirtschaft
3,5%
3,0%
2,5%
2,0%
1,5%
1,0%
0,5%
0,0%
– 0,5%
Ø 09–13
Rest
2014
2015
Schwellenländer
2016
2017
Eurozone
USA
Ø 18–20
Welt
Wachstumsbeiträge in %-Punkten zum weltweiten BIP, reales BIP-Wachstum in %
Quelle: Oxford Economics, BAKBASEL
7
8
Schweizer Konjunktur
Die Schweizer Wirtschaft hat im zweiten
Quartal 2015 positiv überrascht. Vor allem
die Ausrüstungsinvestitionen expandierten
trotz der Belastung durch den Franken
und dem schwierigen internationalen
Umfeld. Zudem sorgten der private und
der öffentliche Konsum für Impulse. Der
Güteraussenhandel lieferte ebenfalls einen
positiven Beitrag, dies jedoch vor allem
wegen der schwachen Importentwicklung.
Vom Aussenhandel mit Dienstleistungen
kamen hingegen negative Impulse. Insgesamt ist das BIP zwischen April und Juni
leicht gewachsen. Die Belastung durch
den Franken spiegelte sich im zweiten
Quartal vor allem in der stark rückläufigen
Preisentwicklung wider. Dies deutet auf
schmerzhafte Margenrückgänge bei den
Unternehmen hin, was im Verbund mit der
anhaltenden Unsicherheit die Investitionsbereitschaft schmälern dürfte.
Im Zuge der erwarteten globalen Erholung
gehen wir für 2016 von einer allmählichen
Beschleunigung der Schweizer Konjunktur
aus. Ein positives Signal sind die jüngsten Tendenzen zu einer Abwertung des
Frankens. Im Einklang mit unseren Erwartungen hat der Franken gegenüber dem
Euro seit Mitte Juli von CHF/EUR 1.04 auf
aktuell etwa CHF/EUR 1.09 abgewertet.
Es wird damit gerechnet, dass auch in den
kommenden Quartalen eine leichte Abwertungstendenz des Frankens zum Euro
zu sehen sein wird. Dies dürfte den Druck
auf die Gewinnmargen der Schweizer
Unternehmen allmählich reduzieren, die
Absatzchancen der Exporteure erhöhen
und Unsicherheit abbauen.
Positive Impulse für die Schweizer Wirtschaft sind in den nächsten Quartalen
auch von den Industriestaaten zu erwarten. In den USA ist die Binnenkonjunktur
mittlerweile in robuster Verfassung und die
steigenden Einkommen dürften für eine
Wachstumsbeschleunigung sorgen. Auch
in der Eurozone ist von einer Belebung
auszugehen. Hierbei mehren sich die Zeichen dafür, dass die bisher noch stark konsumgetriebene Erholung auch zunehmend
die Investitionstätigkeit erfasst und damit
ein Segment, welches für die Schweizer
Exporteure von hoher Bedeutung ist. Die
Dynamik der Schwellenländer dürfte
dagegen 2016 wie schon 2015 verhalten ausfallen. Erst ab 2017 ist wieder mit
einer schwungvolleren Entwicklung in den
Schwellenländern zu rechnen. Insgesamt
wird prognostiziert, dass die Schweizer
Exporte im Jahr 2016 um 2,5 Prozent
wachsen (2015: +0,0%). 2017 dürfte der
kräftig anziehende Welthandel und die
nachlassende Wechselkursbelastung einen
wesentlich stärkeren Anstieg der Schweizer
Exporte ermöglichen (+5,9%).
9
Während sich die Lage für die Schweizer
Exporteure allmählich verbessern dürfte,
steht der Abschwung bei den Investitionen
erst noch bevor. So werden sich die Frankenstärke und die gegenwärtig ausgeprägte, teilweise hausgemachte Unsicherheit
(Stichwort: Masseneinwanderungsinitiative)
vor allem in den Investitionsplänen der
Unternehmen für das kommende Jahr
niederschlagen. Wir rechnen daher trotz
den sich verbessernden konjunkturellen
Rahmenbedingungen nur mit einer Stagnation der Ausrüstungsinvestitionen im Jahr
2016 (+0,1%).
Hinzu kommt, dass auch die Bauinvestitionen 2016 sinken werden (–0,8%). Hierfür
sind vor allem die negativen Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative auf den
Wohnbau im Alpenraum sowie allgemeine
Sättigungstendenzen nach dem Boom der
letzten Jahre verantwortlich. Im Jahr 2017
gelingt die Trendwende und sowohl bei
den Bauinvestitionen als auch den Ausrüstungsinvestitionen ist wieder von positiven
Wachstumsraten auszugehen. Vor allem
die Ausrüstungsinvestitionen dürften kräftig
anziehen (+8,7%), da die Belastung durch
den Franken und die globalen Unsicherheiten bis 2017 in den Hintergrund treten
und sich aufgrund der Zurückhaltung der
Unternehmen ein grosser Nachholbedarf
aufgestaut haben dürfte.
10
Der private Konsum bleibt auch 2016 ein
wichtiger Wachstumspfeiler der Schweizer Wirtschaft, wenngleich die Dynamik
gegenüber 2015 etwas nachlässt. Zwar
ermöglichen die rückläufigen Preise ein
schwungvolles Wachstum der real verfügbaren Einkommen, die leichte Eintrübung
am Arbeitsmarkt wirkt sich jedoch hemmend auf die Ausgabenbereitschaft aus.
Insgesamt dürften sich die negativen Folgen der gegenwärtigen Wachstumsdelle
auf den Schweizer Arbeitsmarkt aufgrund
der im Jahresverlauf 2016 einsetzenden
Erholungstendenzen jedoch in Grenzen
halten. Wir erwarten, dass die Arbeitslosigkeit bis Mitte 2016 auf ein Maximum
von 3,7 Prozent ansteigt (September
2015: 3,4%) und 2017 wieder allmählich
zurückgeht.
In der Summe der Faktoren rechnen wir
für das Jahr 2015 mit einem Schweizer
BIP-Wachstum von 0,8 Prozent, welches
sich 2016 auf 1,2 Prozent und 2017 auf
2,3 Prozent beschleunigt.
Wachstumsbeiträge zur Schweizer Wirtschaft
3,0%
2,5%
2,0%
1,5%
1,0%
0,5%
0,0%
–0,5%
–1,0%
Ø 09–13
Konsum
Lager
2014
2015
2016
Bruttoanlageinvestitionen
Aussenbeitrag
2017
Ø 18–20
BIP
Wachstumsbeiträge in %-Punkten, reales BIP-Wachstum in %. Quelle: SECO, BAKBASEL
11
12
Ausblick Nordwestschweiz
Indikatoren
Die Nordwestschweiz steuert trotz ihrer
flächenmässig geringen Grösse (2,4% der
Gesamtschweiz) einen nicht unwesentlichen Teil an das gesamte Schweizer BIP
bei (2013: 9,1%). Dies liegt insbesondere
an der dominanten pharmazeutischen
Industrie, welche in der Region einen
Wertschöpfungsanteil von gegen 30 Prozent aufweist. Betrachtet man die gesamte
Schweiz, so liegt der Anteil dieser Branche
bei gerade mal etwas über 4 Prozent.
Exporte
Baubewilligungen
Logiernächte
Bevölkerung
Neben der pharmazeutischen Industrie
weist auch die chemische Industrie im
Vergleich zur Schweiz einen überdurchBranchenstruktur der Nordwestschweiz 2013
Landwirtschaft
Chemische Industrie
Pharmazeutische Industrie
Baugewerbe
Übriger sekundärer Sektor
Handel
Finanzsektor
Unternehmensbez. Dienstl.
Öffentliche Dienstleistungen
Übrige Dienstleistungen
0%
5%
NWCH
10%
15%
20%
25%
30%
Schweiz
Anteil an der gesamtwirtschaftlichen nominalen Wertschöpfung in %. Quelle: BAKBASEL
13
schnittlichen Anteil aus. Selbiges gilt für die
unternehmensbezogenen Dienstleistungen,
welche neben der Führung von Unternehmen (sprich Hauptsitze) auch die eng mit
der Pharmabranche verbundene Forschung
enthalten.
Aufgrund der internationalen Ausrichtung
der Life-Sciences-Industrie ist die Entwicklung der regionalen Wirtschaft stark mit
der globalen Konjunktur verbunden. Aufgrund von stützenden strukturellen Faktoren,
wie etwa der alternden Gesellschaft, zeigte sich die Schlüsselindustrie in der jüngsten
Vergangenheit besonders krisenresistent.
Trotz der schwunglosen Weltkonjunktur hat
die Nachfrage nach pharmazeutischen
Produkten mehrheitlich zugenommen, was
der Region in den letzten Jahren ein robustes Wachstum ermöglichte.
Wie die meisten Schweizer Exportbranchen ist auch die pharmazeutische Indus­trie
von der Aufhebung des Mindestkurses
betroffen. Dies zeigt sich auch anhand
der vorliegenden Exportzahlen für das
Jahr 2015. Im ersten Halbjahr sind die
wertmässigen Exporte um rund 9 Prozent
eingebrochen. Allerdings ist diese Statistik
zurzeit schwierig zu deuten. Durch die
administrierten Preise im Ausland ist der Exportwert etwa in Euro nahezu fixiert. Über
den Wechselkurs wird dadurch der Wert
in Schweizer Franken beeinflusst. Entspre14
chend würden in der aktuellen Situation mit
der Aufwertung des Frankens die wertmässigen Exporte selbst bei gleichbleibender
Menge die Wechselkursbewegung mitmachen. Kurz gesagt, ein nicht unwesentlicher
Teil der Exportrückgänge ist auf Preiseffekte
zurückzuführen. Untermauert wird dies
durch die wenigen vorhandenen Daten zu
den mengenmässigen Exporten. Hier steht
etwa im Kanton Basel-Stadt bei der Exportwarenkategorie «chemische und pharmazeutische Produkte» ein wertmässiger (in
Schweizer Franken) Rückgang im ersten
Halbjahr 2015 von 7,6 Prozent einem
mengenmässigen (in Kilogramm) Zuwachs
von 0,5 Prozent gegenüber. Es wurden
also sogar mehr Waren exportiert als noch
im ersten Halbjahr 2014. Dies ist auch
ein Indiz dafür, dass die generelle Nachfrage nach pharmazeutischen Produkten
weiterhin aufwärtsgerichtet ist. Trotz dieser
erfreulichen Entwicklung wird die aktuelle
Wechselkurssituation einen negativen Effekt
auf die Margen der Unternehmen haben.
Dennoch bleiben wir für die kommenden
Quartale verhalten optimistisch. Mit der für
das Jahr 2016 erwarteten Beschleunigung
der Weltwirtschaft wird auch die Auslandsnachfrage weiter zulegen, was die
pharmazeutische Industrie stützt. Ebenfalls
dürfte die Abwertung des Schweizer
Frankens nach unserer Einschätzung weiter
fortdauern, was sich positiv auf die Mar-
gen auswirkt. In der Summe der Faktoren
erwarten wir für die in der Nordwestschweiz so wichtige Branche im Jahr 2015
ein Wachstum der realen Wertschöpfung
von 1,9 Prozent, ehe im Jahr 2016 eine
Beschleunigung auf 2,8 Prozent folgen
dürfte. Damit bleibt die Entwicklung der
Pharmaindustrie zwar aufwärtsgerichtet,
stellt aber im Vergleich zur Zunahme von
2014 (+4,3%) eine spürbare Wachstumsverlangsamung dar.
realen Wertschöpfung der Bauwirtschaft
hin. Hier spielt allerdings die Fertigstellung
verschiedener Grossprojekte (etwa von
Coop in Pratteln) eine Rolle. Die zahlreichen anstehenden Grossprojekte vor allem
im Auftrag der Pharmakonzerne werden
die Bauwirtschaft auch in Zukunft stützen.
–8%
NWCH
Schweiz
Veränderung ggü. Vorjahresquartal in %.
Quelle: EZV, BAKBASEL
NWCH
2015 Q2
–10%
2015 Q1
–3%
2014 Q4
–5%
2015 Q2
2%
2015 Q1
0%
2014 Q4
7%
2014 Q3
5%
2014 Q2
12%
2014 Q1
10%
2014 Q3
Logiernächte
2014 Q2
Exporte
2014 Q1
Ebenfalls aufwärtsgerichtet bleiben die
Perspektiven im Jahr 2015 für das Baugewerbe. Für 2016 weisen die Baubewilligungen hingegen auf einen Rückgang der
Im Dienstleistungssektor sind einige
Branchen von der aktuellen schwierigen
Lage betroffen. Prominentester Vertreter
ist der Handel. Durch die Aufhebung des
Mindestkurses ist der grenzüberschreitende Konsum wieder ein akutes Problem
geworden, insbesondere für die Nordwestschweiz als Grenzregion. Sowohl
Schweiz
Veränderung ggü. Vorjahresquartal in %.
Quelle: BFS, BAKBASEL
15
Wachstum der Nordwestschweizer Branchen
2017–Anteil
2014
2015
2016 2021
2013
Landwirtschaft
SEKUNDÄRER SEKTOR
13,2%–6,6% 2,2%
3,6%
1,5% 0,3%
1,8%
2,2%
3,8%
43,8%
Nahrungs-, Genussmittelindustrie
1,9%
0,7%
2,0%
3,2%
1,6%
Chemische Industrie
2,2%
–1,2%
1,0%
2,2%
1,5%
Pharmazeutische Industrie
4,3%
1,9%
2,8%
4,7%
29,1%
Investitionsgüter
–0,4% 1,4%–0,3% 1,2%4,2%
Metallindustrie
–1,8%–1,7% –0,4% 0,1% 1,1%
Elektrotechnik, Feinmechanik, Optik0,0%
–2,5%
–2,0%
1,2%
1,7%
Maschinenbau
–0,4% 8,4% 1,3% 1,5%1,3%
Fahrzeugbau
11,6%18,3% 7,4%
7,6% 0,1%
Baugewerbe
6,1% 2,2%–0,3% 1,2%3,8%
Übriger sekundärer Sektor
1,0%
2,2%
3,5%
3,1%
3,8%
2,2%
1,3%
1,6%
2,8%
55,8%
TERTIÄRER SEKTOR
Handel
2,0% 0,2% 2,3%
5,2%11,5%
Verkehr und Lagerei
1,1%
2,5%
Gastgewerbe
1,2%–0,1% 0,1% 1,7% 1,2%
Information, Kommunikation
2,4%
Finanzsektor
2,1% 1,0% 1,3% 2,3%7,7%
Öffentliche Dienstleistungen
2,3%
1,6%
1,3%
1,6%
14,9%
5,3%
2,6%
2,2%
2,6%
14,4%
Übrige Dienstleistungen
Bruttoinlandsprodukt
0,6%
1,7%
0,8%
0,9%
2,8%
4,3%
1,9%
2,7%1,4% 1,8% 3,2%
–
Reale Bruttowertschöpfung, Veränderung ggü. Vorjahr in %, Anteil an der nominalen Wertschöpfung der
Gesamtwirtschaft. Quelle: BAKBASEL
16
3%
3%
2%
2%
1%
1%
0%
0%
NWCH
ø Veränderung p.a. in %.
Quelle: BFS, BAKBASEL
Schweiz
17–21
Arbeitslosenquote
2016
Reales BIP
2015
Zusammenfassend dürfte sich für die
gesamte Nordwestschweiz im laufenden
und im kommenden Jahr ein im Vergleich
2014
Trotz diesen wenig erfreulichen Aussichten
für einzelne Branchen sind wir für den
gesamten tertiären Sektor zuversichtlich.
2013
Positive Wachstumsimpulse vonseiten des
öffentlichen Sektors und hier im Speziellen
des Gesundheitswesens sowie die Dynamik im Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistung wie etwa der Forschung
oder der Unternehmensführung vermögen
die Entwicklung zu stützen. Entsprechend
rechnen wir für das Jahr 2015 im gesamten Dienstleistungssektor mit einer Zunahme der realen Wertschöpfung von 1,3
Prozent, ehe im kommenden Jahr im Zuge
der Erholung eine leichte Beschleunigung
zu sehen sein dürfte.
08–12
Einkaufen, aber auch Essen im grenznahen
Ausland sind beim aktuellen FrankenEuro-Kurs für die Konsumenten interessant.
Entsprechend rechnen wir beim Handel mit
einer Stagnation im Jahr 2015. Gleiches
gilt für das Gastgewerbe, trotz der im
ersten Halbjahr gestiegenen Zahl der
Logiernächte in der Region. Der Grund ist
hier, dass der Wertschöpfungsanteil der
Unterbranche «Beherbergung» rund 3,5
Mal kleiner ist als jener der Gastronomie,
welche von der Konsumverlagerung ins
grenznahe Ausland stark betroffen ist.
NWCH
Aug. 2013
Aug. 2015
Schweiz
Aug. 2014
Quote in %, saisonbereinigt. Quelle: SECO, Statistische Ämter Solothurn und Aargau, BAKBASEL
17
zur gesamten Schweiz überdurchschnittliches Wachstum des realen BIP von 1,4
respektive 1,8 Prozent ergeben (CH: +0,8
und +1,2%).
Die aktuelle schwierige konjunkturelle Lage
hat auf dem Arbeitsmarkt der Region erste
Spuren hinterlassen. Die saisonbereinigte
Arbeitslosenquote lag im August 2015
höher als noch ein Jahr zuvor. Mit dem
positiven Konjunkturausblick bleiben die
Perspektiven für den Arbeitsmarkt aber
intakt. Im Jahr 2016 rechnen wir mit einer
Zunahme der Zahl der beschäftigten
Vollzeitäquivalente (Zahl der Beschäftigten
umgerechnet auf 100%-Stellen) um 0,8
Prozent.
Von der positiven Entwicklung im kommenden Jahr können die einzelnen
Regionen der Nordwestschweiz nicht im
gleichen Umfang profitieren. Besonders
das Fricktal gewinnt immer mehr von der
Pharmabranche. Der zunehmende Anteil
der Pharmaindustrie, der bereits im Jahre
2013 im Fricktal bei über 45 Prozent der
gesamten Wertschöpfung lag, erhöht den
Wachstumsbeitrag dieser Branche stetig.
Vor dem Hintergrund der beschleunigten
Entwicklung der Schlüsselindustrie im kommenden Jahr prognostizieren wir für das
Fricktal im Jahr 2016 ein Wachstum des
realen BIP von 2,6 Prozent. Auf Platz zwei
folgt Basel-Stadt. Im Stadtkanton tragen
18
die Hauptsitze der Pharmakonzerne am
meisten zum Wachstum bei und verhelfen
dem Kanton Basel-Stadt zum zweiten Platz
innerhalb der Nordwestschweiz (+2,0%).
Auf der anderen Seite ist die pharmazeutische Industrie in Dorneck-Thierstein kaum
präsent. Entsprechend fehlt der Wachs­
tumsimpuls vonseiten der Schlüsselindustrie.
Aus diesem Grund rechnen wir in der mit
Abstand kleinsten der vier Teilregionen
aufgrund der aktuell schwierigen Situation
für die überproportional vertretene Investitionsgüterindustrie (Frankenstärke, schwache Weltkonjunktur) mit einem Rückgang
des rea­len Bruttoinlandsprodukt von 0,1
Prozent.
Insgesamt lässt sich sagen, dass mit der
pharmazeutischen Industrie als Wachstumslokomotive die Konjunkturperspektiven
für die gesamte Nordwestschweiz trotz
dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld
aufwärtsgerichtet bleiben.
–40 bis –30,1
–30 bis –20,1
–20 bis –5,1
–5 bis 0
0 bis 1,5
1,6 bis 2,5
2,6 bis 3,5
> 3,5
Wachstum des realen BIP der Nordwestschweizer Regionen 2016
2,0%
2,6%
1,3%
–0,1%
–40 bis –30,1
–30 bis –20,1ggü. Vorjahr in %. Quelle: BAKBASEL
Veränderung
–20 bis –5,1
–5 bis 0
0 bis 1,5
1,6 bis 2,5
2,6 bis 3,5
> 3,5
Baubewilligungen der Nordwestschweizer Regionen 2015
–29,0%
–32,4%
–16,2%
–27,7%
Veränderung ggü. Vorperiode in %, Berechnet als gleitender Mittelwert der letzten 12 Monate
Quelle: Fahrländer Partner, BAKBASEL
19
–40 bis –30,1
–30 bis –20,1
–20 bis –5,1
–5 bis 0
0 bis 1,5
1,6 bis 2,5
2,6 bis 3,5
> 3,5
Arbeitslosenquote der Nordwestschweizer Regionen im August 2015
3,9%
2,7%
2,8%
2,4%
Quote in %, saisonbereinigt. Quelle: SECO, Statistische Ämter Solothurn und Aargau, BAKBASEL
20
Glossar
BFS
Bundesamt für Statistik
BIPBruttoinlandsprodukt
EZV
Eidgenössische Zollverwaltung
NWCHNordwestschweiz – bestehend aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie den Bezirken Laufenburg (AG), Rheinfelden (AG), Dorneck (SO)
und Thierstein (SO)
SECO
Staatssekretariat für Wirtschaft
21
22
23
[email protected]
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