Eydelstedt, 09.11.2015 Presseinformation „Ärgerlich! Ein Fehler!“ Vierter Ethiktag in den Alexianer Kliniken Landkreis Diepholz „Fehler machen Leute!“ Schon die Ankündigung zum vierten Ethiktag der Alexianer Kliniken Landkreis Diepholz ließ ahnen, was die Teilnehmenden erwarten würde. Es ging um nicht weniger als die Herausforderung zur Bewältigung von Fehlern und die Frage nach einem sinnvollen Umgang mit ihnen. Auf den ersten Blick scheint jedem klar zu sein, wie sich „Fehler“ identifizieren lassen und dass es darauf ankommt, sie zu vermeiden. Weit gefehlt: Andererseits weisen Redewendungen wie „Lernen aus Fehlern“, „Fehler als Fenster auf Lernprozesse“, „Fehler als Helfer“ auf ein wichtiges Potenzial von „Fehlern“ hin. Eingeladen zum Ethiktag hatten die Alexianer Kliniken Landkreis Diepholz hochkarätige Referenten. Pflegewissenschaftlerin Natascha Kolland aus Augsburg, zeigte anhand einer umfangreichen Literaturrecherche auf, wie in den unterschiedlichen Berufsgruppen mit Fehlern umgegangen wird und welche Möglichkeiten der Fehlerreporterstattung bestehen, wenn Fehler aufgetreten sind. „Wichtigstes Instrument der Fehleraufbereitung ist, dass miteinander geredet wird“, merkte Kolland an. Sie berichtete anschaulich über einen Fehler, der zu ihrer Zeit als OP-Krankenschwester aufgetreten ist, der im Nachhinein nicht besprochen wurde und daher auch heute noch bei ihr präsent ist. „Meine Fehler und ich“ oder „Was macht ein Fehler mit mir?“, fragte Dr. Gerd-Christian Kampen in seinem Vortrag. Fakt ist, dass Fehler zu machen immer sehr unangenehm ist. Er selber war erschrocken, als er feststellen musste, einmal selber einen Fehler als Arzt begangen zu haben. „Wie ist es möglich, dass mir dieser Fehler passiert?“, stellte er sich die Frage. Menschlich ist es in diesem Zusammenhang, dass die Bedeutung von Fehlern heruntergespielt wird und dadurch möglicherweise eine Änderung des Systems, indem der Fehler passierte, die Folge ist. Angesprochen wurden auch hier die unterschiedlichsten Berufsgruppen, die sich nicht nur auf den Klinikbereich beziehen, sondern auch auf maschinelle Fehler und deren Verantwortlichkeit? „Wichtig ist die Möglichkeit einer Entschuldigung und ein authentischer Umgang mit Schuld“, führte der Twistringer Chefarzt Gerd-Christian Kampen weiter aus. Erst dann ist eine Entschuldigung echt und wird vom Betroffenen auch angenommen. „Vielen Dank, dass ich mich aufdrängen durfte“, sagte Christian Aichinger, der den Part für den geplanten Luft- und Raumfahrtpsychologen, Dominic Cardozo, übernommen hatte. „Einen Fehler als Chance zu sehen ist schon seit mehreren Jahren bei der Bundeswehr selbstverständlich“, sagte der seit 27 Jahren bei der Bundeswehr nicht mehr aktiv tätige Hubschrauberpilot. Er berichtete über seine Tätigkeit in der Unterrichtung von Piloten im Crew Resource Management (CRM). Ein System, welche Luftfahrzeugbesatzungen schult, um nicht-technische Fehler zu verbessern und Flugunfällen aufgrund menschlichen Versagens vorzubeugen. „Hier geht es um die Frage: „Was ist richtig!“ und „Nicht wer hat recht!“, stellte er eindeutig heraus. Dieses kann, wie auch in beiden anderen Vorträgen auf alle Berufsgruppen sowie auf den zwischenmenschlichen Umgang angewendet werden. „Kein Mensch ist fehlerfrei – wichtig ist Kommunikation“, führte er weiter aus. Den Focus legte Aichinger eindeutig auf eine gleichberechtigte Zusammenarbeit, was für Cockpitbesatzungen bei der Bundeswehr und privaten Airlines genauso gilt, wie für Berufsgruppen im Krankenhaus oder in allen anderen Einrichtungen und der Industrie. „Das Hierarchiegefälle sollte in allen Bereichen abgebaut werden, um die Fehlerkultur zu verbessern“, sagte Aichinger. Abschließend setzten sich die Teilnehmer auf vielfältige Weise in den drei Nachmittagsworkshops mit dem Thema auseinander, die von den Referenten zu deren Themen geleitet wurden. Nachdem die Teilnehmer kurz über die Arbeit in den Gruppen berichteten bedankte sich der Vorsitzende des Ethikkomitees, Valentin Wieczorek, bei den Referenten, insbesondere bei Christian Aichinger, der ad hoc einen Teil des Ethiktages übernommen hatte. Foto: 2015-11-07_Ethiktag_GBe.jpg BU: Referenten und zwei Mitglieder des Ethikvorstandes am vierten Ethiktag der Alexianer Kliniken im Rathaus der Stadt Twistringen. Foto v.l.: Christian Aichinger, der ad hoc den Part für Dominic Cardozo zum Thema „Fehler als Chance“ übernommen hatte, Dr. Gerd-Christian Kampen berichtete zum Thema „Meine Fehler und ich“, Christina Bavendiek und Valentin Wieczorek vom Vorstand des Ethikkomitees und Natascha Kolland, Pflegewissenschaftlerin aus Augsburg, die zum Umgang mit Behandlungsfehlern aus pflegeethischer Sicht referierte. Nähere Informationen zu den Alexianern: Die Alexianer sind ein Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, in dem bundesweit rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit 800-jähriger Tradition betreiben die Alexianer Krankenhäuser, Einrichtungen der Senioren- und Eingliederungshilfe, Gesundheitsförderungs- und Rehabilitationseinrichtungen, ambulante Versorgungs- und Pflegeeinrichtungen sowie Werkstätten für behinderte Menschen und Integrationsfirmen. Träger der Unternehmensgruppe ist die Stiftung der Alexianerbrüder.
© Copyright 2024 ExpyDoc