Der auditive Selbstpriorisierungseffekt: Ich und die Töne Einführung Ergebnisse Der eigene Name fordert schlagartig die komplette Aufmerksamkeit, auch wenn er in unbeachteten Gesprächen nebenstehender Personen auftaucht. Dieses von Murray (1959) als „Cocktailparty-Effekt“ bezeichnete Phänomen beschreibt die Priorisierung selbstrelevanter Information. Darauf aufbauend beobachten Sui et al. (2012) einen Selbstpriorisierungseffekt mit vormals neutralen visuellen Stimuli. Hierbei wurden einfache geometrische Formen mit dem Wort „Ich“ sowie zwei nicht-selbstbezogenen Personen assoziiert. Hier zeigten sich auch in mehrfachen Replikationsstudien schnellere und akkuratere Reaktionen auf die mit dem Selbst gekoppelten Reize. Diese Studie soll nun den Selbstpriorisierungseffekt unter Verwendung neutraler alltagnaher Töne aufzeigen und somit die Wichtigkeit von Selbstrelevanz für uns im alltäglichen Leben überprüfen. Die Daten wurden mit einer 2x3 ANOVA mit Messwiederholung mit Helmert-Kontrasten analysiert. Die Datenauswertung erfolgte in SPSS. Es wurden 3 Personen aus der Datenauswertung wegen erhöhter Fehlerraten ausgeschlossen. Methode 700,0000 650,0000 600,0000 550,0000 Teilnehmer. N = 33, Studenten der Universität Trier Stimuli und Aufgaben. Die drei Begriffe Ich, Mutter und Stuhl wurden randomisiert je einem von drei Tönen zugeordnet (akustische Stimuli: Stimuli: Holzxylophon, Querflöte, Snare-Drum: Präsentation jeweils für 300 ms über Kopfhörer). Die Aufgabe der Probanden bestand darin, so schnell und korrekt wie möglich zu beurteilen, ob eine Ton-Begriff Kombinationen der gelernten Zuordnung entspricht. Ablauf. Das Experiment ist unterteilt in eine Lern-, Trainings- und Testphase. In der Lernphase werden die Versuchspersonen angewiesen die Zuordnung der Begriffe zu den Tönen (3 Zuordnungen, 3x5 Durchgänge) zu verinnerlichen. Während den folgenden 3x8 Durchgängen der Trainingsphase werden den Versuchspersonen matching (gelernte Kombinationen der Stimuli) und non-matching Durchgänge (unpassende Kombinationen) präsentiert. Nachdem die Versuchsperson angegeben hat, welche Bedingung vorliegt, erhält sie Feedback („Richtig“ oder „Falsch“, Präsentation für 500ms). Die Testphase umfasst 192 Durchgänge und arbeitet ohne Feedback. Das Experiment wurde in einem 2 (Zuordnung: matching/ non-matching) x 3 (Label: „Ich“/ „Mutter“/ „Stuhl“) Design realisiert. Design. UV1:experimentelle Manipulation (Sui1,2,3) UV2: matching/non-matching AV: mittlere Reaktionszeiten (RT) Hypothese. Die Verifikation der gelernten Zuordnung Stimulus Label-Zuordnung (Matching-Durchgäng) sollte in selbstrelevanten Durchgängen (Label „Ich“) schneller erfolgen als für nicht selbst-relevante Durchgänge (Labels „Mutter“ und „Stuhl“). 500,0000 Ich* Mutter Stuhl MEAN RT Matching/Nonmatching [*Ich MEAN p=.022] Helmert Kontraste ergeben, dass der angenommene Selbstpriorisierungseffekt (Reaktionen auf „Ich“ vs. Mittelwert aus Reaktionen auf „Mutter“ und „Stuhl“ in Matching Durchgängen) signifikant ist, F(1,29) = 11.506, p = .002, ηp² = .284. Über Matching- und Nonmatching Durchgänge hinweg zeigt sich auch ein Haupteffekt des Labels („Ich“ vs. „Mutter“ vs. „Stuhl“), F(1,29) = 11.506, p = .002, ηp²=.284, sowie eine Interaktion zwischen Label und Matching/Nonmatching, F(2,28) = 4.417, p = .022, ηp² = .24. Schlussfolgerung → Es gibt einen signifikanten Selbstpriorisierungseffekt in der auditiven Modalität. →Durch die Assoziation mit instrumentalen Tönen zeigt sich eine Selbstpriorisierung, welche in schnelleren und akkurateren Reaktionen zum Ausdruck kommt. Im Gegensatz dazu, zeigt sich bei der Präsentation von Rhythmen kein Effekt. Die von uns verwendeten Töne waren alltagsnaher und konnten schneller identifiziert werden. →Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass selbst einfachste Töne stark mit dem Selbst assoziiert werden können, und heben die Bedeutung selbstrelevanter Reize im Alltag für jeden von uns hervor. Literatur Cherry, E. C. (1953). Some experiments on the recognition of speech, with one and with two ears. Journal of the Acoustical Society of America, 25, 1953, 975–979 Sui, J., He, X. & Humphreys, G. W. (2012). Perceptual effects of social salience: evidence from self-prioritization effects on perceptual matching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, Vol 38(5), Oct 2012, 1105-1117. Alexopoulos, T., Muller, D., Ric, F.,& Marendaz, C. (2012). I, me, mine: Automatic attentional capture by self-related stimuli. European Journal of Social Psychology, 42(6), 770-779. doi: 10.1002/ejsp.1882 Fee C. Gierens, Benedikt Graf, Julia C. Strojny Ann-Katrin Wesslein, Sarah Schäfer; Abteilung für Allgemeine Psychologie der Universität Trier
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