24 BASEL-STADT BASEL | BASELLANDSCHAFTLICHE MITTWOCH, 8. JULI 2015 Uni, Unispital und Erfinder finden sich Medtech Durch eine Beteiligung am Start-up-Entwickler MTIP wird der Forschungsstandort Basel gestärkt VON STEFAN SCHUPPLI Zahnimplantate, Herz-Lungen-Maschinen, Laser-Knochensägen, computergesteuertes Operationsbesteck – das alles ist Medizinaltechnologie. Sie ist, gerade in der Region, sehr innovativ. Dies, weil hier einige initiative Spezialisten wie Prof. Hans-Florian Zeilhofer tätig sind. In Basel herrschten ausserdem erfreulich gute Bedingungen, um Innovationen, Erfindungen und Entwicklungen auf den Markt zu bringen, ist in Fachkreisen zu hören. Der neuste Schritt: Die Universität und das Unispital beteiligen sich an der Startup-Firma Medtech Innovation Partners AG (MTIP), teilt die Uni Basel mit. «Innovationen brauchen ein Klima, in dem verschiedene Disziplinen zusammenwirken. Das ist die Stärke der Universität Basel. Mit der Beteiligung an MTIP nutzen wir im Rahmen einer Public Private Partnership verstärkt das lokale und globale Potenzial interdisziplinärer MedizintechnikForschung», meint Edwin C. Constable, Vizerektor Forschung der Uni Basel. Wir stellen dem CEO der in diesem Jahr gegründeten MTIP einige Fragen. Herr Kausch, was macht MTIP genau? Christoph Kausch: Kurz gesagt, unser Ziel ist Innovation im Medizintechnik-Bereich in erfolgreiche Start-up-Firmen zu überführen. Wir sehen uns als Schnittstelle von universitärer Forschung, wo Innovation und Technologien entstehen, und Firmen, die diese auf den Markt bringen. Es geht also nicht nur um Firmenfinanzierung? Genau. Es ist ein integriertes Geschäftsmodell, wo die Finanzierung ein Element «MTIP ist Schnittstelle von universitärer Forschung, wo Innovation und Technologien entstehen, und Firmen, die diese auf den Markt bringen.» Christoph Kausch MTIP-CEO davon ist. Wir haben uns klar auf den Medizintechniksektor fokussiert und haben dank unserer Vernetzung eine einzigartige Expertise auf diesem Gebiet. Auch beim Aufbau von Geschäften haben wir sehr kompetente Fachleute im Team und im Beirat, wir unterstützen die Unternehmen bei der Entwicklung des Geschäftsmodells. Dank diesen Fachleuten verfügen wir auch über ein hervorragendes nationales und internationales Netzwerk. Wir können beispielsweise durch Partneruniversitäten und -organisationen in Indien klinische Studien in grösserer Stückzahl durchführen, die auch den Standards der der US-Heilmittelbehörde FDA entsprechen. Und zwar günstiger und schneller, was die Zeit zur Markteinführung enorm verkürzt. Wie viele Leute sind bei Ihnen tätig? Zwei Personen, ein Investment Director und ich selber. Doch auch der Verwaltungsrat ist sehr aktiv und involviert. Mit dem Chirurgen Hans-Florian Zeilhofer oder Felix Grisard arbeite ich praktisch täglich zusammen. Operativ stehen wir erst am Anfang. Wir schätzen die Basler Herangehensweise, dass man nicht ein riesiges Team aufstellt. Sondern wir wollen wachsen mit dem Fortschritt der Firmen, die wir unterstützen. So werden wir die Ressourcen anpassen. Als Firma sind wir zwar neu, aber von den Aktivitäten her besteht bei uns eine grosse Erfahrung. Prof. Zeilhofer war sein ganzes Leben in der Medizintechnik tätig, hat selber schon drei Startups gegründet. Auch Felix Grisard ist seit mehreren Jahren als Investor in der Medizintechnik tätig. Meine Stärke liegt im Innovations- und Technologiemanagement, wo ich auch promoviert hatte. Ein wichtiges Innovationsfeld sind computerunterstützte Operationen. Im Symbolbild ein sogenanntes Head-up-Display als Operationshilfe. ZVG Bevor ich mit Hans-Florian Zeilhofer und Felix Grisard die MTIP gegründet habe, war ich Strategiechef bei Syngenta. Meine Karriere hatte ich bei Mc Kinsey begonnen, mit Schwerpunkt Life Science, Risikokapital und Privatinvestitionen. Wie hoch ist die Beteiligung der Uni und des Unispitals? Es sind Minderheitsbeteiligungen, Zahlen werden keine genannt. Es ist kein grosser Geldbetrag aber trotzdem sehr wichtig. Die Universität und das Unispital sind Partner, das ist das Wichtige daran. Wie gross ist das Volumen, das MTIP zu investieren gedenkt? Weltweit ist der Markt für Investitionen in Medizintechnik etwa 400 Milliarden Dollar gross. Allein in der Lausanner Hoch- schule EPFL sind im letzten Jahr etwa 200 bis 250 Millionen Risikokapital in Startups investiert worden. Wir selbst haben eine Investitionspipeline von etwa 40 Projekten. Wir könnten sicher unheimlich viel investieren. Wir sind daran, ein Investitionsfonds aufzusetzen, damit auch Aussenstehende investieren können. Die Zielgrösse liegt bei 30 Millionen, die wir in den nächsten Jahren investieren werden. Wo kommt das Geld her? Ganz unterschiedlich: von Privatpersonen, Family Offices, Pensionskassen. Und selbst Banken sind dabei. Dies, weil wir auch hier ausgewiesene Fachleute an Bord haben, wie etwa Reto Francioni, UBS-Verwaltungsrat und vormals Chef der Deutschen Börse, sowie Erich Platzer, Mitgründer der HBM Partners.
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