Baustellenausführung der Überlotung

Baustellenausführung der Überlotung
Auszug aus [1]:
Überloten von Winkel- und Endmasten
Damit ständig durch horizontale Leiterzugkräfte belastete Winkel-, Winkelabspann- und Endmasten nach
dem Verlegen der Leiter vertikal stehen, müssen sie entgegen der Belastungsrichtung ausgerichtet, d. h.
überlotet werden. Ziel ist dabei entweder eine vertikale Lage der Mastspitze über dem Mastmittelpunkt
am Mastfuß oder eine horizontale Lage des längsten Querträgers, da geneigte Querträger optisch negativ
auffallen. In diesem Fall ist eine vertikale Tangente an die Biegelinie des Mastschaftes in der
Querträgerhöhe anzustreben (Bild 16.11 b). Die notwendige Überlotung ist hier größer als im Hinblick auf
die vertikale Position der Mastspitze.
Die Belastungen bei Alltagsbedingungen bilden die Grundlage für die Ermittlung der Überlotung; nach EN
50 341-3-4 ist dies der Zustand 10°C ohne Wind. Zusätzlich zur elastischen Verformung tragen der
Schraubenschlupf bei Stahlgittermasten und das Verkanten der Steckstöße bei Stahlvollwandmasten zur
Verformung bei.
Der Winkel β, mit dem die Mastachse gegen die Belastung einzurichten ist, damit der betrachtete
Querträger eine horizontale Lage einnimmt, beträgt
[…]
= + ∗
mit
elastischer Verdrehwinkel in der Höhe des betrachteten Querträgers;
Anzahl der Stöße und
∝
Winkelverkantung eines Stoßes.
a)
spätere
Maststellung unter
Alltagsbedingungen
Bild 16.11:
b)
überloteter
Mast ohne
Belastung
überloteter
Mast ohne
Belastung
spätere
Maststellung unter
Alltagsbedingungen
Stoß
Stellung überloteter Masten ohne und mit Alltagslasten,
a) Mastspitze lotrecht über Mastmittelpunkt
b) Querträger waagerecht
Die horizontale Verschiebung
zusammen.
setzt sich aus der Durchbiegung
=
+∑
und der Verkantung in den Stößen
Wobei
die elastische Durchbiegung,
die Verkantung im Stoß und den Abstand zwischen Stoß und
dem Ort der Durchbiegung darstellen.
Die Überlotung des Mastes beim Einrichten entspricht dem Winkel mit dem Ziel eines waagerechten
Querträgers
= arctan
/ℎ ≈ /ℎ
Im Falle der senkrechten Position des Bezugspunktes über der Mastmitte, wobei ℎ die Bezugshöhe über
dem Mastfuß bedeutet.
Im Fall der horizontalen Querträgerlage ergibt sich eine Ausmitte von
= ℎ × tan
−
−!
Die Überlotung ist für die tatsächliche, standortabhängige Belastung zu ermitteln. […]
Neben der elastischen Verformung ist bei geschraubten Stahlgittermasten auch die Verdrehung durch den
Schraubenschlupf der Stöße zu berücksichtigen. Hierbei hat sich die Annahme von 4 mm Schlupf je Stoß
bewährt. Ein zusätzlicher Anteil von 0,1 bis 0,2 % der Masthöhe trägt der optischen Verstärkung der
Mastschiefstellung, durch die Abspannketten und der Verformung der Gründung Rechnung. Bild 16.12
zeigt die Vorgaben für die Überlotung abhängig vom Leitungswinkel für eine 110-kV-Leitung. Die
Überlotung ist hier durch die Überhöhung der druckbelasteten Fußstiele relativ zur Mastbreite am unteren
Stoß über EOK angegeben.
Eintrag des Verfassers
der Bachelorarbeit
Bild 16.12: Überlotung eines Winkelabspannmastes in Prozent der Mastbreite (Beispiel)
Das Diagramm in Bild 16.12 gilt für einen in der Winkelhalbierenden stehenden Mast. Daraus lassen sich
auch Überlotungen für Masten ermitteln, die nicht in der Winkelhalbierenden stehen oder durch
unterschiedliche Leiterzugkräfte belastet werden. Dazu werden die wirkenden Kräfte in Komponenten
parallel zu beiden Mastachsen zerlegt. Zu diesen Komponenten können dann Leitungswinkel ermittelt
werden, die zu gleichen Belastungen führen. Für diese fiktiven Leitungswinkel lassen sich die Überlotungen
als Prozentwerte der Mastbreite aus dem Diagramm Bild 16.12 entnehmen. Durch Multiplikation mit der
Mastbreite erhält man aus den Überlotungen die Anteile der Eckstielerhöhung an den einzelnen
Mastecken. [Zitatende]