Digital & Medial
Was früher berühmte Schauspieler waren, sind
heute die YouTube-Stars! Ihre Fans schauen
ihnen sogar beim Videospiel zu. Text: Michael In Albon
Wenn der Schwede PewDiPie, die
Deutschen Sarazar und Gronkh, der
Walliser Diabl0x9 oder der Ostschweizer ZeronikHD im Restaurant
am Nebentisch sässen, kämen viele
Jungs aufgeregt angerannt und würden nach Fotos und Autogrammen
fragen. Wer die Genannten sind? Sie
sind YouTube-Stars, genauer gesagt:
Let’s Player – kurz LPer. Sie filmen
sich beim Ausprobieren von Computerspielen und kommentieren
dabei ihre Fortschritte in Echtzeit.
Dabei geht es ums Spielen an
sich: um die kleinen Erfolge von
Level zu Level, das Scheitern, das
Wieder-von-vorne-Anfangen. Und
dabei erlebt der Zuschauer das
Game genau aus der Perspektive, in
der er es auch zu Hause am eigenen
PC sehen würde, nur dass er nicht
selbst spielt. Einer Sitcom ähnlich
zeichnen die LPer ihre Computerspiele in täglich erscheinenden Episoden auf und laden sie auf ihren
persönlichen Videokanal hoch.
Teenager feiern die Gamer mittlerweile wie Filmstars und zitieren
die süffisanten Sprüche ihrer Vorbilder. Das erstaunt wenig. Denn viele
Teenager gucken mehr YouTube als
Fernsehen. Ihren Stars fühlen sie
sich auf diesem Kanal sehr nah, da
sie via Kommentarfunktion direkt
mit ihnen kommunizieren. In der
alten Welt stellte stellvertretend
72 Foto: Hugh Carey / Landov / Keystone
Traumjob
Let’s Player
noch ein Journalist die Fragen an die
Stars der Jugendlichen.
Spielend Geld verdienen?
Felix Kjellberg alias PewDiPie spielt
seit 2010 und ist inzwischen ein
hochbezahlter YouTuber: Rund
3,5 Millionen Franken soll er Jahr
für Jahr dafür bekommen, dass ihm
Leute beim Computerspielen zusehen. Für viele Jungs klingt das nach
einem Traumberuf. Doch er ist nicht
zu unterschätzen: Die Zeiten der
wackeligen Handyfilmchen sind
längst vorbei – hinter den Videos
steckt oft eine Menge Arbeit.
Erfolgreiche Videoblogger sind
Medienprofis. Auch die Sprache ist
entscheidend. Schweizerdeutsch
lockt nicht in Scharen. Trotzdem:
Auch Schweizer mischen erfolgreich
mit. Diabl0x9 etwa hat 1,68 Millionen Abonnenten – der Walliser ist
seit 2010 dabei und kommentiert auf
Französisch. Und 413 309 Abonnenten sehen ZeronikHD zu – der Ostschweizer ist seit 2012 dabei und
kommentiert auf Deutsch.
Werbung, Werbung, Werbung
Wer bei YouTube erfolgreich ist,
kann Partnerkanal werden. Das
Unternehmen bildet seine klickträchtigen Zugpferde weiter, damit
noch mehr Zuschauer noch mehr
klicken. Denn das bringt Werbeein-
nahmen. Und an diesen werden
Partnerkanäle wiederum beteiligt.
Wer ein Video der genannten
Schweizer «Let’s Player» betrachten
will, muss sich zuvor einen Werbespot ansehen oder Banner in Kauf
nehmen. Dadurch finanziert sich
zum einen die Plattform YouTube,
die angibt, sie habe letztes Jahr vier
Milliarden Dollar Umsatz gemacht.
Dadurch finanzieren sich aber
auch die YouTuber. Sie erhalten je
nach Werbeform zwischen 30 Cent
und 2,5 Dollar pro 1000 Klicks.
Denn: Je öfter ihre Videos aufgerufen werden, desto mehr investieren
die Firmen für Werbung. Und je
mehr Klicks die Filme bekommen,
desto mehr zahlt Google, seit 2006
Eigentümer von YouTube, den
Videobloggern.
Michael In Albon
ist Jugendmedienschutz-Beauftragter
von Swisscom.
Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive
Lernmodule für den kompetenten Umgang mit
digitalen Medien im Familienalltag.
swisscom.ch/medienstark
JUNI 2015