Dosierung von homöopathischen Mitteln

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Dosierung von homöopathischen Mitteln
Bei der Nachbereitung meines letzten Hausapothekenkurses, bin ich wieder auf
den folgenden Artikel gestossen.
„Wien, 10. April 2013: Ein kleines Häuflein Homöopathie-Skeptiker versammeln
sich um 10:23 Uhr vor dem Stephansdom in Wien, um eine „Überdosis Globuli“
einzunehmen. Sie leeren in einem Zug ein ganzes Fläschen gefüllt mit Globuli.
Der Zeitpunkt hat nicht nur wegen Hahnemanns Geburtstag (Begründer der
Homöopathie) Symbolcharakter. Die Uhrzeit steht für die Lochschmidtsche Zahl
1023. Sie gilt den Skeptikern als Hauptbeweis gegen die Homöopathie, denn bei
dieser Verdünnung verliert sich die Spur der Ausgangssubstanz in einer Lösung
und wird wirkungslos.“
Die Frage der Dosierung taucht sehr häufig auf. Tatsächlich sind Patienten, die
an einer Überdosierung von homöopathischen Mitteln leiden, gar nicht so
selten. Die Art und Weise wie es zu dieser Überdosierung kommen kann, hat
aber nichts mit der Menge, sondern mit der Häufigkeit, der eingenommenen
Globuli zu tun.
Hier ein paar Erklärungen:
Ein oft erlebtes Beispiel für Überdosierungen sind Kleinkinder mit
Zahnungsproblemen. Die Mutter, die nach ein paar Tagen Gequengel schon
langsam die Nerven verliert, begibt sich in die nächste Drogerie/Apotheke. Dort
werden ihr verschiedene Produkte angeboten und weil es sich um ein Kind
handelt sicher auch homöopathische Globuli, die ja nicht schaden können.
Auf der Verpackung steht. „Im akuten Fall: stündlich 5 – 10 Globuli im Mund
zergehen lassen“
Hält sich die Mutter an diese Dossierungsangaben, wird das Kind früher oder
später eine Mittelprüfung durchmachen.
Was ist eine Mittelprüfung?
Um herauszufinden, welche Substanzen als potentielle Arzneimittel in Frage
kommen, führte Hahnemann eine Reihe von Experimenten durch, die er
Prüfungen nannte. Gruppen von gesunden Freiwilligen nahmen täglich kleine
Gaben einer bestimmten Substanz ein und führten Buch über alle Symptome,
die bei ihnen im Laufe dieser Prüfung auftraten. Auf diese Weise konnte ein
genaues und einheitliches Bild der Wirkung dieser Substanz auf das Befinden
des Menschen gewonnen werden.
Claudia Knecht, Praxis für klassische Homöopathie, www.homoeopathie4u.ch
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Hahnemann interessierte die Wirkung der Arzneien auf den ganzen Menschen.
Deshalb liess er seine Probanden nicht nur ihre körperlichen Symptome
detailliert aufzeichnen, sondern auch Informationen über Schlaf, Appetit,
Durst, Empfindungen, Hitze- und Kältegefühle, emotionale Veränderungen und
anderes mehr. Alles was Symptome hervorrufen kann, kann auf diese Weise
untersucht werden, und alle solcherart geprüften Substanzen können dann als
Arzneimittel in der Homöopathie verwendet werden. Im Laufe der Geschichte
(250 Jahre) dieser Heilkunst wurden mittlerweile so unterschiedliche Dinge
geprüft wie Pflanzen, Minerale, Gifte, Nahrungsmittel, Tiere und Bakterien und
sie finden heute ihren Einsatz als ungiftige Arzneimittel.
Gibt also die Mutter dem zahnenden Kind mehrmals pro Tag oder gar stündlich,
vielleicht über Tage die „ Zahnchügeli“ entwickelt das Kind Symptome, welches
das Mittel eigentlich heilen sollte. Das Kind reagiert ganz so wie Hahnemanns
Probanden. Verständlicherweise nimmt die Mutter an, dass das Mittel nicht
gewirkt hat, sondern schlimmer, die Symptome noch verstärkt hat.
Handelt es sich bei den „Zahnchügeli“ um das häufig verwendete Chamomilla
(Kamille) wird sich die Schmerzempfindlichkeit erhöhen, das Gequengel
vermehren, das Kind ist nur noch zu beruhigen wenn es getragen wird, was
bald ein Dauerzustand sein kann.
Dieses Beispiel gilt für alle homöopathischen Mittel, aber auch alle Arzneimittel
die eine Wirkung auf den menschlichen Körper haben. Z.B. pflanzliche
Heilmittel aber auch Kaffee, Tee etc.
Was bedeutet dies für die Einnahme von Heilmitteln und im Besonderen von
homöopathischen Mitteln?
 Korrekt gewählte Mittel zeigen sofort eine Wirkung; z.B.:
o Der Patient schläft ein
o Das Fieber sinkt
o Der Appetit kehrt zurück
o Der Durchfall stoppt
o Die Emotionen beruhigen sich usw.
 Setzt nach der 2./3. Einnahme des Mittels keine Wirkung ein, ist es das
falsche Mittel und die Einnahme soll eingestellt werden.
 „probieren“ Sie sich nicht durch Ihre ganze homöopathische
Hausapotheke, kontaktieren Sie einen Homöopathen, wenn Sie nach
dem 2. Mittel nicht erfolgreich sind.
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Auf der Seite eines der bekannten Hersteller von homöopathischen Mitteln
fand ich folgende Einnahmehinweise. Sie passen leider nicht auf die
Verpackung und werden von den Angestellten in Drogerie/Apotheke selten
so detailliert weitergegeben. Darum hier im Detail:
Die Einnahme von Globuli
Die Globuli Einnahme und Dosierung ist massgeblich von zwei Faktoren
abhängig:
Von der Potenz des homöopathischen Mittels und vom Patienten. Dabei geht
es weniger um das Alter und Gewicht des Behandelten, sondern wie schnell
er auf das homöopathische Medikament reagiert.
Grundsätzlich gilt: Merkt man, dass das Mittel wirkt: Sogleich absetzen!
Mittel wird erst wieder gegeben, wenn sich der Zustand wieder
verschlechtert oder aber wenn über einen längeren Zeitraum nichts mehr
geschieht, weder zum Besseren noch zum Schlechteren. Nach jeder
Verbesserungsphase sollte neu überprüft werden, ob das gegebene Mittel
nach wie vor angezeigt, also passend ist, oder ob allenfalls ein Folgemittel
verabreicht werden sollte.
Die Potenzen werden eingeteilt in niedrige, mittlere und hohe Potenzen. In
der Selbstmedikation wird häufig mit niedrigen und mittleren Potenzen
gearbeitet, also mit Potenzen bis und mit C/D 30.
D-Potenzen werden in einem speziellen, von Hahnemann entwickelten,
Herstellverfahren produziert. Das D bezieht sich auf die Verdünnung:
Dezimal, also Verdünnung im Verhältnis 1:10.
C-Potenzen werden nach dem gleichen Prinzip aber im
Verdünnungsverhältnis
1:100 hergestellt.
Im Bereich der niedrigen und mittleren (Urtinktur bis C/D 30) Potenzen ist
der Wirkungsunterschied zwischen C- und D-Potenzen zu vernachlässigen.
Erst bei den Hochpotenzen (alles über C/D 200) ist feststellbar, dass CPotenzen eine effizientere Wirkung zeigen. Hochpotenzen gehören in die
Hand einer Fachperson und sollten nur nach genauer Abklärung verabreicht
werden!
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Niedrige Potenzen haben eine kürzere Wirkdauer als hohe Potenzen und
werden demnach häufiger eingenommen. Folgende Dosierung wird
empfohlen (bei einer mittleren Potenz, z.B. C30):
• Im akuten Fall: stündlich 5 – 10 Globuli im Mund zergehen lassen,
möglichst 10 Minuten vor und nachher nichts essen oder trinken. Sobald eine
Veränderung eintritt, Mitteleinnahme absetzen.
• Je akuter / dramatischer die Situation ist, umso häufiger wird das Mittel
verabreicht. So empfiehlt sich z.B. bei einem Kind mit sehr hohem Fieber
folgende Einnahme: 5 – 10 Kügelchen im Wasser auflösen und schluckweise
alle 10 Minuten einnehmen. Vor der Einnahme jeweils umrühren. Sobald sich
eine Veränderung des Zustandes zeigt, nicht mehr einnehmen!
Hierzu möchte ich anfügen:
 Zeigt ein Mittel (im akut/dramatischen Fall) nach der 2./3. Einnahme
keine Wirkung soll die Einnahme ebenfalls eingestellt werden. Denn
wie gesagt, entweder wirkt das Mittel oder es tut es nicht. Zu häufiges
Einnehmen von homöopathischen Mitteln führt zu einer
Mittelprüfung und kann dem Zustand des Patienten erheblich
schaden.
 2-3 Globuli pro Einnahme, sei es direkt in den Mund oder im Wasser,
reichen völlig aus.
 Homöopathische Globuli sind sehr lange haltbar, wenn sie trocken
gelagert werden.
Die Wirkung der Homöopathie mag kontrovers diskutiert werden. Halten Sie
sich trotzdem an die oben stehenden Dosierungsvorgaben, sollten Sie einen
Selbstversuch wagen. Ist der Selbstversuch nicht erfolgreich, wenden Sie
sich an einen ausgebildeten Homöopathen.
Im Juni 2015
Claudia Knecht, Praxis für klassische Homöopathie, www.homoeopathie4u.ch