FRIEDRICH LOOS Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden FRIEDRICH LOOS Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden FRIEDRICH LOOS Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden FRIEDRICH LOOS Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden Herausgegeben von Agnes Husslein-Arco und Rolf H. Johannsen Agnes Husslein-Arco 6 Vorwort Rolf H. Johannsen 9 Friedrich Loos – der weite Blick Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden Peter Peer 35 Ideal und Wirklichkeit Strömungen der österreichischen Landschaftsmalerei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Andreas Stolzenburg 51 Die Ansichten des alten und modernen Rom von Friedrich Loos und die Rom-Panoramen des 19. Jahrhunderts Alexander Bastek 65 Die Landschaft Schleswig-Holsteins in der Malerei des 19. Jahrhunderts 77 Tafelteil Rolf H. Johannsen 115 Biografie Friedrich Loos Rolf H. Johannsen 122 Beteiligungen von Friedrich Loos an den Wiener Akademie-Ausstellungen 126 Friedrich Loos im Belvedere 130 Literaturverzeichnis 134 Autorinnen und Autoren 136 Impressum, Bildnachweis Friedrich Loos Der Rudolfskai in Salzburg (Detail), um 1830 Residenzgalerie Salzburg Agnes Husslein-Arco Vorwort F riedrich Loos, ein in seiner Heimat bereits zu Lebzeiten vergessener Künstler? Nimmt man das Stuttgarter Lexikon Die Künstler aller Zeiten und Völker von 1860 und selbst Constantin von Wurzbachs renommiertes Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich von 1867 zur Hand, so hat es den Anschein. Von zwei Künstlern gleichen Namens ist die Rede, zuerst von dem Steirer Friedrich Loos, von dessen Lebensumständen lediglich bekannt ist, dass er „seit Jahren verschiedene Werke seiner Kunstfertigkeit hie und da ausstellt“ und „Reisen nach Italien und Deutschland gemacht“ hat. Auf diesen folgt dann der Wiener Friedrich Loos, der „sich im Jahre 1857 in Kiel aufhielt“, wo er es sich „zur Aufgabe gestellt [hatte], die noch sehr wenig bekannte Seite der norwegischen Landschaft, des hohen Sommers im südlichen Theil in seinen Skizzen zu fixiren.“1 Fasst man beide Einträge zusammen, so hat man den Künstler, dem Ausstellung und vorliegender Katalog gewidmet sind: Friedrich Loos, der 1797 in Graz geboren und an der Wiener Akademie der bildenden Künste ausgebildet wurde, in Salzburg, Wien und Klosterneuburg tätig war, dann nach Rom ging und sich 1855 in Kiel niederließ, von wo aus er seine letzte große Malerreise nach Norwegen unternahm. Friedrich Loos ist also ein Europäer im besten Sinne des Wortes, wenn auch, so soll hier nicht verschwiegen werden, sicher nicht immer ganz freiwillig, teilte er doch das Schicksal zahlreicher Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, sich immer wieder auf die Suche nach neuen Sujets für seine Gemälde begeben zu müssen, wie es der Markt verlangte. Weit geläufiger als Loos’ Name sind einige seiner Werke, allen voran das große Rundpanorama von Salzburg, besser bekannt unter dem Namen SattlerPanorama. Die Idee stammte von Johann Michael Sattler, der mindestens ebenso sehr Unternehmer wie Maler war und das Salzburg-Panorama in den 1830er-Jahren in zahlreichen Städten in Norddeutschland, Skandinavien, den Niederlanden, Belgien und Frankreich zeigte. Sattler selbst hatte die Architektur ausgeführt und für die zahlreichen Staffagefigürchen den Wiener Maler Johann Josef Schindler herangezogen. Was hingegen unerwähnt blieb, war die Mitarbeit von Loos, der die landschaftlichen Partien und damit den weitaus größten Teil des Panoramas ausgeführt hatte. Landschaft ist dann auch das Thema von Loos, die des Salzkammerguts und der Alpen ebenso wie die der römischen Campagna und des ostholsteinischen Hügellandes. Loos’ künstlerisch fruchtbarste Zeit sind unbestritten die 1830er- und 1840er-Jahre, in denen der Künstler „zu einer vorimpressionistischen Malweise von besonderer Individualität“ gelangt, so Walter Koschatzky.2 Besonders deutlich wird dies an den Skizzen, mit denen Loos seine großformatigen Gemälde vorbereitet. Sie entstanden vor Ort in der Natur und wurden aufgrund ihrer Frische und 6 Unmittelbarkeit bereits von Zeitgenossen hochgeschätzt. Loos versucht sich anfangs in unterschiedlichen Landschaftsgenres, in der intimen ländlichen Idylle, in der Stadtvedute wie in der heroischen Landschaft. Läuternd wirkt hier Wien, wo die weit gesehene, panoramatische Landschaft zu seinem eigentlichen Thema wird. Hiervon zeugen Fernsichten auf die Stadt und auf Klosterneuburg sowie seine beiden jeweils aus fünf Gemälden bestehenden Rom-Panoramen, die einen weiteren Höhepunkt im Werk des Künstlers darstellen. Doch auch danach kann Loos mit seiner Kunst überzeugen, findet Auftraggeber im Kunstverein von Christiania (Oslo) wie im holsteinischen Adel und ergänzt damit sein vielseitiges Schaffen als weithin geachteter, zwischenzeitlich jedoch vergessener Vertreter der Landschaftsmalerei, den wir mit dieser Ausstellung würdigen wollen. Mein Dank für dieses Projekt gilt zunächst dem Kurator der Schau, Rolf H. Johannsen, anhand von dessen konziser Werkauswahl das Œuvre von Friedrich Loos erstmals in seiner ganzen Breite gezeigt werden kann. Weiters danke ich den Autoren des Katalogs, die in ihren Beiträgen die Entwicklung der Landschafts- und Panoramamalerei in Österreich, Rom und Norddeutschland beleuchten sowie den Museen und den privaten Sammlern, die für die Ausstellung Leihgaben zur Verfügung gestellt haben. Last, but not least möchte ich auch dem Auktionshaus Dorotheum für seinen Beitrag zur Realisierung der Ausstellungsreihe Meisterwerke im Fokus danken. 1 Friedrich Müller/Karl Klunzinger, Die Künstler aller Zeiten und Völker […], Bd. 2, Stuttgart 1860, S. 621. –Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich […], Bd. 16/1867, S. 28f. (hier die Zitate). 2 Koschatzky 1987, S. 269. 7 8 Rolf H. Johannsen F riedrich L oos – der weite B lick E in K ünstlerleben zwischen W ien , R om und dem N orden „… ächt malerische Veduten, in denen die strengste Naturwahrheit der poetischen Darstellung des Gegenstandes nie aufgeopfert wird.“1 E in grandioses Panorama breitet sich vor dem Betrachter aus (Taf. 5). Wie ziseliert heben sich das Tennen- und das Hagengebirge vor dem leicht bewölkten Himmel ab. Der höchste Punkt ist der Gipfel des Hohen Göll. Er liegt 2000 m über dem Tal, das sich unterhalb von ihm erstreckt. Der markante trichterförmige Einschnitt zwischen den Gebirgszügen ist der Pass Lueg. Hier befindet sich der klammartige Durchbruch der Salzach, die von Süden kommend in malerischen Windungen Richtung Salzburg fließt. An Ortschaften sind Hallein und Dürrnberg am Oberlauf des Flusses auszumachen. Die Landschaftsformationen sind exakt wiedergegeben; doch bei aller „Naturwahrheit“ und Genauigkeit in der Darstellung – man meint selbst den Turm der Kirche von Dürrnberg zu erkennen – entsteht doch nirgends der Eindruck von Akribie oder Detailversessenheit. Über dem Ganzen liegt vielmehr eine poetische Grundstimmung, die noch heute den Betrachter gefangen nimmt und ihn mit dem Auge das Bild durchwandern lässt, von den einladenden Wiesen im Salzachtal bis hinauf zu den „erhabenen“ Alpengipfeln. – Der Maler dieses nicht einmal 25 x 38 cm messenden „Panoramas vom Tennen- und Hagengebirge“ ist Friedrich Loos. Knapp dreißigjährig kommt er in die Stadt an der Salzach und führt an dem um ein Vielfaches größeren Rundpanorama von Johann Michael Sattler (1786–1847) die landschaftlichen Partien aus (Abb. 55).2 Fast zehn Jahre bleibt Loos in Salzburg, wo Stadt und Umgebung zu seiner ganz persönlichen „Schule des Sehens“3 werden. Dass Loos einmal Künstler, Landschaftsmaler und Grafiker werden sollte, ist ihm nicht in die Wiege gelegt worden, doch stellt er bereits in jungen Jahren die Weichen.4 1797 in Graz geboren, kommt Loos mit seiner Familie in frühen Jahren nach Wien, wo er die evangelische Schule in der Dorotheergasse besucht. Den Zeichenunterricht, der offensichtlich nicht regulär erteilt wird, gibt der spätere Landschaftsmaler Joseph Rebell (1787–1828), der Loos, auf dessen „dringendes Bitten“ hin, unentgeltlich an seinem Unterricht teilnehmen lässt. Damit sind für den angehenden Künstler „seine heissesten Wünsche […] für’s erste erfüllt“.5 Dass es sich bei dem früh zutage tretenden Verlangen nach kreativer Betätigung, hier in Form von Zeichenunterricht, der erst nach der Überwindung von Widerständen erfüllt wird, um einen geläufigen Topos einer Künstlervita handelt, ist unbestritten. Dennoch sind die Angaben nicht in Zweifel zu ziehen. Dies betrifft 9 Johann Michael Sattler, Friedrich Loos, Johann Josef Schindler Panorama von Salzburg (Detail), 1825–1829 Salzburg Museum Abb. 1 Friedrich Loos Der Traunfall, 1821 Feder, Tusche, grau laviert, 22,1 x 32,6 cm Albertina, Wien auch den Hinweis, dass Rebell Zeichenunterricht an der evangelischen Schule gab, wofür sich sonst kein Beleg fand.6 Im Alter von 14 Jahren verlässt Loos die Schule in der Dorotheergasse. Konsequent verfolgt er sein Ziel, weiß die von den Eltern gewünschte handwerkliche Ausbildung zu umgehen und besucht für zwei weitere Jahre die Realschule, danach die Akademie der bildenden Künste in Wien, an der er sich im Wintersemester 1812/13 für die Klasse der Landschaftsmaler einschreibt.7 Den Unterricht erteilen Albert Christoph Dies (1755–1822) und der erst kurz zuvor zum Professor für Landschaftszeichnung und Landschaftsmalerei berufene Joseph Mössmer (1780–1845).8 Aus unbekannten Gründen unterbricht Loos nach nur einem Semester sein Studium, um sich im November 1816 erneut an der Wiener Akademie einzuschreiben, deren Landschaftsklasse er nun beginnend mit dem Winterkurs 1817 bis zum Sommerkurs 1821 ohne Unterbrechung besucht.9 Wie zuvor Rebell nimmt Loos eine Stelle als Hilfslehrer an der evangelischen Schule an. Vormittags erteilt er dort Elementarunterricht; nachmittags besucht er selbst die Landschaftszeichenklasse, und abends zeichnet er im Antikensaal der Akademie. Zusätzlich arbeitet Loos „an freien Tagen, selbst bei ungünstiger Witterung im Winter“ nach der Natur, wie es die Statuten der Akademie von 1800 und 1812 für angehende Landschaftsmaler vorschreiben.10 Höhepunkt des Studiums ist die mehrwöchige Exkursion, die Mössmer im Herbst 1817 mit Studenten unternimmt. Ziel ist der Schneeberg mit dem Höllental. Zur selben Zeit sind auch die Brüder Friedrich Philipp (1779–1840) und Heinrich Reinhold (1788–1825), Johann Christoph Erhard (1795–1822) und Ernst Welker (1788–1857) auf Künstlerwanderung in der Schneeberg-Gegend.11 Ob sich die Gruppen begegnet sind oder gar gemeinsam gezeichnet haben, ist nicht überliefert.12 10 Zwischen Broterwerb und freier künstlerischer Äußerung Loos und die Grafik Nach drei Wochen kehrt Loos „mit seiner gleichbegeisterten Künstler- und Reisegesellschaft, kein leeres Blatt in der Mappe, gestärkt an Kraft und Hoffnung, wieder nach Wien zurück“, wo es gilt, „nach den gemachten Skizzen Bilder zu componiren und auszuführen“.13 Seine Bildkompositionen legt Loos in klassizistischer Manier als Umrisszeichnungen in Feder an. Nicht etwa durch Kolorierungen, sondern vielmehr durch Lavierungen in Sepia, also im gleichen grau-schwarzen Ton wie die Umrisszeichnung, verleiht Loos seinen Zeichnungen einen malerischen Charakter (Abb. 1). „Bewährtes Vorbild“ ist ihm Claude Lorrains (1600/04 bis 1682) Liber veritatis, eine 1779 und 1819 erschienene Sammlung von Stichen Abb. 2 Friedrich Loos Bei Mödling (Die Spitalkirche in Mödling), 1818 Radierung, 21,2 x 16,3 cm (Blatt) Neue Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum 11 Abb. 3 Jacob van Ruisdael Kleine Waldlandschaft, um 1660 Öl auf Eichenholz, 22,8 x 29,8 cm Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie nach Zeichnungen, mit denen Lorrain seine ausgeführten Gemälde im Sinne eines Urhebernachweises dokumentierte.14 Die Techniken, in denen diese Blätter ausgeführt sind, sind (Umriss-)Radierung und Mezzotinto. Letztere dient ebenfalls dem malerischen Effekt. Angesichts der Zeichnungen in der Art Lorrains empfiehlt Joseph Fischer (1769– 1822), der seit 1815 eine außerordentliche Professur für Landschaftsradierung an der Wiener Akademie innehat, Loos, sich der Grafik zuzuwenden. Loos zögert nicht, und Fischer legt ihm zu Übungszwecken Werke aus der eigenen Sammlung vor, darunter solche von Anthonie Waterloo (1609–1690) und Franz Edmund Weirotter (1730–1771). Akademischer Praxis nach dürfte es sich dabei um Zeichnungen oder Grafiken, nicht um Gemälde gehandelt haben. Loos eignet sich das Radieren, das „Zeichnen“ mit der Nadel auf einer beschichteten Metallplatte, rasch an und kann bereits 1818 erste Erfolge vorweisen. Es sind dies zwei Studien nach Gebüschen, eine Ansicht der Spitalkirche in Mödling und die Radierung nach der Kleinen Waldlandschaft von Jacob van Ruisdael (1628/29–1682), die erst wenige Jahre zuvor von der kaiserlichen Gemäldegalerie erworben worden war. Dürften die beiden Gebüschstudien thematisch auf Waterloo zurückgehen, so handelt es sich bei der Ansicht der Spitalkirche in Mödling um eine eigenständige Arbeit. Die Zeichnung zur Kirche entsteht „ad naturam“, also vor Ort „nach der Natur“.15 Sie bildet die Grundlage für die im Atelier ausgeführte Radierung (Abb. 2). Denn so getreu Loos die mittelalterliche Kirche mit dem davorliegenden Bürgerspital auch wiedergibt, so kommen doch die Regeln der klassischen Landschaftsmalerei zum Tragen. Bäume und Buschwerk fassen das Motiv ein und begrenzen das Bildfeld seitlich; ein Gewässer, in dem sich Pflanzen und ein Steg oder Zaun malerisch spiegeln, bildet den Vordergrund. Für seine vierte Arbeit aus dem Jahr 1818, die Radierung nach Jacob van Ruisdaels Kleiner Waldlandschaft (Abb. 3 und 4),16 muss Loos die Erlaubnis bei dem 12 Abb. 4 Friedrich Loos nach Jacob van Ruisdael Kleine Waldlandschaft, 1818 Radierung, 22,5 x 29 cm (Platte) Albertina, Wien Galeriedirektor Heinrich Friedrich Füger (1751–1818) einholen, die dieser ihm bereitwillig erteilt. In der Galerie, die zu jener Zeit im Oberen Belvedere aufgestellt ist, trifft Loos auf eine Reihe von Künstlerkollegen, darunter Franz Steinfeld d. J. (1787–1868), Erasmus von Engerth (1796–1871) und vor allem Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1868), der an einer Kopie von Annibale Carraccis (1560–1609) Gemälde Christus und die Samariterin am Brunnen arbeitet, wobei er sich auf die Figuren konzentriert und Carraccis breit auslaufende Landschaft weglässt.17 Loos hingegen entscheidet sich bei seiner ersten Reproduktionsgrafik – anders als von Waldmüller sind von ihm keine gemalten Gemäldekopien bekannt – für ein Werk des Niederländers Jacob van Ruisdael, und zwar ganz bewusst für ein ausgesprochen kleines, womit er das Problem der maßstäblichen Verkleinerung des Originals auf das Format der Druckplatte umgeht. Die Darstellung selbst erscheint, wie die Spitalkirche in Mödling auch, im Druck seitenverkehrt, was in der Reproduktionsgrafik durchaus üblich, für eine Originalgrafik, um die es sich bei der Spitalkirche handelt, jedoch ungewöhnlich und auf Loos’ geringe Erfahrung in dem Metier zurückzuführen ist. Mit der Radierung nach Ruisdael erringt Loos einen ersten Achtungserfolg. Der Präses der Akademie, Graf Anton Lamberg-Sprinzenstein (1740–1822), wird auf ihn aufmerksam und bestärkt Loos, den eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, zumal die Reproduktionsgrafik wenn auch in der Regel keine lukrative, so doch eine relativ sichere Einkommensquelle für Künstler darstellt. In der Folge radiert Loos bis 1821 drei Landschaften des flämischen Malers Jacques d’Arthois (1613– 1686).18 Ebenfalls mit Reproduktionsgrafiken beteiligt Loos sich erstmals 1820 und 1822 an den Wiener Akademie-Ausstellungen für zeitgenössische Kunst.19 Auch in den nächsten Jahren ist Loos als Reproduktionsgrafiker tätig. Er eignet sich die Technik des Lithografierens an und arbeitet für Kunsthändler in der Sammlung von Nikolaus II. Esterházy (1765–1833)20 wie in der Folge für den passionier13 Abb. 5 Friedrich Loos Bad Gastein, 1831 Radierung, 29,7 x 20,5 cm (Platte) Albertina, Wien ten Kunstsammler Maximilian Speck von Sternburg (1776–1856) aus Leipzig, der Loos zur Mitarbeit am Katalog zu seiner Sammlung auffordert. Loos radiert zwei und lithografiert vier Gemälde für den Katalog, eines davon in Arbeitsteilung mit einem weiteren Lithografen, der, was in der Malerei wie in der Grafik durchaus üblich war, als „Spezialist“ für Figuren die Personen in Adriaen van Ostades (1610– 1685) Die Bänkelsängerin übernommen haben dürfte.21 Speck von Sternburg – durchaus auf seinen Ruhm bedacht – schickt im Herbst 1827 einen Katalog an Goethe, der diesen wiederum durch Johann Heinrich Meyer (1760–1832) in der Zeitschrift Ueber Kunst und Alterthum rezensieren lässt. Sowohl der Katalog als auch die durch ihn repräsentierte Sammlung finden das Lob Meyers und damit Goethes. Die Reproduktionen „sind allesammt sorgfältig und 14 reinlich behandelt; man erkennt in den meisten den Charakter der Maler wieder, deren Bilder sie in Erinnerung bringen sollen.“22 Besonders anerkennend äußert Meyer sich, jeweils ohne Nennung des Urhebers, zu zwei lithografierten Figurenbildnissen sowie zu zwei Landschaften, einer radierten, ehemals Annibale Carracci zugeschriebenen Idealen Landschaft und einer lithografierten Waldigen Landschaft von Jacob van Ruisdael. – Beide sind von Loos.23 Mit dem im 19. Jahrhundert aufkommenden Tourismus entwickelt sich besonders auch in Salzburg24 ein florierender Markt für Ansichtsgrafiken. Ihn bedient Loos für mehr als ein Jahrzehnt. Den Anfang macht die 1831 radierte Ansicht von Gastein mit dem wildromantischen Wasserfall (Abb. 5),25 den Künstler immer wieder aus unterschiedlichen Blickwinkeln dargestellt haben. Es folgt die qua Format und künstlerischem Anspruch weit hinter der Ansicht von Gastein zurückbleibende lithografierte Serie Die zwölf Stadt-Thore Salzburgs und Parthien ihrer Umgebungen von 1831/32.26 Die Serie bleibt ein Einzelfall. Offensichtlich verlangte der Markt nach großformatigen, künstlerisch anspruchsvolleren Blättern, wie Loos sie um 1842 mit einer lithografierten Folge von vier Salzburg-Ansichten schafft.27 Das Gleiche gilt für das Panorama vom Kahlenberge bei Wien von 1842,28 dessen fünf lithografierte Tafeln von den Wiener Sonntags-Blättern besonders gelobt werden. Aneinandergelegt ergeben sie eine etwa 1,50 m lange Rundansicht vom Turm der 15 Abb. 6 Friedrich Loos Der Ponte rotto in Rom, 1847 Radierung, 17,3 x 26 cm (Platte) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Abb. 7 Friedrich Loos Partie in der Brigittenau (Denkmal für Robert Blum), 1849 Radierung, 46,2 x 56,8 cm (Platte) Wien Museum heute noch bestehenden Kirche auf dem Kahlenberg „bis an die steirischen, mährischen und ungarischen Gebirge, die Uebersicht Wiens und aller umliegenden Orte, einen Theil der Eisenbahnen, die breit dahin strömende Donau etc. – So getreu in topografischer Hinsicht die ganze Perspektive aufgenommen ist – so künstlerisch und poetisch ist die Behandlung des ganzen Rundgemäldes, und selbes gewährt in möglichster Wahrheit und Genauigkeit das treue Bild der Umsicht, die jeden Naturfreund auf dem Kahlenberge so unendlich überrascht und fesselt.“29 Loos’ Grafikproduktion erreicht in den 1830er- und frühen 1840er-Jahren ihren Höhepunkt. Er bleibt dem Metier weiter treu und versucht sich auch in der neuen, von Künstlerseite kritisch beäugten Technik der Galvanografie.30 Doch entstehen fortan überwiegend Einzelblätter, so 1847 in Rom die Ansicht des Ponte rotto, in der Loos die Reste der antiken Brücke in der Art Giovanni Battista Piranesis (1720– 1778) in theatralischer Untersicht darstellt (Abb. 6), oder der durchaus melancholische Blick durch eine Arkade in den Kreuzgang des Klosters Santa Maria degli Angeli mit den Zypressen des Michelangelo, die wie aus einer vergangenen Zeit in die Gegenwart herüberzureichen scheinen.31 16 Abb. 8 Friedrich Loos San Salvatore a Ponte rotto in Rom, 1848 Feder in Braun und Schwarz, grau laviert, 22,3 x 29,1 cm Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Letztgenanntes Blatt entsteht im Revolutionsjahr 1848. Wahrscheinlich hält Loos sich im Frühjahr und Sommer des Jahres in Wien auf. Der Katalog zur AkademieAusstellung des Jahres gibt als Wohnung „Stadt, Obere Breunerstraße 1136“ (heute Bräunerstraße 8, Habsburgergasse 5) an, wo Loos offensichtlich als Gast des Juristen Andreas Gredler (1802–1870) logiert, der wiederum ein Bild von ihm für die Akademie-Ausstellung zur Verfügung stellt.32 Gredler nimmt „regen Anteil“ an der Märzrevolution,33 was auch auf Loos zutrifft, der im folgenden Jahr mit der Radierung Partie in der Brigittenau Zeugnis für seine demokratische Gesinnung ablegt (Abb. 7).34 Der Titel ist irreführend. Es sind keine biedermeierlichen Sonntagsausflügler, die zur ländlichen Brigittenau übergesetzt sind und sich auf der Wiese und unter den Bäumen ergehen. Dargestellt sind vielmehr die Vorbereitungen zum „Festmorgen“, der in Zukunft zu Ehren des Demokraten und Mitglieds des Frankfurter Paulskirchenparlaments Robert Blum (1807–1848) begangen werden wird, und zwar an der Stelle, an der Blum am 9. November 1848 in einem Akt politischer Willkür standrechtlich erschossen wurde. So erklären sich die Fahnen wie auch das Standbild, das an Johann Nepomuk Schallers (1777–1842) Denkmal für den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer (1767–1810) in der Innsbrucker Hofkirche erinnert, und dessen Sockel, der wie die Grabstelen im antiken (demokratischen) Athen mit Girlanden geschmückt wird. Letzte Gewissheit gibt die Beschriftung unter der Darstellung: „Idee eines Denkmal’s Robert Blum’s in der Brigittenau bei Wien“, gefolgt von Blums letzten Worten: „Aus jedem meiner Blutstropfen wird ein Märtirer der Freiheit auferstehen.“ In späteren Jahren steht Loos seinem „Denkmal für Robert Blum“ durchaus zwiespältig gegenüber. Bittet er Andresen im Februar 1867 (vor Drucklegung von dessen Maler-Radirern) noch darum, die „Partie aus der Brigittenau […] vor der Hand lieber ganz [zu] ignoriren, das ist eine sehr misteriöse Sache geworden und gehört 17 Abb. 9 Friedrich Loos Salzburger Landschaft, um 1830 Bleistift, Öl auf Papier, 20,8 x 30 cm Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett der Zukunft [sic] an“, so bezeichnet er die Radierung im Oktober des Jahres als „gute Arbeit“, von der er 1849 fünfzig Exemplare an den Leipziger Kunstverein gesandt habe und selbst auch gerne noch ein Exemplar besessen hätte.35 Loos’ „demokratische Umtriebe“ sind in Österreich hingegen nicht so schnell vergessen. Zumindest wäre dies eine Erklärung dafür, warum er im Sommer 1852 den Weg von Italien nach Deutschland nicht über Wien nimmt, sondern über die Schweiz. Der Landschaftsmaler Friedrich Loos Loos zeichnet zeit seines Lebens, beginnend mit den Schulstunden bei Joseph Rebell, später fortgesetzt an der Akademie, deren Unterricht in den ersten Jahren fast ausschließlich aus dem Zeichnen nach Vorlagen von Lehrern und älteren Meistern besteht. Verpflichtend für angehende Landschaftsmaler der Wiener Akademie ist zudem das Zeichnen in der Natur. So sind die Ergebnisse von Loos’ Reisen, von der Studienexkursion an den Schneeberg 181736 über die Wanderungen in den österreichischen Alpen, die er in seinen mittleren Jahren unternimmt, bis hin zu den späten Streifzügen durch die holsteinische Hügellandschaft, Mappen voller Zeichnungen. In aller Regel in Bleistift ausgeführt, geben sie Fels- und Baumformationen, Ortschaften und Gehöfte in ihrer Umgebung, Gipfel und Höhenzüge wieder. Die Motive sind zumeist rasch, häufig auch flüchtig erfasst sowie zahlreich mit Ortsangaben und Datum versehen. Zeichnungen wie die beschriebenen dienen Loos primär als Arbeitsmaterial, sind ihm Erinnerungsstütze und Motivvorrat in einem. Einen eigentlichen Kunstwert dürfte er nur den wenigsten zugestanden haben. Diesen Blättern steht eine zweite Gruppe, die der komponierten, „bildhaften“ Zeichnungen, gegenüber. Zumindest im Frühwerk entstehen diese grundsätzlich im Atelier nach Studien, die Loos in der Natur anfertigt (Abb. 1). Bei späteren fällt die Einordnung schwerer (Abb. 8). Das Gleiche gilt für die Frage, ob Loos optische Hilfsmittel verwendete, was besonders bei den Zeichnungen zu seinen topografischen Panoramen vom 18 Salzburger Mönchsberg (1830) und vom Gamskarkogel bei Gastein (1836) naheliegt.37 Mehrere der „bildhaften“ Zeichnungen, wie jene der Kirche San Salvatore a Ponte rotto in Rom. dürften zudem mit dem Ziel einer Vervielfältigung als Radierung oder Lithografie entstanden sein. Zur Ölmalerei kommt Loos relativ spät und offensichtlich primär autodidaktisch. Ausschlaggebend war die Begegnung mit Johann Nepomuk Schödlberger (1779–1853), von dem Loos um 1820 „einfache Naturstudien“ kopiert,38 bei denen es sich um kleinformatige Ölskizzen gehandelt haben dürfte, wie Loos sie später auch zahlreich zumeist vor Ort in der Natur schaffen wird (Abb. 9). Schödlbergers idealistische, letztlich auf Claude Lorrain zurückführende Landschaftsmalerei (Abb. 25) bleibt Loos hingegen fremd, obwohl er dessen Gemälde sicher nicht nur in technischer Hinsicht eingehend studiert hat. Näher als die auf Überhöhung und Nobilitierung des Motivs bedachte ältere Malerei Schödlbergers liegen dem zwanzig Jahre Jüngeren die realistischen Tendenzen der zeitgenössischen Landschaftsmalerei. Abb. 10 Joseph Anton Koch Der Schmadribachfall, 1822 Öl auf Leinwand, 132 x 110 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek 19 Abb. 11 Friedrich Loos Innerer Stein und Kapuzinerkloster in Salzburg, 1833 Öl auf Papier, auf Pappe aufgezogen, 27,5 x 44 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek Der weite Blick – Salzburg und Wien Von Leipzig kommend hält Loos sich kurze Zeit in Wien auf und erreicht Mitte August 1826 Salzburg.39 Sicher kennt er die Werke der Romantiker, allen voran Ferdinand Oliviers (1785–1841) lithografische Serie Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden von 1823, die wesentlich zur künstlerischen und touristischen Entdeckung Salzburgs und des Salzkammerguts beitragen.40 Doch kann die Anziehungskraft, die Stadt und Landschaft auf Künstler und Reisende ausüben,41 allein kaum den Ausschlag gegeben haben. Vielmehr muss Loos, auf der Suche nach einem neuen Wirkungsort, von Johann Michael Sattlers Projekt zu einem Rundpanorama der Stadt erfahren haben oder von Sattler direkt zur Mitarbeit aufgefordert worden sein.42 In diesen Zusammenhang ist die Ansicht des Mönchsbergs in Salzburg mit dem Josefsturm (Taf. 1) zu stellen, die, 1826 datiert, im Spätsommer oder Herbst des Jahres entstanden sein muss. Es handelt sich um eines der frühesten Ölgemälde des Künstlers, in dem romantisches Erbe zwar noch mitschwingt,43 Loos’ realistische Landschaftsauffassung aber bereits voll ausgeprägt ist, die ihn für die Ausführung der landschaftlichen Partien des Sattler’schen Panoramas geradezu prädestiniert. Darüber hinaus bringt Loos sich auch künstlerisch ein, wofür die Ansicht des Salzburger Mönchbergs wie auch die Fernsicht auf das Salzachtal gegen das Tennengebirge mit dem Hohen Göll sprechen (Taf. 5). In beiden Gemälden ist alle Sorgfalt auf die Darstellung der Wiesen, der Ansiedlungen und des Flusslaufs im Mittelgrund sowie der Alpengipfel im Hintergrund verwendet. Der Vordergrund 20 bleibt in beiden Bildern hingegen ungestaltet bzw. wird von einer Art Böschung eingenommen, die in keinem räumlichen Zusammenhang mit der dahinterliegenden Landschaft steht. Das Panorama ist 1829 vollendet. Sattler stellt es für mehrere Wochen in Salzburg aus und geht anschließend mit ihm und einer eigens für seine Präsentation konstruierten zerlegbaren Rotunde auf Europa-Tournee.44 Das Ende der Arbeit am Panorama ist für Loos ein regelrechter Befreiungsschlag. Er beginnt zu experimentieren, motivisch in unterschiedlichen Genres wie auch stilistisch. Exemplarisch seien einander der Blick vom Salzburger Mönchsberg auf die Festung Hohensalzburg und die Ansicht von Kolm Saigurn im Rauristal mit dem Sonnblick gegenübergestellt (Taf. 2 und 9). Die Gemälde sind um 1830 bzw. 1835 entstanden.45 Beim Blick vom Salzburger Mönchsberg lässt bereits der Titel aufhorchen. Thema ist nicht die Festung Hohensalzburg, die ganz in den Hintergrund gedrängt ist, sondern das unter der Haut, will heißen unter der Erdoberfläche Liegende, die Felsformation, die etwa zwei Drittel des Gemäldes einnimmt und es zu einer geognostischen Landschaft macht, wie sie der Dresdner Arzt und Maler Carl Gustav Carus (1789–1869) in seinen Andeutungen zu einer Physiognomik der Gebirge von 1831 propagierte: Wie der Historienmaler die Anatomie des Menschen studiert, ist der Landschaftsmaler aufgefordert, die Natur der Felsen zu ergründen, um sie richtig, d. h. ihrem Charakter gemäß, darzustellen.46 Durchaus abhängig von diesen Ideen, doch vom Charakter her völlig verschieden ist die Ansicht von Kolm Saigurn. Es ist eine heroische Landschaft im Stil von 21 Abb. 12 Friedrich Loos Blick von Altmannsdorf gegen den Anninger, 1840 Öl auf Leinwand, 63,5 x 95 cm Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten Joseph Anton Kochs (1768–1839) Schmadribachfall (Abb. 10), dessen Aufbau und wesentliche Elemente – hochauftürmende Felsmassen, rauschender Wasserfall und schneebedeckte Gipfel – Loos übernimmt und zu einem logischen Bildganzen vereint. Kochs Landschaft ist vom Menschen unberührt, lediglich ein Ziegenhirte verweist auf dessen Existenz. Bei Loos hingegen ist die Bergwelt dem Menschen nutzbar gemacht, wovon das Waschwerk am Fuß der Gebirgsgruppe ebenso zeugt wie die zum Transport des gold- und silberhaltigen Gesteins dienende Standseilbahn, die, 1832/33 errichtet,47 sicher der Anlass für die Entstehung des Gemäldes war. Die Spuren menschlichen Wirkens schmälern den heroischen Charakter von Loos’ Gemälde jedoch nicht. Wie ein Fremdkörper wirkt hingegen die altertümelnde Vordergrundkulisse mit ihrer süßlichen Staffage, Sennerinnen beim Melken, ruhende Ziegen und ein Rind, das aus einem Gebüsch heraus auf die Szenerie blickt. Mit der heroischen Landschaft dahinter hat dies nichts zu tun. Loos ist in seinen Salzburger Jahren noch Suchender, keinen der hier beschriebenen Wege wird er weiter beschreiten, auch nicht den der Stadtvedute, ein Genre, mit dem er sich infolge seiner Mitarbeit am Salzburg-Panorama ebenfalls wiederholt befasst hat (Abb. 11, Taf. 6).48 Sein Thema ist die weit gesehene, panoramatische Landschaft, wie er sie in Wien in den kommenden Jahren vervollkommnen wird, wohin er 1835 mit seiner Frau Juliane aus der angesehenen Salzburger Buchhändlerfamilie Zaunrith zieht. Nach seiner Beteiligung an der AkademieAusstellung 1832 mit fünf Werken, von denen zwei in den Mittheilungen aus Wien lobend erwähnt werden,49 reicht Loos gleich im Jahr seiner Ankunft wiederum zwei Werke zur Akademie-Ausstellung ein, darunter die Ansicht von Kolm Saigurn. Im folgenden Jahr kann Loos dann seinen größten Ausstellungserfolg verbuchen, den Ankauf seines Gemäldes Die Ramsau bei Berchtesgaden für die moderne Abteilung der kaiserlichen Galerie (Taf. 10). Seine Motive findet Loos jedoch nicht in Wien selbst. Es sind nicht die Straßen, Plätze und Bauten, die ihn als Künstler reizen, sondern der Fernblick, der weite Blick auf die Stadt als Ganzes, als Teil einer Kulturlandschaft, wie sie sich von den Höhenzügen in der Umgebung darbietet. Zu diesem Zweck besteigt Loos den Kahlen-, den Leopolds- und den Bisamberg und hält das, was er sieht, in Bleistiftzeichnungen fest, die er zum Teil noch vor Ort in Öl ausführt. Diese Ölskizzen dienen ihm dann als Vorlagen für seine großen, im Atelier geschaffenen Leinwandgemälde, wobei der frische, unmittelbare Eindruck der Skizze regelmäßig hinter dem repräsentativen Anspruch des Gemäldes zurücktritt (Abb. 12).50 Besonders deutlich wird dies beim Blick vom Bisamberg auf Wien (Taf. 14 und 15). Die Skizze entstand laut der mit dem Pinselstiel oder einem anderen spitzen Gegenstand in die noch feuchte Farbe geritzten Datierung „Mai 1843“. Das große Gemälde vollendet Loos 1845 und stellt es im selben Jahr in der Wiener Akademie-Ausstellung aus. In beiden Bildern ist Wien schemenhaft als Häusermeer im Hintergrund zu erkennen, aus dem lediglich die Kirchtürme herausragen, allen voran der des Stephansdoms. Davor breitet sich die Donau mit ihren Auen aus. Zum Bisamberg hin, wo Loos seinen Standpunkt hat, steigt das Gelände an. Unterschiede zum Gemälde betreffen neben dem Bildausschnitt, den Loos nach links verschiebt, wodurch die Kirche auf dem Kahlenberg wegfällt, das Atmosphärische und den Vordergrund. Auf beiden Bildern zieht gerade ein Gewitter ab. Die Skizze ist in ein „natürliches“, verhältnismäßig gleichmäßiges Licht getaucht. Im ausgeführten Gemälde hingegen ist es dramatisiert und auf den Effekt 22 berechnet. Dunkle Regenwolken hängen noch über der Landschaft, doch klart der Himmel im Westen bereits auf, sodass Wien gleißend im Sonnenlicht erscheint, während verschiedene Partien der Landschaft noch im Wolkenschatten liegen. Davon völlig unberührt ist die Szenerie im Vordergrund, die Loos, wie bereits früher festgestellt, in seinen Ölskizzen kaum mehr als andeutet und erst im Atelier hinzufügt oder besser hinzuerfindet: Bauern beim Bestellen ihrer Felder und etwas weiter zum Mittelgrund hin die Einfuhr der ersten Heuernte. – Beides erzählerische Momente, die nichts mit der in Mittel- und Hintergrund ausgebreiteten Landschaft zu tun haben. Reichen in der Skizze ein frisch eingesäter Acker und eine gemähte Wiese, um die Jahreszeit anzudeuten, so fügt Loos, damit durchaus aus dem Repertoire historischer Landschaftsmalerei schöpfend, im Gemälde für die Jahreszeit typische Arbeiten hinzu. Gerade diese konventionelle, im doppelten Wortsinn „vordergründige“ Staffage ist es dann auch, die die Kritik auf den Plan ruft,51 die Loos aber dennoch in seinen großformatigen Gemälden bis ins Spätwerk beibehält (Taf. 28, Abb. 58). Seine panoramatischen Fernsichten hingegen, wie auch die kleineren Bilder (Taf. 16, Abb. 13), die sie „fast wie Illustrationen eines größeren Ganzen“ begleiten, finden allgemeine Anerkennung.52 Dies gilt in späteren Jahren auch für seine Ölskizzen.53 23 Abb. 13 Friedrich Loos Blick auf Graz, 1839 Öl auf Karton, 30 x 41,7 cm Neue Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum Abb. 14–18 Friedrich Loos Panorama des modernen Rom in Abendbeleuchtung, 1851 Bundesrepublik Deutschland, Auswärtiges Amt Abb. 14 Blick auf den Tiber, die Milvische Brücke und die Campagna Öl auf Leinwand, 74 x 117 cm Abb. 15 Blick auf die Villen Giulia, Borghese und Albani, im Hintergrund die Sabiner Berge Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Abb. 16 Blick auf den bebauten Teil der Stadt Rom und die Albaner Berge mit dem Monte Cavo Öl auf Leinwand, 74 x 117 cm Abb. 17 Blick auf den Petersdom, die vatikanischen Paläste und Gärten Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Abb. 18 Blick auf die Kirche Santa Maria del Rosario am Monte Mario, die Campagna und das Meer Öl auf Leinwand, 74 x 117 cm Die Revolution 1848 – Rom und der Norden Im Sommer 1846 reisen Loos und seine Frau nach Rom.54 Loos ist zu dieser Zeit fast fünfzig Jahre alt und kann bereits auf ein beachtliches druckgrafisches und malerisches Werk blicken. Was ihn in den Süden treibt, ist zum einen der Wunsch, den hochgeschätzten, eine Generation älteren Landschaftsmaler Johann Christian Reinhart (1761–1847) persönlich kennenzulernen,55 zum anderen die Absicht, das eigene Motivrepertoire zu erweitern und neue Käuferschichten zu gewinnen. So zieht es Loos wiederholt an den Albaner See, wo er den Monte Cavo (Taf. 18) und die Papstresidenz Castel Gandolfo zeichnet und malt, aber auch zu den Ruinen innerhalb der antiken Stadtmauern Roms (Taf. 19 und 25). Ergebnisse dieser Wanderungen – eine Ansicht des Kolosseums sowie eine von Terracina am Tyrrhenischen Meer – zeigt Loos auf der Wiener Akademie-Ausstellung 1848. Zeuge der Märzrevolution wird Loos wie beschrieben in Wien. Vor den Unruhen in Rom, die im November 1848 in der Vertreibung des Papstes gipfeln, fliehen Loos und seine Frau nach Neapel, von wo sie erst im Herbst des folgenden Jahres zurückkehren.56 Loos beginnt die Stadt mit anderen Augen zu sehen. Er nimmt die Kriegszerstörungen wahr und registriert die schleichende Veränderung des Stadtbildes durch die Industrialisierung. „Ein mächtiger Schornstein sollte sich neben der Trajanssäule erheben, der alte Palast Julius II. vor der Porta del popolo zu ähnlichen Zwecken dienen. Loos ahnt, dass Rom an einem Wendepunkte seiner Geschichte stehe und in Zukunft eine andere Physiognomie annehmen werde.“57 Beides zusammen veranlasst Loos, noch einmal das antike (Taf. 20–24) wie das neuzeitlich-barocke Rom (Abb. 14–18) in zwei Panoramen, bestehend aus jeweils fünf Einzelgemälden, festzuhalten. Es sind panoramatische Fernsichten wie der Blick vom Bisamberg auf Wien, die Loos nach ihrer Vollendung zusammen mit 17 Einzelbildern (Abb. 45) wohl im Winter 1851/52 in seinem römischen Atelier an der Via di Ripetta unweit vom Corso ausstellt. Nach fast sechs Jahren verlassen Loos und seine Frau im Juni 1852 Rom.58 Ihr Ziel ist Norddeutschland, um dort die Panoramen zahlendem Publikum zu zeigen. Erste Station ist Düsseldorf, wo die Bilder einem Bericht der Kölnischen Zeitung zufolge im August 1852 im Foyer des Stadttheaters zu sehen sind.59 Die Ausstellung findet den „ungetheilten Beifall“ des Rezensenten, und auch Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863), Landschaftsmaler und Professor an der seinerzeit führenden deutschen Kunstakademie, fällt ein „anerkennendes Urtheil“.60 24 Im Januar 1853 wendet Loos sich immediat an König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit der Bitte, seine Panoramen im Gebäude der Berliner Akademie der Künste Unter den Linden zeigen zu dürfen. Im Februar und März werden die Bilder zusammen mit einer „Reihe sehr charakteristischer Oelskizzen […] theils landschaftliche, theils architektonische Ansichten aus der Umgebung Roms und Neapels“ ausgestellt. Hinzu kommen eine Verwundete Amazone und ein Junger Achill der zu jener Zeit in Rom ansässigen preußischen Bildhauer Alexander Gilli (1823–1880) und Emil Wolff (1802–1879).61 Die eine Hälfte der Einnahmen geht an Loos, die andere an die Unterstützungskasse der Berliner Akademie.62 25 Abb. 14 Friedrich Loos Panorama des modernen Rom in Abendbeleuchtung, Blick auf den Tiber, die Milvische Brücke und die Campagna, 1851 Öl auf Leinwand, 74 x 117 cm. Bundesrepublik Deutschland, Auswärtiges Amt Abb. 19 Friedrich Loos Der Marktplatz in Bremen mit dem Rathaus, 1853 Öl auf Leinwand, 84 x 108 cm Focke-Museum, Bremen Von Berlin geht Loos nach Bremen, wo er zwei Jahre bleibt. Wohl im Auftrag der Bremer Bürgerschaft entsteht der Marktplatz in Bremen mit dem Rathaus (Abb. 19). Das Gemälde überrascht: Auf dem Marktplatz herrscht reges Treiben mit einer Unzahl von Personen, wie sie sonst im Œuvre von Loos nicht bekannt ist. Anders als die übliche figürliche Vordergrundstaffage ist sie wesentlich für den Gesamteindruck. Hinzu kommen das Renaissance-Rathaus mit der RolandStatue als Zeichen bürgerlichen Stolzes und städtischer Freiheit, der Turm des Domes und, nicht zu übersehen, eine junge Katze auf dem Schornstein links im Vordergrund, die sich etwas tapsig an zwei Vögel heranschleicht. Anders als bei der Ansicht des Inneren Stein mit dem Kapuzinerkloster (Taf. 6) handelt es sich bei dem Marktplatz in Bremen, trotz aller Detailgenauigkeit etwa in der Rathausfassade, nicht um eine im weitesten Sinne dokumentarische Wiedergabe, sondern vielmehr um ein romantisch-verklärtes Bild harmonischen Zusammenlebens in einem gewachsenen städtischen Gefüge.63 Nichts ist hier von der anbrechenden „neuen Zeit“ zu spüren. Im November 1855 lassen Loos und seine Frau sich endgültig in Kiel nieder (Abb. 20 und 21). Zwei Jahre später unternimmt Loos seine erste Sommerwan26 derung durch das südöstlich von Kiel gelegene Hügelland, die sogenannte Holsteinische Schweiz. Seine Auftraggeber findet er unter den Mitgliedern des ortsansässigen Adels, die ihre Ländereien von Loos „porträtieren“ lassen (Taf. 33 und 34, Abb. 58), ihn aber auch mit Italien-Ansichten beauftragen, für die Loos auf seinen Fundus von römischen Skizzen zurückgreift (Taf. 25).64 Hinzu kommt Großherzog Peter II. von Oldenburg (1827–1900), dessen Sommersitz Schloss Eutin etwa auf halbem Wege zwischen Kiel und Lübeck liegt. Für ihn entstehen über die Jahre mehrere Dutzend großformatige repräsentative Zeichnungen, die Loos wie seine Gemälde auf Grundlage von vor Ort entstandenen Skizzen winters im Atelier ausführt (Abb. 23).65 Eine letzte große Studienreise unternimmt Loos im Sommer 1856 „nach dem malerischen Norwegen, dessen gewaltige Gebirgsnatur ihn bald an seine Heimat, bald aber auch an Italien erinnerte, und doch wieder einen ganz eigenthümlichen Character und ganz andere Farbenreize zeigte“.66 Loos stellt seine Panoramen in der Kunstschule von Christiania (heute Oslo) aus und durchstreift die Umgebung der Stadt, deren Lage am Oslo-Fjord er in Zeichnungen und Ölskizzen festhält (Abb. 22).67 Ende 1856 sind die Studien im Kieler Kunstverein zu sehen. Mit ihnen beschreitet Loos dem Rezensenten des Deutschen Kunstblattes zufolge neue Wege.68 Sein Thema sei die heitere, sommerliche Landschaft, nicht die düstere, öde, vom Menschen unberührte Gebirgswelt Norwegens, wie sie Allart van Everdingen (1621–1675) und (Jacob) van Ruisdael prägten oder wie sie sich in der zeitgenössischen Malerei, etwa in den Werken von Johan Christian Clausen 27 Abb. 20 Friedrich Loos Blick auf Kiel von Süden, um 1870 Kreidelithografie Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel Abb. 21 Friedrich Loos Im Hafen von Kiel (Die Kieler Förde), September 1857 Öl auf Papier, 26,2 x 40,5 cm Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Dahl (1788–1857) und Louis Gurlitt (1812–1897), findet. Weiters lenkt der Rezensent das Augenmerk des Lesers auf Skizzen vom Mjøsa-See und „verschiedene Ansichten der Ruine einer im romanischen Styl erbauten und im 16. Jahrhundert zerstörten großen Kirche in Hammar“. Loos reist sicher nicht aus eigenem Antrieb – zuerst mit der Eisenbahn bis Eidsvoll, dann von Minnesund weiter mit dem Schiff – in das etwa 130 km nördlich von Oslo am Ostufer des Mjøsa-Sees gelegene Hamar, um dort die Reste des mittelalterlichen Domes zu skizzieren. Vorauszusetzen ist vielmehr bereits der Auftrag des Kunstvereins von Christiania zu einem Gemälde der Domruine, das Loos 1857 in Kiel ausführt und nach Christiania sendet, wo es vom Verein vermutlich unter seinen Mitgliedern verlost wird. Als Vermittler, wenn nicht als Initiator selbst, ist der Dichter Andreas Munch (1811–1884) anzunehmen, der Loos auch die Ausstellung seiner Panoramen in der Kunstschule von Christiania ermöglichte.69 Die Ruine des Domes von Hamar ist von Westen gesehen (Taf. 26). Bestimmendes Bildmotiv ist eine vierbogige Arkade, die ursprünglich das Mittel- vom südlichen Seitenschiff schied. Von der nördlichen Arkade sind lediglich die Säulenstümpfe erhalten, auf denen sich ein Besucherpaar niedergelassen hat. Hinzu kommen Mauertrümmer des Querhauses, hinter denen das Dach der im 18. und 19. Jahrhundert überbauten Ruine der Bischofsburg zu sehen ist. Die Vordergrundzone nehmen Felsen und Pflanzen ein. Sie ist wie üblich leicht erhöht, doch fügt sie sich organisch in das Bildganze ein. 28 Den Blick von Westen wählte Loos aus mehreren Gründen. Nur so war die Kirche in ihrer Struktur zu erfassen und zugleich die imposante Ruine in ihrer landschaftlichen Situierung zu zeigen. Hinzu kommt das reizvolle Motiv der schräg gestellten Arkade, in deren Bögen sich das Sonnenlicht malerisch bricht. Parallelen zur üblichen Darstellung der antiken Aquädukte in der römischen Campagna liegen auf der Hand; auch sie wurden in der Regel in Schrägsicht und im Sonnenlicht gemalt. Zu dieser unterschwelligen formalen Entsprechung tritt eine weitere, die Bedeutung betreffende. So wie die antiken Ruinen des Südens bildwürdig sind, sind es auch die mittelalterlichen des Nordens. Letztere werden darüber hinaus zu „vaterländischen“ Ikonen mit identitätsstiftendem Potenzial stilisiert. Sie zeugen von vergangener (nationaler) Größe. Doch hat bei Loos auch die Zukunft ihren Platz. Imposant überschaut die Arkade die weite Fläche des Mjøsa-Sees. Zwischen den Säulen ist ein Dampfboot zu erkennen, die Jernbarden, das erste norwegische Schiff mit eisernem Rumpf, mit dem Loos Hamar erreichte.70 Es ist der weite Blick, der Loos auch hier fasziniert. Das Dampfboot auf dem Mjøsa-See setzt einen Akzent, mehr nicht. Das Gleiche gilt für das Dampfschiff, das Loos, aller Verteufelung der Industrialisierung zum Trotz, im Panorama des modernen Rom auf dem Tiber zeigt (Abb. 14). Anders hingegen bei der Fernsicht auf Wien von Süden, die um 1860 entstanden sein dürfte und Loos hier aus stilistischen Gründen erstmals zugeschrieben wird (Taf. 28).71 Manufaktur- und 29 Abb. 22 Friedrich Loos Blick auf Christiania (Oslo), 1856 Öl auf Papier, auf Karton aufgezogen, 35,5 x 52 cm Michael Vogt, Fürstenfeldbruck Abb. 23 Friedrich Loos Wüstenfelde am Ukleisee in Holstein, Juni 1863 Bleistift, Feder in Braun und Grau, Pinsel in Braun, weiß gehöht, 30,8 x 47,9 cm Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Industriebauten mit ihren rauchenden Schloten verstellen buchstäblich den Blick auf die alte Stadt, die zugleich über den Linienwall (den heutigen Gürtel) hinauszuwachsen beginnt. Als einer der jüngsten Bauten ist links die 1860 geweihte Kapelle des evangelischen Friedhofs von Matzleinsdorf an der Triester Straße zu erkennen. Völlig anachronistisch, geradezu als Gegenbild zu dem sich rapide wandelnden Wien, verhält sich die Staffage im Vordergrund: etwas abseits eine Bäuerin, die sich mit ihren drei Kindern niedergelassen hat, dazu Vieh, das aus einem holländischen Gemälde des 17. Jahrhunderts stammen könnte und als Relikt aus einer längst vergangenen Zeit in keinerlei Bezug zu der sich ausbreitenden, in gar nicht mehr so weiter Ferne liegenden Stadt steht. Ganz offensichtlich scheint hier die Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ auf, die bei Loos durch seinen Besuch in Wien, das ihm sein Leben lang Heimat geblieben ist, noch verstärkt wird. 30 1 Deutsches Kunstblatt, 5/1854, Nr. 8, 23.2.1854, S. 71, zu den Rom-Panoramen von Friedrich Loos (Abb. 14–18, Taf. 20–24). – Mein ganz besonderer Dank für zahlreiche Hinweise und die großzügige Zurverfügungstellung seines Loos-Archivs gilt Dr. Ulrich Schulte-Wülwer, Flensburg. 2 Schaffer 2005, S. 21, 26. 3 Begriffsprägung von Oskar Kokoschka, der seinen Unterricht an der 1953 gegründeten Internationalen Sommerakademie in Salzburg unter dem Titel „Schule des Sehens“ führte. 4 Grundlegend zur Biografie Andresen 1867, darüber hinaus Leisching 1924, Eberlein 1934, Schlee 1960, Paczkowski 1982, Schulte-Wülwer 2009 und Schulte-Wülwer 2014. – Das heute bekannte Werk von Loos beläuft sich auf zirka 350 Gemälde und Ölskizzen, etwa 400 Zeichnungen und 130 Druckgrafiken. Freundlicher Hinweis von Dr. Klaus Rohrandt, Kiel. Dr. Klaus Rohrandt erarbeitet zurzeit das Werkverzeichnis zu Friedrich Loos. 5 Andresen 1867, S. 198. 6 Vgl. Ergenzinger 1872. – Freundlicher Hinweis von Dr. Sabine Grabner, Belvedere. 7 Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien (im Folgenden: UAAbKW), Schülerliste 13, ohne Titel, fol. 20 (nicht Andresen 1867). Der Kurs ist mit „Winterkurs 1813“ bezeichnet. Aus dem Zusammenhang ergibt sich, dass es sich dabei um den Winterkurs 1812/13, nicht 1813/14, handelt. 8 Vgl. Wagner 1967, S. 367. 9 UAAbKW, Schülerliste 14, Prottocol der frequentierenden Schüler der Landschaftsmalerey von dem Jahre 1812–1821 / Landschaftsmalerey / von A bis Z, fol. 11. – Nicht eindeutig sind die Hinweise in UAAbKW, Schülerliste 26, Protocoll / der frequentierenden Schüler im Landschaftsfache an der K.K. Academie der bildenden Künste. / 1822–1831 bis 1841, fol. 12, denen zufolge Loos noch die Sommerkurse 1823 und 1824, jedoch kaum den Winterkurs 1826 sowie Kurse in den Jahren 1827 und 1828 besucht haben kann, da er zu dieser Zeit bereits in Salzburg war. 10 Andresen 1867, S. 199. – Lützow 1877, S. 160, 164; Statut der Akademie der bildenden Künste 1800, Absatz 19, 1812, Absatz 20. 11 Allgemeines Künstlerlexikon (AKL), 34/2002, S. 323–325, „Erhard, Johann Christoph“ (M. Mende). 12Aktenkundig ist Mössmers Exkursion lediglich in ihrer Bezuschussung durch die Akademie (UAAbKW, Verwaltungsakte 1817, fol. 123f., 4.8.1817). Für den Hinweis auf die Akte danke ich Mag. Dr. Ulrike Hirhager, UAAbKW. – Wer von Mössmers Schülern außer Loos an der Exkursion teilgenommen hat, ist nicht bekannt. 13 Andresen 1867, S. 199f. 14 Liber veritatis or a Collection of two hundred prints after the original designs of Claude de Lorrain in the collection of the Duke of Devonshire executed by Richard Earlom in the manner and the taste of the drawings […] published by John Boydell, 2 Bde., London 1777. Ein dritter Band erschien 1819. – Andresen 1867, S. 200, bezeichnet den Liber veritatis explizit als „bewährtes Vorbild“. 15 Andresen 1867, S. 200, 209f., Nr. 3: „Kirche am Bach“. 16 Andresen 1867, S. 210, Nr. 4. 17 Vgl. Kat. Auktion Dorotheum, Gemälde des 19. Jahrhunderts, 8.4.2014, Lot 199, signiert und datiert „Waldmüller pinx. 1818“, am Keilrahmen alt bezeichnet „21 Decb. 1818.“. – Das Gemälde von Annibale Carracci: Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie, Inv.-Nr. GG 267. 18 Andresen 1867, S. 201f., 210–212, Nr. 5, 7f. – Zwei der Gemälde befanden sich in der Sammlung Lamberg-Sprinzensteins (heute Akademie der bildenden Künste Wien, Inv.-Nrn. 791 [verschollen] und 805), eines in der Sammlung von Nikolaus II. Esterházy (heute Szépművészeti Múzeum, Budapest, Inv.-Nr. 750). 19Zu den Beteiligungen von Loos an den Wiener Akademie-Ausstellungen siehe S. 122–125 in diesem Band. 20 Andresen 1867, S. 202. – Aus der Sammlung von Nikolaus II. Esterházy radierte bzw. lithografierte Loos nachweislich 34 Gemälde (vgl. Pigler 1967, S. 836, s. v. „Loos, F.“). 21 Kat. Leipzig 1827, Nrn. 19, 39, 60, 112, 119, 122. – Andresen 1867, Nrn. 15f., 28–31. – Die Gemälde bewahrt heute das Museum der bildenden Künste Leipzig auf; vgl. Ausst.-Kat. Leipzig/ München 1998, Nrn. I/24, I/80, I/96, I/98, I/114, I/146. 22 „Verzeichniß der von Speck’schen Gemälde-Sammlung. Herausgegeben vom Besitzer derselben. 1827“, in: Ueber Kunst und Alterthum, Bd. 6, 2. Heft, Stuttgart 1828, S. 410. – Gleisberg 1998, S. 22f. 23 Kat. Leipzig 1827, Nrn. 60 (römisch, 17. Jahrhundert), 112. 24 Morath 1998. 25 Andresen 1867, Nr. 18. 26 Nicht Andresen 1867. – Nebehay/Wagner 1981–1991, Bd. 2, 1982, Nr. 192. – Vgl. http://www. ubs.sbg.ac.at/sosa/graphiken/G1194I.htm. 31 27 Andresen 1867, Nr. 34. Zu der Folge gehört weiters ein Croquis, eine Zusammenstellung von elf Motiven aus der Stadt und dem Salzkammergut, die zum Teil Wiederholungen von eigenen Grafiken und Gemälden darstellen. 28 Andresen 1867, Nr. 33. – Nebehay/Wagner 1981–1991, Bd. 2, 1982, Nr. 377. Das Panorama besteht abgesehen vom Titelblatt aus den fünf genannten Tafeln, zwei weiteren lithografierten Tafeln mit jeweils vier Einzeldarstellungen und einer topografischen Ansicht des Panoramas in zwei Ebenen mit Erläuterungen. 29 Sonntags-Blätter [für heimatliche Interessen], 2/1843, Nr. 49, 3.12.1843, Beilage, Nr. 11, S. 1179f. 30Andresen 1867, Nr. 27. – Vgl. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel (im Folgenden: SHLB), Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 10.4.1867: „Die galvanischplastische Platte aus Kloster-Neuburg stellt, den alten Theil des Klosterhofes dar, im Vorgrunde, der Ueberrest der im gothischen Stil gebaute Prelatur mit einem sehr schönen Erkerfenster, über den Hofraum welcher am Hügel abwärts zieht sieht man auf die Ufer der Donau. – Ich habe die Platte unmittelbar nach einer ausführlich in Oehlgemalten Naturstudie [wohl Stiftsmuseum Klosterneuburg, Inv.-Nr. GM 522] auf die Kupferblatte mit einer körnichten Oehlfarbemasse ähnlich einem Relief aufgetragen, nach welchem es als eine zum Abdrucke geschickte galvanoplastisch gebildete Kupferplatte übertragen wurde, und sehr gute Abdrücke lieferte welche einer Aquatinta, am ähnlichsten sehen.“ – Zur zeitgenössischen Beurteilung der Galvanografie Melly 1843a und Melly 1843b. 31 Nicht Andresen 1867. – Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, Inv.-Nrn. 1938-233 und 1938-231. Beide Blätter stammen aus dem Nachlass von Loos. 32 Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Archiv Sign. ZR ABK 342 Autographen K. 31 (Loos, Friedrich), Friedrich Loos an den Wiener Rahmenmacher Jamek, Rom, 4.2.1848; Loos bittet, ein bei Jamek befindliches Gemälde von seiner Hand an „Dr. Gredler kk: Hof-Gerichtsadvocat etc. Obere Breunerstraße No 1136“ zu übergeben; weiters die Ankündigung, zwei Gemälde zur Akademie-Ausstellung nach Wien zu schicken. Für den Hinweis auf den Brief danke ich Dr. Ulrich Schulte-Wülwer, Flensburg. 33 Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950, 2. überarbeitete Aufl., Bd. 2, 1959, S. 51f. 34 Andresen 1867, Nr. 21. 35 SHLB, Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 25.2.1867, und Kiel, 29.10.1867. 36 Vgl. Andresen 1867, S. 199. 37 Andresen 1867, Nrn. 17 und 19. – Nebehay/Wagner 1981–1991, Bd. 2, 1982, Nrn. 376 und 377. – Topografische Besonderheiten sind in diesen Panoramen mit Nummern versehen, die auf eine zugehörige Broschüre mit Erläuterungen verweisen. Aneinandergeklebt ergeben die Blätter eine bis zu 2,30 m lange Rundansicht, die als Leporello auf Taschenformat gefaltet wurde. Exemplare beider Panoramen bewahrt die Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Sign. 169770-AB und KB 12577 (Broschüre fehlt), auf. 38 Andresen 1867, S. 201. 39 Schwarz 1960, S. 511 (Meldung von Loos’ Ankunft in Kaiserlich-Königliche privilegirte Salzburger Zeitung vom 17.8.1826). 40 Zu der Serie Börsch-Supan 1998; Telesko 2004. – Grundlegend zur Salzburger Landschaftsmalerei Schwarz 1977. – Zu Loos’ Salzburger Jahren Baum 1968. 41 Vgl. Schwarz 1960, bes. S. 494–524. 42 Zum Panorama Marx/Laub 2005. Das Panorama ist heute permanent im Salzburg Museum ausgestellt. 43 Schwarz 1977, S. 26. 44 Plasser 2005. 45Der Blick vom Salzburger Mönchsberg auf die Festung Hohensalzburg geht auf eine signierte und 1829 datierte aquarellierte Bleistiftzeichnung zurück (Salzburg Museum, Inv.-Nr. 392-50). Der Kolm Saigurn im Rauristal mit dem Sonnblick ist signiert und 1835 datiert. 46 Neun Briefe über Landschaftsmalerei, geschrieben in den Jahren 1815–1824. Zuvor ein Brief von Goethe als Einleitung. Zum Beginn des Jahres 1831 herausgegeben von C. G. Carus, Leipzig 1831, neunter Brief, erste Beilage, „Andeutungen zu einer Physiognomik der Gebirge“ (= Heider 1982, S. 95–103, hier bes. S. 98f.). 47 Meisterwerke Residenzgalerie Salzburg 2001, S. 130 (Erika Mayr-Oehring). 48Vgl. auch Der Alte Markt in Salzburg, um 1830, Salzburg Museum, Inv.-Nr. 212-54 (Schwarz 1977, Abb. S. 157). 49 Mittheilungen aus Wien 1832–1837, Bd. 1, Heft 1, 1832, S. 98f. – Zu den Beteiligungen von Loos an den Wiener Akademie-Ausstellungen siehe S. 122–125 in diesem Band. 50 Siehe hierzu den Beitrag von Alexander Bastek auf S. 69 in diesem Band. 51 Sonntags-Blätter für heimatliche Interessen, 1/1842, Nr. 20, 15.5.1842, Beilage, Nr. 5, S. 358 (zur 32 Akademie-Ausstellung 1842, Nr. 150): „Der Leopoldsberg mit der Fernsicht gegen das Marchfeld verdient, trotz der Staffage, doch, wegen der trefflich ausgeführten Fernsicht, vieles Lob und zeigt [zeugt] von Studium, bei etwas mangelhafter Farbenbehandlung, doch gute Luftvertheilung.“ 52 Morgenblatt für gebildete Leser, Kunstblatt, 26/1845, Nr. 51, 26.6.1845, S. 209 (zum Blick vom Bisamberg auf Wien). 53 Deutsches Kunstblatt, 8/1857, Nr. 1, 1.1.1857 (zu den Skizzen vom Mjøsa-See und von der Domruine von Hamar in Norwegen aus dem Jahr 1856). 54Zum Rom-Aufenthalt von Loos siehe den Beitrag von Andreas Stolzenburg in diesem Band. – Einen Überblick zu den Italien-Reisen österreichischer Künstler liefert Ausst.-Kat. Wien 2001. 55 Vgl. Schöny 1970, S. 137f., Brief 3, Friedrich Loos an Friedrich Wilhelm Fink in Wien, Rom, 2.10.1847. 56 Schulte-Wülwer 2009, S. 231. 57 Andresen 1867, S. 205. 58 Noack 1927, Bd. 2, S. 365. – Andresen 1867, S. 206, gibt irrtümlich Juli 1851 für die Abreise an. 59 Kölnische Zeitung, Nr. 212, Mittwoch, 24.8.1852, S. 2. Für Zeitungsrecherchen danke ich Dr. Nadine Rottau, Berlin. 60 Andresen 1867, S. 206. – In den entsprechenden Archiven fanden sich keine Hinweise für eine Ausstellung der Loos’schen Panoramen in Düsseldorf. Für freundliche Auskünfte danke ich Dr. Elisabeth Scheeben, Stadtarchiv Düsseldorf, und Brigitte Blockhaus M.A., Bibliothek/Archiv Kunstakademie Düsseldorf. 61 Königlich privilegierte Berlinische Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen (Vossische Zeitung), Nr. 41, Freitag, 18.2.1853, 1. Beilage, S. 4f. – Der mit „Sr.“ unterzeichnete Artikel dürfte aus der Feder des Kunsthistorikers Max Schasler (1819–1903) stammen, der sich Loos zufolge öffentlich und anerkennend zu den Rom-Panoramen äußerte (SHLB, Loos an Andreas Andresen, Kiel, 6.5.1868). 62 Berlin, Akademie der Künste, Archiv, Sign. PrAdK 0049, Bl. 6, 23f., Protokolle der Senatssitzungen vom 29.1. und vom 9.4.1853. 63 Vgl. auch das Urteil im Deutschen Kunstblatt, demnach es sich bei den Rom-Panoramen und in deren Folge auch beim Marktplatz von Bremen um „ächt malerische Veduten“ handelt, „in denen die strengste Naturwahrheit der poetischen Darstellung des Gegenstandes nie aufgeopfert wird“ (Deutsches Kunstblatt, 5/1854, Nr. 8, 23.2.1854, S. 71). 64 Vgl. Andresen 1867, S. 208f. 65 SHLB, Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 29.10.1867. Loos erwähnt 88 Blätter in Großfolio, die er im Auftrag des Großherzogs von Oldenburg im Winter ausführte. 66 Andresen 1867, S. 207. 67 Vgl. auch die Zeichnung Blick auf Christiania, August 1856, 30,5 x 93 cm, Bleistift, weiß gehöht, auf Papier, Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig, Inv.-Nr. 1967-832. 68 Deutsches Kunstblatt, 8/1857, Nr. 1, 1.1.1857, S. 16. 69 Vgl. Andresen 1867, S. 206f. – Andresen 1867, S. 208, zufolge entstand das als Ruine des Domes von Stor-Hamar am Myösen bezeichnete Gemälde für die Nationalgalerie in Christiania, was jedoch aufgrund der anderslautenden Angaben im Deutschen Kunstblatt wenig wahrscheinlich ist. 70 Jernbarden, von „jern“, norwegisch für Eisen, und „barde“, altnorwegisch für den mit Eisen beschlagenen Bug der Schlachtschiffe der Wikinger. Für Hinweise danke ich Dyre Østby, Hamar. 71 Die Datierung des Gemäldes wird gestützt durch die von Theophil Hansen (1813–1891) errichtete, 1860 geweihte Kapelle des evangelischen Friedhofs Matzleinsdorf. – Die Zuschreibung untermauert weiters eine Briefnotiz, der zufolge Loos „im Laufe dieses Sommers [1859], vielleicht noch nach Hause, d. i. nach Wien“ kommen wolle (Schöny 1970, S. 139, Brief 4, Friedrich Loos an den Dresdner Kunsthändler und Schriftsteller Alois Apell, Kiel, 23.2.1859). 33 34 Peter Peer I deal und W irklichkeit – S trömungen der österreichischen L andschaftsmalerei in der ersten H älfte des 19. J ahrhunderts Epochencharakteristik und internationale Leitbilder O bgleich es sinnvoll ist, die im Folgenden behandelten ambivalenten, bisweilen nebeneinander verlaufenden, sich oftmals auch durchdringenden Entwicklungslinien der österreichischen Landschaftsmalerei als Phänomen der „ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ zu definieren, soll festgehalten werden, dass diese „Epoche“ schon lange vor 1800 begann und erst etliche Jahre nach 1850 ausklang. Die Landschaftsmalerei dieser Zeit bewegte sich in einem weitläufigen Spektrum von traditionsgebundenen und zukunftsweisenden Richtungen. Zum einen war sie vom Spätbarock und vom zeitgenössischen Klassizismus geprägt. Zum anderen kündigte sich in ihr bereits jener Realismus an, der als richtungsweisende Kraft in der Kunst des 19. Jahrhunderts sein vehementes Interesse an der Gegenwart und den Erscheiungsformen der sichtbaren Wirklichkeit bekundete. Vor allem war sie aber dem geistigen Schlüsselphänomen der Epoche verpflichtet, welches zum Sammelbecken unterschiedlicher künstlerischer Orientierungen wurde: der Romantik, welche ein geradewegs typisches Beispiel für die Janusköpfigkeit der Epoche ist. Die Entwicklung in Österreich im Überblick Entsprechend differenziert war die Situation auch in Österreich. Sie soll in aller Kürze skizziert werden, ehe eine ausführlichere Darstellung folgt. Die Landschaftskunst um 1800 war zunächst vom Klassizismus geprägt. Daneben bestand eine spätbarocke, teils auf holländischen Vorbildern basierende Richtung, die vor allem in Verbindung mit der Vedutenkunst eine Annäherung an die Realität suchte. Ab den 1820er-Jahren setzte sich die biedermeierliche Landschaft mit ihrem neuen, konsequenten Realismus durch, wobei bestimmte traditionelle Gestaltungsmuster in ihr fortlebten. Ab den 1840er-Jahren suchte man einen landschaftlichen „Gesamteindruck“ zu gewinnen, wobei atmosphärische Phänomene stärkere Beachtung fanden. Um 1850 waren auch erste Einflüsse der französischen Kunst zu beobachten. Bevor sich diese jedoch durchsetzen konnten, schwenkte die Landschaftsmalerei wieder in die entgegengesetzte Richtung um. Unter Berufung auf ältere Vorbilder wurde ein monumentales, dramatisches Bild der Natur gezeichnet, worunter beispielsweise theatralisch inszenierte Ansichten des Hochgebirges fielen. Ihre entscheidende Neuerung erlebte die österreichische Landschaftsmalerei dann mit dem Aufkommen des sogenannten „Stimmungsimpressionismus“ um 1870. Dieser knüpfte thematisch wohl an die Biedermeierlandschaft an, überwand jedoch 35 Ignaz Raffalt Voralpenlandschaft mit aufsteigendem Nebel (Detail), 1845 Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum durch die Rezeption der modernen französischen Landschaftsmalerei die historischen Vorbilder. Einzig ein romantisches Element lebte in ihm fort, war dieses doch auch charakteristisch für die Franzosen gewesen. Dieser Neubeginn markiert zugleich das Ende des hier behandelten Zeitraums österreichischer Landschaftsmalerei. Die Rolle der Akademie Die Wiener Akademie war wie zahlreiche andere europäische Akademien dieser Zeit am Klassizismus orientiert.1 Sie genoss behördlichen Status und bildete die zentrale Instanz in allen offiziellen Kunstangelegenheiten. Im Zuge ihrer Neugründung Ende des 18. Jahrhunderts wurde auch eine Klasse für Landschaftszeichnung und -malerei eingerichtet, wobei die Ausbildung im Zeichnen im Mittelpunkt stand. Gemäß der klassizistischen Kunstauffassung besaß die Linie Vorrang gegenüber der Farbe, der man nur eine mehr oder weniger „kolorierende“ Funktion zugestand. Ab 1821 wurde eine Professur mit dem Schwerpunkt Malerei eingerichtet, die allerdings – mehr geduldet als gewollt – mit externen Professoren wie Joseph Rebell (1787–1828) und Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1868) nur unregelmäßig besetzt war.2 Erst 1837 mit Thomas Ender (1793–1875) und 1845 mit Franz Steinfeld (1787–1868) trat im Unterricht Kontinuiät ein. All dies veranschaulicht aber den doch eher marginalen Stellenwert der Landschaftsmalerei im Vergleich zur Historienmalerei. Im Grunde war die Akademie während des gesamten 19. Jahrhunderts älteren Traditionen verpflichtet. Waren dies zunächst die Ausläufer des Spätbarock und die Rezeption des internationalen Klassizismus bis in die 1820er-Jahre, fand im Zuge des Historismus ab den 1830er-Jahren erst recht wieder eine Rückbesinnung auf die „großen“ Kunststile wie Renaissance, Klassizismus und Barock statt. Obwohl der Einfluss der Akademie um 1850 abnahm, blieb sie ihrer konservativen Ausrichtung treu. Auch das Landschaftsfach war hiervon geprägt. Mit Joseph Mössmer (1780–1845) gab einer der längstdienenden Akademieprofessoren – er unterrichtete von 1812 bis 18453 – die traditionelle Landschaftsauffassung an eine ganze Generation von Malern wie u. a. Josef Höger (1801–1877), Friedrich Loos, Josef Feid (1806–1870), Thomas Ender, Friedrich Gauermann (1807–1862) und Anton Hansch (1813–1876) weiter (Abb. 24). Sie alle haben diese Auffassung in ihren Œuvres mehr oder weniger stark tradiert. Besonders um die Jahrhundertmitte traten diese Tendenzen in der heroischen Alpenmalerei wieder ganz vehement auf. Zur Bedeutung des Freilichtstudiums Das Freilichtstudium war schon im späten 18. Jahrhundert Bestandteil der akademischen Ausbildung,4 doch stand im Spätbarock die Behandlung von Raumund Beleuchtungsproblemen im Mittelpunkt.5 Dabei ging es darum, ein Gefühl für die Perspektive und die harmonische Abfolge der Bildgründe zu entwickeln. Die Realität wurde sodann wieder den Idealvorstellungen des Künstlers untergeordnet. Zudem suchte man über das Naturstudium auch die traditionelle Methode, „Natur“ mithilfe der immer gleichen Formen etwa von Pflanzen und Felsen darzustellen, zu überwinden. Auch wenn die Ideale 36 Landschaft an sich ein Fantasiegebilde war, erlangte die wirklichkeitsnahe Darstellung einzelner Elemente eine immer größere Bedeutung. Johann Nepomuk Schödlberger (1779–1853), einer der bekanntesten Maler Idealer Landschaften in Österreich, unternahm 1803 eine Studienreise nach Oberösterreich und Salzburg, „wo sich seinem künstlerischen Auge die Großartigkeit der Natur aus erster Hand darbot […] einer an Waldespracht und Farbenherrlichkeit so reichen Natur“.6 Diese Eindrücke sollen ganz eigentümlich auf den jungen Künstler gewirkt haben, dessen Vorbilder bisher Claude Lorrain (1600/04–1682) und Nicolas Poussin (1594–1665) gewesen waren. Formen der Landschaftsmalerei um 1800 Die Ideale Landschaft – in der Fortführung der klassischen Ideallandschaft römischer Prägung – galt als die vornehmste Sparte der Landschaftsmalerei. Sie repräsentierte einen harmonischen Weltentwurf, worin die Ordnung im Gegensatz zum Chaos das göttliche Wesen aller Dinge repräsentierte. Die 37 Abb. 24 Joseph Mössmer Flusslandschaft mit einer Ruine, 1809 Öl auf Leinwand, 65 x 80 cm Wien Museum Abb. 25 Johann Nepomuk Schödlberger Arkadische Landschaft im Abendlicht, 1812 Öl auf Leinwand, 99 x 130 cm Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum Realität taugte demgemäß als Bildthema wenig, da man in ihrer „Unvollkommenheit“ Zeichen des Absoluten und Wahren vergeblich suchte. Nur als Schauplatz von Themen der Mythologie und der christlichen Heilsgeschichte, welche die Tugendhaftigkeit des Menschen ins Zentrum stellten, war die Darstellung von Landschaft im Rahmen einer überzeitlich aufgefassten Bildaussage akzeptiert. Das unangefochtene Leitbild dieser Richtung bis ins frühe 19. Jahrhundert war Claude Lorrain. In Österreich waren es Maler wie Johann Nepomuk Schödlberger und Johann Kniep (1779–1809), die Ideale Landschaften ganz in seiner Tradition schufen. Schödlberger soll eigens nach Dresden gereist sein, um Werke Claudes zu studieren (Abb. 25).7 Ab den 1820er-Jahren trat die Ideale Landschaft allmählich in den Hintergrund, doch hinterließ sie auch im „Zeitalter des Realismus“ mannigfaltige Spuren. Kompositions- und Wirkungsschemata wie der zentrale Fernblick, der von Bäumen „gerahmte“ Bildausschnitt oder das abendliche Gegenlicht lebten auch in „modernen“ Richtungen fort. Einen Gegenpol bildete die Tradition der Niederländer des 17. Jahrhunderts. Wegen ihres ausgeprägten Wirklichkeitssinns übten deren Werke seit jeher eine enorme Faszination auf Künstler aus. Ähnlich wie Claude für Ideale 38 Landschaften das Vorbild war, suchten die „Hollandisten“ in der Art von Jacob van Ruisdael (1628/29–1682), Nicolaes Berchem (1620–1683) und Jan van Goyen (1596–1656) zu malen. Schon früh gab es starke ideologische Kontroversen über den Darstellungswert des „Natürlichen“, doch gewann die Auffassung der Holländer in der Natursicht des 18. Jahrhunderts, welche sich im Rahmen der empirischen Erkenntnistheorie auch auf den Wert der sinnlichen Wahrnehmung berief, an Aktualität.8 Der Hollandismus war in der europäischen Malerei weitverbreitet. Ein bedeutender Vertreter in Wien war Johann Christian Brand (1722–1795), der ähnlich wie van Goyen beispielsweise hohe 39 Abb. 26 Johann Christian Brand Aussicht von der Albrechtsburg in Klosterneuburg, 1787 Öl auf Holz, 33 x 33,5 cm Belvedere, Wien Abb. 27 Thomas Ender Der Großglockner mit der Pasterze, 1832 Öl auf Leinwand, 39 x 54 cm Belvedere, Wien Böschungen in den Vordergrund seiner Veduten stellte, um in der Art der Holländer den Eindruck einer realen Landschaft zu verstärken (Abb. 26). Mit der Theorie des „Pittoresken“ kam Ende des 18. Jahrhunderts zudem eine Form der Naturwahrnehmung in Mode, welche die natürliche der idealisierten Landschaft vorzog. Vedute und Landschaftsmalerei Abb. 28 Heinrich Reinhold Der Watzmann vom Wimbachtal aus, 1818 Öl auf Holz, 42 x 33,5 cm Belvedere, Wien Ende des 18. Jahrhunderts nahm die Bedeutung topografischer Landschaftsansichten, sogenannter „Veduten“, sprunghaft zu. Nachdem sich der aufkommende Massentourismus als Teil der bürgerlichen Lebensweise etabliert hatte, stieg die Nachfrage nach „Erinnerungsbildern“ von bereisten Gegenden.9 „Pittoreske Reisen“ – Reiseberichte und Ansichtenwerke – fanden starken Absatz, wovon zahlreiche Landschaftsmaler profitierten. Sie waren die beste Werbung für die Tourismusziele selbst und initiierten wiederum entsprechende Reisetrends. Maler waren auch ständige Begleiter von Expeditionen. Sie standen Wissenschaftlern in der Erfassung der Natur und Kultur naher und ferner Länder zur Seite. Bedeutend in der Wiedergabe der heimischen Landschaft – vor allem 40 41 Abb. 29 Franz Steinfeld Der Hallstätter See in Oberösterreich, 1824 Öl auf Holz, 60 x 84 cm Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten der Alpenregionen – waren die Kammermaler Erzherzog Johanns ab 1802. Ihren Darstellungen lag ein primär dokumentarisches Interesse zugrunde, das ursprünglich militärischen Zwecken diente, doch später die naturwissenschaftliche und volkskundliche Erforschung des Alpenraumes ins Zentrum stellte (Abb. 27). Johann sah in der Arbeit seiner Künstler einen unverzichtbaren Beitrag zur Dokumentation und Erhaltung kultureller Güter, welche in einer Zeit sozialen Wandels und kultureller Fremdeinflüsse gefährdet schienen. Dadurch war die Wahrnehmung der Landschaft um eine geschichtliche Dimension erweitert worden. Sie wurde zur Mittlerin zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zur Trägerin politischer und kultureller Identität, in der sich nationalstaatliches Denken bis hin zum Patriotismus entwickelte. Mit zunehmender Bedeutung entfaltete sich die Vedute zu einem künstlerisch immer hochwertigeren Produkt. Indem man in ihr klassische Gestaltungsprinzipien rezipierte, „nobilitierte“ man sie nicht nur, sondern gab ihr auch die Möglichkeit zu künstlerischer Weiterentwicklung.10 42 Abb. 30 Ferdinand Georg Waldmüller Ahornbäume bei Ischl, 1831 Öl auf Holz, 31 x 25 cm Belvedere, Wien „Rückkehr zur Natur“ – vertraute Wirklichkeit Durch das wachsende Interesse an der eigenen Lebenswirklichkeit verloren die traditionellen Beschreibungen arkadischer Orte – wie in der Idealen Landschaft – an Bedeutung. Ganz allgemein fand um 1800 eine Annäherung zwischen der Vedute und traditionellen Formen der Landschaftsmalerei wie der klassizistischen und der hollandistischen Richtung statt. Zugleich wurde das Naturstudium mit neuem Sinn erfüllt, indem es nicht mehr nur die großen Zusammenhänge von Raum und Licht beschrieb, sondern auch Details stärkere Beachtung schenkte. Diese Prozesse verstärkten sich in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts und bildeten die Grundlage für die neue, realistische Landschaftsmalerei der Biedermeierzeit in Österreich. Wegweisend waren – um nur einige zu nennen – etwa die Ansichten Heinrich Reinholds (1788–1825) aus dem Salzkammergut und Berchtesgaden (Abb. 28), 43 Abb. 31 Friedrich Gauermann Viehmarkt in Maria Plain bei Salzburg, 1837 Öl auf Leinwand, 104 x 145,5 cm Niederösterreichisches Landesmuseum, St. Pölten die Brasilien-Bilder Thomas Enders, Joseph Rebells oberitalienische Ansichten sowie einige frühe Waldlandschaften Franz Steinfelds. All diese Werke enstanden in den Jahren kurz vor 1820 und zeigen in ihrem Wirklichkeitsgehalt eine ungewohnte Modernität. Um 1820 war die Landschaftsmalerei von den alten Idealen weitgehend befreit. Man suchte nun ein vertrautes Bild der Gegenwart zu vermitteln und nicht mehr Ideale Landschaften nach klassischen Regeln zu komponieren. Damit wurde das Landschaftsbild auch einem breiten, nicht akademisch vorgebildeten Publikum verständlich. Franz Steinfelds Ansicht des Hallstätter Sees von 1824 wird als „Initialbild“ der Biedermeierlandschaft betrachtet (Abb. 29).11 In ihr vereinigen sich alle Elemente der neuen Aufassung: die Darstellung einer realen Landschaft, welche ohne den deskriptiv-informativen Anspruch der Vedute auskommt. Ein natürlich wirkender Ausschnitt, der ohne merkliche kompositionelle Eingriffe von der Wahl des Betrachterstandpunktes bestimmt wird. Anders als noch in den älteren Werken führt der Vordergrund nahe vom Betrachter aus in den Hintergrund. Anstelle eines tradierten Formenvokabulars wird dem individuellen Naturdetail hohe Beachtung geschenkt. Zu guter Letzt ist die Ansicht dieses an sich so anspruchslosen Motivs als repräsentatives Ölgemälde ausgeführt, wodurch es als eigenständiges Werk und nicht als Studie wahrgenommen wird. 44 Ferdinand Georg Waldmüller stellte Anfang der 1830er-Jahre eine Reihe von kleinformatigen Baumlandschaften aus, welche aufgrund der Unscheinbarkeit der Motive und der konkreten Verortung durch Titel wie Ahornbäume bei Ischl aus traditioneller Sicht eher Studiencharakter besaßen, für ihn aber als eigenständige Werke galten (Abb. 30). Auch die Funktion des Freilichtstudiums erfuhr wesentliche Veränderungen. Die Studie war nicht mehr nur Gedächtnisstütze für das Atelierbild, sondern bildete das Rohgerüst des späteren Werkes selbst. Andererseits sollte man die Bedeutung der Pleinairmalerei nicht überbewerten. Das Malen vor der Natur wurde zwar als notwendige vorbereitende Maßnahme, aber nicht als Ziel schlechthin betrachtet. So erfolgte die Ausführung der Werke letztendlich wieder im Atelier. Das neue Interesse an alltäglichen Motiven führte zur Entwicklung eines Themenkanons und in weiterer Folge zur Etablierung eines Spezialistentums. Das war bedeutend für die folgenden Entwicklungen in der Landschaftsmalerei überhaupt. An dieser Stelle können weder Ursprung noch Entwicklung der einzelnen Themen näher erläutert werden, doch sollen sie mit ihren Hauptvertretern kurz aufgezählt werden: Man begegnet Schilderungen des Lebens in den Städten und Dörfern, wo die Figuren anders als in der Vedute situativ erfasst sind und nicht mehr nur als Staffage dienen, so wie etwa bei Rudolf von Alt (1812–1905). Viehherden auf der Dorfweide und auf der Alm bedienten zeitlose bukolische Sehnsüchte. Der Hauptvertreter dieser Themen war Friedrich Gauermann (Abb. 31). Die (nahezu) menschenleere Natur mit einsamen Seen vor einrucksvollen Gebirgsmassiven wurde vor allem in den Salzkammergut-Ansichten von Franz Steinfeld behandelt. Hinzu kamen unzählige „Partien“, wie zufällig in die Landschaft geworfene Ausblicke, die sich selbst als Thema genügten. In Bezug auf den Realismus dieser Darstellungen muss gesagt werden, dass sie relativ rasch eine eigene Ästhetik entwickelten, die sich in der klassizierenden Härte der Formgebung, einer spezifischen, fortwährend gleichlautenden Palette von Violett über dunkles Blaugrün bis zu Schwefelgelb und einer völlig unbeweglich scheinenden, gleichmäßig durchleuchteten Atmosphäre abbildete. Es waren Nachwirkungen des Klassizismus, und die Darstellungen wirkten kühl und distanziert. Frühformen der Stimmungslandschaft ab 1840 In den 1840er-Jahren erwachte ein starkes Interesse an der Vermittlung des Gesamteindrucks einer Landschaft. Man erkannte, dass neben den bloßen Formen der Natur auch Phänomene wie wechselnde Lichtstimmungen, Wind oder Dunst deren Erscheinungsbild wesentlich mitbestimmten. Die Farbgebung wurde gelockert, um mit den gewonnenen Unschärfen Bewegung und Veränderung besser veranschaulichen zu können (Abb. 32). Damals kam auch der Begriff der „Stimmung“ auf, welcher die Landschaftsmalerei im deutschsprachigen Raum das gesamte 19. Jahrhundert hindurch begleiten sollte. „Stimmung“ bedeutete einen qualitativen Mehrwert der Darstellung, welcher über den reinen Informationsgehalt hinaus ebenso einen gefühlsmäßigen Eindruck des Motivs vermitteln sollte. In Frankreich waren diese Überlegungen zu jener Zeit bereits zu einem wegweisenden ästhetischen Konzept ausgereift. 45 Abb. 32 Ignaz Raffalt Voralpenlandschaft mit aufsteigendem Nebel, 1845 Öl auf Leinwand, 42,2 x 52,8 cm Neue Galerie Graz am Landesmuseum Joanneum Um 1850 waren auch in der österreichischen Landschaftsmalerei erste vereinzelte Bezugnahmen auf die französische Kunst zu beobachten, beispielsweise im Werk August von Pettenkofens (1822–1889) ab den 1850er-Jahren (Abb. 33). Doch bildete dieses zu jener Zeit noch eine Ausnahme und dürfte nur wenigen bekannt gewesen sein. Dramatik und Monumentalität um 1850 bis 1870 Bevor sich diese Auffassung durchsetzen konnte, schlug die Landschaftsmalerei um 1850 noch eine prinzipiell konträre Richtung ein, indem sie begann, Dramatik und Monumentalität als Wirkungselemente einer spätromantischen Natursicht einzusetzen. Schon das 18. Jahrhundert kannte Darstellungen von außergewöhnlichen Naturereignissen wie Meeresstürmen, nächtlichen Vulkanausbrüchen oder Lawinenabgängen im Hochgebirge, die als sogenannte „Effektstücke“ bezeichnet wurden und im Betrachter einen gewissen lustvollen Schauer angesichts der allgewaltigen Natur erzeugen sollten. Ein Phänomen, das in der Theorie des „Erhabenen“ um die Mitte des 18. Jahrhunderts seinen Niederschlag 46 gefunden hatte. Nun kamen effektvolle Licht- und Wetterstimmungen wie Sonnenuntergänge oder Gewitterstürme wieder in Mode. Zudem überdimensionierte Landschaftsräume, deren Fernsicht alle topografischen Details untergeordnet waren. Das spätbarocke Raumkonzept fand eine Nachfolge in panoramahaften Überschaulandschaften, die in bewegten Wolkenformationen und im Wechselspiel von Licht und Schatten auf dem wellenförmigen Grund auch ältere niederländische Vorbilder zitierten (Taf. 15). Das bestimmende Thema der Zeit waren jedoch die Alpen, insbesondere das Hochgebirge (Abb. 34). Analog zur „offiziellen“, akademisch verankerten Historienmalerei mit ihren „großen“ Themen aus der Geschichte entwickelte sich hier ein ebenso repräsentatives Äquivalent in der Landschaftsmalerei. Auch reflektierte die Alpenmalerei, deren Motive als eindrucksvolle „Natursehenswürdigkeiten“ inszeniert wurden, ein allgemein gesteigertes nationales Selbstbewusstsein, welches seine geschichtsphilosophischen Grundlagen ebenso im Historismus des 19. Jahrhunderts besaß. Über fast drei Jahrzehnte, vom Ende der 1840er- bis zur Mitte der 1870er-Jahre, bildete diese Richtung einen Hauptzweig der mitteleuropäischen Landschaftsmalerei, ehe sie ab ca. 1870 vom paysage intime abgelöst wurde. 47 Abb. 33 August von Pettenkofen Österreichische Soldaten, eine Furt überschreitend, 1851 Öl auf Karton, 31 x 40 cm Belvedere, Wien Abb. 34 Albert Zimmermann Sonnenuntergang im Hochgebirge, 1858 Öl auf Leinwand, 211 x 268 cm Belvedere, Wien Stimmungsimpressionismus In dieser vorimpressionistischen Richtung der Landschaftsmalerei, die ihre Wurzeln im Frankreich der 1830er-Jahre besaß, verband sich der Wirklichkeitssinn des frühen 19. Jahrhunderts mit einer romantisch gefärbten Deutung des Naturerlebnisses zu einer ganz spezifischen, wegweisenden Ästhetik: Veränderlichen Parametern wie Licht, Atmosphäre und Bewegung wurde eine bis dahin nicht gekannte Bedeutung beigemessen. Die Umsetzung der gewonnenen Eindrücke erfolgte mithilfe einer malerisch-lockeren Faktur und eines gedeckten Kolorits, welche der Beschaffenheit und dem wechselhaften Erscheinungsbild des Naturraumes Rechnung trugen. Die Motive waren bewusst unprätentiös gewählt, zumeist waren es schlichte Naturausschnitte, an welchen sich die oben aufgezählten Eigenschaften der Landschaft am besten studieren ließen (Abb. 35). Diese Bruchlinie bedeutet dann auch für die Landschaftsmalerei der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts das eigentliche Ende. Mit ihr hat sich die Wende von traditonellen Auffassungen hin zu einer neuen, dem modernen Denken entsprechenden Sicht der Natur und des Menschen nachhaltig vollzogen. Nicht zuletzt bil48 den sich in der vielschichtig verlaufenden Entwicklung der Landschaftsmalerei auch die großen gesellschaftspolitischen Prozesse der Epoche ab, welche nicht nur die Kunst, sondern die Welt insgesamt veränderten. 1 Die „k. k. Akademie der bildenden Künste“ entstand 1772 aus der Zusammenlegung der „k. k. Hof-Academie“ mit der einige Jahre zuvor gegründeten Zeichen- und Kupferstecherschule Jacob Matthias Schmutzers. Zur Geschichte der Wiener Akademie siehe Lützow 1877 und Wagner 1967. 2 Pötschner 1978, 27. – Wagner 1967, S. 95. 3 In den letzten drei Jahren seiner Lehrtätigkeit wurde er von Franz Steinfeld vertreten. – Wagner 1967, S. 109. 4 Bereits Franz Edmund Weirotter (1733–1771) unternahm als Lehrender an der Zeichen- und Kupferstecherschule (ab 1767) Studienreisen mit seinen Studenten. – Pötschner 1978, S. 21f. 5 Vgl. Pötschner 1978, S. 53. 6 Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich […], Bd. 31/1876, S. 71. 7 Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich […], Bd. 31/1876, S. 71. 8 Zur Kritik am niederländischen Realismus siehe Pochat 1986, S. 347f. – Zur Beziehung zwischen Landschaftsmalerei und englischer Philosophie siehe ebd., S. 364f., 371f. 9 Wichmann 1996, S. 26, 31–34. 10 Pötschner 1978, S. 99. 11 Das Gemälde, welches 1826 in der Wiener Akademie ausgestellt war, wurde in Raczyński 1840, S. 625, hinsichtlich seiner Natursicht als bahnbrechend bezeichnet. – Pötschner 1978, S. 83f. 49 Abb. 35 Emil Jakob Schindler An der Thaya bei Lundenburg I, 1877 Öl auf Holz, 39,5 x 74 cm Belvedere, Wien Andreas Stolzenburg D ie A nsichten des alten von F riedrich L oos und des 19. J ahrhunderts und modernen R om die R om -P anoramen M it knapp fünfzig Jahren reiste Friedrich Loos gemeinsam mit seiner Frau auf klassischer Strecke von Wien über Graz, Triest, Venedig und Florenz nach Rom, das beide im Oktober 1846 erreichten.1 Loos hatte schon vorher den Wunsch gehabt, den inzwischen über Achtzigjährigen, seit 1789 in der Ewigen Stadt lebenden deutschen Landschaftsmaler Johann Christian Reinhart (1761–1847) kennenzulernen, dessen Werke er sehr schätzte. In einem Brief vom 23. Oktober 1847 gab er seiner Bewunderung für Reinhart nach dessen Tod Ausdruck: „[…] Sie werden wissen, daß Reinhart, der alte classische Reinhart, vergangenen Frühling gestorben, ich war so glücklich, worauf ich mich nicht wenig schon immer gefreut habe, ihn noch kennen gelernt zu haben in seinem Leben, er war bis wenige Wochen vor seinem Ende noch thätig mit wahrhaft jugendlichem Geiste, und starb ruhig und ohne allen Weh, wie einer nur sanft einschläft, in seinem 85t Jahre, nachdem er über 50 Jahre in Rom lebte und das herrlichste und beste machte was nur seit neuern Jahrhunderten gemacht wurde, und dürfte wohl noch lange währen bis Einer kommt, der über ihn sich erhäbe.“2 Anlässlich des Cervarafestes der deutschen Künstler im Jahr 1847 schuf Loos ein nach einer Zeichnung von Johannes Riepenhausen (1787–1860) radiertes Erinnerungsblatt, das eine Widmung an Reinhart trägt und das Gedicht Die Sibylle in Cervaro des befreundeten Dichters und Schriftstellers Heinrich Stieglitz (1801–1849) illustriert (Abb. 36).3 Loos begann zeichnend und Ölstudien malend Rom, die Campagna und die Albaner Berge zu durchstreifen, oft begleitet von Stieglitz, der zeitgleich mit Loos in Rom eingetroffen war und 1849 als Sympathisant der italienischen Revolutionspartei in Venedig an der Cholera verstarb.4 Auch Loos selbst stand eher auf der Seite der Demokraten, als der Aufstand in Wien 1848 das Habsburgerreich wachrüttelte. In Rom kam es am 16. November 1848 zur Auflehnung des Volkes gegen den Kirchenstaat. Als Pius IX. nach Gaeta floh, die Republik ausgerufen wurde und die Franzosen zur Intervention anrückten, verließen Loos und seine Frau die Stadt in Richtung Neapel. Erst im Herbst 1849 kehrte Loos nach Rom zurück, wo er realisierte, dass zusätzlich zum Ausmaß der aktuellen Kriegszerstörungen auch die beginnende Industrialisierung dem Stadtbild im Allgemeinen und den antiken Ruinen im Speziellen zuzusetzen begann. Bei Loos’ Biografen Andreas Andresen, dessen Angaben auf des Künstlers eigenen Hinweisen beruhen, liest sich das wie folgt: „Loos ahnte, dass Rom an einem Wendepunkte seiner Geschichte stehe und in Zukunft eine andere Physiognomie annehmen werde.“5 Die Zerstörungen des Jahres 1848/49 erregten auch die Aufmerksamkeit anderer Künstler und lenkten den Blick wieder verstärkt auf die noch erhaltenen antiken und modernen Monumente, die es 51 Friedrich Loos Panorama des antiken Rom in Morgenbeleuchtung, Blick auf Santo Stefano Rotondo und das Sabinergebirge (Detail), 1850 Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Abb. 36 Friedrich Loos Erinnerungsblatt auf das Cervarafest der deutschen Künstler 1847 Radierung, 29,9 x 22,8 cm (Blatt) Bibliotheca Hertziana, Rom weiterhin zu bewahren galt. Einen Eindruck von der Heftigkeit der Belagerung und den daraus resultierenden (durch Rauchwolken angedeuteten) Zerstörungen geben u. a. die noch 1849 entstandenen druckgrafischen Panoramen von Wilhelm Kandler (1816–1896) und Karl Christian Andreae (1823–1904).6 Noch vor den Kriegsereignissen entstand wohl der an Giuseppe Vasi (1710–1782) erinnernde dreiteilige Panoramablick vom Gianicolo, radiert wahrscheinlich von Luigi Nisi-Cavalieri (tätig um 1850).7 Loos selbst entschloss sich daraufhin 1850, zwei gemalte Panoramen Roms zu schaffen, eines des alten Rom mit seinen noch immer imposanten Ruinenfeldern und der Kuppel von St. Peter als Mittelpunkt sowie eines des moder52 nen Rom mit dem Blick auf die Silhouette der Stadt von Nordwesten.8 Bevor auf die Bilder des durch seine Mitarbeit an dem von Johann Michael Sattler (1786–1847) zwischen 1825 und 1829 geschaffenen frühen Panorama von Salzburg in dieser Gattung bereits geschulten und gut präparierten Loos näher eingegangen wird,9 sei ein Blick auf die Entwicklung des Rom-Panoramas seit der Mitte des 18. Jahrhunderts erlaubt. Das erste gemalte Rom-Panorama – in seiner frühen Entstehung ein echtes Einzelwerk – schuf 1779 im Auftrag Ludwigs XVI. der französische Künstler Louis Le Masson (1743–1829).10 Er malte seinen Rundblick von der Terrasse der Kirche San Pietro in Montorio oberhalb von Trastevere aus. Diesem Bild war 1765 die erwähnte grafische Panoramaansicht des Giuseppe Vasi, gesehen vom Gianicolo, vorausgegangen.11 Eine Sonderstellung nahm ein frühes, von Johann Friedrich Tielke (1763– 1832)12 organisiertes und vor allem von Johann Adam Breysig (1766–1831) und Carl Ludwig Kaaz (1773–1810) gemaltes (echtes, d. h. als Rundansicht angelegtes) Rom-Panorama ein. Das Rundbild wurde in der zweiten Jahreshälfte 1810 auf dem Berliner Gendarmenmarkt ausgeführt und zeigte die 53 Abb. 37 Ernst Fries und Joseph Thürmer Das Forum Romanum, 1824 (Platte; Druck wohl Ende der 1850er-Jahre) Radierung, 55 x 71,4 cm (Platte) Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett Abb. 38 Johann Christian Reinhart Aussicht von der Villa Malta nach Norden, Blick auf die Villa Medici, wohl 1831 vollendet Tempera auf Leinwand, 167,5 x 267,4 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Stadt von den Kaiserpalästen des Palatins aus. In der zeitgenössischen Presse rege diskutiert, wurde es u. a. von Heinrich von Kleist besucht.13 Die nachfolgenden Panoramen des alten wie des modernen Rom entstanden fortan beinahe ausnahmslos als druckgrafische Werke, so 1807 jenes von Giovanni Maria Cassini (1745–1824), der die Ansicht von der Villa Medici aus wiedergab,14 und 1827 jenes von dem durch seine hervorragenden und zahlreichen Rom-Veduten bekannten Radierer Luigi Rossini (1790–1857), der sein Werk vom Turm der Kirche Santa Maria Nova aus schuf.15 Ludovico Caracciolo (1761–1842) bezog 1831 seinen Standpunkt auf dem Palatin.16 Caracciolo hatte bereits 1824 ein äußerst monumentales Ölbild der Stadt gemalt, das als Vorlage für die spätere Radierung diente.17 Der Maler und Zeichner Ernst Fries (1801–1833) und der Architekt Joseph Thürmer (1789–1833) schufen 1824 gemeinsam eine großformatige Radierung, die einen panoramaartigen Blick vom Kapitol über das Forum Romanum sowie die im Hintergrund liegenden Albaner Berge zeigt und 1829 im dritten Teil von Goethes Italienischer Reise Erwähnung fand (Abb. 37).18 In der Chronologie der Rom-Ansichten folgen auf Carracciolo die zwischen 1829 und 1835 im Auftrag König Ludwigs I. von Bayern entstandenen vier Temperabilder der Aussichten von der Villa Malta von Johann Christian Reinhart, die Loos zwar nicht selbst gesehen haben kann, da sie sich ab 1835 in München befanden, die er jedoch sicher aus den Erzählungen Reinharts und anderer Künstler kannte.19 Die großformatigen querrechteckigen Bilder (jedes misst ca. 168 x 267 cm) gaben den realen Ausblick aus den zu den vier Him54 melsrichtungen gelegenen vier Fenstern des Turms der Villa Malta, die 1827 von Ludwig I. als Wohnsitz erworben worden war, wieder (Abb. 38–41). Sie sollten auf Wunsch des Königs sowie auf Vorschlag des Künstlers in einem eigenen Raum in der Münchner Residenz ohne Rahmen – Fenstern gleich – als Erinnerungsausblicke in die geliebte römische Stadtlandschaft eingesetzt werden. Doch dieser Raum wurde nie verwirklicht, und so gelangten die Bilder, vom Hofarchitekten Leo von Klenze (1784–1864) mit goldenen Rahmen versehen, später in die 1853 eröffnete Neue Pinakothek. Erst vor wenigen Jahren auf dem römischen Kunstmarkt aufgetauchte gezeichnete Rom-Panoramen von Noël-François Bertrand (1784–1852), Philipp Gerhard Stöhr (1793–1856), Samuel Bellin (1799–1893) und Eugène-Louis Lequesne (1815–1887), die sich heute in der Sammlung der Casa di Goethe in Rom befinden, seien nur kurz erwähnt, um die relativ hohe Anzahl und Verschiedenartigkeit dieser Gattung nach 1800 in Rom anzudeuten.20 Während Loos in Rom weilte, schuf der befreundete Leipziger Künstler Carl Ferdinand Sprosse (1819–1874) ebenfalls ein Panorama von Rom, und zwar vom der Villa Malta nahe gelegenen Turm der Villa Ludovisi aus (Abb. 42 und 43).21 Und auch die Ansicht des Forum Romanums und des Palatins, gesehen vom Kapitolshügel des aus Altona bei Hamburg gebürtigen Landschaftsmalers Louis Gurlitt (1812–1897), die um 1845 entstand, könnte Loos gekannt haben (Abb. 44).22 Gurlitts Art der Landschaftsmalerei schulden die Gemälde von Friedrich Loos zweifellos viel. Gurlitts Bild selbst steht noch ganz in der Tradition der beiden Rom-Ansichten von 1816 (darstellend Rome ancienne und Rome moderne, wie 55 Abb. 39 Johann Christian Reinhart Aussicht von der Villa Malta nach Osten, Blick auf die Villa Ludovisi und das Kloster S. Isidoro, wohl 1831 vollendet Tempera auf Leinwand, 166,9 x 266,5 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Abb. 40 Johann Christian Reinhart Aussicht von der Villa Malta nach Süden, Blick auf den Quirinal und das Kapitol, wohl 1834 vollendet Tempera auf Leinwand, 166,5 x 267 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München später bei Loos) des Schweizers Maximilien de Meuron (1785–1868), die sich im Musée d’Art et de Histoire in Neuchâtel befinden.23 Der Standort vor der Villa Mattei auf dem Monte Celio, den Loos 1850 dann für seine Ansicht des antiken Rom einnahm (Taf. 20–24), war von verschiedenen Künstlern bereits vorgeprägt. So z. B. von dem Franzosen Louis-Jules Arnout (1814–1868), der basierend auf der zeichnerischen Aufnahme von Alfred Guesdon (1808–1876) im Jahre 1849 eine große Farblithografie mit dem Blick vom Monte Celio auf das Areal um das Kolosseum und das Forum Romanum herum schuf, die Loos sicher kannte.24 Bekannt sind großformatige, sehr detaillierte und vor dem Motiv aufgenommene Studien des Künstlers zu beiden seiner Panoramen in Bleistift, laviert mit Pinsel in Braun, mit denen er die ihn umgebende Topografie sehr genau studierte und die einzelnen Monumente mit Ziffern bezeichnete und notierte.25 Loos ließ 1852 (wie bei Panoramen der Zeit durchaus üblich) bei seinem Schwager Leopold Zaunrith in Salzburg eigens ein kleines Begleitheft mit kurzen Erklärungen der beiden Panoramen sowie fünf weiterer Gemälde mit Ansichten von Rom drucken.26 Darin erläuterte er die einzelnen von ihm gewählten Ausblicke, wo „das alte Rom stand; gegenwärtig nur Ruinen, auf oder zwischen welchen einsame Kirchen und Klöster und verfallende Villen liegen, von Gemüse- und Weingärten umgeben, von Eremiten und wenigen Arbeitern bewohnt. Aufgenommen von der Villa Mattei auf Monte Celio in Frühlingsmorgen-Beleuchtung.“27 Der Blick über die fünf Gemälde geht von links nach rechts und beginnt im Süden. Seinen Standpunkt innerhalb des 56 Gartens um die Villa Mattei veränderte Loos beim Erfassen des Rundblicks mehrmals, durchaus um einige Meter. Im Vordergrund der Bilder sind jeweils Partien des Gartens zu sehen, im Mittel- und Hintergrund dann die erwähnten römischen und mittelalterlichen Ruinen. Es beginnt mit dem weiten Blick auf die Albaner Berge und im Mittelgrund die Aurelianische Stadtmauer mit der Porta San Sebastiano, dem Beginn der Via Appia Antica mit dem Tal der Egeria und dem Mausoleum der Caecilia Metella (Taf. 20). Auf dem zweiten Bild liegt das Hauptaugenmerk auf den Ruinen der Caracalla-Thermen im Zentrum der Komposition, der Blick wandert dann nach rechts zum Kloster Santa Balbina und zur Cestius-Pyramide (Taf. 21). Er geht dann links über den Aventin gen Westen über die Kaiserpaläste auf dem Palatin hin zur Kuppel von St. Peter (Taf. 22). Bild vier zeigt links im Hintergrund das Kapitol, im Mittelgrund das dem Monte Celio nahe gelegene Kloster Santi Giovanni e Paolo, im Zentrum das gewaltige Kolosseum und rechts den Hügel des Esquilin mit der Kirche Santa Maria Maggiore (Taf. 23). Den Abschluss des Rundblicks bilden die Kirchen Santi Quattro Coronati, Santa Maria in Domnica alla Navicella, Santo Stefano Rotondo und weiter hinten die beeindruckende Anlage der Kirche San Giovanni in Laterano (Taf. 24). Das zeitlich nach den Bildern des antiken Rom angefertigte „Panorama in fünf Bildern der jetzigen Stadt an beiden Ufern der Tiber [sic!], wo in der antiken Zeit der Campus Martins, weitläufige Gärten, Tempel und Grabmäler sich befanden“, wurde von Loos „von der Villa Mellini auf dem Monte Mario in Sommer-Abendbeleuchtung“ aufgenommen (Abb. 14–18). Der Monte Mario war 57 Abb. 41 Johann Christian Reinhart Aussicht von der Villa Malta nach Westen, Blick auf den Vatikan und St. Peter, wohl 1835 vollendet Tempera auf Leinwand, 167 x 266,5 cm Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Neue Pinakothek, München Abb. 42 Carl Ferdinand Sprosse Blick vom Turm der Villa Ludovisi auf die Rückseite von Santa Trinità dei Monti, San Carlo al Corso und die Kuppel von St. Peter (Detailstudie zum radierten Panorama von Rom) Feder in Grau über Bleistift, 16,6 x 37,8 cm Privatbesitz, Hamburg schon im 18. Jahrhundert ein beliebter Aussichtspunkt, um auf die barocke Stadt und besonders die mächtige Kuppel von St. Peter zu blicken. Doch ermöglichte dieser Standort keine Ansicht von 360 Grad, sondern bot lediglich ein halbkreisförmiges Sujet von 180 Grad. Der Blick wandert wieder in Leserichtung von links nach rechts, und zwar im ersten Bild vor allem auf die Tiberschleife – hier verewigte Loos ein Dampfschiff auf dem Fluss, ein sicher zu seiner Zeit noch recht seltener Anblick – mit der Milvischen Brücke (Abb. 14), es folgen der Tiber in Richtung Stadt mit dem Blick auf die Villa Giulia, die Villa Borghese, die Villa Albani und im Mittelgrund die Campagna mit den abschließenden Höhen der Sabiner Berge, vor denen Tivoli liegt (Abb. 15). Im nächsten Bild entfaltet sich die ganze Silhouette der Stadt Rom, die rechts von der Engelsburg beschlossen wird (Abb. 16). Im vierten Bild wird der Blick des Betrachters allein auf die mächtige Kuppel der Peterskirche gelenkt (Abb. 17), wobei Loos auch den Hügel des Gianicolo im Beiheft erwähnt, da dort das Kloster Sant’Onofrio zu finden ist, in dem der Dichter Torquato Tasso im Garten unter einer Eiche verstarb.28 Auffallend sind bei den Erwähnungen des Gianicolo (auch im Kommentar zum zweiten Bild des antiken Rom-Panoramas) Bemerkungen von Loos zu den Kriegsereignissen des Jahres 1849, die ja nicht unerheblich zur Wahl seines Sujets beigetragen hatten. Das fünfte und letzte Bild bietet im Mittelgrund den Blick vom Monte Mario hinab auf die an dessen Fuße gelegene Kirche Santa Maria del Rosario und das weit in der Ferne am Horizont glitzernde Meer (Abb. 18). In dieses Bild malte Loos rechts etwas größere Staffagefiguren hinein, und zwar einen Jäger mit Hund, der einer Frau mit Korb auf dem Kopf begegnet; ansonsten sind die Staffagefiguren in den Vordergründen der fünf Panoramabilder eher klein und summarisch gehalten und erinnern noch stark an frühere nazarenische Kompostionen z. B. von Joseph Anton Koch (1768–1839). Begleitend zu den Panoramen schuf Loos eine Reihe von 17 Einzelbildern, die verschiedenste Monumente der Stadt ins rechte Licht rückten und von denen fünf im erwähnten Begleitheft aufgeführt wurden, z. B. der Titus-Bogen 58 auf dem Forum Romanum mit dem Durchblick auf den Konstantinsbogen (Abb. 45).29 Weiterhin entstanden eine Ansicht von St. Peter, das Forum Romanum, die Ruinen des Portikus des Minerva-Tempels und eine Ansicht von Gaeta mit dem Vesuv im Hintergrund bei Mondbeleuchtung. Es ist dies das einzige nichtrömische Motiv im Begleitheft, angeregt wohl durch die vorübergehende Bedeutung, die das kleine Städtchen auf halbem Weg nach Neapel in dieser Zeit durch das Exil Papst Pius’ IX. erhielt. Mit dieser ergänzenden Gruppe von Einzelbildern gelang es Loos, den Betrachtern ausgehend von dem aus weiter Ferne geworfenen Blick auf die Stadt die jeweils in den Panoramabildern nur angedeuteten Sehenswürdigkeiten auch aus der Nähe und im Detail vor Augen zu stellen. Er schuf gewissermaßen einen Gesamtentwurf der Stadt, sprich eine Synthese des weiten und des nahen Blicks, und verschränkte so die Fern- und die Nahsicht auf die Ewige Stadt gekonnt und vielschichtig miteinander, wie man es von der Gestaltung alter Stadtpläne kennt, deren zentraler Plan von einzelnen herausragenden Gebäuden ringsum in Einzelbildern illustriert wird.30 Loos präsentierte seine durch das kleine Heft erklärten Panoramabilder und die 17 Einzelbilder zunächst in seinem römischen Atelier in der Via di Ripetta. Man riet ihm, mit den Bildern eine Ausstellungstournee anzutreten, die ihn im Juni 1852 über Düsseldorf, wo Johann Wilhelm Schirmer (1807– 1863) die Werke lobte, nach Berlin führte.31 Mit auf Reisen waren von den 59 Abb. 43 Carl Ferdinand Sprosse Blick vom Turm der Villa Ludovisi auf die Rückseite von Santa Trinità dei Monti, San Carlo al Corso und die Kuppel von St. Peter (Detail, letzte Platte des Rom-Panoramas), Radierung, Höhe 56,6 cm (Gesamtlänge 748,5 cm) Museo di Roma, Rom Abb. 44 Louis Gurlitt Ansicht des Forum Romanums und des Palatins, gesehen vom Kapitolshügel, um 1845 Öl auf Leinwand, 60 x 90 cm Hamburger Kunsthalle Abb. 45 Friedrich Loos Der Titus-Bogen auf dem Forum Romanum, um 1851 Öl auf Leinwand, 99 x 73,5 cm Privatbesitz Einzelbildern wohl nur die fünf im Begleitheft erwähnten. Sie wurden dem Berliner Publikum im Februar und März 1853 in einem Saal der königlichen Akademie gezeigt, doch verkauft werden konnte nichts.32 Es folgten weitere Ausstellungen, u. a. in Hamburg und in Kopenhagen, wo Loos die Unterstützung des dortigen Akademiedirektors Wilhelm Nicolai Marstrand (1810–1873) fand. Es lässt sich feststellen, dass Friedrich Loos mit seinen beiden auf einer älteren Tradition fußenden Panoramaansichten Roms eine der Zeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts angemessene Form der Darstellung fand, die er meisterhaft und gründlich umsetzte, wobei diese Form der Panoramabilder – nebeneinander zu hängende Einzelgemälde – eigentlich keine Zukunft mehr hatte. Die monumentalen Rundgemälde, die bis heute noch ausgeführt werden und an deren Frühzeit Loos in Salzburg mitgewirkt hatte, liefen mit ihren immer ausgereifteren illusionistischen Effekten dieser Gattung schnell den Rang ab. Erwähnt sei an dieser Stelle exemplarisch das 1882 in Mailand, 1887 in London und 1889 in Wien präsentierte Rundpanorama Roms des Franzosen Léon Philippet (1843–1906), das die Stadt während der Belagerung von 1849 zeigte.33 Die Bilder von Friedrich Loos sind so – nicht nur in seinem Werk – gleichsam ein Höhe-, aber auch zweifellos ein Endpunkt in der Geschichte dieser Art von Rom-Ansichten. Loos ließ sich 1855 endgültig in Kiel nieder und zehrte motivisch in zahllosen Zeichnungen, Ölskizzen und Gemälden bis an sein Lebensende von seinen Rom-Erfahrungen, ohne je wie60 61 der etwas so groß Gesehenes wie seine Rom-Panoramen schaffen zu können. Ab 1863 lebte er dann vor allem von seiner Tätigkeit als Zeichenlehrer in der Nachfolge von Theodor Rehbenitz (1791–1861) an der Kieler Universität und Aufträgen des holsteinischen Adels. 1 Zu Loos’ Aufenthalt in Rom vgl. Andresen 1867, zum Rom-Panorama ebd., S. 205f. – SchulteWülwer 2009. – Schulte-Wülwer 2014, zum Rom-Panorama vgl. S. 216f. 2 Schöny 1970, S. 137f., Brief 3, Friedrich Loos an Friedrich Wilhelm Fink in Wien, Rom, 2.10.1847; vgl. Stolzenburg 2012, S. 88. Hier wurde vom Verfasser Loos’ Ankunft in Rom irrtümlich auf 1847, also nach Reinharts Tod, datiert, obwohl aus dem von Schöny publizierten Brief eindeutig hervorgeht, dass Loos Reinhart noch kennengelernt hat. 3 Andresen 1867, S. 215f., Nr. 20. 4 Vgl. Schulte-Wülwer 2009, S. 228, Abb. 125 (Castel Gandolfo), und S. 229, Abb. 126 (Septimius-Severus-Bogen mit Kapitol, hier Taf. 19). – Stieglitz 1848, S. 63, erwähnt Loos als „Anhänger und nacheifernde[n] Verehrer Reinharts“. 5 Andresen 1867, S. 205. 6 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 48, Nr. 23, Abb. S. 39–41 (Klapptafel). – Zu Rom-Veduten allgemein siehe auch Ausst.-Kat. Rom 2000a und Ausst.-Kat. Charleroi 2003, S. 17–42, mit weiteren Beispielen panoramatischer Rom-Ansichten. 7 Ausst.-Kat. Rom 2005, S. 194, Nr. 35, Abb. S. 142f. 8 Rave 1961. 9 Das Sattler-Panorama befindet sich im Salzburg Museum; vgl. Oettermann 1997, S. 298, und Marx/Laub 2005. – Neben der Mitarbeit am großen Salzburger Panorama von Sattler radierte Loos selbst zwei Panoramen; Andresen 1867, S. 215, Nr. 17, „Panorama von Salzburg. Contour nach der Natur in fünf Blättern vom Mönchsberg aufgenommen und für Kunsthändler Vesco in Salzburg radirt, nebst einem kleinen Textbüchelchen“, und ebd., Nr. 19, „Panorama vom Gamskarkogel bei Gastein. Contour nach der Natur auf sechs nummerirten Blättern nebst Titelblatt und Erklärung“. 10 Aquarell und Gouache, 5 Teile, zusammen 65 x 456 cm, Collection H. Le Masson; vgl. Ausst.Kat. Bonn 1993, S. 144f., Nr. II.50, und Comment 1999, S. 89–96, Abb. 58. 11 Ausst.-Kat. Rom 2005, S. 194, Nr. 29, Abb. S. 135. 12 Neuer Nekrolog der Deutschen, 10/1832 (fälschlich 10/1834 bezeichnet), 2. Teil, Ilmenau 1834, S. 599–608, hier S. 601 (Johann Friedrich Tielke). 13 Zeitung für die elegante Welt, 1/1801, Nr. 70, 11.6.1801, Sp. 565–567, mit Kupfertafel 9 (Übersichtsplan des Panoramas von Rom). – Vgl. Geller 1961, S. 36–43, mit Abb. 32. – Zum Thema und zu Kleists Besuch des Rom-Panoramas in Berlin siehe auch Koller 2014, S. 68, Anm. 15. 14 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 46, Nr. 3, Abb. S. 18–20 (Klapptafel). 15 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 48, Nr. 22, Abb. S. 36–38 (Klapptafel). 16 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 46, Nr. 4, Abb. S. 22–24 oben (Klapptafel). 17Öl auf Leinwand, 167 x 1335 cm, London, Victoria and Albert Museum, Inv.-Nr. 1292– 1886. – Zu Caracciolo allgemein siehe Apollonj Ghetti 1974. 18 Druckgraphiken des 19. Jahrhunderts, Lager-Kat. H. W. Fichter Kunsthandel, Frankfurt am Main (= Finderglück, 11), Frankfurt am Main 2014, S. 2f., Abb. 19 Rott 2012. 20 Ausst.-Kat. Rom/München 2010. 21 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 46, Nr. 5, Abb. S. 21–24 unten (Klapptafel). Zu Sprosse vgl. Andresen 1866, S. 76–113, zum neunteiligen Rom-Panorama S. 83, Nr. 7. – Zu Loos’ Freundschaft mit Sprosse vgl. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Brief von Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 22.11.1868: Loos, der den Sommer mit seiner Frau in Dresden war, bittet, Grüße an „Unsern guten Freund Sprosse“ auszurichten. 22 Ausst.-Kat. Rom 2005, S. 193, Nr. 21, Abb. S. 126. – Ausst.-Kat. Hamburg/Flensburg/Nivaa 1997, S. 190, Nr. 55, S. 73, Abb. 72. 23 Vgl. Forster 1967, S. 211f., Taf. 57.1 (Rome moderne), Taf. 56.3 (Vorzeichnung), Taf. 57,1.2 (Rome ancienne). 62 24 Ausst.-Kat. Rom 2008, S. 48, Nr. 25, Abb. S. 42; vgl. Ausst.-Kat. Rom 2005, S. 194, Nrn. 36 und 37, Abb. S. 144f. 25Ausst.-Kat. Rom 2006, S. 10, Nr. 1, Abb. Der Verbleib dieser Studie (datiert 1850; 42,5 x 290 cm) ist unbekannt. – Auch zum Panorama Rome moderne tauchte vor Jahren eine gezeichnete Studie im römischen Kunsthandel auf (Bleistift und Aquarell, 50 x 310 cm), die dem Verfasser Ende der 1990er-Jahre in Privatbesitz in Halle an der Saale erstmals begegnete und sich heute in römischem Privatbesitz befindet; Ausst.-Kat. Rom 2000b; vgl. De Rosa/Trastulli 2004, Abb. S. 8f., und Nordhoff 2006, Abb. S. 6f. 26Panorama von Rom 1852. Die folgenden Beschreibungen der Bilder sind dieser Schrift entnommen. 27 Bei Rave 1961 ein Leporello der Bilder mit genaueren Ortsangaben. 28 Dieses Motiv taucht in der romantischen Historienmalerei der 1820er- und 1830er-Jahre verstärkt in Italien auf, z. B. in einem Gemälde Franz Ludwig Catels im Palazzo Reale in Neapel (1834; Erstfassung 1826); Stolzenburg 2007, S. 91, Abb. 29Andresen 1867, S. 205; Panorama von Rom 1852, S. 8, zweites Bild („Der Siegesbogen des Kaisers Titus“). 30Vgl. beispielsweise den Rom-Plan von Giovanni Maggi (1566–1625?) aus dem Jahr 1610 (Ausst.-Kat. Charleroi 2003, S. 54, Nr. 10, Abb.) oder den Riesenplan von Giovanni Battista Nolli (1692–1756) von 1746 (Aletta/Monticelli 2002, S. 56–47, Abb.). 31 Zur Besprechung der Ausstellung in der Vossischen Zeitung siehe S. 25 in diesem Band. 32 Andresen 1867, S. 206. 33 Vgl. Cartocci 2003, S. 114–119. Die zwölf Modelle des Panoramas (Öl auf Leinwand, je 140 x 98 cm) befinden sich im Musée de la Ville in Seraing, Inv.-Nrn. 531–542. 63 64 Alexander Bastek D ie L andschaft S chleswig -H olsteins in der M alerei des 19. J ahrhunderts D ie Landschaft Schleswig-Holsteins musste, wie im Grunde alle nordalpinen Landschaften, für die bildende Kunst in den Jahren um 1800 erst entdeckt werden. So wie Caspar David Friedrich (1774– 1840) in den Landschaften der Ostseeküste bei Greifswald und auf Rügen Motive seiner Malerei fand oder wie Ferdinand Olivier (1785–1841) das Salzburger und Berchtesgadener Land für die Kunst erschloss, so wandte sich eine Reihe von Malern im frühen 19. Jahrhundert pittoresken Gegenden in Schleswig-Holstein zu. Ein wichtiger Anreger dafür war Carl Friedrich von Rumohr (1785–1843). Aufgewachsen auf den väterlichen Gütern in der Nähe Lübecks, hatte der Kulturforscher und dilettierende Zeichner bereits 1812 damit begonnen, die Landschaften Schleswig-Holsteins mit der Feder festzuhalten. Lilli Martius zählt ihn zu den Ersten, „die Eigenart und Schönheit dieser Landschaft mit innerster Anteilnahme erkannt und zu gestalten gesucht“ haben (Abb. 46).1 Ganz im Sinne der romantischen Kunst galt ihm eine naturnahe Anschauung als Grundlage der Landschaftsmalerei.2 Eine Idealisierung oder Verklärung lehnte er ebenso ab wie die mechanische Nachahmung der Natur. So hielt er auch junge Künstler aus Hamburg und Schleswig-Holstein zu dezidiertem Naturstudium an, forderte von ihnen aber zugleich, in ihren Bildern das Ganze der Natur zur Anschauung zu bringen. 1823 hatte Rumohr die jungen Hamburger Künstler Otto (1807–1871) und Erwin Speckter (1806–1835), Carl Julius Milde (1803–1875), Julius Oldach (1804–1830), Adolph Friedrich Vollmer (1806–1875), Christian Morgenstern (1805–1867) und Friedrich Nerly (1807–1878) kennengelernt und sie fortan unterstützt und zu Studienreisen durch Schleswig-Holstein angeregt.3 Vollmer und Morgenstern studierten die Landschaft Holsteins von Rumohrs Landsitz in Rothenhausen oder von Trenthorst, dem Gut von Rumohrs Bruder Henning, aus. Im August 1827 schrieb Vollmer an Otto Speckter, er habe „bei schlechtem Wetter […] jetzt auch ein kleines Bild angefangen, welches ich vielleicht noch unterwegs fertig kriegen werde“.4 Die auf Papier gemalte Ölstudie (Abb. 47) zeigt den vor der Natur festgehaltenen Blick vom Gutshof Neudorff bei Stöfs über den Großen Binnensee auf die Ostseebucht bei Hohwacht. Der tief liegende Horizont gibt dem wolkenverhangenen Himmel Raum. Der schmale Landschaftsstreifen zeigt im Vordergrund grüne Wiesen, im Mittelgrund Bäume und den See und im Hintergrund weit entfernt einen schmalen Streifen der Ostseebucht. Unter Beibehaltung der klassischen Einteilung in Bildgründe besticht Vollmers Ölstudie durch das unmittelbare Einfangen der Atmosphäre, Wetter- und Lichtstimmung. Entsprechend ist das Bild mit Orts- und genauer Datumsangabe „AV d 13 July 1827 Neudf[…]“ 65 Louis Gurlitt Blick von Stöfs über den Großen Binnensee auf die Hohwachter Bucht (Detail), um 1861 Altonaer Museum, Hamburg Abb. 46 Carl Friedrich von Rumohr Flusslandschaft mit Eichenbaum, August 1823 Feder in Braun, 17,6 x 23,2 cm, Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck bezeichnet.5 Auch Friedrich Loos (1797–1890) versah seine Ölskizzen teilweise mit derart genauen Datumsangaben, um das Momenthafte der in solchen Skizzen eingefangenen Natureindrücke zu dokumentieren (Taf. 14). Wahrscheinlich war Vollmer bei der Wahl dieses reizvollen Ausblicks dem Vorbild Jens Ludwig von Motz’ (1779–1868) gefolgt. Dessen um 1822 als Gouache gemalte Aussicht über Stöfs war 1825 von Siegfried Bendixen (1786–1864) lithografiert worden.6 Später malten Louis Gurlitt (1812–1897) und Friedrich Loos ebenfalls die Aussicht von der Anhöhe bei Stöfs (Taf. 33, Abb. 58). Auch Friedrich Nerly wurde durch Rumohr zum Maler der Landschaft Schleswig-Holsteins. Er kam 15-jährig zu ihm „in die Lehre“, ehe beide 1828 gemeinsam nach Italien reisten. So blieb Rumohr dem Rat, den er seinen Schülern zu geben pflegte, treu: „Geht nicht nach Italien, ehe Ihr etwas unter den Füßen habt.“7 Vor allem in Nerlys frühen Arbeiten in Öl erkennt man den Unterschied zwischen den von Rumohr geforderten Naturstudien und seiner Auffassung von abgeschlossenen Bildern. Die frei und locker gearbeiteten Ölstudien dienten lediglich als Motivrepertoire für große Kompositionen, die auch im frühen 19. Jahrhundert erst durch eine inhaltliche Komponente, durch ein narratives Moment Bildwürdigkeit erlangten. Im 1827 entstande66 nen Gemälde Landschaft mit schlafendem Hirten (Abb. 48) fügte Nerly mit der figürlichen Staffage ein erzählerisches Motiv hinzu: eine vom Hirten wohl erträumte Begegnungsszene mit der Melkerin im Hintergrund.8 Die Darstellung des ländlichen Lebens in der heimischen Natur erhält hier durch die naturalistisch treu gemalten Details ihre besondere Überzeugungskraft. In anderen Werken dieser ersten Generation von Malern der schleswig-holsteinischen Landschaft verweisen architektonische Details – manchmal genügen die Türme Lübecks am Horizont – auf die regionale Besonderheit des gezeigten Naturausschnitts: Schleswig-Holstein wird nicht allein als pittoreske Landschaft Bildmotiv, sondern vor allem als Kulturlandschaft. Volksleben, Sitten und Gebräuche, aber auch Verweise auf die Kulturaltertümer des Landes – zu deren Studium Rumohr seine Schüler ebenfalls anregte9 – sind in den Bildern thematisiert. Vorbild war die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts, und das Bekenntnis zur heimischen Natur war auch im frühen 19. Jahrhundert ein politischer Akt. Rumohrs Schüler setzten in der Regel ihre Studien an den Akademien Europas fort. Morgenstern studierte 1827 nach einer längeren Reise durch Norwegen – wie später übrigens auch Vollmer auf Anraten Rumohrs – in Kopenhagen. 1829 ging er dann an die Münchner Akademie. Da es weder in Hamburg 67 Abb. 47 Adolph Friedrich Vollmer Holsteinische Landschaft (Blick von Stöfs über den Großen Binnensee), 13. Juli 1827 Öl auf Papier, 22 x 30,8 cm Hamburger Kunsthalle Abb. 48 Friedrich Nerly Landschaft mit schlafendem Hirten, 1827 Öl auf Leinwand, 93 x 124 cm Kunsthalle zu Kiel noch in Schleswig-Holstein eine Kunstakademie gab, verband sich bei vielen norddeutschen Künstlern das anfänglich eher freie Studium der heimischen Natur mit der akademischen Ausbildung in der Ferne, vor allem in Kopenhagen und München. Auch der in Altona geborene Louis Gurlitt vollzog einen vergleichbaren Ausbildungsweg wie die Rumohr-Schüler. Er ging zwischen 1828 und 1832 beim Hamburger Maler Siegfried Bendixen in die Lehre und wurde im Kreise der Künstlerfamilie Gensler – die Brüder Günther (1803–1884), Jakob (1808– 1845) und Martin (1811–1881) waren alle Maler – sowohl zum Studium der Natur angeregt als auch auf Kunst- und Kulturdenkmäler hingewiesen.10 Dem Vorbild Morgensterns folgend, schrieb sich Gurlitt 1832 an der Kopenhagener Akademie ein, reiste aber zunächst ebenso nach Norwegen weiter.11 Nach dem Studium in Kopenhagen, über das er sich sehr kritisch äußerte,12 brach Gurlitt zu einer weiteren Norwegen-Reise auf und wurde in den nächsten Jahrzehnten zu einem gefeierten Maler europäischer Landschaften. Längere Reisen führten ihn nach Oberitalien (1838), Dänemark (1839–1842), Italien (1843–1846 und 1855), Wien (1851–1854) und Griechenland (1858), und er hielt sich länger in Berlin (1846–1849) sowie auf Schloss Nischwitz bei 68 Leipzig auf (1849–1851), bevor er 1861 nach Schleswig-Holstein zurückkehrte. Potenzielle Auftraggeber für Landschaftsgemälde waren dort Adelige, deren Güter im östlichen Hügelland, der sogenannten Holsteinischen Schweiz, Gurlitt besuchte. 1861 skizzierte er den Blick von Stöfs, den Adolph Vollmer bereits 1827 festgehalten hatte. Aktuell stand Gurlitt mit diesem Motiv allerdings in Konkurrenz zu Friedrich Loos, der hier um 1860 (Taf. 33, Abb. 58) gemalt hatte. Beide bewarben sich 1861 in Kiel für die Stelle des akademischen Zeichenlehrers an der Universität, die 1863 schließlich mit Loos besetzt wurde.13 Während Vollmer den reizvollen Blick von Stöfs noch in einer atmosphärischen, den unmittelbaren Natureindruck einfangenden Ölskizze festhielt, überführte Gurlitt seine Bleistiftskizzen wohl im Winter 1861 in das großformatige Gemälde Blick von Stöfs über den großen Binnensee auf die Hohwachter Bucht (Abb. 49). Bärbel Hedinger hat sich dem Gemälde ausführlich gewidmet und hervorgehoben, dass Gurlitts vor Ort gefertigte Zeichnung noch „alle kleinteiligen Züge ländlicher Idylle“ trägt, wohingegen das im Atelier gemalte Ölbild das Motiv zum weitläufigen Panorama wandelt.14 Das Gemälde strahlt eine erhebende Stimmung aus, mit der es trotz der kleinen und fast beiläufigen Figurenstaffage und ohne jede Bildhandlung einem Historiengemälde gleichkommt. Hedinger hat die „ausgeprägt holsteinische Naturphysiognomie“ des Gemäldes beschrieben: Die für die holsteinische Landschaft charakteristische „Knick“ genannte Wallhecke zieht sich als Diagonale durch das 69 Abb. 49 Louis Gurlitt Blick von Stöfs über den Großen Binnensee auf die Hohwachter Bucht, um 1861 Öl auf Leinwand, 95 x 140 cm Altonaer Museum, Hamburg Abb. 50 Louis Gurlitt Die kriegszerstörte Mühle von Düppel bei Sonderburg, 1864 Öl auf Papier, 22,3 x 37,7 cm Hamburger Kunsthalle Bild und ist von typischen Sträuchern und Bäumen bewachsen.15 Die knorrige Eiche rechts, aus deren Krone tote Äste ragen, zählt ebenso wie die Zugvögel links oder die sanft hügelige Viehweide im Vordergrund zu den topografischen Besonderheiten dieser Landschaft. Akribische Detailstudien vor Ort und eine ausgewogene Bildkomposition im Atelier bringen im Ergebnis ein repräsentatives Landschaftsbild mit regionaltypischem Gepräge: Schleswig-Holstein setzt sich selbstbewusst ins Bild. Als Gurlitt diese Landschaft 1861 malte (und Loos sich in Kiel niederließ), waren Schleswig und Holstein durch ihre unterschiedliche Zugehörigkeit zu Dänemark und zum deutschen Bund noch getrennt. Erst nach dem DeutschDänischen Krieg 1864 und dem Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 wurde Schleswig-Holstein preußische Provinz. Gurlitt dokumentierte ebenso wie später auch Loos die Orte der Kriegshandlungen in Bildern und Zeichnungen. Die Landschaft Schleswigs war einerseits Schauplatz des Krieges. Andererseits kam ihrer Darstellung identitätsstiftende Bedeutung zu. Als Nebeneffekt von Gurlitts Besuch der Düppeler Schanzen nach geschlossenem Waffenstillstand (Abb. 50) kann die Entdeckung des Fischerdorfes Ekensund unweit der Schlachtfelder gelten. Hier schuf Gurlitt in Zeichnungen und Ölstudien ein friedliches Gegenbild zu den Kriegsschauplätzen.16 Der nachfolgenden Künstlergeneration blieb es vorbehalten, mit der in der Ekensunder Künstlerkolonie betriebenen Pleinairmalerei die Moderne in Schleswig-Holstein einzuführen.17 Die Freiheitsbewegung in Schleswig-Holstein, die Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem patriotischen Bewusstsein für die Heimat führte, war wesentliche Voraussetzung für das Aufkommen einer schleswig-holsteinischen Land70 schaftsmalerei. Beispielhaft lässt sich dies am Werk von Charles Ross (1816– 1858) zeigen.18 Auch Ross hatte in Kopenhagen studiert, reiste aber zunächst in den Süden, als er seinen Bruder Ludwig besuchte, der als Archäologe in Athen arbeitete. 1841 ließ er sich in Schleswig-Holstein nieder. Obwohl er dort auf dem von seinem Vater gepachteten Gut Altekoppel bei Bornhöved südlich von Kiel auf historisch bedeutendem Boden war – in der Schlacht von Bornhöved hatte eine Koalition norddeutscher Fürsten 1227 die Dänen besiegt –, widmete er sich zunächst nicht der heimischen Landschaft, sondern malte das Schlachtfeld von Marathon.19 Erst als die „Schleswig-Holstein-Frage“20 in den 1840er-Jahren neuerlich aufkam, wandte sich Ross verstärkt der Landschaft Ostholsteins zu. In seinem um 1844 entstandenen Gemälde Holsteinische Waldlandschaft (Abb. 51) setzte er ein Stück holsteinischer Natur eindrücklich in Szene: Ganz dem Geschmack seiner Zeit entsprechend und an der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts etwa eines Jacob van Ruisdael (1628/29–1682) orientiert, kontrastiert Ross die schweren Braun- und Grüntöne der Landschaft mit einem hellen gelblichen Leuchten des Sonnenlichts zwischen den dichten Wolken. Die politische Stimmungslage scheint mit 71 Abb. 51 Charles Ross Holsteinische Waldlandschaft, um 1844 Öl auf Leinwand, 50 x 63,5 cm Kunsthalle zu Kiel Abb. 52 Adolph Friedrich Vollmer Stangenmühlengrund im Sachsenwald, 1852 Öl auf Leinwand, 111,8 x 150,7 cm Hamburger Kunsthalle wolkenverhangenem Himmel und hoffnungsvollem Lichtschimmer bildlich wiedergegeben zu sein. Geradezu metaphorisch lässt sich das Hauptmotiv der am gegenüberliegenden Ufer stehenden Doppeleiche lesen. Die Doppelung des Baumes symbolisiert die Zusammengehörigkeit der beiden Herzogtümer Schleswig und Holstein.21 Mit Friedrich Graf von Reventlou, Mitglied der „Provisorischen Regierung“ von Schleswig-Holstein während der Erhebung 1848, fand das Gemälde auch einen politisch engagierten Besitzer. Das Motiv der Doppeleiche ist auch in einem Gemälde des bereits erwähnten Adolph Vollmer zu sehen. Er nutzte es 1852 in seinem Bild Stangenmühlengrund im Sachsenwald (Abb. 52) zur Darstellung der inzwischen gescheiterten Erhebung: Beide Eichen neigen sich auseinander. Die eine zeigt jedoch grünes Blattwerk, während die andere mit braunen, welken Blättern abzusterben scheint. Verglichen mit Vollmers 1827 gemalter Naturstudie zeigt dieses Repräsentationsstück die Überhöhung der heimischen Natur in einer politisch motivierten Malerei. Ein Interesse, der Landschaft malerisch Reizvolles abzugewinnen und etwa Wetterphänomene und Lichtstimmungen festzuhalten, blieb Mitte des 19. Jahrhunderts aber auch unter politisch engagierten Malern bestehen. Der aus Lübeck 72 stammende Johann Wilhelm Cordes (1824–1869) schuf Ende der 1840erJahre eine Reihe eindrücklicher Landschaftsskizzen in Öl. Seine SchleswigHolsteinische Landschaft von 1847 (Abb. 53) zeigt auf einem kleinen Stück Leinwand in extremem Querformat eine vor der Natur gemalte Landschaft. Der Großteil der Bildfläche ist dem Himmel mit seinem bewegten Wolkenspiel vorbehalten. Nur ein schmaler Streifen zeigt einen hügeligen Landstrich mit Wiesen und Wäldern. Mit wenigen Pinselstrichen ist der kurze Moment eines für den Norden typischen Naturschauspiels erfasst. Bei der Übertragung von Naturstudien ins repräsentative Gemälde war es Cordes nicht möglich, das aus heutiger Sicht so Moderne und Stimmungshafte seiner Landschaften beizubehalten. Anders in den Gemälden eines Zeitgenossen, des aus Hamburg stammenden Johann Georg Valentin Ruths (1825–1905). Ruths war in Düsseldorf Schüler von Johann Wilhelm Schirmer (1807–1863) und studierte anschließend zwei Jahre bei Louis Gurlitt in Italien. In seinem Gemälde Flussmündung an der Ostsee (Abb. 54) hielt er um 1860 die Mündung der Hagener Au zwischen Laboe und Stein in der Probstei fest.22 Trotz der ganz bildmäßigen Ausarbeitung bewahrt das Gemälde den Reiz einer Naturstudie. Erzählerische Momente sind mit der miniaturhaften Staffage nur Nebenaspekte. Auf symbolhafte Naturformen verzichtete Ruths ebenso wie auf jede pathetische Wirkung. Klar und kühl, ohne große Effekte ist der Lauf des kleinen Flusses durch die hügelige Wiesenlandschaft auf die Leinwand gebracht. So wie die gesamte Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert kennzeichnen lokale und regionale Besonderheiten, ortsspezifische Licht- und Wetterstimmungen auch die Landschaften Schleswig-Holsteins in der Malerei. In der Regel geschah deren Darstellung nicht ohne eine erzählerische oder gar politische Bedeutungsebene. Die Entwicklung ging im Laufe des 19. Jahrhunderts aber auch in Schleswig-Holstein hin zur Stimmungslandschaft des Realismus und des Impressionismus. Maler wie Ludwig Dettmann (1865–1944), Fried73 Abb. 53 Johann Wilhelm Cordes Schleswig-Holsteinische Landschaft, 1847 Öl auf Leinwand, 13,4 x 27 cm Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck Abb.54 Johann Georg Valentin Ruths Flussmündung an der Ostsee, um 1860 Öl auf Leinwand, 97 x 134,5 cm Hamburger Kunsthalle rich Kallmorgen (1856–1924), Hans Olde (1855–1917) und Christian Rohlfs (1849–1938) führten die Landschaft Schleswig-Holsteins schließlich in die Kunst der Moderne ein. 74 1 Martius 1939, S. 159. 2 Zu Rumohrs durch Friedrich Wilhelm Schelling und Carl Gustav Carus geprägtem Naturbegriff siehe Müller-Tamm 1991, S. 111. 3 Vgl. Kegel 1997, S. 346. – In Beziehung zu Rumohr standen darüber hinaus die Brüder Günther, Jakob und Martin Gensler, Julius Oldach und Louis Gurlitt. 4 Brief von Adolph Vollmer an Otto Speckter, 6.8.1827, zit. nach Kegel 1997, S. 349. 5 Ausst.-Kat. Lübeck 1988, Nr. 88. Hier konnte Ulrich Pietsch erstmals das dargestellte Motiv lokalisieren. 6 Kegel 1997, S. 355. 7 Zit. nach Lichtwark 1893, S. 44. 8 Als Pendant malte Nerly im selben Jahr die Landschaft mit Hirt und Melkerin, in der die „Unschuldswelt des Hirtenlebens“ durch die direkte Begegnung mit der Melkerin durchbrochen wird. Siehe Schulte-Wülwer 1980, S. 10. 9 Ausst.-Kat. Lübeck 2010. 10 Um 1830 fertigte Gurlitt Studien des Hamburger Johannisklosters an; vgl. Wiese 1997, S. 15. 11 Zur Vorbildrolle Christian Morgensterns für Louis Gurlitt siehe Schulte-Wülwer 1997, S. 27. 121837 erwähnte Gurlitt gegenüber Johan Ludvig Lund (1777–1867), in Kopenhagen werde alles, „was zur Komposition schöner Linien, poetischer Stimmung in der Farbe gehört […], übersehen oder sogar lächerlich“ gemacht; zit. nach Kegel 1997, S. 356. 13 Albrecht 1994, S. 18–20. – Schulte-Wülwer 2014, S. 219–221. 14 Hedinger 1997, S. 148f. 15 Hedinger 1997, S. 158. 16 Vgl. Louis Gurlitt, Die Ziegelei in Ekensund, 1864, Öl auf Leinwand, 15,5 x 25 cm, Museumsberg Flensburg. – Vgl. Ausst.-Kat. Hamburg/Flensburg/Nivaa 1997, Abb. 124. 17 Schulte-Wülwer 1997, S. 118f. und 123. 18 Vgl. Schulte-Wülwer 1988, S. 38. 19 Schulte-Wülwer 1988, S. 38. 20Die Frage galt der Zugehörigkeit des Herzogtums Schleswig zu Dänemark oder der Zusammengehörigkeit Schleswig-Holsteins und führte in der Erhebung 1848–1851 und im DeutschDänischen-Krieg 1864 zu militärischen Auseinandersetzungen. 21 Vgl. Schulte-Wülwer 1988, S. 41. 22 Vgl. Ausst.-Kat. Lübeck 1988, S. 160. 75 Tafelteil Tafel 1 Friedrich Loos Der bisamberg in Salzburg mit dem Josefsturm, 1826 Öl auf Papier auf Karton, 37 x 52 cm Belvedere, Wien 79 Tafel 2 Friedrich Loos Blick vom Salzburger Mönchsberg auf die Festung Hohensalzburg, um 1830 Öl auf Karton, 30 x 40,5 cm Belvedere, Wien 80 Tafel 3 Friedrich Loos Der Rudolfskai in Salzburg, um 1830 Öl, Bleistift, Tusche auf Papier, auf Holz aufgezogen, 43,5 x 53,5 cm Residenzgalerie Salzburg 81 Tafel 4 Friedrich Loos Salzburgische Landschaft mit Gutshof, um 1830 Öl auf Leinwand, 29 x 40,5 cm Wien Museum 82 Tafel 5 Friedrich Loos Das Salzachtal gegen das Tennengebirge mit dem Hohen Göll, um 1830 Öl auf Papier auf Leinwand, 24,7 x 37,6 cm Salzburg Museum 83 Tafel 6 Friedrich Loos Innerer Stein und Kapuzinerkloster in Salzburg, 1846 Öl auf Leinwand, 39 x 52,5 cm Salzburg Museum 84 Tafel 7 Friedrich Loos Das Militärwachthaus und der Josefsturm auf dem Salzburger Mönchsberg, 1835 Öl auf Papier auf Karton, 29 x 41,5 cm Belvedere, Wien 85 Tafel 8 Friedrich Loos (?) Blick von der Hütteneckalm auf den Hallstätter See und den Dachstein, um 1830/35 Öl auf Holz, 36,5 x 51 cm Belvedere, Wien Tafel 9 Friedrich Loos Kolm Saigurn im Raurisertal mit dem Sonnblick, 1835 Öl auf Leinwand, 73 x 58 cm Residenzgalerie Salzburg 86 87 Tafel 10 Friedrich Loos Die Ramsau bei Berchtesgaden, 1836 Öl auf Leinwand, 58 x 73,5 cm Belvedere, Wien 88 Tafel 11 Friedrich Loos Blick auf Eisenerz, 1839 Öl auf Papier auf Karton auf Holz, 28,5 x 40 cm Belvedere, Wien 89 Tafel 12 Friedrich Loos Spaziergänger in einer Waldlandschaft, 1840 Öl auf Papier auf Karton, 20,5 x 26 cm Belvedere, Wien 90 Tafel 13 Friedrich Loos Motiv aus Oberschützen, wohl 1838 Öl auf Leinwand, 24 x 32 cm Belvedere, Wien 91 Tafel 14 Friedrich Loos Blick vom Bisamberg auf Wien, Mai 1843 Öl auf Karton, 28 x 39 cm Privatbesitz, Wien, Courtesy Kunsthandel Giese & Schweiger 92 Tafel 15 Friedrich Loos Blick vom Bisamberg auf Wien, 1845 Öl auf Leinwand, 87 x 120 cm Wien Museum 93 Tafel 16 Friedrich Loos Baumgruppe auf dem Kahlenberg mit Blick auf Wien, um 1840 Öl auf Papier auf Karton, 39 x 43 cm Belvedere, Wien 94 Tafel 17 Friedrich Loos Blick auf die Fischerkirche in Rust am Neusiedler See, um 1839 Öl auf Leinwand, 31 x 44 cm Galerie Kovacek, Spiegelgasse, Wien 95 Tafel 18 Friedrich Loos Monte Cavo bei Albano, 1854 Öl auf Leinwand, 43,5 x 65,5 cm Belvedere, Wien 96 Tafel 19 Friedrich Loos Der Bogen des Septimius Severus in Rom, um 1850 Öl auf Pappe auf Holz, 39 x 34 cm Kunsthalle zu Kiel 97 Tafel 20 Friedrich Loos Blick auf die Aurelianische Mauer und die Albaner Berge mit dem Monte Cavo, 1850 Öl auf Leinwand, 74 x 118 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Tafel 21 Friedrich Loos Blick auf die Ruinen der Caracalla-Thermen, 1850 Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Tafel 22 Friedrich Loos Blick auf die Ruinen der Kaiserpaläste auf dem Palatin und den Petersdom, 1850 Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Tafel 23 Friedrich Loos Blick auf Santi Giovanni e Paolo und das Kolosseum, 1850 Öl auf Leinwand, 74 x 99 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Tafel 24 Friedrich Loos Blick auf Santo Stefano Rotondo und das Sabinergebirge, 1850 Öl auf Leinwand, 74 x 118 cm Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie Tafeln 20–24 Friedrich Loos Panorama des antiken Rom in Morgenbeleuchtung, 1850 Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie 1850/51 schafft Friedrich Loos zwei Panoramen von Rom, die aus jeweils fünf Einzelgemälden bestehen. Im ersten zeigt er die antike Stadt in einer Rundansicht von der Villa Mattei auf dem Monte Celio aus. Das zweite Panorama hat das gegenwärtige Rom zum Thema, das Loos in einem Blickwinkel von 180 Grad wiedergibt. Sein Standpunkt ist die Villa Mellini auf dem Monte Mario am gegenüberliegenden Ufer des Tiber (Abb. 14–18). Beide Panoramen entstehen unter dem Eindruck der Revolution von 1848/49 und der beginnenden Industrialisierung. Die Revolution hatte nur vereinzelt Schäden zur Folge, doch die Industrialisierung bedrohte in Loos’ Augen das überlieferte, von der Antike wie der Renaissance- und Barockzeit geprägte Stadtbild Roms substanziell. Durchaus programmatisch sind daher auch die Hinweise auf Licht und Jahreszeit zu verstehen, die Loos im Begleitheft zu den Panoramen macht. Ihnen zufolge ist die antike Stadt an einem Frühlingsmorgen dargestellt, steht also am Beginn des Tages und allen Wachstums. Das gegenwärtige Rom hingegen ist in „Sommer-Abendbeleuchtung“ gezeigt, womit zugleich Höhe- und Endpunkt einer Entwicklung angedeutet sind. Beide Panoramen und weitere Einzelgemälde präsentiert Loos in den 1850erJahren in norddeutschen und skandinavischen Städten, so u. a. in Düsseldorf, Berlin, Bremen, Hamburg, Kiel, Kopenhagen und Christiania (Oslo). Tafel 25 Friedrich Loos Blick auf die Ruine des Tempels der Venus und Roma mit dem Turm der Kirche Santa Francesca Romana im Hintergrund, 1889 Öl auf Leinwand, 71 x 90,5 cm Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig 104 Tafel 26 Friedrich Loos Ruine des Domes von Hamar in Norwegen, 1857 Öl auf Leinwand, 73 x 118 cm Privatbesitz Dyre Østby, Hamar 105 Tafel 27 Friedrich Loos Blick auf Klosterneuburg im Abendlicht, 1845 Öl auf Leinwand, 73 x 107 cm Stiftsmuseum Klosterneuburg 106 Tafel 28 Friedrich Loos (?) Blick auf Wien von Süden, um 1860 Öl auf Leinwand, 75 x 95,5 cm Kunsthandel Steinhauser, Graz 107 Tafel 29 Friedrich Loos An der Küste von Istrien, 1841 Öl auf Leinwand, 57,5 x 75,6 cm Residenzgalerie Salzburg 108 Tafel 30 Friedrich Loos Dünenstrand an der Ostsee, August 1887 Öl auf Papier auf Karton, 24 x 34 cm Belvedere, Wien 109 110 Tafelteil Tafel 31 Friedrich Loos Kloster Cismar bei Grömitz in Holstein, 1860 Öl auf Leinwand, 36 x 30 cm Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig Tafel 32 Friedrich Loos Holsteinische Bauernkate um 1860 Öl auf Papier, 18,4 x 26 cm Privatbesitz 111 Tafel 33 Friedrich Loos Landschaft bei Waterneverstorf in Holstein, um 1860 Öl auf Leinwand, 38 x 50 cm Kunsthalle zu Kiel 112 Tafel 34 Friedrich Loos Ostholsteinische Seenlandschaft mit Windmühle, um 1860/70 Öl auf Karton, 37 x 52 cm Kunsthandel Steinhauser, Graz 113 Rolf H. Johannsen B iografie F riedrich L oos 1 1797 Friedrich Loos wird am 29. Oktober 1797 in Graz geboren. Seine Eltern sind der Lederfärber Friedrich Adam Loos und dessen Ehefrau Susanna Regina, geb. Gabbin (oder Kopfin). Wie sein im Vorjahr geborener Bruder Karl wird Friedrich vom römisch-katholischen Kaplan der Pfarre Graz-Münzgraben, Rupert Leithner, in der Konfession seiner Eltern evangelisch getauft.2 Um 1800 Die Familie zieht nach Wien, „wo der Vater […] Bürger wurde“.3 Ob Letzteres den Erwerb des Bürgerrechts bedeutete, muss offenbleiben; ein entsprechender Hinweis fand sich in den Akten bis 1810 nicht.4 Für den Umzug kommen wirtschaftliche Gründe infrage, aber auch die Konfession der Familie. Anders als in Graz gab es in Wien eine lutherische Gemeinde, die gemeinsam mit der reformierten eine evangelische Schule in der Dorotheergasse unterhielt. Um 1805–1816 Bis zu seinem 14. Lebensjahr besucht Loos die evangelische Schule in Wien, wo Joseph Rebell (1787–1828) Zeichenunterricht erteilt. Im Anschluss besucht er für zwei Jahre die Realschule. Loos studiert 1812/13 für ein Semester an der Wiener Akademie der Künste. Um 1815 wird er Hilfslehrer an der evangelischen Schule in Wien. 1816–1821 Loos besucht die Wiener Akademie der bildenden Künste, die ihren Sitz im Gebäudekomplex des Annahofes zwischen Anna- und Johannesgasse im 1. Bezirk hat. Im Herbst 1817 beteiligt Loos sich an einer dreiwöchigen Exkursion, die Joseph Mössmer (1780–1845) mit seinen Studenten in die Gegend des Schneebergs unternimmt. Im Jahr darauf beginnt Loos zu radieren, später auch zu lithografieren. Im Sommer liegen die ersten Radierungen vor, darunter die Spitalkirche in Mödling (Abb. 2). Im März 1819 ist die Druckplatte zu Jacob van Ruisdaels Kleiner Waldlandschaft aus der kaiserlichen Galerie vollendet (Abb. 4). In den folgenden Jahren radiert und lithografiert Loos Werke aus der Sammlung des Präses der Akademie, Graf Anton Franz von Lamberg-Sprinzenstein (1740– 1822), und des Fürsten Nikolaus II. Esterházy (1765–1833). Im Haus des Grafen, der zu seinem Mentor wird, lernt Loos den Landschaftsmaler Johann Nepomuk Schödlberger (1779–1853) kennen, der ihn in der Ölmalerei unterrichtet und dessen Italienische Ideallandschaft er radiert.5 1820 ist Loos mit zwei Radierungen erstmals in der Wiener Akademie-Ausstellung vertreten.6 115 Friedrich Loos An der Küste von Istrien (Detail), 1841 Residenzgalerie Salzburg Abb. 55 Johann Michael Sattler, Friedrich Loos, Johann Josef Schindler Panorama von Salzburg, 1825–1829 Öl auf Leinwand, 4,8 x 25,8 m Salzburg Museum 1821 Loos unternimmt eine Wanderung durch die österreichischen Alpen, die er mit dem Verkauf einer Druckplatte an die Akademische Kunsthandlung finanziert.7 Das Gesuch um ein Reisedarlehen dürfte zuvor von der Akademie abgelehnt worden sein.8 Loos vollendet die im Vorjahr begonnene Serie der 6 Ansichten von Mödling.9 Vorbild sind Johann Christoph Erhards 6 Ansichten aus den Umgebungen des Schneebergs von 1818.10 Loos gibt die Lehrerstelle an der evangelischen Schule auf und erteilt stattdessen privat Zeichenunterricht. 1822 Loos wohnt „auf der Landstraße in der Rauchfangkehrergasse Nr. 78“ (heute Rasumofskygasse, 3. Bezirk).11 Er beteiligt sich erneut an der Wiener AkademieAusstellung. Im Juni stirbt Lamberg-Sprinzenstein, womit Loos „seinen besten Gönner und wohlwollendsten Rather“ verliert.12 1823 Schödlberger vermittelt Loos die Stelle eines Zeichenlehrers bei „Graf Zichy“.13 Loos begleitet den Grafen in die Kleinen Karpaten in der heutigen Slowakei. Ausweislich der Beschriftung einer Zeichnung, die die Rückenfigur eines stehenden Zeichners mit Skizzenbuch und Palette zeigt, hält Loos sich auch in Pressburg/Bratislava auf.14 1824 Loos kehrt nach Wien zurück. Der Leipziger Unternehmer, Landwirtschaftsreformer und Kunstsammler Maximilian Speck von Sternburg (1776–1856) wird auf Loos aufmerksam und fordert ihn zur Mitarbeit am Katalog seiner Gemäldesammlung auf. Speck unterhält ein Handelshaus in Wien, wo er in den Jahren um 1820 in größerem Umfang Gemälde u. a. aus den Sammlungen von Aloys Wenzel von Kaunitz-Rietberg (1774–1848), Wilhelm Friedrich von und zu Sickingen (1739–1818) und besonders Moritz von Fries (1777–1826) erwirbt.15 116 1825/26 Loos lebt in Leipzig und auf dem Gut der Familie Speck von Sternburg in Lützschena unweit der Stadt. Nebenher übt er sich im figürlichen Zeichnen (wohl an der Leipziger Zeichenakademie) und befasst sich an der Universität mit anatomischen Studien. Im Mai/Juni 1826 kehrt Loos über Dresden und Prag, wo er einige Wochen bleibt, nach Wien zurück.16 In Erinnerung an seinen Aufenthalt bei Speck von Sternburg erscheint 1826 das Heft mit acht Radierungen Lützschena mit einem Theil seiner Anlagen und Gartenverzierungen.17 1826–1835 Mitte August 1826 erreicht Loos Salzburg. Er arbeitet an Johann Michael Sattlers (1786–1847) Salzburg-Panorama mit (Abb. 55). Nach Vollendung des Panoramas 1829 bleibt Loos weiter in der Stadt, wo er in Fürst Friedrich zu Schwarzenberg (1809–1885) seinen bedeutendsten Auftraggeber findet.18 Eine Reise führt ihn nach München. Hinzu kommen Wanderungen u. a. in die Hohen Tauern und das Berchtesgadener Land.19 Loos ist als Grafiker und Maler gleichermaßen erfolgreich. 1832 beteiligt er sich mit fünf Motiven aus dem Salzburgischen wieder an einer Wiener Akademie-Ausstellung. Im selben Jahr heiratet Loos Juliane Zaunrith aus der bekannten Salzburger Buchhändlerfamilie.20 1835–1846 Friedrich und Juliane Loos ziehen 1835 nach Wien, wo sie von 1837 bis 1840 in Wieden in der Favoritenstraße 308 (heute Favoritenstraße 20) und 1841/42 in der Heugasse 103 (heute Prinz Eugen-Straße) wohnen.21 Mit in der Regel drei bis vier Werken beteiligt Loos sich an den Akademie-Ausstellungen. 1836 erwirbt die kaiserliche Galerie ein Bild von Loos (Taf. 10). Loos setzt seine Wander- und Reisetätigkeit fort, 1838 an den Neusiedler See, 1839 in die Steiermark (Abb. 13, Taf. 11) und 1840 nach Istrien (Taf. 29). Er liefert die Vorzeichnungen zu Lithografien in Das pittoreske Oesterreich oder Album der österreichischen Monarchie (6. und 25. Lieferung, Judenburger- und Brucker-Kreis 1840 und 1842).22 Von 1842 bis 1846 sind Loos und seine Frau in Klosterneuburg ansässig (Taf. 27, Abb. 56). 117 Abb. 56 Friedrich Loos Brunnenhaus im Klosterhof von Klosterneuburg, um 1843 Öl auf Leinwand, auf Pappe kaschiert, 25,8 x 40,2 cm H. W. Fichter Kunsthandel, Frankfurt am Main 1846–1852 Loos und seine Frau leben in Rom. Sie wohnen in der Via delle Quattro Fontane 29; ein Atelier bezieht Loos in der Via di Ripetta 192.23 Mit den beiden Panoramen von Rom (Abb. 14–18, Taf. 20–24) entstehen um 1850 die bedeutendsten Werke aus Loos’ römischen Jahren. Hinzu kommen Einzelgemälde und wenig Druckgrafik. 1852–1855 Im Juni 1852 verlassen Loos und seine Frau Rom mit dem Ziel Norddeutschland. Gegen Eintrittsgeld sind die Rom-Panoramen u. a. in Düsseldorf, Berlin, Bremen, Hamburg, Kopenhagen, Kiel und Christiania (Oslo) zu sehen. Von 1853 bis 1855 leben Loos und seine Frau in Bremen. Großherzog Peter II. von Oldenburg (1827–1900) wird auf Loos aufmerksam und fordert ihn auf, die Panoramen auch in seiner nahe gelegenen Residenzstadt zu zeigen. Weitere Ausstellungen in Oldenburg mit Werken von Loos folgen 1854, 1855 (zehn Gemälde), 1859 (elf Zeichnungen, Ansichten aus Eutin) sowie 1867 und danach, wohl überwiegend mit holsteinischen Landschaften.24 Abb. 57 Johann Martin Graack Friedrich Loos, um 1865 Porträtfotografie (Carte de visite) Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 1855–1890 Im November 1855 lassen Loos und seine Frau sich in endgültig in Kiel nieder (Abb. 20).25 Das Paar lebt anfangs in der Hassstraße Ecke Faulstraße, später am Wall 18 in der Kieler Altstadt.26 Ein Jahr nach seiner Ankunft unternimmt Loos seine letzte große Malerreise nach Norwegen. Danach zieht es ihn fast jährlich in die Holsteinische Schweiz, wo er für den ortsansässigen Adel, besonders aber für Peter II. von Oldenburg tätig ist. Als eine seiner letzten grafischen Arbeiten erscheint 1858 eine Folge von fünf Radierungen, die die wichtigsten Stationen in Loos’ künstlerischem Leben thematisieren, Salzburg, Wien, Italien (Lago Maggiore), Norwegen und Ostholstein (Eutin).27 Wiederholt stellt Loos in Kiel aus, u. a. auch die beiden Rom-Panoramen. Er ist Mitorganisator des überregional bedeu118 tenden Kieler Künstlerfestes von 1859. Weiters ist Loos Mitglied der Deutschen Kunstgenossenschaft, die ihre neunte Versammlung 1865 in Kiel abhält. Das Festprogramm, in dessen Rahmen auch das Schlachtfeld von Düppel bei Sonderburg besucht wird, steht ganz im Zeichen des preußisch-österreichischen Sieges über Dänemark im Jahr zuvor.28 Den Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 erlebt Loos in Kiel. Er bezeichnet ihn als „unseeligen Feldzug“.29 Größere Reisen unternimmt Loos wohl 1860 nach Wien sowie 1868 nach Dresden. Datierte und mit Ortsangaben versehene Zeichnungen belegen weiter Ausflüge und Wanderungen 1874 nach Sylt, 1875 nach Sonderburg (Abb. 59) und Düppel sowie 1877 nach Sankt Peter-Ording an der Nordsee.30 Anfang der 1880er-Jahre gibt Loos seine Reisetätigkeit auf. Anlässlich seines 85. Geburtstags wird ihm 1882 der preußische Kronenorden 4. Klasse verliehen.31 Hochbetagt stirbt Friedrich Loos am 9. Mai 1890 in Kiel. Seine Frau Juliane wird 1868 zum letzten Mal erwähnt. Abb. 58 Friedrich Loos Landschaft bei Waterneverstorf in Holstein, 1861 Öl auf Leinwand, 95,5 x 124,5 cm Privatbesitz 119 Abb. 59 Friedrich Loos Blick auf Stadt und Schloss Sonderburg und die Flensburger Förde, 1875 Bleistift und Aquarell auf Papier, 39 x 60 cm Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel 1 Grundlegend zur Biografie Andresen 1867. Andresens Ausführungen beruhen auf den Angaben von Loos, der nach Erhalt des Buches darauf hinweist, dass „an einigen unbedeutenden Unrichtigkeiten u Verwechslungen“ höchstwahrscheinlich er selbst schuld sei (Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel [im Folgenden: SHLB], Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 8.2. und 1.7.1867). 2 Diözesanarchiv Graz, Tauf- und Geburtsbuch der römisch-katholischen Pfarre Graz-Münzgraben, Bd. II, S. 518 (Karl Loos), Bd. III, S. 550 (Friedrich Loos). Der vollständige Taufname von Friedrich Loos lautet Joseph Fridericus Loos. Für Hinweise danke ich Dr. Alois Ruhri, Diözesanarchiv Graz. 3 Andresen 1867, S. 198. 4 Freundliche Auskunft des Magistrats der Stadt Wien, Magistratsabteilung 8, Wiener Stadt- und Landesarchiv. 5 Andresen 1867, S. 211, Nr. 6: „Die Landschaft nach Schödlberger.“ – Das Gemälde befand sich sicher im Besitz von Lamberg-Sprinzenstein, mit dessen Sammlung es an die Akademie der bildenden Künste in Wien gelangte; dort dann Kriegsverlust (vgl. Trnek 1989, S. 359, s. v. „Schödlberger, Johann Nepomuk“. Die Akademie besaß ursprünglich zehn Gemälde von Schödlberger, von denen fünf verschollen sind.). 6 Zu den Beteiligungen von Loos an den Wiener Akademie-Ausstellungen siehe S. 122–125 in diesem Band. 7 Andresen 1867, S. 201f. – Zur Akademischen Kunsthandlung Grabner 2004, S. 95–99. 8 Universitätsarchiv der Akademie der bildenden Künste Wien, VW 1821, fol. 286 (Darlehensgesuch). 9 Andresen 1867, S. 212, Nr. 9–14, Die Ansichten aus Mödling bei Wien. – Nebehay/Wagner 1981– 1991, Bd. 2, 1982, Nr. 375. – Siehe auch die Vorzeichnung zum Blatt In den Ruinen des Tempelritter Convents in Mödling, Albertina, Wien, Inv.-Nr. 25563. 10Nach Andresen 1867, S. 200, „kannte und bewunderte“ Loos die Arbeiten Erhards bereits 1817/18. 11 Böckh 1822, S. 267. Als Beruf ist Kupferstecher angegeben. 120 12 Andresen 1867, S. 202. 13 Andresen 1867, S. 202. Bei dem nicht näher bezeichneten Grafen dürfte es sich um Ferdinand Graf Zichy-Vásonykeő (1783–1862) oder um dessen Vater Karl I. Graf Zichy-Vásonykeő (1753– 1826) handeln. 14 Wien Museum, Inv.-Nr. 116926. 15 Ausst.-Kat. Leipzig/München 1998, passim. 16 Andresen 1867, S. 203. 17Nicht Andresen 1867. – Nachgewiesen Agrarhistorische Bibliothek Herrsching am Ammersee, Sign. I BB 22 39. 18 Andresen 1867, S. 204. 19 Belegt sind die Wanderungen durch datierte und mit Ortsangaben versehene Zeichnungen (vgl. S. 18 in diesem Band). 20 Paczkowski 1982, S. 167. Die in Salzburg beantragte Ehebewilligung datiert vom 28.8.1832. – Kaspar Zaunrith (gest. 1818) war der Vater, Leopold Zaunrith (gest. 1868) der Bruder von Juliane Loos. 21 Mittheilungen aus Wien 1832–1837, Heft 5, 1837, S. 64, und die entsprechenden Hinweise in den Katalogen der Wiener Akademie-Ausstellungen (siehe S. 122–125 in diesem Band). 22 Nebehay/Wagner 1981–1991, Bd. 2, 1982, Nr. 509. 23 Noack 1927, Bd. 2, S. 365. 24 Vgl. Gradel 2005, S. 116. 25 Schulte-Wülwer 2014. 26 SHLB, Friedrich Loos an Rudolph Weigel, Kiel, 18.3.1858. – Schulte-Wülwer 2014, S. 217. 27Andresen 1867, Nr. 22–26. Auf dem Titelblatt bezeichnet „Radirungen von Friedr: Loos, […] 1tes Heft, 1858.“. Weitere Hefte waren geplant, sind aber nicht erschienen (SHLB, Friedrich Loos an Rudolph Weigel, Kiel, 18.3.1858). Um 1870 scheint Loos die Idee zu einer entsprechenden Folge erneut aufgegriffen zu haben (vgl. Kunsthalle zu Kiel, Inv.-Nrn. AB.H2-356–359, Ansichten aus Schleswig-Holstein und vom Lago Maggiore, der Königstein in Sachsen, jeweils bez. und 1870 datiert). 28 Schorn 1866, S. 27–37 (Festbericht), S. 51–84 (Verzeichnis der Mitglieder), hier S. 71. – Eine Beschreibung beider Feste in: Kieler Neueste Nachrichten, Nr. 260, 4.11.1932 (Peter Hirschfeld, Fest von 1859) und Illustrirte Zeitung, Bd. 45, 1865, Nr. 1156, 26.8.1865 (weitgehend identisch mit Schorn 1866, S. 27–37), Wiederabdruck in: „Gäste im Lande. Kieler Künstlerfeste 1859 und 1865“, in: Kunst in Schleswig-Holstein, 11/1961, S. 77–102. 29 SHLB, Friedrich Loos an Andreas Andresen, Kiel, 30.11.1866. 30 Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett, SdZ Loos, Friedrich, Nr. 8, bez. u. l. „St. Peter / Orting / 1877.“, und Nr. 9, bez. u. l. „auf Sylt. Westerland 1874. FrLo.“. – Kunsthalle zu Kiel, Inv.-Nrn. SHKV 1939/40-148, -150, -151 und -155, die wiederaufgebaute Düppeler Mühle und das Schloss von Sonderburg, jeweils bez. und mit September 1875 datiert. 31 Kieler Zeitung, 12.11.1882. 121 Beteiligungen von Friedrich Loos an den Wiener Akademie-Ausstellungen W ie die meisten in Wien ansässigen Künstler beteiligte sich auch Friedrich Loos an den anfangs alle zwei Jahre, ab 1834 dann jährlich stattfindenden Ausstellungen der Wiener Akademie der bildenden Künste. Diese Ausstellungen waren Leistungs- und Verkaufsschau in einem. Die Angaben in den Katalogen beschränken sich zumeist auf den Namen des Künstlers, den Titel des Werkes und eine pauschale Nennung der Technik. Darüber hinaus finden sich gelegentlich Hinweise zum Besitzer sowie in zwei Katalogen Angaben zum Preis, der üblicherweise in der Ausstellung zu erfragen war. Zu den in den Katalogen gelisteten Werken kam in der Regel noch eine unbekannte Anzahl sogenannter „nachträglicher Einreichungen“. Im Folgenden werden die Beteiligungen von Loos aufgeführt. Wörtlich übernommen sind jeweils die kursiv gesetzten Werktitel inklusive eventueller weiterer Informationen. Hinzu kommt der Hinweis, wenn ein Werk verkäuflich ist („*“). Ist keine Technik angegeben, handelt es sich um ein Ölgemälde. Die Titel der Kataloge weichen zum Teil leicht voneinander ab und sind hier nicht im Einzelnen aufgeführt. Der Titel des Katalogs von Loos’ erster Beteiligung an einer Akademie-Ausstellung lautet Kunstwerke, öffentlich ausgestellt im Gebäude der Österreichisch-kaiserlichen Akademie der bildenden Künste bey St. Anna im Jahre 1820. 1820 S. 6, Nr. 60: Landschaft. Nach Artois. Radirt von Friedr. Loos. S. 7, Nr. 69: Landschaft. Gegend in Italien. Nach J. N. Schödlberger. Radirt von Friedr. Loos. 1822 S. 4, Nr. 43: Landschaft. Nach Artois. Radirt von Fried. Loos. 1824–1830 sind keine Ausstellungsbeteiligungen nachgewiesen. 1832 S. 17, Nr. 84: Aussicht von der Stadt Salzburg nach Aigen.1 S. 17, Nr. 86: Aussicht vom Mönchsberge in Salzburg. S. 18, Nr. 113: Panorama von Salzburg, vom Mönchsberge aus aufgenommen. (Vgl. Taf. 5) S. 22, Nr. 171: Eine Partie auf dem Gemsekogel in Gastein bey Abendbeleuchtung. S. 25, Nr. 205: Eine Partie auf dem Mönchsberge in Salzburg. 1834 ist keine Beteiligung nachgewiesen. 122 1835 S. 12, Nr. *42: Salzburgische Alpengegend: die Poch- und Wasch-Werke des GoldBergwerkes am hohen Sonnenblick in der Rauris. S. 12, Nr. *44: St. Pongraz an den Ruinen der alten Veste Haunsberg bei Salzburg.2 1836 S. 9, Nr. 121: Das Fuscherbad im Pinzgau. Gouache S. 9, Nr. 125: Ruine einer alten Kirche im Fuscherbad. Gouache S. 11, Nr. *33: Das Schloß Fischhorn im Pinzgau. S. 16, Nr. *145: Die Ramsau bei Berchtesgaden. (Taf. 10) 1837 S. 14, Nr. *59: Alpengegend aus dem Tauerngebirge bei Gastein. S. 16, Nr. *97: Gebirgsgegend. S. 16, Nr. *100: Gaisbergalpe bei Salzburg, mit einem ländlichen Feste. S. 19, Nr. *164: Baumstudium. 1838 wohnhaft in Wieden, Favoritenstraße 308 S. 15, Nr. *132: Landschaft, die Sensenschmiede Roßleithen bei Spital [am Pyhrn] im Traunkreise. S. 16, Nr. 152: Salzburgische Gebirgsgegend. 1839 wohnhaft in Wieden, Favoritenstraße 308 S. 16, Nr. 157: Rust am Neusiedlersee. (Vgl. Taf. 17) S. 17, Nr. *179: Parthie bei Rust am Neusiedlersee, bei Mittagsbeleuchtung. S. 18, Nr. *186: Stadtthor von Rust am Neusiedlersee, bei aufgehender Sonne. S. 22, Nr. *298: Weihnacht. 1840 wohnhaft in Wieden, Favoritenstraße 308 S. 19, Nr. *284: Parthie von der Riegersburg in Steiermark. S. 19, Nr. *291: Der Buchberg im Ennsthale, bei Abenddämmerung. 123 1841 wohnhaft in Wieden, Heugasse 103 S. 25, Nr. 369: Ansicht von Altmannsdorf mit der Fernsicht gegen Mödling (Eigenthum des Herrn Johann Hoffmann). (Vgl. Abb. 12) S. 27, Nr. *407: Windstille vor einem Gewittersturm, Studium bei Pirano in Istrien. (Vgl. Taf. 29) S. 28, Nr. *431: Die Villa Volparia bei Pirano in Istrien. Außer Katalog: Parthie aus einem ungarischen Dorfe.3 1842 wohnhaft in Wieden, Heugasse 103 S. 4, Nr. *15: Landschaft, nach Artois, radirt. S. 17, Nr. *150: Der Leopoldsberg mit der Fernsicht gegen das Marchfeld. Öl 1843 wohnhaft in Klosterneuburg 375 S. 5, Nr. 33: Parthie von Klosterneuburg, erster galvanographischer Versuch. S. 12, Nr. *101: St. Martin zu Klosterneuburg. S. 23, Nr. *328: Fernsicht von Habersfeld gegen Tuln.4 S. 24, Nr. *330: Aussicht von Klosterneuburg gegen den Bisamberg. 1844 wohnhaft in Klosterneuburg 378 S. 11, Nr. *68: Partie von Klosterneuburg. S. 22, Nr. *298: Klosterneuburg. S. 22, Nr. *300: Die Waldcapelle nach Motiven der alten Capelle in Tuln und deren Umgebung. 1845 wohnhaft in Klosterneuburg 378 S. 17, Nr. *219: Fernsicht gegen Wien vom Bisamberge aus. (Taf. 15) S. 19, Nr. *277: Dürnstein an der Donau. S. 20, Nr. 294: Das Schweizer Haus auf der Mauer. (Eigenthum des Herrn Ritters von Mack.) S. 20, Nr. *297–298: Ansicht des Leopoldsberges vom Kahlenberge aus; – Au-Parthie bei Klosterneuburg. 1846 wohnhaft in Klosterneuburg Nr. 378 S. 25, Nr. 278: Fernsicht vom Kahlenberg gegen Klosterneuburg 250 fl.5 S. 26, Nr. 286: Parthie von Waidhofen an der Ybs 350 fl. S. 26, Nr. 287: Ansicht des Ortes Mauer bei Wien, Eigenthum des Hrn. von Mack. 1847 ist keine Beteiligung nachgewiesen.6 124 1848 wohnhaft in Wien, Obere Breunerstraße Nr. 1136 S. 22, Nr. 348: Theil des Colosseums in Rom. Von Friedrich Loos. (Eigenthum des Herrn Doctor Gredler.)7 S. 22, Nr. 349: Ansicht von Terracina mit der Fernsicht über das Meer, den Monte Circello und die pontinischen Sümpfe. Von Friedrich Loos 350 fl. 1849 wohnhaft in Rom S. 11, Nr. 144: Ansicht von Wien vom Bisamberge. Von Friedr. Loos. Vom Kunstvereine als unbehobener Gewinnst zur neuerlichen Verloosung bestimmt. (Taf. 15) Weitere Beteiligungen von Loos an den Akademie-Ausstellungen konnten nicht nachgewiesen werden. 1 Vgl. Mittheilungen aus Wien 1832–1837, Bd. 1, Heft 1, 1832, S. 98f., lobende Erwähnung von Nr. 84 und Nr. 113. 2 Beide Werke waren 1837 im Danziger Kunstverein und danach in Stettin ausgestellt; vgl. MeyerBremen 2005, S. 67, Katalog von 1837, S. 24: „Friedrich Loos, in Wien. / 296. * Ansicht des Goldbergwerks von Kolben-Saigern im Salzburgschen. / 297. * Ansicht der Wallfahrtskirche zu St. Pankraz im Salzburgschen.“ 3Vgl. Oesterreichisches Morgenblatt, 6/1841, Nr. 54, 5.5.1841, S. 226, dort als nachträgliche Einreichung genannt. 4Vgl. Sonntags-Blätter [für heimatliche Interessen], 2/1843, Nr. 25, 18.6.1843, Beilage, Nr. 7, S. 600, und Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 16, 1867, S. 28, dort als „Panorama der Hochwand bei Dornbach“ bezeichnet. 5 Der für das Bild verlangte Preis liegt im Vergleich im oberen Bereich. 6Laut Morgenblatt für gebildete Leser, Kunstblatt, 28/1847, Nr. 56, 18.11.1847, S. 223, kaufte der Wiener Kunstverein eine „römische Studie“ von Loos an. 7 Siehe S. 17 in diesem Band. 125 Friedrich Loos im Belvedere Nach Jacques d’Arthois Waldlandschaft, 1820 Radierung, 39 x 49 cm (Platte) Bez., sign. und dat. in der Platte l. u.: Jac. d’Artois pinx.; r. u.: Friedr. Loos sculp. 1820.; Mitte u.: Das Originalgemählde befindet sich in der Gallerie Sr Durchlaucht des Fürsten Esterházy von Galantha Inv.-Nr. 7631 1987 Schenkung Margarete Troll, Wien Der Mönchsberg in Salzburg mit dem Josefsturm, 1826 (Auch: Der Mönchsberg in Salzburg mit dem Pulverturm) Öl auf Papier auf Karton, 37 x 52 cm Sign. und dat. r. seitl.: F. L. / 1826. Inv.-Nr. 3284 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt, Halle an der Saale. – 1934 Ludwigs Galerie München. – 1934 Widmung Dr. Oskar Reinhart, Winterthur Dame am Fenster mit Spinnrocken, um 1830/40 Öl auf Papier auf Karton, 29,5 x 23,5 cm Inv.-Nr. 5466 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt, Berlin. – Graphisches Kabinett Günther Franke, München (= Aukt.-Kat. München 1937, Nr. 5, mit Abb.). – 1937 Martin Bormann, Pullach. – 1961 Überweisung vom Bundesdenkmalamt 126 Blick vom Salzburger Mönchsberg auf die Festung Hohensalzburg, um 1830 Öl auf Karton, 30 x 40,5 cm Inv.-Nr. 3181 1930 Ankauf Wolfgang Jess, Dresden Das Militärwachthaus und der Josefsturm auf dem Salzburger Mönchsberg, 1835 Öl auf Papier auf Karton, 29 x 41,5 cm Sign. und dat. Mitte u. (geritzt): Friedr. Loos 5t May / 835. / Salzburg Inv.-Nr. 5465 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt, Berlin. – Graphisches Kabinett Günther Franke, München (= Aukt.-Kat. München 1937, Nr. 28, mit Abb.: Der Falkenturm auf dem Mönchsberg). – 1937 Martin Bormann, Pullach. – 1961 Überweisung vom Bundesdenkmalamt Die Ramsau bei Berchtesgaden, 1836 Öl auf Leinwand, 58 x 73,5 cm Sign. und dat. r. u.: Fried. Loos 1836 Inv.-Nr. 3776 1836 Ankauf auf der Wiener Akademie-Ausstellung für die kaiserliche Gemäldegalerie. – 1940 Übernahme aus dem Kunsthistorischen Museum, Wien Motiv aus Oberschützen, wohl 1838 Öl auf Leinwand, 24 x 32 cm Sign. r. u.: Fried: Loos. p.; bez. und dat. Mitte u.: in Oberschützen / 1838 [?] Inv.-Nr. 3919 1943 Ankauf Richard Kirnbauer, Wien 127 Blick auf Eisenerz, 1839 Öl auf Papier auf Karton, 28,5 x 40 cm Bez., sign. und dat. r. u. (geritzt): Eisenerz. / Fr. Loos f. 1839 Inv.-Nr. 5464 Nachlass des Künstlers (?) – Dr. Alois J. Schardt, Berlin (?) – Graphisches Kabinett Günther Franke, München (?) (= Aukt.-Kat. München 1937, Nr. 15: Stadt in Steiermark mit Blick aufs Gebirge). – 1937 Martin Bormann, Pullach. – 1961 Überweisung vom Bundesdenkmalamt Baumgruppe auf dem Kahlenberg mit Blick auf Wien, um 1840 Öl auf Papier auf Karton, 39 x 43 cm Inv.-Nr. 3751 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt. – 1939 Ankauf Kunsthandlung L. T. Neumann, Wien Spaziergänger in einer Waldlandschaft, 1840 Öl auf Papier auf Karton, 20,5 x 26 cm Sign. und dat. l. u.: F. L. 1840. Inv.-Nr. 5467 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt, Berlin. – Graphisches Kabinett Günther Franke, München (= Aukt.-Kat. München 1937, Nr. 34). – 1937 Martin Bormann, Pullach. – 1961 Überweisung vom Bundesdenkmalamt Monte Cavo bei Albano, 1854 Öl auf Leinwand, 43,5 x 65,5 cm Sign. und dat. r. u: Fried. Loos. p. / 1854 Inv.-Nr. 6394 1980 Ankauf aus Privatbesitz, Münster in Westfalen 128 Dünenstrand an der Ostsee, 1887 Öl auf Papier auf Karton, 24 x 34 cm Sign. und datiert r. u. (geritzt): August 87. FrL. Inv.-Nr. 4794 Nachlass des Künstlers. – Dr. Alois J. Schardt, Berlin. – 1955 Ankauf Kunsthandel W. A. Luz, Berlin Friedrich Loos (?) Blick von der Hütteneckalm auf den Hallstätter See und den Dachstein, um 1830/35 Öl auf Holz, 36,5 x 51 cm Inv.-Nr. 5158 1956 Ankauf Kunsthandlung Schebesta, Wien 129 Literaturverzeichnis Akademie-Ausstellung Kunstwerke, öffentlich ausgestellt im Gebäude der Österreichisch-kaiserlichen Akademie der bildenden Künste bey St. Anna … [und abweichende Titel], Wien 1820ff. Albrecht 1994 Uwe Albrecht, „Vom Universitätszeichenlehrer zum Lehrstuhl für Kunstgeschichte“, in: Kunstgeschichte in Kiel. 100 Jahre Kunsthistorisches Institut der Christian-AlbrechtsUniversität, Kiel 1994, S. 9–24. Aletta/Monticelli 2002 Anna Aletta/Manuela Monticelli, Volumi antichi. Libro aperto sulla città (= Museo di Roma, le collezioni), Rom 2002. Andresen 1866 Andreas Andresen, Die Deutschen Maler-Radirer (PeintresGraveurs) des neunzehnten Jahrhunderts, nach ihren Leben und Werken, Bd. 1, Leipzig 1866, S. 76–113 (Carl Sprosse). 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Hamburger Kunsthalle, 26.10.2012– 27.1.2013; Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek, 21.2.–26.5.2013, München 2012. Ausst.-Kat. Leipzig/München 1998 Herwig Guratzsch (Hg.), Maximilian Speck von Sternburg. Ein Europäer der Goethezeit als Kunstsammler, Ausst.-Kat. Museum der bildenden Künste Leipzig, 16.7.–13.9.1998 und 26.8.–24.10.1999; Haus der Kunst München, Frühjahr 2000, Leipzig 1998. Ausst.-Kat. Lübeck 1988 Holstein, wie es sich wirklich gezeiget. Künstler entdecken eine Landschaft 1800–1864, Ausst.-Kat. Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck, 10.7.–28.8.1988, Lübeck 1988. Ausst.-Kat. Lübeck 2010 Alexander Bastek/Achatz von Müller (Hg.), Kunst, Küche und Kalkül. Carl Friedrich von Rumohr (1785–1843) und die Entdeckung der Kulturgeschichte, Ausst.-Kat. Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck, 19.9.2010–16.1.2011, Petersberg 2010. Ausst.-Kat. Rom 2000a Mario Gori Sassoli (Hg.), Roma veduta. Disegni e stampe panoramiche della città dal XV al XIX secolo, Ausst.-Kat. Palazzo Poli, Rom, 30.9.2000–28.1.2001, Rom 2000. Ausst.-Kat. Rom 2000b Roma vista dall’alto. Panorami della città nell’Ottocento, Ausst.-Kat. Paolo Antonacci, Rom, Rom 2000 Ausst.-Kat. Rom 2005 Imago Urbis Romae. L’immagine di Roma in età moderna, Ausst.-Kat. Musei Capitolini, Rom, 11.2.–15.5.2005, Rom 2005. Ausst.-Kat. Rom 2006 Un Panorama della Roma antica di Friedrich Loos (1797– 1890) e Acquisizione recenti, Ausst.-Kat. Paolo Antonacci, Palazzo Venezia, Rom, 20.–29.10.2006, Rom 2006. Ausst.-Kat. Rom 2008 Roma, la magnifica visione. Vedute panoramiche del XVIII e XIX secolo dale collezioni del Museo di Roma, Ausst.-Kat. Museo di Roma, 15.11.2008–19.4.2009, Rom 2008. Ausst.-Kat. Rom/München 2010 Una raccolta di panorami di Roma del XIX secolo, Ausst.Kat. Paolo Antonacci, Biennale Internazionale di Antiquariato, Palazzo Venezia, Rom, 1.–10.10.2010, Haus der Kunst München, Highlights Internationale Kunstmesse, 22.10.–1.11.2010, Rom 2010. Ausst.-Kat. Wien 2001 Sabine Grabner/Claudia Wöhrer (Hg.), Italienische Reisen. Landschaftsbilder österreichischer und ungarischer Maler. 1770–1850, Ausst.-Kat. Österreichische Galerie Belvedere, Wien, 9.11.2001–3.2.2002, Wien 2001. Baum 1968 Elfriede Baum, „Salzburger Landschaften von Friedrich Loos“, in: Mitteilungen der Österreichischen Galerie, 12/1968, Nr. 56, S. 47–70. Böckh 1822 Franz Heinrich Böckh (Hg.), Wiens lebende Schriftsteller, Künstler und Dilettanten im Kunstfache. Dann Bücher-, Kunst- und Naturschätze und andere Sehenswürdigkeiten dieser Haupt- und Residenz-Stadt. Ein Handbuch für Einheimische und Fremde, Wien 1822. Börsch-Supan 1998 Helmut Börsch-Supan, „Ferdinand Oliviers Wochentagszyklus“, in: Morath 1998, S. 99–109. Cartocci 2003 Alessandro Cartocci, „Le ‚Panorama de Rome en 1849‘ de Léon Philippet. Remarques sur un tableau perdu, les modèles retrouvés et une équivocque enfin résolue“, in: Ausst.-Kat. Charleroi 2003, S. 114–119. Christoffel 1937 Ulrich Christoffel, Friedrich Loos 1797/1890. Ein unbekannter Maler aus dem Salzkammergut. Mit einer Einführung von Ulrich Christoffel, München 1937. Comment 1999 Bernard Comment, Das Panorama. Die Geschichte einer vergessenen Kunst, Berlin 1999. De Rosa/Trastulli 2004 Pier Andrea de Rosa/Emilio Trastulli, Roma perenne, Rom 2004. Eberlein 1934 Kurt Karl Eberlein, „Friedrich Loos. Ein vergessener Landschaftsmaler“, in: Westermanns Monatshefte, Bd. 156, I, Heft 933, Mai 1934, S. 221–228. Ergenzinger 1872 Julius Ergenzinger, Bis zur Bürgerschule. Geschichte der vereinigten evangelischen Schule in Wien von 1794–1870, Wien 1872. Forster 1967 Kurt W. 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Mittheilungen aus Wien 1832–1837 Franz Pietznigg (Hg.), Mittheilungen aus Wien. Zeitgemälde des Neuesten und Wissenswürdigsten aus dem Gebiete der Künste und Wissenschaften […], Wien 1832–1837. Morath 1998 Wolfram Morath (Hg.), Sommerreisen nach Salzburg im 19. Jahrhundert. Ergebnisse eines interdisziplinären Symposiums, Berlin, 27. bis 29. Oktober 1994 (= Carolino Augusteum. Salzburger Museum für Kunst- und Kulturgeschichte, Jahresschrift 43/44, 1997/98), Salzburg 1998. Müller-Tamm 1991 Pia Müller-Tamm, Rumohrs „Haushalt der Kunst“. Zu einem kunsttheoretischen Werk der Goethezeit, Hildesheim/ Zürich/New York 1991. Nebehay/Wagner 1981–1991 Ingo Nebehay/Robert Wagner, Bibliographie altösterreichischer Ansichtenwerke aus fünf Jahrhunderten. Die Monarchie in der topographischen Druckgraphik von der Schedel’schen Weltchronik bis zum Aufkommen der Photographie, 3 Bde., Registerbd., 2 Ergänzungsbde., Graz 1981–1991. 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Telesko 2004 Werner Telesko, „Zum Sinngehalt der lithographischen Serie ‚Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtesgaden …‘ (1823) von Ferdinand Olivier. Natur und Religion in der Kunst der Nazarener“, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 58/2004, Heft 1, S. 62–72. Trnek 1989 Renate Trnek (Bearb.), Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien. Illustriertes Bestandsverzeichnis, Wien 1989. Wagner 1967 Walter Wagner, Die Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien, Wien 1967. Wichmann 1996 Siegfried Wichmann, Münchner Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Meister – Schüler – Themen, Weyarn o. J. (1996). Wiese 1997 Kerstin Wiese, „Louis Gurlitts Jugend und frühe Künstlerausbildung in Hamburg und Altona“, in: Ausst.-Kat. Hamburg/Flensburg/Nivaa 1997, S. 11–26. 133 Autorinnen und Autoren Agnes Husslein-Arco, seit 2007 Direktorin des Belvedere in Wien, ist Kunsthistorikerin, Kuratorin zahlreicher Ausstellungen zur klassischen Moderne und zur zeitgenössischen Kunst sowie Autorin und Herausgeberin wissenschaftlicher Publikationen. Sie studierte Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Wien sowie an der Sorbonne und an der École du Louvre in Paris und promovierte in Wien. 1981 eröffnete sie die Wiener Filiale von Sotheby’s, deren Geschäfte sie bis 2000 lenkte. Zusätzlich übernahm sie ab 1988 die Geschäftsführung für die Sotheby’s-Dependancen in Budapest und Prag. In den 1990er-Jahren war Agnes Husslein-Arco Director of European Development im Solomon R. Guggenheim Museum in New York, von 2001 bis 2003 Direktorin des Rupertinums in Salzburg und von 2003 bis 2005 Gründungsdirektorin des Museums der Moderne Salzburg. Von 2002 bis 2004 organisierte sie den Aufbau des MMKK – Museum Moderner Kunst Kärnten in Klagenfurt am Wörthersee. Alexander Bastek, geboren 1973 in Essen, studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie in Bochum, Pisa und Hamburg. Er promovierte 2005 mit einer Arbeit über Ferdinand Brütt und das städtisch-bürgerliche Genre um 1900. Nach Stationen am Niedersächsischen Landesmuseum Hannover und am Museum Giersch in Frankfurt am Main leitet Alexander Bastek seit 2008 das Museum Behnhaus Drägerhaus in Lübeck. Er kuratierte und organisierte Ausstellungen zur Kunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, u. a. Carl Friedrich von Rumohr und die Entdeckung der Kulturgeschichte (2010), Edvard Munch. Holzschnitte (2011), Der schwedische Impressionist Anders Zorn (2012), Lyonel Feininger. Lübeck – Lüneburg (2013) und zuletzt Thomas Mann und die bildende Kunst. Seit 2010 hat er verschiedene Lehraufträge am kunstgeschichtlichen Seminar der Universität Hamburg und der Leuphana Universität Lüneburg. Rolf H. Johannsen studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Kiel und Amsterdam. Nach der Promotion 2000 war er als Sachbuchautor sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften tätig. Es folgten Mitarbeiten an der Nationalgalerie Berlin (u. a. Bestandskatalog der Skulpturen der Alten Nationalgalerie, Katalog des Fremdbesitzes), am Forschungszentrum europäischer Aufklärung in Potsdam und am Sonderforschungsbereich „Ereignis Weimar-Jena. Kultur um 1800“ an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Von 2009 bis 2013 war er wissenschaftlicher Leiter des Forschungsprojekts „Das Erbe Schinkels“ am Berliner Kupferstichkabinett und Kokurator der Ausstellung Karl Friedrich Schinkel – Geschichte und Poesie, die 2012/13 in Berlin und München gezeigt wurde. Seit September 2013 ist Rolf H. Johannsen als Kurator im Belvedere tätig. 134 Peter Peer studierte Kunstgeschichte an der Karl-Franzens-Universität in Graz und promovierte über österreichische Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Anschließend organisierte er Ausstellungen und arbeitete als kuratorischer Assistent im Stadtmuseum Graz und beim steirischen herbst. Seit 2000 ist er in der Neuen Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum als wissenschaftlicher Mitarbeiter, seit 2006 ebendort als Kurator der Sammlungen Grafik und Fotografie tätig. Seit 2011 ist er Leiter der Abteilung Moderne und zeitgenössische Kunst am Universalmuseum Joanneum (Neue Galerie Graz und Kunsthaus Graz). Seine Forschungs- und Publikationstätigkeit konzentriert sich auf die österreichische Malerei und Grafik vom 19. Jahrhundert bis in die Zwischenkriegszeit mit Schwerpunkten auf der Kunsttopografie der Steiermark sowie der österreichischen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert. Seit 2004 nimmt Peter Peer Lehraufträge an der Karl-Franzens-Universität Graz vor allem zur österreichischen Kunst des 19. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wahr. Andreas Stolzenburg studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Regensburg und Wien. Nach der Promotion im Jahr 1992 über den italienischen Maler Giuseppe Craffonara (1790–1837) war er Stipendiat am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, von 1992 bis 1994 wissenschaftlicher Volontär an der Staatsgalerie Stuttgart und ab 1995 wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste Leipzig; dort zahlreiche Ausstellungsprojekte, u. a. zu den Zeichnungen Salvator Rosas und Max Beckmanns. Von 1995 bis 1998 übernahm er Lehraufträge an den Universitäten Halle und Leipzig, 1999 war er Stipendiat an der Bibliotheca Hertziana in Rom. Seit 2000 ist Andreas Stolzenburg Leiter des Kupferstichkabinetts der Hamburger Kunsthalle, wo er viele Ausstellungen sowie Bestandskataloge der Altmeisterzeichnungen und die digitale Erschließung der Gesamtbestände des Kupferstichkabinetts initiierte. Zusätzlich nimmt er Lehraufträge an der Universität Hamburg wahr. In der Hamburger Kunsthalle kuratiert er eine Ausstellungsreihe zur deutschen Landschaftsmalerei in Rom um 1800: Jakob Philipp Hackert (2008), Johann Christian Reinhart (2012) und Franz Ludwig Catel (2015). 135 Impressum Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung Friedrich Loos – Ein Künstlerleben zwischen Wien, Rom und dem Norden vom 27. März bis 12. Juli 2015 im Belvedere, Wien. Direktorin: Agnes Husslein-Arco Kurator: Rolf H. Johannsen Österreichische Galerie Belvedere Prinz Eugen-Straße 27 1030 Wien Publikation Herausgeber: Agnes Husslein-Arco, Rolf H. Johannsen Gestaltung und Satz: Peter Baldinger Lektorat: Katharina Sacken Druck und Bindung: Ueberreuter Print GmbH, Korneuburg Gedruckt in Österreich. © 2015 Belvedere, Wien und die Autoren Alle Rechte vorbehalten. ISBN: 978-3-902805-69-0 Bildnachweis Albertina, Wien: Abb. 1, 4–5; Altonaer Museum, Hamburg: S. 64, Abb. 49; Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek: Abb. 10–11, 38–41; Belvedere, Wien: Abb. 26–28, 30, 33–35, Taf. 1–2, 7–8, 10–13, 16, 18, 30, S. 126–129; Bibliotheca Hertziana, Rom: Abb. 36; Courtesy Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien: S. 76–77, Taf. 14; Focke-Museum Bremen: Abb. 26; Fotografia Felici SNC Roma: Abb. 14–18; Foto: Walter Bayer, München: Abb. 29; Galerie Kovacek, Spiegelgasse, Wien: Taf. 17; H. W. Fichter Kunsthandel, Frankfurt am Main: Abb. 56; Kunsthalle Hamburg / bpk, Foto: Christoph Irrgang: Abb. 6, 9, 23; Kunsthalle Hamburg / bpk: Abb. 37, 44, 47, 50, 52, 54; Kunsthalle zu Kiel, Foto: Martin Frommhagen: Abb. 48, 51, Taf. 19, 33; Kunsthandel Steinhauser Graz – Foto Baldur, Graz: Taf. 28, 34; Kunsthaus Lempertz / Foto: Sascha Fuis Photographie, Köln: Abb. 45; Kunsthistorisches Museum Wien: Abb. 3; Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Schleswig: Abb. 8, 21, Taf. 25, 31; Land Niederösterreich, Landessammlungen Niederösterreich, Foto: Christoph Fuchs: Abb. 12, 31; Land Niederösterreich, Landessammlungen Niederösterreich, Foto: Wolfgang Bernhart: Abb. 29; Museo di Roma, Gabinetto delle Stampe, Roma: Abb. 43; Museum Behnhaus Drägerhaus, Lübeck: Abb. 46, 53; Neue Galerie Graz am Universalmuseum Joanneum, Foto: N. Lackner, UMJ: Abb. 2, 13, S. 34, Abb. 25, 32; Privatbesitz: Taf. 32; Privatsammlung, Norwegen: Taf. 26; Privatbesitz, Foto: Michaela Hegenbarth: Abb. 58; Privatbesitz, Hamburg: Abb. 42; Residenzgalerie Salzburg, Aufnahme Fotostudio Ghezzi, Oberalm: S. 4, Taf. 3, 9, 29, S. 114; Salzburg Museum: Cover, S. 8, Taf. 5, 6, Abb. 55; Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel: Abb. 20, 57, 59; Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Foto: Andres Kilger: S. 50, Taf. 20–24; Stift Klosterneuburg, Foto: Michael Himml: Taf. 27; Wien Museum: Abb. 7, 24, Taf. 4, 15. Cover: Friedrich Loos, Innerer Stein und Kapuzinerkloster in Salzburg (Detail), 1846, Salzburg Museum Partner der Ausstellungsserie: 136
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