Methodik des O2C Messparameter Die neue optische Methode bestimmt den mikrovaskulären Blutfluss, die postkapilläre Sauerstoffsättigung und die lokale Hämoglobinmenge, die den mikrovaskulären Füllungszustand und die Gefässdichte repräsentiert. Lichtausbreitung im Gewebe Der Gewebespektrometrie liegen zwei unterschiedliche optische Techniken zugrunde, bei der Licht eines kontinuierlichen Spektrums an Wellenlängen zur Bestimmung von Sauerstoffsättigung und Hämoglobinmenge (Weisslichtspektrometrie) und Licht einer spezifischen Wellenlänge (Laser-Doppler Technik) zum Einsatz kommen. In Gewebe eingestrahltes Licht wird an den Mitochondrien gestreut, wodurch sich die Ausbreitungsrichtung ändert und Remissionsmessungen mit Signaldetektion parallel zur Lichteinstrahlung ermöglich werden. Durch die Streuung wird die Intensität des Lichts verändert, allerdings nicht die Farbe. Zusätzlich wird das Licht wellenlängenabhängig von Blutfarbstoffen, v.a. dem Hämoglobin in Abhängigkeit von dessen Sauerstoffsättigung abgeschwächt (absorbiert) und damit die Farbe des Lichtes verändert. 80 Weißlicht SO2 relHb 60 40 Laser-Licht 20 I 0 λ λ 500 540 580 620 Farbiges Licht Messparameter Flow Velocity Laser-Licht Optische Sonde Schematischer Weg der Photonen im Gewebe Streuung des Lichtes an Mitochondrien Veränderung in Farbe und Intensität durch Erythrozyten S Mikrovaskuläre Blutgefäße f1 f2 Frequenzänderung (f2=f1+∆f ) verursacht durch bewegte Erythrozyten Gewebe Seite 1 A. Krug, LEA Medizintechnik, Gießen Abbildung 2: Schema der Lichtausbreitung im Gewebe zur Erörterung der spektrometrischen Oxygenierungsbestimmung mit Weißlicht und des Blutflusses aus der Doppler-Messung an den bewegten Erythrozyten. Das Licht, das an einer Stelle an der Oberfläche des Gewebes eingestrahlt wird, kann in abgeschwächter Form und Flow Flow Detektion 1 Illumination Velocity Velocity farbverändert SO2 wieder detektiert Detektion 2 SO2 relHb werden. Der relHb Abstand zwischen Glasfaser-Sonde der Stelle, an der Oberflächennahe das Licht in das Messungen Gewebe eingestrahlt (z.B. in Haut) O. wird und der Stelle Farbiges Licht an der das Licht an der Oberfläche wieder detektiert Laser-Licht Messungen in der Tiefe Schematischer wird, definiert nun (z.B. im Skelettmuskel) Lichtweg durch das maßgeblich die Gewebe in verschiedenen Tiefen Detektionstiefe des Lichtes. Dieser Abbildung 3: Messungen sind in verschiedenen Tiefen möglich durch Abstand zwischen Veränderung der Separation Illuminations- und Detektionsstelle wird auch als Separation bezeichnet, siehe Abbildung 3. Durch beispielsweise eine Vergrößerung dieser Separation kann das Licht aus einer größeren Tiefe detektiert werden (Detektion 2 in Abbildung 3). Es lassen sich durch die Auswahl einer Separation und eines geeignetem Wellenlängenbereichs beliebige Detektionstiefen von etwa 100 µm bis zu 15 mm definieren, so dass mit geeigneten Sonden beispielsweise Gewebe wie Mukosa oder Haut, Muskel und Knochen völlig nicht invasiv mit Licht erfasst werden können. Laser-Doppler Im O2C kommt Licht in zwei verschiedenen Formen zum Einsatz, als Weißlicht und als LASER. Das Laserlicht ist unter anderem charakterisiert durch eine einzige Wellenlänge/Frequenz. Trifft das Laserlicht auf einen bewegten Erythrozyten, so werden die Lichtwellen in ihrer Frequenz verschoben, ein Phänomen bekannt als Doppler-Shift, ähnlich wie bei Ultraschallwellen. In Abbildung 2 ist dieser Vorgang illustriert. Aus der DopplerFrequenz-Verschiebung lässt sich die Geschwindigkeit der Erythrozyten bestimmen. Zudem kann aus der Höhe der detektierten und normierten Laserlichtintensität die Anzahl der bewegten Erythrozyten bestimmt werden. Das Produkt aus Geschwindigkeit (vi) multipliziert mit der Anzahl der Erythrozyten mit dieser Geschwindigkeit (Ni) summiert über alle auftretenden Erythrozytengeschwindigkeiten (Σi) definiert den Blutfluss in der Mikrozirkulation. Σi vi . Ni = Blutfluss Die Bestimmung des Blutflusses mit Hilfe eines Laser-Dopplers ist sehr einfach in der Handhabung da keine Gefäße gesucht und auch keine Querschnitte bestimmt werden müssen. Die nachfolgende Erklärung ist stark vereinfacht und dient nur der Erklärung des Prinzips, nicht jedoch exakt der Physik zur Bestimmung des Blutflusses. Aufgrund der Streuung des Lichtes an den Mitochondrien in alle Raumrichtungen existiert immer auch ein Seite 2 A. Krug, LEA Medizintechnik, Gießen Lichtvektor, der in die Richtung der Bewegung der Erythrozyten zeigt, sodass automatisch alle Erythrozytenbewegungen erfasst werden können. Dieser Lichtvektor, der der Bewegung der Erytrozythen gleichgerichtet ist, generiert den maximalen Doppler-Shift, so dass immer der „optimale“ Einstrahlwinkel über die Lichtstreuung gefunden wird. „Optimal“ ist dabei, wenn sich die Lichtwelle in die gleiche Richtung bewegt wie die Erythrozyten. Ein Lichtdoppler kann somit auch den Blutfluss in einem komplexen Kapillarnetzwerk bestimmen in dem sich Erythrozyten in einer Unzahl von Kapillaren in alle Raumrichtungen bewegen. Im O2C wird ein Maß für die Anzahl der bewegten Erythrozyten bestimmt und ein Maß für die Geschwindigkeit von jedem Erythrozyten erfasst. Daraus wird das Geschwindigkeitsprofil der Erythrozyten, die Durchschnittsgeschwindigkeit und der Blutfluss gemäß obigem Produkt berechnet. Gewebespektrometrie Als zweite Technik wird die Gewebespektrometrie in das O2C integriert. Die Gewebespektrometrie, isoliert betrachtet, basiert auf der Weißlichttechnologie. Weißlicht wird mit einer Lichtquelle erzeugt, die eine Vielzahl von Wellenlängen simultan emittiert, wie es beispielsweise von einer Glühlampe allgemein bekannt ist. Ideales Weißlicht beinhaltet alle Wellenlängen mit gleicher Intensität. Dieses Ideal existiert real nicht und wird deshalb über einen Weißabgleich im Gerät realisiert. Das Weißlicht wird in das Gewebe eingestrahlt, an den Mitochondrien gestreut und läuft auf einem statistisch bedingten Pfad durch das Gewebe. Ein kleiner Teil dieses Lichtes kann an der Oberfläche wieder detektiert werden. Auf dem Lichtpfad durch das Gewebe wird das Licht in seiner Farbe verändert und trägt damit die Information über die Farbe, beispielsweise des Blutes im Messvolumen, mit zurück zur Gewebeoberfläche. Diese Information kann dort erfasst werden, siehe Abbildung 2. Die Farbe des Blutes ist bestimmt durch die Sättigung des Blutes mit Sauerstoff. Hämoglobin, das zu 100% gesättigt ist, hat eine hellrote Farbe, während die Farbe des Blutes sich kontinuierlich in eine dunkelrote Farbe verändert, wenn die Sättigung des Blutes sich bis auf 0 % Sauerstoffsättigung verringert. Aus der an der Gewebeoberfläche erfassten Farbe des Lichtes kann somit die Sauerstoffsättigung des Hämoglobins bestimmt werden, da jede Sauerstoffsättigung einer eindeutigen Farbe des Hämoglobins zugeordnet werden kann. Die Farbveränderung von hellrot bis dunkelrot entspricht folglich der Oxygenierungsveränderung von 100 % SO2 nach 0 % SO2. Die zugehörigen Farbverläufe sind in Abbildung 5 zu finden. Absorption Die Weißlichttechnologie ermöglicht zudem die Bestimmung der lokalen Hämoglobinmenge, indem die rHb 2x rHb Lichtabschwächung (Absorption) verursacht durch das Hämoglobin spektral gemessen wird. Vereinfacht ausgedrückt wird das in das Gewebe 500 520 540 560 580 600 620 Wellenlänge [nm] eingekoppelte weiße Abbildung 4: Darstellung von zwei Hämoglobinspektren, Licht umso stärker rot die unterschiedliche Blutmengen im Gewebe repräsentieren eingefärbt, je mehr Hämoglobin im Gewebe vorhanden ist. Aufgrund dieses physikalischen Prinzips ist es möglich, die lokal in den mikrovaskulären Gefäßen vorhandene Blutmenge zu bestimmen. Seite 3 A. Krug, LEA Medizintechnik, Gießen Absorption [rel. units] Abbildung 4 zeigt zwei Hämoglobinspektren. Das mit rHb bezeichnete Spektrum geringer Amplitude entspricht 0%SO2 100%SO2 einer Hämoglobin10%SO2 16 20%SO2 menge von 30%SO2 beispielsweise 30 AU 40%SO2 14 50%SO2 im Gewebe, während 60%SO2 70%SO2 12 die Kurve die mit 80%SO2 90%SO2 2xrHb bezeichnet ist, 10 die doppelt so hohe Absorptionsamplitude 8 hat und dann, um im 6 Beispiel zu bleiben, einer Hämoglobin4 menge von 60 AU im 2 Gewebe entsprechen würden. (AU = 0 arbitrary unit, also 500 520 540 560 580 600 620 640 660 680 700 720 740 760 780 800 820 Wavelength [nm] eine willkürlich Abbildung 5: Hämoglobin-Absorptions-Spektren im sichtbaren und infrarot-nahen gewählte Einheit, da Wellenlängenbereich. Beispielhaft gezeigt für Oxygenierungen im Bereich von 0 bis hierfür keine SI100 %, variiert in Intervallen von 10 %. Einheiten existieren). 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0 695 715 735 755 775 795 815 Beim O2C wird in der Regel der sichtbare Wellenlängenbereich von 500 bis 630 nm ausgewertet um Sauerstoffsättigungswerte und Hämoglobinwerte aus einer Detektionstiefe bis etwa 2 mm (beispielsweise der Haut) zu bestimmen, während der nahinfrarote Wellenlängenbereich von 650 bis 800 nm ausgewertet wird, um Sauerstoffsättigungswerte und Hämoglobinwerte bis in Detektionstiefen von etwa 15 mm zu bestimmen (beispielsweise dem Muskel). Abbildung 5 zeigt den deutlichen Unterschied in der Absorption zwischen den beiden Wellenlängenbereichen (500 bis 630nm = VIS) und (650 bis 800nm = NIR), der im Verhältnis von etwa 20 : 1 liegt. 3 Physiologische Bedeutung der Messparameter des O2C Hypoxiediagnostik - Venoläre Sauerstoffsättigungswerte Seite 4 A. Krug, LEA Medizintechnik, Gießen
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