Vorschläge zur Integration neuer Mitbürger Ziel der Aktivitäten Die Überschrift wurde bewusst gewählt (Mitbürger sind sie juristisch gesehen natürlich erst später). Es geht um mehr, als nur Flüchtlingen zu helfen. Die Aktivitäten sollen dazu dienen, ihnen eine Integration in unsere Gesellschaft zu erleichtern. Das Multi-Kulti Modell ist gescheitert; ebenso das französische Modell, neue Bürger in eigenen Stadtteilen unterzubringen (es führte zu Unruhen, Straßenschlachten und Anschlägen). Unser Staat stellt vieles sicher, das anderswo nicht unbedingt selbstverständlich ist – Wohnung, Essen, medizinische Versorgung und vieles mehr. Für Christen geht es vor allem darum, die Mittel einzusetzen, die sie qualifiziert bieten können. Dazu gehören: • • • • • Beziehungen aufzubauen und langfristig anzubieten (Trauma-) Seelsorge anzubieten Gemeinschaft anzubieten und Menschen darin einzubauen Hilfe zum Einleben anzubieten Spezielle Deutschkurse anzubieten (da derzeit die Volkshochschulen an ihre Grenzen kommen – bitte nach Absprache mit der Stadtverwaltung!) Voraussetzungen Diese Vorschläge beziehen sich sowohl in Wortwahl („neue Mitbürger“) als auch in Hilfsmitteln fast ausschließlich auf die Menschen, die in unserem Staat bleiben dürfen. Fast alle kommen aus Kriegsgebieten, viele haben Angehörige auf der Flucht verloren und generell Furchtbares erlebt. Nur die wenigsten Deutschen (die selbst 1944 bis 1950 hierher geflohen sind) können sich vorstellen, was das wirklich bedeutet. Diese neuen Mitbürger sind dankbar, dass sie in Deutschland freundlich aufgenommen wurden und hier ein neues Leben aufbauen dürfen. Sie wollen Teil unserer Gesellschaft werden, zu einer guten Gemeinschaft und Zukunft ihrer neuen Heimat beitragen. Weder für sie noch für uns wird das einfach sein, denn sie kommen aus einer anderen Welt und so werden wir uns alle ändern und auf die anderen einstellen müssen. Außerdem sind die meisten dieser Kinder und Erwachsenen innerlich verletzt, verunsichert, haben falsche Erwartungen und sind traumatisiert. Sie brauchen unsere Hilfe und die Liebe, die nur Jesus Christus geben kann. Vorbereitung Die Erfahrung zeigt, dass sich die Lage vor Ort unterscheidet. Zwar gibt es in jedem Ort bereits oder bald neue Mitbürger, aber die Behörden vor Ort gehen sehr unterschiedlich vor. In einem Ort ist Hilfe, Einsatz und Eigenverantwortung willkommen, im andern wird alles hochbürokratisch abgewickelt und Hilfe muss immer über den Staat laufen (was sich früher oder später ändern könnte). Zudem unterscheiden sich Einsatzbereitschaft und Einsatz vor Ort; zwar gibt es praktisch überall einzelne, die helfen wollen, aber nicht überall gibt es Gruppen, die helfen wollen. Natürlich gibt es auch Menschen, die Hilfe kritisch oder (zum Teil aggressiv) ablehnend gegenüberstehen. Zunächst sollte separat für jeden Ort die Lage erforscht werden: • • • • • • • • • • Wie flexibel bzw. hilfreich sind die Behörden vor Ort? Wie sieht die Situation derzeit aus und mit wie vielen Menschen wird in den nächsten sechs (zwölf) Monaten gerechnet? Welche Hilfen werden von Seiten des Staats angeboten? Welche zusätzlichen Hilfen könnten bzw. sollten Menschen (Gruppen) vor Ort anbieten? Gibt es eine oder mehrere bürgerliche Organisationen, die den Staat bei dieser Arbeit unterstützen? Wer ist dafür verantwortlich und wie erreicht man diese Person? Welche kirchlichen Gruppen sind aktiv? Ist es evtl. sinnvoll, mit ihnen zusammen zu arbeiten? Was tun sie konkret? – Um Leute nicht zu frustrieren, sollten unsere Angebote sinnvoll und nötig sein und Doppelungen verm ieden w erden. Welche Leute gibt es, die die Sprache(n) der Neubürger sprechen? Gibt es Leute in unserem Gemeindeumfeld, die helfen wollen bzw. können? Wie viele Mitarbeiter haben wir in unserer Gemeinde? Welche speziellen Fähigkeiten haben sie? An welchen Einsatzbereichen sind die einzelnen interessiert? Gibt es Gruppen in unserer Gemeinde, die sich als Gruppe einsetzen wollen? Welche Dienste möchten sie anpacken? Was kann unsere Gemeinde leisten? Wer übernimmt die Verantwortung? Wie weit geht seine/ihre Entscheidungsberechtigung? Wie können wir uns als Gemeinde vorbereiten, um die Neubürger willkommen zu heißen? Was fehlt uns noch? Wie groß bzw. begrenzt sind unsere Kräfte? – Es ist besser, weniger ausgezeichnet als vieles mäßig oder gar schlecht zu machen. Einsatzfelder für Gem einden und Einzelne Die folgenden Bereiche sind besonders wichtig, um eine Integration zu fördern: Sprachhilfe (Deutschunterricht), Dienste für Kinder und für Erwachsene und Aufbau von Beziehungen • • • • • • • Deutschunterricht & Hausaufgabenhilfe Wichtig: In Deutschland sind die Flüchtlingskinder vom ersten Tag an schulpflichtig! Welche Lehrer in der Gemeinde können helfen? Wer kann sonst noch (nach Anleitung) helfen? Wer kann bei Hausaufgaben helfen? Wer könnte einen leichten Imbiss vorbereiten? Haben wir die Räumlichkeiten bzw. können wir sie anmieten? Ziel ist, dies täglich (3-5x pro Woche) anzubieten; für Erwachsene mindestens dreimal (vornehmlich für den Anfang – bitte mit der Stadtverwaltung absprechen, da Erwachsene, die den Registrierungsprozess vollendet haben, für Integrationskurse bei den Volkshochschulen zugelassen sind, die diesen Bedarf erheblich professioneller decken können). • Dienste für Kinder Die Kirche in Aktion (Frankfurt, Mainz) versucht derzeit, ein Spiel-Mobil für Kinder zu • finanzieren. Es könnte dann auch für andere Gemeinden eingesetzt werden. Für die Dienste werden Leute benötigt, die Kinder betreuen und mit ihnen spielen. Sinnvoll wäre es, Getränke und Snacks anzubieten. Unter anderem sollte den Kindern beigebracht werden, wie man sich im Verkehr und vor Ort verhält bzw. zurechtfindet. Dies könnte alle zwei Tage oder häufiger angeboten werden. Gemeinden, die kein regelmäßiges Kinderprogramm haben, brauchen evtl. auch Spielmaterial. Der Dienst kann auf eine Tagesbetreuung erweitert werden. Deutsche Kinder wären sehr willkommen, da Kinder sehr leicht voneinander eine Sprache lernen. Ziel ist, den Kindern eine Möglichkeit zum Spielen und dabei zum Lernen anzubieten. • Dienste für Erwachsene Wichtig: Die Neubürger sind in unserem Verkehr, unseren Städten und unserer • • • • • • • • • • • • • • • • • • Bürokratie völlig hilflos und werden vieles ohne Hilfe missinterpretieren! Das Kinderprogramm sollte so aufgebaut sein, dass die Mütter (ältere Schwestern) mitkommen, sich entspannen und separat unterhalten können. Einführung der Erwachsenen in das Leben in der Stadt/im Ort und Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. Bitte achten Sie darauf, dass die Neubürger auch eingeführt werden in unsere Kultur, Geschichte und unser politisches Denken (dazu gehören die Frage der Gleichberechtigung von Mann und Frau, das Behandeln von Kindern und Andersdenkenden und vor allem die Stellung der Religion im privaten und öffentlichen Leben). Begleitung zu Behördengängen und anderen Gesprächen (z.B. Ärzten). Viele der Flüchtlinge können (etwas) Englisch. Mitbürger aus dem Nahen Osten, die bereits längere Zeit in Deutschland sind und die Sprache erlernt haben, um Hilfe bitten (finanzielle Unterstützung könnte für diese Hilfe nötig sein). Trauma-Seelsorge in Kleingruppen (oder Familiengruppen) anbieten. Hilfe bei Umzügen und der Versorgung mit einer Erstausstattung anbieten. Gegebenenfalls helfen, Geschäfte zu finden, die Lebensmittel aus ihrem Kulturraum anbieten und die religiösen Gegebenheiten beachten. Gegebenenfalls helfen, wie man Bus, Zug etc. nutzt; wo Karten sind und wie man sie liest; wo man einkaufen kann (Lebensmittel, Kleidung, etc.); wo die Schulen und Behörden sind und wie man sie findet. Aufbau von Beziehungen Zeit planen, in der gemeinsam gekocht und gegessen wird (kostet Geld!). Gemeinsame Ausflüge planen; Besuch von Stadtfesten. Fest für besondere Anlässe planen (Achtung: die kulturellen Wünsche beachten – z.B. kein Schweinefleisch; Fisch und Geflügel ist sicherer). In gemeindliche Veranstaltungen einladen, sie abholen, begleiten und vorstellen (besonders den Pastoren!). Mit ihnen hinterher zusammen sein und evtl. zum Essen mitnehmen. • • Kinder, die alleine hier angekommen sind, brauchen besondere Hilfe, Zuwendung und langfristige Fürsorge. Ein „Netzwerk für Flüchtlinge“ vor Ort aufbauen. Das kostet zum Teil ordentlich Zeit, aber es ist auf Dauer sehr hilfreich – für die Flüchtlinge und die Mitarbeiter / Gemeinden vor Ort. (Siehe Artikel „Ein Netz für Flüchtlinge“ in ideaSpektrum 37.2015) Es gibt sicher viele andere Gelegenheiten, Gottes Liebe den neuen Mitbürgern zu vermitteln. Letztendlich geht es auch darum, durch unser Handeln Menschen auf Jesus Christus hinzuweisen. (Allerdings ist es falsch, sie aggressiv zu evangelisieren.) – Alle Schutzmaßnahmen (z.B. Kinderschutz!) müssen dringend beachtet werden; leider gibt es auch Personen (Pädophile, Sektierer etc.), die die Situation der Flüchtlinge und Neubürger missbrauchen! Die Gemeinde ist dafür verantwortlich, dass dies beachtet wird! Angebote von Helping Hands Helping Hands e.V. wird verschiedene Kurse und Materialien anbieten, die den Gemeinden helfen sollen, sowie Hilfen von Gemeinden und anderen sammeln und an Interessierte weiterleiten. Zudem sammelt Helping Hands Projekte einzelner für Freunde im In- und Ausland, die finanziell helfen möchten. • • • • • Spezialkurs für Trauma-Seelsorge (dieser Kurs ist in der Praxis erprobt und daraus entstanden; er wurde weltweit unter verschiedensten kulturellen und religiösen Bedingungen eingesetzt) Finanzielle Unterstützung für besondere Projekte bzw. Vermittlung von Spendern Sammlung von Kursmaterial für einzelne Einsatzbereiche (z.B. Deutschunterricht) www.orientdienst.de/praxis/deutschlernen-fuer-migranten (mit vielen Hinweisen und Materialien) Die Deutsche Evangelische Allianz hat zusammen mit dem Orientdienst eine Broschüre zur Flüchtlingshilfe mit vielen Querverweisen erstellt (Achtung z.T. sind die Hinweise durch die letzten Entwicklungen überholt; z.B. handhabt die Regierung das Asylverfahren derzeit anders; zudem sollen ab 01.11.2015 verschiedene Änderungen gelten, um das Asylverfahren zu beschleunigen und Unberechtigte abzuschieben): www.ead.de/fileadmin/daten/dokumente/arbeitskreis_amin/Fluechtlinge_willkommen _heissen.pdf Diese Vorschläge wurden mit Hilfe der Experten von NCM International und vor allem aus den langjährigen praktischen Erfahrungen von KiA Frankfurt erarbeitet. Wir danken für alle Hilfe!
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