Straßenbrücke Holz und Beton bauen Brücken E ine innovative Holz-BetonVerbundbrücke überspannt bei Lohmar den Fluss Agger. Eine Besonderheit liegt im Tragwerkskonzept, denn die Form der Träger zeigt den Kraftverlauf. Die Brücke reizt die statischen Eigenschaften der Baustoffe Holz und Beton optimal aus. In der überwiegenden Druckzone ist eine Betonplatte als Fahrbahn angeordnet. Das Holz ist als Hauptträger in der Zugzone eingesetzt. Dadurch trägt das Holz einen beachtlichen Teil der auftretenden Zugspannungen ab, wodurch sich der Betoneinsatz auf eine dünne Fahrbahnplatte reduziert. Um den Blockträger in der Feldmitte zusätzlich zu entlasten, sind die Endbereiche am Widerlager mit Zugstäben rückverankert. Das sorgt für eine geringere Bauhöhe in Feldmitte, da die Feldmitte bei Hochwasser durch Treibgut besonders gefährdet ist. Der Beton verleiht der Brücke eine besondere Belastbarkeit bei hohen Punktlasten, die der Schwerlastverkehr verursacht. Zudem bietet die Betonplatte dem darunterliegenden Holz konstruktiven Schutz, wodurch sich die Lebensdauer mindestens verdoppelt. Das Bauwerk ist als Dreifeldsystem konzipiert, dessen Querschnitt sich OPT IMALER MIX AUS ZWEI BAUSTOFFEN Die Brücke reizt die statischen Eigenschaften der Baustoffe Holz und Beton optimal aus. In der überwiegenden Druckzone ist eine Betonplatte als Fahrbahn angeordnet. Das Holz ist als Hauptträger in der Zugzone eingesetzt. Dadurch trägt das Holz einen beachtlichen Teil der auftretenden Zugspannungen ab. 30 mikado 3.2015 zur Mitte hin reduziert. Optisch verleiht der geschwungene Holzträger der Flussüberquerung ihre besondere Note. Die Formgebung macht den Kraftverlauf im Bauwerk sehr gut sichtbar, der an den Zwischenpfeilern hohe Stützmomente aufweist. Der Holzträger selbst besteht aus blockverleimten BrettschichtholzBalken (BSH) aus Fichte. Der exponierte Handlauf des Geländers besteht aus beständigem Accoyaholz. Die Fahrbahn ist oberseitig mit Gussasphalt abgedeckt, der Gehwegbereich mit Epoxidharz und Quarzsandeinstreuung behandelt. Frank Miebach, Lohmar ▪ Ingenieurholzbau // Straßenbrücke MONTAGE ABL AUF IB-MIEBACH Schritt 1: Abriss des Überbaus und der äußersten Pfeiler (Westufer, inkl. Fundamente) Provisorische Befestigung der Leitungen an Holzstützen (Bestandsbrücke) ▴▴Das Markenzeichen der neuen Holzbrücke bei Lohmar ist der geschwungene Träger aus Holz Schritt 2: Erdbau und Herstellen der Gründung (Pfähle, Widerlager und Zwischenpfeiler) Schritt 3: Montage der Holzträger (inkl. Schalung für Betonplatte und Baustellengeländer) auf die Auflager aus Beton bzw. provisorischen Holzstützen Schritt 4: Bewehren und Betonage der Betonplatte (Fahrbahn) Schritt 5: Abbruch Holzstützen (Bestandsbrücke), Montage der Versorgungsleitungen, Aufbringen der Abdichtung bzw. des Gussasphalts Schritt 6: Montage Geländer, Restarbeiten Schritt 7: Abbruch der verbleibenden vier Pfeilerfundamente (Bestandsbau) im Sommer 2014 www.mikado-online.de MARKENZEICHEN DER NEUEN BRÜCKE Die alte Verbindung zwischen zwei Lohmarer Ortsteilen musste im September 2013 aufgrund von hochwasserbedingten Beschädigungen abgerissen werden. Die neue Brücke hat eine geringere Bauhöhe in Feldmitte, da die Feldmitte bei Hochwasser durch Treibgut besonders gefährdet ist. Markenzeichen ist der geschwungene Träger in Form des Kraftverlaufs. 31 Ingenieurholzbau // Straßenbrücke L ÄNGSSCHNIT T AUFL AGER QUER SCHNIT T AUFL AGER Aussparung in der Rückwand (Widerlager) für Versorgungsleitungen Belag: Walzasphalt Belag: Gussasphalt 75 100 140 75 1,5 % 1,5 % 93 Verschweißte Anschlussprofile aus Stirnblechen und angeschweißten Schlaufen 140 1,5 % Balken als Hohlprofil aus Stahl b = 400 mm; h = 300 mm; t = 20 mm; l = 4,05 m 60 Einbaustahlteil (nachträglich vergossen) 130 30 10 286 10 50 Elastomerkissen und Lagerplatten aus Stahl 60 116 154 130 222 2 × 2 Gewindestangen, d = 30 mm (Anschluss über Kopfplatten) 93 19 Stahlseil als Rückverankerung d = 45 mm 22 322 262 Fugenprofil (Abdichtung) Gitter im Vorlandbereich (Schutz vor Vandalismus) 30 60 344 524 60 30 Rückverankerung der Brücke am Widerlager über Mikropfähle (Außendurchmesser: d = 178 mm Durchmesser Stahlzugstab 63,5 mm; l = 23,0m QUER SCHNIT T ZWISCHENST ÜT ZE (SEIT E WAHL SCHEID) Leerrohr (Telekom) d (innen) ca. 100 mm Ankerschiene gemäß RIZ Was 13 a = ca. 1,50 m Frischwasserleitung (inkl. Dämmung) d (außen) = ca. 300 mm 1,20 120 Schmutzwasserleitung (inkl. Dämmung) d (außen) = ca. 300 mm 1,5 % 1,5 % 16 29 22 16 1,5 % 17 148 100 197 Elastomerkissen und Lagerplatten aus Stahl Einbaustahlteil nachträglich vergossen 159 159 20 307 1,00 20 100 10 10 100 Gründung der Mittelpfeiler als Flachgründung 70 60 70 32 179 242 600 200 mikado 3.2015 179 636 Eingeklebte Gewindestangen (Querdruckverstärkung) 36 Stk., d = 20 mm; l = 1000 mm 100 L ÄNGSSCHNIT T ZWISCHENST ÜT ZE (SEIT E WAHL SCHEID) BRÜCKE PA SST SICH OPT IMAL EIN Durch den Einsatz des Naturbaustoffes Holz ist ein nachhaltiges Bauwerk entstanden, das sich optimal in die landschaftliche Umgebung einpasst. Die Verbindung mit Beton verleiht der Brücke eine besondere Belastbarkeit bei hohen Punktlasten, die der Schwerlastverkehr verursacht. ▴▴Von oben nicht zu sehen, aber in der Brücke sind ca. 112 m³ Holz, also rund 112 t CO2 verbaut QUER SCHNIT T BRÜCKENMIT T E 28 475 350 1,20 525 100 Aufbau: Gussasphalt (Deckschicht 35 mm; Schutzschicht 35 mm) Bitumenschweißbahn Ortbetonplatte Blockträger aus BSH (Fichte) 275 Handlauf aus BSH (Accoya) Kappen (beidseitig): Oberflächenbeschichtung mit Epoxyd, besandet 1,5 % Füllstabgeländer aus Stahl 1,5 % 65 22 16 1,5 % 27 HBV-Schubverbinder 530 STECK BR IEF PROJEK T: Straßenbrücke, Holzbetonverbund-Brücke in Lohmar-Schiffarth BAUHERR: Rhein-Sieg-Kreis (Bauamt/Planungsamt) D-53721 Siegburg PL ANER: Ingenieurbüro Miebach D-53797 Lohmar www.ib-miebach.de AUSFÜHRUNG: Ingenieur-Holzbau Busmann GmbH D-48465 Schüttdorf www.busmann-holzbau.de www.mikado-online.de FERT IGUNG BLOCK T R ÄGER: Schaffitzel Holzindustrie GmbH & Co. KG D-74523 Schwäbisch Hall www.schaffitzel.de T ECHNISCHE DAT EN DER ST R A SSENBRÜCKE: Länge: 40 m Feldweiten: 5,5/28/5,5 m Breite zwischen Geländer: 4,75 m Fahrbahnbreite: 3,50 m KONST RUK T ION: Holzbetonverbundbrücke mit Blockträger und Betonfahrbahnplatte, konzipiert als Dreifeldsystem. Geschwungener Holzträger, zur Mitte hin reduzierter Querschnitt. Fahrbahn auf Betonplatte oberseitig mit Gussasphalt abgedeckt. Gehwegbereich mit Epoxidharz und Quarzsandeinstreuung behandelt. Die Endbereiche sind am Widerlager mit Zugstäben rückverankert, um den Träger in der Feldmitte zu entlasten und somit eine geringere Bauhöhe zu erzielen. Brettschichtholz (BSH): ca. 112,0 m³ Fichte GL32c und ca. 1,8 m³ Accoya BSH BAUZEIT: 9 Monate Betonplatte: ca. 66 m³ C35/45 BAUSUMME: ca. 680 000 Euro (netto) 33
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