Jäger - Revierpraxis 56 WILD UND HUND | 16/2014 www.wi ldu n dhu nd .de FELDER VERWITTERN BARRIERE Maisschläge zur Wildschadenabwehr mit Zäunen zu versehen, kostet viel Zeit und Geld. Eine preiswerte Alternative bieten Verstänkerungsmittel. Wie sie wirken, testete Jörg Rahn. drei Verstänkerungsmittel „Hukinol“, „Wildschwein-Stopp“ und „Porocol“ wurden in Randrevieren der Göhrde über mehrere Wochen getestet. Dabei wurden die Produkte zum Vergrämen von Schwarzwild an Maiskulturen eingesetzt. Neben Mais werden in der Gegend Getreide, Zwiebeln, Kohl und Speisekartoffeln angebaut. Der Anteil an Wiesen ist eher gering, die Gegend nur schwach besiedelt. Die gefährdeten Testflächen grenzen an einen Kiefernwald an. Die unter dem Bestand wachsende, übermannshohe Strauchschicht ist beinahe undurchdringlich. Sie gibt kaum einen Blick auf das Wild frei. Im Wald selbst finden sich etliche undurchforstete Flächen – ideale Einstände für das Schwarzwild. Hukinol Der hochkonzentrierte Menschenschweiß-Geruch soll sämtliche Wildarten aus der Umgebung der verwitterten Flächen vertreiben. In der Nähe bewohnter Gebiete ist das Mittel wegen der starken Geruchsbelästigung nicht zu empfehlen. Der penetrante „Duft“ dringt selbst durch die Verpackung. Das „Hukinol“ wird auf Lappen oder Schwämme geträufelt und zum Beispiel an Zweigen oder Pfosten in circa einem Meter Höhe aufgehängt. Der Abstand zueinander sollte dabei – je nach Gefährdung der Fläche – zehn bis 20 Meter betragen. Zwei bis vier Wochen soll die Wirkung halten. Zusätzlich bietet die Firma Kieferle den „Wildstopp-Alustreifen“ an. Der Alustreifen ist mehrfach aufgefächert und mit einem Filzstück versehen, das mit der Flüssigkeit getränkt wird. Er wird lose in etwa einem Meter Höhe aufgehängt. Die Alustreifen flattern und knistern im Wind. So entstehen zusätzlich optische und akustische Reize. Als weitere Ausbringungsmethode bietet Kieferle die „Hukibomb“ und das „Hukinol-Stänkerset“ an. Erstere besteht aus einer geruchsdicht verschließbaren Flasche, die mit Watte V. l. n. r.: „Wildschwein-Stopp“-Set, „Porocol“ und „Hukinol“ mit „Hukibomb“ Fotos: Christian Schätze, Jörg Rahn Die WILD UND HUND | 16/2014 57 Jäger - Revierpraxis gefüllt ist. Sie wird mit „Hukinol“ beträufelt und zum Transport verschlossen. Vor Ort hängt man sie auf und entfernt den Deckel. Damit kein Regen ins Innere gelangen kann, muss das Glas waagerecht zum Boden aufgehängt werden. Das „Hukinol-Stänkerset“ besteht aus 25 gebrauchsfertigen Flaschen zu je 30 Millilitern, die mit getränkter Watte gefüllt sind. Das Set bietet anhaltenden Schutz von bis zu zwei Monaten, ausreichend für etwa einen Hektar. Die Flaschen sind beliebig oft wiederverwendbar und lassen sich mithilfe beiliegender Kabelbinder aufhängen. Der Abstand zueinander sollte 15 Meter betragen. Wildschwein-Stopp Das Mittel wird in zwei verschiedenen Duftkomponenten in Sprühdosen angeboten. Die abwechselnde Verwendung von „Wildschwein-Stopp Rot“ und „Wildschwein-Stopp Blau“ soll eine mögliche Gewöhnung der Sauen an einen Geruch unterbinden. Die Sprays sind umweltneutral und voll abbaubar. Sie bestehen aus der Kombination von synthetisch hergestellten Düften von Mensch, Bär, Wolf und Luchs. Aufgrund des ausgeprägten Gestanks sollten sie nicht in der direkten Nähe von menschlichen Siedlungen ausgebracht werden. Das Mittel sprüht man auf Filzdepots, die am oberen Ende von mitgelieferten Aluminiumstreifen aufgeklebt sind. Die ziehharmonikaförmig zusammengefalteten Streifen müssen zuvor auseinandergezogen werden. Das obere Ende, an dem die Filzdepots sitzen, wirkt dabei als Dach und soll die Witterungsträger vor Regen schützen. Da die Stoffe wasserlöslich sind, kann ein Nachsprühen nach stärkerem Regen trotzdem nötig werden. Die einzelnen Aluminiumstreifen werden an Pfählen oder Pflanzen im Abstand von acht bis 15 und in einer Höhe von etwa einem Me- ter aufgehängt. Ein geringer Luftzug genügt, um sie in Bewegung zu setzen. So entstehen Geräusche und Lichtreflexionen, die zusätzliche Sinne des Schwarzwildes ansprechen. Um die Wirkung zu erhalten, müssen die Duftdepots – je nach Wetter lage – etwa alle zwei bis vier Wochen erneut besprüht werden. Damit ein Gewöhnungseffekt des Wildes vermieden wird, werden die rote und die blaue Spraydose immer abwechselnd eingesetzt. Porocol Das „Porocol“-Wildvergrämungsmittel ist in seiner Mischung chemisch verwandt mit der Buttersäure. Es wird als Komplett-Set angeboten und beinhaltet zehn witterungsbeständige Verdampfersäulen inklusive Duftstoff. Die Wirkstoffbehälter sind mit jeweils fünf Millilitern Vergrämungsmittel gefüllt. In diese werden mitgelieferte Dochte gesteckt. Gesamtübersicht der Testprodukte 58 Produkt Inhalt Ausbringung Wirksamkeit Handhabung Gesamturteil Hukinol 500 ml alle 10 – 20 m auf Lappen oder Schwamm 2–4 Wochen gut gut 27 Euro WildstoppAlustreifen 10 Stück je nach Mittel je nach Mittel sehr gut sehr gut 18 Euro Hukibomb 1 Stück à 30 ml alle 10 – 20 m in 1 m Höhe bis zu 2 Monaten sehr gut gut – sehr gut HukinolStänkerset 25 Flaschen à 30 ml alle 10 – 20 m in 1 m Höhe bis zu 2 Monaten sehr gut gut – sehr gut 69 Euro WildschweinStopp-Set 2 Sprühdosen à 400 ml, 10 Stück Aluminium-Streifen alle 8 – 15 m 2–4 Wochen sehr gut gut 39,95 Euro AluminiumStreifen mit 2 Duftdepots 10 Stück alle 8 – 15 m 2–4 Wochen sehr gut gut Porocol Komplett-Set 10 Flaschen à 5 ml alle 50 m in Verdampfersäulen 4–6 Monate sehr gut sehr gut WILD UND HUND | 16/2014 Bezug Preis Kieferle, www.kieferle.com Hagopur, www.hagopur-shop.de Grube, www.grube.de 1,50 Euro 12,95 Euro 59,90 Euro www.wi ldu n dhu nd .de Fotos: Die „Hukibomb“ (u. l.) wird mit Kabelbindern aufgehängt, das „Hukinol“ auf Träger wie Schwämme aufgetragen (o.). Das Duftfläschchen wird mit Docht in den Kopf eingesetzt, verschlossen und per Verdampfersäule aufgestellt. Wildschwein-Stopp Porocol Fotos: Jörg Rahn Hukinol Blaue und rote Dosen werden zeitlich abwechselnd auf die Alustreifen mit Depots aufgetragen. Diese knistern und reflektieren. Die Handhabung dieses Produkts ist sehr einfach: Als erstes stellt man die einen Meter langen Plastikstäbe auf. Die abgeschrägte Stabseite steckt man dabei in den Boden. Danach wird der Verdampferkopf in den Stab gedrückt und die geöffnete Duftstoff-Flasche vorsichtig hineingesetzt. Der mitgelie- ww w.w ild un d hund .de ferte Docht wird in die Flasche gesteckt und der Verdampferdeckel auf den Kopf gesetzt. Durch die Schlitze kann die Luft ungehindert zirkulieren, und das „Porocol“ verteilt sich. Der Deckel verhindert, dass Regenwasser in die Glasflasche eindringt. Das Set ist wiederverwendbar, lediglich die Flaschen müssen erneuert werden. Die Langzeitwirkung hält bis zu sechs Monate an. Der Säulenabstand sollte 50 bis 60 Meter betragen. Alle Vergrämungsmittel wurden nach Gebrauchsanweisungen angewendet. Teilweise mussten sie aber WILD UND HUND | 16/2014 59 Jäger - Revierpraxis entgegen der Empfehlung direkt am Feldrand aufgestellt werden. Denn alle Maisflächen lagen zumindest mit einer Seite an einem Waldrand. Die Feldberegnungslinien und die Außenränder wurden abgeerntet und anschließend gefräst, sodass eine tägliche Kontrolle möglich war. Je nach Bedarf wurden die Beregnungslinien erneut gefräst. Bei allen getesteten Mitteln sollten unbedingt Handschuhe und alte Kleidung getragen werden. Die Gerüche sind sehr unangenehm und begleiten einen über längere Zeit. Für das Ausbringen des „Hukinol“ Bei dieser Art der Ausbringung kann das Mittel durch Regen ausgewaschen werden. Das Verstänkern ist bedingt durch die geringen Abstände der Pfähle relativ aufwendig. Zusätzlich kann der „Wildstopp-Alustreifen“ eingesetzt werden. Zum Benetzen des Duftdepots ist eine größere Einwegspritze ideal ge- eignet. So wird wenig Flüssigkeit verschwendet. Einfacher ist der Einsatz des „Hukinol-Stänkersets“ oder der „Hukibomb“. Hier müssen lediglich die Gläser aufgeschraubt und mit einem Kabelbinder festgezurrt werden. Genau wie beim „Porocol“-Set lassen sich die Gläser wieder verschließen und ohne Geruchsbelästigung nach Hause oder zum nächsten Feld transportieren. Die Schraubdeckel, die mit Wirkstoff benetzt sind, sind am besten in einem verschließbaren Gefrierbeutel zu transportieren. Beim Einsetzen der „Porocol“-Fläschchen erleichtert einem eine lange Pin- Foto: Jörg Rahn wurden ein Meter lange Holzpfähle in den Boden geschlagen und mit einem Schwamm bestückt. Auf diesen träufelten wir das „Hukinol“. Dabei ist äußerste Vorsicht geboten: Kein Tropfen sollte auf die Bekleidung oder die Hände gelangen. Unweigerlich würde man extrem und langanhaltend danach stinken. Für 13,50 Euro vertreibt die Firma Kieferle ein Reinigungsmittel, das den Gestank neutralisiert. Teile der Mittel wurden von Wanderern entfernt. Sofort waren die Sauen im Schlag. Eine spontane Maisjagd schaffte Abhilfe. 60 WILD UND HUND | 16/2014 www.wi ldu n dhu nd .de zette die Arbeit. Aufgrund der großen Abstände der Verdampfersäulen zueinander, der langen Wirkungsdauer des Mittels und dem Einsatz der Plastikstäbe ist der Arbeitsaufwand gering. Dagegen ist er beim Einsatz des „Wildschwein-Stopp“ vergleichsweise groß. Die Pfähle müssen zugeschnitten, angespitzt und mit einem schräg eingeschlagenen Nagel versehen werden. Da die Abstände der Pfähle mit acht bis zehn Metern sehr gering sind, ist eine große Anzahl nötig. Das Aufsprühen des Mittels ist relativ einfach, man sollte allerdings die Windrichtung beachten. Die beiden Komponenten ROT und BLAU, die abwechselnd eingesetzt wurden, verhinderten eine rasche Gewöhnung der Schwarzkittel. Bei der anhaltenden Hitzewelle über den Testzeitraum verdunsteten die Mittel schneller als vorausgesagt. Sie mussten daher früher erneuert werden, als in der Gebrauchsanleitung empfohlen wurde. Mit steigendem Erntefortschritt in den anderen Kulturen wurde der Druck auf die Maisflächen stärker, und die eine oder andere Sau fand doch ihren Weg in die Maisschläge. Dies war insbesondere der Fall, wenn das Vergrämungsmittel direkt oder zu nahe am Mais ausgebracht werden musste. In einem Fall entfernte ein Wanderer mehrere „Porocol-Verdampfersäulen“. Umgehend nahmen die Sauen den Schlag an. Mithilfe einiger Hunde konnten sie aus dem Maisdschungel vertrieben werden. Bei dieser Aktion kamen dann drei Frischlinge zur Strecke. Insgesamt erfüllten alle getesteten Mittel ihren Zweck. Größere Wildschäden, die ohne Schutzmaßnahmen sicherlich eingetreten wären, blieben aus. „Hukinol“ und „Wildschwein-Stopp“ schnitten aufgrund des höheren Arbeitsaufwandes etwas schlechter ab als das „Porocol“. An der Wirkung aller Mittel gab es nichts auszusetzen. e LESER FRAGEN, WIR HELFEN Der Revierwelt-Ratgeber BARCODE-SCANNER Alexander Vinnai, Entwickler der WILD UND HUND-Revierwelt Ich bin dabei, Ihre Fleischverwaltung kennenzulernen. In der WuH-Revierwelt ist die Möglichkeit beschrieben, einen Barcode-Scanner einzusetzen. Wo kann ich einen solchen beziehen? Sie müssen sich aktuell keinen BarcodeScanner mehr kaufen. Diesen haben wir bereits in der aktuellen Version der App integriert. Sie finden ihn in der Funktion „Fleischverwaltung“ im Suchfeld. Der BarcodeScanner ist bereits in der aktuellen App integriert. Hand haben, Wildbret über unsere Aufkleber mit Barcode einbuchen und beim Verkauf scannen, um es mit dem erzielten Verkaufspreis auszubuchen, und die Einnahmen ohne zusätzlichen Aufwand direkt ins Kassenbuch übertragen. ww w.w ild un d hund .de Foto: Alexander Vinnai So können Sie, wenn Sie Ihr Smartphone zur WILD UND HUND | 16/2014 61
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