26 Pflanze BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■ Bodenfruchtbarkeit: Bedeutung – Erhalt – Förderung, Teil 1 Unsere Böden: Grundlage landwirtschaftlicher Erzeugung Der Boden hat verschiedene natürliche Funktionen: Er erfüllt Transfer- und Pufferfunktionen und dient einer umfangreichen Flora und Fauna als Lebensraum. Aufgrund dieser Funktionen ist er Voraussetzung für jegliche landwirtschaftliche Erzeugung, er ist einmalig und nicht zu vermehren. Irreversible Schädigungen schränken das Ertragspotenzial langfristig ein. Weltweit schreiten Bodendegradierungen unter anderem durch Versalzung, Überschwemmung, Verdichtung, Erosion sowie Versiegelung voran und schränken die natürliche Bodenfruchtbarkeit vieler Standorte ein. Die Bodenbewirtschaftung erfordert weltweit ein zunehmendes Be- wusstsein für den Wert und die Bedeutung des Bodens als elementare Lebensgrundlage. Um dieses Bewusstsein zu stärken und einen sensiblen sowie verantwortungsvollen Umgang mit dem Boden zu fördern, haben die Vereinten Nationen das Jahr 2015 zum internationalen Jahr des Bodens deklariert. Die Landwirtschaftskammer nimmt dieses zum Anlass einer Fachartikelserie im Bauernblatt, in der wichtige Aspekte der Bodenfunktionen und -bewirtschaftung beleuchtet werden sollen. Ergänzend werden ausgewählte Personen aus verschiedenen Blickwinkeln kurze Statements zur Bedeutung von Bodenfruchtbarkeit abgeben. mit hohen Grundwasserständen konnten sich Hoch-, Nieder- und Anmoore entwickeln. Die Marschböden formten sich hingegen aus feinen marinen Sedimenten an der Westküste. In Schleswig-Holstein haben sich die Böden aus den unterschiedlichsten Ausgangsmaterialien in den Naturräumen entwickelt. Während sich die Böden der Hohen Geest in der Regel aus sandigem Material der Saale-Eiszeit, die der Vorgeest aus weichseleiszeitlichen Sandersanden entwickelten, entstanden die Böden des Östlichen Hügellandes aus weichseleiszeitlichen Geschiebesanden und -mergel. In Niederungen „Fette“ und „magere“ Böden Je nach Ausgangsmaterial, natürlicher Bodengenese (Entstehung) und Bewirtschaftung weisen die Böden unterschiedliche Eigenschaften auf. Exemplarisch sind für einzelne charakteristische Böden Schleswig-Holsteins die Bodeneigenschaften in Steckbriefformat in den begleitenden Abbildungen zusammengestellt. Es wird 27 ■ BAUERNBLATT l 25. April 2015 Podsol Entwicklung: Aus sandigen Substraten im Zuge von Verwitterung, Versauerung und Nährstoffverarmung entstandener Bodentyp der Geest. Charakteristisch sind der sogenannte Bleichhorizont im Oberboden (Verarmung) und der darauffolgende dunkle, oft verfestigte Orterde- beziehungsweise Ortsteinhorizont. Verbreitung in Schleswig-Holstein: Geest. Eigenschaften: Der Oberboden weist in der Regel einen relativ hohen Humusgehalt auf. Die Nährstoffverfügbarkeit und der pHWert sind meistens niedrig. Aufgrund des relativ hohen Grobporenanteils ist der Boden gut durchlüftet, Wasserhaltevermögen beziehungsweise Wassernachlieferung sind hingegen schlecht. Die verfestigten Orterde- beziehungsweise Ortsteinhorizonte beschränken oft die Durchwurzelung. Nutzung: Traditionelle Grünlandnutzung, auf Standorten mit niedrigem Grundwasserstand, ackerbauliche Nutzung möglich, Foto: Eisenhumuspodsol, Enge-San- mittleres bis niedriges Ertragsniveau, bis 25 Bodenpunkte. de (NF), Dr. Conrad Wiermann. Parabraunerde Entwicklung: Entwickelt sich aus Mergelgestein und weist ein lehmiges Substrat auf. Durch Carbonatauswaschungen im Oberboden und anschließende Tonverlagerung in den Unterboden haben sich die typbestimmenden Horizonte, der (fahl-)hellbraune Al-Horizont und der tiefbraune Bt-Horizont entwickelt. Verbreitung in Schleswig-Holstein: Östliches Hügelland. Eigenschaften: Der Oberboden weist in der Regel einen Humusgehalt zwischen 2 und 4 % auf, und der pH-Wert liegt zwischen 6,5 und 7. Dieser Bodentyp weist eine gute Nährstoffspeicherfähigkeit und -verfügbarkeit auf. Aufgrund einer gleichmäßigen Porengrößenverteilung ist der Luftund Wasserhaushalt ausgewogen. Lediglich der mit Tonpartikeln angereicherte Bt-Horizont weist einen höheren Feinporenanteil auf und kann deshalb als Staukörper wirken. Nutzung: Traditionelle Ackernutzung, hohes bis mittleres ErtragsFoto: Braunerde-Parabraunerde, Schleswig (SL), Dr. Conrad Wiermann. niveau, > 40 Bodenpunkte. 28 Pflanze BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■ MEINUNG Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Was verbinden Sie mit Menschen satt machen dem Begriff „Bodenzu können und gleichfruchtbarkeit“? zeitig unsere LebensDr. Robert Habeck: Mit grundlage Boden nicht der Fruchtbarkeit des aufs Spiel zu setzen, Bodens verbinde ich denn es muss ein dreiGesundheit und hohe facher Spagat gelinErträge; einen Boden, gen: Die Bodennutder robust ist gegenzung muss nachhaltig über Belastungen und sein – auch unter sich Stresssituationen, der ändernden Klimabekräftige Pflanzen herFoto: Olaf Bathke dingungen –, wir brauvorbringt und sich imchen eine Ertragssteimer wieder selbst regeneriert. gerung, und wir wollen bislang unberührte Natur erhalten. Gibt es ein persönliches Ereignis/ein Bild, das Sie mit „Boden- Sie haben drei Wünsche frei: fruchtbarkeit“ verknüpfen? Welche Aktivitäten/Maßnahmen Bodenfruchtbarkeit meint für würden Sie ergreifen, um die Bomich ganz wörtlich, Früchte des denfruchtbarkeit zu erhalten beBodens zu ernten. Ich denke an ziehungsweise zu fördern? Karottenernten bei meiner Oma, Ich wünsche mir mehr Bewusstder schwere, braune Mutterbo- sein und mehr Achtsamkeit von den, der an den Händen zu einer allen. Denn fast alles, was wir Kruste wird und der Geschmack zum Leben brauchen, verdanken von Erde, wenn man die Möhren wir letzten Endes dem Boden. dann nur an der Hose abgewischt Dazu müssen wir unser Wissen isst. über die Leistungen und die Welche Bedeutung hat die Boden- komplexen Vorgänge im Boden fruchtbarkeit im Hinblick auf die verbessern und dieses Wissen globale Lebensmittelknappheit? besser verbreiten. Wir brauchen Wir werden uns klug und beson- eine gerechte Verteilung der Resnen verhalten müssen, um alle sourcen. deutlich, dass sich aufgrund der unterschiedlichen Bodeneigenschaften in den Naturräumen verschiedene landwirtschaftliche Nutzungsschwerpunkte ausbilden konnten. Während sich auf den schwereren und weniger durch Grundwasser beeinflussten Standorten des Östlichen Hügellandes und der Marschen der Ackerbau durchsetzte, etablierten sich auf den grundwassernäheren und leichteren Böden Milchvieh-Futterbaubetriebe. In einer Veröffentlichung von 1889 verglich der Kieler Geologe Hippolyt J. Haas Schleswig-Holstein deshalb mit einem fetten Schwein, das zu beiden Seiten eines mageren Rückens die fetten Speckseiten hat. Tabelle: Auswirkungen anthropogener Einwirkungen auf Bodeneigenschaften Ursache Prozess Auswirkung vor Ort mechanische Überlastung ● Bodenbearbeitung ● Fahrzeuggewichte ● Nutzungsintensität Bodenverdichtung eingeschränkte Funktionen: ● Durchwurzelbarkeit ● Wasserinfiltration ● Durchlüftung ● biologische Aktivität instabile Bodenstruktur unzureichende Wasserinfiltration unzureichender Pflanzenbewuchs unzureichende Düngung (mineralisch und organisch), Fruchtfolgegestaltung Zufuhr an organischer Substanz nicht ausreichend – beschleunigter Abbau – Bodenbearbeitung Bodenerosion: Wind und Wasser Nährstoffarmut Humusabbau Verlust: ● Bodensubstanz ● Nährstoffe Nährstoffineffizienz sinkendes Ertragspotenzial eingeschränkte Funktionen: ● Nährstoffverfügbarkeit ● Wasserhaltefunktionen ● Bodenstruktur Pseudoglei Entwicklung: Pseudogleiböden entwickeln sich häufig aus Parabraunerden, sind in der Regel grundwasserferne Standorte und weisen charakteristische Rostflecken auf. Diese Marmorierung (Oxidation von Eisen) entsteht durch einen stetigen Wechsel von Stauwasser und Austrocknung im Sw-Horizont. Verbreitung in Schleswig-Holstein: Östliches Hügelland. Eigenschaften: Pseudogleie weisen je nach Lage Staunässe bis in den Oberboden auf. Die Durchlüftung ist dann bis in die betroffenen Bodenschichten eingeschränkt. Die Wasserleitfähigkeit des Stauhorizontes (Sd) ist oft gering. In Abhängigkeit von der Lage des Stauhorizontes ist die Nährstoffverfügbarkeit als mäßig bis schlecht zu beurteilen. Nutzung: Oft dränierte AckerbauFoto: Parabraunerde-Pseudoglei, standorte, die im Frühjahr schlecht Moldenit (SL), Dr. Conrad Wiermann. abtrocknen. 25 bis 50 Bodenpunkte. L Braunerde Entwicklung: Braunerden entwickeln sich durch durch Silikatverwitterung hervorgerufene Verbraunung und Verlehmung. Charakteristisch ist der unterhalb des humosen Oberbodens entstandene Bv-Horizont, in dem der Anteil leicht verwitterbarer Minerale deutlich geringer als im darauffolgenden Horizont ist. Dieser Bodentyp kann sich sowohl aus sandigen als auch aus lehmigen Substraten entwickeln. Oft stellen Braunerden eine Zwischenform in der Entwicklung zu Podsolen (sandige Substrate) oder Parabraunerden (lehmige Substrate) dar. Verbreitung in Schleswig-Holstein: Geest/Östliches Hügelland Eigenschaften: Je nach Ausgangsmaterial weisen Braunerden sehr unterschiedliche Eigenschaften auf. Besonders charakteristisch für sandige/basenarme Braunerden ist eine Zunahme des Porenvolumens von unten nach oben im Profil, wobei sowohl der Feinund Mittelporenanteil als auch der Grobporenanteil zunimmt. Das Wasser- und Nährstoffhaltevermögen ist mittel bis mäßig, je nach Ausgangssubstrat. Nutzung: Acker- und Grünlandnutzung möglich. Mittleres bis geFoto: Braunerde, Bornhöved (PLÖ) ringes Ertragsniveau. 25 bis 40 BoDr. Conrad Wiermann. denpunkte. Ah Bv1 Bv2 BvC Pflanze ■ BAUERNBLATT l 25. April 2015 Was ist Bodenfruchtbarkeit? Die Bodenfruchtbarkeit beschreibt die Fähigkeit des Bodens, aufgrund seiner natürlichen Eigenschaften als Pflanzenstandort zu fungieren. Hierbei sind die Funktionalität des Bodenwasserund Lufthaushaltes, die Nährstoffverfügbarkeit, der Humusgehalt und die Aktivität des Bodenlebens maßgeblich. Ein fruchtbarer Boden verfügt deshalb über: ● eine stabile, natürliche Aggregatstruktur, die keine Störschichten aufweist, ● ein Porensystem, das Grob-, Mittel- und Feinporen in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander aufweist sowie Ober- und Unterboden kontinuierlich miteinander verbindet, um eine ausgewogene Durchlüftung, kapillaren Aufstieg und zügige Infiltration gleichzeitig zu gewährleisten, ● einen konstanten, standortangepassten Humusgehalt, ● eine hohe Nährstoffverfügbarkeit, standortangepassten pH-Wert, ● eine hohe Aktivität des Bodenlebens, Schaffung eines Sekundärporensystems durch Regenwürmer Was gefährdet die Bodenfruchtbarkeit? Die Produktionsfähigkeit landwirtschaftlicher Böden wird durch zahlreiche Bewirtschaftungsmaßnahmen beeinflusst: unter ande- rem Bodenbearbeitung, Düngung, Pflanzenschutz und Fruchtfolge. Ziel dieser Maßnahmen ist die Erhaltung oder auch Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit. Bewirtschaftungsfehler hingegen führen zu einem Verlust an Bodenfruchtbarkeit. Bedeutsam sind in diesem Zusammenhang Einwirkungen und Prozesse, die Bodenverdichtungen, Bodenerosion, Nährstoffarmut und Humusabbau hervorrufen. Welche Auswirkungen die einzelnen Prozesse im Hinblick auf die Boden- 29 30 Pflanze BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■ Knickmarsch Entwicklung: Marschen bilden sich aus Schlick, einem carbonat- und sulfidhaltigen, feinkörnigen Sediment, das reich an organischer Substanz ist. Aufgrund von Entwässerung und der damit verbundenen Belüftung kommt es zur Sackung, Versauerung, Verwitterung, Entkalkung und schließlich zur Tonverlagerung. Charakteristisch für die Knickmarsch ist der durch Toneinlagerung entstandene Stau(knick)horizont (Sq), der in der Regel ein ausgeprägtes Polyedergefüge aufweist. Auch durch Grundwasser beeinflußt. Verbreitung in Schleswig-Holstein: Marsch. Eigenschaften: Aufgrund des Knickhorizontes (wenig Grobporen, geringe Wasserleitfähigkeit) bildet sich oft ganzjährig, meist bis in den Oberboden hinein Stauwasser. Die Durchlüftung dieser Bodenschichten ist folglich mäßig bis schlecht. Die Erwärmung im Frühjahr verläuft sehr langsam. Die Nährstoffreserven sind durch den hohen Gehalt an organischer Substanz gut. Bei Ackernutzung neigen diese Böden zur Verschlämmung. Foto: Knickmarsch, Peterswarft (NF), Nutzung: Typischer Grünlandstandort, Bodenpunkte > 30. Dr. Conrad Wiermann. fruchtbarkeit haben können, ist in ● regelmäßige Überprüfung des der Tabelle (siehe Seite 28) exem- Nährstoffgehaltes und des pH-Werplarisch zusammengefasst. tes ● Zufuhr organischer Düngemittel Wie die Bodenfruchtbarkeit langfristig erhalten? Um Einschränkungen der natürlichen Bodenfunktionen zu vermeiden, sind grundsätzlich vor jeder Bewirtschaftungsmaßnahme nicht nur die kurzfristige Zielerreichung, sondern auch die langfristigen Auswirkungen zu prüfen. Dabei sollte immer berücksichtigt werden, dass Bodenfruchtbarkeit das Ergebnis des Zusammenwirkens der verschiedensten Bodenbildungsprozesse unter wechselnden klimatischen Bedingungen während einer sehr langen Zeitspanne ist. Bewirtschaftungsmaßnahmen müssen also darauf ausgerichtet sein, die natürlichen Bodenfunktionen zu erhalten und in ihrer Entwicklung zu fördern. Hierbei sind unter anderem von Bedeutung: ● Beachtung des Bodenwassergehaltes bei Bodenbearbeitungsmaßnahmen ● Vermeidung von Bodenverdichtung durch zu hohe Fahrzeuggewichte ● Fruchtfolgegestaltung: Zwischenfruchtanbau, Leguminosen, Sommerungen FAZIT Bodenfruchtbarkeit ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenwirkens von unterschiedlichen Bodeneigenschaften. Nur mit einer ausgewogenen und nachhaltigen Bodenbewirtschaftung wird es zukünftig möglich sein, Anbausysteme zu etablieren, die stabil auf wechselnde Umwelteinwirkungen reagieren können. Dabei gilt der Grundsatz: Je stabiler die natürlichen Bodenfunktionenn desto größer ist das Kompensationsvermögen des Standortes gegenüber äußeren Einflüssen und damit die Ertragssicherheit. In diesem Sinne gilt es, das internationale Jahr des Bodens zu nutzen und dieses Bewusstsein zu stärken. Dr. Conrad Wiermann Landwirtschaftskammer Tel.: 0 43 31-94 53-300 [email protected] MEINUNG Claus Heller, Landwirt und Präsident der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Was verbinden Sie mit durch eine auf den Standdem Begriff „Bodenort ausgerichtete mefruchtbarkeit“? chanische Bodenbearbeitung und -lockerung das Claus Heller: Boden geBodenleben gefördert. hört für mich als Bauer neben Luft, Licht und Wasser zu den essenzielGibt es ein persönliches len Lebensgrundlagen. Ereignis/ein Bild, das Sie Deshalb muss man sorgmit „Bodenfruchtbarsam mit ihnen umgehen. keit“ verknüpfen? Mit der guten fachlichen Indikator und damit Praxis verbinden wir allFoto: privat Sinnbild für Bodengemein die nachhaltige fruchtbarkeit sind für Sicherung der Bodenfruchtbarkeit mich die Regenwürmer. Sie sind unund Leistungsfähigkeit zum Wohle verzichtbare Helfer im Untergrund. von Mensch und Tier. Dabei sollen Um das Bodenleben zu fördern, bei der Bodenbearbeitung der sind vielfältige Fruchtfolgen zum Standort und die Witterung beson- Beispiel Anbau von Leguminosen, ders berücksichtigt werden. Nur Zwischenfrüchten et cetera und dann kann die Bodenstruktur erhal- der sachgemäße Einsatz von orten beziehungsweise verbessert und ganischen Düngern wichtig und können Bodenverdichtungen ver- unterstützen die Humusbildung. mieden werden. Durch die Förde- Ebenso müssen Verdichtungen verrung des Bodenlebens werden si- mieden werden. Nur durch ein inchere Erträge erwirtschaftet, bei ge- taktes Bodenleben werden die ringerem Einsatz von Dünger und Pflanzennährstoffe gespeichert Pflanzenschutz. Außerdem wird und nicht benötigtes Regenwasser in die Dränagen abgeführt. Deshalb sind die Unterhaltung und Pflege der wasserführenden Elemente in unserer Kulturlandschaft unverzichtbar. Welche Bedeutung hat die Bodenfruchtbarkeit im Hinblick auf die globale Lebensmittelknappheit? Boden ist nicht vermehrbar. Im Gegenteil! Täglich verlieren wir in Deutschland zirka 90 ha durch Siedlungs- und Verkehrsmaßnahmen. So sind seit 1992 fast 820.000 ha landwirtschaftliche Fläche verloren gegangen. Der Verlust von Boden und seiner Fruchtbarkeit verringert das Produktionspotenzial, wenn es um die Erzeugung von Lebensmitteln geht. Da bei uns der Boden ein knapper Faktor ist und bleibt, müssen wir intensiv und nachhaltig wirtschaften. Die Sicherung einer Welternährung wird nur gelingen, wenn weltweit mit der Ressource Boden sorgsam umgegangen wird. Sie haben drei Wünsche frei: Welche Aktivitäten/Maßnahmen würden Sie ergreifen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten beziehungsweise zu fördern? Ich wünsche allen Bauern das notwendige Gespür für ihren Boden und dass sie verinnerlichen, dass im Boden eine große natürliche Helferschar für sie arbeitet. Wenn die Verbraucher, also wir, dann noch für die gute Qualität regional erzeugter Lebensmittel angemessene Preise bezahlen, ist mir nicht bange um die Zukunft der Landwirtschaft. Es wäre hilfreich, wenn jeder Bodeneigentümer – nicht nur der Landwirt – sich seiner Verantwortung gegenüber „seinem Stück Erde“ bewusst ist. Hier ist Aufklärung sinnvoll. Die heutige Agrarwirtschaft muss lernen, dass Zukunft nicht nur das Moderne ist. Frühere Generationen haben mit ihrem Tun uns den Boden und seine Fruchtbarkeit vererbt. Wir sind aufgerufen, sie zu erhalten und auch die alten Praktiken neu zu beachten. Pflanze ■ BAUERNBLATT l 25. April 2015 Bodendegradierung: Ein weltweites Problem Was helfen kann sammengedrückt, die chemischen, hydraulischen, thermischen Bodeneigenschaften werden verschlechtert und damit letztendlich auch der Ertrag beziehungsweise die Ertragssicherheit verringert. Bodendegradation durch Bodenverdichtung ist alleine in Europa bereits auf 35 % der Flächen nachgewiesen worden. Durch den Verlust an organischer Substanz werden 45 % der landwirtschaftlichen Flächen beeinträchtigt, ebenso wie durch Wind- und Wassererosion in der Größenordnung von insgesamt zirka 150 Mio. ha bereits jetzt als irreversibel verloren eingestuft werden. Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, muss als Herausforderung für das Jahr 2050 zum Beispiel der weltweiDurch zunehmende Bodenver- te Getreideertrag eigentlich expo- Das natürliche Gefüge des Bodens wird durch Bodenverdichtungen beschädigt dichtung werden aber die Böden zu- nentiell steigen; nach statistischen oder sogar zerstört. Foto: Dr. Conrad Wiermann Die standortspezifischen nachhaltigen Bodenbewirtschaftungsformen auch zur Produktion von Nahrungsmitteln für eine weltweit wachsende Bevölkerung auf einer immer kleineren nutzbaren landwirtschaftlichen Fläche werden zunehmend kritisch diskutiert. Bodenfunktionen, wie zum Beispiel günstige Nährstoff- und Wasserspeicherung, günstige Wasserinfiltration bei gleichzeitig optimaler Puffer- und Filterfunktion von Böden für sauberes Grundwasser, setzen eine stabile Bodenstruktur bei gleichzeitig hoher Zugänglichkeit und Erreichbarkeit der Poren und Partikeloberflächen voraus. 31 32 Pflanze BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■ MEINUNG Marga Trede, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein e. V. Was verbinden Sie mit wachsende Weltbevöldem Begriff „Bodenkerung ausreichend fruchtbarkeit“? mit Nahrungsmitteln Marga Trede: Der Bozu versorgen, da die den ist die Grundlage landwirtschaftlich gejedes landwirtschaftlinutzten Böden die chen Betriebes. Die Fäwichtigste Lebenshigkeit die Pflanzen grundlage für die Ermit genügend Nährzeugung von Lebensstoffen, Wasser und mitteln darstellen. Sauerstoff zu versorgen, kennzeichnet ei- Foto: LandFrauen- Sie haben drei Wünnen fruchtbaren und verband sche frei: Welche Aktidamit ertragsfähigen vitäten/Maßnahmen Boden. Jede/-r bemühte Landwirt/ würden Sie ergreifen, um die Bo-in kennt seinen/ihren Boden und denfruchtbarkeit zu erhalten beweiß, dass von einer optimalen ziehungsweise zu fördern? Bodenbearbeitung, Düngung und Die zukünftige Versiegelung von Wasserversorgung die Boden- landwirtschaftlichen Flächen durch fruchtbarkeit und damit die Erträ- Siedlungs- und Verkehrsflächen ist ge der jährlichen Ernte abhängen. mit großem Augenmaß durchzuführen, da sonst unmittelbare AusGibt es ein persönliches Ereig- wirkungen auf den Wasserhausnis/ein Bild, was sie mit „Boden- halt und die ausreichende Lebensfruchtbarkeit“ verknüpfen? mittelproduktion zu verzeichnen Bei der jährlichen Kartoffelernte sind. Da der Flächenbedarf für Auswaren meine damals noch kleinen gleichsmaßnahmen zum Schutz Kinder stets überrascht und freu- der Natur oft zu Konflikten mit ten sich übermäßig, dass doch vie- Landbesitzern- und/oder Nutzern le Kartoffeln in unserem kargen führt, sollten Vorschriften zur Gartenboden zu finden waren. Durchführung von Ausgleichsmaßnahmen überarbeitet werden, um Welche Bedeutung hat die Boden- die Ersatzmaßnahmen in besseren fruchtbarkeit im Hinblick auf die Kooperationen mit der Landwirtglobale Lebensmittelknappheit? schaft umzusetzen. LandwirtDa die Ressource Boden ein be- schaftliche Maßnahmen wie zum grenztes Gut ist, ist die Boden- Beispiel eine angepasste Fruchtfolfruchtbarkeit die essenzielle gegestaltung, eine schonende BoGrundlage für eine Sicherstellung denbearbeitung und der Anbau der Nahrungsmittelversorgung. Es von Zwischenfrüchten fördern die ist Auftrag der Landwirtschaft, die Bodenfruchtbarkeit. Auswertungen hingegen kommt es trotz deutlich gestiegener Mineraldüngerapplikationen zu einer jährlich abnehmenden Steigerung des Ertragszuwachses (Bodenatlas 2015). Diese Diskrepanz gilt es aufzulösen, was aber nur durch erhebliche Innovationsschübe erreicht werden kann. Weder durch eine hocheffektive Weiterentwicklung des Saatgutes, der Anbaumethoden noch durch eine deutlich verbesserte Düngerwirkung alleine oder in Kombination mit den vorigen Parametern ist es bisher gelungen, diese notwendige Steigerung der Erträge langfristig sicher zu erzielen. Dies bedeutet aber gleichzeitig im Umkehrschluss, dass selbst hochproduktive Böden an die Grenzen der nachhaltigen und effektiven Produktivität stoßen. Wir sind daher dringend aufgefordert, Lösungswege zu suchen, um eine verlässliche Ertragsprognose trotz darüber hinaus unkontrollierbarer Klimawandeleffekte zu erzielen. Wie viel Boden ist weltweit landwirtschaftlich effektiv? Die landwirtschaftliche Nutzfläche ist begrenzt, und bei der gegenwärtigen Flächeninanspruchnahme gehen täglich weitere 100 ha alleine in Deutschland durch Versiegelung et cetera irreversibel verloren (dies entspricht statistisch betrachtet mehr als der Größe eines durchschnittlichen landwirtschaftlichen Betriebs in Schleswig-Holstein). Ab- bau von Rohstoffen, Neubau von Straßen, Siedlungen, Industriegebieten, aber auch durch Bodenzerstörung aufgrund von Bodenverschmutzung, Kontamination mit Abfallstoffen et cetera sind weitere Gründe für diese hohen Verluste. Weltweit gehen vergleichsweise pro Tag 300 km² an Fläche verloren, was der Fläche der Stadt München oder in 1,5 Tagen der gesamten Stadtfläche von Berlin mit seinen mehreren Millionen Einwohnern entspricht. Gleichzeitig ist die gesamte landwirtschaftliche Fläche auf der Erde nur zu 22 % ohne Einschränkungen nutzbar, von der aber schon weit mehr als 50 % in der Nutzung sind und die übrigen Flächen zum Beispiel in wenig erschlossenem Gebiet liegen. 20 % der Böden auf der Welt sind klimatisch betrachtet zu kalt, 20 % der Flächen weisen eine zu steile Neigung auf, 23 % sind zu trocken, weitere 5 % sind zu nass, und die letzten 10 % schließlich kommen als Rohböden (Felsböden oder Ähnliches) für die Pflanzenproduktion nicht infrage. Wenn nun die Bodenqualität vergleichbar eingeordnet wird, konzentrieren sich die besten Böden weltweit auf nur knapp 12 %, das sind 16 Mio. km² Fläche, auf denen bereits jetzt knapp 25 % der Weltbevölkerung wohnen und arbeiten. Knapp 22 % der Bevölkerung lebt hingegen in Regionen, in denen bereits heute sehr gering bis unfruchtbare Böden zirka 50 % der Fläche ausmachen Eine weitere Zunahme der Bevölkerung in diesen Regionen verschärft damit die Nahrungsmittelproblematik. Zur Kompensation dieses erwarteten Defizits werden die guten oder mittleren Böden intensiver genutzt und damit auch überfordert. Entwicklung mechanischer Bodenbelastung Es ist unzweifelhaft, dass selbst bei noch so herausragenden technischen Weiterentwicklungen der land- und forstwirtschaftlichen Maschinen folgender Grundsatz gilt: Bei steigender Masse der Maschine und gleichzeitig steigender Kontaktfläche, das heißt gleichem Kontaktflächendruck, wird der Druck immer tiefer in den vor allem nach unten weniger stabilen Boden eingetragen und verursacht dort dann irreversible Verdichtungen mit einer geringeren Nährstofferreichbarkeit, länger feuchten und kalten Bodenverhältnissen. Außerdem werden diese Komprimierungen im gesamten Boden aufsummiert. Das heißt, Böden haben ein Gedächtnis, wie in einer eindrucksvollen Dokumentation der bei der Maisernte verursachten bis zu 32 Überrollungen bei gleichzeitig durch die Zuladung steigenden Radlasten und Kontaktflächendrücken bis in 80 bis 100 cm Tiefe nachgewiesen werden konnte. Gleisketten oder Laufwerke, abgesenkte Reifeninnendrücke als bodenschonende Varianten haben, wenn überhaupt, nur marginale positive beziehungsweise bei hohen Maschinenlasten und nicht starren aktiv drückenden Gummilaufwerken überhaupt keine positive bodenschonende Wirkung, sondern wirken zusätzlich verstärkt komprimierend. Dies ist darauf zurückzuführen, dass zusätzlich zu der statischen Last auch die scherende Verformung zu einer intensiveren Zerstörung der Porenleitungen und damit der Bodenfunktionen (Leitfähigkeit für Luft und Wasser, Erreichbarkeit der Austauscherplätze et cetera) führt (Abbildung 1). Als sicheres und gerade auf Hofboden- Abbildung 1: Was sind die Folgen der mechanischen Belastungen Oberboden Änderung der physikalischen Bodenfunktionen Hoher Spannungseintrag bis in den Unterboden • Infiltration • Belüftung • N2O-, CH4- Freisetzung • Wasserhaltekraft • Oberflächenabfluss Unterboden Auswirkung auf ökologische Kenngrößen • Wurzelwachstum • Erreichbarkeit von Oberfl. • Wasser- und Nährstoffaufnahme • Zerstörung der Bodenstruktur • Erosion • Nährstoffverlust • Wasserverunreinigung • Ertragsunsicherheit 33 ■ BAUERNBLATT l 25. April 2015 Abbildung 2: Bestimmung von Boden(schad)verdichtungen anhand von Wasserleitfähigkeit und Luftkapazität in SH Bodenschadverdichtung Irreversible Alteration Änderung vonof properties Bodeneigenschaften Grundwert (Referenz) Parameterauswahl Unproblematisch: z. B. Braunerde aus Geschiebesand, Podsol aus Flugsand Testwert (TW) LK < 8 Vol. % kf < 20 cm/d Parabraunerde aus Geschiebelehm Al, (Bt), Cv, degradiert Aktionswert (AW) LK < 5 Vol. %, O2 Verfügbarkeit kf < 10 cm/d Problematische Böden: z. B. Kolluvisole, Pseudogleye, Gleye, Pseudogley-Parabraunerde aus Geschiebemergel und -lehm Grundwert abhängig von: Ausgangsgestein, Textur, Gefügeentwicklung, Lagerungsdichte, Humusgehalt et cetera kartenebene anwendbares Verfahren hat sich die Bestimmung der Vorbelastung, das heißt die Eigenfestigkeit des Bodens in den einzelnen Horizonten bewährt, und auch eine generelle Einordnung der Böden bezüglich ihrer Empfindlichkeit ist mittels der Werte der Luftkapazität und der Wasserleitfähigkeit möglich (Abbildung 2). Böden sind unterschiedlich empfindlich Es ist nachvollziehbar, dass sandige Böden nicht als verdichtungsempfindlich einzustufen sind und damit auch mit keinen schwerwiegenden mechanischen Bodendegradationen gerechnet werden muss. Dahingegen steigt die Gefahr der irreversiblen Bodendegradation durch wiederholte und/oder bei ungünstigen feuchten Bodenverhältnissen erfolgende Befahrung bereits bei den im Östlichen Hügelland dominierenden Parabraunerden aus Geschiebemergel/-lehm, bei denen durch unsachgemäße Befahrung/Belastung die Toleranzwerte leicht erreicht werden, was mit der Aussage „Gefahr ist im Verzug“ zusammengefasst werden kann. Bei steigender Feuchtigkeit und Stauwasser sind Pseudogleie und Parabraunerden schließlich als äußerst empfindlich einzustufen. Hier werden die kritischen Grenzwerte (Aktionswert) sehr leicht bis in tiefere Bodenbereiche unterschritten und Bodendeformationen generiert. In der Folge muss auch langfristig mit Ertragseinbußen gerechnet werden, zumal bei den klimatischen Bedingungen in Schleswig-Holstein nur selten mit Austrocknungssituationen bis in diese Tiefen gerechnet werden kann, um eine Tiefenlockerung hervorzurufen. Gleichzeitig müsste dann auch der Maschinenpark an die ge- ringere Bodenstabilität angepasst, das heißt durch leichtere Maschinen ausgetauscht werden. Zusätzlich kann als gesichert gelten, dass kontinuierliche, das heißt nicht nur sporadisch, sondern dauerhaft durchgeführte minimale Bodenbearbeitung die Eigenstabilität des Bodens erhöht und die Funktionalität des Bodengefüges insgesamt verbessert. Erosion durch Wasser, Wind und Bearbeitung Der Bodenverlust durch Erosion stellt eine weitere wesentliche Form der Bodendegradation in unseren Böden besonders in der Jungmoränen- und Geestlandschaft dar, denn hierdurch werden vor allem die nährstoffreichen Oberböden (A-Horizont) abgeschwemmt oder verweht. Am Auswaschungs- beziehungsweise Auswehungsort stellen sich dann negative Folgen im Vergleich zum ursprünglichen Zustand ein. Auf diesen Flächen dominieren die sogenannten geköpften Bodenprofile mit entsprechend schlechteren Standorteigenschaften. Bodenverluste durch Wind, Wasser, aber auch die Bodenbearbeitung bei trockenen Verhältnissen führen zu schlechteren Erträgen und darüber hinaus zu langfristig abnehmender Bodenmächtigkeit. In SchleswigHolstein kann als grober Anhaltswert mit einem jährlichen Bodenverlust durch Erosion von durchschnittlich 6 bis 8 t/ha gerechnet werden. Verglichen mit einer maximalen Bodenneubildungsrate von 500 kg/ha im Jahr kann also ein Mehrfaches abtransportiert werden und somit zu einer entsprechenden Bodendegradation führen. Zwischen den einzelnen Transportvorgängen gibt es nur graduelle Unterschiede, die auf verschiedene Art und Weise mit der Be- 34 Pflanze BAUERNBLATT l 25. April 2015 ■ boden und der organischen Substanz gleichzeitig auch die Nährund Schadstoffe mit in tiefer gelegene Regionen oder den Vorfluter geleitet. Bodenerosion durch Wasser und seitlicher Stofftransport aufgrund von Unterbodenverdichtung. Foto: Prof. Dr. Monika Frielinghaus deutung von Wasser und Humus als die Niederschlagsintensität und sowie der natürlichen Bodenstruk- -menge, muss bei nicht vollständig ebenem Gelände mit einem seitlitur im Zusammenhang stehen: chen Abtransport des Bodensicker● Wasser: Immer wenn die Wasser- wassers gerechnet werden. Hierleitfähigkeit im Boden geringer ist durch werden außer dem Mineral- MEINUNG Otto-Boje Schoof, Landwirt und Repräsentant der Landwirtschaftskammer für den Kreis Dithmarschen Was verbinden Sie mit Welche Bedeutung hat dem Begriff „Bodendie Bodenfruchtbarkeit fruchtbarkeit“? im Hinblick auf die globale LebensmittelOtto-Boje Schoof: Ich knappheit? habe einmal gelernt: Bodenfruchtbarkeit ist die Bodenfruchtbarkeit Fähigkeit eines Bodens, ermöglicht meines Frucht zu tragen, das Erachtens die nachheißt den Pflanzen als haltige Produktion Standort zu dienen und von Lebensmitteln. nachhaltig PflanzenerWer in den Nachrichträge von hoher QualiFoto: Landwirt- ten hungernde Mentät zu erzeugen. Wenn schaftskammer schen in den Krisengeich dies auf unserem bieten unserer Zeit Standort in Hedwigenkoog nicht sieht, weiß, dass es keine Alterbeachte, dann gefährde ich die Zu- native zur Landwirtschaft gibt, kunft unseres Familienbetriebes. die auf Bodenfruchtbarkeit setzt. Gibt es ein persönliches Ereignis/ein Bild, das sie mit „Boden- Sie haben drei Wünsche frei: fruchtbarkeit“ verknüpfen? Welche Aktivitäten/Maßnahmen Ich habe als Negativbeispiel Flä- würden Sie ergreifen, um die Bochen vor Augen, die jahrelang nur denfruchtbarkeit zu erhalten bemit einer Frucht bestellt und nur ziehungsweise zu fördern? auf Stickstoffentzug hin gedüngt Das sind für mich ganz einfache wurden. Diese Flächen zeigen ei- Dinge: bodenschonende Bearbeinem von der Bodenstruktur, vom tung, Fruchtwechsel, ausgewogeBodenleben und vom Pflanzenbe- ne Nährstoffversorgung, auch mit wuchs her, „watt man allns ver- Wirtschaftsdünger (Humusversorkehrt moken kann“. gung). Wenn ❍ an der Bodenoberfläche als Folge einer Verschlämmung bei schlechter Bodenstrukturstabilität es zu einer Krustenbildung kommt, ❍ im Boden eine Plattenstruktur als Ergebnis einer Bodenverdichtung durch Maschinen nachgewiesen werden kann, ❍ in größerer Bodentiefe als Gedächtnis der eiszeitspezifischen Komprimierungen der vertikale Wassertransport verzögert wird, staut das Wasser auf diesen Flächen auf und verursacht dann einen entsprechenden Massentransport zur Seite in tiefer liegende Gebiete. Hier kann es im günstigsten Fall zu einer erneuten Sedimentation und Akkumulation der Nährstoffe, organischen Substanz in einem allerdings geschichteten Kolluvium mit ungünstiger Durchlüftung kommen. Abhilfe schafft nur eine gute und tief in den Boden hineinwirkende Bodenstruktur mit günstiger Wasser- und Luftleitfähigkeit und günstigen Durchwurzelungsbedingungen. ● Wind: Nicht erst seit dem verheerenden Unglück auf der Autobahn bei Rostock aufgrund einer nach der Bodenbearbeitung sandiger Äcker erhöhten Erosivität sind feinsandige Böden als besonders empfindlich eingestuft. Bodenverluste durch Winderosion ereignen sich zum Beispiel in unbedeckten oder spät im Jahresverlauf deckenden Kulturen (zum Beispiel Mais). In den durch Bearbeitungsmaßnahmen weitgehend homogenisierten sandigen A-Horizonten fehlt dann aufgrund einer zu geringen Wassernachlieferung die Stabilität. Bei entsprechendem Starkwind können dann leicht mehrere Tonnen je Hektar in kurzer Zeit verfrachtet werden. Hier helfen nur eine möglichst ganzjährig wirkende Bodenbedeckung, stabile Bodenstrukturen (Wurmlosungsgefüge) und eine bodenschonende Bewirtschaftung. Prof. Prof. h.c. Dr. Dr. h.c. Rainer Horn Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Tel.: 04 31-8 80 31 90 [email protected] FAZIT ● Durch die Bodendegradation gehen weltweit ständig dringend für die Nahrungsmittelproduktion notwendige Ackerflächen verloren. Dies führt zu einer deutlichen Verschärfung der Lebensmittelknappheit und auch der Bereitstellung von sauberem Grundund damit auch Trinkwasser für die Menschheit. ● Eine standortangepasste Bodenbearbeitung muss die Anpassung der Maschinentechnik und -ausstattung (auch unter Einbeziehung des überbetrieblich genutzten Maschinenparks) an die spezifischen Boden- und Standortverhältnisse auch im Jahresverlauf mit berücksichtigen, denn nur bei langfristiger Berücksichtigung der Eigenstabilität des Bodens kann seine Funktionsfähigkeit erhalten und verbessert werden. Dies setzt voraus, dass die Merkmale zum Beispiel der Landmaschinen an die Eigenschaften des Bodens angepasst werden und nicht umgekehrt! ● Je intensiver die Bearbeitung (Ackergröße, Grünland), desto größer die Gefahr der nachhaltigen Veränderung der Leitfunktionen des Bodens. Hinsichtlich der Bewirtschaftungsformen sind besonders konventionell bearbeitete Äcker empfindlicher als konservierend beziehungsweise pfluglos bewirtschaftete Ackerflächen. ● Langfristig reduzierte Bodenbearbeitung, verbesserte Humuswirtschaft beziehungsweise stabilere Ton-HumusVerbindungen bei gleichzeitig günstigen pH-Werten vor allem auch in den lehmigen, tonigen Böden (im Neutralbereich) führen zu günstigen Bodenstrukturen und damit zu günstigen Bodenfunktionen. ● Bodenschutz und Bodennutzung widersprechen sich nicht, solange die standortspezifischen Bedingungen als Grundlage für die Bewirtschaftungsformen und -intensitäten unter dem Aspekt einer nachhaltigen Bewirtschaftung dienen. Bodendegradation kann man damit verhindern, denn sie kann nicht in kurzen Zeiträumen (mehrere Jahrzehnte) wieder rückgängig gemacht, das heißt melioriert werden. Pflanze ■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 Bodenfruchtbarkeit: Bedeutung – Erhalt – Förderung, Teil 2 Aus Sicht der Beratung Für den Landwirt, der sein Leben lang meist an einem Standort wirtschaftet, steht der Boden oft als mehr oder weniger nicht veränderbare Größe fest. Während der Ostholsteiner Ackerbauer auch im Stoppelweizen in guten Jahren 100 dt/ha drischt, schlägt man sich auf der Geest mit mittleren Maiserträgen als der lohnendsten aller Kulturen durch. Ungerecht, sagen die einen; man wächst mit seinen Aufgaben, vielleicht die anderen. Letztendlich lernt ein jeder, auf seinem Standort zurechtzukommen. In der Pflanzenproduktion ist die Bodenfruchtbarkeit ein entscheidender Punkt. Diese wird als die natürliche, nachhaltige Fähigkeit eines Bodens zur Pflanzenproduktion beschrieben. Die Bodenfruchtbarkeit ergibt sich aus der Summe unterschiedlichster Bodeneigenschaften wie beispielsweise Körnung, Luftund Wasserführung oder der mikrobiellen Aktivität. Daraus lässt sich unter anderem die Bearbeitbarkeit ableiten. Wie wirkt sich Bodengüte im Ertrag aus? Der Parameter, der am einfachsten eine Einschätzung der Bodenfruchtbarkeit liefert, ist die Einstufung nach Bodenpunkten. Wie groß der Ertragseffekt bei einer Änderung der Bodengüte ist, stellt die Abbildung dar. Diese zeigt Rapsweizenerträge aus den Rückmeldungen der Hanse-Agro-Beratungskunden in klimatisch vergleichbaren Regionen. Man sieht in guten Jahren mit einer homogenen Niederschlagsverteilung wie 2013 und 2014 eine Ertragsreduktion von zirka 10 %. Dagegen lag in den Jahren 2011 und 2010 mit ungünstigerer Niederschlagsverteilung der Weizenertrag der um zehn Bodenpunkte schlechteren Standorte nur bei 74 % beziehungsweise 75 %. Dass man auf die Bodengüte eines Standortes zunächst keinen Einfluss hat, ist richtig. Grundlegende Eigenschaften wie die des Ausgangsmaterials und den Anteil der unterschiedlichen Korngrößen wie Sand, Schluff und Ton kann man nicht ändern. Allerdings sind verschiedene Faktoren der Bodenfruchtbarkeit steuerbar. Beispielsweise wird die Bodenreaktion durch Kalkung verbessert, Struktur durch angepasste Bodenbearbeitung geschaffen und der Humus- Abbildung: Mittlere Weizenerträge mit Vorfrucht Winterraps in verschiedenen norddeutschen Regionen auf Standorten, die mindestens 10 Bodenpunkte auseinanderliegen, Erträge des jeweils besseren Standortes sind relativ 100 gesetzt Relativer Ertragsverlust im Winterweizen nach Raps bei Minderung der Bodengüte um 10 Punkte 100% 90% 80% 70% 60% 2014 2013 besserer Standort 2011 2010 schlechterer Standort Daten der Ertragsrückmeldungen Hanse-Agro-Beratungskunden 2009 gehalt durch Düngung sowie Rückfuhr von organischen Komponenten beeinflusst. Auch die Dränage stellt einen entscheidenden Einflussfaktor dar. Durch eine optimale Produktionstechnik sollte man sich einerseits bemühen, das Optimum aus seinem Standort herauszuholen und andererseits die Ressource Boden in ihrem Wert erhalten. Dazu gehört sowohl der Ausgleich der Grundnährstoffe als auch der Humusbilanz. Eine Schonung der Bodenstruktur und Verhinderung von Erosion sind weitere Punkte. Als essenzieller Beitrag ist auch die Fruchtfolge zu sehen. Warum sind Fruchtfolgen erforderlich? Im Vergleich zu früher, als die Fruchtfolge auf einem Kreislaufgedanken beruhte, wird diese heute weniger aus ackerbaulichen Gesichtspunkten, sondern vornehmlich aufgrund von Vermarktungsaspekten gewählt. Die Preise entscheiden in den Marktfruchtbetrieben die Fruchtfolgen zugunsten von Weizen und Raps, bei Betrieben mit Biogas zugunsten des Maises. Technisierung und Möglichkeit eines intensiven Pflanzenschutzes sorgen trotz enger Fruchtfolge zumindest zeitweilig für hohe Erträ- MEINUNG Hauke Göttsch, MdL und Vorsitzender Umwelt- und Agrarausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages Was verbinden Sie mit dem Begriff Bodenfruchtbarkeit? Hauke Göttsch: Die weltweit zunehmende Bodendegradierung und der damit verbundene Rückgang der Bodenfruchtbarkeit ist eines der drängendsten landwirtschaftlichen Probleme. Die Bodenfruchtbarkeit ist das Maß für alle das Pflanzenwachstum beeinflussenden Bodenfaktoren. Allzu häufig ist sie dabei auch Maß für Wohlstand und technische Entwicklung ganzer Regionen und Länder. Diese Kraft des Bodens ist heute entscheidender denn je. Immer mehr Flächen werden versiegelt, kontaminiert oder fallen der Ausbreitung von Wüsten zum Opfer, und das, obwohl die weiter zunehmende Weltbevölkerung immer mehr Nahrungsmittel benötigt. Ohne die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu verbessern, können wir den Kampf gegen die globale Lebensmittelknappheit und gegen den Hunger in der Welt nicht gewinnen. Sie haben drei Wünsche frei: Welche Aktivitäten/Maßnahmen würden Sie ergreifen, um Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern? Hätte ich einen Wunsch für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit frei, wünschte ich mir, dass sich die landwirtschaftliche Nutzfläche nicht weiter künstlich reduziert. Je stärker die Ausweisung von Schutzgebieten und Ausgleichsmaßnahmen ist, desto höher der Produktionsdruck auf die Böden. Das gilt auch für die Gefährdung Welche Bedeutung hat die Boden- der Bodenfruchtbarkeit. Der fruchtbarkeit im Hinblick auf die Gunststandort Schleswig-Holstein globale Lebensmittelknappheit? muss erhalten bleiben. Gibt es ein persönliches Ereignis/ Bild, das Sie mit „Bodenfruchtbarkeit“ verknüpfen? Sehr gut kann ich mich daran erinnern, wie ich als 14-Jähriger mit dem frisch erworbenen Treckerführerschein das erste Mal selbst den Acker pflügte. Der Duft des frischen, feuchten Bodens und diese spürbare Kraft, die darin steckt, haben mich schon als junger Mensch sehr beeindruckt. Und das ist bis heute so. 41 42 Pflanze BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 ■ zug in den schleswig-holsteinischen Ackerbau hält, ist sicherlich bedauernswert. Gerade der Einbau von Sommerungen schafft Platz für Zwischenfrüchte und Zeit für Bodenbearbeitung. Bereits heute gibt es Standorte, die aufgrund des hohen Ackerfuchsschwanzdruckes bei zunehmender Resistenzproblematik auch ohne Greeningzwang ihre Fruchtfolge aufweiten müssen. Ackerbaulich vielleicht der letzte Schritt, bevor man vor der Alternative Grünland zur Standortsanierung steht. Bodens leisten. Allerdings muss daWie viel Eingriff für auch Zeit sein, und die ausgeist nötig? wählten Zwischenfrüchte müssen in die Fruchtfolge passen. Bei der klasMeist bestimmt die Fruchtfolge, sischen dreigliedrigen Marktfrucht- wie intensiv die Bodenbearbeitung folge mit drei Winterungen macht erfolgen muss. Ein tiefes Lockern dies wenig Sinn. Auf vielen Stand- und auch der Pflugeinsatz sind bei orten in Schleswig-Holstein liegt der hohen Getreideanteilen und vielen Aussaattermin gerade nach Winter- Winterungen vonnöten. Wenn es weizen oft zeitlich zu knapp, um um Bearbeitungstechniken geht, eine optimale Herbstentwicklung zu garantieren, zumal die Rapsaussaat meist zeitgleich läuft. Der Zwischenfruchtanbau nach WinWelche Zwischenfrüchte tergerste oder GPS-Getreide stellt da die sichewählen? re Alternative dar. Die Neben den Hauptkulturen kön- Etablierung von Zwinen Zwischenfrüchte einen großen schenfrüchten, die eines AufBeitrag zur Gesunderhaltung des entsprechenden wandes an Bodenbearbeitung und Drilltechnik bedarf, ist in der Praxis häufig ein Problem. ÄrHeinrich Kröger, gerlich sind Zwischenfruchtmischungen, die Landwirt und Vorsitzender Fachausschuss Ackerbau zur Hälfte aus Ausfallgeder Landwirtschaftskammer treide oder -raps bestehen. Auch brauchen ZwiWas verbinden Sie mit Erfolg bringen, wenn schenfrüchte Stickstoff. dem Begriff „Bodeneine Wechselwirkung Mischungen mit Legumifruchtbarkeit“? mit leistungsfähiger nosenkomponenten, die Heinrich Kröger: Den Produktionstechnik erSticksoff fixieren sollen, Boden voll ertragsfäfolgt. kümmern gesät auf Ge- Durchwurzelungstiefe von Zwischenfruchtmihig und ertragssicher treidestoppeln nach Re- schungen am Beispiel Phacelia. Foto: Hanse Agro zu erhalten, hat für Welche Bedeutung hat korderträgen genauso mich höchste Priorität die Bodenfruchtbarkeit dahin, wie es ein Ölrettich tun wür- sind auch die Standorteigenschaften und ist Grundvorausim Hinblick auf die de. An dieser Stelle sind organische zu berücksichtigen. Tendenziell sind setzung für nachhaltig globale LebensmittelDünger aufgrund der warmen Bö- die besseren Standorte eher mulchhohe Erträge. Nährknappheit? den und guten Mineralisationsbe- saatgeeignet. Ein trockener und tostoffversorgung, WasDie Erhaltung der Bodingungen gut aufgehoben und niger Standort, aber auch zu viel serhaltevermögen, Fruchtfolge denfruchtbarkeit und Nutzungskönnen eine hohe N-Effizienz errei- Wasser und hohe Sandanteile maund eine an den Standort ange- fähigkeit ertragreicher Ackerschen. Der Zwischenfruchtanbau soll chen einen Pflugverzicht schwierig. passte Produktionstechnik sind tandorte sichert die globale Lesich letztendlich in seine positiven Die Hygiene ist in engen Fruchtfolfür mich von elementarer Bedeu- bensmittelversorgung. Vor dem Eigenschaften wie der Stickstoff- gen ebenfalls problematisch. Als tung, um erfolgreich Ackerbau Hintergrund eines zu erwartenfixierung, Humusmehrung und der deutlicher Vorteil des konservierenbetreiben zu können. Gesunde den Klimawandels können wir es Schaffung einer guten Bodenstruk- den Bodenbearbeitungssystems ist Bestände durch einen gezielten uns nicht leisten, ertragsfähige tur lohnen, selbst wenn dies nicht die Erhöhung der Tragfähigkeit in Pflanzenschutzmitteleinsatz und Standorte zu extensivieren oder immer direkt am Ertrag der Folge- Hinblick auf die immer schwereren eine angepasste Düngung, die aus der Produktion zu nehmen. frucht messbar ist. das Ertragspotenzial voll ausMaschinen zu nennen. Ein intensiveschöpft, genießen bei mir einen Sie haben drei Wünsche frei: hohen Stellenwert. Welche Aktivitäten/Maßnahmen würden Sie ergreifen, um BodenTabelle: Nährstoffentzugswerte in kg/ha bei fiktiven Erträgen und Gibt es ein persönliches Ereignis/ fruchtbarkeit zu erhalten und zu fünfgliedriger Fruchtfolge Bild, das Sie mit „Bodenfrucht- fördern? K2O MgO CaO Kultur Ertrag P2O barkeit“ verknüpfen? Zur Erhaltung der Bodenfruchtdt/ha Wichtig für mich ist, ein möglichst barkeit wünsche ich mir zukünf81 45 22,5 22,5 Raps 45 verdichtungsfreies Bodengefüge tig weiterhin eine gute Nährstoffzu erhalten. Die Förderung von versorgung, eine Düngung, die 72 54 27 9 Weizen 90 Mikroorganismen zum Humus- das Ertragspotenzial voll aus68 51 25,5 8,5 Gerste 85 und Nährstoffaufschluss, eine schöpft, einen angepassten Pflan90 180 45 45 Mais 450 gute Wasserführung sowie aus- zenschutzeinsatz und eine inno85 161,5 34 34 Weizen 85 reichende Sauerstoffgehalte si- vative Landtechnik, die uns Bo(Stroh abgefahren) chern nachhaltig eine gute Bo- denbearbeitungssysteme zur Ver119 Summe Entzug (5 Jahre) 396 491,5 154 denfruchtbarkeit, und die muss fügung stellt, welche BodenverSumme Auswaschung (5 Jahre) 10 100 200 1.700 Leitgedanke unseres Wirtschaf- dichtungen verhindern oder miGrunddüngung 406 591,5 354 1.819 tens sein. Sie kann uns aber nur nimieren. ge. Doch gerade enge Fruchtfolgen zehren an der Leistungsfähigkeit des Bodens. Die sogenannte Rapsmüdigkeit, die sich durch einen verstärkten Verticilliumbefall, Altaufschlagraps bis hin zu der auf immer mehr Flächen auftretenden Kohlhernie äußert, sind Folgen. Alle genannten Probleme sind bodenbürtig und nur vorbeugend bekämpfbar. Die negative Humusbilanz auf Flächen mit langjähriger Maismonokultur ist ein weiteres bekanntes Problem. Für eine optimale Fruchtfolge gilt auch heute noch das alte Lehrbuchwissen, dass sich Blatt- und Halmfrucht abwechseln sollten und sich eine höhere Anzahl an Fruchtfolgegliedern positiv auswirkt. Dass die Ackerbohne ohne eine Förderung vielfältiger Kulturen keinen verstärkten Ein- MEINUNG Entzug + Auswaschung Pflanze ■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 res Bodenleben und teilweise auch die Verbesserung des Wasserhaushaltes sind weitere Vorteile. Außerdem ist zu beachten, dass jeder Bearbeitungsgang zu einem Humusverlust führt. Die Ziele der Bodenbearbeitung sollten daher mit so wenigen Arbeitsgängen wie möglich erreicht werden. Ein Einklang von Bodenschutzgesetz und guter fachlicher Praxis gemeinsam mit den ackerbaulichen Zielen ist somit durchaus möglich. Dazu gehören in das Bodenbearbeitungssystem eingebundene Pflanzenschutzmitteleinsätze, unter anderem von nichtselektiven Herbiziden wie Glyphosat. Ohne diese Wirkstoffe führt dies Optimale Bodenstruktur mit so wenigen Arbeitsgängen wie möglich schaffen. Foto: Lemken zwangsläufig zu einem höheren Anteil an Bodenbearbeitungsgängen und erhöhtem Pflugeinsatz. MEINUNG Düngestrategien sind gefragt Neben der Erhaltung des Humus und der Bodenstruktur ist auch die Rückführung von Nährstoffen von Bedeutung. Für den eigenen Betrieb eine Grunddüngungsstrategie zusammenzustellen, ist kein Hexenwerk. Als Beispiel sind in der Tabelle die Nährstoffentzüge einer fünfgliedrigen Fruchtfolge bei fiktiven Erträgen inklusive Zuschlägen für Auswaschungsverluste dargestellt. Damit ergeben sich Gesamtmengen der einzelnen Nährstoffe, die in den Boden zurückgeführt werden müssen. Die Gaben können dann größtenteils zu den Blattfrüchten ausgebraucht werden, wo sich eine Grunddüngung am ehesten bemerkbar macht. Phosphat zum Mais als Unterfußdünger ist mittlerweile als Standard anzusehen. Auch das abtragende Getreide reagiert oft positiv auf Phosphat- und Kaligaben. Der wunde Punkt des Themas Grunddüngung sind die hohen Kosten. Denn anders als bei Düngerfenstern mit ausgelassener Stickstoffdüngung, wo eine Wirkung sofort sichtbar wird, haben präzise und über Jahre angelegte Grunddüngungsversuche oft nur geringe Ertragseffekte. Denn der Ertrag scheint doch im Ackerbau das Maß aller Dinge zu sein. An dem Punkt angekommen, wo sich ein Mangel an Grundnährstoffen im Ertrag bemerkbar macht, ist ein Boden jedoch derart verarmt, dass es eine komplette Generation dauern kann, um diese Flächen wieder aufzuwerten. Damit es also nicht heißt „reiche Väter, arme Söhne“, sollten Landwirte versuchen, das Leistungspotenzial ihres Standortes zu Werner Schwarz, Landwirt und Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein Was verbinden Sie mit dem Begriff „Bodenfruchtbarkeit“? Werner Schwarz: Fruchtbarer Boden ist existenziell. Deshalb müssen wir verantwortungsvoll damit umgehen. Auf lediglich 30 cm Bodenkrume wächst unsere gesamte Nahrung. Wir haben den Ernteertrag bis heute trotz aller Technik und Wissenschaft nicht in der Hand – Gott sei Dank. Wir unterstützen unsere Feldfrüchte lediglich, indem wir sie ernähren und schützen – und wir einen fruchtbaren Boden bereitstellen, auf dem die Pflanze ihr Potenzial ausschöpfen kann. Gibt es ein persönliches Ereignis/ Bild, das Sie mit „Bodenfruchtbarkeit“ verbinden? Ich mag gern den Geruch von frisch gepflügtem Boden. Welche Bedeutung hat die Bodenfruchtbarkeit im Hinblick auf die globale Lebensmittelknappheit? Unsere Erde besteht zu 30 % aus Land – aus „Erde“. Davon sind nur 11 % landwirtschaftlich nutzbar. Weltweit geht jährlich etwa 1 % der Krume verloren. Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung. Wie erhalten wir die Bodenfruchtbarkeit? Nicht, indem wir nichts tun! Von Natur aus wird Boden immer unfruchtbarer – durch Auswaschung von Nährstoffen, Versauerung und Ver- dichtung. Durch Düngen, Kalken, Pflügen und Pflanzenschutz erhöhen wir die Fruchtbarkeit und erhalten den Boden. Sie haben drei Wünsche frei: Welche Aktivitäten und Maßnahmen würden Sie ergreifen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern? Bodeneigenschaften sind durch die Natur vorgegeben, ebenso wie Regenmenge, Temperatur oder Sonnenscheindauer. Bauern brauchen die Freiheit, auf die örtlichen Bodenverhältnisse einzugehen. Mehr Reglementierungen nehmen uns die Möglichkeit, um auf natürliche Zusammenhänge zu reagieren. Deshalb brauchen wir erfüllbare Rahmenbedingungen, zum Beispiel für den Einsatz organischer Dünger. Stillgelegte und „naturgeschützte“ Flächen verlieren massiv an Bodenfruchtbarkeit. Auch der Naturschutz muss sich fragen, wie weit er in Konkurrenz gehen will zur Erzeugung von Lebensmitteln. Bodenfruchtbarkeit setzt Krumenpflege voraus. Die Zukunft erfordert einen intensiven Bodenschutz. Wir brauchen eine Kompensationsverordnung, die den Flächenausgleich für Baumaßnahmen mit mehr Augenmaß regelt. Ich wünsche mir ein „Ackerschutzgesetz“, das landwirtschaftliche Nutzfläche aktiv unter Schutz stellt. erhalten. Gerade schwächere Teilflächen, wie sandige oder tonige Kuppen, profitieren besonders davon. Die Investition lohnt sich immer. Zur Aufrechterhaltung der Nährstoffversorgung, aber vor allem zur Verhinderung des Humusabbaus sind organische Komponenten essenziell. Die Tabelle zeigt in der Entzugsrechnung für Weizen mit und ohne Strohverbleib auf der Fläche enorme Unterschiede. Dass Güllerückfuhr diesen Entzug ausgleicht, ist ein Irrglaube. Gerade der Silomais zehrt mit hohen Ernteentzügen stark am Bodenvorrat. Dabei ist gerade auf leichten Standorten die organische Bodensubstanz wichtig für den Kationenaustausch und die Gefügebildung, da hier Tonminerale fehlen, die auf schweren Böden diese Aufgabe übernehmen. Erhalt und Mehrung von Humus kann besonders schwierige Standorte deutlich aufwerten. Gerade hohe Gaben mit langfristig wirkenden organischen Düngern, wie beispielsweise Hühnertrockenkot oder Festmist, lassen sich trotz positiver Effekte heute kaum noch gesetzeskonform verwirklichen. Kompost oder Klärschlamm können hier eine stickstoffärmere Alternative darstellen, deren Düngewirkung ist jedoch kaum zu kalkulieren. Eine Wirkung solcher Maßnahmen auf die Bodenfruchtbarkeit ist erst nach wiederholter Anwendung und nach einigen Jahren zu sehen. FAZIT Ein guter Bodenzustand bildet die Grundlage der landwirtschaftlichen Produktion. Es gilt, sich diesen entscheidenden Einflussfaktor zu bewahren und in seinem täglichen Wirtschaften zu bedenken. Ein guter Standort verzeiht ackerbauliche Fehler eher als ein schlechter, weshalb gerade auf die nicht so leistungsfähigen Standorte ein besonderes Augenmerk gelegt werden sollte. Eine ausgeglichene Düngung mit allen Nährstoffen sowie eine angepasste Fruchtfolge und Bodenbearbeitung sind dabei essenzielle Bausteine. Anna Schwinger Detlev Dölger Hanse Agro Beratung und Entwicklung GmbH Tel.: 0 43 46-36 82-0 [email protected] 43 44 Pflanze BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 ■ Nachhaltige Bodenbewirtschaftung Die Kunst der Bodeneinschätzung Boden ist einer der drei klassischen Produktionsfaktoren in der landwirtschaftlichen Produktion. Der nachhaltige Umgang mit ihm sichert die Bodenfruchtbarkeit. Nur auf fruchtbarem, fachgerecht bewirtschaftetem Boden kann der Landwirt hohe und sichere Erträge realisieren. Nachhaltige Bodennutzung und die Einhaltung der guten fachlichen Praxis bei der Landbewirtschaftung setzen die Kenntnis der prägenden Bodeneigenschaften voraus. Bodenzustand und Bodeneigenschaften sind Merkmale, die sich im Jahresverlauf und in Abhängigkeit von der Bodenbewirtschaftung verändern. Darum sollte der Landwirt in der Lage sein, die wichtigsten Bodenmerkmale unmittelbar vor Ort selbst anzusprechen, um über Art und Zeitpunkt von Bewirtschaftungs- und Bearbeitungsmaßnahmen richtig entscheiden zu können. haushaltes besonders beeinflussen, sind Bodenart, Humusgehalt und Struktur. Darüber hinaus ist der pHWert des Bodens von zentraler Bedeutung. Bodenart und Humusgehalt entscheiden darüber, wie die Speicherfähigkeit des Bodens für Nährstoffe ist und in welchem Maße diese verfügbar gebunden werden können. Auch die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und damit das Wasserangebot werden von diesen beiden Faktoren geprägt. Die Wasserzügigkeit wird sehr stark durch die Bodenstruktur, das sogenannte Bodengefüge beeinflusst, das wiederum in enger Wechselbeziehung zur Bodenart steht. Bodenstruktur und Bodenverdichtung entscheiden nicht nur darüber, ob überschüssiges Bodenmerkmale, die die Eigen- Wasser nach Regenfällen in den Unschaften des Bodens hinsichtlich sei- terboden abgeführt wird, sondern nes Wasser-, Luft- und Nährstoff- auch darüber, ob der Boden für die Bodenbearbeitung: wendende Grundbodenbearbeitung mit dem Pflug. angebaute Feldfrucht gut durchwurzelbar und durchlüftet ist. Günstige Wasser- und Nährstoffverhältnisse entscheiden auch über die Qualität der biologischen Aktivität des Bodens. Sie ist für Umsetzungsund Abbauprozesse erforderlich. Günstige Bodeneigenschaften sind eine wichtige Voraussetzung für eine hohe Ertragserwartung und eine gute Bodenfruchtbarkeit. Die tatsächliche Nährstoffversorgung, das zur Verfügung stehende Nährstoffangebot für die nächste Feldfrucht und der Kalkzustand werden durch agrikulturchemische Untersuchungen im Labor repräsentativ im Feld entnommener Bodenproben ermittelt. Sie werden nicht vor Ort festgestellt, sind aber ebenfalls eine zentrale Voraussetzung für optimales Pflanzenwachstum und damit wirtschaftlichen Erfolg. Ebenso helfen diese Untersuchungen, Düngergaben im Übermaß zu vermeiden. Damit sichern sie nicht nur gegen Belastungen im System Boden/Grundwasser ab, sondern maximieren auch den ökonomischen Erfolg durch Vermeidung zu hoher Aufwendungen. Bodenfläche, Ober- und Unterboden Vom Traktor aus betrachtet besteht der Boden aus humosem Oberboden, der dunklen Ackerkrume. Nur wenn der Landwirt tiefer pflügt oder die Ackerkrume zum Beispiel durch Bodenerosion an Mächtigkeit verloren hat, kommt es vor, dass helleres, meist braunes oder gelblich-braunes Bodenmaterial an die Oberfläche gelangt. Hier kommt Unterbodenmaterial zum Vorschein, das für den Pflanzenbau ebenfalls wichtige Funktionen hat. Der Unterboden gehört je nach Bodenart in mehr oder weniger großer Tiefe zum Wurzelraum der angebauten Kulturpflanze und hat ebenfalls wichtige Funktionen im ertragsbestimmenden Wasser-, Luft- und Nährstoffhaushalt. Strukturschäden im Oberboden sind zwar augenfälliger, solche im Unterboden jedoch mindestens ebenso stark ertragsmindernd und wesentlich schwerer zu beheben. Richtige Bodenansprache Die vertiefte Bodenansprache erfolgt an ausgehobenen Bodenprofilen. An einem kleineren Bodenausschnitt kann sie auch an einem Bohrkern durchgeführt werden, wenn auch nicht so intensiv und umfassend. Für die Praxis ist immer ein kleiner Aushub mit dem Spaten zu empfehlen, um die wichtigsten Eigenschaften des Bodens festzustellen. Dies ist insbesondere für die Beurteilung der Bodenstruktur wichtig. Dabei sollte die Krume immer durchgraben werden, damit man sich auch ein Bild von den Eigenschaften und dem Zustand des Unterbodens machen kann. Auch den Aushub sollte man dabei aufmerksam betrachten. Die Bodenansprache ist an feuchtem Material vorzunehmen. Trockenes Bodenmaterial lässt eine sichere Einteilung der Bodenmerkmale nicht zu. Die Bestimmung der Bodenart, des grundlegenden Bodenmerkmals, erfolgt im Feld mit der sogenannten Fingerprobe. Dabei werden deren Merkmale gemäß Tabelle 1 insbesondere im Hinblick auf ihre Körnigkeit, StauFoto: Thomas Schröder bigkeit bei Abtrocknung, Formbar- Pflanze ■ BAUERNBLATT l 2. Mai 2015 Einstufung in die Bodenart ab. Der Humusgehalt des Bodens lässt sich im Feld gemäß Tabelle 2 aus der Bodenfarbe ableiten. Dabei gilt: Je dunkler das Bodenmaterial ist, desto mehr Humus ist in der Probe enthalten. Eine bessere und größere Differenzierung der Farben, um den Humusgehalt einzustufen, lässt sich über die Farbtafel erreichen, die die Farben nach Ton, Helligkeit und Intensität genauer unterscheidet. Die Bodenstruktur ist insbesondere von der Bodenart und LagerungsdichBodenprofil: Podsol-Braunerde aus Sand, Hohe Geest, te abhängig. Ihre Insel Föhr. Foto: Dr. Marek Filipinski Einordnung erfolgt über die Gefügeforkeit und Bindigkeit ermittelt. Aus men gemäß Tabelle 3. Dabei spiedem Ergebnis leitet sich dann die len die Prozesse, die zur Bodenbil- dung führen, eine wichtige Rolle. Das gilt insbesondere für den Wassergehalt des Bodens und seine Änderung im Verlauf des Jahres. Die Bodenansprache von Lagerungsdichte und Rostfleckungen als Nässe- beziehungsweise Staunässezeiger und weiterer Merkmale ist ebenso von Bedeutung. Diese Merkmale ergeben sich aus der Bodenart und -struktur. Sie wirken sich auf die Funktionen des Bodens und seine Fruchtbarkeit aus. Die Ansprache von Moorböden erfolgt über gesonderte Kennwerte, die hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein sollen. Ausgewogenheit – das Maß aller Dinge FAZIT Mineralische und organische Bodenbestandteile des Bodens bestimmen seine Beschaffenheit. Sie wirken auf Wasser- und Nährstoffhaushalt und auch auf die biologische Aktivität eines Bodens. Ist alles in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander vorhanden, ist der Boden fruchtbar und gewährleistet sichere und hohe Erträge. Bewirtschaftungsmaßnahmen wirken je nach Bodenzustand unterschiedlich auf den Boden. Aus diesem Grunde ist es sehr wichtig, dass der Landwirt seinen Boden kennt sowie dessen Beschaffenheit und Zustand beurteilen kann. So ist es ihm zur rechten Zeit möglich, die angemessene Bewirtschaftungsmaßnahme zu ergreifen, den Boden nachhaltig zu bewirtschaften und dessen Fruchtbarkeit langfristig sicherzustellen. Wie bei so vielen Dingen ist auch bei den Bodenkennwerten die goldene Mitte die günstigste Bodenbeschaffenheit – von allem nicht zu viel und nicht zu wenig. Günstig ist eine nicht zu große Menge an Feinsubstanz. Auch der Wassergehalt im Boden sollte nicht zu hoch oder zu niedrig sein. Alle Eigenschaften sollten in einem ausgewogenen und Lehrkräfte auf dem Lehr- und Maß vorliegen. Vertiefte fachliche Hinweise Versuchszentrum Futterkamp zum zur Bodenansprache sind der Bo- Einsatz kommen und erläutert. Tabelle 1: Vereinfachte Bestimmung der Bodenart mit der Fingerdenkundlichen Kartieranleitung probe (Bodenartenhauptgruppen) (Schweizerbart 2005) zu entnehDr. Eckhard Cordsen Bodenart Erkennungsmerkmale men. Hinweise zur Aufnahme der Landesamt für Landwirtschaft, Sand nicht formbar, „schmutzt“ nicht und ist sicht- und fühlbar körnig Bodenstruktur gibt die Anleitung Umwelt und ländliche Räume zur einfachen Feldansprache für des Landes Schleswig-Holstein Schluff mäßig formbar, kaum bindig, von samtig-mehliger Beschaffenheit, „schmutzt“ nicht und zeigt raue Gleitflächen den Praktiker des Johann-HeinrichTel.: 0 43 47-704-550 [email protected] Ton gut formbar, klebrig, bindig, „schmutzt“ und zeigt glänzende Gleitflächen von-Thünen-Instituts und der Gesellschaft für konservierende BoLehm enthält alle drei Kornfraktionen in unterschiedlichen Anteilen; die dodenbearbeitung e. V. (GKB 2012). Prof. Dr. Ulrich Herms minierende Kornfraktion bestimmt seine überwiegenden Merkmale Beide Anleitungen werden beim Fachhochschule Kiel Fachbereich Agrarwirtschaft Tabelle 2: Grobeinstufung des Humusgehaltes über die Bodenfarbe Praxistag Boden der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein Tel.: 0 43 31-845-127 Humusgehalt Bodenfarbe am 21. Mai 2015 für [email protected] humusfrei sehr schwach humos, weniger als 1 % Humus schwach humos, 1 % bis 2 % Humus mittelhumos, 2 % bis 4 % Humus stark humos, 4 % bis 8 % Humus sehr stark humos, 8 % bis 15 % Humus hellgrau bis grau grau bis dunkelgrau dunkelgrau bis schwarzgrau schwarzgrau bis schwarz schwarz schwarz Tabelle 3: Vereinfachte Kennzeichnung der Bodenstruktur mit der Feldgefügeansprache (Auswahl) Gefügeform Einzelkorngefüge Krümelgefüge Subpolyedergefüge Prismengefüge Kittgefüge Kohärentgefüge Erkennungsmerkmale Einzelteilchen lose nebeneinander rundliche Teilchen biogener Entstehung unregelmäßige Bodenteilchen mit stumpfen Kanten regelmäßige, längliche Bodenteilchen mit scharfen Kanten verkittete Einzelkörner, verfestigt nicht gegliederte, zusammenhaftende Bodenmasse Vorkommen sandiger Unterboden Oberboden lehmig-sandiger Unterboden feinkornreicher Unterboden Einlagerungshorizont, Ortstein feinreicher, wassergesättigter Unterboden Bodenansprache am Bohrstock: Bestimmung der Bodenart. Foto: Bernd Burbaum 45 22 Pflanze BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 ■ Aufgaben des Humus im Boden, Teil 3 Humus – ein Alleskönner Seit dem ersten Klimagipfeltreffen in Kioto interessieren Themen wie Klimaveränderung und Treibhausgase die Öffentlichkeit. Um eine potenziell drohende Klimakatastrophe abzuwenden, reduziert man weltweitdenKohlendioxidausstoß bei der Energieerzeugung, entwickelt Methoden zur Energieeinsparung und diskutiert die Einführung einer Ökosteuer. Zudem wird auf die positiven Auswirkungen von Wäldern auf den Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre gesetzt. Dabei wird oft vergessen, dass wir Menschen eine große Quelle und Senke für das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) im wahrsten Sinne des Wortes mit Füßen treten: den Boden. Böden und Sedimente enthalten Humus, in dem zweimal mehr CO2 gebunden ist, als die Lufthülle der Erde enthält. Außerdem kann Humus je nach Nutzung CO2 liefern oder aufnehmen. Humus ist ein Bodenbestandteil, der insbesondere in sandigen Böden wesentlich deren Nähr- und Wasserspeichervermögen bestimmt. Neuere Forschungen zeigen, dass hinsichtlich der Bodeneigenschaften nicht nur die Humusmenge, sondern vor allem dessen Qualität – die man mit spektroskopischen Verfahren erfassen kann – entscheidend sind. Allerdings ist Humus kein statischer Bodenbestandteil, wie etwa die Tonminerale, sondern hängt von äußeren Bedingungen wie Klima, Bewirtschaftung und Ausgangsgestein ab und kann innerhalb des Bodens auch in große Tiefen verlagert werden. Bekannt ist, dass durch die Art der Bodennutzung und die Bewirtschaftungsintensität signifikante und anthropogen beeinflussbare Wirkungen auf das globale Klima entstehen. Abbildung:FotosvonBodenprofilena)einerSchwarzerde,b)einerFahlerde,c)einesPodsols, d) einer Kalkmarsch, e) einer Vega und f) eines Plaggeneschs (Böden der Jahre 2005, 2006, 2007, 2009, 2011 und 2013) Quelle: Steckbriefe vom Kuratorium Boden des Jahres a) Schwarzerde b) Fahlerde c) Podsol d) Kalkmarsch e) Vega f) Plaggenesch Quellenangaben: Kuratorium Boden des Jahres in Zusammenarbeit mit: a) 2005 Schwarzerde: Manfred Altermann, Ines Merbach, Martin Körschens, Jörg Rinklebe, UFZ Halle – Leipzig b) 2006 Fahlerde: Konrad Billwitz, Greifswald, und Peter Kühn, Tübingen c) 2007 Podsol: Herbert Sponagel, Hannover, Daniela Sauer/Karl Stahr, Hohenheim d) 2009 Kalkmarsch: Hans-Peter Blume, Rainer Horn, Marek Filipinski, Heiner Fleige, Kiel e) 2011 Vega: Sabine Fiedler, Wolfgang Fleck, Gerd Glomb, Daniela Sauer, Jörg Schneider, Karl Stahr f) 2013 Plaggenesch: Luise Giani, Universität Oldenburg, Lutz Makowsky/Klaus Mueller, Hochschule Osnabrück, Wolf Eckelmann, BGR Hannover 23 ■ BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 Da Land- und Forstwirte durch Nutzung und Bewirtschaftung Menge und Qualität des Humus in einem gewissen Maß mitbestimmen können, liegt es auch in der Hand des Menschen, ob Humus zur Quelle oder Senke für CO2 wird. Oder ob er zu einer besseren Ertragsfähigkeit der Böden beiträgt und/oder zu einem Problem bei der Trinkwassergewinnung wird, wenn er bis in Grundwasser führende Bodenschichten verlagert wird. Humus: Kohlenstoffspeicher, Senke oder Quelle Weltweit enthalten Böden 1.500 bis 1.800 Gt Kohlenstoff. Damit sind etwa 81 % der Kohlenstoffvorräte der Erde, die am aktiven Kohlenstoffkreislauf teilnehmen, in Böden als Humus gebunden, die übrigen 19 % sind in der Vegetation enthalten. Die höchste Humuskonzentration ist in den oberen 10 bis 30 cm der Böden zu finden – MEINUNG Kirsten Eickhoff-Weber, MdL und agrarpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion die globale LebensmitWas verbinden Sie mit telknappheit? dem Begriff „Bodenfruchtbarkeit“? Landwirtschaftliche Bodenfruchtbarkeit ist Bodennutzung kann mir durch meine faminur dann gesichert liären Wurzeln – der eiwerden, wenn sie ne Teil waren Bauern, nachhaltig und resder andere Gärtner – sourcenschonend ausals etwas Wertvolles gerichtet ist, hier bei vertraut. Eine vorausuns wie überall auf der schauende BodenbearErde, wo Nahrungsmitbeitung ist die VorausFoto: privat tel für die wachsende setzung für FruchtbarWeltbevölkerung prokeit, für Produktion und Ernte. duziert werden. Es geht nur mit Der Erhalt der Bodenfruchtbar- fruchtbarem Boden und im Einkeit für die künftigen Generatio- klang mit den örtlichen Gegebennen ist Verpflichtung. heiten. Wir brauchen eine BodenFür qualitativen und quantitati- kunde, die sich mit Grundlagenven Bodenschutz in Schleswig- forschung, der Bedeutung der Holstein ist eine Bodenschutzpla- Ökosystemfunktionen und dem nung nötig, um nachhaltig Bo- Erhalt der Fruchtbarkeit befasst; den-, Gewässer- und Naturschutz Forschung für eine nachhaltige betreiben zu können. Wir müssen Landwirtschaft, gemeinsam mit den Schutz des Bodens stärker ins der Praxis. Bewusstsein der Bevölkerung und der Politik bringen und Im- Sie haben drei Wünsche frei: pulse für künftige politische Stra- Welche Aktivitäten/Maßnahmen tegien im Bodenschutz geben. würden Sie ergreifen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und Gibt es ein persönliches Ereig- zu fördern? nis/ein Bild, das Sie mit „Boden- Als mein Sohn klein war, hatte ich fruchtbarkeit“ verknüpfen? ihn in der Sandkiste „geparkt“, um Während meines Studiums habe in Ruhe in den Gemüsegarten geich gelernt, welch ein komplexes hen zu können. Und dann stand er System sich hinter dem Begriff hinter mir und sagte fast vorwurfsBoden verbirgt. Der Boden ist voll: „Ich auch Erde!“ Kartoffeln nicht nur mineralische Bodensub- pflanzen, Zwiebeln stecken, Möhstanz, er ist auch Lebensraum. Bo- ren säen, das geht auch gemeindentiere und Mikroorganismen sam. Das würde ich mir wünschen, sorgen mit für den Erhalt der dass wir den Kontakt zum Boden Fruchtbarkeit. Das System Boden und den Respekt vor der Bodenist empfindlich, wenn Raubbau fruchtbarkeit auch unseren Kindamit betrieben wird, wenn nicht dern vermitteln. Ob im eigenen nachhaltig und vorausschauend Garten, im Kindergarten, in Schuldamit umgegangen wird. Der gärten, im Kleingarten oder in ErdVerlust der Bodenfruchtbarkeit kisten inmitten der Großstadt. Bokann unwiederbringlich sein. denschutz ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Bewusstsein durch BilWelche Bedeutung hat die Bo- dung, nicht nur für den Boden, auf denfruchtbarkeit im Hinblick auf dem wir stehen. 24 Pflanze MEINUNG Henning Untiedt, Landwirt und Vorsitzender Fachausschuss Ökolandbau der Landwirtschaftskammer Sie haben drei WünWas verbinden Sie sche frei: Welche mit dem Begriff „BoAktivitäten/Maßnahdenfruchtbarkeit“? men würden Sie erDie Bodenfruchtbargreifen, um Bodenkeit ist das Resultat alfruchtbarkeit zu erler physikalischen, halten und zu förbiologischen und chedern? mischen EigenschafDer Bodenbildungsten des Bodens und prozess hat in einigen lässt sich wie folgt Regionen Jahrmilliocharakterisieren: Ein nen, in unserem Gefruchtbarer Boden biet immerhin auch vermag möglichst Foto: Daniela Rixen einige Jahrtausende reichhaltige Ernten hervorzubringen. Zudem erfüllt in Anspruch genommen. Der der fruchtbare Boden eine wich- menschliche Einfluss beschränkt tige Filterfunktion im Hinblick auf sich auf maximal einige JahrtauReinhaltung und Speicherung der sende. Vor diesem Hintergrund Ressource Wasser. Einen „mage- würde ich mir Folgendes wünren“ Standort zeichnet eine ande- schen: re Form der Fruchtbarkeit aus: Er Die Erhaltung der Bodenfruchtist oft Standort und Rückzugsge- barkeit ist eine Investition über biet für gefährdete Biozönosen. Generationen hinweg. In der Den Begriff „Bodenfruchtbar- aktuellen ökonomischen Lehre keit“ würde ich somit nicht allzu und auch im gesellschaftlichen eng an die Betrachtung des Bewusstsein gilt der Boden als Wachstums von Kulturpflanzen ein „Produktionsfaktor“, neben Kapital und Arbeit. Die Fokusanlehnen wollen. sierung auf die kurzfristigen Gibt es ein persönliches Ereig- ökonomischen Aspekte lässt alle nis/ein Bild, das Sie mit „Boden- notwendigen langfristigen Betrachtungen unter den Tisch falfruchtbarkeit“ verknüpfen? Besonders plastisch wird für mich len. Mein Wunsch wäre daher, der Begriff „Bodenfruchtbar- den Boden nicht mehr unter keit“, wenn man sich mit der Ab- dem Primat der kurzfristigen wesenheit derselben befasst. Die Ökonomie zu betrachten, sonZerstörung des Bodens als Le- dern zu Modellen zu kommen, bensgrundlage hat ganze Kultu- die den gesellschaftlichen Wert ren eliminiert. Besonders drama- des Bodens jenseits von Rentisch, weil auf engstem Raum diteüberlegungen abzubilden und somit ohne Ausweichmög- vermögen. lichkeit, war dies auf den Oster- Die Entkoppelung der landinseln der Fall. Die Verkettung wirtschaftlichen Tätigkeit von von starkem Bevölkerungs- der Lebensrealität des Großwachstum – Rodung der Wälder teils der Bevölkerung hat dazu – Erosion des Bodens führte letzt- geführt, dass der Boden nicht lich zum Zusammenbruch der (mehr?) als notwendige Resdortigen Gesellschaft, und dies source betrachtet wird, die es ist nur ein Beispiel. mit gesamtgesellschaftlichem Aufwand zu schützen gilt. Welche Bedeutung hat die Bo- Mein Wunsch wäre es deshalb, denfruchtbarkeit im Hinblick auf die gesamtgesellschaftliche Bedie globale Lebensmittelknapp- deutung des Bodens besser in die Realität der urbanen Miheit? Ob es gelingen kann, eine stei- lieus zu vermitteln. gende Weltbevölkerung zu er- Mögen alle Landwirte wieder nähren, hängt entscheidend finanziellen Spielraum haben, von der Erhaltung der Boden- sich sinnvolle Fruchtfolgen fruchtbarkeit beziehungsweise „leisten“ zu können. Weg von der Ressource „Boden“ ab. Oder Mais-Mono, Weizen-Mono und plakativer: „Ist der Boden weg, sonstigen einseitig und kurzist die Ernährungsgrundlage fristig ökonomisch optimierten Verhaltenszwängen. weg!“ BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 ■ Auenböden, kolluviale Böden und Moore ausgenommen. In den oberen 10 bis 30 cm der Böden wird der größte Teil des Humus bei der Zersetzung von totem tierischen und pflanzlichen Material gebildet. Die Menge des Humus in den oberen 10 bis 30 cm unserer Böden hängt dabei in starkem Maße von der Bodenbildung (Bodentyp; Abbildung) und von der Bodennutzung (Acker, Grünland, Wald) ab. Dies ist teilweise schon bei der Betrachtung verschiedener Bodenprofile zu erkennen (siehe Abbildung). Werden in den Boden gelangende Anteile an Pflanzenresten, Kompost, organischem Dünger und so weiter weniger stark abgebaut, reichert sich die organische Substanz im Boden an, der Humusgehalt steigt, der Boden wird zur Senke für CO2. Dies spielt insbesondere dort eine Rolle, wo zum Beispiel durch Erosion Unterböden oder gar das Ausgangsgestein an die Oberfläche gelangt. Die Senkenwirkung dieser Böden dauert allerdings nur so lange an, bis ein standort- und nutzungsspezifisches Gleichgewicht erreicht ist. Werden dagegen zum Beispiel Wälder abgeholzt oder Moore trockengelegt, wird der Humus verstärkt abgebaut, und der Boden wirkt als CO2-Quelle. Grundsätzlich gilt, je stabiler der Humus, desto eher wirkt der Boden als Senke für CO2. Dies erscheint simpel, allerdings muss man wissen, wie es zur Stabilisierung der organischen Bodensubstanz kommt, um zu verstehen, wann Böden als CO2-Senke oder -Quelle wirken, also der Humus aufbeziehungsweise abgebaut wird. Hier kommt die Wissenschaft ins Spiel, die untersucht, wann unter welchen Bedingungen welche Böden Humus anreichern können und bis zu welchem Grad. Denn beides hängt in erheblichem Maße vom Bodentyp (Podsol, Schwarzerde), seinen chemischen und mineralogischen Eigenschaften ab. Entsprechend kann ein auf einem Podsol funktionierendes Verfahren zur Abschätzung der Humusanreicherung gegebenenfalls für eine Schwarzerde nicht erfolgreich eingesetzt werden. Humus und Bodeneigenschaften? Humus dient nicht nur als Zwischenspeicher für CO2, er ist ein Bodenbestandteil, der aktiv das Nähr- und Schadstoffspeichervermögen von Böden sowie deren Wasserhaltfähigkeit beeinflusst. Dies gilt in besonderem Maße für sandige Böden, in denen die organische Bodensubstanz der für die Nähr- und Schadstoffbindung wichtigste Bodenbestandteil ist, da in san- digen Böden die Tonminerale – denen in lehmigen Böden diese Rolle zufällt – nur in geringen Mengen enthalten sind oder fehlen. Anders als bei seiner Quellen- und Senkenfunktion für CO2 ist hier nicht nur die Humusmenge, sondern auch seine Qualität ausschlaggebend. So gibt es Humusformen, die Wasser liebend sind – also Wasser leicht aufnehmen, speichern und wieder abgeben können –, aber auch solche, die stärker Wasser abweisend sind und gegebenenfalls die Benetzung der Böden mit Wasser verhindern können. Auch ist zu bedenken, dass der Humus je nach Nutzung und Bewirtschaftung – so wie ein Chamäleon seine Farbe an die Umgebung anpasst – seine Qualität angleicht und damit ändert. So kann ein gewünschter Effekt wie die Kohlenstoffspeicherung durchaus mit einer unerwünschten Verringerung der Benetzbarkeit einhergehen, die gegebenenfalls zu einer erhöhten Erodierbarkeit der Böden führt. Nutzung und Bewirtschaftung beeinflussen sowohl Gehalt, Menge als auch Qualität des Humus. Änderungen der Landnutzung/Bewirtschaftung können also zu Veränderungen in der Zusammensetzung der organischen Substanz führen. Dies kann beispielsweise eine Erhöhung des Sorptionsvermögens zur Folge haben. Solange Humus nicht löslich ist, erhöht sich auf diese Weise auch das Sorptionsvermögen der Böden, ein unter Umständen wünschenswerter Effekt. Wird der Humus jedoch löslich oder abgebaut, kann dies zur Folge haben, dass Nährund Schadstoffe mit dem Sickerwasser ins Grundwasser gelangen. Bislang ist nicht bekannt, wie verschiedene Formen der Landnutzung/Bewirtschaftung die Eigenschaften der organischen Substanz verändern und welche Folgen sich daraus langfristig ergeben. Entsprechend wichtig sind Kenntnisse über diese Wechselbeziehungen, um langfristig abzuschätzen, wie sich der Nährstoff- und Wasserspeicher Humus gegebenenfalls verändert. Mit spektroskopischen Verfahren kann man quasi in den Humus hineinschauen und seine Qualität ermitteln, dabei kommen auch Verfahren, mit denen zum Beispiel Futtermittelqualitäten ermittelt werden, zum Einsatz. So lässt sich beispielsweise die Kationenaustauschkapazität mit infrarotspektroskopischen Verfahren in ähnlicher Weise ermitteln wie der Proteinanteil im Getreide. Dr. Ruth H. Ellerbrock Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) e.V. Tel.: 03 34 32-8 22 38 [email protected] Pflanze ■ BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 FAZIT Humus ist – besonders in sandigen Böden – ein hinsichtlich der Bodenfruchtbarkeit und Wasserhaltefähigkeit wichtiger Faktor. Gerade in Sandböden lässt sich der Humusgehalt jedoch nicht unbegrenzt steigern. In lehmigen und tonhaltigen Böden können in der Regel größere Mengen an Humus gespeichert werden. Hier beeinflusst der Humus jedoch vor allem die Wasserhaltefähigkeit oder Benetzbarkeit. Kenntnisse hinsichtlich der Rolle des Humus in Böden haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht, allerdings wird auch immer deutlicher, dass Humus in seiner Dynamik, seinen Eigenschaften und seiner Beziehung zu den mineralischen Bodenkomponenten nicht ohne Weiteres mit einfachen Modellen abbildbar ist. Daher gilt es, das Wissen von Anwendern (Land- und Forstwirten) und die Erkenntnisse der Wissenschaft unter ei- nen Hut zu bringen, und dies nach Möglichkeit in einer Form, die in der Politik Widerhall findet und praxisgerecht umgesetzt werden kann. Da Veränderungen in der Zusammensetzung, insbesondere der stabilen Humusanteile, Bodeneigenschaften wie das Sorptionsvermögen nachhaltig beeinflussen, ist zu untersuchen, inwieweit eine CO2Speicherfunktion des Bodens (in Form von Humus) gegebenenfalls Veränderungen im Stoffhaushalt nach sich zieht. Die spektroskopische Charakterisierung des Humus eröffnet dabei eine Möglichkeit, den Output der C-Umsatzmodelle hinsichtlich seiner Bedeutung für den Stofftransport qualitativ zu gewichten. Damit lassen sich Grundlagen schaffen, mit denen sich letztendlich auch Stofftransportvorgänge in Landschaften besser prognostizieren lassen. 25 26 Pflanze BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 ■ Bodendauerbeobachtung in Schleswig-Holstein, Teil 3 Vorsorgender Bodenschutz sichert Boden als Lebensgrundlage Der Boden wurde im Vergleich zu anderen Umweltmedien erst spät als Schutzgut erkannt. Trotz seiner Leistungen für Mensch, Natur und Kultur war das Bewusstsein über die Folgen von Bodenbelastungen und -verbrauch nur wenig präsent. Boden wurde als etwas selbstverständlich Vorhandenes wahrgenommen. Die Erkenntnis, dass der Boden mit seinen Funktionen eine kaum erneuerbare Ressource ist, die nachhaltig geschützt werden muss, setzte sich erst ab Ende der 1980er Jahre durch. Vorsorgender Bodenschutz setzt die Erfassung und Auswertung bodenbezogener Informationen voraus. Die Informationen dienen dazu, schädliche Einwirkungen auf den Boden und Änderungen der Bodeneigenschaften zunächst zu erkennen und zu verstehen, um darauf aufbauend Entwicklungen zu prognostizieren und Schutzstrategien zu erarbeiten. Da sich Veränderungen des Bodens nur sehr langsam zeigen, bedarf es langfristiger Messreihen zur statistischen Absicherung der Ergebnisse. Die ermittelten Veränderungstendenzen sind über den Bodenschutz hinaus für vielfältige Fragestellungen der Umweltpolitik, wie beispielsweise auch des Klimawandels, von Bedeutung. Mit zunehmender Länge der Zeitreihen wird eine Analyse an Robustheit und Aussagekraft gewinnen. Dauerbeobachtungsflächen schon seit 1989 In Schleswig-Holstein wurden seit 1989 39 Boden-Dauerbeobachtungsflächen eingerichtet. Derzeit werden 37 Boden-Dauerbeobachtungsflächen – verteilt über das gesamte Landesgebiet – betrieben (Abbildung 1 und Tabelle). Die Flächen befinden sich auf repräsentativen Standorten. In ihrer Gesamtheit spiegeln diese Flächen die Vielfalt des Bodens, seiner Ausgangsmaterialien, seiner Nutzungen und seiner räumlichen Verteilung im Land wider. 28 dieser Untersuchungsstandorte liegen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen – 17 auf Ackerund elf auf Grünlandflächen. Für eine langfristige Verfügbarkeit dieser Flächen als Bodendauerbeobachtungsflächen bestehen mit den Landwirten als Partnern vor Ort Gestattungsverträge, um Betretungsund Probenentnahmerechte abzusichern sowie Bewirtschaftungsdaten erfassen zu lassen. Fünf Untersuchungsflächen liegen in Wäldern, vier auf Sonderstandorten. Die gute, verlässliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Flächeneigentümern und Pächtern ist Voraussetzung für den Erfolg der Unter- suchungen und läuft seit mehr als 25 Jahren ausgezeichnet. Die erste Beschreibung des Bodenzustandes wurde im Zuge der Einrichtung der Boden-Dauerbeobachtungsflächen vorgenommen. Sie erfolgte jeweils an einem Bodenprofil und weiteren Proben, die mit einem Bohrer auf der gesamten Fläche entnommen wurden. Neben der ausführlichen Feldansprache liegen hierzu Ergebnisse aus bodenchemischen und -physikalischen Untersuchungen im Labor vor. Zudem wird für jede Boden-Dauerbeobachtungsfläche von den Landwirten eine Schlagkartei geführt, in der die Bewirtschaftung detailliert und fortlaufend notiert wird. Die langfristige Überwachung von Veränderungen des Bodens erfolgt durch regelmäßige Wiederholungsuntersuchungen. Tabelle: Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Schleswig-Holstein: Standorte und Standorteigenschaften (vereinfacht) Nr. Name Land- Naturraum kreis Hohe Geest Hohe Geest NF List/Sylt 1 NF Süderlügum 2 3 NF Goldelund 4 SL Gintoft 5 6 Sönke-Nissen-Koog NF 7 Pobüller Bauernholz SL 8 Havetoftloit SL 9 Schuby SL RD 10 Holzdorf NF 11 Lehmsiek 12 Vadersdorf/Fehmarn OH 13 St. Peter-Ording NF 14 Meggerdorf SL Achterwehr RD 15 PLÖ Schwartbuck 16 PLÖ Dannau 17 OH Heringsdorf 18 RD Mörel/Nindorf 19 OH Wüstenfelde 20 21 Speicherkoog Dithmarschen HEI HEI Hindorf 22 IZ Bokhorst 23 Vorgeest Hügelland Marsch Hohe Geest Hügelland Vorgeest Hügelland Hohe Geest Hügelland Marschen Niederung Hügelland Hügelland Hügelland Hügelland Hohe Geest Hügelland Marschen Hohe Geest Hohe Geest 24 Bornhöved PLÖ Hügelland 25 26 27 28 29 30 31 Landscheide Bad Bramstedt Tankenrade Groß Offenseth-Aspern Niederbüssau Neuendorf Pinneberg IZ SE OH PI HL IZ PI Marsch Niederung Hügelland Hohe Geest Hügelland Marschen Hohe Geest 32 33 34 35 36 37 38 39 Hahnheide Hellbachtal Kiel Lindhöft Lindhöft Hamburger Hallig Witsum/Föhr Hevenbruch OD RZ KI RD RD NF NF RZ Hügelland Hügelland Hügelland Hügelland Hügelland Marsch Marsch Hügelland Ausgangsgestein Bodentyp Nutzung Flugsand Sand über Flugsand stillgelegt Flugsand über Sandersand Geschiebemergel Meeresablagerungen Sand über Geschiebelehm Geschiebemergel Sandersand Geschiebemergel Geschiebelehm Geschiebemergel Meeresablagerungen Niedermoor Geschiebesand Geschiebemergel Geschiebemergel Geschiebemergel Geschiebesand über Geschiebelehm Geschiebemergel Meeresablagerungen Geschiebesand über Geschiebelehm Geschiebesand über Schmelzwassersand Geschiebesand über Schmelzwassersand Niedermoor Sandersand Geschiebemergel Geschiebemergel Beckenablagerungen Meeresablagerungen Geschiebesand über Schmelzwassersand Geschiebesand Niedermoor aufgetragenes Material Geschiebemergel Geschiebesand Meeresablagerungen Flugsand über Schmelzwassersand Geschiebemergel Regosol Podsol Düne Forst Glei-Podsol Pseudoglei-Parabraunerde Kalkmarsch Pseudoglei-Podsol Parabraunerde Glei-Podsol Pseudoglei-Parabraunerde Pseudoglei Pseudoglei Knickmarsch Niedermoor Kolluvisol über Pseudoglei Pseudoglei-Parabraunerde Pseudoglei-Parabraunerde Pseudoglei-Parabraunerde Pseudoglei-Parabraunerde Parabraunerde-Pseudoglei Kalkmarsch Pseudoglei-Podsol Braunerde Acker Acker Acker Forst Grünland Acker Acker Grünland Acker Grünland Grünland Acker Acker Acker Acker Acker Forst NSG Grünland Acker Braunerde Acker Grünland Niedermoor Grünland Glei-Podsol Acker Pseudoglei-Parabraunerde Grünland Pseudoglei Acker Braunerde-Pseudoglei Grünland Kleimarsch Baumschule Braunerde-Hortisol Podsol-Braunerde Niedermoor Pararendzina Parabraunerde Parabraunerde Rohmarsch Podsol Pseudoglei-Braunerde Forst Grünland Park Grünland Acker Schafweide Grünland Naturwald Pflanze ■ BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 Mit Stechzylindern werden im Gelände ungestörte Bodenproben entnommen, um im Labor das Trockenraumgewicht, die Wasserleitfähigkeit und das Porenvolumen zu bestimmen. Fünf Flächen sind seit 2003 für vertiefende Untersuchungen zu Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsflächen ausgebaut worden. Hier werden Einträge über die Luft, durch mineralische und organische Düngung sowie Austräge durch Ernteentzug und Sickerwasser in gesonderten und zeitlich eng getakteten Messungen erfasst. Ziel ist es, die im Boden ablaufenden Stoffflüsse zu erfassen. ermittlung. Selten sind zunehmende oder abnehmende Gehalte von Stoffen im Boden sofort eindeutig einzelnen Einflussfaktoren zuzuordnen. Zeigen die Untersuchungsergebnisse keine Veränderungen des Bodens an, ist dies nach dem Motto „Kein Ergebnis ist auch ein Ergebnis“ ein gutes Ergebnis. Die BodenDauerbeobachtung wird zur Ermittlung langfristiger Veränderungen des Bodens eingesetzt. BewirtschafLangfristige Veränderungen tungs- oder witterungsbedingte Schwankungen von Bodenkennwerdes Bodens ten im Jahresverlauf sind nicht die Sind Veränderungen des Bodens Zielgröße der langfristigen Betrachfestzustellen, beginnt die Ursachen- tung und Auswertung. Bodenprofil: Rohmarsch aus schluffig-tonigen Meeresablagerungen, Marsch, Hamburger Hallig. Fotos (2): Dr. Marek Filipinski Vielfach wird die Besorgnis geäußert, dass die Humusgehalte langfristig abnehmen, da nicht ausreichend auf eine stabile Humusversorgung in der Landbewirtschaftung geachtet wird und der Klimawandel zusätzlich zur Beschleunigung von Umsetzungsprozessen im Boden beiträgt. Eine tatsächliche Abnahme des Humusgehaltes im Oberboden konnte für zwei Boden-Dauerbeobachtungsflächen festgestellt werden. Allerdings sind diese Ergebnisse aufgrund ihrer Größenordnung und der Standortverhältnisse auf der Untersuchungsfläche nicht sicher und nicht eindeutig der Bewirtschaftung zuzuweisen. Auf eine ausgeglichene langfristige Humusbilanz ist jedoch unbedingt zu achten, da Änderungen sich nur langsam vollziehen. Insgesamt bestätigt sich die Besorgnis abnehmender Humusgehalte im Boden aufgrund der Bewirtschaftung anhand der hier untersuchten Boden-Dauerbeobachtungsflächen für Schleswig-Holstein derzeit nicht. Bewirtschaftungsmaßnahmen wie eine intensive Entwässerung, die eine starke Mineralisierung und damit Humusabbau fördert, wurden während des Untersuchungszeitraums auf keinem Standort durchgeführt. Abbildung 1: Lage der Boden-Dauerbeobachtungsflächen in Schleswig-Holstein in den Naturräumen Um für Analysen gut gemischtes Bodenmaterial zu erhalten, wird die getrocknete Bodenprobe vorzerkleinert und abgesiebt. Foto: Thorsten Nack 27 Pflanze BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 ■ Abbildung 2: Stickstoffauswaschung und kritische N-Frachten im Herbst auf vier untersuch- Geest, Niedere Geest und Östliches ten Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsflächen (BDF 06 Acker und BDF 09 Acker: konven- Hügelland ab. Um die Stickstoffdynamik im Botionelle Bewirtschaftung, BDF 35 Grünland und BDF 36 Acker: ökologische Bewirtschaftung) den zu beschreiben und das Stick- stoff-Austragspotenzial einzuschätzen, werden Bodenproben in unmit160 telbarer Nähe der Intensiv-BodenDauerbeobachtungsflächen zu Ve140 BDF06 BDF09 BDF36 BDF35 getationsbeginn Ende März, gleich nach der Ernte im August/Septem120 ber und zum Ende der Vegetationsperiode im November entnommen 100 und auf die Gehalte an verfügbarem 80 mineralisierten sowie an organisch gebundenen Stickstoff analysiert. 60 Zur Ermittlung des Nährstoffaustrages mit dem Sickerwasser wird dieses 40 anhand von sogenannten Saugker20 zen beprobt. Die Gehalte an mineralischem 0 Stickstoff weisen im Herbst im Boden aller Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsflächen starke Schwankungen und auch deutliStickstoffauswaschung kritische Stickstofffracht che Überschreitungen der tolerierbaren Gehalte auf. Im Boden der bewirtschafteten Im Rahmen der Boden-Dauer- lastbare Zeitreihen dieser Messwer- Boden intensiv beobachtet konventionell beobachtung werden an Schadstof- te, um daraus Aussagen zu Entwick- – was passiert kurzfristig? Ackerstandorte werden tolerierbare Gehalte an mineralischem fen im Boden Schwermetalle und Ar- lungen beziehungsweise Trends sen sowie organische Schadstoffe abzuleiten, ist die bisherige DatenDer Hauptuntersuchungsansatz Stickstoff im Boden im Herbst in wie Dioxine und eine Reihe weiterer grundlage allerdings noch zu klein. der Intensiv-Boden-Dauerbeobach- der Mehrzahl der Jahre überschritVerbindungen untersucht. Die bis- Die ermittelten Gehalte an organi- tung betrifft die Nährstoffdynamik ten (Abbildung 2). herige Auswertung ergibt, dass die schen Verbindungen sind überwie- im Boden. Wegen der größeren Gesamtgehalte an Schwermetallen gend sehr gering, häufig liegen sie Düngungsintensität wird auf vier Weitere Hinweise und Ausführunund Arsen auf den verschiedenen unterhalb der Bestimmungs- oder Untersuchungsflächen unter acker- gen zur Boden-Dauerbeobachtung Flächen über die Zeit sowohl Zu- als sogar unterhalb der Nachweis- baulicher Nutzung gemessen. Sie de- in Schleswig-Holstein finden sich in auch Abnahmen aufweisen. Für be- grenze. cken die Naturräume Marsch, Hohe den Veröffentlichungen. 180 Stickstofffracht [kg/ha] 28 MEINUNG Bischof Gothart Magaard, Evangelisch-lutherische Kirche in Norddeutschland Was verbinden Sie mit fruchtbarkeit“ verknüpdem Begriff „Bodenfen? fruchtbarkeit“? Mich hat es sehr beeinLeben ist ohne Boden druckt, als ich erfahren und seine Fruchtbarhabe, wie viel Leben in keit nicht möglich. Ich dem Boden steckt, auf stelle allerdings fest, dem wir stehen, gehen, dass wir oft diese hohe, fahren, wirtschaften – auch spirituelle Bedeuohne davon wirklich zu tung des Bodens aus wissen. In einem Teelöfden Augen verlieren. fel fruchtbarer Erde leJe höher wir uns aufFoto: privat ben Millionen von unschwingen, umso ferscheinbaren Bodenlebener ist uns so etwas wie Boden- wesen. Unsere Existenz beruht auf ethik. Unser Leben kommt aus der diesem Organismus Boden, aber es Erde, und wir werden wieder zu entzieht sich unserem Wissen, wie Erde. Wir kommen diesem Zusam- alles zusammenhängt. Wir hoffen, menhang bei Erdbestattungen na- dass unsere Eingriffe in diesen Orhe, aber sonst? Landwirte und ganismus keine existenziellen Fol(Hobby-)Gärtner nutzen die Bo- gen für uns Menschen haben. Wir denfruchtbarkeit und spüren da- hoffen, dass wir es rechtzeitig merbei vielleicht, dass der Boden eine ken, wenn wir uns den Boden unGabe Gottes ist. ter unseren Füßen wegziehen. Unser Glaube sagt uns, dass Gott es Gibt es ein persönliches Ereig- gut mit uns meint, aber behandeln nis/ein Bild, das Sie mit „Boden- wir Gottes Schöpfung gut? Welche Bedeutung hat die Bodenfruchtbarkeit im Hinblick auf die globale Lebensmittelknappheit? Für jeden Menschen auf dieser Erde stehen 2.000 m² Ackerfläche zur Verfügung. Das klingt gar nicht so wenig. Aber diese Fläche sinkt rapide, denn wir werden mehr Menschen, und die Ackerfläche wird weniger durch Versalzung, Ausbreitung der Wüsten, Versiegelung und so weiter. Wenn die Ernährungsgrundlage knapper wird, dann wird die Fruchtbarkeit der Böden immer kostbarer. Wir haben in Norddeutschland in dieser Hinsicht ein „Sahnestück“ abbekommen. Wir können nicht die Welt ernähren, aber jeder versiegelte Quadratmeter ist ein Verlust für alle Zeit. Sie haben drei Wünsche frei: Welche Aktivitäten/Maßnahmen würden Sie ergreifen, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu fördern? Weltweit verändert der Klimawandel die Bodenverfügbarkeit und Bodenfruchtbarkeit. Am Klimawandel sind vor allem die Länder des Nordens ursächlich beteiligt. Dafür sollten wir Verantwortung übernehmen und geeignete Maßnahmen ergreifen. Boden zu erhalten und nicht zu zerstören, damit können wir hier bei uns viel tun. Ich wünsche mir ein klares Konzept von der Politik, mit dem die Versiegelung gebremst wird. Ich wünsche mir ein stärkeres Bewusstsein für die Abhängigkeit von uns Menschen von der Bodenfruchtbarkeit. Auch unsere Kirche in Norddeutschland kann darauf hinweisen, und nicht nur an Erntedank. Gott hat uns diese Erde gegeben, und bei allen technischen Errungenschaften unserer Zeit: Wir leben von einer dünnen Krume und der Hoffnung auf eine Zukunft. 29 ■ BAUERNBLATT l 9. Mai 2015 Metallbehälter mit Sammelbehältern und Transportleitungen für Sickerwasser bei einer Intensiv-Boden-Dauerbeobachtungsfläche. Foto: Thomas Schröder ● „Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein – Boden unter die Lupe genommen“, ● „Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein Boden-Zustände erfassen, Veränderungen erkennen, Handeln ableiten“ und ● „25 Jahre Boden-Dauerbeobachtung in Schleswig-Holstein“, die man beim Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume unter http://www.umwelt daten.landsh.de/bestell/bestellpubl. html kostenlos als gedrucktes Exemplar bestellen und als pdf-Datei herunterladen kann, sowie im Inter- net im Themenportal Landwirtschaft und Umwelt Schleswig-Holstein unter Schleswig-Holstein – Boden-Dauerbeobachtung und im Landwirtschafts- und Umweltatlas des Landes Schleswig-Holstein unter http://www.umweltdaten.landsh.de/ atlas/script/index.php, dort unter der Rubrik Boden –> Bodenzustand –> Boden-Dauerbeobachtungsflächen Dr. Eckhard Cordsen Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein Tel.: 0 43 47-704-550 [email protected] FAZIT Boden-Dauerbeobachtung dient der nachhaltigen Sicherung des Schutzgutes Boden und damit der Sicherung unserer Lebensgrundlage. Sauberes Trinkwasser, gesunde Nahrungsmittel und ein positiver Einfluss auf das Klima sind nur einige Stichworte für die herausragende Bedeutung des Bodens. Boden ist eine Ressource, die nicht vermehrbar ist. Wir können ihn nicht nach unseren Bedürfnissen herstellen. Vorsorge und rechtzeitiges Handeln setzen das Erkennen und Verstehen von Veränderungen des Bodens voraus. Nur wenn dies vorhan- den ist, ist eine frühzeitige Anpassung und Steuerung der Bodennutzung und anderer Einwirkungen auf den Boden möglich. Die Boden-Dauerbeobachtung liefert hierfür eine valide Datenbasis. Viele Bodenveränderungen erfolgen nur schleichend und werden erst langsam wirksam und sichtbar. Gerade deshalb ist ein langfristig angelegtes und kontinuierliches Bodenmonitoring so wichtig. Besonderer Dank gilt den Landwirten, die ihre Flächen für die Untersuchungen im Rahmen der Boden-Dauerbeobachtung zur Verfügung stellen.
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