Festansprache Präs. Nikolaus Lanner / 50 Jahre Europahaus

Festansprache Präs. Nikolaus Lanner / 50 Jahre Europahaus Klagenfurt
Herr Bundespräsident, Herr Landeshauptmann,
Herr Landtagspräsident und Gastgeber,
Frau Bürgermeisterin,
Exzellenz, hochwürdigster Herr Bischof,
sehr geehrter Herr Superintendent,
Vertreter von gesetzlichen und gesetzgebenden Körperschaften,
hochansehnliche Festversammlung, meine Damen und Herren!
2015 ist in vielerlei Hinsicht ein europäisches Gedenk- und Schicksalsjahr. Wir
erinnern uns 70 Jahre nach Kriegsende an die politischen und gesellschaftlichen
Verwerfungen, mit denen der Nationalsozialismus und die Diktatur Hitler-Deutschlands
unser Land in Schutt und Asche hinterlassen hat.
Wir erinnern uns auch an die Gründung der Zweiten Republik vor 70 Jahren und an
die Leistungen, die unser Land mit seinen Menschen danach bis zum heutigen Tag
erbracht hat. Sie waren die Grundlage für den Staatsvertrag vor 60 Jahren, der
Österreich in die Freiheit entließ, und sie sind die Grundlagen für die Achtung
gegenüber Österreich in Europa und seine politische Union, der wir nun seit 20 Jahren
angehören.
Dass wir in diesem Europa angekommen sind, kann - nein - MUSS auch im
Zusammenhang mit der Gründung des Europahauses Klagenfurt vor genau 50 Jahren
gesehen werden.
Ich bin stolz und glücklich als Vorsitzender des Europahauses, dass dieses Jubiläum in
der Öffentlichkeit so große Aufmerksamkeit auf sich zieht und freue mich ganz
besonders, dass so viele Persönlichkeiten des öffentlichen und gesellschaftlichen
Lebens mit der höchsten Repräsentanz unserer Republik der Einladung gefolgt sind.
Ich werte dies auch als ein sehr lebhaftes Zeichen der Verbundenheit zu unserer
überparteilichen Bildungseinrichtung. Ich darf Sie, sehr geehrte Damen und Herren,
hohe Festversammlung, nochmals herzlich begrüßen und willkommen heißen.
Es freut uns ganz besonders, dass Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident, uns heute
die Ehre geben und die Festrede zu unserem Jubiläum halten werden. Herzlich
willkommen, sehr geehrter Herr Bundespräsident Dr. Heinz Fischer!
Geschätzte Damen und Herren!
Wer wie ich doch schon einige Lebensjahrzehnte auf die Schultern geladen hat, kennt
noch die Sehnsucht der Menschen, nach den fürchterlichen Jahren des Zweiten
Weltkrieges endlich in einem demokratisch freien und friedlichen Europa leben und
arbeiten zu können.
An der Aufbauarbeit für ein Vereintes Europa wirkten auch die österreichischen
Europahäuser tatkräftig mit. Dass sich zwei Drittel der Österreicherinnen und
Österreicher für einen Beitritt zur Europäischen Union, der vor 20 Jahren am 1. Jänner
1995 erfolgte, entschieden, hat auch mit dieser idealisierten Arbeit etwas zu tun.
Die Europäische Union, meine Damen und Herren, ist neben ihrer unbestrittenen
Bedeutung als Wirtschafts- und Währungsunion das größte Friedensprojekt, das es in
unserer Geschichte jemals gegeben hat.
In diesem Zusammenhang sei an die Worte von Papst Benedikt XVI erinnert, der am
7. September 2007 in seiner Ansprache in der Wiener Hofburg folgendes gesagt hat
(ich zitiere):
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Festansprache Präs. Nikolaus Lanner / 50 Jahre Europahaus Klagenfurt
„Auch wenn es unter einigen Aspekten berechtigte Kritik an europäischen
Institutionen geben kann, ist der Prozess der europäischen Einigung doch ein Werk
von großer Tragweite, das diesem, früher von fortgesetzten Konflikten und
unseligen Bruderkriegen zerfressenen Kontinent eine lange, nicht gekannte
Friedenzeit gebracht hat.“ Zitat Ende.
Meine Damen und Herren, wir werden Ihnen im Rahmen dieser Jubiläumsfeier einige
Schwerpunkte unserer Arbeit in der 50-jährigen Geschichte des Europahauses
Klagenfurt in einer Video-Präsentation vorführen, sodass ich meinen Bericht in
Anbetracht des gedrängten Zeitplanes kurz halten kann.
Gestatten sie mir trotzdem einige Worte dazu: 1965 wurde das Europahaus Klagenfurt
von einigen glühenden Europäern unserer Altvorderen gegründet - lange bevor von
einer Zugehörigkeit zur Europäischen Union überhaupt die Rede war.
Erwähnt seien als Gründungsmitglieder der heute anwesende Johann Felsberger und
der Vater unseres heutigen Moderators, Dipl.-Ing. Karl Fritz, der auch einer meiner
Vorgänger als Vorsitzender des Europahauses war.
Das Europahaus Klagenfurt ist somit eines der ältesten und aktivsten österreichischen
Europaformate, die alle der Österreichischen Föderation der Europahäuser, kurz ÖFEH,
angehören.
Unsere Hauptaufgaben sind, so wie es jüngst auch vom neuen Kommissionspräsidenten Juncker betont wurde, vor allem Veranstaltungen zu Themen und
Entwicklungen in der Europäischen Union, um die Bevölkerung über die Arbeit der
europäischen Institutionen objektiv zu informieren und somit das politisch wie auch
wirtschaftlich mitunter sperrige Konstrukt eines vereinten Europas den Bürgerinnen
und Bürgern näher zu bringen.
Ganz wichtig sind uns die internationalen Jugendprojekte, die heuer zum 17. Mal in
Kärnten stattfinden werden, und die vorzügliche Zusammenarbeit mit den Kärntner
Schulen und dem Landesschulrat mit Präsident Rudolf Altersberger bei der
Realisierung unserer „Kärntner EuropaCafés“, die in allen Schultypen und in allen
Bezirken organisiert werden.
Eine jüngst erhobene Jugendstudie hat ergeben, dass Familie, Bildung und soziales
Engagement für junge Menschen eine dominante Rolle spielen und dass diese jungen
Leute zunehmend optimistisch und politisch auch für Europa zu interessieren sind.
Ein Garant für unseren Erfolg ist auch die weitgefächerte Einbindung aller
Bevölkerungsgruppen und die Unterstützung durch die vor Kurzem neu- und
wiedergewählten Damen und Herren Bürgermeister und Gemeinderäte in ganz
Kärnten.
Dem Präsidium, dem Vorstand und dem Kuratorium gehören Persönlichkeiten aus
allen politischen Parteien und aus dem Spektrum des wirtschaftlichen und öffentlichen
Lebens an.
Somit ist das Europahaus Klagenfurt eine unübersehbare gesellschaftliche Institution
im Lande Kärnten geworden, die von den politisch Verantwortlichen anerkannt,
akzeptiert und auch gefördert wird.
Dank der Unterstützung durch die Stadt Klagenfurt und die jeweiligen
Landeshauptleute - jetzt besonders durch Herrn Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser,
der das EU-Referat zur Chefsache gemacht hat - konnten EU-Projekte, wie z.B. die
EU-Dialogtour vor der im letzten Jahr stattgefundenen EU-Parlamentswahl
durchgeführt und die Wahlbeteiligung signifikant erhöht werden. Dafür sage ich noch
einmal herzlich Dankeschön!
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Festansprache Präs. Nikolaus Lanner / 50 Jahre Europahaus Klagenfurt
Danken möchte ich auch unserem Herrn Landeshauptmann für die Verknüpfung
unserer Jubiläumsfeier mit dem Gedenken an 20 Jahre Zugehörigkeit Österreichs und
Kärntens zur Europäischen Union. Unsere heutige Feier gewinnt dadurch erheblich an
Bedeutung und Profil.
Sehr verehrte Damen und Herren!
Als einer der wenigen Altpolitiker engagiere ich mich seit mehr als 15 Jahren als
ehrenamtlicher Vorsitzender für das Europahaus Klagenfurt. Um es mit Stefan Zweig
zu sagen: „Dienen mit Freude, ohne zu rechnen.“
Das Europahaus in der Reitschulgasse in Klagenfurt wird weiterhin eine attraktive
Anlauf- und Informationsstelle sein für alle Bürgerinnen und Bürger, die an
Europafragen interessiert sind.
Und gerade diese Überzeugung gibt mir die Gelegenheit, namentlich und
stellvertretend für viele andere auch meinen damaligen Präsidenten im Kärntner
Landtag und in der Präsidiale, den ehemaligen Vorsitzenden der Europäischen
Bewegung, Josef Schantl, zu erwähnen.
In Anerkennung Deiner Verdienste, lieber Joschi, wurde Dir unter anderem auch der
„Europaeus 2012“ verliehen. Herzlichen Dank noch einmal von dieser Stelle für deine
Arbeit und deinen Idealismus für die Verwirklichung der Europäischen Idee.
Danken möchte ich der langjährigen Geschäftsführerin Mathilde Sabitzer und ihrem
Nachfolger Manfred Wallner, sowie dem EU-Koordinator in der Kärntner
Landesregierung, Dr. Johannes Maier, für die tatkräftige Unterstützung in allen
Europafragen.
Abschließend, meine Damen un Herren, ein paar Worte in eigener Sache: Der
römische Dichter und Schriftsteller Quintus Horatius Flaccus sagte den weisen Satz:
„Spanne alternde Pferde beizeiten aus“.
Das kanonische Alter, das wissen Sie, Exzellenz, besser als ich, gilt nur für Kardinäle
und Bischöfe, aber auch ich habe es schon längst überschritten, und werde, wie schon
bekannt, im Laufe dieses Jahres statutengerecht emeritieren und in der Tradition
meiner bäuerlichen Lesachtaler Herkunft für eine geordnete Hofübergabe sorgen.
Peter Handke, mein Mitschüler im Gymnasium Tanzenberg, hat mir zu meinem
fünfzigsten Geburtstag - lang ist’s her - in sein erstes Buch „Wunschloses Unglück“
den nüchternen, gleichwohl tiefsinnig/wohlmeinenden Satz geschrieben: „...damit es
gut weiter geht“.
Mein Wunsch zum heutigen 50. Jubiläum ist es, dass es auch im Europahaus
Klagenfurt und in der Europäischen Union in den kommenden Jahren „... gut weiter
geht“.
Damit übergebe ich wieder an unseren heutigen Moderator, den ORF-Korrespondenten
in Brüssel, meinen Freund Dr. Peter Fritz. Vielen Dank!
Jubiläumsfeier
50 Jahre Europahaus Klagenfurt
20 Jahre Österreich in der Europäischen Union
Großer Wappensaal
im Kärntner Landhaus
Klagenfurt am Wörthersee
Freitag, 24. April 2015
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