Erfahrungsbericht Donnerstag, 01.10.2015 – Treibach-Althofen a von Mag Marion Bock Vor ein paar Wochen habe ich auf fb zwei kurze Postings gelesen, in denen eindringlich um Hilfe für die Menschen, die in Treibach Althofen in einem Lager untergebracht sind, gebeten wurde. Meine Recherchen im Internet haben nur wenige Infos gebracht: 1. Das Areal + Sanitäranlagen werden von einem Gutsbesitzer zur Verfügung gestellt, da kein Gebäude verfügbar ist, wurden Zelte aufgebaut, die im August bezogen wurden. 2. Aufgrund von Regenfällen (ich glaube, das war Anfang September) war es in den Zelten kalt und feucht und viele Kinder wurden krank. Mehr hab ich nicht herausgefunden – bis Brigitte Windisch von meine Überlegungen, dort hin zu fahren, erfahren hat und Kontakt zu einem Gemeinderat in Althofen aufgenommen hat. Die Infos von ihm (288 Menschen, viele Familien, Fahrverbot auf der Zufahrtsstraße, niemand kommt ins Lager hinein, um sich ein Bild machen zu können, Privatquartiere werden nicht genutzt, weil dann die Plätze im Lager wieder nachbesetzt werden und dann noch mehr Flüchtlinge da sind u.Ä.) haben einen schlimmen Eindruck hinterlassen, weshalb ich heute dort war, um mir – gemeinsam mit einer Kärntner Landtagsabgeordneten von den Grünen – ein Bild vor Ort zu machen. Auf der Zufahrtstraße ist für Privatpersonen eigentlich wirklich Fahrverbot. Nähert man sich dem Lager (das wie Traiskirchen von ORS betrieben wird), das ca. 3km außerhalb der Stadt liegt, wird man sofort von einer zuerst recht harschen Security Person angesprochen und angehalten. Alles ist mit verhängten Bauzäunen abgeriegelt, man kommt nicht zu den Leuten (leider ist auch kaum jemand heraus gekommen) und sieht auch wenig. Ohne die Politikerin an meiner Seite hätte ich vermutlich gar keine Infos bekommen, so wurde uns – strategisch sehr geschickt! – einer der Sozialarbeiter geschickt, mit dem wir ausführlich geredet haben. Fakt ist: Z.Zt. sind ca. 220 Personen, davon ca. 100 (!) Kinder, im Lager, alle Menschen sind in Zelten untergebracht, die seit ein paar Tagen mit kleinen Heizstrahlern ausgestattet sind. Essensausgabe ist ebenfalls in einem gr. Zelt, die Sanitäranlagen sind doch nicht im Haus, sondern bestehen aus Dixi-WCs und ebensolchen Duschen. Im Verwaltungsgebäude gibt es einen Raum, der manchmal für organisierte Aktivitäten (sofern das Ministerium diese erlaubt hat) genutzt wird, da waren, als wir dort waren, gerade ein paar Kinder drin. Die für Anfang Oktober angekündigten Container sollen in den nächsten 2-3 Wochen geliefert werden, aber fix ist das nicht. Ärztliche Versorgung gibt es lt. dem Sozialarbeiter täglich (eine Gruppe ehrenamtlicher Ärzte + Kooperation mit einem Krankenhaus in der Nähe), Rechtsberatung wird bei Bedarf organisiert, Kleiderausgabe (außer Schuhen, Kinderspielzeug – auch für draußen – und Kinderwägen ist alles ausreichend vorhanden) findet täglich statt. Wir haben Menschen barfuß in Flip-Flops gesehen (es war heute extrem kalt, ich hatte 4 Schichten an und hab trotzdem gefroren), lt. der Lageleiterin haben „die“ anscheinend ein anderes Temperaturempfinden, weil sie, wenn sie feste Schuhe kriegen, diese oft nicht anziehen sondern einpacken und aufheben. Die Kinder sind von der Schulpflicht befreit (!), weil das ja nur eine Transitunterkunft ist (auf meine Frage, ob von den Menschen, die im August als erste „eingezogen“ sind, noch jemand da sei, kam zuerst die Antwort „da muss ich jetzt aufpassen, was ich sagen darf“, dann aber doch die Info, dass sicher aus der ersten Gruppe noch Leute hier untergebracht seien). Kinderprogramm gibt es noch keines, soll aber – sobald die Container da sind – angeboten werden. Deutschkurse gibt es ebenfalls keine, ist auch für Leute, die noch auf den Asylbescheid warten, nicht vorgesehen (!); lt. Brigittes Auskunftsperson gibt es Bemühungen, das über Ehrenamtliche zu organisieren, hat aber bis jetzt nicht funktioniert. Mein ursprünglicher Plan, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und ihnen die Kleidung, die ich mit hatte, direkt zu geben, hat nur schlecht funktioniert – eine junge Frau, die mit ihrem Mann spazieren gegangen ist, hat sich warme Sachen genommen, allerdings konnte sie kaum Englisch, weshalb wir nur wenig Infos von ihr erfragen konnten. Alles andere in den 3 Schachteln hab ich dann doch bei der Verwaltung abgegeben. Mein Resümee: Dass die Menschen bei diesen Temperaturen in Zelten schlafen müssen, ist furchtbar. Es wirkt alles gut organisiert, allerdings bin ich immer sehr skeptisch, wenn alles so abgeschottet wird … Ich weiß nicht, wie man mit den Leuten selbst ins Gespräch kommen kann, ohne dass man immer wieder hinfährt und vielleicht mal Glück hat, dass jemand heraus kommt. Kleiderspenden hinzubringen macht wenig Sinn. Ich hab nicht wirklich eine Idee, wie man dort den Menschen helfen kann. Das Schlimme ist, dass es immer noch eine Steigerung der furchtbaren Zustände gibt – am Heimweg hab ich in den Nachrichten gehört, dass die Leute von Traiskirchen mit einem Zettel in der Hand, auf dem steht, dass es dort keinen Erstaufnahmeplatz für sie gibt und sie sich selbst um ein Quartier und ihre Versorgung kümmern müssen, weggeschickt werden…
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