Aktive Frauen in Bahrain

■ Bahrain
Aktive Frauen in Bahrain
Fortschritt
Wenn es um Bahrain und das Thema Frauen geht, dann ist die
Rede von Sheikha Sabeeka bint Ibrahim bin Mohammed Al Khalifa,
Ehefrau des Königs. Sie hat zahlreiche namhafte Institutionen
gegründet und zeigt Flagge auf internationalem Parkett.
Bahrain Businesswomen Society
Auf die Frage nach ihrem Werdegang antwortet Mona Yousuf Al Almoayyed: „Ich hatte das
Glück eines relativ liberalen Elternhauses.
Allerdings hat mein Vater mich nur deshalb
zum Studium nach London und Brighton gelassen, weil mein Bruder sich ebenfalls in England aufhielt, er konnte also 5 Jahre lang auf
mich „aufpassen“. Nach meinem Studienabschluss in Business Administration an der
Brighton University hätte mein Vater gern gesehen, wenn ich in seinem Unternehmen der
Baubranche in eine Führungsposition hineingewachsen wäre, aber ich hatte das Ziel, General Manager in einer internationalen Investment Company zu werden, weil ich auch gern
reisen wollte. Ich begann also in der Marketingabteilung der Gulf International Bank und
hatte schwerpunktmäßig mit Saudi-Arabien zu
tun. Das war außerordentlich mühsam. Viel
einfacher war es später auch nicht in den übrigen Golfstaaten, außerdem suchte ich nach
interessanteren Aufgaben, die ich dann in USA,
Afrika, Europa, Türkei und Ägypten fand“.
Angesprochen auf die globale Finanzkrise meint
sie: „Zu diesem Thema bekomme ich von unseren Mitgliedern viele Fragen. Ich kann nur
den Rat geben, möglichst viel Geld in unmittelbarer Reichweite zu halten, abzuwarten, die
Lage zu beobachten und besonders dann vorsichtig zu sein, wenn jemand zu verdächtig
günstigen Konditionen Angebote macht“.
Die Gesellschaft wurde im Jahr 2000 gegründet; zu den 15 Gründungsmitgliedern, alle
Unternehmerinnen, gehören auch 5 Mitglieder der königlichen Familie. Am Tag der Frau,
der in Bahrain alljährlich gefeiert wird, treffen
Unter dem Dach der Gesellschaft operiert
„Women’s Gateway“, deren Vorstandsmitglied
Ghada M. Al Sayed die Tätigkeiten kurz zusammenfasst: „Wir verbreiten über unsere
Homepage Nachrichten über Foren und wich-
Text + Fotos: Barbara Schumacher
I
n Bahrain geht es liberaler zu als anderswo
und so haben es die Frauen oft leichter als
in anderen Staaten der Region. Motor für
moderne Entwicklungen ist Sheikha
Sabeeka, die mit Hilfe von ihr gegründeter oder
geförderter Einrichtungen wie Supreme Council for Women (SCW) und Bahrain Businesswomen Society (BBS) vieles bewegt. Bahrain
ist gern Gastgeber arabischer Frauen-Veranstaltungen unter ihrer kundigen Schirmherrschaft.
Sheikha Sabeeka
Ihre Geburtsstadt ist Muharraq, wo sie im Palast ihres Großvaters Sheikh Mohammed bin
Isa bin Ali Al Khalifa 1948 das Licht der Welt
erblickte. 1968 heiratete sie den jetzigen König Sheikh Hamad bin Essa Al Khalifa. Das
Paar hat vier Kinder, von diesen ist Sheikh
Salman bin Hamad Al Khalifa der Kronprinz.
Neben den üblichen Aufgaben einer First Lady
hat sie sich einen besonderen Namen gemacht
im Einsatz für die Belange der Frauen, wozu
ihr die Präsidentschaft beim Supreme Council
for Women alle Möglichkeiten bietet. Darüber
hinaus ist sie Ehrenpräsidentin verschiedener
Einrichtungen, von denen die Bahrain Business Society besonders hervorzuheben ist. Sie
hat großes Interesse an der Arbeit dieser Institutionen und verfolgt die Aktivitäten und Programme. Auf internationaler Ebene gewann sie
Hochachtung durch ihre Präsidentschaft des
Gipfels der Arabischen Frauen. Sie bekleidete
dieses Amt bis es von Sheikha Fatima, der Wit-
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we des ehemaligen Präsidenten der VAE,
Sheikh Zayed, übernommen wurde. Bei UNGeneralversammlungen vertritt sie das Königreich bei einschlägigen Themen und hat die
beachtlichen Fortschritte Bahrains hinsichtlich
der Rechte von Frauen und Kindern weltweit
bekannt gemacht. Die Arabisch, Englisch und
Französisch sprechende First Lady liebt Literatur und Kunst und besonders liegt ihr der Erhalt der traditionellen Architektur am Herzen.
Die Tatsache, dass Bahrain von der Internationalen Organisation für Araberpferde zu einem
der führenden Länder auf dem Gebiet der Erhaltung des Asil Arabers (asil=rein) gezählt
wird, ist ihrem Engagement zu verdanken.
Supreme Council for Women
In Bahrain besuchten Mädchen bereits seit den
späten 1920-er Jahren Schulen, ihnen steht seit
langem die University of Bahrain offen, die
2002 sogar eine Präsidentin hatte. Frauen arbeiten schon seit Jahrzehnten ganz selbstverständlich in Regierungsjobs und in Führungspositionen der Privatwirtschaft. Im Jahr 2000
wurden die Rechte von Frauen und Familien
in der National Action Charter festgeschrieben,
auch das Wahlrecht. Die Regierung ist stolz auf
ihr offiziell eingerichtetes Beratungsgremium
Supreme Council for Women, wenn es um
Frauenfragen geht, und Präsidentin Sheikha
Sabeeka ist bekannt für ihre offenen Worte. Bei
einer Medienveranstaltung meinte sie: “Keine
oder nur negative Stellungnahmen sind die
sich Vorstand und alle Mitglieder im Gebäude
der Gesellschaft. Außer dem für Finanzen zuständigen Vorstandsmitglied sind die übrigen
Vorstandsposten mit Frauen besetzt. „Unter
den Frauen in Bahrain sind viele Geschäftsfrauen und es gibt noch viel Potenzial. Am
schwersten haben es Unternehmerinnen, wenn
es darum geht, Kapital zu bekommen“, so
Mona Yousuf Al Almoayyed, Vorstands- und
Gründungsmitglied. „Aber wenn die Banken
Vertrauen in die Frauen und ihre Projekte und
Unternehmen haben, dann bekommen sie
selbstverständlich die gewünschten Kredite.
Bezüglich der Akzeptanz der Frauen in der
Arbeitswelt können wir uns nicht beklagen.
Wir werden von den Männern akzeptiert. Auch
viele verheiratete Frauen üben ihren Beruf aus,
es ist einfach eine Notwendigkeit, weil sie gebraucht werden“.
Feinde des Fortschritts und eine Missachtung
des Rechts eines jeden Menschen, die eigene
Meinung zu äußern“.
Von den vielen Zielen des Rats seinen zwei genannt: Kampf gegen falsche Islam-Interpretationen im Hinblick auf das weibliche Geschlecht und Qualifikation von Frauen auf allen Gebieten, vor allem Politik, Führung und
Wirtschaft. Der Rat hat nicht unerheblichen
Anteil an vielen konkreten Fortschritten für die
bahrainischen Frauen, wobei man im Vergleich
zu den übrigen Golfstaaten oft die Nase vorn
hat: Die erste Richterin gibt es seit 2006, im
gleichen Jahr wurde eine Bahraini Präsidentin
der UN-Generalversammlung und flog die erste Pilotin ein Flugzeug von Gulf Air. Die
Ministerämter für Soziales, Gesundheit sowie
Kultur und Information werden von Frauen
bekleidet, zwei bahrainische Frauen wurden
2004 Colonel in der Armee, die erste Bankdirektorin übernahm ihr Amt im Jahr 2004 und
2000 gab es zum ersten Mal eine bahrainische
Botschafterin. Die Handelskammer konnte im
Jahr 2002 erstmals eine Frau im Vorstand begrüßen, u.v.m. (www.scw.gov.bh)
tige internationale Konferenzen, informieren
über neue Gesetze, Missstände aller Art in der
arabischen Welt, insbesondere in den Golfstaaten und leisten Aufklärung zu allen Frauen-relevanten Themen. Besonders gern berichten wir über weibliche Erfolge im Beruf, das
motiviert …“. (www.bahbusinesswomen.com)
KARAMAH
Muslimische Rechtsanwältinnen, die sich für
die Menschenrechte einsetzen, Vertreterinnen
von arabischen Nicht-Regierungsorganisationen und arabische Frauen mit gesellschaftspolitischem Einfluss, wie z. B. die Präsidentin
des International Muslim Women Forum,
Aicha Dahmane Belhadjar aus Algier, treffen
sich unter der Schirmherrschaft von Sheikha
Sabeeka in ihrer Funktion als Präsidentin des
Supreme Council for Women im Gulf Hotel,
Manama zu einer Tagung, die es sich zum Ziel
gesetzt hat, etwas gegen die wachsende und
immer brutaler werdende häusliche Gewalt zu
unternehmen. In verschiedenen, straff geführten Arbeitsgruppen wird darüber diskutiert, wie
ein internationales Komitee zu etablieren ist,
das sich der Erarbeitung eines konkreten Strategie-Plans widmet, wie danach welche neuen
Gesetze erlassen werden müssen und wie die
Realisierung konkreter Schritte geschafft werden kann. „Es wäre schon viel erreicht, wenn
nur ein arabisches Land beginnen würde, denn
dann rechnen wir mit einem entsprechenden
Domino-Effekt“, so Dr. Banna Buzaboon, die
als Generaldirektorin des Batelco Zentrums gegen Gewalt in der Familie die Interessen
Bahrains in der internationalen Runde vertritt.
Die aus dem Libanon stammende Prof. Azizah
Y. Al-Hibri ist Gründerin und Präsidentin von
KARAMAH und lehrt Recht an der University
of Richmond in Virgina, USA. „Es ist sehr
positiv zu werten, dass alle Empfehlungen ausschließlich von den Teilnehmerinnen der Konferenz kamen, die darüber am Ende weitgehend
Konsens erreichten. Bei den Empfehlungen
ging es um das Wohl der Familien im Ganzen.
Der Bedarf für rechtlichen Schutz gegen jede
Form von häuslicher Gewalt, insbesondere in
psychologischer und physischer Hinsicht wurde festgestellt und die verbesserte Anwendung
bestehender Gesetze wurde gefordert. Die
Empfehlungen bestätigten die geschlechtsneutrale Natur des Islamischen Rechts und
untermauern sie mit juristischen Grundlagen“.
www.karamah.org
www.law.richmond.edu/faculty
Sheika Sabeeka bint Ibrahim
bin Mohammed Al Khalifa
Premierminister mit Geschäftsfrauen
Dr. Banna
Buzaboon
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