Antike Maskenspiele im römischen Theater

DOROTHÉE SIMKO
Antike Maskenspiele im römischen Theater
Eine Geschichte für Kinder und J u g e n d l i c h e
mit Masken /um Ausschneiden und Bastelanlcitung
DOROTHÉE SIMKO
Antike Maskenspiele
im römischen Theater
Eine Geschichte für Kinder und Jugendliche
mit Masken zum
Ausschneiden und Bastelanleitung
Augst 1989
Umschlagbild:
Theatermasken in Augusta Raurica
(Foto Helga Obrist)
ISBN 3-7151-1011-2
Herausgeber: Amt für Museen und Archäologie des Kantons Basel-Landschaft
Bildlegenden und Redaktion: Alex R. Furger
Verlag und Bestelladresse: Römermuseum, CH-4302 Augst
Druck: Gissler Druck AG, Allschwil
© 1989 Römermuseum Augst
Vorwort
Im Jahr 1988 hat Frau D o r o t h é e Simko,
Primarlehrerin i n O b e r w i l / B L , w ä h r e n d
sechs M o n a t e n ein M u s e u m s p r a k t i k u m
i m R ö m e r m u s e u m Augst d u r c h f ü h r e n
k ö n n e n , welches dank der G e w ä h r u n g
eines grosszügigen Urlaubes durch Schulpflege und Inspektorat ü b e r h a u p t erst
möglich geworden ist.
Frau Simko hat sich ausserordentlich
rasch - sicher wegen ihres schier grenzenlosen Engagements - i m R ö m e r m u s e u m
eingearbeitet. N a c h einer kurzen « A n g e w ö h n u n g s p h a s e » an die vielfältigen A r beiten hinter den Kulissen eines Museums
war es ihr daher möglich, gleich mehrere
kleinere und grössere Projekte zu realisieren. Eines davon ist die vorliegende E r zählung!
U r s p r ü n g l i c h e r Anlass, sich mit antikem
Maskenspiel zu befassen, war eine von uns
angebotene Veranstaltung für den «Ferienp a s s » Rheinfelden i m Sommer 1988. M i t
unserer Restauratorin Christine P u g i n hat
D. Simko nach antiken Vorbildern r ö m i sche Theatermasken i n Ton selbst modelliert und i n mehrfacher A u s f ü h r u n g i n
Gips abgegossen (vgl. dazu die Bastelanleitung auf Seiten 59-72), u m diese dann
mit den rund 20 K i n d e r n der «Ferienpass»-Veranstaltung zu bemalen. N a t ü r lich g e h ö r t e auch eine kurze E i n f ü h r u n g
in das r ö m i s c h e Theaterwesen z u m P r o -
gramm, die - selbstredend - i n der Theaterruine von Augusta Raurica stattfand.
A l s eine E i n f ü h r u n g für Kinder i n das antike Maskentheater kann auch die vorliegende, reich illustrierte Geschichte benutzt
werden. Zusammen mit den Ausschneidbogen und Kartonmasken i m A n h a n g soll
dieses Augster Museumsheft Anregungen
zur Lektüre, z u m Theaterspielen, z u m
Stückeschreiben oder zum Maskenbastein
geben. V i e l Vergnügen!
Mehreren Fachleuten und Kollegen habe
ich für die kritische Durchsicht und k u l turgeschichtliche « K o n t r o l l e » des Textes
zu danken: Christoph Jungck und Hansj ö r g Reinau einerseits haben Ä n d e r u n g s vorschläge aus althistorischer Sicht beigesteuert, und G é r a r d Seiterle, C l a u d i a
Bossert-Radtke und J ü r g Ewald andererseits lasen das M a n u s k r i p t aus der klassisch-archäologischen O p t i k . A b e r auch
manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
des R ö m e r m u s e u m s sowie auswärtige
Personen und Institutionen haben mit Rat
und Tat z u m Entstehen dieses Heftes beigetragen: A l l e n voran H e r r M a r t i n Dreier
und Frau Silvia Maurer von der Schweizerischen Theatersammlung i n Bern, die uns
freundlicherweise die beiden Kartonmasken von M a x Breitschmid zur Reproduktion überliessen (Beilagen 2-3) und mit
Literatur und Bildmaterial behilflich waren; dann aber auch Nadine Aenis (unsere
Grimassenschneiderin von B i l d
1-6),
Frau Antoinette Breitschmid-Alioth (Re-
produktionserlaubnis für die Kartonmasken), Sylvia F ü n f schilling (Maskenkopien
Beilagen 2-3; Zeichnung B i l d 42), Otto
H ä n z i (Zeichnungen B i l d 15/16/23),
Marcel Jenni (verschiedene Repros), Geneviève Lüscher (Durchsicht des M a n u skripts), Urs Müller und M a r t i n H a r t m a n n
(Reproduktionserlaubnis für B i l d 33),
Helga Obrist (zahlreiche Fotos und
Repros), Christine P u g i n (technische M i t hilfe bei der Herstellung von Gipsmasken
und die A n l e i t u n g Seite 60), Peter-A.
Schwarz (lateinisches «Veranstaltungsplak a t » Seite 46), G é r a r d Seiterle (Fotos B i l d
11-13) u n d Florence Weiss (Foto B i l d 9).
AlexR.
Furger
Antike Maskenspiele
im römischen Theater
Eine Geschichte
für Kinder und Jugendliche
Claudia macht Grimassen
Hast D u auch schon einmal i n einem unbeobachteten Augenblick Grimassen geschnitten vor dem Spiegel? C l a u d i a auf
dem B i l d verzieht ihr Gesicht auch gerne,
nicht nur, wenn sie sich unbeobachtet
fühlt, sondern auch, u m andere Kinder
oder die Mutter z u m Lachen zu bringen
oder sie gar zu erschrecken.
Wenn D u genau hinguckst, ist sie mit
ihrem verzerrten M u n d , den schielenden
Glotzaugen und der Knopfnase plötzlich
ein ganz anderer M e n s c h geworden. Ihre
uns sonst so vertrauten Gesichtszüge sind
vollkommen verändert, haben sich verwandelt und flössen uns sogar Unbehagen
ein. W i r erkennen sie nicht mehr und wissen i m ersten M o m e n t gar nicht, was wir
mit dieser Fratze anfangen sollen, deshalb
lachen wir sicherheitshalber - vielleicht i n
der H o f f n u n g , dieser « S p u k » m ö g e rasch
vorbeigehen.
N a t ü r l i c h kann die Grimassenschneiderin
C l a u d i a nicht lange i n ihrem neuen
Gesicht verharren, denn die Gesichtsmuskeln beginnen zu schmerzen und w ü n -
Bild 1
Das ist Claudia ganz normal...
Bild 2
... und mit starr fixierten
Augen!
Bild 3
Claudia nimmt die Hände
zu Hilfe...
Bild 4
... und zupft und zerrt an
ihrem Gesicht.
sehen sich an ihren angestammten Platz
z u r ü c k . H a , schon ist die «alte» C l a u d i a
wieder zu sehen, sie massiert sich die rot
gewordenen Wangen und versucht bereits
eine neue Grimasse. Diesmal m ö c h t e sie
noch hässlicher, noch furchterregender
als vorher aussehen. M i t ihren H ä n d e n
hilft sie nach und bringt so eine grauenerregende Fratze zustande. Zufrieden mit
der Verwandlung eilt sie zu ihrer nichtsahnenden Mutter, die bei Claudias A n b l i c k
auch gleich einen Schrei des Schreckens
ausstösst und voller Abscheu einen Schritt
zurückweicht. «Was für eine abscheuliche
G r i m a s s e » , ruft sie angewidert; i n der
ersten Sekunde hat sie n ä m l i c h ihre Tochter nicht wiedererkannt. « I c h b i n es j a » ,
lacht diese, nimmt die H ä n d e vom Gesicht
und fällt der Mutter u m den Hals. Solche
Spässe ist die Mutter eigentlich von ihrer
Tochter gewohnt; heute aber ist es ihrem
«lieben U n g e h e u e r » wieder einmal gelungen, sie gehörig zu erschrecken...
Längst ist C l a u d i a i n ihrem Z i m m e r verschwunden. Sie ist ein neugieriges M ä d chen und holt deshalb das dicke alte Lexikon, das ihr der Grossvater geschenkt hat,
vom Büchergestell, legt sich damit b ä u c h lings auf den Teppich, stützt den K o p f auf
und baumelt aufgeregt mit den Beinen i n
der Luft, w ä h r e n d d e m sie i m Lexikon
blättert: G - G - G r i - Grimasse, schlägt
sie auf. Das Wort lässt sie nicht i n Ruhe unbedingt m ö c h t e sie mehr d a r ü b e r erfahren. Laut liest sie aus dem W ö r t e r b u c h
vor:
Grimasse, Gestikulation, Fratze, Verstellung.
Das Wort ist im späten 17. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt. Es bedeutet auch «wunderliche
Gebärde,
das Krümmen des Mundes und des Gesichts, eine erdichtete Gestalt einer Sache». Ein älteres Wort für Grimasse ist
auch «Kramanz», die täuschende Maske, Larve, Farce.
Früher zählte zum Theater auch die Kunst des Grimassenschneiders oder Fratzenschneiders.
« J u h u » , ruft Claudia, «wenn ich vor hundert Jahren gelebt hätte, wäre ich bestimmt
eine Grimassenschneiderin geworden.»
Schon steht sie wieder vor dem Spiegel,
verzieht ihren M u n d und rollt die Augen.
« A b e r eigentlich wäre das ein recht anstrengender B e r u f » , denkt sie, denn ihre
Wangen, Augen, Nase u n d M u n d sind
gerötet u n d beginnen zu schmerzen.
A n der Fasnacht ist es doch viel angenehmer, m a n kann sich hinter einer lustigen
« L a r v e » verbergen, sich verkleiden und
mit dieser Ausstattung in einen ganz anderen Menschen schlüpfen. F ü r die ü b r i g e n
Leute bleibt man unentdeckt.
Bild 5
Mit verzerrtem Mund und
unheimlichen Augen wirkt
Claudia
fürchterlich...
Bild 6
... sie kann aber auch
Schlitzaugen mit einem viel
zu breiten Grinsen hervorrufen.
Bild 7
Auch eine Maske: ein echter
«Waggis» an der Basler
Fasnacht (die Basler sagen
aber <Larve> statt <Maske> ).
C l a u d i a versinkt i n Gedanken: A n der
letzten Fasnacht trug sie eine « L a r v e » und
das K o s t ü m eines wilden «Waggis» (Basler
Fasnachtsgestalt mit langer Nase).
A l l e Kinder wichen erschreckt zur Seite,
wenn sie i n ihren Holzschuhen daherklapperte, die « S ä u b l o t e r e » (Schweineblase)
schwingend. Angst konnte sie ihnen einflössen u n d die kleineren unter ihnen gar
z u m Weinen bringen. Ihre riesige « L a r v e »
mit dem m ä c h t i g e n Haarbusch aus gelbem
Bast machte einen enormen E i n d r u c k auf
sie. Ja, letztes Jahr konnte sie sich endlich
an den wilden Buben rächen, die sie stets
geplagt hatten - denen hat sie's gezeigt dank der Maske!
Was für eine Verkleidung k ö n n t e sie dieses
Jahr wählen? C l a u d i a grübelt: «Dieses
Jahr m ö c h t e ich von allen bewundert werd e n » , beschliesst sie. In eine s c h ö n e Fee
w ü n s c h t sie sich zu verwandeln. D a z u benötigt sie keine hässliche Fratzenlarve,
sondern eine s c h ö n e zierliche M a s k e oder
ihr eigenes, raffiniert geschminktes Gesicht und ein herrliches Gewand aus feinem, zartem Stoff. Nichts leichter als das
- Mutter wird ihr bestimmt ein K l e i d n ä hen, u n d Vater wird vielleicht die « L a r v e »
zusammen mit ihr basteln. - Toll wird das
sein! Das muss gleich ausprobiert werden:
C l a u d i a klettert auf einen Stuhl, h ä n g t
den d ü n n e n Vorhang ab, wirft i h n sich
geschickt ü b e r die Schultern, setzt dazu
ein überirdisches L ä c h e l n auf u n d stolziert i n dieser A u f m a c h u n g zu ihrer M u t ter. « O h » , ruft diese angenehm überrascht,
« s o gefällst du mir besser. M o r g e n , am
Freitag, kommt O n k e l P a u l zu Besuch,
i h m musst du dich i n deiner Maskierung
zeigen, bestimmt erinnerst du ihn an etwas
ganz Bestimmtes, woran verrate ich dir
jedoch n i c h t . . . »
Nicht nur C l a u d i a w ü n s c h t sich mit ihren
Grimassen und Larven ständig z u verändern, i n einen anderen Menschen zu
schlüpfen. A u c h zum Beispiel B a n k r ä u b e r
wollen ihr wahres Gesicht nicht zeigen,
wenn sie einen Überfall auf eine Bank oder
ein Geschäft planen. Sie setzen eine Sonnenbrille auf, kleben sich einen Schnauz
(Schnurrbart) unter die Nase oder stülpen
eine M a s k e auf, ziehen sich einen Strumpf
übers Gesicht oder eine W o l l m ü t z e mit
Augen-, M u n d - und Nasenschlitzen, u m
unerkannt zu bleiben, die Leute zusätzlich
in Angst und Schrecken zu versetzen, E i n druck zu machen, bestimmt auch u m die
eigene N e r v o s i t ä t zu verbergen. Dies ist
allerdings ein ernsthaftes, schreckliches
Kapitel unserer Z e i t . . .
Bleiben wir aber noch eine Weile bei den
menschlichen Gesichtszügen.
Ist es D i r , lieber Leser, liebe Lerserin,
nicht auch schon passiert, dass D u einen
unbekannten Menschen zu Unrecht als
b ö s e aussehend bezeichnet hast, nur weil
er ernst die Stirn runzelte, weil er die
Augenbrauen zusammenzog und eine etwas spitze, grosse Nase hatte? Vielleicht
hast D u D i c h sogar vor i h m gefürchtet,
bist i h m ausgewichen, machtest einen
Bogen u m ihn und dachtest insgeheim:
« D e r ist sicher ein Gangster, Dieb oder
Kindesentführer.»
A u c h das Gegenteil kann D i r geschehen:
D u begegnest einer unbekannten Person,
die D i r mit ihrer Stupsnase, ihrem Lächeln
auf dem M u n d sofort sympathisch ist,
und D u denkst D i r : « Z u dem h ä t t e ich
Vertrauen, der ist bestimmt ein netter
Mensch...»
Dass D u D i c h i n beiden Fällen gewaltig
t ä u s c h e n kannst, sollen D i r die Gesichter
beweisen, die D u als Beilage 1 am Schluss
dieses Heftes auf losen gelben
Blättern
findest: Schneide die M u n d - , Nasen- und
Stirnpartien und auch die P e r ü c k e n aus
und setze sie nach Lust u n d Laune zusammen. Spiele mit den Teilen und tausche ab
und zu nur die Nasen und M ü n d e r aus!
Merkst D u , wie sich ein z u n ä c h s t freundlich aussehendes Gesicht plötzlich verändert, wenn D u i h m z. B. einen anderen
« M u n d » aufsetzest? Es wirkt nun ernster,
strenger, j a sogar böse. Bedeutet das denn,
dass dieser von D i r zusammengestellte
Mensch b ö s e geworden ist, bloss weil er
einen anderen M u n d besitzt? N a t ü r l i c h
nicht, rufst D u jetzt bestimmt aus, so
hoffe ich. - Unsere Nasen, M ü n d e r und
Haare, mit denen wir zur Welt gekommen
sind, sagen noch lange nichts ü b e r unseren
Charakter aus, ü b e r unser L i e b - oder
Bösesein.
Onkel Paul weiss mehr
N u n kehren wir aber z u r ü c k zu C l a u d i a .
Aufgeregt hat sie sich schlafen gelegt; sie
kann den folgenden Tag k a u m erwarten.
Was wird O n k e l P a u l wohl zu ihrer M a s kierung sagen? Ihr O n k e l ist ein interessanter M a n n , er ist A r c h ä o l o g e und erzählt
ihr stets spannende Geschichten ü b e r die
alten Griechen u n d R ö m e r . H a t ihre M a s kierung wohl damit etwas zu tun?
Anderntags kehrt C l a u d i a am Nachmittag
eilig von der Schule nach Hause z u r ü c k .
Vor der H a u s t ü r schon vernimmt sie Onkel
Pauls schallendes Gelächter. E r sitzt mit
den Eltern i m Wohnzimmer und macht
seine b e r ü h m t e n Spässe, « . . . u n d ich verpasse wieder die Hälfte», brummt C l a u d i a
verärgert. A u f leisen Sohlen schleicht sie
in ihr Zimmer, verkleidet sich wie am Vortag, schminkt sich diesmal ihr Gesicht
noch mit weissem Puder und rotem L i p penstift und wandelt majestätisch ins
Wohnzimmer, u m ihren O n k e l zu b e g r ü s sen.
« E i n e vollkommene Iris», ruft der O n k e l
begeistert. « D u k ö n n t e s t , so wie du bist,
als G ö t t e r b o t i n i m griechischen Theaterstück <Die Vögel) von Aristophanes auftreten, C l a u d i a . K o m m , setz dich zu mir,
ich erzähle dir vom griechischen und r ö mischen T h e a t e r . » Dieses Angebot ihres
Onkels schlägt C l a u d i a n a t ü r l i c h nicht
ab; sie setzt sich dicht neben O n k e l P a u l
und h ö r t i h m gespannt zu. D i e Eltern ent-
Bild8
Fein gearbeitetes Elfenbeinrelief aus Trier, 4. Jh. n. Chr..
Pantomimendarstellerin
mit
Schwert, Krone, Leier und
Maske mit drei Gesichtern.
Bild 9
Eine Mädchengruppe
mit
bemalten Gesichtern bei
einem Fest auf dem
Zeremonialplatz in Palim bei,
Papua Neuguinea (Pazifik)
fernen sich leise, hier haben sie für eine
geraume Weile nichts mehr zu suchen.
«Richtig gut hast du dich verkleidet,
C l a u d i a , mein Kompliment, und dein Gesicht gleicht einer griechischen Maske.
Weisst du, das »Verkleiden« des Gesichts
ist ein uralter Brauch. A u c h N a t u r v ö l k e r
v e r ä n d e r n ihr Gesicht, indem sie es bemalen oder i h m geheimnisvolle M a s k e n aufsetzen bei ganz bestimmten A n l ä s s e n , z.B.
bei religiösen T ä n z e n . Im Fernsehen hast
du vielleicht schon M a s k e n t ä n z e von N a t u r v ö l k e r n gesehen.» « J a » , fällt C l a u d i a
ein, «Tänze der Menschen i n Neuguinea
wurden vor noch nicht langer Zeit i m Fernsehen gezeigt. Sie trugen zwar keine M a s ken, aber ihre Gesichter waren kunstvoll
bemalt».
« N u n aber zu den alten Griechen, Claudia.
Schliesslich habe ich dir versprochen, von
den A n f ä n g e n des griechischen und auch
des r ö m i s c h e n Theaters zu erzählen. Die
Schauspieler trugen bei ihren Theaterauff ü h r u n g e n ebenfalls M a s k e n , und ihre
T h e a t e r s t ü c k e waren stets von T ä n z e n ,
G e s ä n g e n und S p r e c h c h ö r e n begleitet.
Es gab zwei Sorten des griechischen Theaters: das Trauerspiel, Tragödie genannt,
und das Lustspiel bzw. die K o m ö d i e . M i t
der Tragödie verbunden war das Satyrspiel.
Bei allen drei A r t e n spielte der C h o r eine
wichtige Rolle, und denk dir, die Rollen
waren ausschliesslich von m ä n n l i c h e n
Schauspielern besetzt.» « D a n n mussten
M ä n n e r aber weibliche Rollen spielen,
nicht wahr, O n k e l P a u l , und dazu dienten
ihnen dann die M a s k e n » , fügt C l a u d i a
hinzu.
« W u n d e r s c h ö n e M ä n n e r - und Frauenmasken gibt es, ich zeige dir welche.» O n k e l
P a u l greift i n seine Mappe, die er immer
mit sich h e r u m t r ä g t , und zieht einen Stoss
der lustigsten, komischsten und traurigsten Maskenabbildungen hervor. C l a u d i a
guckt sie sich eingehend an. Schliesslich
meint sie: « N u n habe ich mich entschlossen: A n der n ä c h s t e n Fasnacht m ö c h t e ich
keine s c h ö n e Fee darstellen, sondern eine
Gestalt aus dem griechischen Theater.
Eine dieser Masken w ü r d e ich am liebsten
selber basteln. Bitte, O n k e l Paul, lass mir
diese A b b i l d u n g e n noch eine Weile hier»,
bettelt sie. « D u darfst sie alle behalten;
von mir aus kannst du damit dein Z i m m e r
tapezieren.» « D a r a u f kannst du Gift nehm e n » , jubelt C l a u d i a und fällt Onkel P a u l
s t ü r m i s c h u m den Hals. « S c h o n gut,
Bild 10
Diese modernen Masken
bestehen aus Karton und sind
sehr einfach hergestellt.
Sie sind nach griechischen
Vorbildern vom Künstler
Max Breitschmid geschaffen
worden. Zwei dieser Kartonmasken findest Du auf losen
Bögen im Anhang dieses
Heftes zum Ausschneiden
und Zusammensetzen!
Bild U
Ein Ziegenbock. Mit seinem
Fell und Haar haben die
Griechen Masken hergestellt.
C l a u d i a , e r d r ü c k mich nicht, eine Weile
m ö c h t e ich doch noch ganz gerne weiterleben, magst du noch etwas z u h ö r e n ? »
« N a t ü r l i c h , O n k e l P a u l , stundenlang
k ö n n t e ich dir z u h ö r e n . Sag, wovon handelten eigentlich die griechischen Theaterstücke?» « M e i s t e n s » , fährt O n k e l P a u l
fort, «beziehen sich diese T h e a t e r s t ü c k e
und vor allem die Tragödien auf u r t ü m l i che Volksbräuche, auf die Religion der
Griechen, ihren Glauben. Kürzlich habe
ich mir i n Basel i m Antikenmuseum eine
faszinierende Ausstellung ü b e r die griechischen M a s k e n angeschaut. Sie hiess
<Maske, Ziegenbock und Satyr>. Das wäre
etwas für dich, C l a u d i a . E i n Kollege von
mir, auch ein A r c h ä o l o g e wie ich, stellte
dort seine Bocksfellmasken aus, die er
zusammen mit seiner Frau nach Malereien
auf griechischen Vasen rekonstruiert, d.h.
neu geformt hat. D a z u waren viele O r i g i nalfunde z u m Thema Maske zu sehen.
Eine dieser Bocksfellmasken siehst du
gerade jetzt. Rate, erinnert dich dieser
Satyr an irgend etwas?»
« U n d wie! E r sieht aus wie ein quicklebendiges Schweinchen - hm, aber auch wie
ein alter Ziegenbock, finde ich. Warte
rasch, O n k e l P a u l , i n meinem Z i m m e r
liegt irgendwo ein lustiges B i l d eines b ä r t i gen Ziegenbocks, den muss ich dir zeigen.» C l a u d i a hastet davon und streckt
dem O n k e l bald darauf das e r w ä h n t e B i l d
entgegen. « E i n e verblüffende Ä h n l i c h k e i t
hat der Ziegenbock mit der Maske, köstlich. D a r f ich es b e h a l t e n ? » fragt O n k e l
Paul. « O b w o h l es zu meinen Lieblingsbildern g e h ö r t , schenke ich es dir - unter der
B e d i n g u n g » , fährt C l a u d i a nach einigem
Z ö g e r n fort, « d a s s du es i n deinem B ü r o
aufhängst.» « A b g e m a c h t , » beendet Onkel
P a u l den H a n d e l .
« D a m i t du mir glaubst, Claudia, dass der
Ziegenbock es war, welcher der Tragödie
(dem Trauerspiel) den N a m e n gab, muss
ich dir die Bedeutung des Wortes Tragödie
erklären: Es kommt n a t ü r l i c h von einem
griechischen Wort, vom Wort « t r a g o d i a » ,
das sich aus zwei W ö r t e r n zusammensetzt: aus « t r a g o s » , das heisst Ziegenbock
und aus « o d e » , das bedeutet Gesang.
«Tragodia» heisst also « G e s a n g der (Zieg e n b ö c k e . » Claudia bricht in schallendes
Gelächter aus - singende Ziegenböcke,
nein so etwas, das war wieder einmal
typisch O n k e l P a u l .
«Gewiss hast du dir jetzt eine ganze Schar
meckernder Z i e g e n b ö c k e vorgestellt, die
i m griechischen Theater ihre Possen trieben. So war es wohl kaum, Claudia. A b e r
Sänger traten auf, die als B ö c k e verkleidet
waren. Die Satyrn sind mit den »singenden
B ö c k e n « eng verwandt. Es sind ebenfalls
(Ziegen-)Bockswesen, die mit der Tragödie
etwas zu tun haben. Heute noch, so habe
ich gelesen, wird auf der griechischen
Insel Skyros ein Brauch gepflegt, bei dem
sich die Teilnehmer rohe Felle mit Sehlöchern ü b e r den K o p f stülpen. A u c h in
der griechischen Frühzeit muss das so
gewesen sein: Die Teilnehmer bestimmter
religiöser F e s t b r ä u c h e verwandelten sich
Bild 12
Eine moderne, nach
griechischen Vorbildern hergestellte Satyrmaske aus dem
braunroten Fell eines Ziegenbocks. Der lange Pelz ist nur
stellenweise weggeschnitten,
so dass die stehengebliebenen
Tierhaare als Bart, Schnauz
und Kopfhaar des Satyrs eindrucksvoll zur Wirkung
kommen.
in Bockswesen, indem sie sich mit einem
Bocksfell bedeckten. Das heisst, die Felle
b e n ü t z t e n sie wie eine Maske, hinter der
sie ihr eigenes Wesen verbargen und sich
in ein neues verwandelten. Die Menschen
glaubten damals, dass sich die Kräfte und
die Wildheit des Ziegenbocks so auf sie
selbst ü b e r t r a g e n w ü r d e n . Sie wurden also
durch die Fellmaske, durch ihren Tanz und
Gesang selbst z u m Bock, z u m Satyr. A b e r
auch Gottheiten wurden gerne mit einer
Maske dargestellt, z.B. Dionysos, der Gott
des Weines und der F r u c h t b a r k e i t . » « A c h
so, nun verstehe ich die Ä h n l i c h k e i t der
Satyrn mit Ziegenböcken. Onkel Paul, zeig
mir nun auch noch einige andere N a c h b i l dungen von griechischen M a s k e n . »
« G e r n e , C l a u d i a , ich lege dir die Fotos auf
den Tisch. Unterdessen entschuldigst du
mich für eine Weile, ich muss mir etwas die
Beine vertreten.»
C l a u d i a guckt sich die rekonstruierten
M a s k e n an. Sie sehen wie lebendig aus,
denkt sie. E i n bisschen überfällt sie sogar
ein Grauen - unheimlich wirken sie, so, als
ob sie n ä c h s t e n s zu sprechen oder zu klagen b e g ä n n e n . C l a u d i a ist sehr beeindruckt. Der O n k e l kehrt mit den Eltern ins
Wohnzimmer z u r ü c k . Kaffee und Kuchen
werden aufgetischt, und auch C l a u d i a
setzt sich i n die Runde. Sie knabbert gedankenverloren an einem Stück Kuchen.
Erst als ihr Vater das Wort ergreift, erwacht
sie aus ihren T r ä u m e n .
« O n k e l P a u l , von meinem Arbeitszimmer
aus habe ich Eurem G e s p r ä c h von vorhin
Moderne Nachbildung einer
w eisshaarigen Königsmaske
aus Ziegenfell, wie sie auf der
griechischen Vase von Bild 40
dargestellt ist.
etwas folgen k ö n n e n . Ist es denn möglich,
dass man Reste von solchen Bocksmasken
bei Ausgrabungen gefunden hat? A u s
Bocksfell k ö n n e n die wohl k a u m gewesen
sein, Fell wäre ü b e r die Jahrtausende hinweg doch längst vermodert und ganz zerfallen.» « J a , dasselbe wollte ich auch frag e n » , entgegnet C l a u d i a , « d u kannst j a
Gedanken lesen, Vater!» « G e n a u aus diesem G r u n d ist keine einzige Fellmaske gefunden worden, aber d a f ü r » , antwortet
O n k e l P a u l , « h a b e n sich t ö n e r n e Masket-
Bild 14
Lustige Theaterszene auf
einer griechischen Vase, in
der gezeigt wird, wie man
seine Erscheinung mit einer
Maske verändern und andere
Leute täuschen kann: Im
Fenster steht wahrscheinlich
Alkmene, die der verliebte
Zeus besuchten möchte.
Gleich wird er die Leiter an
die Hausmauer stellen und zu
ihr hochklettern. Hermes
(rechts), der Götterbote und
Diener des Zeus, erkennbar
am Hut und am Schlangenstab, leuchtet ihm dabei mit
einem Lämpchen. Um von
Alkmene nicht abgewiesen zu
werden, tragen beide Götter
zur Tarnung Frauenkleider
und Masken.
ten - eine A r t Formen - i n der Erde erhalten; allerdings nur solche aus Heiligtümern, die also nie zur Herstellung von
Theatermasken gedient hatten. Ü b e r eine
solche Maskette, ein Maskenmodell,
spannte m a n das nasse Ziegenfell. Z a h l reiche Löcher entlang des Randes dieser
Formen und Rillen, die sich ü b e r die
O b e r f l ä c h e des Gesichtes ziehen, beweisen, dass sie einst zur Herstellung von Fellmasken gedient hatten. D i e Rillen hatten
wohl die Aufgabe, das Trocknen des Leders
zu beschleunigen. Theatermasketten sind
keine erhalten, woraus die A r c h ä o l o g i n n e n
und A r c h ä o l o g e n schliessen, dass sie aus
vergänglichem Material wie H o l z , Gips
oder ungebranntem Ton waren. D i e Theatermasken waren i n der Regel ü b e r l e b e n s gross, sie mussten j a auch auf die weiter
entfernt sitzenden Zuschauer wirken. A n
der weiss kolorierten H a u t war die weibliche M a s k e zu erkennen. Deshalb hast du
mich, Claudia, mit deinem weissen Pudergesicht so sehr an eine Gestalt aus dem
griechischen Theater e r i n n e r t . »
Theater bei den alten Griechen
« U n d nun, Claudia, ist es h ö c h s t e Zeit geworden, dass ich dir etwas ü b e r griechische
T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n und Theaterbauten
erzähle, sonst gelangen wir nie zu den
R ö m e r n . » « D a b e i lassen wir E u c h aber
wieder alleine», sagt Mutter, und auch
Vater erhebt sich, u m seine Arbeit wieder
aufzunehmen.
«Griechische T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n waren
kein Alltagserlebnis. Sie fanden als p r ä c h tig ausgestattete religiöse Volksfeste statt.
Der Gott, den die Griechen damals mit
j ä h r l i c h vier Festen besonders ehrten, war
Dionysos, den ich vorher schon e r w ä h n t
habe. E r wurde vom Volk als Erlöser erlebt, als Befreier von den Plagen des
Lebens. E r war - so glaubten sie - den
Menschen von den anderen G ö t t e r n gesandt worden, u m sie am Tag des Festes
fröhlich zu stimmen, u m ihnen zu helfen,
das m ü h s a m e Alltagsleben besser zu ertragen. Bevor das Fest begann, wurde i n
A t h e n das G ö t t e r b i l d des Dionysos nach
E i n b r u c h der Dunkelheit mit Fackellicht
ins Heiligtum beim Theater gebracht.
A n f ä n g l i c h fanden diese Feste auf der
A g o r à , d.h. dem öffentlichen Versammlungsort und Marktplatz, statt. Tausende
von Zuschauern standen oder sassen rings
u m den Festplatz. Später baute man dafür
das « t h e a t r o n » am Fuss des Tempels i m
heiligen Bezirk des Dionysos (in A t h e n
am Fuss der A k r o p o l i s ) . Das Wort « t h e a t r o n » stammt vom griechischen Verb
« 0 E A Z 0 A I » (theâsthai) « s c h a u e n » ab.
Die eigentliche Tragödie (das Trauerspiel)
nahm in dem M o m e n t ihren A n f a n g , als
sich ein Sänger aus dem C h o r loslöste,
hervortrat und alleine, also als Solist, auftrat.»
« D a m i t aber ein richtiges Schauspiel entstehen k a n n » , fällt C l a u d i a ihrem Onkel
ins Wort, « m ü s s e n sich bald auch noch
andere Schauspieler vom C h o r gelöst
haben, u m miteinander vor dem P u b l i k u m
zu spielen.» « S o ähnlich hat es sich zugetragen», entgegnet der Onkel. «Erst später
ist dann als Abschluss des Spielraumes ein
festes G e b ä u d e (die « S K E N E » [sprich
skené], lateinisch scaena, oder deutsch:
B ü h n e n h a u s ) für die Schauspieler errichtet
worden. Das griechische Theater hat sich
i m Laufe der Jahrhunderte noch oft stark
verändert. A b e r i m allgemeinen lag es an
einem A b h a n g . Die Sitzreihen waren i n
den H a n g und in die ihn umgebende Natur
eingebettet. V o n ihrem Sitzplatz aus hatten
die Zuschauer ü b e r die Orchestra und die
Scaena hinweg freien B l i c k auf die L a n d schaft. Das ein- oder gar m e h r s t ö c k i g e
feste G e b ä u d e für die Schauspieler (Bühn e n g e b ä u d e ) war stets freistehend, nur mit
dem grossen Hufeisen des Zuschauerraumes v e r b u n d e n . »
«Wieviele Theater gab es eigentlich in
Griechenland, O n k e l P a u l ? » « O h , ü b e r
die A n z a h l griechischer Theater lässt sich
nichts Genaues berichten. Dass es viele
gewesen sein müssen, wissen die A r c h ä o l o gen mit Sicherheit zu sagen, obwohl längst
Bild 15
Ein griechisches Theater.
Typisch ist das kleine
Bühnenhaus.
Bild 16
Ein römisches Theater.
Typisch ist hier die hohe
Bühnenmauer, die wie eine
mehrstöckige
Hausfassade
gestaltet ist, aber auch die
elegante Säulenhalle zuoberst
über den Sitzreihen.
nicht alle ausgegraben sind. Bedenke aber,
dass jede griechische Stadt ein Theater
besass! Wer denn die Stückeschreiber waren, interessiert dich vielleicht auch noch!
Ich zähle dir nur einige B e r ü h m t h e i t e n
auf: Die drei grossen Tragödiendichter
waren Sophokles, Euripides, Aischylos;
Aristophanes und später Menander hingegen waren K o m ö d i e n d i c h t e r .
Heute noch werden ihre Stücke von Berufsschauspielern, von Schülern oder Studenten aufgeführt. Im Tagebuch beschreibt
der Basler A r z t Felix Platter, der von 1516
bis 1614 lebte, solche Schüler- und Student e n a u f f ü h r u n g e n in Basel.
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5/7ÛT /7
Zs/we griechische
Aufführung
im Jahre 1944 unter der
Leitung des Regisseurs Karl
Gotthilf Kachler im römischen
Theater von Augusta
Raurica: das Drama des
griechischen Schriftstellers
Sophokles mit dem Titel
«Antigone» (sie steht links
aussen; rechts der Chor der
thebanischen Alten).
K a r l G o t t h i l f Kachler, der bekannte Regisseur, studierte von 1936 bis 1947 mit
Studenten griechische T h e a t e r s t ü c k e ein in M a s k e n und in griechischer Ursprache.
Seine A u f f ü h r u n g e n fanden seit 1938 etwa
alle zwei Jahre i m r ö m i s c h e n Theater i n
Augst unter freiem H i m m e l statt.
In den griechischen Tragödien steht immer
der geprüfte M e n s c h i m Mittelpunkt, sein
Leiden, Wollen und H a n d e l n , seine Streitlust, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.
Die grossen Dionysosfeste waren unter
anderem ein A u f r u f an die Menschen, i n
Gerechtigkeit und Frieden zusammenzuleben.»
O n k e l P a u l hält inne i n seiner E r z ä h l u n g .
Draussen ist es inzwischen dunkel geworden, ohne dass die beiden etwas bemerkt
h ä t t e n . C l a u d i a sitzt - die Beine hochgezogen - neben ihrem Onkel. Plötzlich
durchbricht sie die Stille: « N i c h t wahr,
Onkel, Gerechtigkeit unter den Menschen
und Frieden auf der ganzen Welt wäre ein
paradiesischer Z u s t a n d . » Ihr O n k e l nickt
zustimmend. « M i r knurrt der M a g e n » ,
stellt der Onkel fest. Das lange E r z ä h l e n
muss wohl den A p p e t i t anregen. « K o m m
Claudia, wir gucken deiner Mutter i n die
Kochtöpfe.» Sobald die beiden die Küche
betreten, steigt ihnen auch schon ein herrlicher Duft i n die Nase. « M u t t e r , du bist
unsere Rettung, wir haben beide einen
Bärenhunger, wir könnten ein ganzes W i l d schwein verspeisen.» Mutter lacht und
fügt hinzu: «Wie wär's, wenn du deinen
Onkel einladen würdest, bei uns zu übernachten, damit er dir morgen, am Samstagnachmittag, vom r ö m i s c h e n Theater und
den r ö m i s c h e n Masken erzählen k a n n . »
«Eine Glanzidee», jubelt Claudia. « O n k e l
Paul, bist du einverstanden?» « D i r kann
ich nichts abschlagen, Claudia, eine angenehmere und dankbarere Z u h ö r e r i n kann
ich nirgends auf der Welt finden.»
Bevor C l a u d i a am Samstagmorgen zur
Schule geht, klopft sie leise an die T ü r des
Gästezimmers, in der Hoffnung, ihr Onkel
sei schon aufgewacht. - Sie hat Glück,
Onkel Paul steht schon am offenen Fenster
und atmet die warme Sommerluft ein.
«Ach, guten Morgen, Claudia, hast du gut
geschlafen?» « D a n k e , ganz ausgezeichnet,
Onkel, ich habe sogar herrlich g e t r ä u m t ;
weisst du was? Ich t r ä u m t e , du seiest mit
mir nach Augst z u m r ö m i s c h e n Theater
gegangen, und es war ein wundervoller
Ausflug.» « N e i n wirklich, Claudia, hast
Bild 18
Ein anderes antikes Theaterstück, ebenfalls in Augst
aufgeführt:
Die
Verwechslungskomödie
«Amphitruo»
des römischen
Schriftstellers Plautus im
Jahre 1938.
du das wahrhaftig g e t r ä u m t ? Was würdest
du denn dazu sagen, wenn dein Traum
Wirklichkeit würde? Schon lange wollte
ich dir i n Augusta Raurica das Theater
zeigen. Ich denke, heute nachmittag wäre
der richtige M o m e n t d a z u . » « M a c h s t du
auch keinen Spass, O n k e l Paul? Meinst
du das wirklich i m E r n s t ? » flüstert C l a u dia u n g l ä u b i g . « N a , wofür hältst du mich
denn eigentlich, mein liebes K i n d - b i n ich
dein Onkel, oder bin ich es nicht?» « H u r ra,» jauchzt C l a u d i a , dass es nur so durchs
ganze Haus schallt, «ich mache heute mit
meinem O n k e l P a u l einen Ausfluuuug
nach Augusta R a u r i c a a a a ! » Schon fliegt
sie aus dem Haus und eilt der Schule entgegen.
In der Schule
Bild 19
Eine originelle Satyrmaske
des Künstlers
Max Breitschmid. Sie hatte
ihren Auftritt im Augster
Theater im Satyrspiel
«Kyklops» des Euripides im
Jahre 1943.
A n diesem M o r g e n ist es C l a u d i a überhaupt nicht möglich, sich zu konzentrieren. In der Rechenstunde rutscht sie unruhig auf dem Stuhl umher, guckt ständig
auf die U h r , flüstert mit ihrer Banknachbarin Cornelia und zeigt dieser schliesslich
heimlich die Maskenbilder, die ihr O n k e l
P a u l gestern geschenkt hat. Die lustigen
M a s k e n bringen C l a u d i a und C o r n e l i a
zum Lachen. Zuerst gurgelt es nur verhalten aus ihnen heraus, ihre K ö r p e r zucken
und schütteln sich schliesslich, sie pressen
schnell ihre H a n d auf den M u n d , aber es
ist schon zu spät. Die ganze Klasse lacht
mit - C l a u d i a und Cornelia sehen zu
komisch aus.
N u n m ö c h t e aber die Lehrerin wissen, was
sich da Seltsames abspielt. Zielbewusst
steuert sie auf C l a u d i a und Cornelia zu,
guckt unter ihr Pult, zieht die Bilder hervor und fragt: «Wer von E u c h beiden hat
die m i t g e b r a c h t ? » C l a u d i a meldet sich.
Sie w i l l gerade alles erklären, als die Lehrerin ihr Wort an die Klasse richtet: «Setzt
E u c h alle nach vorn i n den Kreis, C l a u d i a
zeigt E u c h ihre interessanten Bilder und
weiss E u c h vielleicht auch etwas dazu zu
b e r i c h t e n . » C l a u d i a errötet, das hat sie
nicht erwartet. Die Klasse ist dankbar, die
langweiligen Rechnungen für eine Weile
vergessen zu k ö n n e n . Interessiert schauen
sie sich die Maskenbilder an, und C l a u d i a
erzählt ihnen mit feurigem Eifer, was sie
gestern erst von ihrem O n k e l vernommen
hat. Die Klassenkameraden und die Lehrerin h ö r e n gespannt zu. Sie schliesst mit
den Worten: «Wie die R ö m e r Theater spielten, das erfahre ich erst heute n a c h m i t t a g . »
« S c h a d e , » rufen die Kinder, «wir h ä t t e n
gerne noch mehr d a r ü b e r erfahren.» « E u r e
Begeisterung verstehe ich, C l a u d i a hat uns
alle fesseln k ö n n e n . Wenn ihr Lust h a b t , »
schlägt die Lehrerin vor, «erzähle ich E u c h
jetzt etwas ü b e r das r ö m i s c h e T h e a t e r » .
« W u n d e r v o l l » , jubeln die Kinder, « d a n n
m ü s s e n wir nicht rechnen! » Sie setzen sich
erneut i m bequemen Schneidersitz auf
den Boden, um ganz aufmerksam z u h ö r e n
zu k ö n n e n , denn sie kennen ihre Lehrerin
auch als eine begabte E r z ä h l e r i n .
Bild 20
Der einäugige Riese
Polyp hem, den Odysseus aufgesucht hatte, um ihm das
Auge auszustechen (ebenfalls
aus der Augster KyklopsAufführung
von 1943).
Bild 21
Dieses sehr sorgfältig und mit
kleinsten bunten Steinchen
gefügte Mosaik aus Rom
zeigt links die Maske einer
Flötenspielerin (das Instrument steht dahinter in einer
Ecke) und rechts diejenige
eines lachenden Sklaven mit
laubbekränztem
Kopf
« I m R ö m e r r e i c h entwickelte sich das Theater ganz anders als i n Griechenland. Die
R ö m e r hielten es für wertvoller und edler,
eine Weltmacht aufzubauen und für O r d nung und Sicherheit zu sorgen, als i n
erster L i n i e S c h ö n e s zu erschaffen und zu
gemessen, wie es die Griechen taten.
Bevor jeweils die r ö m i s c h e n Soldaten eine
feindliche Stadt einnahmen, baten sie jene
fremden Götter, diese Stadt zu verlassen
und zu ihnen nach R o m überzusiedeln,
dort h ä t t e n sie dann schönere Tempel und
erführen eine grössere Verehrung.
Dasselbe geschah auch, als sich Griechenland R o m unterwarf. Die R ö m e r verpönten
die griechischen Werte und G ö t t e r nicht
etwa, sondern verehrten sie, ü b e r n a h m e n
sie z u m Teil und ü b e r t r u g e n ihnen oft
auch die lateinischen N a m e n ihrer Götter.
So hiessen nun die drei H a u p t g ö t t e r Roms
Juppiter (entsprechend dem griechischen
Zeus), Juno (Hera) und Minerva (Athena).
Die R ö m e r ü b e r n a h m e n aber auch ihre
Trauerspiele (Tragödien) und ihre Lustspiele ( K o m ö d i e n ) .
Reiche r ö m i s c h e Familien besorgten sich
sogar griechische Hauslehrer, Sklaven, die
ihre Kinder zu unterrichten und zu erziehen hatten. E i n solcher griechischer Hauslehrer, ein Sklave, hiess Livius Andronicus.
A l s erster übersetzte er griechische Theaterstücke ins Lateinische.
Wenn die A d l i g e n und die reiche Oberschicht, die j a die M a c h t und Regierungsgewalt in der r ö m i s c h e n Verwaltung innehatten, beim Volk ankommen wollten,
Bild22
Wandbild im «Haus des
grossen Brunnens» in
Pompeji mit einer Theaterszene: Die Hauptdarsteller in
der Mitte, links ein prahlerischer Offizier und rechts ein
Parasit, tragen Masken; die
Diener (?) im Hintergrund
und die beiden Ehrengäste im
Theater (seitlich, auf bequemen Sitzen) natürlich nicht.
Da die Wandmalerei heute
zerstört ist, bleibt diese
Zeichnung die einzige Überlieferung der in römischer
Zeit gemalten Szene).
mussten sie sich bei diesem ständig beliebt
machen. Das gelang ihnen, indem sie für
das Volk Ablenkungen in F o r m von Unterhaltungen organisierten. Z u diesen A b l e n kungen g e h ö r t e n viele Feste: Theaterauff ü h r u n g e n , Zirkusspiele und A m p h i t h e a t e r v o r f ü h r u n g e n . Im Amphitheater fanden G l a d i a t o r e n k ä m p f e statt, i n denen
berufsmässige K ä m p f e r auf Leben und
Tod miteinander rangen. A u c h Sklaven,
Kriegsgefangene, Verbrecher und später
auch verfolgte Christen mussten gegen
wilde Tiere k ä m p f e n und vor den A u g e n
des tobenden r ö m i s c h e n P u b l i k u m s sterben. Das Amphitheater mit dem heutigen
N a m e n <Kolosseum> i n R o m fasste 50000
Zuschauer, also etwa gleich viel, wie ein
modernes Fussballstadion einer heutigen
mittelgrossen Stadt aufnehmen kann. In
Roms Z i r k u s g e l ä n d e , dem Circus M a x i mus, fanden 185000 Zuschauer Platz.
Wagenrennen wurden da abgehalten, Pfer-
derennen und Hetzjagden auf Tiere. Diese
Veranstaltungen kann m a n gut mit heutigen Fussballmatches i n unseren riesigen
Stadien vergleichen. Sie erfreuen sich bei
uns j a auch grosser Beliebtheit.
Bild 23
Ein römisches A mphitheater.
In der ovalen Kampf arena
wurden nicht Schauspiele wie
Komödien und Tragödien
aufgeführt, sondern Kämpfe
zwischen Gladiatoren und
auch mit wilden Tieren.
Diese Freizeitveranstaltungen und Feste
waren unter dem Volk sehr beliebt. Im
römischen Reich wurden schon i m 1. Jahrhundert vor Christus i n der Hauptstadt
R o m pro Jahr 77 Spieltage abgehalten,
von denen 55 Tage T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n
gewidmet waren. Später gab es sogar j ä h r lich 177 Spieltage, von denen 102 Tage für
T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n reserviert waren.
Die r ö m i s c h e n T h e a t e r s t ü c k e hatten die
griechischen Tragödien und K o m ö d i e n
z u m Vorbild. Oft wurden einfach griechische Stücke i n die lateinische Sprache
übersetzt. Es gab aber auch Dichter, die
daneben r ö m i s c h e Stoffe behandelten,
zum Beispiel Gnaeus Naevius und Quintus
Ennius. Ihre Tragödien und K o m ö d i e n
liebte das Volk sehr. A l l m ä h l i c h verd r ä n g t e aber die K o m ö d i e die Tragödie.
Zwei glänzende römische Komödienschreiber hiessen Plautus und Terenz. Plautus
stellte überspitzte komische Szenen aus
dem A l l t a g dar, die das P u b l i k u m z u m
Lachen brachten.
M a n glaubt es kaum, aber die Theaterb ü h n e bestand anfänglich aus einem viereckigen Bretterpodium, etwa einen Meter
über dem Boden, war durch seitlich angelehnte Holztreppen betretbar und durch
einen unverzierten Hintergrundvorhang
abgeschlossen. Das P u b l i k u m umstand
das Spielpodium, denn das Sitzen während
des Theaterspiels war i n dieser frühen Zeit
den Zuschauern verboten. N a c h Beendigung des Stückes musste die B ü h n e stets
wieder abgerissen werden - so wollte es
das Gesetz.
Das erste steinerne Theater aber kam
durch den <Trick> des r ö m i s c h e n Feldherrn C n . P. Pompeius zustande. Seine
Feldzüge brachten ihn auch nach Griechenland, wo er die steinernen Theaterbauten mit ihren h a l b k r e i s f ö r m i g e n Sitzreihen bewunderte. Z u r ü c k in R o m , erhielt
er i m Jahre 55 vor Christus die Bewilli-
Bild24
Darstellung einer Posse auf
einer griechischen Vase: Zeus
besucht Alkmene. Szene aus
dem Stück «Amphitruo»,
das
später bei den Römern in der
Komödienfassung
des
Schriftstellers Plautus sehr
beliebt wurde.
gung, ein steinernes Theater nach griechischem Vorbild bauen zu dürfen. D a m i t er
aber sicher sein konnte, dass es nach den
Festspielen nicht wieder abgerissen würde,
liess er g e g e n ü b e r den halbkreisförmig
angeordneten Zuschauerterrassen einen
Tempel für die Siegesgöttin Venus Victrix
errichten. Die gemauerten Sitzstufen aber,
erklärte er, seien die grosse Freitreppe, die
zum Heiligtum hinaufführe.
In kurzen A b s t ä n d e n folgte der B a u zweier
weiterer T h e a t e r g e b ä u d e in R o m . Das
Marcellus-Theater ist der grösste der drei
Theaterbauten i n der Stadt R o m ; es fasste
20000 Z u s c h a u e r . »
Masken für die Schauspieler
« R ö m i s c h e T h e a t e r s t ü c k e wurden i n frühester Zeit wahrscheinlich noch ohne
Masken und ausschliesslich von m ä n n lichen Schauspielern dargestellt. F ü r
weibliche Rollen schminkten sie ihr
Gesicht und bemalten sich die H ä n d e mit
weissem Gips; rote, weisse und schwarze
P e r ü c k e n sollten das Alter einer weiblichen Rolle klarstellen.
B a l d aber setzten die Schauspieler M a s ken ein, i n seltenen Fällen sogar welche
mit zwei Gesichtshälften - einer fröhlichen und einer traurigen oder einer b ö s e n
und einer freundlichen. D e m P u b l i k u m
brauchte dann der Schauspieler nur i m
richtigen M o m e n t die passende Gesichtshälfte zuzuwenden.
Die r ö m i s c h e n Masken, die wir kennen,
weisen alle grotesk ü b e r t r i e b e n e Gesichtszüge auf: übergrosse, krumme Nase, breitgezogener M u n d , ungleiche Augen und
Augenbrauen.»
« I c h sehe so eine Maske schon vor mir,»
ruft M a r c o dazwischen, « k ö n n t e n wir i n
den n ä c h s t e n Werkstunden nicht solch
witzige r ö m i s c h e Masken basteln, wir
haben doch unsere letzte Arbeit bald bee n d e t ? » « D a s will ich mir noch gut überlegen, lieber Marco, aber es ist keine
schlechte Idee, lass mir noch etwas Zeit,»
meint die Lehrerin. « N ä c h s t e Woche will
ich E u c h erst ein paar Bilder von r ö m i schen Masken zeigen, und wer weiss, vielleicht bringt auch C l a u d i a welche mit.»
Im Anhang dieses Heftes findest Du zwei Beilagen, mit
denen Du selbst <römische> Thatermasken herstellen
kannst! Im fertigen Zustand werden sie aussehen wie diejenigen des Künstlers Max Breitschmid auf Bild 10.
«Weiter, weiter!» d r ä n g e n die Kinder ungeduldig, « e r z ä h l e n Sie weiter, es ist so
s p a n n e n d . » « N u n gut, warum auch nicht,»
entgegnet die Lehrerin, «ich fahre gerne
Bild 25
Eine Reihe Theatermasken
(aufgereiht auf einem
Tablar).
fort, wenn es E u c h so brennend interessiert; schliesslich seid ihr j a letzte Weihnachten auch als Schauspieler aufgetreten
und habt eine A h n u n g vom Theaterspielen.» Die Lehrerin fährt fort:
« N e b e n Tragödien und K o m ö d i e n gab es
i m r ö m i s c h e n Reich noch weitere A r t e n
des Theaters. Es gab eine A r t Possenspiel,
atellane genannt, i n dem ganz bestimmte
<Typen> immer wieder auftraten und ihre
L a u s b ü b e r e i e n z u m besten gaben. Ich
zähle E u c h einige auf: einer hiess Maccus,
er war ein gewitzter Tölpel; der andere war
Bucco, ein p a u s b ä c k i g e r Einfaltspinsel;
ein dritter hiess Pappus, er war ein g u t m ü tiger alter M a n n , und schliesslich spielte
auch Dossennus mit, ein Buckliger, der
das Essen ü b e r alles liebte. Ihr seht, das
waren komische Gesellen, die mit ihren
grotesken M a s k e n das P u b l i k u m zu schallendem Gelächter bringen konnten.
Weitere Theaterarten waren der mimus
und der pantomimus. Der Mimus-Schauspieler verwendete keine M a s k e n , denn er
war ein richtiger Grimassenschneider.
Heute noch b e n ü t z e n wir das Wort M i m i k .
W i r sagen z u m Beispiel: <Er hat eine gute
M i m i k ) , und meinen damit die A r t , wie er
seine Gesichtszüge v e r ä n d e r n kann, wie er
nur mit dem Gesicht eine Laune darstellen
kann, Fröhlichkeit, Trauer, Hass, Boshaftigkeit oder Glückseligkeit.»
Längst schneidet die ganze Klasse verschiedene Grimassen. N a t ü r l i c h hat C l a u d i a
damit angefangen, sie hat j a Ü b u n g darin.
Die Lehrerin lacht ü b e r die Kinder und
staunt, wie so ein kleines Mundverziehen,
Schielen oder Naseverquetschen ein h ü b sches Kindergesicht zur hässlichen Fratze
werden lässt.
« I h r wäret zur Römerzeit alle grosse
Mimenstars geworden,» setzt die Lehrerin
ihre E r z ä h l u n g fort. « S o g a r die M ä d c h e n
unter E u c h , denn bei den Mimenspielern
gab es kein Verbot für Schauspielerinnen.
Diese Mimen-Darstellerinnen verzückten
nicht nur mit ihrer M i m i k das P u b l i k u m ,
sondern auch mit ihren T ä n z e n und ihrem
s c h ö n e n Körper.
Es war aber auch zugleich die grosse
Bild 26
Diese Komödienszene
spielt
vor einem reich geschmückten
Bühnenbau mit einer Prunktüre (links) und einer von
einem Vorhang verdeckten
Häusergruppe (rechts). Es
wird soeben eine Szene
gespielt, in welcher der Vater
(links) seinen Sohn überrascht, der gerade mit einer
Flötenspielerin und einem
Parasiten festet.
Zeit der Pantomime. Diese wortlosen,
maskentragenden Schauspieler, die mit
ihren Handbewegungen und akrobatischen
S p r ü n g e n eine K ö r p e r s p r a c h e redeten,
welche jeder verstand, waren die grossen
Lieblinge der r ö m i s c h e n Kaiser und des
Volkes. Die Stars unter ihnen wurden mit
Geschenken, G e l d und R u h m nur so überschüttet, alle übrigen aber lebten i n grosser
Armut.»
Bild 27
Der
Komödiendichter
Menander (links) begutachtet
Theatermasken (Relief in
Rom).
«Nicht wahr,» meldet sich Fabian diesmal,
« d e r C l o w n D i m i t r i tritt bei uns auch als
Pantomime auf, ich habe ihn einmal i m
Zirkus K n i e gesehen, er war grossartig, ich
habe ü b e r h a u p t nicht bemerkt, dass er
kein Wort gesprochen hat. Allerdings trug
er keine Maske, er hatte sein Gesicht einfach auf Clownart bemalt, und das genügte vollkommen.»
« D a s hast du aber s c h ö n beobachtet,
Fabian. Die Pantomimen unserer Zeit
schminken ihr Gesicht und arbeiten nur
mit wenigen Hilfsmitteln; sie wollen den
Zuschauer fesseln, und das einzig und
allein mit ihrer K ö r p e r s p r a c h e .
Bei den R ö m e r n hingegen waren P a n t o m i menspiele riesige, p o m p ö s e A u f führungen,
bei denen auf der B ü h n e unter lodernden
F l a m m e n H ä u s e r einstürzten, Schiffe versanken und Tiere auftraten; einmal sollen
gar 600 Maulesel zu sehen gewesen sein.
Die Pantomimen wurden von ganzen
Orchestern,
bestehend
aus
Flöten,
Kymbala-Becken (Metallklappern), Z i thern und Leiern (Saiteninstrumente z u m
Zupfen) begleitet. Diese M u s i k , zusammen mit den Fussklappern, die der
Pantomimen-Darsteller an seinen K n ö cheln befestigt hatte, m ü s s t ihr E u c h eher
als Getriller
und
ohrenbetäubendes
Geschmetter vorstellen. Dazwischen traten jeweils C h ö r e auf, die den Inhalt des
Stückes e r k l ä r t e n und es dem Künstler
Bild 28
Musik wurde nicht nur im
Theater aufgeführt, sondern
wie heute auch in unseren
Städten von Strassenmusikanten. Das römische
Mosaik aus Pompeji zeigt
eine Musikantin mit Doppelflöte, einen Tänzer mit
Metallklappern und einen
Tamburinspieler.
ermöglichten, sich i n der Zwischenzeit
umzuziehen, sein K o s t ü m zu wechseln.
Prachtvolle, z u m Teil durchsichtige Gew ä n d e r aus Seide trugen die Pantomimen,
ihr H a a r musste sehr lockig sein und ihre
Masken betonten das S c h ö n e und Edle.
Obwohl die grossen Stars mit R u h m und
G e l d geehrt wurden und die R ö m e r begeisterte Theaterbesucher waren, galt ihnen
der Beruf des Schauspielers als unehrenhaft, j a minderwertig.
Z u m Schluss m ö c h t e ich E u c h noch von
einer ganz anderen A u f f ü h r u n g erzählen,
die manchmal ebenfalls i m Theatergeb ä u d e stattgefunden hat. Ihr werdet staunen, es waren n ä m l i c h Wasserspiele und
Wasserballette. Sie wurden entweder i n
separaten Bassins oder i n der abgedichteten Orchestra ( H a l b r u n d vor der B ü h n e )
des Theaters abgehalten. E i n römisches
M o s a i k zeigt solche Spiele, n ä m l i c h zehn
junge M ä d c h e n i n blauroten Bikinis, die
springend und laufend das Tamburin
schlagen.» « O h o , das m ö c h t e n wir sehen,»
lachen die Kinder durcheinander, «die
Bademode jener Zeit dürfen Sie uns nicht
v o r e n t h a l t e n . » Schon steht die Lehrerin
auf, sucht i n einem dicken B u c h das entsprechende B i l d und zeigt es den K i n d e r n .
« D i e sehen j a k a u m anders aus als unsere
M ä d c h e n i m S c h w i m m e n » , stellt Peter
e n t t ä u s c h t fest. « H a s t du denn i m Ernst
geglaubt, die M ä d c h e n der Römerzeit hätten drei Beine besessen?» lacht i h n auch
schon C l a u d i a aus. A l l e kichern.
Bild 29
Mädchen im «Bikini» springen, tanzen und schlagen das
Tamburin. Dieses Mosaikbild
aus einer römischen Luxusvilla in Sizilien kann uns
einen Eindruck von einem
römischen
«Wasserballett»
im Theater vermitteln.
Ab nach Augusta Raurica!
Der Schulhausgong ertönt, es ist h ö c h s t e
Zeit, z u s a m m e n z u r ä u m e n .
«Von diesen wahren Geschichten k ö n n e n
wir nicht genug zu h ö r e n b e k o m m e n , »
meinen ein paar Kinder. « B e s o n d e r s liebe
ich solche Geschichten w ä h r e n d der
Rechenstunde,» grinst Marco verschmitzt.
C l a u d i a r ä u m t ihr Pult auf und denkt:
«Eigentlich ist dieser Morgen doch noch
rasch vorbeigegangen.» E i l i g stellt sie
ihren Stuhl aufs Pult, dankt der Lehrerin
für die spannende Stunde, w ü n s c h t ihr ein
schönes Wochenende und galoppiert nach
Hause.
«Bist du bereit, O n k e l P a u l ? » ruft sie,
k a u m eingetreten. Mutter und Vater kennen ihre Tochter nur zu gut. Sie haben das
P i c k n i c k für die beiden eingepackt, denn
ein Mittagessen zu Hause wäre eine Z u mutung an Claudias Geduld gewesen.
« Z i e h dich rasch um, Claudia, O n k e l P a u l
ist jeden M o m e n t fertig,» rät der Vater.
« E i n v e r s t a n d e n ! » Sie schwirrt davon und
kommt bald darauf mit ihrem O n k e l an
der H a n d die Treppe herunterstolziert.
«So, nun machen wir also eine Reise zu
den R ö m e r n , » erklärt Onkel P a u l . « G e b t
nur acht, dass ihr E u c h i m Jahrhundert
nicht irrt und i m 20. dann wieder z u r ü c k
seid,» lacht der Vater. « U n d pass auf, lieber P a u l , » scherzt die Mutter, «dass unsere
C l a u d i a nicht geraubt wird.»
A u f dem Weg zum Bahnhof sagt C l a u d i a
nachdenklich: « E s ist so aufregend, reisen
wir jetzt w i r k l i c h in die Vergangenheit,
Onkel P a u l ? » « J a , ich denke s c h o n , » erwidert der Onkel, «wir beide m ü s s e n nur
fest genug daran g l a u b e n . »
Unterdessen sitzen die beiden schon i m
Zug. C l a u d i a erzählt dem O n k e l vom Verlauf des Morgens i n der Schule. Sie mag
sich an jede Einzelheit erinnern, welche
die Lehrerin erzählt hat und erwartet nun,
dass ihr der O n k e l erklärt, warum man
doch so genau ü b e r das römische Theater
Bescheid weiss.
« S c h a u Claudia, weil das r ö m i s c h e Volk
das Theater so liebte, stellte es Theaterszenen dar auf t ö n e r n e n Ö l l ä m p c h e n und
als G e m ä l d e an den W ä n d e n der Z i m m e r
reicher R ö m e r h ä u s e r . Figürliche Theaterszenen wurden auch aus Ton geformt oder
in Stein gehauen. M a s k e n s c h m ü c k t e n die
S ä u l e n g ä n g e der H ä u s e r und Tempel:
Starb ein reicher Römer, wurden zu seinen
Ehren sogenannte Leichenspiele aufgeführt; dabei wurde oft ein T h e a t e r s t ü c k
gespielt, zu dem Verwandte und Freunde
des Verstorbenen eingeladen waren. Deswegen hat man sogar manchmal auf den
G r a b m ä l e r n Theaterszenen abgebildet.
Die R ö m e r waren richtige Theaterfans.
A l l diese G e g e n s t ä n d e finden wir A r c h ä o logen bei Ausgrabungen, und zudem hat
E u c h j a Eure Lehrerin ü b e r die r ö m i s c h e n
K o m ö d i e n s c h r e i b e r erzählt, die uns i n
ihren S t ü c k e n z u m Teil sehr genaue Beschreibungen des Theaters, der Kulissen
und der Schauspieler ü b e r m i t t e l t e n . »
«Solche Bilder stecken bei uns zu Hause i n
deiner Wundermappe, stimmt's, O n k e l
P a u l ? » « D u weisst doch alles, Claudia, ich
werde sie dir zeigen. Darunter gibt es einige
Bild 30
Auch zu Hause Hessen sich
die Römer gerne an die
beliebten Theaterspiele
erinnern. Zahlreich waren
deshalb solche einfachen
Öllämpchen aus Ton mit
Darstellungen von Masken,
Schauspielern oder Musikanten (auf der Lampe in der
Mitte ist möglicherweise eine
tragische Szene des Dichters
Euripides dargestellt,
während welcher Medea ihre
beiden Söhne tötet).
w u n d e r s c h ö n e Abbildungen von Funden
aus Augusta Raurica.»
Bild 31
In Insula (Quartier) 30 von
Augusta Raurica gefunden:
Scherbe einer Schüssel aus
glänzendem rotem Ton (Terra
sigillata) mit einem Dichter
oder Schauspieler, der eine
Theatermaske in der Hand
hält (um 50-80 n. Chr.).
Bild 32
In Insula 31 von Augusta
Raurica gefunden: Nase Bruchstück einer römischen
Theatermaske aus Ton
(ursprünglich bunt bemalt).
« E t w a s ist mir noch nicht ganz klar, das
hat uns unsere Lehrerin noch gar nicht
erzählt. Waren denn die R ö m e r alle so
reich, dass sie es sich leisten konnten, ständig ins Theater zu gehen? Selbst Mutter
und Vater besuchen das Theater nicht
zweimal pro Woche, obwohl sie meiner
Ansicht nach riesige Theaterfans sind.»
« U n t e r den R ö m e r n gab es grosse Standesunterschiede, längst nicht alle waren
reich,» erzählt der O n k e l weiter. « A b e r
denk dir, die Theatereintritte waren sowohl
für A r m e als auch für Reiche, für M ä g d e ,
Knechte, Frauen und Kinder frei. E i n z i g
den Sklaven blieb wahrscheinlich der Z u gang zu T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n verwehrt.
Eure Lehrerin hat E u c h j a erzählt, wie sehr
die Reichen (zum Beispiel Kaufleute) und
die Regierenden dem Volk schmeicheln
wollten. W i e sie bereit waren, alles zu tun,
u m sich beim Volk beliebt zu machen, u m
es abzulenken von den Regierungsgeschäften, die sie ohne die Mitsprache des Volkes
erledigen wollten. Deswegen ü b e r h ä u f t e n
sie das Volk mit kostenlosen p o m p ö s e n
Festen. Die Reichsten der Stadt bezahlten
also die Feste, das heisst sie hatten einen
Theaterdirektor zu suchen und diesen zu
bezahlen. Dieser Direktor wählte dann
das Theaterstück und eine passende Schauspielertruppe aus. A u c h für die K o s t ü m e
und Kulissen, die entweder der Truppe
g e h ö r t e n oder für die es in den grössten
S t ä d t e n jeweils eine Verleih-Anstalt gege-
Bild 33
Im Gewerbegebäude
von
Kaiseraugst-Schmidmatt
gefunden: mehrere Bruchstücke einer Theatermaske
aus Ton. Kleine Löcher oben
am Rand dienten vielleicht
zum Befestigen einer
Perücke. Zu einer solchen
Maske muss auch die Nase
von Bild 32 gehört haben.
Bild 34
Im Sodbrunnen eines
römischen «Hotels» von
Augusta Raurica gefunden:
kleine Tonfigur eines Mimen
mit groteskem Gesicht,
gekleidet in einen Kapuzenmantel. Der Mime ist im
römischen Theater als
Dümmling oder Gaukler aufgetreten. Er hiess «Stupidus»
( = DummfkopfJ) und hat die
Hauptdarsteller
nachgeäfft
und seine Spässe mit ihnen
getrieben. Da er ohne Maske
auftrat, war jeweils ein
Darsteller mit besonders
lustigem oder komischem
Gesicht gefragt! Die nur
15 cm grosse Miniaturstatuette ist hier gleich mehrfach abgebildet und zu einer
Gruppe formiert. 2. Jahrhundert n. Chr.
ben haben mag, musste der Stifter der Veranstaltung aufkommen. Die Kosten für
eine T h e a t e r a u f f ü h r u n g , ein Zirkusspiel
oder eine A m p h i t h e a t e r a u f f ü h r u n g waren
riesengross. W i r wissen, dass i m Jahre 51
nach Christus für ein solches Fest 760000
Sesterzen ausgegeben wurden (das entsprach z u m Beispiel dem Kaufpreis von
1400 Eseln oder dem Jahressold von 844
Legionären!). Weil es Ehrensache war,
möglichst glanzvolle Theaterfeste zu bieten und alle vergangenen Feste mit noch
grösserer Pracht in den Schatten zu stellen,
mussten die Spielgeber, also jene hohen
r ö m i s c h e n Beamten oder der Kaiser, die
den Theaterdirektor a u s w ä h l t e n , tief i n
die Tasche greifen. M a n c h e Spielgeber
bezahlten den vielen tausend Zuschauern
in den Spielpausen sogar noch eine Verpflegung.» « S e h r nett von diesen Spielgebern, aber übertrieben die nicht ein bisschen, O n k e l Paul? Diese Grosszügigkeit
scheint mir etwas verdächtig.» « U n d wie,
liebe Claudia, n a t ü r l i c h steckte da eine
Absicht dahinter. Die Stifter der Spiele heute w ü r d e man <Sponsoren> sagen waren j a zwar schon hohe Beamte oder
W ü r d e n t r ä g e r , beabsichtigten aber durch
ihre Spenden an das Volk, zu noch h ö h e ren und noch einflussreicheren öffentlichen Ä m t e r n zu kommen, was vielen auch
gelang. Es war aber stets mit grossem
Risiko verbunden, denn gefiel das Theaterstück dem Volk nicht, so bedeutete das
für den Spielgeber oft den politischen
oder geschäftlichen Z u s a m m e n b r u c h . »
Claudia <verirrt> sich in die
Römerzeit,..
« K a a a i s e r a u g s t » t ö n t es aus dem Lautsprecher. Erschreckt ergreifen die beiden
den P i c k n i c k k o r b und steigen aus dem
Zug. «Beinahe wären wir weitergefahren,»
schmunzelt O n k e l P a u l . « D u hast vorhin
erzählt, dass alle R ö m e r und R ö m e r i n n e n ,
auch Bedienstete und M ä g d e , ins Theater
eingelassen wurden. Besuchte eigentlich
auch der Kaiser das T h e a t e r ? » «Selbst der
Kaiser liebte i m allgemeinen Theaterauff ü h r u n g e n und erschien i m Theater,
manchmal auch nur, u m festzustellen, ob
das Volk i h n noch g e n ü g e n d verehrte.
Betrat der Kaiser das Theater, so erhoben
sich Tausende von ihren Sitzen und
Bild 35
Die Ruine des römischen
Theaters von Augusta Raurica
vermittelt auch heute noch
einen Eindruck von der einst
imposanten, über 100 Meter
breiten Anlage. Im Hintergrund das
«Römerhaus»
beim Museum.
klatschten langandauernd, wenn sie den
Kaiser verehrten, kürzer und bloss aus
Höflichkeit, wenn dieser beim Volk weniger beliebt war. Je mehr ein Kaiser dem
Volk zeigen wollte, wie sehr er u m das
W o h l der Bevölkerung b e k ü m m e r t war,
desto öfter erschien er bei T h e a t e r a u f f ü h rungen. Sein Sessel stand auf einem offenen P o d i u m , das besonders reich verziert
war.»
C l a u d i a und O n k e l P a u l wollen gerade
das B a h n h o f g e b ä u d e verlassen, als das
M ä d c h e n an der M a u e r gleich neben dem
Fahrplan ein grosses Plakat h ä n g e n sieht.
C • FLAVIVS • S • F • C A M I L
M • DVNIVS • C • F • PATERN
DVO VIR • DEC • DECR
IN THEATRO
SPECTACVLVM SABINAS
AVCTORIS Q • ENNII
P R A E B E N D V M LOC
DEC • IDEMQ • PROB
PROX
S D
(Caius Flavius Sexti filius Camillus)
(Marcus Dunius Caii filius Paternus)
(duo viri decurionum decreto)
(in theatro)
(spectaculum Sabinas)
(auctoris Quinti Ennii)
(praebendum locarunt)
(decuriones idemque probarunt)
(proxima Saturni die)
In lateinischer Sprache wird v e r k ü n d e t ,
dass heute i m Theater von Augusta Raurica das Stück «Die S a b i n e r i n n e n » des
Quintus Ennius gezeigt werde. A u c h die
N a m e n der Schauspieler und der K o m p o nisten der M e l o d i e n stehen darunter.
O n k e l P a u l liest C l a u d i a alles vor und
übersetzt ihr den Text.
Die Duumvirn (Bürgermeister von Augusta Raurica)
Gaius Flavius Camillus, Sohn des Sextus,
und Marcus Dunius Paternus, Sohn des Gaius,
geben auf Beschluss der Decurionen (Stadträte)
im Theater das Schauspiel:
Die Sabinerinnen
von Quintus Ennius.
Die Decurionen haben alle Massnahmen
für den nächsten Tag des Saturn (Samstag) gebilligt.
« H a b e n wir aber ein G l ü c k , Claudia, lass
uns schneller gehen, wahrscheinlich hat
das Theater schon begonnen; die meisten
theatralischen A u f f ü h r u n g e n beginnen bei
den R ö m e r n schon bei Tagesanbruch,
dauern aber fast immer bis z u m Sonnenuntergang und sind unterbrochen von langen P a u s e n . »
Je mehr sich die beiden dem Theater n ä hern, desto m e r k w ü r d i g e r erscheint ihnen
die Umgebung. Sämtliche Autos sind verschwunden, an Wagen angespannte Pferde
traben vorbei. M ä n n e r , Frauen und Kinder
in r ö m i s c h e r Festkleidung s t r ö m e n von
allen Seiten dem Theater zu. Gelächter,
Geplauder und lautes Rufen ist zu h ö r e n .
C l a u d i a versteht kein Wort. Fest d r ü c k t
sie O n k e l Pauls H a n d , dieses bunte Treiben ist ihr doch recht unheimlich. « N i c h t
wahr, nun sind wir i n der Vergangenheit
a n g e k o m m e n , » flüstert sie O n k e l P a u l zu.
Dieser hat nichts g e h ö r t , er spricht gerade
mit einem Sklaven, der an fremde Theaterbesucher tesserae, Sitzmarken, verkauft.
Fremde haben n ä m l i c h keinen freien E i n tritt ins Theater. C l a u d i a sieht, wie ihr
O n k e l verlegen das Portemonnaie hervor-
Bild36
Drei «tesserne» (Vorderund Rückseiten), kleine
Scheibchen aus Knochen
oder Stein, die als «Eintrittsbzw. Platzkarten» für das
antike Theater dienten. Oft
sind Schrift- und Zahlzeichen
auf der einen und Theaterdarstellungen auf der anderen Seite der Scheibchen eingeritzt. Die griechischen
Buchstaben und Zahlen auf
den abgebildeten Beispielen
geben den numerierten Sitzplatz an, auf welchem der
Besitzer der «tessera» Platz
nehmen durfte.
zieht und vergeblich nach einer r ö m i s c h e n
M ü n z e sucht. Wieviel h ä t t e er jetzt für
eine solche M ü n z e hergegeben. C l a u d i a
beobachtet, wie der Sklave bedauernd den
K o p f schüttelt.
« C l a u d i a , » sagt der Onkel, «es scheint,
dass wir der T h e a t e r a u f f ü h r u n g nicht beiwohnen k ö n n e n ; sie lassen uns Fremdlinge nicht ein, ohne zu bezahlen. Lass uns
einen günstigen Platz suchen, von wo aus
wir das Geschehen doch etwas verfolgen
können.»
Die Sonne brennt schon kräftig auf ihre
Köpfe. Sehnsüchtig blicken sie zu den i m posanten halbrunden Steinsitzreihen des
Theaters empor, auf denen eng zusammengepfercht Hunderte von Menschen sitzen,
die gerade essen und trinken. Grosse Segelt ü c h e r sind ü b e r die Zuschauer gespannt;
sie spenden ihnen i n der starken N a c h mittagshitze angenehmen Schatten. Es ist
Pause. Sklaven tragen riesige Speisekörbe
zwischen den Sitzreihen umher und bieten
Erfrischungen an, die der duumvir Gaius
Flavius Camillus, einer der beiden Bürgermeister von Augusta Raurica, den Theaterbesuchern spendiert. Sie bieten laut rufend
Feigenbrot, heisse W ü r s t c h e n , Bier und
v e r d ü n n t e n Wein an.
C l a u d i a und O n k e l P a u l erinnern sich nun
auch an ihren P i c k n i c k k o r b . Sie setzen
sich i n der N ä h e des Theaters ins Gras und
verspeisen genüsslich die Pouletschenkel,
das Brot, die Tomaten und Früchte, die
ihnen die Mutter eingepackt hat. Schweigend beobachten sie die bunt gekleideten
Menschen rund u m das Theater. Plötzlich
zupft jemand C l a u d i a am K l e i d . Sie dreht
sich u m und schaut i n zwei dunkle A u g e n
eines Jungen. « I c h heisse Rufus», stellt er
sich vor, « u n d habe euch Fremdlinge
beobachtet, kommt mit, ich führe euch
unbemerkt ins Theater. N a t ü r l i c h musst
du mit einem Sitzplatz i n den obersten
R ä n g e n , wo die Frauen und Kinder sitzen,
Vorlieb nehmen, und der Herr, der dich
begleitet, soll sich i n den zweiten Rang
setzen, damit wir nicht so auffallen. Packt
eure Sachen zusammen, das Theater wird
bald weitergehen.»
C l a u d i a und O n k e l P a u l springen auf, das
lassen sie sich nicht zweimal sagen. Rasch
folgen sie dem Jungen dicht auf den Fersen. C l a u d i a hat erst jetzt bemerkt, dass
sie Rufus versteht, obwohl er lateinisch
mit ihr spricht. «Wie ist das nur möglich?»
fragt sie sich. Sie hat aber keine Zeit, sich
d a r ü b e r Gedanken zu machen, denn Rufus
weist O n k e l P a u l seinen P l a t z an und zieht
C l a u d i a weiter hinauf zu den obersten
Rängen.
Bild 37
Aus einem alten Buch:
Maskenspieler mit groteskem
«Gesicht» und Musikant mit
einer Doppelflöte.
.. .und landet mitten in einer
römischen Theateraufführung
Bild 38
Ein Greis mit Stock, Maske
und künstlichem Bart auf der
antiken
Theaterbühne.
«Von hier aus haben wir einen phantastischen Ausblick auf die B ü h n e ; du wirst
staunen, wie gut du die Schauspieler von
hier oben sehen und h ö r e n k a n n s t . » C l a u dia setzt sich, sie ist überwältigt von den
Ereignissen und den vielen Zuschauern.
Scheu fragt sie Rufus: «Bist du schon seit
Tagesanbruch i m T h e a t e r ? » « J a natürlich,
ich b i n doch ein Theaterfan..., wie heisst
du eigentlich?» « C l a u d i a . » « E i n schöner
Name, finde ich. C l a u d i a , soll ich dir den
A b l a u f des T h e a t e r s t ü c k e s bis hierhin erzählen?» «Sehr gerne,» ruft Claudia, schon
wieder etwas munterer geworden.
« R o m u l u s war der B e g r ü n d e r der Stadt
R o m , so erzählen die Römer. N a c h i h m
wurde unsere Hauptstadt n ä m l i c h Roma
genannt. A l s König regierte Romulus sein
Volk. W i e es dazu kam, erzähle ich dir ein
andermal. Einige Jahre nach der G r ü n dung fühlten sich die R ö m e r schon stark
genug, andere L ä n d e r und Völker zu erobern. Es ging ihnen gut, nur etwas fehlte
ihnen: die Frauen. Sie hatten zu wenige
Frauen. Viele R ö m e r konnten deswegen
auch nicht heiraten. Ohne Frauen k ö n n e n
aber keine Kinder zur Welt kommen, und
deswegen glaubten die R ö m e r schon, ihr
Volk sei vom Aussterben bedroht. König
Romulus schickte nach allen Himmelsrichtungen M ä n n e r aus, die in den N a c h barvölkern auf Frauensuche gehen sollten.
Leider vergeblich - sie brachten keine ein-
zige Frau mit. Romulus erzählten sie, dass
sie nur ausgelacht und verspottet worden
seien. D a r ü b e r ärgerte sich Romulus sehr.
W i e wagten es die anderen Völker, sie, die
starken Römer, auszulachen und sich ü b e r
sie lustig zu machen! H e i m l i c h beschloss
er, sich an ihnen zu r ä c h e n . Z u n ä c h s t aber
liess er einige Zeit verstreichen, damit die
Angelegenheit etwas vergessen würde.
D a n n aber v e r k ü n d e t e er plötzlich ein
grosses Volksfest. Kampf- und Wettspiele
sollten veranstaltet werden. A l l e E i n w o h ner der umliegenden Völker wurden eingeladen, an dem p r ä c h t i g e n Fest teilzunehmen. Freien Eintritt erhielten sie dazu.
A m Tage des Festes s t r ö m t e n auch wirklich Tausende von Menschen nach R o m M ä n n e r , Frauen und Kinder. Unter ihnen
befand sich auch das Volk der Sabiner,
eben jenes Volk, welches es gewagt hatte,
die R ö m e r zu verspotten. Ihre Frauen hatten sie auch dabei, denn sie waren neugierig. Die R ö m e r gaben sich sehr M ü h e , alle
H ä u s e r standen offen, damit die Fremden
sie besichtigen konnten. Ü b e r a l l wurden
sie freundlich empfangen, und die Sabiner
und Sabinerinnen staunten nur so ü b e r
ihre Gastfreundschaft, hatten sie doch
geglaubt, die R ö m e r seien ein grobes R ä u bervolk. Nichtsahnend zogen sie dann
auch auf den Festplatz, wo die Kampfund Wettspiele für die G ä s t e abgehalten
wurden. - N a c h kleineren A u f f ü h r u n g e n
zur Einleitung haben die Schauspieler am
Vormittag vor der grossen Pause die
Sabiner-Handlung bis hierhin schon vor-
getragen. Der spannende Teil folgt jeden
M o m e n t , C l a u d i a . Bestimmt wird es dir
auch gefallen. Die A k u s t i k in diesem Theater ist ausgezeichnet, du wirst jedes Wort
verstehen. D a z u k o m m t noch, dass die
Schauspieler grosse M a s k e n tragen, deren
Gesichter du von hier oben sehr gut erkennen k a n n s t . »
E i n Trompetenstoss e r t ö n t , es ist das Zeichen, dass das P u b l i k u m seine P l ä t z e wieder einnehmen soll. Das Geschwatze und
G e l ä c h t e r der etwa 8000 Zuschauerinnen
und Zuschauer verstummt allmählich. Der
Vorhang senkt sich und verschwindet i n
einem Graben. Die Sicht auf die B ü h n e ist
frei. König Romulus sitzt auf der B ü h n e i n
einem reich verzierten Sessel unter einem
Baldachin. Soldaten bewachen ihn. E r
beobachtet zwei Gladiatoren, die i n der
Mitte der B ü h n e miteinander k ä m p f e n .
Ringsherum sitzen Frauengestalten, die
die Sabinerinnen darstellen sollen. Eine
Weile noch h ö r t man nur das K l i r r e n der
Schwerter der beiden K ä m p f e n d e n . « G u c k
nur Romulus a n , » flüstert R u f us aufgeregt. Beinahe unbemerkt hebt dieser die
H a n d und gibt den jungen R ö m e r n ein
Zeichen. M i t fürchterlichem Kriegsgeheul
stürzen sie sich von allen Seiten auf die
wehrlosen Sabinerinnen, die laut klagend
und schreiend zu fliehen versuchen. E i n i gen gelingt die Flucht, die meisten aber
werden eingefangen, ü b e r die Schulter geworfen und vor Romulus gebracht.
C l a u d i a ist vor Schreck aufgestanden, sie
schreit: «Rettet E u c h , flieht, rasch, dort ist
noch ein S o l d a t . » Sie ist aber nicht die einzige, die sich v o m Theater ganz mitreissen
lässt. Viele Zuschauer sind aufgestanden,
besonders Frauen und Kinder. « H a b e ich
E u c h nicht Frauen versprochen?» h ö r t
C l a u d i a nun Romulus sagen. «Bringt sie
in Eure H ä u s e r , sperrt sie ein und lasst
E u c h von ihnen etwas Gutes k o c h e n . » E i n
orkanartiges Gelächter e r t ö n t aus dem
P u b l i k u m , denn die Soldaten haben es
nicht leicht, die strampelnden, beissenden
und kreischenden Frauen wegzutragen.
A u c h C l a u d i a lacht, das sieht j a schrecklich komisch aus.
N u n ist die B ü h n e bis auf drei Frauengestalten leer. Es sind die M ü t t e r der geraubten Sabinerinnen, die sich retten konnten.
Sie klagen: «Weh, unsere Schwestern und
Kinder Hessen wir uns rauben, wir schnauben vor Wut und kehren allein i n die H e i mat z u r ü c k . Rache schwören wir E u c h i n
Bälde, ihr gewalttätigen Kerle!» Die drei
Frauengestalten verschwinden, und der
Vorhang wird hochgezogen.
« D a s H e r z klopft mir immer noch vor
E m p ö r u n g , » stellt C l a u d i a fest. «Warte es
nur ab, die Sabiner werden sich schon
r ä c h e n , » sagt Rufus. «Willst du eine Feige,
sie sind aus unserem G ä r t c h e n ? » « G e r n e , »
erwidert Claudia. «Sag m a l Rufus, wer
sitzt denn dort unten in diesen Sesseln
direkt vor der B ü h n e , i n dem H a l b k r e i s ? »
«Ach, i n der Orchestra befinden sich die
Ehrenplätze, dort sitzen die beiden Bürgermeister sowie hohe Beamte und Ehrengäste.»
Bild 39
Kleine, sehr sorgfältig aus
Elfenbein geschnitzte Dose in
der Form einer Theatermaske
aus Aventicum. Hinter
der grossen Mundöffnung
der
Maske wird der Mund des
Schauspielers sichtbar.
Die Rache der Sabiner und ein
geheimnisvoller Zeitenwechsel
Diesmal ist die Pause kurz. Der Vorhang
senkt sich wieder. Nicht Romulus sitzt
jetzt auf dem Thron, sondern Titus Tatius,
der König der Sabiner. E r ist auch umgeben v o n Soldaten i n K r i e g s r ü s t u n g . « S o
wahr ich König der Sabiner b i n , » ruft er
mit strenger Stimme, «ist der Tag der
Rache gekommen. Fliessen soll das Blut
meiner Feinde! Zieht aus, Soldaten, nach
R o m u n d lasst sie bluten, die R ä u b e r ! »
Der Sabinerkönig verschwindet durch eine
kleine Tür. D a f ü r stehen jetzt zwei Fronten von Kriegern einander g e g e n ü b e r - die
Sabiner u n d die Römer. Sie tragen verschiedenfarbige R ü s t u n g e n , so dass m a n
sie i n dem G e w ü h l , das n u n auf der B ü h n e
entsteht, gut unterscheiden kann. Sie
k ä m p f e n mit schweren R ü s t u n g e n gegeneinander; es klirrt, poltert u n d schreit auf
der B ü h n e . Das P u b l i k u m ist wieder ganz
ausser sich geraten. D i e einen helfen den
Sabinern, die andern den R ö m e r n . Laut
schreiend feuern sie die K ä m p f e n d e n an:
« G i b s i h m , zerschlag i h m den Schädel,
durchbohre i h m den Leib!»
A u c h Rufus ist aufgesprungen. «Schlag
i h m den K o p f a b , » brüllt er. C l a u d i a
schaut Rufus belustigt an, sie s p ü r t ein
gewaltiges Lachen i n sich aufsteigen.
Schon treten ihr die Tränen i n die Augen,
und sie schüttelt sich kichernd.
«Dieses römische Theater ist doch z u m
Bild 40
Schauspieler mit tragischer
Maske eines Königs in der
Hand. Griechische Vasenmalerei (vgl. Bild 13).
Schreien lustig», stösst sie unter mehreren
Lachsalven hervor, «wie geht es wohl
O n k e l P a u l da u n t e n ? » C l a u d i a steht auf
und s p ä h t neugierig ü b e r die vielen Köpfe
hinweg nach unten. Die Schlacht auf der
B ü h n e interessiert sie nicht mehr. Lange
sucht sie nach O n k e l P a u l . « D o r t , dort
unten steht er, oh Gott, es hat i h n auch
g e p a c k t , » denkt sie. D i e A r m e verwirft er
und schaut gebannt auf die B ü h n e . «Wenn
ich nur h ö r e n k ö n n t e , was er den Streith ä h n e n dort auf der B ü h n e z u r u f t . » C l a u dia lacht aus vollem Halse, die Situation
ist einfach schrecklich komisch.
Plötzlich geschieht etwas Unerwartetes.
Ohne dass es die Zuschauer bemerkten,
sind auf einem schmalen Vorsprung i m
ersten Stock des B ü h n e n h a u s e s 30 Frauengestalten erschienen. Es sind die geraubten Sabinerinnen und jetzigen Frauen der
Römer. M i t wehenden Haaren und zerrissenen Kleidern rufen sie tapfer zu den
K ä m p f e n d e n hinunter:
«Wollt ihr i n Eurer Dummheit unsere
M ä n n e r töten? Wenn ihr das B l u t b a d fortsetzen wollt, dann richtet die Waffen gegen
uns, denn wir sind der G r u n d Eures
Kampfes.» Die Krieger blicken sprachlos
zu den mutigen Frauen empor und bleiben
wie versteinert stehen. Eisige Stille hat
sich verbreitet. D i e A u g e n der Zuschauer
sind gebannt auf die B ü h n e gerichtet. Was
wird geschehen? E n d l i c h treten von links
und rechts die beiden verfeindeten Feldherren auf die B ü h n e . Sie beruhigen die
Frauen u n d . . . , man glaubt es kaum,
schlagen z u m Zeichen des Friedens ihre
H ä n d e zusammen, «féliciter», schreit das
P u b l i k u m immer wieder unter tosendem
Beifall. Die Schauspieler m ü s s e n sich
andauernd auf der B ü h n e verneigen, so
sehr tobt das P u b l i k u m .
« I c h glaube, es ist Zeit, dass ich dich zu
deinem Begleiter bringe, sonst verlieren
wir ihn noch aus den Augen, wenn die
Zuschauer zu den A u s g ä n g e n s t r ö m e n . »
Rufus fasst C l a u d i a bei der H a n d , schlängelt sich an all den klatschenden und «féliciter» (bravo) rufenden Menschen vorbei
und führt sie zu ihrem Onkel. « O n k e l Paul,
ich bin froh, dich wiederzusehen! Ich habe
mich prä chtig unterhalten, und Rufus hat
mir zwischendurch alles erklärt,» plaudert
C l a u d i a drauflos. «Wer ist denn Rufus,»
h ö r t sie O n k e l P a u l fragen. «Bist du aber
vergesslich, O n k e l P a . . . »
C l a u d i a bleibt das Wort i m Halse stecken.
Sie blickt sich u m , kein Rufus zu sehen,
keine Menschenseele, keine Bühne. Vor ihr
sitzt ihr O n k e l auf einer steinernen Sitzstufe i m H a l b r u n d der Ruine des zerfallenen r ö m i s c h e n Theaters von Augst. Weit
und breit ist kein Zuschauer zu erblicken.
« A b e r da war doch eben n o c h . . . » stammelt C l a u d i a verzweifelt. « S c h o n gut,
C l a u d i a , frag jetzt bitte nicht, warum und
wieso. Erinnerst du dich, dass ich dir geraten habe, nur fest daran zu glauben, als
wir diese Reise i n die Vergangenheit antraten? Ich denke, uns beiden ist das vortrefflich gelungen, meinst du nicht a u c h ? »
C l a u d i a nickt i n Gedanken versunken.
« U n d ins richtige Jahrhundert haben wir
auch wieder zurückgefunden, obwohl dein
Vater da einige Bedenken hatte.» « J a , »
ruft C l a u d i a dazwischen, « u n d geraubt
wurde ich auch ein bisschen, nicht ganz
so, wie die Sabinerinnen, aber aufregend
genug war es mit Rufus.»
Die beiden bleiben noch eine Weile sitzen,
blicken zur s c h ö n e n breiten Freitreppe
hinüber, die zum S c h ö n b ü h l - T e m p e l hin-
Bild41
So etwa hätten Claudia und
ihr Onkel den SchönbühlTempel vom Theater aus
gesehen, wenn sie in der
römischen Zeit «steckengeblieben» wären: Die hohe
Bühnenmauer Hess - und das
war eine Spezialität des
Theaters von Augusta
Raurica - durch eine breite
Lücke in der Mitte den Blick
von den Sitzreihen im Theater zur
gegenüberliegenden
Freitreppe und zum Tempel
auf dem Schönbühlhügel
frei.
So konnten Tempelfeste,
Prozessionen und Opferhandlungen von vielen
Leuten vom Theater aus gut
mitverfolgt werden.
a u f f ü h r t , der sich, e r h ö h t , genau gegenü b e r dem Theater befindet.
«Wer von uns beiden steht als erster beim
S c h ö n b ü h l - T e m p e l o b e n ? » ruft Onkel
Paul, richtet sich auf und rennt davon.
W i e ein Wiesel folgt i h m Claudia, überholt ihn auf der Treppe und erreicht als
erste den Tempel. « G e w o n n e n ! » schreit
sie in ihrer üblichen u n g e s t ü m e n A r t .
O n k e l P a u l lächelt zufrieden.
Reich an Erlebnissen und ganz erschöpft
kehren die beiden nach Hause z u r ü c k .
C l a u d i a fällt Vater und Mutter in die
A r m e und erzählt ihnen i n wildem Durcheinander, was sie mit eigenen Augen und
Ohren gesehen und g e h ö r t hat. Geduldig
h ö r e n sie zu, schicken sie aber dann bald
zu Bett, wo C l a u d i a in einen tiefen, glücklichen Schlaf fällt.
Bild 42
Claudia ist nach all ihren
Abenteuern müde ins Bett
gefallen und
träumt...
Masken zum Basteln
Liebe Leserin und lieber Leser!
Bestimmt nimmt es E u c h wunder, ob sich Claudias Lehrerin
entschlossen hat, mit ihren
S c h ü l e r n als n ä c h s t e Bastelarbeit antike Theatermasken herzustellen. Ich verrate es E u c h :
Ja, zur hellen Freude ihrer
Klasse arbeiten sie jetzt gerade
mit grossem Eifer daran. Falls
auch D u Lust hast, eine r ö m i -
sche Maske zu basteln, so findest D u auf den folgenden Seiten zwei verschiedene Bastelanleitungen dazu. Die erste kannst
D u leicht selbst befolgen, die
zweite ist eher für die Herstellung mehrerer M a s k e n unter
Anleitung Erwachsener geeignet. Ich w ü n s c h e D i r viel Spass
dabei und gutes Gelingen.
Einfache Variante für eine Papiermaché-Maske
(geeignet für Kinder)
(zusammengestellt von Christine Pugin)
Material
Ton, Plastilin, Gips, K a r t o n ,
Papiermache (Fischkleister und
Zeitungspapier).
Modellieren
A u f einer Unterlage (Bild 44)
wird aus einem Tonklumpen
das gewünschte Gesicht modelliert. Der Phantasie sind keine
Grenzen gesetzt (siehe auch die
Bilder 46-49 weiter unten). N u r
etwas darfst D u nicht vergessen: Das Tonmodell wird abgegossen, d.h. wir stellen ein
Negativ her u n d deshalb soll
das Positiv (die Tonform) keine
Unter schneidungen aufweisen.
Glessen des Gipsnegatives
1. M i t K a r t o n oder Ton oder
Plastilin baust D u einen Rahmen u m die Tonmaske. Der
A b s t a n d zwischen dem R a h men u n d der M a s k e sollte
rundherum 5 c m betragen,
und der R a n d sollte etwa 5
cm h ö h e r als die Nasenspitze
sein. Der Rahmen muss unten dicht sein, damit der Gips
So geht es nicht:
— Negativ
S
-/
%%
1 ^
V
—-
\X-rf
Positiv
x
'
'-1
So geht es:
~l~i-..îE^:î?^.Negativ
Bild 43
Aus solchen
Unterscheidungen wie im oberen Bild
können wir das Negativ nicht
mehr vom Positiv lösen.
(Gips):
nicht wegfliesst. Plastilin
oder Ton eignen sich gut als
Dichtungsmasse.
2. N u n wird der Gips a n g e r ü h r t
und in die bereitstehende
F o r m gegossen. Das M i s c h verhältnis von Wasser und
Gips beträgt v o l u m e n m ä s s i g
etwa 1:1, wobei man ruhig
etwas mehr Gips ins Wasser
streuen darf. Es braucht
mehrere Portionen Gips, bis
die Nasenspitze etwa 3 cm
ü b e r d e c k t ist.
Erst wenn der Gips gut ausgehärtet ist, kannst D u das
entstandene Gipsnegativ vom
Tonpositiv trennen (Schritt 1
auf B i l d 45)
und Auskleiden mit Papiermache.
Abdichtung
Bild 44
Das auf einer Unterlage modellierte
Masken-Gesicht (Positiv) wird vor dem
Übergiessen mit Gips mit einem
Rahmen versehen.
Herstellen der Maske
1. D i e trockene
Gipsform
kannst D u , nachdem D u sie
lackiert oder mit Vaseline
eingefettet hast, mit i n Fischkleister g e t r ä n k t e n Zeitungspapierschnitzeln (Papiermache) auskleiden (ca. 2 m m
dick; Schritt 2 auf B i l d 45).
2. Wenn die Papiermachemaske
trocken ist, kannst D u sie
aus der Gipsform herausnehmen, u n d schon hast D u
eine leichte Maske z u m Bemalen und Spielen bereit.
Variante mit Silikonkautschuk
für mehrere Gips-Masken
(geeignet für Schul- und Gruppenarbeiten unter der Aufsicht
Erwachsener)
(zusammengestellt von D o r o t h é e Simko)
Material
Ton, Vaseline, Silikonkautschuk
(Abform-Masse, s. unten), Wellkarton, Plastilin, locker gewo-
bener Stoff (z.B. Gaze = Verbandstoff), Gips, Farben, Kartonbecher, Holzspatel.
Bild46
Ein ovaler Tonklumpen ist Ausgangspunkt
bei der Herstellung einer «antiken»
Theatermaske.
Bild 47
Ein Gesicht entsteht.
Modellieren
1. A u s Ton ein Oval formen
(etwas grösser als D e i n Gesicht). Oval auf eine separate
Unterlage legen, z . B . auf ein
mit Backfolie abgedecktes
Holzbrett oder auf eine
kunststoffbeschichtete Fläche (z.B. Schranktablar).
2. Gewünschte Gesichtszüge i m
weichen Ton modellieren und
dabei auf a u s g e p r ä g t e Nase,
M u n d und A u g e n achten.
Bild 48
Die fertig modellierte
3. M i t Wasser und Fingern fein
glätten.
4. M i t einem feuchten Tuch bedecken und leicht antrocknen lassen.
Bild 49
Eine andere Form.
Positivform.
5. Maske vorsichtig hochheben
und auf Rückseite a u s h ö h len. Entstandenen H o h l r a u m
mit zerknüllter Zeitung ausfüllen, damit das Gesicht
nicht einfällt.
6. M a s k e auf eine saubere und
glatte Unterlage legen und
dicht mit Vaseline einstreichen.
Bild 50
Auf glatter Unterlage und mit Vaseline
bestrichen.
dessen des
SilikonkautschukNegativs
1. In 3-5 cm A b s t a n d von der
Maske einen Plastilinkranz
ringsherum auf die Arbeitsunterlage d r ü c k e n . E r soll
später den herunterfliessenden Silikonkautschuk auffangen.
Bild 51
Ein (im Bild heller) Plastilinkranz soll später
das Wegfliessen des Silikonkautschuks
verhindern.
2. Wir tragen ca. 5 Schichten
Silikonkautschuk auf: Für
die erste Schicht die nötige
Menge Kautschuk mit der
auf der Silikon-Verpackung
angegebenen Menge Härter
im Kartonbecher mischen
und vorsichtig über die Maske giessen.
Bild 52
Das Ton-Positiv wird mit
bestrichen.
Silikonkautschuk
Nötigenfalls die Silikonkautschuk-Masse mit Holzspatel
oder altem Pinsel vorsichtig
verteilen und Glasfasern oder
einige Gazestreifen (leichter
erhältlich) darüberlegen zum
Verstärken.
3. Erste Schicht leicht antrocknen lassen.
4. Für die zweite Schicht erneut
Silikonkautschuk mit Härter
mischen und vorsichtig über
die erste Schicht giessen;
leicht antrocknen bzw. aushärten lassen.
Bild 53
Zur Verstärkung werden Glasfasern und
Gazeplätzchen in die SilikonkautschukSchichten eingebunden.
5. N o c h 3-4 weitere Schichten
Silikonkautschuk d a r ü b e r giessen, bis alle abstehenden
Partien wie Nase, Augen und
M u n d etwa 4-5 m m dick mit
Silikonkautschuk
bedeckt
sind.
6. Silikonkautschuk vollständig
a u s h ä r t e n lassen. Noch nicht
ablösen.
dessen des zweiteiligen Gipsmantels
1. « K a u t s c h u k m a s k e » dicht
mit Vaseline bestreichen.
2. M i t Plastilin einen « D a m m »
auf die SilikonkautschukM a s k e d r ü c k e n , der das Gesicht i n der Mitte längs trennen und die Nasenspitze ca.
2 cm ü b e r r a g e n soll.
Bild 54
Die mehrschichtige
ist fertig.
Silikonkautschuk-Form
3. A u s Wellkarton (alte Kartonschachtel) ein Rechteck
schneiden, das ca. 5 cm h ö her ist als die Nasenspitze
der Maske, aber lang genug,
dass es h a l b k r e i s f ö r m i g u m
die eine Gesichtshälfte - von
einem Dammende z u m anderen - gelegt werden kann.
4. Diesen K a r t o n gut mit P l a stilin von aussen an der U n terlage abdichten, damit der
Gips später nicht herausfliessen kann.
5. Gips vorbereiten (Gips i n
Wasser streuen und erst am
Schluss v e r r ü h r e n ) und i n
die vorbereitete Hälfte giessen bis auf D a m m h ö h e ( D u
musst nicht allen Gips auf
einmal einfüllen; besser ist
es, wenn D u , wie beim Silikonkautschuk, kleinere Portionen Gips a n r ü h r s t und
ihn dann i n mehreren
Schichten eingiessest).
6. Gips anziehen lassen. Lege
beim H ä r t e n und A n t r o c k nen die H a n d auf den Gips:
D u spürst, dass er sehr warm
wird.
Bild 55
Die erste Hälfte der
Silikonkautschuk-Form
soll mit einem Gipsmantel versehen werden.
Stege aus Karton (links) und Plastilin (in der
Gesichtsmitte) halten den flüssigen Gips
zusammen.
7. Karton und Plastilindamm
von der ersten Gipshälfte
entfernen, sobald der Gips
hart (aber noch nicht trokken) ist.
8. V o n H a n d mit dem Bohrer
einige Löcher (nur etwa 1 cm
tief) seitlich i n die Gipswand bohren.
9. M i t demselben Karton die
andere Gesichtshälfte umschliessen und - wie zuvor mit Plastilin abdichten.
10. B o h r l ö c h e r und Gips mit
Vaseline einpinseln.
11. Zweite Gesichtshälfte mit
Gips begiessen, so hoch wie
die erste Hälfte.
12. Gips h ä r t e n lassen, Plastilin
und Karton entfernen.
Bild 56
Die beiden Gipsmantel-Hälften
über der
Silikonkau tschuk-Form sind fertig.
13. Erst am Tag darauf Gipsmantel sorgfältig entfernen,
und ev. beide Teile mit
Schnur zusammenbinden.
Herstellen
der
eigentlichen
Gipsmaske
1. Silikonkautschuk-Maske vorsichtig v o m Tonpositiv lösen. Dabei bemerkst D u , dass
sie sich wie G u m m i anfühlt.
2. Gipsmantel mit der Öffnung
nach oben hinstellen und
Silikonkautschuk-Maske hineinlegen. Der Gipsmantel
gibt nun der M a s k e einen
Halt.
Bild
57
Das Innere des Gipsmantels
3. Kautschuknegativ mit Vaseline auspinseln.
4. Gazestreifen zuschneiden (ca.
5x5 cm). D u kannst auch ein
anderes locker gewobenes,
weiches Gewebe gebrauchen.
5. Erste P o r t i o n Gips vorbereiten und z u n ä c h s t ganzes
Maskennegativ damit einstreichen.
haut ist hier
(die
weggenommen).
Kautschuk-
6. A u f den noch nassen Gips
Gazestreifen legen.
7. Zweite P o r t i o n Gips vorbereiten. Diesmal Gazestreifen
darin eintauchen u n d M a s k e
damit auslegen.
8. M a s k e mit 4-6 G a z e V G i p s Schichten auslegen, danach
ca. 1-2 Stunden trocknen lassen.
9. Gipsmantel
auseinanderschieben, M a s k e vorsichtig
aus dem SilikonkautschukNegativ lösen, ohne dieses
zu verletzen.
Bild 58
Der Gipsmantel liegt auf dem Tisch und die
Kautschukhaut ist sorgfältig darin
eingebettet: das Ausgipsen kann beginnen!
Beachte die in Gips getränkten
Gazestreifen,
die der Gipsmaske Stabilität verleihen.
N u n liegt die Gipsmaske, das
Positiv, vor D i r . Wenn D u sie
nun noch vollständig austrocknen lässt (ca. 3 Tage), ist sie
bereit, von D i r bemalt zu werden. M i t diesem Kautschuknegativ kannst D u mindestens
30 Gipsmasken herstellen.
Bild 59
Massenproduktion
Schulklasse...
für eine ganze
Einige Hinweise
Silikonkautschuk ist i n jedem
grösseren Bastelgeschäft erhältlich, g e h ö r t aber i n flüssigem Zustand nicht i n Kinderh ä n d e . Der Lehrer, die Lehrerin
oder die Eltern k ö n n e n das Herstellen des Kautschuknegativs
vorzeigen. D e n K i n d e r n bleibt
beim Herstellen der Gipsmaske
noch genug zu tun.
Sollte beim H e r a u s l ö s e n der
Maske ein Riss i m Kautschuknegativ entstehen, so kann dieser aussen mit etwas Gaze und
Silkonkautschuk geflickt werden.
Bild 60
Eine Ferienpass-Veranstaltung des Römermuseums Augst: Kinder bemalten «antike»
Theatermasken.
Bild 61
Durch die unterschiedlichsten Bemalungen
sind aus nur drei Maskenformen viele
Einzelmasken entstanden.
«Charakter»-Puzzle zum
Ausschneiden...
Zwei antike
Theatermasken zum
Ausschneiden...
. . . findest D u auf der separaten,
gelben Faltbeilage 1 zu diesem
Heft!
. . . findest D u auf den beiden
separaten, weissen Faltbeilagen
2 u n d 3 zu diesem Heft!
Ausgewählte Literatur
Zum Thema Masken & Theater und zu den
wiedergegebenen Abbildungen (für weiterführende Studien kann die Bibliothek der
Schweizerischen Theatersammlung in Bern
konsultiert werden)
Arpe/Bildgeschichte:
Verner Arpe, Bildgeschichte des Theaters,
Köln 1962.
Berthold/Weltgeschichte:
Margot Berthold, Weltgeschichte des Theaters,
Stuttgart 1968.
Bieber/Denkmäler:
Margarete Bieber, Die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum, Berlin/Leipzig 1920.
Bieber/History:
Margarete Bieber, The History of the Greek
and Roman Theater, Princeton (New Jersey)
1961.
Breitschmid:
Max Breitschmid 1911-1970 (dem Gedenken
an Max Breitschmid von seinen Freunden
herausgegeben). Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur 12,
Jahresgabe (Basel) 1970.
Cain/Maskenreliefs:
Hans-Ulrich Cain, Chronologie, Ikonographie und Bedeutung der römischen Maskenreliefs, Bonner Jahrbücher 188,
1988,
S. 107-221 (58 Abbildungen).
de Ficoroni/Le maschere:
Francesco de Ficoroni, Le maschere sceniche
e le figure comiche d'antichi romani, Rom
1736, Nachdruck Rom 1978.
Fugmann / Theater:
Joachim Fugmann, Römisches Theater in der
Provinz. Eine Einführung in das Theaterwesen im Imperium Romanum. Schriften des
Limesmuseums Aalen 41, Stuttgart 1988.
Hartnoll/Theater:
Phyllis Hartnoll, Das Theater, Wien/München/Zürich 1968.
Hoffmann/Pforten:
Christel Hoffmann, Die Pforten sind, die
Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest, Berlin (DDR) 1984.
Kachler/Maskenspiele:
Karl Gotthilf Kachler, Maskenspiele aus
Basler Tradition 1936-1974, Basel 1986.
Kindermann/Theatergeschichte:
H. Kindermann, Theatergeschichte Europas,
Salzburg 1957.
Laur & Berger/Führer:
Rudolf Laur-Belart, Führer durch Augusta
Raurica, 5. Auflage, bearbeitet von Ludwig
Berger, Augst/Basel 1988 (zum Augster
Theater S. 56-75).
Lefèvre/Theater:
E. Lefèvre, Das römische Theater, Darmstadt
1978.
Menzel/Lampen:
Heinz Menzel, Antike Lampen im RömischGermanischen Zentralmuseum zu Mainz.
Römisch-Germanisches Zentralmuseum zu
Mainz. Katalog 15, Mainz 1969.
Niffeler/Theater:
Urs Niffeler, Römisches Lenzburg: Vicus und
Theater (mit einer ausführlichen Typologie
gallo-römischer Theaterbauten S. 124-177
mit 21 Tafeln und 7 Karten). Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa 8, Brugg
1988.
Overbeck/Pompeji:
J. Overbeck, Pompeji in seinen Gebäuden,
Alterthümern und Kunstwerken, Leipzig 1875
(zu den pompejanischen Theatern S. 130-151).
Seiterle/Maske:
Gérard Seiterle, Maske, Ziegenbock und Satyr.
Ursprung und Wesen der griechischen Maske,
Antike Welt 19, 1988, Heft 1, S. 2-14.
Steiger/Theater:
Ruth Steiger, Theater in der Antike. Römermuseum Augst, Sonderausstellung Juni-Juli
1974, Ausstellungskatalog, 10 Seiten.
Eingestreute Masken-Vignetten: Aus de Ficoroni/Le Maschere.
Bild 1-6, 46-59: Foto Dorothée Simko.
Bild 7: Foto Helga Obrist.
Bild 8: Aus Bieber/History, Abb. 783.
Bild 9: Foto Florence Weiss.
Bild 10: Foto Helga Obrist, Originale in der
Schweizerischen Theatersammlung
Bern.
Bild 11-13: Foto Gérard Seiterle (aus Seiterle/
Maske, Abb. 5; 18; 9).
Bild 14: Aus Arpe/Bildgeschichte, Abb. 19.
Bild 15, 16, 23: Zeichnung Otto Hänzi.
Bild 17-20, 35, 39: Foto Elisabeth Schulz
(Archiv Römermuseum Augst).
Bild 21, 22, 28: Aus Berthold/Weltgeschichte,
Taf. 97; Abb. S. 130; Taf. 99.
Bild 24: Aus Bieber/Denkmäler, Taf. 82.
Bild 25: Aus Overbeck/Pompeji, Abb. 85.
Bild 26, 37, 38: Aus de Ficoroni/Le maschere,
Taf. 2; 3; 28.
Bild 27: Bildarchiv des Römermuseums Augst.
Bild 29: Aus Hartnoll/Theater, Abb. 24.
Bild 30: Aussen und Mitte: aus de Ficoroni/
Le Maschere, Taf. 79; dazwischen:
aus Menzel/Lampen, Abb. 49,10;
51,3.
Bild 31: Foto S. Martin-Kilcher (Inv. Römermuseum Augst 1962.557).
Bild 32: Foto Helga Obrist (Inv. Römermuseum Augst 1961.5855).
Bild 33: Zeichnung Markus Schaub (Inv.
Römermuseum Augst 1983.6092 und
1983.9515).
Bild 34: Foto und Montage Ruth Steiger (Inv.
Römermuseum Augst 1967.13728).
Bild 36: Aus Hoffmann/Pforten, Abb. S. 15.
Bild 40: Aus Kindermann/Theatergeschichte,
Taf. 6.
Bild 41 : Foto Humbert, Leu + Vogt A G ,
Riehen (Modell von W. Eichenberger
im Römermuseum Augst).
Bild 42: Zeichnung Sylvia Fünfschilling.
Bild 43-45: Zeichnung Christine Pugin.
Bild 60-62: Foto Alex R. Furger.
Seite 46, Inschrift: In Anlehnung an eine
gemalte «Propagandainschrift» für
ein Theater in Pompeji (Werner
Krenkel, Pompejanische Inschriften,
Heidelberg 1963, S. 28). Die Namen
der beiden Duumvirn sind für Aventicum bezeugt (Gerold Walser, Römische Inschriften der Schweiz, 1. Teil:
Westschweiz, Bern 1979, Nr. 65, und
2. Teil: Nordwest- und Nordschweiz,
Bern 1980, Nr. 125). Sämtliche Ergänzungen durch Peter-A. Schwarz,
unter Mithilfe von Christoph Jungck.
Beilage 1: Idee und Zeichnung Dorothée
Simko.
Beilagen 2 und 3: Gemalt von Sylvia Fünfschilling, nach Originalen von Max
Breitschmid, mit freundlicher Genehmigung
der Schweizerischen
Theatersammlung in Bern.
Aus: Basellandschaftliche
vom 16. Juli 1988
Zeitung
Beilage 1: «Charakter»-Puzzle
Text im Heft auf Seite 12
Zum Ausschneiden!
Mit all diesen Nasen, Mäulern und Perücken kannst Du Dutzende von
verschiedenen Gesichtern zusammenstellen: liebe und böse, misstrauische und
zutrauliche, kluge und dumme, traurige und fröhliche.
(aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater,
Augster Museumshefte 11)
Beilage 2: Eine antike Theatermaske zum Ausschneiden!
Kartonmaske vom «Prolog» der Aufführung der Komödie «Menaechmi»
(Die Zwillinge) des römischen Schriftstellers Plautus im «Schönen Haus» zu
Basel im Jahre 1969. Nach einem Original des Künstlers Max Breitschmid,
Schweizerische Theatersammlung Bern.
Anleitung:
Maske zuerst entlang der «Faltmarken» vorfalten, dann rundherum
ausschneiden; ebenso die Öffnungen für Augen, Nase und Mund. Nasenstück
separat ausschneiden. Maske nochmals gut falten, damit sie aufs Gesicht
passt. Nasenteil mit Klebstoff am «Steg» in die dreieckige Nasenöffnung
einkleben - fertig!
(aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater,
Augster Museumshefte 11)
NASE ZUM EINSETZEN
Beilage 3: Eine antike Theatermaske z u m Ausschneiden!
Kartonmaske der «Magd» von der Aufführung der Komödie «Menaechmi»
(Die Zwillinge) des römischen Schriftstellers Plautus im «Schönen Haus» zu
Basel im Jahre 1969. Nach einem Original des Künstlers Max Breitschmid,
Schweizerische Theatersammlung Bern.
Anleitung:
Maske zuerst entlang der «Faltmarken» vorfalten, dann rundherum
ausschneiden; ebenso die Öffnungen für Augen, Nase und Mund. Nasenstück
und schmales Mundstück separat ausschneiden. Maske nochmals gut falten,
damit sie aufs Gesicht passt. Nasenteil und Mundstück mit Klebstoff an
den mit «Steg» bezeichneten Streifen in die Öffnungen einkleben - fertig!
ZUM ANKLEBEN BEIM STEG AM MUND
STEGE ZUM ANKLEBEN AN MASKE
(aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater,
Augster Museumshefte 11)
NASE ZUM AUSSCHNEIDEN
FALTMARKEN