DOROTHÉE SIMKO Antike Maskenspiele im römischen Theater Eine Geschichte für Kinder und J u g e n d l i c h e mit Masken /um Ausschneiden und Bastelanlcitung DOROTHÉE SIMKO Antike Maskenspiele im römischen Theater Eine Geschichte für Kinder und Jugendliche mit Masken zum Ausschneiden und Bastelanleitung Augst 1989 Umschlagbild: Theatermasken in Augusta Raurica (Foto Helga Obrist) ISBN 3-7151-1011-2 Herausgeber: Amt für Museen und Archäologie des Kantons Basel-Landschaft Bildlegenden und Redaktion: Alex R. Furger Verlag und Bestelladresse: Römermuseum, CH-4302 Augst Druck: Gissler Druck AG, Allschwil © 1989 Römermuseum Augst Vorwort Im Jahr 1988 hat Frau D o r o t h é e Simko, Primarlehrerin i n O b e r w i l / B L , w ä h r e n d sechs M o n a t e n ein M u s e u m s p r a k t i k u m i m R ö m e r m u s e u m Augst d u r c h f ü h r e n k ö n n e n , welches dank der G e w ä h r u n g eines grosszügigen Urlaubes durch Schulpflege und Inspektorat ü b e r h a u p t erst möglich geworden ist. Frau Simko hat sich ausserordentlich rasch - sicher wegen ihres schier grenzenlosen Engagements - i m R ö m e r m u s e u m eingearbeitet. N a c h einer kurzen « A n g e w ö h n u n g s p h a s e » an die vielfältigen A r beiten hinter den Kulissen eines Museums war es ihr daher möglich, gleich mehrere kleinere und grössere Projekte zu realisieren. Eines davon ist die vorliegende E r zählung! U r s p r ü n g l i c h e r Anlass, sich mit antikem Maskenspiel zu befassen, war eine von uns angebotene Veranstaltung für den «Ferienp a s s » Rheinfelden i m Sommer 1988. M i t unserer Restauratorin Christine P u g i n hat D. Simko nach antiken Vorbildern r ö m i sche Theatermasken i n Ton selbst modelliert und i n mehrfacher A u s f ü h r u n g i n Gips abgegossen (vgl. dazu die Bastelanleitung auf Seiten 59-72), u m diese dann mit den rund 20 K i n d e r n der «Ferienpass»-Veranstaltung zu bemalen. N a t ü r lich g e h ö r t e auch eine kurze E i n f ü h r u n g in das r ö m i s c h e Theaterwesen z u m P r o - gramm, die - selbstredend - i n der Theaterruine von Augusta Raurica stattfand. A l s eine E i n f ü h r u n g für Kinder i n das antike Maskentheater kann auch die vorliegende, reich illustrierte Geschichte benutzt werden. Zusammen mit den Ausschneidbogen und Kartonmasken i m A n h a n g soll dieses Augster Museumsheft Anregungen zur Lektüre, z u m Theaterspielen, z u m Stückeschreiben oder zum Maskenbastein geben. V i e l Vergnügen! Mehreren Fachleuten und Kollegen habe ich für die kritische Durchsicht und k u l turgeschichtliche « K o n t r o l l e » des Textes zu danken: Christoph Jungck und Hansj ö r g Reinau einerseits haben Ä n d e r u n g s vorschläge aus althistorischer Sicht beigesteuert, und G é r a r d Seiterle, C l a u d i a Bossert-Radtke und J ü r g Ewald andererseits lasen das M a n u s k r i p t aus der klassisch-archäologischen O p t i k . A b e r auch manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des R ö m e r m u s e u m s sowie auswärtige Personen und Institutionen haben mit Rat und Tat z u m Entstehen dieses Heftes beigetragen: A l l e n voran H e r r M a r t i n Dreier und Frau Silvia Maurer von der Schweizerischen Theatersammlung i n Bern, die uns freundlicherweise die beiden Kartonmasken von M a x Breitschmid zur Reproduktion überliessen (Beilagen 2-3) und mit Literatur und Bildmaterial behilflich waren; dann aber auch Nadine Aenis (unsere Grimassenschneiderin von B i l d 1-6), Frau Antoinette Breitschmid-Alioth (Re- produktionserlaubnis für die Kartonmasken), Sylvia F ü n f schilling (Maskenkopien Beilagen 2-3; Zeichnung B i l d 42), Otto H ä n z i (Zeichnungen B i l d 15/16/23), Marcel Jenni (verschiedene Repros), Geneviève Lüscher (Durchsicht des M a n u skripts), Urs Müller und M a r t i n H a r t m a n n (Reproduktionserlaubnis für B i l d 33), Helga Obrist (zahlreiche Fotos und Repros), Christine P u g i n (technische M i t hilfe bei der Herstellung von Gipsmasken und die A n l e i t u n g Seite 60), Peter-A. Schwarz (lateinisches «Veranstaltungsplak a t » Seite 46), G é r a r d Seiterle (Fotos B i l d 11-13) u n d Florence Weiss (Foto B i l d 9). AlexR. Furger Antike Maskenspiele im römischen Theater Eine Geschichte für Kinder und Jugendliche Claudia macht Grimassen Hast D u auch schon einmal i n einem unbeobachteten Augenblick Grimassen geschnitten vor dem Spiegel? C l a u d i a auf dem B i l d verzieht ihr Gesicht auch gerne, nicht nur, wenn sie sich unbeobachtet fühlt, sondern auch, u m andere Kinder oder die Mutter z u m Lachen zu bringen oder sie gar zu erschrecken. Wenn D u genau hinguckst, ist sie mit ihrem verzerrten M u n d , den schielenden Glotzaugen und der Knopfnase plötzlich ein ganz anderer M e n s c h geworden. Ihre uns sonst so vertrauten Gesichtszüge sind vollkommen verändert, haben sich verwandelt und flössen uns sogar Unbehagen ein. W i r erkennen sie nicht mehr und wissen i m ersten M o m e n t gar nicht, was wir mit dieser Fratze anfangen sollen, deshalb lachen wir sicherheitshalber - vielleicht i n der H o f f n u n g , dieser « S p u k » m ö g e rasch vorbeigehen. N a t ü r l i c h kann die Grimassenschneiderin C l a u d i a nicht lange i n ihrem neuen Gesicht verharren, denn die Gesichtsmuskeln beginnen zu schmerzen und w ü n - Bild 1 Das ist Claudia ganz normal... Bild 2 ... und mit starr fixierten Augen! Bild 3 Claudia nimmt die Hände zu Hilfe... Bild 4 ... und zupft und zerrt an ihrem Gesicht. sehen sich an ihren angestammten Platz z u r ü c k . H a , schon ist die «alte» C l a u d i a wieder zu sehen, sie massiert sich die rot gewordenen Wangen und versucht bereits eine neue Grimasse. Diesmal m ö c h t e sie noch hässlicher, noch furchterregender als vorher aussehen. M i t ihren H ä n d e n hilft sie nach und bringt so eine grauenerregende Fratze zustande. Zufrieden mit der Verwandlung eilt sie zu ihrer nichtsahnenden Mutter, die bei Claudias A n b l i c k auch gleich einen Schrei des Schreckens ausstösst und voller Abscheu einen Schritt zurückweicht. «Was für eine abscheuliche G r i m a s s e » , ruft sie angewidert; i n der ersten Sekunde hat sie n ä m l i c h ihre Tochter nicht wiedererkannt. « I c h b i n es j a » , lacht diese, nimmt die H ä n d e vom Gesicht und fällt der Mutter u m den Hals. Solche Spässe ist die Mutter eigentlich von ihrer Tochter gewohnt; heute aber ist es ihrem «lieben U n g e h e u e r » wieder einmal gelungen, sie gehörig zu erschrecken... Längst ist C l a u d i a i n ihrem Z i m m e r verschwunden. Sie ist ein neugieriges M ä d chen und holt deshalb das dicke alte Lexikon, das ihr der Grossvater geschenkt hat, vom Büchergestell, legt sich damit b ä u c h lings auf den Teppich, stützt den K o p f auf und baumelt aufgeregt mit den Beinen i n der Luft, w ä h r e n d d e m sie i m Lexikon blättert: G - G - G r i - Grimasse, schlägt sie auf. Das Wort lässt sie nicht i n Ruhe unbedingt m ö c h t e sie mehr d a r ü b e r erfahren. Laut liest sie aus dem W ö r t e r b u c h vor: Grimasse, Gestikulation, Fratze, Verstellung. Das Wort ist im späten 17. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt. Es bedeutet auch «wunderliche Gebärde, das Krümmen des Mundes und des Gesichts, eine erdichtete Gestalt einer Sache». Ein älteres Wort für Grimasse ist auch «Kramanz», die täuschende Maske, Larve, Farce. Früher zählte zum Theater auch die Kunst des Grimassenschneiders oder Fratzenschneiders. « J u h u » , ruft Claudia, «wenn ich vor hundert Jahren gelebt hätte, wäre ich bestimmt eine Grimassenschneiderin geworden.» Schon steht sie wieder vor dem Spiegel, verzieht ihren M u n d und rollt die Augen. « A b e r eigentlich wäre das ein recht anstrengender B e r u f » , denkt sie, denn ihre Wangen, Augen, Nase u n d M u n d sind gerötet u n d beginnen zu schmerzen. A n der Fasnacht ist es doch viel angenehmer, m a n kann sich hinter einer lustigen « L a r v e » verbergen, sich verkleiden und mit dieser Ausstattung in einen ganz anderen Menschen schlüpfen. F ü r die ü b r i g e n Leute bleibt man unentdeckt. Bild 5 Mit verzerrtem Mund und unheimlichen Augen wirkt Claudia fürchterlich... Bild 6 ... sie kann aber auch Schlitzaugen mit einem viel zu breiten Grinsen hervorrufen. Bild 7 Auch eine Maske: ein echter «Waggis» an der Basler Fasnacht (die Basler sagen aber <Larve> statt <Maske> ). C l a u d i a versinkt i n Gedanken: A n der letzten Fasnacht trug sie eine « L a r v e » und das K o s t ü m eines wilden «Waggis» (Basler Fasnachtsgestalt mit langer Nase). A l l e Kinder wichen erschreckt zur Seite, wenn sie i n ihren Holzschuhen daherklapperte, die « S ä u b l o t e r e » (Schweineblase) schwingend. Angst konnte sie ihnen einflössen u n d die kleineren unter ihnen gar z u m Weinen bringen. Ihre riesige « L a r v e » mit dem m ä c h t i g e n Haarbusch aus gelbem Bast machte einen enormen E i n d r u c k auf sie. Ja, letztes Jahr konnte sie sich endlich an den wilden Buben rächen, die sie stets geplagt hatten - denen hat sie's gezeigt dank der Maske! Was für eine Verkleidung k ö n n t e sie dieses Jahr wählen? C l a u d i a grübelt: «Dieses Jahr m ö c h t e ich von allen bewundert werd e n » , beschliesst sie. In eine s c h ö n e Fee w ü n s c h t sie sich zu verwandeln. D a z u benötigt sie keine hässliche Fratzenlarve, sondern eine s c h ö n e zierliche M a s k e oder ihr eigenes, raffiniert geschminktes Gesicht und ein herrliches Gewand aus feinem, zartem Stoff. Nichts leichter als das - Mutter wird ihr bestimmt ein K l e i d n ä hen, u n d Vater wird vielleicht die « L a r v e » zusammen mit ihr basteln. - Toll wird das sein! Das muss gleich ausprobiert werden: C l a u d i a klettert auf einen Stuhl, h ä n g t den d ü n n e n Vorhang ab, wirft i h n sich geschickt ü b e r die Schultern, setzt dazu ein überirdisches L ä c h e l n auf u n d stolziert i n dieser A u f m a c h u n g zu ihrer M u t ter. « O h » , ruft diese angenehm überrascht, « s o gefällst du mir besser. M o r g e n , am Freitag, kommt O n k e l P a u l zu Besuch, i h m musst du dich i n deiner Maskierung zeigen, bestimmt erinnerst du ihn an etwas ganz Bestimmtes, woran verrate ich dir jedoch n i c h t . . . » Nicht nur C l a u d i a w ü n s c h t sich mit ihren Grimassen und Larven ständig z u verändern, i n einen anderen Menschen zu schlüpfen. A u c h zum Beispiel B a n k r ä u b e r wollen ihr wahres Gesicht nicht zeigen, wenn sie einen Überfall auf eine Bank oder ein Geschäft planen. Sie setzen eine Sonnenbrille auf, kleben sich einen Schnauz (Schnurrbart) unter die Nase oder stülpen eine M a s k e auf, ziehen sich einen Strumpf übers Gesicht oder eine W o l l m ü t z e mit Augen-, M u n d - und Nasenschlitzen, u m unerkannt zu bleiben, die Leute zusätzlich in Angst und Schrecken zu versetzen, E i n druck zu machen, bestimmt auch u m die eigene N e r v o s i t ä t zu verbergen. Dies ist allerdings ein ernsthaftes, schreckliches Kapitel unserer Z e i t . . . Bleiben wir aber noch eine Weile bei den menschlichen Gesichtszügen. Ist es D i r , lieber Leser, liebe Lerserin, nicht auch schon passiert, dass D u einen unbekannten Menschen zu Unrecht als b ö s e aussehend bezeichnet hast, nur weil er ernst die Stirn runzelte, weil er die Augenbrauen zusammenzog und eine etwas spitze, grosse Nase hatte? Vielleicht hast D u D i c h sogar vor i h m gefürchtet, bist i h m ausgewichen, machtest einen Bogen u m ihn und dachtest insgeheim: « D e r ist sicher ein Gangster, Dieb oder Kindesentführer.» A u c h das Gegenteil kann D i r geschehen: D u begegnest einer unbekannten Person, die D i r mit ihrer Stupsnase, ihrem Lächeln auf dem M u n d sofort sympathisch ist, und D u denkst D i r : « Z u dem h ä t t e ich Vertrauen, der ist bestimmt ein netter Mensch...» Dass D u D i c h i n beiden Fällen gewaltig t ä u s c h e n kannst, sollen D i r die Gesichter beweisen, die D u als Beilage 1 am Schluss dieses Heftes auf losen gelben Blättern findest: Schneide die M u n d - , Nasen- und Stirnpartien und auch die P e r ü c k e n aus und setze sie nach Lust u n d Laune zusammen. Spiele mit den Teilen und tausche ab und zu nur die Nasen und M ü n d e r aus! Merkst D u , wie sich ein z u n ä c h s t freundlich aussehendes Gesicht plötzlich verändert, wenn D u i h m z. B. einen anderen « M u n d » aufsetzest? Es wirkt nun ernster, strenger, j a sogar böse. Bedeutet das denn, dass dieser von D i r zusammengestellte Mensch b ö s e geworden ist, bloss weil er einen anderen M u n d besitzt? N a t ü r l i c h nicht, rufst D u jetzt bestimmt aus, so hoffe ich. - Unsere Nasen, M ü n d e r und Haare, mit denen wir zur Welt gekommen sind, sagen noch lange nichts ü b e r unseren Charakter aus, ü b e r unser L i e b - oder Bösesein. Onkel Paul weiss mehr N u n kehren wir aber z u r ü c k zu C l a u d i a . Aufgeregt hat sie sich schlafen gelegt; sie kann den folgenden Tag k a u m erwarten. Was wird O n k e l P a u l wohl zu ihrer M a s kierung sagen? Ihr O n k e l ist ein interessanter M a n n , er ist A r c h ä o l o g e und erzählt ihr stets spannende Geschichten ü b e r die alten Griechen u n d R ö m e r . H a t ihre M a s kierung wohl damit etwas zu tun? Anderntags kehrt C l a u d i a am Nachmittag eilig von der Schule nach Hause z u r ü c k . Vor der H a u s t ü r schon vernimmt sie Onkel Pauls schallendes Gelächter. E r sitzt mit den Eltern i m Wohnzimmer und macht seine b e r ü h m t e n Spässe, « . . . u n d ich verpasse wieder die Hälfte», brummt C l a u d i a verärgert. A u f leisen Sohlen schleicht sie in ihr Zimmer, verkleidet sich wie am Vortag, schminkt sich diesmal ihr Gesicht noch mit weissem Puder und rotem L i p penstift und wandelt majestätisch ins Wohnzimmer, u m ihren O n k e l zu b e g r ü s sen. « E i n e vollkommene Iris», ruft der O n k e l begeistert. « D u k ö n n t e s t , so wie du bist, als G ö t t e r b o t i n i m griechischen Theaterstück <Die Vögel) von Aristophanes auftreten, C l a u d i a . K o m m , setz dich zu mir, ich erzähle dir vom griechischen und r ö mischen T h e a t e r . » Dieses Angebot ihres Onkels schlägt C l a u d i a n a t ü r l i c h nicht ab; sie setzt sich dicht neben O n k e l P a u l und h ö r t i h m gespannt zu. D i e Eltern ent- Bild8 Fein gearbeitetes Elfenbeinrelief aus Trier, 4. Jh. n. Chr.. Pantomimendarstellerin mit Schwert, Krone, Leier und Maske mit drei Gesichtern. Bild 9 Eine Mädchengruppe mit bemalten Gesichtern bei einem Fest auf dem Zeremonialplatz in Palim bei, Papua Neuguinea (Pazifik) fernen sich leise, hier haben sie für eine geraume Weile nichts mehr zu suchen. «Richtig gut hast du dich verkleidet, C l a u d i a , mein Kompliment, und dein Gesicht gleicht einer griechischen Maske. Weisst du, das »Verkleiden« des Gesichts ist ein uralter Brauch. A u c h N a t u r v ö l k e r v e r ä n d e r n ihr Gesicht, indem sie es bemalen oder i h m geheimnisvolle M a s k e n aufsetzen bei ganz bestimmten A n l ä s s e n , z.B. bei religiösen T ä n z e n . Im Fernsehen hast du vielleicht schon M a s k e n t ä n z e von N a t u r v ö l k e r n gesehen.» « J a » , fällt C l a u d i a ein, «Tänze der Menschen i n Neuguinea wurden vor noch nicht langer Zeit i m Fernsehen gezeigt. Sie trugen zwar keine M a s ken, aber ihre Gesichter waren kunstvoll bemalt». « N u n aber zu den alten Griechen, Claudia. Schliesslich habe ich dir versprochen, von den A n f ä n g e n des griechischen und auch des r ö m i s c h e n Theaters zu erzählen. Die Schauspieler trugen bei ihren Theaterauff ü h r u n g e n ebenfalls M a s k e n , und ihre T h e a t e r s t ü c k e waren stets von T ä n z e n , G e s ä n g e n und S p r e c h c h ö r e n begleitet. Es gab zwei Sorten des griechischen Theaters: das Trauerspiel, Tragödie genannt, und das Lustspiel bzw. die K o m ö d i e . M i t der Tragödie verbunden war das Satyrspiel. Bei allen drei A r t e n spielte der C h o r eine wichtige Rolle, und denk dir, die Rollen waren ausschliesslich von m ä n n l i c h e n Schauspielern besetzt.» « D a n n mussten M ä n n e r aber weibliche Rollen spielen, nicht wahr, O n k e l P a u l , und dazu dienten ihnen dann die M a s k e n » , fügt C l a u d i a hinzu. « W u n d e r s c h ö n e M ä n n e r - und Frauenmasken gibt es, ich zeige dir welche.» O n k e l P a u l greift i n seine Mappe, die er immer mit sich h e r u m t r ä g t , und zieht einen Stoss der lustigsten, komischsten und traurigsten Maskenabbildungen hervor. C l a u d i a guckt sie sich eingehend an. Schliesslich meint sie: « N u n habe ich mich entschlossen: A n der n ä c h s t e n Fasnacht m ö c h t e ich keine s c h ö n e Fee darstellen, sondern eine Gestalt aus dem griechischen Theater. Eine dieser Masken w ü r d e ich am liebsten selber basteln. Bitte, O n k e l Paul, lass mir diese A b b i l d u n g e n noch eine Weile hier», bettelt sie. « D u darfst sie alle behalten; von mir aus kannst du damit dein Z i m m e r tapezieren.» « D a r a u f kannst du Gift nehm e n » , jubelt C l a u d i a und fällt Onkel P a u l s t ü r m i s c h u m den Hals. « S c h o n gut, Bild 10 Diese modernen Masken bestehen aus Karton und sind sehr einfach hergestellt. Sie sind nach griechischen Vorbildern vom Künstler Max Breitschmid geschaffen worden. Zwei dieser Kartonmasken findest Du auf losen Bögen im Anhang dieses Heftes zum Ausschneiden und Zusammensetzen! Bild U Ein Ziegenbock. Mit seinem Fell und Haar haben die Griechen Masken hergestellt. C l a u d i a , e r d r ü c k mich nicht, eine Weile m ö c h t e ich doch noch ganz gerne weiterleben, magst du noch etwas z u h ö r e n ? » « N a t ü r l i c h , O n k e l P a u l , stundenlang k ö n n t e ich dir z u h ö r e n . Sag, wovon handelten eigentlich die griechischen Theaterstücke?» « M e i s t e n s » , fährt O n k e l P a u l fort, «beziehen sich diese T h e a t e r s t ü c k e und vor allem die Tragödien auf u r t ü m l i che Volksbräuche, auf die Religion der Griechen, ihren Glauben. Kürzlich habe ich mir i n Basel i m Antikenmuseum eine faszinierende Ausstellung ü b e r die griechischen M a s k e n angeschaut. Sie hiess <Maske, Ziegenbock und Satyr>. Das wäre etwas für dich, C l a u d i a . E i n Kollege von mir, auch ein A r c h ä o l o g e wie ich, stellte dort seine Bocksfellmasken aus, die er zusammen mit seiner Frau nach Malereien auf griechischen Vasen rekonstruiert, d.h. neu geformt hat. D a z u waren viele O r i g i nalfunde z u m Thema Maske zu sehen. Eine dieser Bocksfellmasken siehst du gerade jetzt. Rate, erinnert dich dieser Satyr an irgend etwas?» « U n d wie! E r sieht aus wie ein quicklebendiges Schweinchen - hm, aber auch wie ein alter Ziegenbock, finde ich. Warte rasch, O n k e l P a u l , i n meinem Z i m m e r liegt irgendwo ein lustiges B i l d eines b ä r t i gen Ziegenbocks, den muss ich dir zeigen.» C l a u d i a hastet davon und streckt dem O n k e l bald darauf das e r w ä h n t e B i l d entgegen. « E i n e verblüffende Ä h n l i c h k e i t hat der Ziegenbock mit der Maske, köstlich. D a r f ich es b e h a l t e n ? » fragt O n k e l Paul. « O b w o h l es zu meinen Lieblingsbildern g e h ö r t , schenke ich es dir - unter der B e d i n g u n g » , fährt C l a u d i a nach einigem Z ö g e r n fort, « d a s s du es i n deinem B ü r o aufhängst.» « A b g e m a c h t , » beendet Onkel P a u l den H a n d e l . « D a m i t du mir glaubst, Claudia, dass der Ziegenbock es war, welcher der Tragödie (dem Trauerspiel) den N a m e n gab, muss ich dir die Bedeutung des Wortes Tragödie erklären: Es kommt n a t ü r l i c h von einem griechischen Wort, vom Wort « t r a g o d i a » , das sich aus zwei W ö r t e r n zusammensetzt: aus « t r a g o s » , das heisst Ziegenbock und aus « o d e » , das bedeutet Gesang. «Tragodia» heisst also « G e s a n g der (Zieg e n b ö c k e . » Claudia bricht in schallendes Gelächter aus - singende Ziegenböcke, nein so etwas, das war wieder einmal typisch O n k e l P a u l . «Gewiss hast du dir jetzt eine ganze Schar meckernder Z i e g e n b ö c k e vorgestellt, die i m griechischen Theater ihre Possen trieben. So war es wohl kaum, Claudia. A b e r Sänger traten auf, die als B ö c k e verkleidet waren. Die Satyrn sind mit den »singenden B ö c k e n « eng verwandt. Es sind ebenfalls (Ziegen-)Bockswesen, die mit der Tragödie etwas zu tun haben. Heute noch, so habe ich gelesen, wird auf der griechischen Insel Skyros ein Brauch gepflegt, bei dem sich die Teilnehmer rohe Felle mit Sehlöchern ü b e r den K o p f stülpen. A u c h in der griechischen Frühzeit muss das so gewesen sein: Die Teilnehmer bestimmter religiöser F e s t b r ä u c h e verwandelten sich Bild 12 Eine moderne, nach griechischen Vorbildern hergestellte Satyrmaske aus dem braunroten Fell eines Ziegenbocks. Der lange Pelz ist nur stellenweise weggeschnitten, so dass die stehengebliebenen Tierhaare als Bart, Schnauz und Kopfhaar des Satyrs eindrucksvoll zur Wirkung kommen. in Bockswesen, indem sie sich mit einem Bocksfell bedeckten. Das heisst, die Felle b e n ü t z t e n sie wie eine Maske, hinter der sie ihr eigenes Wesen verbargen und sich in ein neues verwandelten. Die Menschen glaubten damals, dass sich die Kräfte und die Wildheit des Ziegenbocks so auf sie selbst ü b e r t r a g e n w ü r d e n . Sie wurden also durch die Fellmaske, durch ihren Tanz und Gesang selbst z u m Bock, z u m Satyr. A b e r auch Gottheiten wurden gerne mit einer Maske dargestellt, z.B. Dionysos, der Gott des Weines und der F r u c h t b a r k e i t . » « A c h so, nun verstehe ich die Ä h n l i c h k e i t der Satyrn mit Ziegenböcken. Onkel Paul, zeig mir nun auch noch einige andere N a c h b i l dungen von griechischen M a s k e n . » « G e r n e , C l a u d i a , ich lege dir die Fotos auf den Tisch. Unterdessen entschuldigst du mich für eine Weile, ich muss mir etwas die Beine vertreten.» C l a u d i a guckt sich die rekonstruierten M a s k e n an. Sie sehen wie lebendig aus, denkt sie. E i n bisschen überfällt sie sogar ein Grauen - unheimlich wirken sie, so, als ob sie n ä c h s t e n s zu sprechen oder zu klagen b e g ä n n e n . C l a u d i a ist sehr beeindruckt. Der O n k e l kehrt mit den Eltern ins Wohnzimmer z u r ü c k . Kaffee und Kuchen werden aufgetischt, und auch C l a u d i a setzt sich i n die Runde. Sie knabbert gedankenverloren an einem Stück Kuchen. Erst als ihr Vater das Wort ergreift, erwacht sie aus ihren T r ä u m e n . « O n k e l P a u l , von meinem Arbeitszimmer aus habe ich Eurem G e s p r ä c h von vorhin Moderne Nachbildung einer w eisshaarigen Königsmaske aus Ziegenfell, wie sie auf der griechischen Vase von Bild 40 dargestellt ist. etwas folgen k ö n n e n . Ist es denn möglich, dass man Reste von solchen Bocksmasken bei Ausgrabungen gefunden hat? A u s Bocksfell k ö n n e n die wohl k a u m gewesen sein, Fell wäre ü b e r die Jahrtausende hinweg doch längst vermodert und ganz zerfallen.» « J a , dasselbe wollte ich auch frag e n » , entgegnet C l a u d i a , « d u kannst j a Gedanken lesen, Vater!» « G e n a u aus diesem G r u n d ist keine einzige Fellmaske gefunden worden, aber d a f ü r » , antwortet O n k e l P a u l , « h a b e n sich t ö n e r n e Masket- Bild 14 Lustige Theaterszene auf einer griechischen Vase, in der gezeigt wird, wie man seine Erscheinung mit einer Maske verändern und andere Leute täuschen kann: Im Fenster steht wahrscheinlich Alkmene, die der verliebte Zeus besuchten möchte. Gleich wird er die Leiter an die Hausmauer stellen und zu ihr hochklettern. Hermes (rechts), der Götterbote und Diener des Zeus, erkennbar am Hut und am Schlangenstab, leuchtet ihm dabei mit einem Lämpchen. Um von Alkmene nicht abgewiesen zu werden, tragen beide Götter zur Tarnung Frauenkleider und Masken. ten - eine A r t Formen - i n der Erde erhalten; allerdings nur solche aus Heiligtümern, die also nie zur Herstellung von Theatermasken gedient hatten. Ü b e r eine solche Maskette, ein Maskenmodell, spannte m a n das nasse Ziegenfell. Z a h l reiche Löcher entlang des Randes dieser Formen und Rillen, die sich ü b e r die O b e r f l ä c h e des Gesichtes ziehen, beweisen, dass sie einst zur Herstellung von Fellmasken gedient hatten. D i e Rillen hatten wohl die Aufgabe, das Trocknen des Leders zu beschleunigen. Theatermasketten sind keine erhalten, woraus die A r c h ä o l o g i n n e n und A r c h ä o l o g e n schliessen, dass sie aus vergänglichem Material wie H o l z , Gips oder ungebranntem Ton waren. D i e Theatermasken waren i n der Regel ü b e r l e b e n s gross, sie mussten j a auch auf die weiter entfernt sitzenden Zuschauer wirken. A n der weiss kolorierten H a u t war die weibliche M a s k e zu erkennen. Deshalb hast du mich, Claudia, mit deinem weissen Pudergesicht so sehr an eine Gestalt aus dem griechischen Theater e r i n n e r t . » Theater bei den alten Griechen « U n d nun, Claudia, ist es h ö c h s t e Zeit geworden, dass ich dir etwas ü b e r griechische T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n und Theaterbauten erzähle, sonst gelangen wir nie zu den R ö m e r n . » « D a b e i lassen wir E u c h aber wieder alleine», sagt Mutter, und auch Vater erhebt sich, u m seine Arbeit wieder aufzunehmen. «Griechische T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n waren kein Alltagserlebnis. Sie fanden als p r ä c h tig ausgestattete religiöse Volksfeste statt. Der Gott, den die Griechen damals mit j ä h r l i c h vier Festen besonders ehrten, war Dionysos, den ich vorher schon e r w ä h n t habe. E r wurde vom Volk als Erlöser erlebt, als Befreier von den Plagen des Lebens. E r war - so glaubten sie - den Menschen von den anderen G ö t t e r n gesandt worden, u m sie am Tag des Festes fröhlich zu stimmen, u m ihnen zu helfen, das m ü h s a m e Alltagsleben besser zu ertragen. Bevor das Fest begann, wurde i n A t h e n das G ö t t e r b i l d des Dionysos nach E i n b r u c h der Dunkelheit mit Fackellicht ins Heiligtum beim Theater gebracht. A n f ä n g l i c h fanden diese Feste auf der A g o r à , d.h. dem öffentlichen Versammlungsort und Marktplatz, statt. Tausende von Zuschauern standen oder sassen rings u m den Festplatz. Später baute man dafür das « t h e a t r o n » am Fuss des Tempels i m heiligen Bezirk des Dionysos (in A t h e n am Fuss der A k r o p o l i s ) . Das Wort « t h e a t r o n » stammt vom griechischen Verb « 0 E A Z 0 A I » (theâsthai) « s c h a u e n » ab. Die eigentliche Tragödie (das Trauerspiel) nahm in dem M o m e n t ihren A n f a n g , als sich ein Sänger aus dem C h o r loslöste, hervortrat und alleine, also als Solist, auftrat.» « D a m i t aber ein richtiges Schauspiel entstehen k a n n » , fällt C l a u d i a ihrem Onkel ins Wort, « m ü s s e n sich bald auch noch andere Schauspieler vom C h o r gelöst haben, u m miteinander vor dem P u b l i k u m zu spielen.» « S o ähnlich hat es sich zugetragen», entgegnet der Onkel. «Erst später ist dann als Abschluss des Spielraumes ein festes G e b ä u d e (die « S K E N E » [sprich skené], lateinisch scaena, oder deutsch: B ü h n e n h a u s ) für die Schauspieler errichtet worden. Das griechische Theater hat sich i m Laufe der Jahrhunderte noch oft stark verändert. A b e r i m allgemeinen lag es an einem A b h a n g . Die Sitzreihen waren i n den H a n g und in die ihn umgebende Natur eingebettet. V o n ihrem Sitzplatz aus hatten die Zuschauer ü b e r die Orchestra und die Scaena hinweg freien B l i c k auf die L a n d schaft. Das ein- oder gar m e h r s t ö c k i g e feste G e b ä u d e für die Schauspieler (Bühn e n g e b ä u d e ) war stets freistehend, nur mit dem grossen Hufeisen des Zuschauerraumes v e r b u n d e n . » «Wieviele Theater gab es eigentlich in Griechenland, O n k e l P a u l ? » « O h , ü b e r die A n z a h l griechischer Theater lässt sich nichts Genaues berichten. Dass es viele gewesen sein müssen, wissen die A r c h ä o l o gen mit Sicherheit zu sagen, obwohl längst Bild 15 Ein griechisches Theater. Typisch ist das kleine Bühnenhaus. Bild 16 Ein römisches Theater. Typisch ist hier die hohe Bühnenmauer, die wie eine mehrstöckige Hausfassade gestaltet ist, aber auch die elegante Säulenhalle zuoberst über den Sitzreihen. nicht alle ausgegraben sind. Bedenke aber, dass jede griechische Stadt ein Theater besass! Wer denn die Stückeschreiber waren, interessiert dich vielleicht auch noch! Ich zähle dir nur einige B e r ü h m t h e i t e n auf: Die drei grossen Tragödiendichter waren Sophokles, Euripides, Aischylos; Aristophanes und später Menander hingegen waren K o m ö d i e n d i c h t e r . Heute noch werden ihre Stücke von Berufsschauspielern, von Schülern oder Studenten aufgeführt. Im Tagebuch beschreibt der Basler A r z t Felix Platter, der von 1516 bis 1614 lebte, solche Schüler- und Student e n a u f f ü h r u n g e n in Basel. ..M 5/7ÛT /7 Zs/we griechische Aufführung im Jahre 1944 unter der Leitung des Regisseurs Karl Gotthilf Kachler im römischen Theater von Augusta Raurica: das Drama des griechischen Schriftstellers Sophokles mit dem Titel «Antigone» (sie steht links aussen; rechts der Chor der thebanischen Alten). K a r l G o t t h i l f Kachler, der bekannte Regisseur, studierte von 1936 bis 1947 mit Studenten griechische T h e a t e r s t ü c k e ein in M a s k e n und in griechischer Ursprache. Seine A u f f ü h r u n g e n fanden seit 1938 etwa alle zwei Jahre i m r ö m i s c h e n Theater i n Augst unter freiem H i m m e l statt. In den griechischen Tragödien steht immer der geprüfte M e n s c h i m Mittelpunkt, sein Leiden, Wollen und H a n d e l n , seine Streitlust, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Die grossen Dionysosfeste waren unter anderem ein A u f r u f an die Menschen, i n Gerechtigkeit und Frieden zusammenzuleben.» O n k e l P a u l hält inne i n seiner E r z ä h l u n g . Draussen ist es inzwischen dunkel geworden, ohne dass die beiden etwas bemerkt h ä t t e n . C l a u d i a sitzt - die Beine hochgezogen - neben ihrem Onkel. Plötzlich durchbricht sie die Stille: « N i c h t wahr, Onkel, Gerechtigkeit unter den Menschen und Frieden auf der ganzen Welt wäre ein paradiesischer Z u s t a n d . » Ihr O n k e l nickt zustimmend. « M i r knurrt der M a g e n » , stellt der Onkel fest. Das lange E r z ä h l e n muss wohl den A p p e t i t anregen. « K o m m Claudia, wir gucken deiner Mutter i n die Kochtöpfe.» Sobald die beiden die Küche betreten, steigt ihnen auch schon ein herrlicher Duft i n die Nase. « M u t t e r , du bist unsere Rettung, wir haben beide einen Bärenhunger, wir könnten ein ganzes W i l d schwein verspeisen.» Mutter lacht und fügt hinzu: «Wie wär's, wenn du deinen Onkel einladen würdest, bei uns zu übernachten, damit er dir morgen, am Samstagnachmittag, vom r ö m i s c h e n Theater und den r ö m i s c h e n Masken erzählen k a n n . » «Eine Glanzidee», jubelt Claudia. « O n k e l Paul, bist du einverstanden?» « D i r kann ich nichts abschlagen, Claudia, eine angenehmere und dankbarere Z u h ö r e r i n kann ich nirgends auf der Welt finden.» Bevor C l a u d i a am Samstagmorgen zur Schule geht, klopft sie leise an die T ü r des Gästezimmers, in der Hoffnung, ihr Onkel sei schon aufgewacht. - Sie hat Glück, Onkel Paul steht schon am offenen Fenster und atmet die warme Sommerluft ein. «Ach, guten Morgen, Claudia, hast du gut geschlafen?» « D a n k e , ganz ausgezeichnet, Onkel, ich habe sogar herrlich g e t r ä u m t ; weisst du was? Ich t r ä u m t e , du seiest mit mir nach Augst z u m r ö m i s c h e n Theater gegangen, und es war ein wundervoller Ausflug.» « N e i n wirklich, Claudia, hast Bild 18 Ein anderes antikes Theaterstück, ebenfalls in Augst aufgeführt: Die Verwechslungskomödie «Amphitruo» des römischen Schriftstellers Plautus im Jahre 1938. du das wahrhaftig g e t r ä u m t ? Was würdest du denn dazu sagen, wenn dein Traum Wirklichkeit würde? Schon lange wollte ich dir i n Augusta Raurica das Theater zeigen. Ich denke, heute nachmittag wäre der richtige M o m e n t d a z u . » « M a c h s t du auch keinen Spass, O n k e l Paul? Meinst du das wirklich i m E r n s t ? » flüstert C l a u dia u n g l ä u b i g . « N a , wofür hältst du mich denn eigentlich, mein liebes K i n d - b i n ich dein Onkel, oder bin ich es nicht?» « H u r ra,» jauchzt C l a u d i a , dass es nur so durchs ganze Haus schallt, «ich mache heute mit meinem O n k e l P a u l einen Ausfluuuug nach Augusta R a u r i c a a a a ! » Schon fliegt sie aus dem Haus und eilt der Schule entgegen. In der Schule Bild 19 Eine originelle Satyrmaske des Künstlers Max Breitschmid. Sie hatte ihren Auftritt im Augster Theater im Satyrspiel «Kyklops» des Euripides im Jahre 1943. A n diesem M o r g e n ist es C l a u d i a überhaupt nicht möglich, sich zu konzentrieren. In der Rechenstunde rutscht sie unruhig auf dem Stuhl umher, guckt ständig auf die U h r , flüstert mit ihrer Banknachbarin Cornelia und zeigt dieser schliesslich heimlich die Maskenbilder, die ihr O n k e l P a u l gestern geschenkt hat. Die lustigen M a s k e n bringen C l a u d i a und C o r n e l i a zum Lachen. Zuerst gurgelt es nur verhalten aus ihnen heraus, ihre K ö r p e r zucken und schütteln sich schliesslich, sie pressen schnell ihre H a n d auf den M u n d , aber es ist schon zu spät. Die ganze Klasse lacht mit - C l a u d i a und Cornelia sehen zu komisch aus. N u n m ö c h t e aber die Lehrerin wissen, was sich da Seltsames abspielt. Zielbewusst steuert sie auf C l a u d i a und Cornelia zu, guckt unter ihr Pult, zieht die Bilder hervor und fragt: «Wer von E u c h beiden hat die m i t g e b r a c h t ? » C l a u d i a meldet sich. Sie w i l l gerade alles erklären, als die Lehrerin ihr Wort an die Klasse richtet: «Setzt E u c h alle nach vorn i n den Kreis, C l a u d i a zeigt E u c h ihre interessanten Bilder und weiss E u c h vielleicht auch etwas dazu zu b e r i c h t e n . » C l a u d i a errötet, das hat sie nicht erwartet. Die Klasse ist dankbar, die langweiligen Rechnungen für eine Weile vergessen zu k ö n n e n . Interessiert schauen sie sich die Maskenbilder an, und C l a u d i a erzählt ihnen mit feurigem Eifer, was sie gestern erst von ihrem O n k e l vernommen hat. Die Klassenkameraden und die Lehrerin h ö r e n gespannt zu. Sie schliesst mit den Worten: «Wie die R ö m e r Theater spielten, das erfahre ich erst heute n a c h m i t t a g . » « S c h a d e , » rufen die Kinder, «wir h ä t t e n gerne noch mehr d a r ü b e r erfahren.» « E u r e Begeisterung verstehe ich, C l a u d i a hat uns alle fesseln k ö n n e n . Wenn ihr Lust h a b t , » schlägt die Lehrerin vor, «erzähle ich E u c h jetzt etwas ü b e r das r ö m i s c h e T h e a t e r » . « W u n d e r v o l l » , jubeln die Kinder, « d a n n m ü s s e n wir nicht rechnen! » Sie setzen sich erneut i m bequemen Schneidersitz auf den Boden, um ganz aufmerksam z u h ö r e n zu k ö n n e n , denn sie kennen ihre Lehrerin auch als eine begabte E r z ä h l e r i n . Bild 20 Der einäugige Riese Polyp hem, den Odysseus aufgesucht hatte, um ihm das Auge auszustechen (ebenfalls aus der Augster KyklopsAufführung von 1943). Bild 21 Dieses sehr sorgfältig und mit kleinsten bunten Steinchen gefügte Mosaik aus Rom zeigt links die Maske einer Flötenspielerin (das Instrument steht dahinter in einer Ecke) und rechts diejenige eines lachenden Sklaven mit laubbekränztem Kopf « I m R ö m e r r e i c h entwickelte sich das Theater ganz anders als i n Griechenland. Die R ö m e r hielten es für wertvoller und edler, eine Weltmacht aufzubauen und für O r d nung und Sicherheit zu sorgen, als i n erster L i n i e S c h ö n e s zu erschaffen und zu gemessen, wie es die Griechen taten. Bevor jeweils die r ö m i s c h e n Soldaten eine feindliche Stadt einnahmen, baten sie jene fremden Götter, diese Stadt zu verlassen und zu ihnen nach R o m überzusiedeln, dort h ä t t e n sie dann schönere Tempel und erführen eine grössere Verehrung. Dasselbe geschah auch, als sich Griechenland R o m unterwarf. Die R ö m e r verpönten die griechischen Werte und G ö t t e r nicht etwa, sondern verehrten sie, ü b e r n a h m e n sie z u m Teil und ü b e r t r u g e n ihnen oft auch die lateinischen N a m e n ihrer Götter. So hiessen nun die drei H a u p t g ö t t e r Roms Juppiter (entsprechend dem griechischen Zeus), Juno (Hera) und Minerva (Athena). Die R ö m e r ü b e r n a h m e n aber auch ihre Trauerspiele (Tragödien) und ihre Lustspiele ( K o m ö d i e n ) . Reiche r ö m i s c h e Familien besorgten sich sogar griechische Hauslehrer, Sklaven, die ihre Kinder zu unterrichten und zu erziehen hatten. E i n solcher griechischer Hauslehrer, ein Sklave, hiess Livius Andronicus. A l s erster übersetzte er griechische Theaterstücke ins Lateinische. Wenn die A d l i g e n und die reiche Oberschicht, die j a die M a c h t und Regierungsgewalt in der r ö m i s c h e n Verwaltung innehatten, beim Volk ankommen wollten, Bild22 Wandbild im «Haus des grossen Brunnens» in Pompeji mit einer Theaterszene: Die Hauptdarsteller in der Mitte, links ein prahlerischer Offizier und rechts ein Parasit, tragen Masken; die Diener (?) im Hintergrund und die beiden Ehrengäste im Theater (seitlich, auf bequemen Sitzen) natürlich nicht. Da die Wandmalerei heute zerstört ist, bleibt diese Zeichnung die einzige Überlieferung der in römischer Zeit gemalten Szene). mussten sie sich bei diesem ständig beliebt machen. Das gelang ihnen, indem sie für das Volk Ablenkungen in F o r m von Unterhaltungen organisierten. Z u diesen A b l e n kungen g e h ö r t e n viele Feste: Theaterauff ü h r u n g e n , Zirkusspiele und A m p h i t h e a t e r v o r f ü h r u n g e n . Im Amphitheater fanden G l a d i a t o r e n k ä m p f e statt, i n denen berufsmässige K ä m p f e r auf Leben und Tod miteinander rangen. A u c h Sklaven, Kriegsgefangene, Verbrecher und später auch verfolgte Christen mussten gegen wilde Tiere k ä m p f e n und vor den A u g e n des tobenden r ö m i s c h e n P u b l i k u m s sterben. Das Amphitheater mit dem heutigen N a m e n <Kolosseum> i n R o m fasste 50000 Zuschauer, also etwa gleich viel, wie ein modernes Fussballstadion einer heutigen mittelgrossen Stadt aufnehmen kann. In Roms Z i r k u s g e l ä n d e , dem Circus M a x i mus, fanden 185000 Zuschauer Platz. Wagenrennen wurden da abgehalten, Pfer- derennen und Hetzjagden auf Tiere. Diese Veranstaltungen kann m a n gut mit heutigen Fussballmatches i n unseren riesigen Stadien vergleichen. Sie erfreuen sich bei uns j a auch grosser Beliebtheit. Bild 23 Ein römisches A mphitheater. In der ovalen Kampf arena wurden nicht Schauspiele wie Komödien und Tragödien aufgeführt, sondern Kämpfe zwischen Gladiatoren und auch mit wilden Tieren. Diese Freizeitveranstaltungen und Feste waren unter dem Volk sehr beliebt. Im römischen Reich wurden schon i m 1. Jahrhundert vor Christus i n der Hauptstadt R o m pro Jahr 77 Spieltage abgehalten, von denen 55 Tage T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n gewidmet waren. Später gab es sogar j ä h r lich 177 Spieltage, von denen 102 Tage für T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n reserviert waren. Die r ö m i s c h e n T h e a t e r s t ü c k e hatten die griechischen Tragödien und K o m ö d i e n z u m Vorbild. Oft wurden einfach griechische Stücke i n die lateinische Sprache übersetzt. Es gab aber auch Dichter, die daneben r ö m i s c h e Stoffe behandelten, zum Beispiel Gnaeus Naevius und Quintus Ennius. Ihre Tragödien und K o m ö d i e n liebte das Volk sehr. A l l m ä h l i c h verd r ä n g t e aber die K o m ö d i e die Tragödie. Zwei glänzende römische Komödienschreiber hiessen Plautus und Terenz. Plautus stellte überspitzte komische Szenen aus dem A l l t a g dar, die das P u b l i k u m z u m Lachen brachten. M a n glaubt es kaum, aber die Theaterb ü h n e bestand anfänglich aus einem viereckigen Bretterpodium, etwa einen Meter über dem Boden, war durch seitlich angelehnte Holztreppen betretbar und durch einen unverzierten Hintergrundvorhang abgeschlossen. Das P u b l i k u m umstand das Spielpodium, denn das Sitzen während des Theaterspiels war i n dieser frühen Zeit den Zuschauern verboten. N a c h Beendigung des Stückes musste die B ü h n e stets wieder abgerissen werden - so wollte es das Gesetz. Das erste steinerne Theater aber kam durch den <Trick> des r ö m i s c h e n Feldherrn C n . P. Pompeius zustande. Seine Feldzüge brachten ihn auch nach Griechenland, wo er die steinernen Theaterbauten mit ihren h a l b k r e i s f ö r m i g e n Sitzreihen bewunderte. Z u r ü c k in R o m , erhielt er i m Jahre 55 vor Christus die Bewilli- Bild24 Darstellung einer Posse auf einer griechischen Vase: Zeus besucht Alkmene. Szene aus dem Stück «Amphitruo», das später bei den Römern in der Komödienfassung des Schriftstellers Plautus sehr beliebt wurde. gung, ein steinernes Theater nach griechischem Vorbild bauen zu dürfen. D a m i t er aber sicher sein konnte, dass es nach den Festspielen nicht wieder abgerissen würde, liess er g e g e n ü b e r den halbkreisförmig angeordneten Zuschauerterrassen einen Tempel für die Siegesgöttin Venus Victrix errichten. Die gemauerten Sitzstufen aber, erklärte er, seien die grosse Freitreppe, die zum Heiligtum hinaufführe. In kurzen A b s t ä n d e n folgte der B a u zweier weiterer T h e a t e r g e b ä u d e in R o m . Das Marcellus-Theater ist der grösste der drei Theaterbauten i n der Stadt R o m ; es fasste 20000 Z u s c h a u e r . » Masken für die Schauspieler « R ö m i s c h e T h e a t e r s t ü c k e wurden i n frühester Zeit wahrscheinlich noch ohne Masken und ausschliesslich von m ä n n lichen Schauspielern dargestellt. F ü r weibliche Rollen schminkten sie ihr Gesicht und bemalten sich die H ä n d e mit weissem Gips; rote, weisse und schwarze P e r ü c k e n sollten das Alter einer weiblichen Rolle klarstellen. B a l d aber setzten die Schauspieler M a s ken ein, i n seltenen Fällen sogar welche mit zwei Gesichtshälften - einer fröhlichen und einer traurigen oder einer b ö s e n und einer freundlichen. D e m P u b l i k u m brauchte dann der Schauspieler nur i m richtigen M o m e n t die passende Gesichtshälfte zuzuwenden. Die r ö m i s c h e n Masken, die wir kennen, weisen alle grotesk ü b e r t r i e b e n e Gesichtszüge auf: übergrosse, krumme Nase, breitgezogener M u n d , ungleiche Augen und Augenbrauen.» « I c h sehe so eine Maske schon vor mir,» ruft M a r c o dazwischen, « k ö n n t e n wir i n den n ä c h s t e n Werkstunden nicht solch witzige r ö m i s c h e Masken basteln, wir haben doch unsere letzte Arbeit bald bee n d e t ? » « D a s will ich mir noch gut überlegen, lieber Marco, aber es ist keine schlechte Idee, lass mir noch etwas Zeit,» meint die Lehrerin. « N ä c h s t e Woche will ich E u c h erst ein paar Bilder von r ö m i schen Masken zeigen, und wer weiss, vielleicht bringt auch C l a u d i a welche mit.» Im Anhang dieses Heftes findest Du zwei Beilagen, mit denen Du selbst <römische> Thatermasken herstellen kannst! Im fertigen Zustand werden sie aussehen wie diejenigen des Künstlers Max Breitschmid auf Bild 10. «Weiter, weiter!» d r ä n g e n die Kinder ungeduldig, « e r z ä h l e n Sie weiter, es ist so s p a n n e n d . » « N u n gut, warum auch nicht,» entgegnet die Lehrerin, «ich fahre gerne Bild 25 Eine Reihe Theatermasken (aufgereiht auf einem Tablar). fort, wenn es E u c h so brennend interessiert; schliesslich seid ihr j a letzte Weihnachten auch als Schauspieler aufgetreten und habt eine A h n u n g vom Theaterspielen.» Die Lehrerin fährt fort: « N e b e n Tragödien und K o m ö d i e n gab es i m r ö m i s c h e n Reich noch weitere A r t e n des Theaters. Es gab eine A r t Possenspiel, atellane genannt, i n dem ganz bestimmte <Typen> immer wieder auftraten und ihre L a u s b ü b e r e i e n z u m besten gaben. Ich zähle E u c h einige auf: einer hiess Maccus, er war ein gewitzter Tölpel; der andere war Bucco, ein p a u s b ä c k i g e r Einfaltspinsel; ein dritter hiess Pappus, er war ein g u t m ü tiger alter M a n n , und schliesslich spielte auch Dossennus mit, ein Buckliger, der das Essen ü b e r alles liebte. Ihr seht, das waren komische Gesellen, die mit ihren grotesken M a s k e n das P u b l i k u m zu schallendem Gelächter bringen konnten. Weitere Theaterarten waren der mimus und der pantomimus. Der Mimus-Schauspieler verwendete keine M a s k e n , denn er war ein richtiger Grimassenschneider. Heute noch b e n ü t z e n wir das Wort M i m i k . W i r sagen z u m Beispiel: <Er hat eine gute M i m i k ) , und meinen damit die A r t , wie er seine Gesichtszüge v e r ä n d e r n kann, wie er nur mit dem Gesicht eine Laune darstellen kann, Fröhlichkeit, Trauer, Hass, Boshaftigkeit oder Glückseligkeit.» Längst schneidet die ganze Klasse verschiedene Grimassen. N a t ü r l i c h hat C l a u d i a damit angefangen, sie hat j a Ü b u n g darin. Die Lehrerin lacht ü b e r die Kinder und staunt, wie so ein kleines Mundverziehen, Schielen oder Naseverquetschen ein h ü b sches Kindergesicht zur hässlichen Fratze werden lässt. « I h r wäret zur Römerzeit alle grosse Mimenstars geworden,» setzt die Lehrerin ihre E r z ä h l u n g fort. « S o g a r die M ä d c h e n unter E u c h , denn bei den Mimenspielern gab es kein Verbot für Schauspielerinnen. Diese Mimen-Darstellerinnen verzückten nicht nur mit ihrer M i m i k das P u b l i k u m , sondern auch mit ihren T ä n z e n und ihrem s c h ö n e n Körper. Es war aber auch zugleich die grosse Bild 26 Diese Komödienszene spielt vor einem reich geschmückten Bühnenbau mit einer Prunktüre (links) und einer von einem Vorhang verdeckten Häusergruppe (rechts). Es wird soeben eine Szene gespielt, in welcher der Vater (links) seinen Sohn überrascht, der gerade mit einer Flötenspielerin und einem Parasiten festet. Zeit der Pantomime. Diese wortlosen, maskentragenden Schauspieler, die mit ihren Handbewegungen und akrobatischen S p r ü n g e n eine K ö r p e r s p r a c h e redeten, welche jeder verstand, waren die grossen Lieblinge der r ö m i s c h e n Kaiser und des Volkes. Die Stars unter ihnen wurden mit Geschenken, G e l d und R u h m nur so überschüttet, alle übrigen aber lebten i n grosser Armut.» Bild 27 Der Komödiendichter Menander (links) begutachtet Theatermasken (Relief in Rom). «Nicht wahr,» meldet sich Fabian diesmal, « d e r C l o w n D i m i t r i tritt bei uns auch als Pantomime auf, ich habe ihn einmal i m Zirkus K n i e gesehen, er war grossartig, ich habe ü b e r h a u p t nicht bemerkt, dass er kein Wort gesprochen hat. Allerdings trug er keine Maske, er hatte sein Gesicht einfach auf Clownart bemalt, und das genügte vollkommen.» « D a s hast du aber s c h ö n beobachtet, Fabian. Die Pantomimen unserer Zeit schminken ihr Gesicht und arbeiten nur mit wenigen Hilfsmitteln; sie wollen den Zuschauer fesseln, und das einzig und allein mit ihrer K ö r p e r s p r a c h e . Bei den R ö m e r n hingegen waren P a n t o m i menspiele riesige, p o m p ö s e A u f führungen, bei denen auf der B ü h n e unter lodernden F l a m m e n H ä u s e r einstürzten, Schiffe versanken und Tiere auftraten; einmal sollen gar 600 Maulesel zu sehen gewesen sein. Die Pantomimen wurden von ganzen Orchestern, bestehend aus Flöten, Kymbala-Becken (Metallklappern), Z i thern und Leiern (Saiteninstrumente z u m Zupfen) begleitet. Diese M u s i k , zusammen mit den Fussklappern, die der Pantomimen-Darsteller an seinen K n ö cheln befestigt hatte, m ü s s t ihr E u c h eher als Getriller und ohrenbetäubendes Geschmetter vorstellen. Dazwischen traten jeweils C h ö r e auf, die den Inhalt des Stückes e r k l ä r t e n und es dem Künstler Bild 28 Musik wurde nicht nur im Theater aufgeführt, sondern wie heute auch in unseren Städten von Strassenmusikanten. Das römische Mosaik aus Pompeji zeigt eine Musikantin mit Doppelflöte, einen Tänzer mit Metallklappern und einen Tamburinspieler. ermöglichten, sich i n der Zwischenzeit umzuziehen, sein K o s t ü m zu wechseln. Prachtvolle, z u m Teil durchsichtige Gew ä n d e r aus Seide trugen die Pantomimen, ihr H a a r musste sehr lockig sein und ihre Masken betonten das S c h ö n e und Edle. Obwohl die grossen Stars mit R u h m und G e l d geehrt wurden und die R ö m e r begeisterte Theaterbesucher waren, galt ihnen der Beruf des Schauspielers als unehrenhaft, j a minderwertig. Z u m Schluss m ö c h t e ich E u c h noch von einer ganz anderen A u f f ü h r u n g erzählen, die manchmal ebenfalls i m Theatergeb ä u d e stattgefunden hat. Ihr werdet staunen, es waren n ä m l i c h Wasserspiele und Wasserballette. Sie wurden entweder i n separaten Bassins oder i n der abgedichteten Orchestra ( H a l b r u n d vor der B ü h n e ) des Theaters abgehalten. E i n römisches M o s a i k zeigt solche Spiele, n ä m l i c h zehn junge M ä d c h e n i n blauroten Bikinis, die springend und laufend das Tamburin schlagen.» « O h o , das m ö c h t e n wir sehen,» lachen die Kinder durcheinander, «die Bademode jener Zeit dürfen Sie uns nicht v o r e n t h a l t e n . » Schon steht die Lehrerin auf, sucht i n einem dicken B u c h das entsprechende B i l d und zeigt es den K i n d e r n . « D i e sehen j a k a u m anders aus als unsere M ä d c h e n i m S c h w i m m e n » , stellt Peter e n t t ä u s c h t fest. « H a s t du denn i m Ernst geglaubt, die M ä d c h e n der Römerzeit hätten drei Beine besessen?» lacht i h n auch schon C l a u d i a aus. A l l e kichern. Bild 29 Mädchen im «Bikini» springen, tanzen und schlagen das Tamburin. Dieses Mosaikbild aus einer römischen Luxusvilla in Sizilien kann uns einen Eindruck von einem römischen «Wasserballett» im Theater vermitteln. Ab nach Augusta Raurica! Der Schulhausgong ertönt, es ist h ö c h s t e Zeit, z u s a m m e n z u r ä u m e n . «Von diesen wahren Geschichten k ö n n e n wir nicht genug zu h ö r e n b e k o m m e n , » meinen ein paar Kinder. « B e s o n d e r s liebe ich solche Geschichten w ä h r e n d der Rechenstunde,» grinst Marco verschmitzt. C l a u d i a r ä u m t ihr Pult auf und denkt: «Eigentlich ist dieser Morgen doch noch rasch vorbeigegangen.» E i l i g stellt sie ihren Stuhl aufs Pult, dankt der Lehrerin für die spannende Stunde, w ü n s c h t ihr ein schönes Wochenende und galoppiert nach Hause. «Bist du bereit, O n k e l P a u l ? » ruft sie, k a u m eingetreten. Mutter und Vater kennen ihre Tochter nur zu gut. Sie haben das P i c k n i c k für die beiden eingepackt, denn ein Mittagessen zu Hause wäre eine Z u mutung an Claudias Geduld gewesen. « Z i e h dich rasch um, Claudia, O n k e l P a u l ist jeden M o m e n t fertig,» rät der Vater. « E i n v e r s t a n d e n ! » Sie schwirrt davon und kommt bald darauf mit ihrem O n k e l an der H a n d die Treppe herunterstolziert. «So, nun machen wir also eine Reise zu den R ö m e r n , » erklärt Onkel P a u l . « G e b t nur acht, dass ihr E u c h i m Jahrhundert nicht irrt und i m 20. dann wieder z u r ü c k seid,» lacht der Vater. « U n d pass auf, lieber P a u l , » scherzt die Mutter, «dass unsere C l a u d i a nicht geraubt wird.» A u f dem Weg zum Bahnhof sagt C l a u d i a nachdenklich: « E s ist so aufregend, reisen wir jetzt w i r k l i c h in die Vergangenheit, Onkel P a u l ? » « J a , ich denke s c h o n , » erwidert der Onkel, «wir beide m ü s s e n nur fest genug daran g l a u b e n . » Unterdessen sitzen die beiden schon i m Zug. C l a u d i a erzählt dem O n k e l vom Verlauf des Morgens i n der Schule. Sie mag sich an jede Einzelheit erinnern, welche die Lehrerin erzählt hat und erwartet nun, dass ihr der O n k e l erklärt, warum man doch so genau ü b e r das römische Theater Bescheid weiss. « S c h a u Claudia, weil das r ö m i s c h e Volk das Theater so liebte, stellte es Theaterszenen dar auf t ö n e r n e n Ö l l ä m p c h e n und als G e m ä l d e an den W ä n d e n der Z i m m e r reicher R ö m e r h ä u s e r . Figürliche Theaterszenen wurden auch aus Ton geformt oder in Stein gehauen. M a s k e n s c h m ü c k t e n die S ä u l e n g ä n g e der H ä u s e r und Tempel: Starb ein reicher Römer, wurden zu seinen Ehren sogenannte Leichenspiele aufgeführt; dabei wurde oft ein T h e a t e r s t ü c k gespielt, zu dem Verwandte und Freunde des Verstorbenen eingeladen waren. Deswegen hat man sogar manchmal auf den G r a b m ä l e r n Theaterszenen abgebildet. Die R ö m e r waren richtige Theaterfans. A l l diese G e g e n s t ä n d e finden wir A r c h ä o logen bei Ausgrabungen, und zudem hat E u c h j a Eure Lehrerin ü b e r die r ö m i s c h e n K o m ö d i e n s c h r e i b e r erzählt, die uns i n ihren S t ü c k e n z u m Teil sehr genaue Beschreibungen des Theaters, der Kulissen und der Schauspieler ü b e r m i t t e l t e n . » «Solche Bilder stecken bei uns zu Hause i n deiner Wundermappe, stimmt's, O n k e l P a u l ? » « D u weisst doch alles, Claudia, ich werde sie dir zeigen. Darunter gibt es einige Bild 30 Auch zu Hause Hessen sich die Römer gerne an die beliebten Theaterspiele erinnern. Zahlreich waren deshalb solche einfachen Öllämpchen aus Ton mit Darstellungen von Masken, Schauspielern oder Musikanten (auf der Lampe in der Mitte ist möglicherweise eine tragische Szene des Dichters Euripides dargestellt, während welcher Medea ihre beiden Söhne tötet). w u n d e r s c h ö n e Abbildungen von Funden aus Augusta Raurica.» Bild 31 In Insula (Quartier) 30 von Augusta Raurica gefunden: Scherbe einer Schüssel aus glänzendem rotem Ton (Terra sigillata) mit einem Dichter oder Schauspieler, der eine Theatermaske in der Hand hält (um 50-80 n. Chr.). Bild 32 In Insula 31 von Augusta Raurica gefunden: Nase Bruchstück einer römischen Theatermaske aus Ton (ursprünglich bunt bemalt). « E t w a s ist mir noch nicht ganz klar, das hat uns unsere Lehrerin noch gar nicht erzählt. Waren denn die R ö m e r alle so reich, dass sie es sich leisten konnten, ständig ins Theater zu gehen? Selbst Mutter und Vater besuchen das Theater nicht zweimal pro Woche, obwohl sie meiner Ansicht nach riesige Theaterfans sind.» « U n t e r den R ö m e r n gab es grosse Standesunterschiede, längst nicht alle waren reich,» erzählt der O n k e l weiter. « A b e r denk dir, die Theatereintritte waren sowohl für A r m e als auch für Reiche, für M ä g d e , Knechte, Frauen und Kinder frei. E i n z i g den Sklaven blieb wahrscheinlich der Z u gang zu T h e a t e r a u f f ü h r u n g e n verwehrt. Eure Lehrerin hat E u c h j a erzählt, wie sehr die Reichen (zum Beispiel Kaufleute) und die Regierenden dem Volk schmeicheln wollten. W i e sie bereit waren, alles zu tun, u m sich beim Volk beliebt zu machen, u m es abzulenken von den Regierungsgeschäften, die sie ohne die Mitsprache des Volkes erledigen wollten. Deswegen ü b e r h ä u f t e n sie das Volk mit kostenlosen p o m p ö s e n Festen. Die Reichsten der Stadt bezahlten also die Feste, das heisst sie hatten einen Theaterdirektor zu suchen und diesen zu bezahlen. Dieser Direktor wählte dann das Theaterstück und eine passende Schauspielertruppe aus. A u c h für die K o s t ü m e und Kulissen, die entweder der Truppe g e h ö r t e n oder für die es in den grössten S t ä d t e n jeweils eine Verleih-Anstalt gege- Bild 33 Im Gewerbegebäude von Kaiseraugst-Schmidmatt gefunden: mehrere Bruchstücke einer Theatermaske aus Ton. Kleine Löcher oben am Rand dienten vielleicht zum Befestigen einer Perücke. Zu einer solchen Maske muss auch die Nase von Bild 32 gehört haben. Bild 34 Im Sodbrunnen eines römischen «Hotels» von Augusta Raurica gefunden: kleine Tonfigur eines Mimen mit groteskem Gesicht, gekleidet in einen Kapuzenmantel. Der Mime ist im römischen Theater als Dümmling oder Gaukler aufgetreten. Er hiess «Stupidus» ( = DummfkopfJ) und hat die Hauptdarsteller nachgeäfft und seine Spässe mit ihnen getrieben. Da er ohne Maske auftrat, war jeweils ein Darsteller mit besonders lustigem oder komischem Gesicht gefragt! Die nur 15 cm grosse Miniaturstatuette ist hier gleich mehrfach abgebildet und zu einer Gruppe formiert. 2. Jahrhundert n. Chr. ben haben mag, musste der Stifter der Veranstaltung aufkommen. Die Kosten für eine T h e a t e r a u f f ü h r u n g , ein Zirkusspiel oder eine A m p h i t h e a t e r a u f f ü h r u n g waren riesengross. W i r wissen, dass i m Jahre 51 nach Christus für ein solches Fest 760000 Sesterzen ausgegeben wurden (das entsprach z u m Beispiel dem Kaufpreis von 1400 Eseln oder dem Jahressold von 844 Legionären!). Weil es Ehrensache war, möglichst glanzvolle Theaterfeste zu bieten und alle vergangenen Feste mit noch grösserer Pracht in den Schatten zu stellen, mussten die Spielgeber, also jene hohen r ö m i s c h e n Beamten oder der Kaiser, die den Theaterdirektor a u s w ä h l t e n , tief i n die Tasche greifen. M a n c h e Spielgeber bezahlten den vielen tausend Zuschauern in den Spielpausen sogar noch eine Verpflegung.» « S e h r nett von diesen Spielgebern, aber übertrieben die nicht ein bisschen, O n k e l Paul? Diese Grosszügigkeit scheint mir etwas verdächtig.» « U n d wie, liebe Claudia, n a t ü r l i c h steckte da eine Absicht dahinter. Die Stifter der Spiele heute w ü r d e man <Sponsoren> sagen waren j a zwar schon hohe Beamte oder W ü r d e n t r ä g e r , beabsichtigten aber durch ihre Spenden an das Volk, zu noch h ö h e ren und noch einflussreicheren öffentlichen Ä m t e r n zu kommen, was vielen auch gelang. Es war aber stets mit grossem Risiko verbunden, denn gefiel das Theaterstück dem Volk nicht, so bedeutete das für den Spielgeber oft den politischen oder geschäftlichen Z u s a m m e n b r u c h . » Claudia <verirrt> sich in die Römerzeit,.. « K a a a i s e r a u g s t » t ö n t es aus dem Lautsprecher. Erschreckt ergreifen die beiden den P i c k n i c k k o r b und steigen aus dem Zug. «Beinahe wären wir weitergefahren,» schmunzelt O n k e l P a u l . « D u hast vorhin erzählt, dass alle R ö m e r und R ö m e r i n n e n , auch Bedienstete und M ä g d e , ins Theater eingelassen wurden. Besuchte eigentlich auch der Kaiser das T h e a t e r ? » «Selbst der Kaiser liebte i m allgemeinen Theaterauff ü h r u n g e n und erschien i m Theater, manchmal auch nur, u m festzustellen, ob das Volk i h n noch g e n ü g e n d verehrte. Betrat der Kaiser das Theater, so erhoben sich Tausende von ihren Sitzen und Bild 35 Die Ruine des römischen Theaters von Augusta Raurica vermittelt auch heute noch einen Eindruck von der einst imposanten, über 100 Meter breiten Anlage. Im Hintergrund das «Römerhaus» beim Museum. klatschten langandauernd, wenn sie den Kaiser verehrten, kürzer und bloss aus Höflichkeit, wenn dieser beim Volk weniger beliebt war. Je mehr ein Kaiser dem Volk zeigen wollte, wie sehr er u m das W o h l der Bevölkerung b e k ü m m e r t war, desto öfter erschien er bei T h e a t e r a u f f ü h rungen. Sein Sessel stand auf einem offenen P o d i u m , das besonders reich verziert war.» C l a u d i a und O n k e l P a u l wollen gerade das B a h n h o f g e b ä u d e verlassen, als das M ä d c h e n an der M a u e r gleich neben dem Fahrplan ein grosses Plakat h ä n g e n sieht. C • FLAVIVS • S • F • C A M I L M • DVNIVS • C • F • PATERN DVO VIR • DEC • DECR IN THEATRO SPECTACVLVM SABINAS AVCTORIS Q • ENNII P R A E B E N D V M LOC DEC • IDEMQ • PROB PROX S D (Caius Flavius Sexti filius Camillus) (Marcus Dunius Caii filius Paternus) (duo viri decurionum decreto) (in theatro) (spectaculum Sabinas) (auctoris Quinti Ennii) (praebendum locarunt) (decuriones idemque probarunt) (proxima Saturni die) In lateinischer Sprache wird v e r k ü n d e t , dass heute i m Theater von Augusta Raurica das Stück «Die S a b i n e r i n n e n » des Quintus Ennius gezeigt werde. A u c h die N a m e n der Schauspieler und der K o m p o nisten der M e l o d i e n stehen darunter. O n k e l P a u l liest C l a u d i a alles vor und übersetzt ihr den Text. Die Duumvirn (Bürgermeister von Augusta Raurica) Gaius Flavius Camillus, Sohn des Sextus, und Marcus Dunius Paternus, Sohn des Gaius, geben auf Beschluss der Decurionen (Stadträte) im Theater das Schauspiel: Die Sabinerinnen von Quintus Ennius. Die Decurionen haben alle Massnahmen für den nächsten Tag des Saturn (Samstag) gebilligt. « H a b e n wir aber ein G l ü c k , Claudia, lass uns schneller gehen, wahrscheinlich hat das Theater schon begonnen; die meisten theatralischen A u f f ü h r u n g e n beginnen bei den R ö m e r n schon bei Tagesanbruch, dauern aber fast immer bis z u m Sonnenuntergang und sind unterbrochen von langen P a u s e n . » Je mehr sich die beiden dem Theater n ä hern, desto m e r k w ü r d i g e r erscheint ihnen die Umgebung. Sämtliche Autos sind verschwunden, an Wagen angespannte Pferde traben vorbei. M ä n n e r , Frauen und Kinder in r ö m i s c h e r Festkleidung s t r ö m e n von allen Seiten dem Theater zu. Gelächter, Geplauder und lautes Rufen ist zu h ö r e n . C l a u d i a versteht kein Wort. Fest d r ü c k t sie O n k e l Pauls H a n d , dieses bunte Treiben ist ihr doch recht unheimlich. « N i c h t wahr, nun sind wir i n der Vergangenheit a n g e k o m m e n , » flüstert sie O n k e l P a u l zu. Dieser hat nichts g e h ö r t , er spricht gerade mit einem Sklaven, der an fremde Theaterbesucher tesserae, Sitzmarken, verkauft. Fremde haben n ä m l i c h keinen freien E i n tritt ins Theater. C l a u d i a sieht, wie ihr O n k e l verlegen das Portemonnaie hervor- Bild36 Drei «tesserne» (Vorderund Rückseiten), kleine Scheibchen aus Knochen oder Stein, die als «Eintrittsbzw. Platzkarten» für das antike Theater dienten. Oft sind Schrift- und Zahlzeichen auf der einen und Theaterdarstellungen auf der anderen Seite der Scheibchen eingeritzt. Die griechischen Buchstaben und Zahlen auf den abgebildeten Beispielen geben den numerierten Sitzplatz an, auf welchem der Besitzer der «tessera» Platz nehmen durfte. zieht und vergeblich nach einer r ö m i s c h e n M ü n z e sucht. Wieviel h ä t t e er jetzt für eine solche M ü n z e hergegeben. C l a u d i a beobachtet, wie der Sklave bedauernd den K o p f schüttelt. « C l a u d i a , » sagt der Onkel, «es scheint, dass wir der T h e a t e r a u f f ü h r u n g nicht beiwohnen k ö n n e n ; sie lassen uns Fremdlinge nicht ein, ohne zu bezahlen. Lass uns einen günstigen Platz suchen, von wo aus wir das Geschehen doch etwas verfolgen können.» Die Sonne brennt schon kräftig auf ihre Köpfe. Sehnsüchtig blicken sie zu den i m posanten halbrunden Steinsitzreihen des Theaters empor, auf denen eng zusammengepfercht Hunderte von Menschen sitzen, die gerade essen und trinken. Grosse Segelt ü c h e r sind ü b e r die Zuschauer gespannt; sie spenden ihnen i n der starken N a c h mittagshitze angenehmen Schatten. Es ist Pause. Sklaven tragen riesige Speisekörbe zwischen den Sitzreihen umher und bieten Erfrischungen an, die der duumvir Gaius Flavius Camillus, einer der beiden Bürgermeister von Augusta Raurica, den Theaterbesuchern spendiert. Sie bieten laut rufend Feigenbrot, heisse W ü r s t c h e n , Bier und v e r d ü n n t e n Wein an. C l a u d i a und O n k e l P a u l erinnern sich nun auch an ihren P i c k n i c k k o r b . Sie setzen sich i n der N ä h e des Theaters ins Gras und verspeisen genüsslich die Pouletschenkel, das Brot, die Tomaten und Früchte, die ihnen die Mutter eingepackt hat. Schweigend beobachten sie die bunt gekleideten Menschen rund u m das Theater. Plötzlich zupft jemand C l a u d i a am K l e i d . Sie dreht sich u m und schaut i n zwei dunkle A u g e n eines Jungen. « I c h heisse Rufus», stellt er sich vor, « u n d habe euch Fremdlinge beobachtet, kommt mit, ich führe euch unbemerkt ins Theater. N a t ü r l i c h musst du mit einem Sitzplatz i n den obersten R ä n g e n , wo die Frauen und Kinder sitzen, Vorlieb nehmen, und der Herr, der dich begleitet, soll sich i n den zweiten Rang setzen, damit wir nicht so auffallen. Packt eure Sachen zusammen, das Theater wird bald weitergehen.» C l a u d i a und O n k e l P a u l springen auf, das lassen sie sich nicht zweimal sagen. Rasch folgen sie dem Jungen dicht auf den Fersen. C l a u d i a hat erst jetzt bemerkt, dass sie Rufus versteht, obwohl er lateinisch mit ihr spricht. «Wie ist das nur möglich?» fragt sie sich. Sie hat aber keine Zeit, sich d a r ü b e r Gedanken zu machen, denn Rufus weist O n k e l P a u l seinen P l a t z an und zieht C l a u d i a weiter hinauf zu den obersten Rängen. Bild 37 Aus einem alten Buch: Maskenspieler mit groteskem «Gesicht» und Musikant mit einer Doppelflöte. .. .und landet mitten in einer römischen Theateraufführung Bild 38 Ein Greis mit Stock, Maske und künstlichem Bart auf der antiken Theaterbühne. «Von hier aus haben wir einen phantastischen Ausblick auf die B ü h n e ; du wirst staunen, wie gut du die Schauspieler von hier oben sehen und h ö r e n k a n n s t . » C l a u dia setzt sich, sie ist überwältigt von den Ereignissen und den vielen Zuschauern. Scheu fragt sie Rufus: «Bist du schon seit Tagesanbruch i m T h e a t e r ? » « J a natürlich, ich b i n doch ein Theaterfan..., wie heisst du eigentlich?» « C l a u d i a . » « E i n schöner Name, finde ich. C l a u d i a , soll ich dir den A b l a u f des T h e a t e r s t ü c k e s bis hierhin erzählen?» «Sehr gerne,» ruft Claudia, schon wieder etwas munterer geworden. « R o m u l u s war der B e g r ü n d e r der Stadt R o m , so erzählen die Römer. N a c h i h m wurde unsere Hauptstadt n ä m l i c h Roma genannt. A l s König regierte Romulus sein Volk. W i e es dazu kam, erzähle ich dir ein andermal. Einige Jahre nach der G r ü n dung fühlten sich die R ö m e r schon stark genug, andere L ä n d e r und Völker zu erobern. Es ging ihnen gut, nur etwas fehlte ihnen: die Frauen. Sie hatten zu wenige Frauen. Viele R ö m e r konnten deswegen auch nicht heiraten. Ohne Frauen k ö n n e n aber keine Kinder zur Welt kommen, und deswegen glaubten die R ö m e r schon, ihr Volk sei vom Aussterben bedroht. König Romulus schickte nach allen Himmelsrichtungen M ä n n e r aus, die in den N a c h barvölkern auf Frauensuche gehen sollten. Leider vergeblich - sie brachten keine ein- zige Frau mit. Romulus erzählten sie, dass sie nur ausgelacht und verspottet worden seien. D a r ü b e r ärgerte sich Romulus sehr. W i e wagten es die anderen Völker, sie, die starken Römer, auszulachen und sich ü b e r sie lustig zu machen! H e i m l i c h beschloss er, sich an ihnen zu r ä c h e n . Z u n ä c h s t aber liess er einige Zeit verstreichen, damit die Angelegenheit etwas vergessen würde. D a n n aber v e r k ü n d e t e er plötzlich ein grosses Volksfest. Kampf- und Wettspiele sollten veranstaltet werden. A l l e E i n w o h ner der umliegenden Völker wurden eingeladen, an dem p r ä c h t i g e n Fest teilzunehmen. Freien Eintritt erhielten sie dazu. A m Tage des Festes s t r ö m t e n auch wirklich Tausende von Menschen nach R o m M ä n n e r , Frauen und Kinder. Unter ihnen befand sich auch das Volk der Sabiner, eben jenes Volk, welches es gewagt hatte, die R ö m e r zu verspotten. Ihre Frauen hatten sie auch dabei, denn sie waren neugierig. Die R ö m e r gaben sich sehr M ü h e , alle H ä u s e r standen offen, damit die Fremden sie besichtigen konnten. Ü b e r a l l wurden sie freundlich empfangen, und die Sabiner und Sabinerinnen staunten nur so ü b e r ihre Gastfreundschaft, hatten sie doch geglaubt, die R ö m e r seien ein grobes R ä u bervolk. Nichtsahnend zogen sie dann auch auf den Festplatz, wo die Kampfund Wettspiele für die G ä s t e abgehalten wurden. - N a c h kleineren A u f f ü h r u n g e n zur Einleitung haben die Schauspieler am Vormittag vor der grossen Pause die Sabiner-Handlung bis hierhin schon vor- getragen. Der spannende Teil folgt jeden M o m e n t , C l a u d i a . Bestimmt wird es dir auch gefallen. Die A k u s t i k in diesem Theater ist ausgezeichnet, du wirst jedes Wort verstehen. D a z u k o m m t noch, dass die Schauspieler grosse M a s k e n tragen, deren Gesichter du von hier oben sehr gut erkennen k a n n s t . » E i n Trompetenstoss e r t ö n t , es ist das Zeichen, dass das P u b l i k u m seine P l ä t z e wieder einnehmen soll. Das Geschwatze und G e l ä c h t e r der etwa 8000 Zuschauerinnen und Zuschauer verstummt allmählich. Der Vorhang senkt sich und verschwindet i n einem Graben. Die Sicht auf die B ü h n e ist frei. König Romulus sitzt auf der B ü h n e i n einem reich verzierten Sessel unter einem Baldachin. Soldaten bewachen ihn. E r beobachtet zwei Gladiatoren, die i n der Mitte der B ü h n e miteinander k ä m p f e n . Ringsherum sitzen Frauengestalten, die die Sabinerinnen darstellen sollen. Eine Weile noch h ö r t man nur das K l i r r e n der Schwerter der beiden K ä m p f e n d e n . « G u c k nur Romulus a n , » flüstert R u f us aufgeregt. Beinahe unbemerkt hebt dieser die H a n d und gibt den jungen R ö m e r n ein Zeichen. M i t fürchterlichem Kriegsgeheul stürzen sie sich von allen Seiten auf die wehrlosen Sabinerinnen, die laut klagend und schreiend zu fliehen versuchen. E i n i gen gelingt die Flucht, die meisten aber werden eingefangen, ü b e r die Schulter geworfen und vor Romulus gebracht. C l a u d i a ist vor Schreck aufgestanden, sie schreit: «Rettet E u c h , flieht, rasch, dort ist noch ein S o l d a t . » Sie ist aber nicht die einzige, die sich v o m Theater ganz mitreissen lässt. Viele Zuschauer sind aufgestanden, besonders Frauen und Kinder. « H a b e ich E u c h nicht Frauen versprochen?» h ö r t C l a u d i a nun Romulus sagen. «Bringt sie in Eure H ä u s e r , sperrt sie ein und lasst E u c h von ihnen etwas Gutes k o c h e n . » E i n orkanartiges Gelächter e r t ö n t aus dem P u b l i k u m , denn die Soldaten haben es nicht leicht, die strampelnden, beissenden und kreischenden Frauen wegzutragen. A u c h C l a u d i a lacht, das sieht j a schrecklich komisch aus. N u n ist die B ü h n e bis auf drei Frauengestalten leer. Es sind die M ü t t e r der geraubten Sabinerinnen, die sich retten konnten. Sie klagen: «Weh, unsere Schwestern und Kinder Hessen wir uns rauben, wir schnauben vor Wut und kehren allein i n die H e i mat z u r ü c k . Rache schwören wir E u c h i n Bälde, ihr gewalttätigen Kerle!» Die drei Frauengestalten verschwinden, und der Vorhang wird hochgezogen. « D a s H e r z klopft mir immer noch vor E m p ö r u n g , » stellt C l a u d i a fest. «Warte es nur ab, die Sabiner werden sich schon r ä c h e n , » sagt Rufus. «Willst du eine Feige, sie sind aus unserem G ä r t c h e n ? » « G e r n e , » erwidert Claudia. «Sag m a l Rufus, wer sitzt denn dort unten in diesen Sesseln direkt vor der B ü h n e , i n dem H a l b k r e i s ? » «Ach, i n der Orchestra befinden sich die Ehrenplätze, dort sitzen die beiden Bürgermeister sowie hohe Beamte und Ehrengäste.» Bild 39 Kleine, sehr sorgfältig aus Elfenbein geschnitzte Dose in der Form einer Theatermaske aus Aventicum. Hinter der grossen Mundöffnung der Maske wird der Mund des Schauspielers sichtbar. Die Rache der Sabiner und ein geheimnisvoller Zeitenwechsel Diesmal ist die Pause kurz. Der Vorhang senkt sich wieder. Nicht Romulus sitzt jetzt auf dem Thron, sondern Titus Tatius, der König der Sabiner. E r ist auch umgeben v o n Soldaten i n K r i e g s r ü s t u n g . « S o wahr ich König der Sabiner b i n , » ruft er mit strenger Stimme, «ist der Tag der Rache gekommen. Fliessen soll das Blut meiner Feinde! Zieht aus, Soldaten, nach R o m u n d lasst sie bluten, die R ä u b e r ! » Der Sabinerkönig verschwindet durch eine kleine Tür. D a f ü r stehen jetzt zwei Fronten von Kriegern einander g e g e n ü b e r - die Sabiner u n d die Römer. Sie tragen verschiedenfarbige R ü s t u n g e n , so dass m a n sie i n dem G e w ü h l , das n u n auf der B ü h n e entsteht, gut unterscheiden kann. Sie k ä m p f e n mit schweren R ü s t u n g e n gegeneinander; es klirrt, poltert u n d schreit auf der B ü h n e . Das P u b l i k u m ist wieder ganz ausser sich geraten. D i e einen helfen den Sabinern, die andern den R ö m e r n . Laut schreiend feuern sie die K ä m p f e n d e n an: « G i b s i h m , zerschlag i h m den Schädel, durchbohre i h m den Leib!» A u c h Rufus ist aufgesprungen. «Schlag i h m den K o p f a b , » brüllt er. C l a u d i a schaut Rufus belustigt an, sie s p ü r t ein gewaltiges Lachen i n sich aufsteigen. Schon treten ihr die Tränen i n die Augen, und sie schüttelt sich kichernd. «Dieses römische Theater ist doch z u m Bild 40 Schauspieler mit tragischer Maske eines Königs in der Hand. Griechische Vasenmalerei (vgl. Bild 13). Schreien lustig», stösst sie unter mehreren Lachsalven hervor, «wie geht es wohl O n k e l P a u l da u n t e n ? » C l a u d i a steht auf und s p ä h t neugierig ü b e r die vielen Köpfe hinweg nach unten. Die Schlacht auf der B ü h n e interessiert sie nicht mehr. Lange sucht sie nach O n k e l P a u l . « D o r t , dort unten steht er, oh Gott, es hat i h n auch g e p a c k t , » denkt sie. D i e A r m e verwirft er und schaut gebannt auf die B ü h n e . «Wenn ich nur h ö r e n k ö n n t e , was er den Streith ä h n e n dort auf der B ü h n e z u r u f t . » C l a u dia lacht aus vollem Halse, die Situation ist einfach schrecklich komisch. Plötzlich geschieht etwas Unerwartetes. Ohne dass es die Zuschauer bemerkten, sind auf einem schmalen Vorsprung i m ersten Stock des B ü h n e n h a u s e s 30 Frauengestalten erschienen. Es sind die geraubten Sabinerinnen und jetzigen Frauen der Römer. M i t wehenden Haaren und zerrissenen Kleidern rufen sie tapfer zu den K ä m p f e n d e n hinunter: «Wollt ihr i n Eurer Dummheit unsere M ä n n e r töten? Wenn ihr das B l u t b a d fortsetzen wollt, dann richtet die Waffen gegen uns, denn wir sind der G r u n d Eures Kampfes.» Die Krieger blicken sprachlos zu den mutigen Frauen empor und bleiben wie versteinert stehen. Eisige Stille hat sich verbreitet. D i e A u g e n der Zuschauer sind gebannt auf die B ü h n e gerichtet. Was wird geschehen? E n d l i c h treten von links und rechts die beiden verfeindeten Feldherren auf die B ü h n e . Sie beruhigen die Frauen u n d . . . , man glaubt es kaum, schlagen z u m Zeichen des Friedens ihre H ä n d e zusammen, «féliciter», schreit das P u b l i k u m immer wieder unter tosendem Beifall. Die Schauspieler m ü s s e n sich andauernd auf der B ü h n e verneigen, so sehr tobt das P u b l i k u m . « I c h glaube, es ist Zeit, dass ich dich zu deinem Begleiter bringe, sonst verlieren wir ihn noch aus den Augen, wenn die Zuschauer zu den A u s g ä n g e n s t r ö m e n . » Rufus fasst C l a u d i a bei der H a n d , schlängelt sich an all den klatschenden und «féliciter» (bravo) rufenden Menschen vorbei und führt sie zu ihrem Onkel. « O n k e l Paul, ich bin froh, dich wiederzusehen! Ich habe mich prä chtig unterhalten, und Rufus hat mir zwischendurch alles erklärt,» plaudert C l a u d i a drauflos. «Wer ist denn Rufus,» h ö r t sie O n k e l P a u l fragen. «Bist du aber vergesslich, O n k e l P a . . . » C l a u d i a bleibt das Wort i m Halse stecken. Sie blickt sich u m , kein Rufus zu sehen, keine Menschenseele, keine Bühne. Vor ihr sitzt ihr O n k e l auf einer steinernen Sitzstufe i m H a l b r u n d der Ruine des zerfallenen r ö m i s c h e n Theaters von Augst. Weit und breit ist kein Zuschauer zu erblicken. « A b e r da war doch eben n o c h . . . » stammelt C l a u d i a verzweifelt. « S c h o n gut, C l a u d i a , frag jetzt bitte nicht, warum und wieso. Erinnerst du dich, dass ich dir geraten habe, nur fest daran zu glauben, als wir diese Reise i n die Vergangenheit antraten? Ich denke, uns beiden ist das vortrefflich gelungen, meinst du nicht a u c h ? » C l a u d i a nickt i n Gedanken versunken. « U n d ins richtige Jahrhundert haben wir auch wieder zurückgefunden, obwohl dein Vater da einige Bedenken hatte.» « J a , » ruft C l a u d i a dazwischen, « u n d geraubt wurde ich auch ein bisschen, nicht ganz so, wie die Sabinerinnen, aber aufregend genug war es mit Rufus.» Die beiden bleiben noch eine Weile sitzen, blicken zur s c h ö n e n breiten Freitreppe hinüber, die zum S c h ö n b ü h l - T e m p e l hin- Bild41 So etwa hätten Claudia und ihr Onkel den SchönbühlTempel vom Theater aus gesehen, wenn sie in der römischen Zeit «steckengeblieben» wären: Die hohe Bühnenmauer Hess - und das war eine Spezialität des Theaters von Augusta Raurica - durch eine breite Lücke in der Mitte den Blick von den Sitzreihen im Theater zur gegenüberliegenden Freitreppe und zum Tempel auf dem Schönbühlhügel frei. So konnten Tempelfeste, Prozessionen und Opferhandlungen von vielen Leuten vom Theater aus gut mitverfolgt werden. a u f f ü h r t , der sich, e r h ö h t , genau gegenü b e r dem Theater befindet. «Wer von uns beiden steht als erster beim S c h ö n b ü h l - T e m p e l o b e n ? » ruft Onkel Paul, richtet sich auf und rennt davon. W i e ein Wiesel folgt i h m Claudia, überholt ihn auf der Treppe und erreicht als erste den Tempel. « G e w o n n e n ! » schreit sie in ihrer üblichen u n g e s t ü m e n A r t . O n k e l P a u l lächelt zufrieden. Reich an Erlebnissen und ganz erschöpft kehren die beiden nach Hause z u r ü c k . C l a u d i a fällt Vater und Mutter in die A r m e und erzählt ihnen i n wildem Durcheinander, was sie mit eigenen Augen und Ohren gesehen und g e h ö r t hat. Geduldig h ö r e n sie zu, schicken sie aber dann bald zu Bett, wo C l a u d i a in einen tiefen, glücklichen Schlaf fällt. Bild 42 Claudia ist nach all ihren Abenteuern müde ins Bett gefallen und träumt... Masken zum Basteln Liebe Leserin und lieber Leser! Bestimmt nimmt es E u c h wunder, ob sich Claudias Lehrerin entschlossen hat, mit ihren S c h ü l e r n als n ä c h s t e Bastelarbeit antike Theatermasken herzustellen. Ich verrate es E u c h : Ja, zur hellen Freude ihrer Klasse arbeiten sie jetzt gerade mit grossem Eifer daran. Falls auch D u Lust hast, eine r ö m i - sche Maske zu basteln, so findest D u auf den folgenden Seiten zwei verschiedene Bastelanleitungen dazu. Die erste kannst D u leicht selbst befolgen, die zweite ist eher für die Herstellung mehrerer M a s k e n unter Anleitung Erwachsener geeignet. Ich w ü n s c h e D i r viel Spass dabei und gutes Gelingen. Einfache Variante für eine Papiermaché-Maske (geeignet für Kinder) (zusammengestellt von Christine Pugin) Material Ton, Plastilin, Gips, K a r t o n , Papiermache (Fischkleister und Zeitungspapier). Modellieren A u f einer Unterlage (Bild 44) wird aus einem Tonklumpen das gewünschte Gesicht modelliert. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt (siehe auch die Bilder 46-49 weiter unten). N u r etwas darfst D u nicht vergessen: Das Tonmodell wird abgegossen, d.h. wir stellen ein Negativ her u n d deshalb soll das Positiv (die Tonform) keine Unter schneidungen aufweisen. Glessen des Gipsnegatives 1. M i t K a r t o n oder Ton oder Plastilin baust D u einen Rahmen u m die Tonmaske. Der A b s t a n d zwischen dem R a h men u n d der M a s k e sollte rundherum 5 c m betragen, und der R a n d sollte etwa 5 cm h ö h e r als die Nasenspitze sein. Der Rahmen muss unten dicht sein, damit der Gips So geht es nicht: — Negativ S -/ %% 1 ^ V —- \X-rf Positiv x ' '-1 So geht es: ~l~i-..îE^:î?^.Negativ Bild 43 Aus solchen Unterscheidungen wie im oberen Bild können wir das Negativ nicht mehr vom Positiv lösen. (Gips): nicht wegfliesst. Plastilin oder Ton eignen sich gut als Dichtungsmasse. 2. N u n wird der Gips a n g e r ü h r t und in die bereitstehende F o r m gegossen. Das M i s c h verhältnis von Wasser und Gips beträgt v o l u m e n m ä s s i g etwa 1:1, wobei man ruhig etwas mehr Gips ins Wasser streuen darf. Es braucht mehrere Portionen Gips, bis die Nasenspitze etwa 3 cm ü b e r d e c k t ist. Erst wenn der Gips gut ausgehärtet ist, kannst D u das entstandene Gipsnegativ vom Tonpositiv trennen (Schritt 1 auf B i l d 45) und Auskleiden mit Papiermache. Abdichtung Bild 44 Das auf einer Unterlage modellierte Masken-Gesicht (Positiv) wird vor dem Übergiessen mit Gips mit einem Rahmen versehen. Herstellen der Maske 1. D i e trockene Gipsform kannst D u , nachdem D u sie lackiert oder mit Vaseline eingefettet hast, mit i n Fischkleister g e t r ä n k t e n Zeitungspapierschnitzeln (Papiermache) auskleiden (ca. 2 m m dick; Schritt 2 auf B i l d 45). 2. Wenn die Papiermachemaske trocken ist, kannst D u sie aus der Gipsform herausnehmen, u n d schon hast D u eine leichte Maske z u m Bemalen und Spielen bereit. Variante mit Silikonkautschuk für mehrere Gips-Masken (geeignet für Schul- und Gruppenarbeiten unter der Aufsicht Erwachsener) (zusammengestellt von D o r o t h é e Simko) Material Ton, Vaseline, Silikonkautschuk (Abform-Masse, s. unten), Wellkarton, Plastilin, locker gewo- bener Stoff (z.B. Gaze = Verbandstoff), Gips, Farben, Kartonbecher, Holzspatel. Bild46 Ein ovaler Tonklumpen ist Ausgangspunkt bei der Herstellung einer «antiken» Theatermaske. Bild 47 Ein Gesicht entsteht. Modellieren 1. A u s Ton ein Oval formen (etwas grösser als D e i n Gesicht). Oval auf eine separate Unterlage legen, z . B . auf ein mit Backfolie abgedecktes Holzbrett oder auf eine kunststoffbeschichtete Fläche (z.B. Schranktablar). 2. Gewünschte Gesichtszüge i m weichen Ton modellieren und dabei auf a u s g e p r ä g t e Nase, M u n d und A u g e n achten. Bild 48 Die fertig modellierte 3. M i t Wasser und Fingern fein glätten. 4. M i t einem feuchten Tuch bedecken und leicht antrocknen lassen. Bild 49 Eine andere Form. Positivform. 5. Maske vorsichtig hochheben und auf Rückseite a u s h ö h len. Entstandenen H o h l r a u m mit zerknüllter Zeitung ausfüllen, damit das Gesicht nicht einfällt. 6. M a s k e auf eine saubere und glatte Unterlage legen und dicht mit Vaseline einstreichen. Bild 50 Auf glatter Unterlage und mit Vaseline bestrichen. dessen des SilikonkautschukNegativs 1. In 3-5 cm A b s t a n d von der Maske einen Plastilinkranz ringsherum auf die Arbeitsunterlage d r ü c k e n . E r soll später den herunterfliessenden Silikonkautschuk auffangen. Bild 51 Ein (im Bild heller) Plastilinkranz soll später das Wegfliessen des Silikonkautschuks verhindern. 2. Wir tragen ca. 5 Schichten Silikonkautschuk auf: Für die erste Schicht die nötige Menge Kautschuk mit der auf der Silikon-Verpackung angegebenen Menge Härter im Kartonbecher mischen und vorsichtig über die Maske giessen. Bild 52 Das Ton-Positiv wird mit bestrichen. Silikonkautschuk Nötigenfalls die Silikonkautschuk-Masse mit Holzspatel oder altem Pinsel vorsichtig verteilen und Glasfasern oder einige Gazestreifen (leichter erhältlich) darüberlegen zum Verstärken. 3. Erste Schicht leicht antrocknen lassen. 4. Für die zweite Schicht erneut Silikonkautschuk mit Härter mischen und vorsichtig über die erste Schicht giessen; leicht antrocknen bzw. aushärten lassen. Bild 53 Zur Verstärkung werden Glasfasern und Gazeplätzchen in die SilikonkautschukSchichten eingebunden. 5. N o c h 3-4 weitere Schichten Silikonkautschuk d a r ü b e r giessen, bis alle abstehenden Partien wie Nase, Augen und M u n d etwa 4-5 m m dick mit Silikonkautschuk bedeckt sind. 6. Silikonkautschuk vollständig a u s h ä r t e n lassen. Noch nicht ablösen. dessen des zweiteiligen Gipsmantels 1. « K a u t s c h u k m a s k e » dicht mit Vaseline bestreichen. 2. M i t Plastilin einen « D a m m » auf die SilikonkautschukM a s k e d r ü c k e n , der das Gesicht i n der Mitte längs trennen und die Nasenspitze ca. 2 cm ü b e r r a g e n soll. Bild 54 Die mehrschichtige ist fertig. Silikonkautschuk-Form 3. A u s Wellkarton (alte Kartonschachtel) ein Rechteck schneiden, das ca. 5 cm h ö her ist als die Nasenspitze der Maske, aber lang genug, dass es h a l b k r e i s f ö r m i g u m die eine Gesichtshälfte - von einem Dammende z u m anderen - gelegt werden kann. 4. Diesen K a r t o n gut mit P l a stilin von aussen an der U n terlage abdichten, damit der Gips später nicht herausfliessen kann. 5. Gips vorbereiten (Gips i n Wasser streuen und erst am Schluss v e r r ü h r e n ) und i n die vorbereitete Hälfte giessen bis auf D a m m h ö h e ( D u musst nicht allen Gips auf einmal einfüllen; besser ist es, wenn D u , wie beim Silikonkautschuk, kleinere Portionen Gips a n r ü h r s t und ihn dann i n mehreren Schichten eingiessest). 6. Gips anziehen lassen. Lege beim H ä r t e n und A n t r o c k nen die H a n d auf den Gips: D u spürst, dass er sehr warm wird. Bild 55 Die erste Hälfte der Silikonkautschuk-Form soll mit einem Gipsmantel versehen werden. Stege aus Karton (links) und Plastilin (in der Gesichtsmitte) halten den flüssigen Gips zusammen. 7. Karton und Plastilindamm von der ersten Gipshälfte entfernen, sobald der Gips hart (aber noch nicht trokken) ist. 8. V o n H a n d mit dem Bohrer einige Löcher (nur etwa 1 cm tief) seitlich i n die Gipswand bohren. 9. M i t demselben Karton die andere Gesichtshälfte umschliessen und - wie zuvor mit Plastilin abdichten. 10. B o h r l ö c h e r und Gips mit Vaseline einpinseln. 11. Zweite Gesichtshälfte mit Gips begiessen, so hoch wie die erste Hälfte. 12. Gips h ä r t e n lassen, Plastilin und Karton entfernen. Bild 56 Die beiden Gipsmantel-Hälften über der Silikonkau tschuk-Form sind fertig. 13. Erst am Tag darauf Gipsmantel sorgfältig entfernen, und ev. beide Teile mit Schnur zusammenbinden. Herstellen der eigentlichen Gipsmaske 1. Silikonkautschuk-Maske vorsichtig v o m Tonpositiv lösen. Dabei bemerkst D u , dass sie sich wie G u m m i anfühlt. 2. Gipsmantel mit der Öffnung nach oben hinstellen und Silikonkautschuk-Maske hineinlegen. Der Gipsmantel gibt nun der M a s k e einen Halt. Bild 57 Das Innere des Gipsmantels 3. Kautschuknegativ mit Vaseline auspinseln. 4. Gazestreifen zuschneiden (ca. 5x5 cm). D u kannst auch ein anderes locker gewobenes, weiches Gewebe gebrauchen. 5. Erste P o r t i o n Gips vorbereiten und z u n ä c h s t ganzes Maskennegativ damit einstreichen. haut ist hier (die weggenommen). Kautschuk- 6. A u f den noch nassen Gips Gazestreifen legen. 7. Zweite P o r t i o n Gips vorbereiten. Diesmal Gazestreifen darin eintauchen u n d M a s k e damit auslegen. 8. M a s k e mit 4-6 G a z e V G i p s Schichten auslegen, danach ca. 1-2 Stunden trocknen lassen. 9. Gipsmantel auseinanderschieben, M a s k e vorsichtig aus dem SilikonkautschukNegativ lösen, ohne dieses zu verletzen. Bild 58 Der Gipsmantel liegt auf dem Tisch und die Kautschukhaut ist sorgfältig darin eingebettet: das Ausgipsen kann beginnen! Beachte die in Gips getränkten Gazestreifen, die der Gipsmaske Stabilität verleihen. N u n liegt die Gipsmaske, das Positiv, vor D i r . Wenn D u sie nun noch vollständig austrocknen lässt (ca. 3 Tage), ist sie bereit, von D i r bemalt zu werden. M i t diesem Kautschuknegativ kannst D u mindestens 30 Gipsmasken herstellen. Bild 59 Massenproduktion Schulklasse... für eine ganze Einige Hinweise Silikonkautschuk ist i n jedem grösseren Bastelgeschäft erhältlich, g e h ö r t aber i n flüssigem Zustand nicht i n Kinderh ä n d e . Der Lehrer, die Lehrerin oder die Eltern k ö n n e n das Herstellen des Kautschuknegativs vorzeigen. D e n K i n d e r n bleibt beim Herstellen der Gipsmaske noch genug zu tun. Sollte beim H e r a u s l ö s e n der Maske ein Riss i m Kautschuknegativ entstehen, so kann dieser aussen mit etwas Gaze und Silkonkautschuk geflickt werden. Bild 60 Eine Ferienpass-Veranstaltung des Römermuseums Augst: Kinder bemalten «antike» Theatermasken. Bild 61 Durch die unterschiedlichsten Bemalungen sind aus nur drei Maskenformen viele Einzelmasken entstanden. «Charakter»-Puzzle zum Ausschneiden... Zwei antike Theatermasken zum Ausschneiden... . . . findest D u auf der separaten, gelben Faltbeilage 1 zu diesem Heft! . . . findest D u auf den beiden separaten, weissen Faltbeilagen 2 u n d 3 zu diesem Heft! Ausgewählte Literatur Zum Thema Masken & Theater und zu den wiedergegebenen Abbildungen (für weiterführende Studien kann die Bibliothek der Schweizerischen Theatersammlung in Bern konsultiert werden) Arpe/Bildgeschichte: Verner Arpe, Bildgeschichte des Theaters, Köln 1962. Berthold/Weltgeschichte: Margot Berthold, Weltgeschichte des Theaters, Stuttgart 1968. Bieber/Denkmäler: Margarete Bieber, Die Denkmäler zum Theaterwesen im Altertum, Berlin/Leipzig 1920. Bieber/History: Margarete Bieber, The History of the Greek and Roman Theater, Princeton (New Jersey) 1961. Breitschmid: Max Breitschmid 1911-1970 (dem Gedenken an Max Breitschmid von seinen Freunden herausgegeben). Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur 12, Jahresgabe (Basel) 1970. Cain/Maskenreliefs: Hans-Ulrich Cain, Chronologie, Ikonographie und Bedeutung der römischen Maskenreliefs, Bonner Jahrbücher 188, 1988, S. 107-221 (58 Abbildungen). de Ficoroni/Le maschere: Francesco de Ficoroni, Le maschere sceniche e le figure comiche d'antichi romani, Rom 1736, Nachdruck Rom 1978. Fugmann / Theater: Joachim Fugmann, Römisches Theater in der Provinz. Eine Einführung in das Theaterwesen im Imperium Romanum. Schriften des Limesmuseums Aalen 41, Stuttgart 1988. Hartnoll/Theater: Phyllis Hartnoll, Das Theater, Wien/München/Zürich 1968. Hoffmann/Pforten: Christel Hoffmann, Die Pforten sind, die Bretter aufgeschlagen, und jedermann erwartet sich ein Fest, Berlin (DDR) 1984. Kachler/Maskenspiele: Karl Gotthilf Kachler, Maskenspiele aus Basler Tradition 1936-1974, Basel 1986. Kindermann/Theatergeschichte: H. Kindermann, Theatergeschichte Europas, Salzburg 1957. Laur & Berger/Führer: Rudolf Laur-Belart, Führer durch Augusta Raurica, 5. Auflage, bearbeitet von Ludwig Berger, Augst/Basel 1988 (zum Augster Theater S. 56-75). Lefèvre/Theater: E. Lefèvre, Das römische Theater, Darmstadt 1978. Menzel/Lampen: Heinz Menzel, Antike Lampen im RömischGermanischen Zentralmuseum zu Mainz. Römisch-Germanisches Zentralmuseum zu Mainz. Katalog 15, Mainz 1969. Niffeler/Theater: Urs Niffeler, Römisches Lenzburg: Vicus und Theater (mit einer ausführlichen Typologie gallo-römischer Theaterbauten S. 124-177 mit 21 Tafeln und 7 Karten). Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa 8, Brugg 1988. Overbeck/Pompeji: J. Overbeck, Pompeji in seinen Gebäuden, Alterthümern und Kunstwerken, Leipzig 1875 (zu den pompejanischen Theatern S. 130-151). Seiterle/Maske: Gérard Seiterle, Maske, Ziegenbock und Satyr. Ursprung und Wesen der griechischen Maske, Antike Welt 19, 1988, Heft 1, S. 2-14. Steiger/Theater: Ruth Steiger, Theater in der Antike. Römermuseum Augst, Sonderausstellung Juni-Juli 1974, Ausstellungskatalog, 10 Seiten. Eingestreute Masken-Vignetten: Aus de Ficoroni/Le Maschere. Bild 1-6, 46-59: Foto Dorothée Simko. Bild 7: Foto Helga Obrist. Bild 8: Aus Bieber/History, Abb. 783. Bild 9: Foto Florence Weiss. Bild 10: Foto Helga Obrist, Originale in der Schweizerischen Theatersammlung Bern. Bild 11-13: Foto Gérard Seiterle (aus Seiterle/ Maske, Abb. 5; 18; 9). Bild 14: Aus Arpe/Bildgeschichte, Abb. 19. Bild 15, 16, 23: Zeichnung Otto Hänzi. Bild 17-20, 35, 39: Foto Elisabeth Schulz (Archiv Römermuseum Augst). Bild 21, 22, 28: Aus Berthold/Weltgeschichte, Taf. 97; Abb. S. 130; Taf. 99. Bild 24: Aus Bieber/Denkmäler, Taf. 82. Bild 25: Aus Overbeck/Pompeji, Abb. 85. Bild 26, 37, 38: Aus de Ficoroni/Le maschere, Taf. 2; 3; 28. Bild 27: Bildarchiv des Römermuseums Augst. Bild 29: Aus Hartnoll/Theater, Abb. 24. Bild 30: Aussen und Mitte: aus de Ficoroni/ Le Maschere, Taf. 79; dazwischen: aus Menzel/Lampen, Abb. 49,10; 51,3. Bild 31: Foto S. Martin-Kilcher (Inv. Römermuseum Augst 1962.557). Bild 32: Foto Helga Obrist (Inv. Römermuseum Augst 1961.5855). Bild 33: Zeichnung Markus Schaub (Inv. Römermuseum Augst 1983.6092 und 1983.9515). Bild 34: Foto und Montage Ruth Steiger (Inv. Römermuseum Augst 1967.13728). Bild 36: Aus Hoffmann/Pforten, Abb. S. 15. Bild 40: Aus Kindermann/Theatergeschichte, Taf. 6. Bild 41 : Foto Humbert, Leu + Vogt A G , Riehen (Modell von W. Eichenberger im Römermuseum Augst). Bild 42: Zeichnung Sylvia Fünfschilling. Bild 43-45: Zeichnung Christine Pugin. Bild 60-62: Foto Alex R. Furger. Seite 46, Inschrift: In Anlehnung an eine gemalte «Propagandainschrift» für ein Theater in Pompeji (Werner Krenkel, Pompejanische Inschriften, Heidelberg 1963, S. 28). Die Namen der beiden Duumvirn sind für Aventicum bezeugt (Gerold Walser, Römische Inschriften der Schweiz, 1. Teil: Westschweiz, Bern 1979, Nr. 65, und 2. Teil: Nordwest- und Nordschweiz, Bern 1980, Nr. 125). Sämtliche Ergänzungen durch Peter-A. Schwarz, unter Mithilfe von Christoph Jungck. Beilage 1: Idee und Zeichnung Dorothée Simko. Beilagen 2 und 3: Gemalt von Sylvia Fünfschilling, nach Originalen von Max Breitschmid, mit freundlicher Genehmigung der Schweizerischen Theatersammlung in Bern. Aus: Basellandschaftliche vom 16. Juli 1988 Zeitung Beilage 1: «Charakter»-Puzzle Text im Heft auf Seite 12 Zum Ausschneiden! Mit all diesen Nasen, Mäulern und Perücken kannst Du Dutzende von verschiedenen Gesichtern zusammenstellen: liebe und böse, misstrauische und zutrauliche, kluge und dumme, traurige und fröhliche. (aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater, Augster Museumshefte 11) Beilage 2: Eine antike Theatermaske zum Ausschneiden! Kartonmaske vom «Prolog» der Aufführung der Komödie «Menaechmi» (Die Zwillinge) des römischen Schriftstellers Plautus im «Schönen Haus» zu Basel im Jahre 1969. Nach einem Original des Künstlers Max Breitschmid, Schweizerische Theatersammlung Bern. Anleitung: Maske zuerst entlang der «Faltmarken» vorfalten, dann rundherum ausschneiden; ebenso die Öffnungen für Augen, Nase und Mund. Nasenstück separat ausschneiden. Maske nochmals gut falten, damit sie aufs Gesicht passt. Nasenteil mit Klebstoff am «Steg» in die dreieckige Nasenöffnung einkleben - fertig! (aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater, Augster Museumshefte 11) NASE ZUM EINSETZEN Beilage 3: Eine antike Theatermaske z u m Ausschneiden! Kartonmaske der «Magd» von der Aufführung der Komödie «Menaechmi» (Die Zwillinge) des römischen Schriftstellers Plautus im «Schönen Haus» zu Basel im Jahre 1969. Nach einem Original des Künstlers Max Breitschmid, Schweizerische Theatersammlung Bern. Anleitung: Maske zuerst entlang der «Faltmarken» vorfalten, dann rundherum ausschneiden; ebenso die Öffnungen für Augen, Nase und Mund. Nasenstück und schmales Mundstück separat ausschneiden. Maske nochmals gut falten, damit sie aufs Gesicht passt. Nasenteil und Mundstück mit Klebstoff an den mit «Steg» bezeichneten Streifen in die Öffnungen einkleben - fertig! ZUM ANKLEBEN BEIM STEG AM MUND STEGE ZUM ANKLEBEN AN MASKE (aus: D. Simko, Antike Maskenspiele im römischen Theater, Augster Museumshefte 11) NASE ZUM AUSSCHNEIDEN FALTMARKEN
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