Elektronik I, Foliensatz 9 3.2 Leitungen G. Kemnitz Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 1/45 1. Leitungen 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 Leitungen Wellengleichung Wellenwiderstand Reexion Sprungantwort Messen von Leitungsparametern Aufgaben G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 2/45 1. Leitungen Leitungen G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 2/45 1. Leitungen Elektrisch lange Leitungen Elektrische Signale breiten sich auf einer Leitung als elektromagnetische Wellen mit nahe Lichtgeschwindigkeit aus. u(t, x) in V 2 t in ns 30 1 0 20 x1 10 ϕ(x2 ) − ϕ(x1 ) ≈ 4 V -1 x2 -2 -3 0 0 20 40 60 x in cm Eine Leitung mit messbaren Potenzialunterschieden zwischen unterschiedlichen Punkten wird als elektrisch lang bezeichnet. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 3/45 1. Leitungen Ersatzschaltung i(x, t) Sender Empfänger u(x, t) x ∂x du ∂x i L′ · ∂x R′ · ∂x i+ ∂i ∂x ∂i ∂x u G′ · ∂x C ′ · ∂x u+ ∂u ∂x ∂x G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 4/45 1. Leitungen Kette elektrisch kurzer Leitungsstücke aus Hin- und Rückleitung der Länge ∂x → 0 mit: einem Widerstand R0 · ∂x und einer Induktivität L0 · ∂x über denen die Spannung ∂i ∂u = R0 · i + L0 · ∂x ∂t abfällt, und einem Leitwert G0 · ∂x und einer Kapazität C 0 · ∂x durch die der Strom ∂u ∂i = G0 · u + C 0 · ∂x ∂t ieÿt. Die Gröÿen R0 , L0 , G0 und C 0 werden Leitungsbeläge genannt und sind die Ableitungen von R, L, C und G nach dem Weg. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 5/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Wellengleichung G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 6/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Die Wellengleichung Beide Dierentialgleichungen sind linear und können im Frequenzraum gelöst werden. Im Frequenzraum wird aus der Ableitungen nach der Zeit eine Multiplikation mit jω : ∂U ∂x ∂I ∂x = (R0 + j · ω · L0 ) · I (x) (1) = (G0 + j · ω · C 0 ) · U (x) (2) Die Ableiten von Gl. 1 nach dem Weg und Einsetzen von Gl. 2 ergibt eine lineare frequenzabhängige Dierentialgleichung 2. Ordnung für die Ausbreitung komplexer Spannungswellen auf der Leitung: p ∂U 2 = γ 2 · U mit γ = (R0 + j · ω · L0 ) · (G0 + j · ω · C 0 ) 2 ∂ x (γ Fortpanzungskonstante). G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 7/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Lösungen der Wellengleichung Die Wellengleichung p ∂U 2 = γ 2 · U mit γ = (R0 + j · ω · L0 ) · (G0 + j · ω · C 0 ) 2 ∂ x hat zwei Lösungen, eine für die hinlaufende Welle: L ·x U H (x) = U H0 · e−γ·x = U H0 · e|−D {z } · −j·ψ·x |e {z } Dämpfung Phasenverschiebung und eine für die rücklaufende Welle: U R (x) = U R0 · eγ·x = U R0 · e|D{zL ·x} · e|j·ψ·x {z } Dämpfung Phasenverschiebung Der Realteil der Ausbreitungskonstanten γ ist die Dämpfung DF und der Imaginärteil die Ortskreisfrequenz ψ . Die Ortsfunktionen der komplexen Wellen sind Zeiger, die sich in Wegrichtung auf einer Spiralbahn bewegen. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 8/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Phase und Amplitude nehmen in Bewegungsrichtung ab: RQ ... U R0 ... U H0 UQ −x 0 0 λ x Die zugehörige Zeitsignale sind die komplexen Amplituden (Zeiger) multipliziert mit ejω·t : uH (t, x, ω) = U H0 · e−γ(ω)·x · ejω·t ; uR (t, x, ω) = . . . Praktisch lassen sich natürlich nur reelle Spannungs- und Stromverläufe, d.h. die Summe der paarweise konjugiert komplexen Wellen für ω und −ω erzeugen und messen: uH (t, x, ω) + uH (t, x, −ω) = 2 · |U H0 | · e−DF ·x · cos (ω · t + Phase . . .) G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 9/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung rücklaufende Welle hinlaufende Welle 4 t in ns 3 2 1 0 -30 -20 10 -10 Einspeispunkt des Signals 20 30 x in cm Phase und Amplitude nehmen in Bewegungsrichtung ab: rücklaufende Welle Amplitude Phase eDL ·x |U R0 | · Phase (U R0 ) + ψ · x G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) hinlaufende Welle |U H0 | · e−DL ·x Phase (U H0 ) − ψ · x 27. Oktober 2015 10/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Ausbreitungsgeschwindigkeit Die Ausbreitungsgeschwindigkeit ist das Verhältnis aus der Wellenlänge und der Signalperiode: t in ns 4 λ v= TP Mit 3 TP 2·π 2·π λ= , TP = ψ ω ist sie das Verhältnis aus der Ortskreisfrequenz und der Kreisfrequenz: v= ω ψ G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 2 1 0 0 10 20 30 λ x in cm 27. Oktober 2015 11/45 1. Leitungen 1. Wellengleichung Für verlustarme Leitungen: R0 G 0 beträgt die Ortskreisfrequenz ψ = Im p ω · L0 ω · C0 √ (R0 + j · ω · L0 ) · (G0 + j · ω · C 0 ) ≈ ω · L0 · C 0 Die Ausbreitungsgeschwindigkeit beträgt in diesem Fall: 1 1 ω v= =√ =√ ψ ε·µ L0 · C 0 Ohne Herleitung ist das die Lichtgeschwindigkeit in einem Material mit derselben Dielektrizitätskonstante ε (Verhältnis aus elektrischer Flussdichte zu elektrischer Feldstärke) und Permeabilität (Verhältnis aus magnetischer Flussdichte und magnetischer Feldstärke). (Licht-) Geschwindigkeit: im Vakuum: ≈ 30 cm/ns auf Leitungen: ≈ 5 . . . 20 cm/ns. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 12/45 1. Leitungen 2. Wellenwiderstand Wellenwiderstand G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 13/45 1. Leitungen 2. Wellenwiderstand Denition des Wellenwiderstands Denitionen 1 Der Wellenwiderstand Z (x) ist das Verhältnis aus der komplexen Spannungswelle und der komplexen Stromwelle am Punkt x einer Leitung. Das ist weder der ohmsche Widerstand noch der komplexe Widerstand der Leitung, sondern eine ortsabhängige Gröÿe mit derselben Maÿeinheit, die auf eine andere, später dargelegte Weise gemessen wird. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 14/45 1. Leitungen 2. Wellenwiderstand ∂U Berechnung I(x) L′ · ∂x R′ · ∂x ∂I U = U H0 · e−λ·x G′ · ∂x C ′ · ∂x ∂x I (x) Z mit γ= p ∂ (U H0 · e−γ·x ) γ · U H0 · e−γ·x = (R0 + j · ω · L0 ) · ∂x (R0 + j · ω · L0 ) −γ·x 0 U U ·e R + j · ω · L0 = H0 = I I γ = − = (R0 + j · ω · L0 ) · (G0 + j · ω · C 0 ) Z=p (R0 R0 + j · ω · L0 +j·ω· L0 ) · (G0 +j·ω· G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) ergibt sich: C 0) = s R0 + j · ω · L0 G0 + j · ω · C 0 27. Oktober 2015 15/45 1. Leitungen 2. Wellenwiderstand Eigenschaften des Wellenwiderstands Der Wellenwiderstand ist eine Funktion der Leitungsbeläge L0 , R0 , C 0 , G0 und damit der Geometrie der Hin- und der Rückleitung und des Isolators dazwischen. Die weiteren Betrachtungen beschränken sich auf homogene reellwertige Leitungen. homogen: Konstanter Wellenwiderstand über die gesamte Länge. reellwertig: Reeller Wellenwiderstand: s R 0 + j · ω · L0 = G0 + j · ω · C 0 r R0 = G0 r L0 =Z C0 Für hohe Frequenzen sind die meisten Leitungen wegen R0 j · ω · L0 und G0 j · ω · C 0 reellwertig. Der Wellenwiderstand beträgt dann: Z= s j · ω · L0 = j · ω · C0 G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) r L0 C0 27. Oktober 2015 16/45 1. Leitungen 2. Wellenwiderstand Wellenwiderstände standardisierter Datenkabel Für die Informationsübertragung (Messdaten, Telefon, Fernsehen, Rechnervernetzung) werden fast ausschlieÿlich homogene reellwertige Leitungen verwendet. Beispiele: Kabeltyp Z max. Anwendung Frequenz RG 58 (Koaxialkabel) RG 59 (Koaxialkabel) UTP-3 (TwistedPair-Kabel) UTP-5 (TwistedPair-Kabel) 50 Ω 10 MHz Datenübertragung 75 Ω 10 MHz Kabelfernsehen 100 Ω 16 MHz Datenübertragung 100 Ω 100 MHz Datenübertragung G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 17/45 1. Leitungen 3. Reexion Reexion G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 18/45 1. Leitungen 3. Reexion Änderung des Wellenwiderstands Änderungen des Wellenwiderstands treten auf beim Übergang zwischen unterschiedlichen Leitungen, an Anschlussstellen von Signalquellen und Empfängern, an Knicken und anderen geometrischen Änderungen1 . Bei einer Änderung des Wellenwiderstands teilen sich die ankommende Strom- und Spannungswelle in eine weiterlaufende und eine reektierte Strom- und Spannungswelle. I i−1 ZR U i−1 U R.i I W.i I R.i K M U W.i ZW x0 1 Bei Wellenlängen im Zentimeterbereich sind bereits Leitungen auf Leiterplatten elektrisch lang. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 19/45 1. Leitungen 3. Reexion I i−1 ZR U i−1 U R.i I W.i I R.i K M U W.i ZW x0 Auch am Änderungspunkt des Wellenwiderstands gelten Maschen- und Knotensatz: Maschengleichung: U i−1 + U R.i = U W.i (U i−1 , U W.i , U R.i ankommende, weiterlaufende und reektierte Spannungswelle). Knotengleichung: I i−1 = I W.i + I R.i (I i−1 , I W.i , I R.i ankommende, weiterlaufende und reektierte Stromwelle). G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 20/45 1. Leitungen 3. Reexion Lösen des Gleichungssystems I i−1 ZR In der Knotengleichung Ströme U i−1 U R.i I W.i I R.i K M durch Quotient aus Spannung U W.i ZW x0 und Widerstand ersetzen: I i−1 = I W.i + I R.i ⇒ U i−1 U U = W.i + R.i ZR ZW ZR Zusammen mit der Maschengleichung: U i−1 + U R.i = U W.i 2 Gleichungen mit 3 Unbekannten. Umformung in eine Gleichung für die weiterlaufende Welle: U W.i = (1 + r) · U i−1 mit r = ZW − ZR ZW + ZR (r Reexionsfaktor) und eine für die reektierte Welle: U R.i = r · U i−1 G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 21/45 1. Leitungen 3. Reexion I i−1 ZR U i−1 U R.i I W.i I R.i K M U W.i ZW x0 Wegen der geänderten Zählrichtung ist für die weiterlaufende Stromwelle die rücklaufende von der ankommenden Stromwelle abzuziehen: I W.i = (1 − r) · I i−1 I R.i = r · I i−1 G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 22/45 1. Leitungen 3. Reexion Beispiel Zwei unterschiedliche Koaxkabel werden miteinander verbunden: * RG58: Datenkabel Z = 50 Ω * RG59: Fernsehkabel Z = 75 Ω Wie groÿ ist der Reexionsfaktor? Für eine Welle, die im 50 Ω-Kabel ankommt (ZW = 75 Ω und ZR = 50 Ω): 75 Ω − 50 Ω = 0,2 75 Ω + 50 Ω Für eine Welle, die über das 75 Ω-Kabel zurückkommt (ZW = 50 Ω und ZR = 75 Ω): r= 50 Ω − 75 Ω = −0,2 75 Ω + 50 Ω G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) Spannungswelle 20% 120% 100% Stromwelle 100% 80% 20% Z = 50 Ω Z = 75 Ω Spannungswelle 80% 100% -20% Stromwelle -20% 120% 100% r= 27. Oktober 2015 23/45 1. Leitungen 3. Reexion Ankopplung eines Senders an eine Leitung Modell I H0 I R0 Ersatzschaltung U RQ I RQ ZR U R0 RQ U RQ U H0 RQ ZH UQ UQ I RQ K I R0 I H0 ZR ZH M U R0 = U H0 Eingespeiste Spannungswellen: U H0 = U R0 = ZH k ZR · UQ RQ + (Z H k Z R ) Eingespeiste Stromwellen: U I H0 = H0 ; ZH I R0 = G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) U R0 ZR 27. Oktober 2015 24/45 1. Leitungen 3. Reexion Ankopplung eines Empfängers an eine Leitung I i−1 ZR U i−1 U R.i I R.i K I W.i I RA M1 RA M2 U RA U W.i ZW K: I i−1 = I W.i + I R.i + I RA M1 : UR.i + Ui−1 = U RA M2 : U RA = U W.i U RA = U W.i = (1 + r) · U i−1 U R.i = r · U i−1 mit dem geänderten Reexionsfaktor ... (siehe nächste Folie) G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 25/45 1. Leitungen 3. Reexion r= I i−1 ZR U i−1 U R.i (Z W k RA ) − Z R (Z W k RA ) + Z R I R.i K I W.i I RA M1 RA (3) U RA M2 U W.i ZW Der Reexionsfaktor am Ankopplungspunkt für einen Empfänger ist gleich dem Reexionsfaktor am Übergang zwischen zwei Leitungen, wenn der Wellenwiderstand für die weiterführende Leitung durch die Parallelschaltung aus dem Eingangswiderstand des Empfängers und dem Wellenwiderstand der weiterführenden Leitung ersetzt wird. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 26/45 1. Leitungen 3. Reexion Die reektierte Welle am Sender Nach dem Überlagerungssatz können die Wellen, die von der Signalquelle des Senders ausgestrahlt werden, und die Wellen, die eine ankommende Welle verursacht, unabhängig voneinander betrachtet und anschlieÿend addiert werden. Ein Sender verursacht für eine ankommende Welle dieselben Reexionen wie ein Empfänger, dessen Eingangswiderstand gleich dem Innenwiderstand des Senders ist. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 27/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Sprungantwort G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 28/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Die Sprungantwort verzerrungsfreier Leitungen Die Sprungantwort ist die Systemreaktion auf den Einheitssprung 0 t<0 σ (t) = 1 t≥0 multipliziert mit einer Spannung oder einem Strom am Systemeingang, hier als Sendesignal. Die bisher behandelten Leitungen waren linear. Bei der Übertragung von Impulsfolgen lässt sich das empfangene Signal aus der Sprungantwort konstruieren. Eine verzerrungsfreie Leitung ist eine reellwertige Leitung, deren Verzögerung, Dämpfung und Wellenwiderstand für alle Frequenzen gleich sind. Gilt insbesondere für reellwertige Leitungen ohne nennenswerte Dämpfung. Ein Sprung bewegt sich auf einer verzerrungsfreien Leitung mit derselben Geschwindigkeit wie jeder seiner Spektralanteile und wird genauso reektiert. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 29/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Punkt-zu-Punkt-Verbindung RQ uQ = U0 · σ(t) ue Z; tLtg 0 RA ua l x Eingespeiste Welle am Leitungsanfang: Z uH0 = · U0 · σ (t) Z + RQ Reexion am Leitungsende: uR1 = rE · uH0 = rE · Z · U0 · σ (t − tLtg ) Z + RQ Reexion am Leitungsanfang: ... G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 30/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Beispiel RQ uQ = U0 · σ(t) Eingespeiste Welle: ue RA Z; tLtg 0 l x ua Beispielwerte U0 = 3 V RQ = 75 Ω Z = 50 Ω tLtg = 2 ns RA = 150 Ω 50 Ω · 3 V · σ (t) = 1,2 V · σ (t) 50 Ω + 75 Ω Reexionsfaktor am Leitungsende: RA − Z 150 Ω − 50 Ω 1 rE = = = RA + Z 150 Ω + 50 Ω 2 Reexionsfaktor am Leitungsanfang: RQ − Z 75 Ω − 50 Ω 1 rA = = = Z + RQ 50 Ω + 75 Ω 5 uH0 = G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 31/45 1. Leitungen Welle H0 R1 H1 R2 H2 R3 4. Sprungantwort Start- Richzeit tung → ← → ← → ← 0 2 ns 4 ns 6 ns 8 ns 10 ns l 1,8 V 0V x 1,99 V l 2 1,2 V 0 0 2 1,92 V 4 6 2V t in ns Amplitude t ue (t) ua (t) 1,2 V 600 mV 120 mV 60 mV 12 mV 6 mV 0 1 ns 2 ns 3 ns 4 ns 5 ns 1,2 V 1,2 V 1,92 V 1,92 V 1,99 V 2,00 V 0 1,8 V 1,8 V 1,98 V 1,98 V 1,99 V 2V ua 1 V 0 2V u 2l 1V 0 2V ue 1 V 0 G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 0 2 4 6 t in ns 27. Oktober 2015 32/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Stationärer Zustand RQ uQ = U0 · σ(t) ue RA Z; tLtg 0 l x ua Beispielwerte U0 = 3 V RQ = 75 Ω Z = 50 Ω tLtg = 2 ns RA = 150 Ω Die Leitung ist im Sinne der kirchhoschen Sätze ein Knoten. Die Widerstände RQ und RA bilden einen Spannungsteiler: ua (t tLtg ) = RA 150 Ω · 3V = 2V · U0 = RQ + RA 150 Ω + 75 Ω Bei einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung lassen sich störende Reexionen auf zwei Arten unterbinden: Quellwiderstand RQ = Z oder Eingangswiderstand des Empfängers RA = Z G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 33/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Leitungen mit mehreren Sendern und Empfängern Beim Anschluss von Sendern an Leitungs- zwischenpunkte gilt für den Reexionsfaktor ankommender Wellen Gl. 3 mit ZW = ZR = Z: r= (Z k RQ ) − Z (Z k RQ ) + Z R Die Unterbindung von Reexionen verlangt an den Leitungsenden Abschlusswiderstände mit RA = Z . Die Eingangs- bzw. Ausgangswiderstände der Empfänger und Sender an Leitungszwischenpunkten müssen hochohmig sein RQ/E Z (Sender als Stromquellen): RA = Z RE ≫ Z Z rücklaufende RQ ≫ Z Welle uQ G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) hinlaufende Welle Z RA = Z 27. Oktober 2015 34/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Impulsfahrplan bei Signaleinspeisung in der Mitte: RA = Z RE ≫ Z −lr rücklaufende RQ ≫ Z Welle uQ Z hinlaufende Welle 0 x 0 x 0 −lr x lh u(lh , t) = uE t − lh Ausbreitung von Rechtecksignalen RA = Z Z lh v u(0, t) = uQ t u(−lr , t) = uE t − lr v Die ersten Rechnernetze mit Koax-Kabeln (Datenrate bis 10 MBit/s) waren elektrisch so aufgebaut, heute ersetzt durch Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und Switches. Heute ndet man diese Struktur noch bei Feldbussen, z.B. dem CAN-Bus. Keine Funktion ohne Abschlusswiderstände. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 35/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort PCI-Bus Beim PCI-Bus haben die Adress-, Daten- und Steuerleitungen (auÿer dem Takt) keine Abschlusswiderstände. Aktive Signalquelle RQ ≈ Z . Empfänger und inaktive Signalquellen RE Z . RE ≫ Z −lr rücklaufende RQ = Z Welle uQ = U0 · σ(t) Z x r=1 r≈0 0 hinlaufende Welle 1−r ≈ 2 3 r≈ r≈ 1 3 1−r ≈ Z 0 1 3 2 3 lh x r=1 An den Leitungsenden beträgt der Reexionsfaktor 1 und am Einspeispunkt für die reektierte Welle 0,33. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 36/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort Übertragung eines Rechtecksignals: uQ x u(lh , t) 1V 0 lh u(+dx, t) 0 −lr u(−dx, t) t u(−lr , t) 1V 0 1V 0 1V 0 1V 0 t Bei Übertragung eines Sprungs kommen am Empfänger an: das erste Drittel auf direktem Wege, das zweite Drittel als Reexion von dem Endes auf derselben Seite des Senders und 4/9 mit der Reexion vom anderen Leitungsende. (1/3 reektiert das Leitungsende und davon kommen nur 2/3 am Sender vorbei.) G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 37/45 1. Leitungen 4. Sprungantwort lh x uQ 0 −lr ua t 1V 0 1V 0 Der Sender muss nach jedem Signalwechsel warten, bis beide Reexionen wieder vorbei gekommen sind, d.h. Ausbreitungsgeschwindigkeit mal doppelte Länge der Busleitung. Die Längenbegrenzung der Busleitung begrenzt die maximale Anzahl von PCI-Slots, die eine Rechner haben kann. Der 66MHz-PCI-Bus ist nur halb so lang und hat nur halb so viele Slots wie der 33MHz-PCI-Bus. Neuere Bussysteme bevorzugen auch hier die schaltungstechnisch aufwändigere, aber wesentlich schnellere und elektrisch einfachere Punkt-zu-Punkt-Struktur. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 38/45 1. Leitungen 5. Messen von Leitungsparametern Messen von Leitungsparametern G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 39/45 1. Leitungen Messaufbau 5. Messen von Leitungsparametern Messleitung Testleitung ZM = 50 Ω ZT , tTLtg Abschlusswiderstand RA Oszillogramm RQ = Z M RE ≫ Z uQ = U0 · σ(t) Signalgenerator 2 Oszilloskop U0 U0 /2 0 2 · tTLtg Der Generator speist 50% des Sprungs in die Messleitung. Die Höhe des ersten Sprungs auf dem Oszi ist 1+r 2 · U0 . Die Reexion am Leitungsende verursacht nach der doppelten Leitungslaufzeit einen zweiten Sprung2 . Zur Bestimmung von Z den Abschlusswiderstand RA so einstellen, dass keine Reexionen auftreten und messen. Die Sprungwelle läuft dann weiter mit abnehmender Amplitude zwischen Oszi und RA hin und her und erzeugt weitere kleine Sprünge auf dem Oszi-Bild. Die Leitungslaufzeit ist die Hälfte zwischen den Sprüngen. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 40/45 1. Leitungen 6. Aufgaben Aufgaben G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 41/45 1. Leitungen 6. Aufgaben Elektrisch lang? Auf einer Leitung der Länge l = 1 m mit einer Ausbreitungsgeschwindigkeit von v = 10 cm ns wird ein Kosinussignal mit einer Frequenz von f = 1 MHz übertragen. Wie groÿ ist die Wellenlänge? Muss die Leitung als elektrisch lang modelliert werden? G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 42/45 1. Leitungen 6. Aufgaben Reexionsfaktor Wie groÿ ist der Reexionsfaktor, wenn das Ende eines 50Ω-Kabels oen gelassen (RA → ∞) oder kurzgeschlossen wird (RA = 0)? Wie groÿ ist in beiden Fällen die reektierte Spannungswellen im Verhältnis zur ankommenden Spannungswelle? G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 43/45 1. Leitungen 6. Aufgaben Sprungantwort A uQ = RQ 0t<0 U0 t ≥ 0 U0 = 4 V RQ = 300 Ω B uA Z1 tLtg1 Z1 = 100 Ω Z2 = 50 Ω R1 C uB tLtg1 = 2 ns tLtg2 = 1 ns Z2 tLtg2 R2 uC R1 = 100 Ω R2 = 33,3 Ω An welchen der Punkte A bis C treten Reexionen auf und in welchen Richtungen? Was für Wellen löst der Sprung in den ersten 8 ns aus? Startort, Startzeitpunkt, Ausbreitungsrichtung und Amplitude. Spannungsverlauf an den Punkten A bis D. Spannungen im stationären Zustand nach dem Sprung. G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 44/45 1. Leitungen 6. Aufgaben Messen von Leitungsparametern A RQ B Z1 tLtg1 ue uQ = U0 · σ(t) C uB R1 Z2 tLtg2 R2 E D Z3 tLtg3 uC R3 uD Z4 tLtg4 R4 a) gegeben: U0 = 2 V; RQ = 200 Ω E Ort 1 8 D C B A 1 2 1V 3,2 ua 5 V 1 4 1 16 V V V 7,3 10,7 b) t in ns Bestimmen Sie die Wellenwiderstände und Laufzeiten aller Leitungssegmente. Bestimmen Sie die Widerstände R1 bis R4 . G. Kemnitz · Institut für Informatik, TU-Clausthal (E1-F9) 27. Oktober 2015 45/45
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