Rasante Lebenshilfe - Rallye Club Böblingen

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Nummer 197 • Donnerstag, 27. August 2015
Sport vor Ort
Scorpions wollen
Tabellenführer
kräftig ärgern
Footballer bestreiten erstes Spiel im
neuen Stadion in Schwäbisch Hall
STUTTGART (eru). Ein bisschen nagt die
41:45­Niederlage bei den Allgäu Comets
in Kempten noch immer an Jemil Hamiko,
„Wir können mit jedem mithalten, aber
uns fehlt diese Saison die Konstanz“, sagt
der Cheftrainer der Stuttgart Scorpions.
Noch mehr als die verlorenen Punkte
wurmt ihn die Tatsache, dass seine Ameri­
can Footballer vor den letzten Auswärts­
spielen bei den Schwäbisch Hall Unicorns
an diesem Samstag (17 Uhr) und bei den
Saarland Hurricans (5. September, 18
Uhr) nur noch theoretische Chancen ha­
ben, Platz zwei in der Süddivision der
German Football League, der höchsten
deutschen Klasse, zu erreichen. „Der Zug
ist abgefahren, weil ich nicht damit rech­
ne, dass die Comets noch zwei Spiele ver­
lieren. Aber unser Primärziel, die Play­
offs, haben wir erreicht“, sagt der Coach.
Als aktueller Dritter würden die Stutt­
garter im Viertelfinale auf den Nord­
Zweiten Dresden Monarchs treffen, der
Mitte September zunächst Heimrecht hät­
te. „Das wäre eine harte Nuss für uns, wir
würden auf jeden Fall schon einen Tag vor
dem Spiel anreisen“, erklärt Hamiko die
Planung der Scorpions. Sollte das Team
am Ende nur Vierter werden, hieße der
Gegner New York Lions Braunschweig. Aber erst mal gilt die Konzentration
dem Aufritt beim Tabellenführer, den
Unicorns. Das Spiel wird im neu erbauten
Optima Sportpark ausgetragen. Mehrere
Jahre lang wurde in Schwäbisch Hall an
dem Projekt eines Ballsportstadions mit
überdachter Tribüne gefeilt. Ein Sieg dort
wäre nach dem Geschmack von Hamiko.
„Es würde die Unicorns sicher wurmen,
wenn sie ausgerechnet ihre erste Begeg­
nung dort verlieren würden“, sagt der
Scorpions­Trainer, „ich erwarte von mei­
nem Team ein Spiel ohne dumme Fehler.“ Club-Service
Gelebte Inklusion: Kinder und Jugendliche mit Handicap können im Kartanhänger die Geschwindigkeit und die Motorengeräusche genießen
Rasante Lebenshilfe
Vom Projekt Motorsport und Inklusion des Rallye Club Böblingen profitierten Kinder mit Handicap und auch junge Fahrer des Clubs
Dieses Projekt hat Vorbildcharakter:
Die Entwicklung eines Kartanhängers
ermöglicht in Böblingen auch Kindern
und Jugendlichen mit Handicap den
aktiven Spaß am Motorsport.
Von Elke Rutschmann
TC Bernhausen
Schon zum 19. Mal findet von diesem Donnerstag an der Bernhausener Bank Bärencup des statt. Bis Sonntag kämpfen auf den Anlagen des ausrichtenden TC Bernhausen, des TSV Plattenhardt und des TC Stetten/Filder die Seniorinnen und Senioren um Punkte für die Ranglis­
te des Deutschen Tennis Bunds (DTB). Die Tennis­Routiniers starten bei den Damen in den Altersklassen 40­60 Jahre und bei den Herren 40­70 Jahre. Weitere Infos unter: www.tc­bernhausen.de TSV Mühlhausen
Jubel bei den Tennis­Damen der Spielge­
meinschaft TSV Mühlhausen/TC Frei­
berg­Mönchfeld: Die Mannschaft um Larissa Schwaderer, Lisa Stein, Pamela Kozoderc, Nina Kampf und Leonie Schmid ist souverän in die Bezirksstaffel 1 aufgestiegen. Gazistadion auf der Waldau
An diesem Donnerstag öffnet die Heim­
spielstätte der Fußball­Drittligisten Stuttgarter Kickers und VfB Suttgart II sowie der Footballer der Stuttgart Scor­
pions ihre Tore. Von 14 bis 19 Uhr kön­
nen Sportinteressierte jeden Alters beim Erlebnisnachmittag einen Blick hinter die Kulissen des Gazistadions werfen und bei Mitmach­Aktionen auf dem Ra­
sen selbst aktiv sein. Nähere Infos: www.stuttgart.de/erlebnisnachmittag. BÖBLINGEN. Unter dem Helm mit der
schwarzen Kapuze dürften an diesem brü­
tend heißen Freitag um die 40 Grad ge­
herrscht haben, doch Kristian Zweigert
macht die dampfende Hitze nichts aus. Er
wäre am liebsten noch eine Runde mit dem
Kartanhänger gefahren auf dem großen
Parkplatz in der Herrenberger Straße in
Böblingen. „Das war ganz toll. Wir hätten
auch noch schneller fahren können“, sagt
Kristian Zweigert, bevor er wieder in seinen
Rollstuhl gehoben wird. Auf der Bahn
nebenan trainieren zwölf Fahrer des Rallye
Club Böblingen (RCB), die sich für die End­
läufe zur deutschen Meisterschaft im Karts­
lalom qualifiziert haben. Jugendkartsport ist mehr als ein Einstieg
in den Motorsport. Jugendkart ist Verkehrs­
erziehung, Konzentrations­ und Kondi­
tionsübung und das Erlernen von Disziplin.
Es geht dabei nicht um die absolute Ge­
schwindigkeit, sondern um Reaktionsver­
mögen, Konzentration und Taktik. Eine
Fahrt dauert zwischen 35 und 40 Sekunden.
„In der Zeit müssen die Kinder alles abru­
fen. Das ist nicht einfach“, sagt Berit Erlba­
cher, zweite Vorsitzende beim RCB. Doch an
diesem Nachmittag schlüpfen die jungen
Fahrer des RCB noch in eine andere Rolle.
Nach absolviertem Training wechselt auch
Erlbachers Sohn Jacob auf die Nebenstre­
Sport und Krebs schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Körperliche Aktivität ver­
bessert die Lebensqualität und steigert das Selbstwertgefühl und die Vitalität. Aus diesem Grund veranstaltet die Stif­
tung Leben mit Krebs vom 5. bis zum 12. September die Aktionswoche „Sport und Bewegung für Menschen mit Krebs“. Auch Sportvereine können sich unter www.sportfest­krebs.de anmelden und einen Aktionstag für Krebspatienten durchführen. Die Stiftung fördert jede Gruppe mit 150 Euro und unterstützt die Organisation. OSTFILDERN. Ein bisschen angespannt und
nervös ist Sabrina Eckhoff schon gewesen
vor ihrem ersten Lehrgang als Referentin in
der Sportschule Ruit. Auf dem Programm
der Trainerfortbildung des Württembergi­
schen Fußballverbandes (WFV) stand das
Thema Viererkette. „Die Teilnehmer haben
sich wohl schon gedacht: Was will die junge
Frau jetzt von uns?“, sagt Sabrina Eckhoff. Diese junge Frau misst gerade mal 1,63 m
und ist seit 11. Mai eine der vier hauptamtli­
chen WFV­Verbandssportlehrer. Sie ist die
erste Frau, die dieses Amt in Württemberg
ausübt. Die Hürde Viererkette hat sie bra­
vourös gemeistert, die Rückmeldungen der
Männergruppe waren allesamt positiv. Wa­
rum auch nicht? Schließlich dreht sich bei
der gebürtigen Hamburgerin schon immer
alles um den Ball. Eckhoff hat selbst aktiv
gespielt, ehe ein doppelter Kreuzbandriss
ihre aktive Karriere beendete. Zuletzt arbei­
tete sie als Assistentin der Geschäftsführung
beim Schleswig­Holsteinischen Fußballver­
band und nebenbei als Co­Trainerin der
Frauen von Zweitligist Holstein Kiel. „Aber
ich wollte nicht nur im Büro sitzen, sondern
lieber immer auf dem Rasen stehen“, sagt
Eckhoff, deren Vorstellung von Fußball sich
mit der Philosophie des WFV vom ballorien­
tierten und ballgewinnenden Spiel deckt.
Am Tag des Interviews sitzt Sabrina Eck­
hoff auf dem Außengelände der Sportschule
Ruit im Schatten unter Kastanienbäumen,
während die Sonne auf die Rasenplätze
prallt. Die 31­Jährige hat nicht viel Zeit,
denn in der kühlen Fußballhalle läuft gerade
Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an
folgende E-Mail: [email protected]
tanhänger. „Wir waren sehr schnell und ha­
ben deshalb auch ein Hütchen umgewor­
fen“, sagt Ole und schnappt sich eine Flasche
Mineralwasser. Bei einem normalen Rennen hätte dies
eine Zeitstrafe von zwei Sekunden bedeutet.
Möglich gemacht hat dieses rasante Projekt
eine Entwicklung von RCB­Mitglied Mar­
kus Berg, der vor zwei Jahren den Kartan­
hänger konzipiert hat. Er musste so konstru­
iert sein, dass er der Spur des Zugfahrzeugs
auch um die Pylonen herum präzise folgt.
Deshalb hat er sich der Ingenieur für eine
Allradlenkung entschieden. Abdeckbleche,
ein spezifischer Sitz mit Kopfstütze und ein
Hintergrund
Bestes Einstiegsalter liegt bei acht Jahren
¡ Modus: Das beste Einstiegsalter in den
rasanten Sport liegt bei acht Jahren. Ein
Jugendkartslalom wird in drei separaten
Läufen auf einem Parcours durchgeführt,
von denen der erste ein Trainingslauf ist
und die beiden weiteren Läufe in die Wertung einfließen. Dabei werden sowohl die
Zeit als auch die erzielten Fehler gewertet.
Die in Sekunden umgerechneten Fehler
werden dabei auf die erreichte Fahrzeit
addiert und der Fahrer mit der geringsten
Gesamtzeit gewinnt. Dabei gibt es für einen
Pylonenfehler zwei Strafsekunden, für das
Auslassen oder falsche Befahren einer Aufgabe zehn Strafsekunden. Es können jedoch
nie mehr als 99 Strafsekunden pro Wertungslauf berechnet werden. In Ausnahmefällen kann es auch zu einer Disqualifikation
kommen. Neben den Einzelwertungen in
den Klassen kann auch eine Mannschaftswertung durchgeführt werden, bei denen
Mannschaften aus vier bis fünf Fahrern
antreten und die erreichten Punkte der
besten drei Fahrer einer Mannschaft addiert
werden.
¡ Ausrüstung: Es wird mit Viertakt-Karts mit
160 cm³ Hubraum und zwischen 5,5 und 6,5
PS gefahren. Die Spurbreite an der Hinterachse beträgt 1,25 m, bei Regenbereifung
1,15 bis 1,25 m. Die Teilnehmer müssen mit
den ganzen Körper bedeckender Kleidung,
Handschuhen, Vollvisierhelm und festen
Schuhen antreten.
¡ Info: www.rallye-club-boeblingen.de (eru)
Vierpunkt­Anschnallgurt garantieren für
die entsprechende Sicherheit. „Wir haben
erst mal bei der Lebenshilfe und anderen Or­
ganisationen nachgefragt, die Resonanz war
überwältigend“, sagt Thomas Quellmalz,
Vorstandsvorsitzender des RCB. Alle woll­
ten die Kinder zum Kartslalomfahren schi­
cken. 2014 fanden dann die ersten Rennen
statt. Inzwischen bietet der RCB diesen Spaß
sechs bis achtmal pro Jahr an. „Es ist eine
tolle Möglichkeit Brücken zu bauen. Die El­
tern der behinderten Kinder trauen ihnen
das zu, andererseits tut das soziale Engage­
ment auch den gesunden Kindern gut“, sagt
Nicole Henk von der Lebenshilfe Böblingen,
die an diesem heißen Tag einen Eiswagen für
die 36 Teilnehmer und 25 Betreuer organi­
siert hat. Das Eis lenkt dann auch die Kinder
ab, als das Starterkabel des Kartmotors reißt
und sie eine Weile warten müssen, bis der
Defekt behoben wird. Inzwischen gibt es auch Anfragen von an­
deren Motorsportclubs aus Baden­Würt­
temberg, die gerne auch einen Kartanhänger
anbieten würden. „Ich habe den Anhänger
mit Hilfe eines Patentanwaltes sogar zum
Patent angemeldet“, sagt Markus Berg.
Durch Fördermittel des Deutschen Motor­
sport Verbands, der Aktion Mensch, der
Stadt Böblingen und von Behindertenver­
bänden konnte sogar ein zweiter Kartan­
hänger gebaut werden, der keine Kopfstütze
hat und deshalb auch von älteren Jugendli­
chen und Erwachsenen genutzt werden
kann. Der Böblinger Amtsleiter Josef Fischer ist
begeistert von der Entwicklung des Modells
Motorsport und Inklusion. „Es ist toll, was
der Verein geleistet hat und fördert auch den
Zusammenhalt unter der Jugendlichen im
Club“, sagt Fischer. Zwischen Viererkette und Talentförderung: Sabrina Eckhoff ist die erste WFV-Verbandssportlehrerin
Von Elke Rutschmann
Jürgen Frey
Sport-vor-Ort-Redaktion
cke, steigt in einen Kart, der mit einer An­
hängerkupplung mit einem Kartanhänger
verbunden ist, damit Kinder und Jugendli­
che mit Handicap ebenfalls die Geschwin­
digkeit und die Motorengeräusche genießen
können. „Das ist gelebte Inklusion. So ler­
nen unsere Kinder, Verantwortung zu über­
nehmen“, sagt Berit Erlbacher. Jacob macht gerade den hörbehinderten
Ole aus Böblingen glücklich. „Man muss
sich da erst herantasten, dass hinter einem
noch jemand mitfährt. Man muss den Par­
cours breiter fahren“, sagt Jacob. Die beiden
bilden ein gutes Gespann. Mit hochrotem
Kopf aber glücklich steigt Ole aus dem Kar­
Ein Frauen-Team des VfB – das wär’s!
Stiftung Leben mit Krebs
Service
Foto: Baumann
die Sichtung für den WFV­Kader des Jahr­
gangs 2003. Eckhoff bildet nicht nur Fuß­
ball­Lehrer aus, sondern kümmert sich auch
um die WFV­Mädchen unter 14 Jahren. Um
die Zukunft des Frauenfußballs. „Diese
Sportart kommt sympathisch und jung rü­
ber, das haben auch zuletzt die Einschalt­
quoten bei der WM in Kanada gezeigt“, sagt
Eckhoff, die vor allem von den US­Amerika­
nerinnen begeistert war. Sie hätten neben
der Kraft für Tempoläufe auch überlegte
Anspiele gezeigt. Beim deutschen Team, das
WM­Vierter wurde, fehlte ihr oft der Plan B:
Info
WFV-Verbandssportlehrer
¡ Sabrina Eckhoff (31): zuständig für die
Aus- und Fortbildung der Trainer und die
Mädchen U 14 sowie zusammen mit Steffen Sekler für die Mädchen U 16 und U 18.
¡ Ernst Thaler (48): betreut die ungeraden
Jahrgänge der Jungen von U 14 bis U 19
und koordiniert das Projekt TorspielerTrainer-Lizenz.
¡ Steffen Sekler (31): betreut die Mädchen
U 16 und U 18 und ist außerdem für Ausund Fortbildung der Trainer zuständig.
¡ Michael Rentschler (44): zuständig für
Trainerausbildung bis B-Lizenz, die Talentförderung der geraden Jahrgänge U 14 bis
U 19 sowie das neue Bambini-Konzept. Er
setzt sich zudem für die qualitative Ausbildung von Trainern für Kinder ein. (eru)
„Und bei Ballbesitz gab es das Problem, dass
zu wenige Chancen kreiert worden sind.“ Eckhoff selbst verfügt über die A­Lizenz
und möchte möglichst bald auch den Fuß­
ball­Lehrer in Köln machen. Wie sie den
weiblichen Nachwuchs fördern will, davon
hat sie klare Vorstellungen: „Die Mädels sol­
len, so lange es geht, mit Jungs spielen. Das
fördert die Athletik und die Schnelligkeit.“
Sie wäre natürlich stolz, wenn aus den Rei­
hen des WFV auch mal wieder eine Spielerin
den Sprung in die Nationalelf schaffen wür­
de – so wie zuletzt die Stuttgarterin Leonie
Maier, die aktuell für Bayern München
spielt. Es macht Eckhoff Sorgen, dass die
besten Nachwuchsspielerinnen aus der Re­
gion nicht gehalten werden können. „Wir
brauchen deshalb wieder einen Topverein in
Württemberg, damit die Talente nicht nach
Freiburg oder anderswo abwandern.“
Die WFV­Verbandssportlehrerin hofft da­
rauf, dass der VfB Stuttgart ähnlich wie der
VfL Wolfsburg oder der FC Bayern irgend­
wann ein Frauen­Team aufbaut. Dieses Ex­
periment hatte auch der Hamburger SV ge­
wagt. „Die Mannschaft wurde dann aufge­
löst, weil 400 000 Euro gefehlt haben“, sagt
Eckhoff, „das finde ich beschämend.“
Gleichzeitig ist die Ausbilderin aber auch
Realistin. Sie weiß, dass das Strukturprob­
lem im Frauenfußball nicht so schnell zu lö­
sen ist – und der VfB gerade andere Baustel­
len zu bearbeiten hat. Sie würde sich den­
noch freuen, wenn sich der neue WFV­Präsi­
dent Matthias Schöck und VfB­Chef Bernd
Wahler bald mal austauschen würden. Nicht
über den Saisonstart der Männer. Sondern
über den Startschuss für ein Frauen­Team.
Neu beim WFV: Sabrina Eckhoff Foto: Baumann