Herausforderungen - Internationale Schulpartnerschaften

HERAUSFORDERUNGEN UND STOLPERSTEINE
Projektplanung und Projetbesprechung:
Unterschiedliche Auffassungen in Bezug auf die Projektumsetzung (Dauer,
Projektthema, Art und Häufigkeit der Kommunikation, Projektsprache,...). Tipp:
Gemeinsame Einigung auf Ziele und Form der Partnerschaft unter Berücksichtigung
der Wünsche und Möglichkeiten der Projektpartner. Nach Möglichkeit in Form von
Partnerschaftsvereinbarung und Arbeitsplan und schriftlich festhalten.
Unterschiedliches Alter der SchülerInnen. Tipp: Klare Absprache mit der
Partnerschule bereits bei der Kontaktaufnahme.
Kommunikationsprobleme:
Sprach- und Verständigungsprobleme: Vor allem bei einem
SchülerInnenaustausch kann es zu Sprach- und Verständigungsproblemen kommen.
Des Öfteren ist für die SchülerInnen vor allem die Alltagskommunikation (Vokabel,
Redewendungen,...) schwierig. Es kann auch vorkommen, dass die SchülerInnen
einer Partnerschule, die Deutsch lernen, nur über geringe Deutschkenntnisse
verfügen. Tipp: Spezielle Vorbereitung der SchülerInnen im Sprachunterricht, mit
Schwerpunkt auf die Alltagskommunikation.
Missbrauch moderner Kommunikationsmittel: Im Rahmen internationaler
Schulprojekte werden häufig moderne Kommunikationsmittel zur Kommunikation
zwischen den SchülerInnen der Partnerschulen eingesetzt. Die Verwendung von
Facebook, Blogs, E-Mails, etc. birgt jedoch auch gewisse Gefahren in sich: Mobbing
der SchülerInnen, Veröffentlichung unangebrachter Aussagen, Verletzung des
Datenschutzes, etc. Tipp: Die Kommunikation zwischen den SchülerInnen sollte
wenn möglich im geschützten Rahmen stattfinden. Internetforen sollten stets von den
LehrerInnen betreut werden, und Beiträge eventuell vor der Veröffentlichung
kontrolliert werden. Besonders wichtig ist es, die SchülerInnen auf die Gefahren von
web2.0 hinzuweisen.
Interkulturelles Zentrum, Lindengasse 41/10, 1070 Wien, www.iz.or.at
Unterschiedliche Unterrichtsmethoden:
Unterschiedliches Verständnis von Partizipation und Unterrichtsgestaltung:
Während in manchen Ländern Partizipation, fächerübergreifender Unterricht,
selbständiges Lernen und viele andere Methoden wichtige Teile der Schul- und
Unterrichtsgestaltung darstellen, werden diese in anderen Ländern häufig noch eher
wenig im Schulalltag angewendet. Unterschiedliche Erfahrungen in der
LehrerInnenausbildung und der Unterrichtsgestaltung führen häufig zu
unterschiedlichen Lern- und Arbeitsstilen der Partnerschulen, was ein gewisses
Konfliktpotential mit sich bringen kann. Tipp: Besonders spannend sind
Begegnungen von LehrerInnen unterschiedlicher Länder im Rahmen von
Arbeitstreffen oder Seminaren. Der Austausch der unterschiedlichen Erfahrungen
und Methoden kann den eigenen Horizont erweitern, eröffnet neue Perspektiven und
führt zu einem besseren Verständnis zwischen den Lehrpersonen.
Interkulturelle Konflikte:
Interkulturelle Konflikte: Es gibt heute sehr viele Konflikte, in denen der kulturelle
Faktor eine Rolle spielt, aber es gibt sehr wenige Konflikte, in denen der kulturelle
Faktor die entscheidende Rolle spielt. Sehr oft werden Konflikte als interkulturelle
Konflikte bezeichnet, weil es mit dieser Definition leicht möglich ist, die eigentlichen
Konflikte zu verdrängen. Tipp: Faktoren eines Konflikts analysieren:
Ein Ansatz, um dieser „Falle“ zu entgehen ist, Konflikte genauer zu analysieren und
zu fragen, welche Faktoren, welche Rahmenbedingungen und welche Interessen
eine Bedeutung in diesem Konflikt haben. Soziale Schicht, (politische) Ausgrenzung,
Geschlecht, Minderheiten und Mehrheiten etc. sind nur ein paar Faktoren, die in
Konflikten eine Rolle spielen können. Natürlich soll neben den anderen Faktoren
auch der kulturelle Faktor analysiert werden. Dies sind meist Wertunterschiede,
Unterschiede in der Kommunikation, Unterschiede in der Wahrnehmung oder in der
Art und Weise, wie Konflikte gelöst werden.
Erwartung von Hilfeleistungen und Spenden: Bei Schulpartnerschaften mit
Schulen aus dem globalen Süden, kann der Wunsch der Partnerschule nach
finanzieller oder materieller Unterstützung und Hilfeleistung auftreten.
Unterschiedliche Erwartungen an die Partnerschaft können in diesem Fall zu
Konflikten führen. Tipp: Festlegung der Rahmenbedingungen zu Projektbeginn und
im Rahmen einer Partnerschaftsvereinbarung. Grundsätzlich spricht nichts gegen die
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Unterstützung der Partnerschule, sofern das Prinzip der Gleichwertigkeit beachtet
wird.
Kulturschock: Vor allem bei Schulpartnerschaften mit Schulen aus Ländern des
globalen Südens, kann ein SchülerInnenaustausch oder ein LehrerInnentreffen
neben positiven persönlichen Erfahrungen auch einen gewissen Kulturschock mit
sich bringen. Oft gestalten sich der Aufenthalt im Partnerland und das
Aufeinandertreffen mit einer "fremden" Kultur anders als erwartet. Gefühle die durch
einen Kulturschock entstehen können: Angst sich auf eine andere Kultur
einzulassen, ein Gefühl des Verlusts (Familie, Heimat, etc.), Ablehnung, Empörung,
Euphorie, persönlicher Stress sich anpassen zu müssen, der Wunsch zu helfen, oder
ein Gefühl der Ohnmacht. Tipp: Gründliche Vorbereitung des Austauschtreffens.
Auseinandersetzung mit Land, Leuten, kulturellen Kontexten und persönlichen
Erwartungen und Ängsten. Wir empfehlen enge Absprache und Austausch mit den
ProjektpartnerInnen.
Verstärkung von Stereotypen und Vorurteilen: Der direkte Kontakt mit Personen
aus verschiedenen kulturellen Kontexten birgt ein enormes Potential im Sinne des
interkulturellen und globalen Lernens: Einblick in die Lebens- und Alltagsrealität von
Jugendlichen und von Lehrerkolleg/innen aus erster Hand; die Möglichkeit
persönliche Beziehungen aufzubauen und dadurch einen wertschätzenden Zugang
zu anderen kulturellen Settings zu finden; die Chance auf einen gemeinsamen
Lernprozess der bereichernd ist für alle Beteiligten- um nur einige Aspekte zu
nennen. Gleichzeitig können durch eine nicht geglückte Kooperation z.B. vorhandene
Stereotype verstärkt werden. Um dem vorzubeugen, ist eine qualifizierte Betreuung
und kontinuierliche Evaluation einer Schulpartnerschaft durch die verantwortlichen
Lehrer/innen - und auch die Schüler/innen - unumgänglich.
Stolpersteine während eines Partnerschulbesuchs:
Unterschiedliche Wertschätzung des SchülerInnenaustauschs: In manchen
Partnerländern, z.B. in Großbritannien, besitzt Fremdsprachenunterricht traditionell
ein geringeres Gewicht, und eine internationale Begegnung hat dort im Bewusstsein
von Eltern und Jugendlichen oft einen weniger hohen Stellenwert als bei uns, zumal
solche Fahrten häufig innerschulisch in Konkurrenz stehen mit attraktiven, eher
touristischen Schulfahrtsangeboten. Auch daraus können Probleme bei der
Organisation von Begegnungen entstehen (Quelle: online im WWW unter: http://www.ghsmh.de/austausch/seite6.htm)
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Hohe Belastung der Lehrpersonen beim SchülerInnenaustausch: Für die
LehrerInnen des GastgeberInnenlandes stellt ein SchülerInnenbesuch der
Partnerschule meist eine hohe Belastung dar. Oft sind die Arbeitszeiten länger, die
Bezahlung geringer und Reisekostenerstattung durch den Dienstgeber gibt es nicht.
Von daher hängt der langfristige Erfolg einer Schulpartnerschaft häufig vom
Engagement der ausländischen Lehrerinnen und Lehrer ab, die die Aufgabe der
Organisation und Durchführung der Begegnungsprogramme übernommen haben,
und dafür ein erhebliches Maß an Überstunden leisten. Man sollte daher Verständnis
haben, wenn gewünschte Fristen nicht eingehalten werden, die Organisation
improvisiert und wenig perfekt wirkt oder die Programmgestaltung nicht den
Wünschen nach einer projekt- und handlungsorientierten Begegnung entspricht.
(Quelle: online im WWW unter: http://www.ghs-mh.de/austausch/seite6.htm). Tipp: Ein
SchülerInnenaustausch sollte bestenfalls immer in beide Richtungen stattfinden.
Jede Schule übernimmt somit die Rolle des Gastgebers und des Besuchers.
Unsicherheit der SchülerInnen beim SchülerInnenaustausch: Internationale
SchülerInnenbegegnungen führen nicht automatisch zur Steigerung der
kommunikativen Kompetenz. Wenn die Unsicherheit in der fremden Umgebung zu
groß wird, besteht die Gefahr einer Abkapselung der SchülerInnen. Tipp: Gute
Erfahrung wurde mit dem Prinzip des Tandems gemacht: Zwei SchülerInnen - je
einer aus den beiden Austauschländern - vereinbaren möglichst viel Zeit miteinander
zu verbringen und einander die jeweilige Kultur, ihr Land, ihre Sprache usw. vor zu
stellen. Dazwischen gibt es immer wieder Phasen, in denen man sich mit der
eigenen Klasse bzw. Gruppe trifft. Diese Gruppe der eigenen Klasse bildet ein
wichtiges Stück Sicherheit, in das man sich immer wieder zurückziehen kann. Dieses
Pendeln zwischen Vertrautheit und Fremden ist wichtig, um Entdeckungen machen
zu können.
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